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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2023

Grauenvolles Kleinstadtleben

Dinge, die wir brennen sahen
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Durton ist eine Kleinstadt in Australien und es ist ein sehr heißer Tag, als Esther nach der Schule nicht nach Hause kommt.
Während wir Lesende wissen, dass Esther nicht überleben wird, haben die Kleinstadtbewohner, ...

Durton ist eine Kleinstadt in Australien und es ist ein sehr heißer Tag, als Esther nach der Schule nicht nach Hause kommt.
Während wir Lesende wissen, dass Esther nicht überleben wird, haben die Kleinstadtbewohner, allen voran Esthers Eltern und ihre beste Freundin, natürlich Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Das macht das Lesen besonders beklemmend und irgendwie hofft man dann doch, dass alles nur ein schrecklicher Irrtum ist.

Nach und nach taucht man tiefer ein in das Leben in der Kleinstadt und einige ihrer Bewohnerinnen und Bewohner.
Gerade die Bewohner machten mich oft sprachlos. So ein kleiner Ort, jeder kennt jeden und doch ist unter der Oberfläche so viel verborgen.
Nicht gerade einfache Kost, es ist so lebendig geschrieben, dass ich oft vergessen habe, dass es eine fiktive Story ist.
Zwischen Wut und Ohnmacht - das waren doch des Öfteren meine Gefühle beim Lesen.

Der Buchaufbau war gut gewählt. Man bekommt Einblicke, aber immer nur dosiert, so dass man nicht weiß, wie die Zusammenhänge sind. So nach und nach fügt sich dann alles zusammen. Man rätselt mit und zumindest mein Verdacht, wer Täter*in gewesen sein könnte, hat sich nicht bestätigt.
Die Auflösung war aber stimmig und realistisch.

Das Buch hat definitiv eine großen Anteil Thrillerelemente und ist unglaublich spannend, aber trotzdem kein klassischer Thriller.
Es ist auch eine Gesellschaftsstudie und macht deutlich, wie die Strukturen und Machtverhältnisse auch heute noch sind. Und wie ungut das ist.


Fazit: Ein Highlight des bisherigen Jahres. Die Autorin schafft es dass man voll in die Story hineinkatapultiert wird, es ist alles sehr nah (und geht einem auch nach).

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 12.04.2023

Ein Blick hinter die Instagram-Kulissen

Die Perfektionen
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Anna und Tom sind jung und leben im hippen Berlin. Natürlich in einer Altbauwohnung und natürlich machen sie "irgendwas mit Computern". Von zu Hause aus.
Wir lernen erstmal ihre Wohnung kennen, die 1:1 ...

Anna und Tom sind jung und leben im hippen Berlin. Natürlich in einer Altbauwohnung und natürlich machen sie "irgendwas mit Computern". Von zu Hause aus.
Wir lernen erstmal ihre Wohnung kennen, die 1:1 den vielen, vielen Instagram Bildern entspricht, die wir alle vor unserem Auge haben, wenn wir die Keywords "Berlin" Altbau" "junges Paar" "stylisch" und "Monstera" hören.
Uff, lebt die Generation tatsächlich so uniformiert wie es uns Social Media vorspiegelt?
Das Paar lässt sich treiben, kann weder gut genug deutsch noch sind sie englische Native Speaker, deshalb sehen sie auch keine anderen Jobprofile für sich, obwohl sie eine latente Unzufriedenheit spüren.

Weil sich ihre Wohnung gut temporär untervermieten lässt, können sie sich auch kürzere und längere Aufenthalte im Ausland leisten.
Schöne Fotos in den Social-Media-Profilen, Campari und Laptop, pittoreske Städtchen, all das.
Doch hinter den schönen Kulissen ist die Stimmung nicht gut.

Ein kurzer Einblick in das Leben dieser Generation, den sogenannten Digitalen Nomaden, die von überall aus arbeiten können, sich schon auch irgendwie engagieren, aber hadern, dass es an echten Herausforderungen fehlt (hallo? Klimawandel? Um nur ein Beispiel zu nennen) und fast neidisch auf die Kriegsgeneration sind.
"Die revolutionärste Zukunftsvision, die sie sich vorstellen konnten, war Geschlechtergerechtigkeit in Führungsetagen, Elektroautos, Vegetarismus"

Sie leben in ihrer Bubble in der "niemand Arzt oder Konditor oder Taxifahrer oder Mittelschullehrer war. Sie zogen ausschließlich durch Wohnungen voller Pflanzen und durch Cafés mit einwandfreiem WLAN. Auf lange Sicht kam man zu dem unvermeidlichen Schluss, dass es nichts anderes gab.

Das kurze Büchlein liest sich schnell und macht nachdenklich. Es ist keine Abrechnung und ob es tatsächlich ein Generationenporträt ist? Oder nicht doch nur einen bestimmten Teil dieser Generation betrifft?
Auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 11.04.2023

Gute Unterhaltung mit kauzigen Charakteren

30 Tage Dunkelheit
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Hannah schreibt Literatur mit Anspruch. Dumm nur, dass diese nur wenige Leser*innen findet, während jeder 08/15 Krimi dagegen begeistert gefeiert wird.
Aus dem Affekt heraus verkündet sie, dass ein Krimi ...

Hannah schreibt Literatur mit Anspruch. Dumm nur, dass diese nur wenige Leser*innen findet, während jeder 08/15 Krimi dagegen begeistert gefeiert wird.
Aus dem Affekt heraus verkündet sie, dass ein Krimi in dreißig Tagen wohl kein Problem sei. Tja...jetzt heißt es, die großmundige Behauptung auch zu realisieren.
Um in einen Schreibfluss zu kommen, verzieht sie sich von Dänemark in ein kleines isländisches Dorf.

Das Buch hat mich bestens unterhalten.
Ich mochte sowohl die Seitenhiebe auf den Literaturbetrieb und den Rahmenplot, also Hannahs Wirken als anspruchsvolle Autorin und ihre verzweifelte Versuche, den Krimi auch wirklich zu schreiben.

Hannah selbst ist keine Person, die man auf Anhieb ins Herz schließt. Ganz im Gegenteil, sie ist grässlich. Das macht aber wiederum viel Spaß, ein Kollege Hannahs sagt es so schön "Niemand mag eine sympathische Hauptfigur in einem Krimi". Nein, dass kann man Hannah wirklich nicht nachsagen. Im Laufe der Handlung nähert man sich ihr aber an, sehr harte Schale, kein Sonnenschein, aber vielleicht doch nicht so übel wie anfangs gedacht.
Die Figur gefällt mir sehr gut!

Überhaupt sind alle Figuren sehr lebendig geschildert, es haben sich Bilder entwickelt, sie sind zu Bekannten geworden. Das mag ich sehr.

Der Krimi an sich ist nicht megaspannend, aber das Buch fesselt trotzdem.

Lediglich der Schluss hat mich nicht ganz so begeistert. Es war mir dann zu viel Show-Down, vielleicht ist hier die Drehbuchautorin in der Autorin durchgegangen? Das hätte so gut in einem Kinofilm gepasst, im Buch hat es mir nicht so gefallen. Zudem habe ich mit dem Motiv, nein, vielmehr mit den daraus resultierenden Handlungen so meine Probleme.
Deshalb wahrscheinlich das leicht diffuse Gefühl der Unzufriedenheit beim Beenden des Buches, das aber erst ganz am Ende entstand.

Insgesamt aber beste Unterhaltung, vier Sterne.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Klang spannender als es war

3000 Yen fürs Glück
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Ich habe mich hier auf Anhieb in das hübsche Cover verliebt.
Die Leseprobe habe ich vorab gelesen und so ganz gefesselt hat sich mich nicht. Aber ich dachte mir, dass wird schon noch.
Deshalb der Tipp: ...

Ich habe mich hier auf Anhieb in das hübsche Cover verliebt.
Die Leseprobe habe ich vorab gelesen und so ganz gefesselt hat sich mich nicht. Aber ich dachte mir, dass wird schon noch.
Deshalb der Tipp: wenn man sich unsicher ist, hier hilft die Leseprobe bei der Entscheidung. Sie ist repräsentativ für das ganze Buch. Wer sie mag, wird sicherlich auch das ganze Buch mögen und umgekehrt.

Ein Familienroman über das Sparen also.
Das erste Beispiel ging über einen kleineren Betrag. Wie man eine kleinere Geldsumme ausgibt, das soll viel über die eigene Persönlichkeit aussagen. Es werden die verschiedenen Kaufvarianten vorgestellt, aber tiefer ging es auch schon nicht. Keine Persönlichkeitsanalyse, hier war ich enttäuscht.

Es ist ein Roman, der sich zentral um das Thema Geld dreht. Kein Ratgeber über Geld!
Eine Familiengeschichte über vier Generationen.
Die Urgroßmutter, die keine ausreichende Rente hat.
Ihre Tochter, unglücklich in einer Ehe, die nur noch aus Routine besteht und im Bewusstsein, dass eine Scheidung finanziell nicht leistbar ist.
Dann ihre zwei Töchter - eine mit Familie und einer Sparmission für das Kind, die andere noch eine junge Berufseinsteigerin mit einer Wohnung im Wunschviertel, die aber Sparpläne torpediert.

Eigentlich alles spannend - aber mit dem Schreibstil hier eher aufzählend als erzählend und aus der Distanz betrachtet. Keine der Charaktere konnten mich mitnehmen.
Das Thema Geld war so dominant, dass die Figuren ihr komplettes Leben nur danach ausgerichtet haben. Keine hat auch in der Jugend die Leichtigkeit besessen, mal etwas aus der Lebensfreude heraus zu entscheiden und den Augenblick zu genießen. Ich spreche jetzt ja nicht von "Geld heraushauen", aber immer so 1000% vernünftig, puh.

Schön und gleichzeitig auch erschreckend war es, die Rolle der Familie in Japan (falls das allgemeingültig ist) zu sehen und zu verstehen. Einerseits ein Korsett, andererseits ein großer Zusammenhalt.

Die Einblicke in das japanische Alltagsleben über die Generationen hinweg fand ich schön und lesenswert, insgesamt konnte mich das Buch aber nicht abholen.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Zum Vorlesen und Selbst-Lesen, einfach schön

Emma und die Fürchterlichen Fünf
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Emma und Hugo sind Geschwister und wie das so ist, findet Emma ihren Bruder meist ganz schön doof.
Bis dann eines Tages ein Pony vor ihrer Tür steht. Das alleine wäre ja schon ungewöhnlich, das Pony kann ...

Emma und Hugo sind Geschwister und wie das so ist, findet Emma ihren Bruder meist ganz schön doof.
Bis dann eines Tages ein Pony vor ihrer Tür steht. Das alleine wäre ja schon ungewöhnlich, das Pony kann aber auch noch sprechen. Oder vielmehr: Emma kann Ponysprache verstehen. Und nicht nur diese!

Bald wird klar, das Pony Klara hat ein großes Problem und Emma will natürlich helfen. Und Hugo? Der ist gar nicht so doof, eigentlich überhaupt nicht doof und ganz eigentlich sogar ein super Bruder!

Gemeinsam stürzen sich Vier- und Zweibeiner in ein Abenteuer!

Ich mochte das Buch auf Anhieb. Emma ist so tierlieb und hilfsbereit und die Fürchterlichen Fünf so sympathisch. Wobei ich nicht verstehe, warum die Fünf den Beinamen haben, denn wenn sie eines nicht sind, dann fürchterlich.

Hier zeigen es die Kinder den Erwachsenen in Sachen Tatkraft und dann zeigen die Erwachsenen den Kindern, dass vernünftig sein und Hilfsbereitschaft sich nicht ausschließt. Das Happy End ist einfach nur schön und rundum gelungen.

Ein ideales Buch zum Vorlesen.
Für fortgeschrittenen Erstlesende (ab 2. Klasse), die auch etwas mehr Text nicht scheuen (knapp 200 Seiten) und nicht unbedingt ganz viele Bilder benötigen auch perfekt.
Es ist ja gar nicht so leicht, Lesefutter für Leseanfänger*innen zu finden, die über die typischen Erstlesebücher hinausgehen und auch eine etwas komplexere und spannende Handlung haben und die man nicht sofort in einer Stunde ausgelesen hat. Das hier ist so ein Buch.