Eine lesenswerte Geschichte, die noch etwas Liebe gebraucht hätte.
Nacht ohne MorgenAlexis Douviers wurde als drittes von vier Kindern geboren. Die starke Bindung zu seinem Großvater hat ihn geprägt und so ist er ein aufgeschlossener junger Mann geworden, der seine Familie, seine Freunde ...
Alexis Douviers wurde als drittes von vier Kindern geboren. Die starke Bindung zu seinem Großvater hat ihn geprägt und so ist er ein aufgeschlossener junger Mann geworden, der seine Familie, seine Freunde und sein Leben liebt.
Alexis war dreizehn als sein Schauspiellehrer Samuel sich mehrfach an im verging. Danach hatte Alexis das Gefühl, dass sein Körper nicht mehr ihm gehörte. Souverän wechselte er die Schule und versuchte seine Erlebnisse zu vergessen. Jahre später brennt in ihm der Wunsch, seinen Eltern zu sagen, dass er Männer liebt, doch dann erfahren sie von Samuel, einige seiner damaligen Mitschüler hatten den Schauspiellehrer angezeigt.
Marc wuchs auf Korsika auf. Er war siebzehn als sein Vater ihn brüllend Tunte! nannte und ihm den Koffer vor die Tür stellte, weil Marc Matteo liebte. Marc stieg auf die Fähre nach Nizza und sah seinen Vater nie wieder. Eine glückliche Fügung trieb ihn nach New York, wo er in der Finanzwelt aufstieg. Er entwickelt sich zu einem erfolgreichen, gutaussehenden Mann, der privat, in der riesigen Stadt keinen Fuß fassen kann. Seine Beziehungen bleiben oberflächlich, können weder seine sexuelle Gier erfüllen, noch seinen stillen Kummer heilen. Marcs Depression zeigt sich in seiner Arbeitswut, seinem Tabletten- und Kokskonsum und seiner Sexsucht. Sein Selbsthass ist riesig.
Bei einem Besuch in Nizza lernt Marc Alexis kennen und sie fühlen sich zutiefst zueinander hingezogen. Frühere Beziehungen haben beide verletzt und misstrauisch gemacht. Sie raufen sich immer wieder zusammen. Marc überwindet seine Eifersucht, Alexis sein Gefühl der Minderwertigkeit. Alle Zeichen deuten auf ein erfülltes, glückliches Leben, doch dann passiert Alexis etwas schreckliches.
Fazit: Zuerst einmal, das Cover ist ein Kunstwerk, die Veredelung ein haptischer Genuss.
Die Geschichte beginnt mit einem Prolog und erzählt danach in der Rückschau von Mark und Alexis. Welche Erlebnisse sie ausmachen. Stellenweise entstehen Verdachtsmomente und die Storry wirkt wie ein Krimi. Tatsächlich aber, war es die Liebesgeschichte zwischen Marc und Alexis. Der Konflikt, die Schwierigkeiten aus ihrer Vergangenheit, die sie immer wieder trennten zu überwinden. Ich mag, dass der Autor diverse Tabuthemen bearbeitet hat. Das Schwulsein an sich, das tatsächlich im prüden Frankreich noch heute eine familiäre Schande ist. Sexueller Missbrauch, Gewalt in der Beziehung, Machtmissbrauch, Workahollic, Sexsucht, Depression. Rachsucht.
Was mir nicht gefallen hat waren die vielen Schönheitsfehler, dass die Geschichte stark konstruiert ist. Ich fand die Mutter in ihrem Gedankengang, gerade zu Anfang nicht überzeugend.
Über ihr etwas zu aufgeräumtes Leben ist gerade eine Tragödie hereingebrochen. Catherine muss sich ihr stellen. S. 17
So sieht echte Verzweiflung nicht aus, die hätte ich aber erwartet.
Die Hortensien verbreiten noch immer ihren Duft. S. 213
Ne, Hortensien duften nicht.
Der Versuch des Autors mich bei der Stange zu halten, ohne Mehrwert zu bieten:
Ein unersättlicher Drang treibt sie beharrlich einander zu. Er ist unbändig. Wie eine Selbstverständlichkeit, der sie sich beugen, eine Macht, vor der sie die Waffen strecken müssen. S. 195
Ja ok, ich hatte schon die letzten 50 Seiten verstanden, dass ihr geilen Sex habt, du hast es mir ja gezeigt, warum bringst du mich jetzt zum Gähnen?
Alles in allem eine lesenswerte Geschichte, die noch etwas Liebe gebraucht hätte.