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MarieLedoux

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2018

Einzigartig muss nicht immer sonderbar sein

Mein Herz in allen Einzelteilen
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David und Kit gehen in die gleiche Highschool und besuchen auch gemeinsam Kurse, doch ihre Wege kreuzen sich sonst eher selten.
Als Kits Vater bei einem Autounfall stirbt, steht ihre Welt völlig Kopf. ...

David und Kit gehen in die gleiche Highschool und besuchen auch gemeinsam Kurse, doch ihre Wege kreuzen sich sonst eher selten.
Als Kits Vater bei einem Autounfall stirbt, steht ihre Welt völlig Kopf. Niemand kann sie verstehen und alle erwarten, dass sie wieder zur Normalität findet. Deshalb entscheidet sie sich eines Tages die Mittagspause mit David zu verbringen. Sie schätzt sein Schweigen und er behandelt sie nicht wie ein rohes Ei.

David unterscheidet sich von allen anderen Mitschülern. Ihm fällt es ungemein schwer, soziale Kontakte zu knüpfen. Bei allgemein üblichen Aktivitäten nimmt er auch nicht teil. Sein Tag ist durchgeplant und organisiert. Seine ruppige und direkte Art stößt bei vielen auf Ablehnung und deshalb hält er sich meist von den anderen Schülern fern.

Mit den gemeinsamen Mittagessen beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft, die beiden hilft schwierige Zeiten zu überstehen.

Wie hat es mir gefallen?

Wieder einmal wurde ich ein williges Opfer des Titels, des Covers und vor allem des Klappentexts. Zwar habe ich hin und wieder Probleme mit Jugendbüchern, aber diesem Buch wollte ich unbedingt eine Chance geben.


Erzählt wird die Geschichte meist abwechselnd aus Kits und Davids Sicht. Besonders David hat mich immer wieder in seinen Bann gezogen. Sein Leben mit dem Asperger Syndrom gestaltet sich besonders schwer. Mit dieser speziellen Form des Autismus können betroffene zwar ein fast normales Leben führen, allerdings ist es nicht ganz einfach. So ergeht es auch David. Ihm fällt es ungemein schwer, menschliche Reaktionen richtig zu interpretieren und einzuordnen. Deshalb hat er ständig ein Notizbuch bei sich. Gemeinsam mit seiner Schwester hat er Regeln aufgeschrieben, Menschen kategorisiert, um sie besser beurteilen zu können.

Anfangs weiß Kit nicht so genau, warum sie sich zu David gesetzt hat. Langsam jedoch erkennt sie, wie er tickt, wie sie seine Reaktionen und Handlungen einordnen soll. Sie fühlt sich wohl in seiner Gesellschaft, denn er spricht Dinge oft klar und direkt aus. Zwar ist dies oft schmerzhaft, aber auch befreiend. Mit ihren Freunden verbindet sie so kurz nach dem Tod ihres Vaters kaum mehr etwas.

Die Autorin beschreibt Kits Ausnahmezustand sehr gut. Die Welt der jungen Frau ist in 1000 Teile zersprungen, nichts ist mehr wie es früher war und deshalb kann sie auch nicht mehr einfach so weiterleben, wie vor dem Autounfall. Selbst mit ihrer Mutter hat sie Probleme eine gemeinsame Gesprächsbasis zu finden.

David versteht zwar Kits Gefühlslage nicht in allen Einzelheiten, aber er mag sie unglaublich gerne und will ihr helfen. Sie verbringen ungewöhnlich viel Zeit miteinander und lernen sich sehr gut kennen.

Die Autorin hat ein wundervolles Buch geschrieben mit einer ungewöhnlichen aber über aus sympathischen männlichen Hauptfigur, die mein Herz im Sturm erobert hat.

Kit ist eine junge Frau, die ich sofort in die Arme nehmen und trösten wollte. Mein Papa ist erst vor kurzem verstorben und ich kann ihren Schmerz nachvollziehen.

Besonders gefallen, hat mir vor allem auch das letzte Drittel und das Ende. Eine großartige Geschichte mit überzeugenden Figuren, die ich auch Erwachsenen empfehlen kann.

https://www.mariessalondulivre.at/2018/04/buxbaum-julie-mein-herz-in-allen-einzelteilen.html

Veröffentlicht am 15.03.2018

Heißer erotischer Roman

Ein Verlangen
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„Ein Verlangen“ soll Cages erster Film werden. Seit langem hegt er diesen Traum, einen erotischen Streifen, geschmackvoll in Szene zu setzen. Er treibt das Geld dafür auf und möchte selbst Regie führen. ...

„Ein Verlangen“ soll Cages erster Film werden. Seit langem hegt er diesen Traum, einen erotischen Streifen, geschmackvoll in Szene zu setzen. Er treibt das Geld dafür auf und möchte selbst Regie führen.

Seinen männlichen Hauptdarsteller hat er bereits in Rhys gefunden. Nur die weibliche Hauptrolle muss noch besetzt werden. Bei einem offenen Casting soll die geeignete Frau gefunden werden. Cage hat mit vielen Bewerberinnen gerechnet, dass jedoch seine Exfreundin Jade dort auftaucht, überrascht ihn total. Noch schlimmer trifft ihn die Tatsache, dass die Chemie zwischen ihr und Ryhs stimmt. Damit steht die Entscheidung ihr die Hauptrolle zu geben.

Wie werden die Dreharbeiten ablaufen, wenn sie sich jeden Tag wiedersehen? Beide knabbern immer noch an der Trennung vor 6 Jahren.

Wie hat es mir gefallen?

Nachdem ich bereits „Drei Begierden“ und „Zwei Sehnsüchte“ gelesen und gemocht habe, musste ich nun natürlich auch „Ein Verlangen“ lesen. Man kann alle 3 Geschichten unabhängig voneinander lesen, aber es macht eindeutig mehr Spaß alle in der richtigen Reihenfolge zu lesen.


Dieses Mal entführt uns die Autorin nach Hollywood in eine Filmproduktion. Cage Ford hält hier alle Zügel in der Hand, denn er möchte sich unbedingt und gegen alle Widerstände seinen Traum erfüllen: Einen erotischen Liebesfilm mit Auszügen aus dem wahren Leben seines Bruders Tyler. Dafür sucht er die besten Schauspieler, denn es soll nicht nur um die körperliche Anziehungskraft zwischen einem Liebespaar gehen sondern vor allem auch, um die emotionale Bindung der beiden. Gerade dieser Aspekt ist ihm besonders wichtig, denn seine persönliche Vergangenheit und seine Liebe zu Jade haben ihn geprägt. Die vergebene Chance mit Jade eine Beziehung aufzubauen, lasten immer noch schwer auf ihm. Seine meist zurückhaltende und besonnene Art machen ihn auf gewisse Weise sehr interessant und ein wenig undurchschaubar.

Jade leidet insgeheim immer noch unter der Trennung von Cage. Seither hält sie sich mit Gelegenheitsjobs und Theaterengagements über Wasser. Die Chance eine Hauptrolle in einem Hollywoodstreifen zu ergattern, lässt sie sämtliche Grenzen überschreiten. Sie springt über ihren Schatten und geht zum Casting für Cages Film. Als sie die Rolle erhält, ist ihr bewusst, dass sie Cage jeden Tag sehen wird. Die Anziehungskraft zwischen ihnen ist immer noch spürbar und sie ahnt, dass sie dieser kaum widerstehen kann.

Sowohl Jade als auch Cage erinnern sich an ihre Beziehung. Die Trennung verlief damals nicht gerade erfreulich, denn Cage wandte sich von einer Minute auf die andere von Jade ab, ohne Erklärung! Diese Ausgangssituation zeugt von Beginn an Spannung.

Aber Peyton Dare schreibt nicht nur einfache Liebesromane. Sie kreiert ein sinnliches Bild rund um die zwei Hauptfiguren. Dieses Mal integriert sie noch einen weiteren Mann , der für zusätzliche heiße Moment sorgt.

Ich gebe zu, dass mir diese Geschichte am besten von allen 3 am besten gefallen hat, denn bei Jade und Cage fühlte ich sofort ihre innige Verbindung. Gleichzeitig gibt es hier einen Bezug zu Teil 1.


Peyton Dares Romane sind dem erotischen Genre zuzuordnen, eindeutig sogar. Sie spielt mit ungewöhnlichen Konstellationen. Sie beschreibt erotische Fantasien und verwebt diese gekonnt in die Geschichte mit einer kleinen Krimihandlung. Somit ergibt sich ein sehr gelungener Mix aus Handlung und Erotik.

Veröffentlicht am 12.02.2018

Nichts ganz Neues aber kein schlechter 1. Teil

Hardwired - verführt
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„Clozpin“ ist Ericas Baby. In ihr Start-Up Unternehmen hat sie viel Zeit gesteckt und nun sucht sie Sponsoren, um die Firma auf ein höheres Leven zu bringen. Bei „Angelcom“ scheint sie an der richtigen ...

„Clozpin“ ist Ericas Baby. In ihr Start-Up Unternehmen hat sie viel Zeit gesteckt und nun sucht sie Sponsoren, um die Firma auf ein höheres Leven zu bringen. Bei „Angelcom“ scheint sie an der richtigen Adresse zu sein. Ihre Präsentation ist auch ein Erfolg, doch an Blake Landon beißt sie sich die Zähne aus. Er lässt sie kalt abblitzen und erschüttert so ihr Selbstbewusstsein in den Grundfesten.

Blakes Ablehnung macht Erica ungemein wütend und gleichzeitig fühlt sie sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen. Die Widersprüchlichkeit ihrer Gefühle ist ihr völlig bewusst und sie steigert sich noch mehr in ihre Arbeit. Eigentlich sollten sich Erica und Blake auch kaum mehr über den Weg laufen, aber das Schicksal hat scheinbar anderes geplant.

Wie hat es mir gefallen?

Lange, lange lag dieses Buch auf meinem SuB. Eine Freundin hat die Geschichte gerade gelesen und mich geradezu gezwungen, die Geschichte zu lesen. Natürlich haben mich auch die absolut tollen Cover gelockt. Diese metallic Einbände finde ich sehr gelungen. Das Auge isst ja bekanntlich immer mit.

Ganz neu ist die Geschichte nicht. Eine junge Frau trifft einen Millionär, die Anziehungskraft zwischen den beiden ist riesig, doch beide wollen ihr nicht nachgeben.

Erica ist clever, ehrgeizig und sucht dringend Sponsoren für ihr Unternehmen. Gemeinsam mit ihrer Freundin Ally arbeitet sie hart, ihre Seite Clozpin erfolgreich zu machen. Bereits neben ihrem Studium hat sie daran gewerkelt und nun möchte sie ihre ganze Kraft darauf konzentrieren. Ihr Focus liegt klar und deutlich auf ihrem Ziel, damit zeichnet die Autorin eine starke Frau, die jedem Mann die Stirn bieten kann. Diese Figur ist eindeutig ein Pluspunkt der Geschichte.

Bei Blake liegt die Sache ein wenig anders. Seine Motive Erica hinterher zu jagen, liegen anfangs komplett im Schatten. Ihn umgibt natürlich eine Aura des Bad Boys und seine Vergangenheit ist selbstverständlich sehr geheimnisvoll. Ehrlich dachte ich, dass es sich hier wieder um eine schlimme Kindheit oder ähnliches handeln würde, aber ich wurde überrascht. Seine Jugend könnte noch für die eine oder andere Wendung sorgen.

Es handelt sich hier eindeutig um eine sehr erotische Liebesgeschichte. Dem körperlichen Akt wird viel Zeit und Raum eingeräumt, dessen sollte sich die Leserin/der Leser klar sein.

Ich lege jetzt gleich mit Teil 2 nach, denn ich möchte mich selbst davon überzeugen, ob den Hauptfiguren noch eine weitere Entwicklung bevorsteht oder ob es sich ähnlich verhält, wie in anderen Geschichten. Ständige Bettgymnastik kann nicht über fehlende Story hinweg täuschen.

www.mariessalondulivre.at

Veröffentlicht am 05.02.2018

Die Bären sind los

Age of Trinity - Silbernes Schweigen
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Seit dem Ende von Silentium verändert sich die Welt. Endlich arbeiten Menschen, Gestaltwandler und Mediale zusammen. EmNet (Emergency Network) geleitet von Silver Mercant ist ein Verbindungsglied zwischen ...

Seit dem Ende von Silentium verändert sich die Welt. Endlich arbeiten Menschen, Gestaltwandler und Mediale zusammen. EmNet (Emergency Network) geleitet von Silver Mercant ist ein Verbindungsglied zwischen den Rassen und organisiert Hilfe wenn Not am Mann ist.
Aber nicht alle können oder wollen mit diesen Neuerungen Schritt halten. Im Hintergrund werden Fäden gezogen, um den Hass zwischen den Rassen zu schüren. Ein hinterhältiger Mordanschlag auf Silver bringt sie dazu, sich im Bärenrudel StoneWater unter dem Alpha Valentin zu verstecken. Hinter dem netten Angebot des Alphas steckt natürlich auch ein sehr persönliches Interesse. Der Mann Valentin als auch sein Bär fühlen sich von der Medialen magisch angezogen. Es reizt ihn, sie aus der Reserve zu locken. Er erkennt, dass in ihr eine starke Frau steckt, die eines Alphas würdig ist. Damit beginnt ein Spiel zwischen einem Alpha Bären, der versucht ein Gentleman Bär zu sein und einer Medialen, die in Silentium aufgewachsen ist.

Wie hat es mir gefallen?


Wer mich kennt, weiß, dass ich hier einfach nicht objektiv sein kann. Ich liebe die Autorin – nicht erst seit ich sie in Berlin bei der LLC 2012 persönlich kennen lernen durfte.


Nalini Singhs Schreibstil überzeugt mich auch dieses Mal. Man erkennt, dass sie ihre Figuren liebt und ihr die Welt am Herzen liegt. In dieser Geschichte wurde mir wieder einmal richtig bewusst, welche Gräben es zwischen den Menschen, Gestaltwandlern und Medialen gab. Erst durch den Fall von Silentium begannen die Rassen zusammen zu arbeiten.


In den letzten Büchern wandelte sich die Welt bereits und nun unter Trinity versuchen die Mitglieder aller Parteien die Vorurteile zu entkräften. Vor allem die Führer der Menschen trauen dem Frieden noch nicht. Zu oft wurden sie von den Medialen betrogen oder sogar ihre Gehirne völlig zerstört, um so die Ideen zu stehlen.


Ergänzt wird der Handlungsstrang noch durch im Dunkel liegende Personen, die die neue Weltordnung nicht akzeptieren können und deshalb alles in ihrer Macht stehende tun, um diese zu torpedieren. Sie schrecken auch nicht vor Bombenattentate oder Mord zurück.


Als Leiterin von EmNet (Emergency Network) steht Silver Mercant im Focus der Öffentlichkeit. Valentin Nikolaev, Alpha Bär des StoneWater Rudels, vereitelt einen Mordanschlag auf Silver. Nur knapp kommt sie mit dem Leben davon. Valentin bietet ihr völlig selbstlos haha an, sich im Rudel zu verstecken, bis der Täter geschnappt wurde. Er ist fest entschlossen Silver zu verführen und sie zur Seinen zu machen. Ihm ist von Anfang an klar, dass sie ihm ebenbürtig ist.


Ich kann ehrlich sagen, dass ich ein absoluter Fan vom SnowDancer Alpha Hawke bin. Aber Valentin hat sich bereits in den ersten 30 Seiten in mein Herz geschlichen. Er ist sich seines Charmes äußerst bewusst und nutzt diesen Vorteil gnadenlos aus, aber niemals in böser Absicht. Er ist ein Alpha mit einem riesig großen Herz, das alle bis zum Tod verteidigen würde, die er liebt. Seine verspielte Art täuscht viele, denn es gibt einen schweres Geheimnis, das ihn peinigt und nicht loslässt.


Silver ist ein wichtiges Mitglied der Mercant Familie. Ihr Tod würde die Machtverhältnisse zum Wanken bringen. Sie selbst sieht sich nicht so wichtig, aber mit ihrer neuen Führungsrolle bei EmNet bekommt ihr Leben noch mehr Gewicht. Als sie im Rudel unter kommt, sieht sie, dass Familie und Rudel gar nicht so unterschiedlich sind.


Alte Bekannte wie Kaleb, Nikita. Ashaya und sogar Dorian tauchen, wenn auch nur kurz auf. Einen besonderen Platz hat Lucas Hunter, denn Valentin ist sich sicher, wenn Lucas Sascha zu seiner Gefährtin machen konnte, dann schafft das auch ein Bär Alpha, der ein Gentleman sein will, ein Bär eben, aber genauso listig wie eine Katze.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Handlung
Veröffentlicht am 12.01.2018

Ergreifend und berührend

Karolinas Töchter
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Chicago 2013:

68 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs möchte Lena Woodward, geborene Scheinmann endlich ein Versprechen einlösen. Sie will Karolinas Zwillinge finden.

Dazu sucht sie sich Hilfe beim Ermittler ...

Chicago 2013:

68 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs möchte Lena Woodward, geborene Scheinmann endlich ein Versprechen einlösen. Sie will Karolinas Zwillinge finden.

Dazu sucht sie sich Hilfe beim Ermittler Liam Taggart und seiner Frau, der Anwältin Cathrine Lockhart. Stück für Stück erzählt Lena ihre Geschichte, die in Polen in den 30iger Jahren beginnt. Sie berichtet, wie Deutschland Polen überrollt und unter seine Kontrolle bringt.

Da die Familie dem jüdischen Glauben angehört, gelten für sie auch alle Gesetze, die gegen jüdische Menschen erlassen werden. Als die Familie aus ihrem Haus vertrieben und auseinander gerissen wird, muss Lena jeden Tag aufs Neue Entscheidungen treffen. Eine Jugendliche, die bisher behütet aufgewachsen ist und nun alleine in den Wirren des Krieges gefangen ist. Die Bedingungen verschärfen sich und gemeinsam mit Karolina, ihrer Freundin aus Kindheitstagen kämpft sie ums Überleben. Als Karolina schwanger wird und Zwillinge zur Welt bringt, wissen beide, dass den zwei Mädchen wahrscheinlich kein langes Leben beschert sein wird.

Wie hat es mir gefallen?

Mir fehlen die richtigen Worte. Ich befürchte, ich kann niemals genau beschreiben, warum ich diese Geschichte so beeindruckend fand.

Ein kleiner Exkurs:

Ich bin 1971 in Österreich geboren und 1988 war das Gedenkjahr „50 Jahre Einmarsch Hitlers in Österreich“ ein großes Thema. Meine Generation, ist die erste, die über den 2. WK unterrichtet wurde. Das Land begann damals seine Rolle neu zu überdenken. Neue Informationen über Mitläufer und Täter kamen ans Licht.

Da meine Mama aus Frankreich stammt, durfte ich noch eine andere Sichtweise kennenlernen. Gleichzeitig unterrichtete sie Geschichte und somit waren meinem Wissensdurst keine Grenzen gesetzt.

Ich wollte unbedingt wissen, warum es soweit kommen konnte, dass normale Menschen zu Monstern wurden und warum, die Bevölkerung sich nicht gegen dieses Regime auflehnte. Ich las unzählige Tatsachenberichte und auch Romane. Ich ging sogar soweit, in den Tiroler Archiven zu forschen, um Überlebende des Holocaust zu finden. Ich durfte ein paar persönlich kennenlernen und habe Geschichten gehört, die mich entsetzt, berührt und betroffen gemacht haben.

In dieser Zeit gab es auch jede Menge Dokumentationen! Was Schilderungen und Beschreibungen nicht erfassen konnten, ergänzten Bilder. Das war eine ganz neue Dimension der Grausamkeit.
Damals glaubte ich noch daran, dass die Menschheit aus ihrer Geschichte lernen kann, als es dann während des Jugoslawien-Kriegs wieder Konzentrationslager gab, schloss ich vorübergehend dieses Kapitel ab.

Erst langsam traute ich mich wieder an dieses emotionale Thema heran. Nach dem Roman „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak begann ich mit „Sarahs Schlüssel“ von Tatjana de Rosnay wieder über diese Zeit zu lesen. Als ich in Paris war, musste ich mich auf die Spuren von „Rafle du Vélodrome d’Hiver“ begeben. Am 16. Und 17. Juli 1942 wurden die Juden Paris in dem Velodrom zusammen gepfercht und mussten dort tagelang ohne Versorgung aushalten, bevor sie in Vernichtungslager im Osten verfrachtet wurden. Unverhältnismäßig viele Frauen und Kinder fielen der Razzia zum Opfer. Die französische Polizei half tatkräftig mit. Ein Kapitel in der Geschichte Frankreichs, das niemand gerne erwähnt.

Ihr seht, ich befasse mich schon recht lange mit dem Holocaust und dem 2. WK, jedoch nur mehr in geringen Dosen, denn es erschüttert mich auch heute, über diese Zeit zu lesen.
Mit „Karolinas Töchter“ fand ich ein Buch, das ein wahrer Schatz in meinem SuB war.

Das Augenmerk liegt natürlich auf Lena und ihrer Geschichte rund um ihre Freundin Karolina. Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung liegt oder die Sprache auch im Original eher einfach ist. Damit meine ich, dass es keine, unendlich langen, in einander verschachtelte Sätze gibt. Diese direkte Schreibweise unterstreicht die Erzählung und die Eindringlichkeit der Ereignisse. Jeder überlebte Tag ist ein Erfolg und Widerstand gegen die Nazis.

Doch in der Grausamkeit des Alltags gibt es auch winzig kleine Lichter der Hoffnung. Ein Gebet mitten in der Hölle, ein Stück Obst von einem jungen Mann oder ein angebotener Schlafplatz in einer kleinen Nische.

Die Suche nach Karolinas Töchter nimmt auch den größten Teil der Geschichte ein. Liam und Cathrine werden schnell von Lenas Erzählungen in den Bann gezogen. Zwar ist die Dame bereits 89 Jahre alt, aber ihr Gedächtnis scheint völlig in Ordnung zu sein. Ihr Sohn Arthur zweifelt ihre geistige Gesundheit jedoch stark an und glaubt, sie leide an Altersdemenz. Auf seine eigene Art und Weise möchte er seine Mutter beschützen, aber manchmal hätte ich ihm liebend gerne eine Kopfnuss verpasst. So beginnt auch noch ein Wettlauf gegen die Zeit, um die Entmündigung Lenas zu verhindern.

Mit diesen zwei Handlungssträngen, die sich abwechseln, hält Ronald H. Balson die Spannung ständig aufrecht. Denn Liam und Cathrine fühlen sich für Lena verantwortlich. Sie versuchen alles, dass sie ihr Versprechen halten kann. Aber die Zeit drängt gnadenlos. So viele Jahre nach Ende des Kriegs wird es fast unmöglich, Beweise und Hinweise zu finden.
In seiner Widmung bedankt sich der Autor bei Fay Scharf Waldman, deren Geschichte er in diesem Roman erzählt. Einzig die Ereignisse in Chicago sind erfunden und haben mit Fay überhaupt nichts zu tun. Vielleicht könnte in Schulen dieses Buch gelesen werden, um somit einen Teil zur Bildung rund um den Holocaust beizutragen.

Wer „Die Nachtigall“ von Kristin Hannah mochte, wird dieses Buch genauso gerne lesen. Wobei „gerne“ nicht das passende Wort ist. Ich lege es euch ans Herz. Lasst euch auf Lena und Karolinas Geschichte ein.