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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2022

Spannend wie immer, aber zum Ende hin abflachend

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Endlich geht es weiter mit Tom Babylon, hier also Band vier der Serie.
Tom hat im Keller seines Elternhauses ein Foto seiner Schwester - als Erwachsene - gefunden. Zumindest glaubt er das.
Dann stirbt ...

Endlich geht es weiter mit Tom Babylon, hier also Band vier der Serie.
Tom hat im Keller seines Elternhauses ein Foto seiner Schwester - als Erwachsene - gefunden. Zumindest glaubt er das.
Dann stirbt Toms Vater und die Ereignisse überschlagen sich.

Hochspannend wie gewohnt, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Und doch habe ich leichte Ermüdungserscheinungen beim Lesen bemerkt.
Toms ständige innerliche Zwiesprache mit Vi begann mir immer immer mehr auf die Nerven zu gehen und auch sonst habe ich den Eindruck, dass die Story nun auserzählt ist, auch wenn es evtl. noch weitere Bände geben wird.

Dazu war es anstrengend, der Handlung zu folgen, weil es ständige zeitliche Sprünge gab. Es gibt sehr viele Rücksprünge - aber nicht in die ferne Vergangenheit, was beim Einordnen ja kein Problem wäre, sondern eher im Tage oder Wochen-Bereich.
Dazu viel kursiv geschriebenes - fand ich alles mühsam.

Das klingt jetzt sehr negativ - aber trotz allem ist es ein völlig fesselnder, spannender Thriller, bei dem man nie so genau weiß, wer nun auf welcher Seite welches Spiel spielt. Dazu die vertrauten Charaktere aus den Vorgängerbänden - insgesamt auf jeden Fall lesenswert.

Den Stern Abzug zur ruhmreichen fünf Sterne Bewertung hat der Abschluss von Band vier gebracht. Da haben wir nun vier Bände atemlos die Geschehnisse verfolgt - und dann ein für mich enttäuschendes Ende. Die ganze Zeit Turbospeed und dann ein Ende mit angezogener Handbremse. Ich kann es nicht näher ausführen, da ich sonst übel spoilern würde. Dazu gab es dann auch Stränge im Buch, die für mich völlig unplausibel waren, für die Handlung aber elementar.

Trotzdem: gute Unterhaltung mit o.g. Einschränkungen.

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Veröffentlicht am 17.02.2022

Grimms Möhrchen: macht nudelsuppenwarmes Gefühl im Bauch

Grimm und Möhrchen – Ein Zesel zieht ein
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Grimm ist Buchhändler und ein total Netter. Wenn er nicht gerade in seiner Bücherkiste Bücher verkauft, schreibt er heimlich Gedichte und Geschichten. Nur einsam ist er schon ein klein wenig.
Bis eines ...

Grimm ist Buchhändler und ein total Netter. Wenn er nicht gerade in seiner Bücherkiste Bücher verkauft, schreibt er heimlich Gedichte und Geschichten. Nur einsam ist er schon ein klein wenig.
Bis eines Tages Möhrchen zu ihm zieht, ein entzückender kleiner Zesel.
Ab dem Tag ist jeder Tag ein kleines Abenteuer und einsam ist Grimm nun gar nicht mehr.

Ich liebe das Buch! Es hat so das ganz besondere Etwas, man liest und es wird ganz wohlig und warm im Bauch, ganz genauso wie es mit der Buchstabensuppe aus dem Buch in Zeselchens Bauch wird.

Man erlebt mit den Beiden die Jahreszeiten und kindgerechte Abenteuer. Der kleine Zesel hat immer tausend Ideen, in denen sich Kinder sofort wiederfinden. Die Kartons an der Straße sollen Müll sein? Niemals! Das ist doch eine Rakete! So sieht es Möhrchen und begeistert auch Grimm jeden Tag aufs Neue..

Dazu gibt es Wortspiele - das macht großen Spaß und lädt dazu ein, sich auch neue Wörter auszudenken oder über alte, etwas vergessene Wörter wie Kokolores, Anstandswauwau oder Hackepeter zu philosophieren.

Und erst die Illustrationen! Es gibt viel zu entdecken und sie passen perfekt zum Buch. Das etwas chaotische, aber so gemütliche Haus, der kleine Zesel, ach, einfach wunderschön. Zudem habe ich keinen Fehler gefunden, wenn beispielsweise im Text gelbe Blumen vor dem Zaun erwähnt waren, dann waren sie auch auf dem Bild gelb, perfekt.

Und das I-Tüpfelchen, das mich vollends zum Dahinschmelzen gebraucht hat:
Im Buch schenkt der Zesel dem Buchhändler ein Buch (Grimms Möhrchen) und das hat "ein schwarzes und ein weißes Lesebändchen, fast wie zwei kleine Zeselschwänze". Und ratet mal, was unser Buch auch hat? So, so schön.

Das Buch wird für Kinder ab fünf Jahren empfohlen und es ist prima zum Vorlesen geeignet. Die Kapitellängen sind genau richtig, nicht zu kurz, damit man richtig schön eintauchen kann, aber auch nicht elends lang. Dazu die gelungenen Illustrationen - das werden richtig schöne Vorlesestunden.
Aber auch für Grundschüler ist es zum eigenständigen Lesen gut geeignet, schön großer Zeilenabstand und viele Bilder.

So, jetzt höre ich auf zu schwärmen und koche einen Topf Buchstabensuppe.

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Veröffentlicht am 11.02.2022

Simply wonderful

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Cosy crimes, die in England spielen und bei denen "ältere Herrschaften" zum Detektiv mutieren, haben gerade wohl Konjunktur.
Das finde ich gewagt, denn die gute, alte Miss Marple ist da als Überfigur einfach ...

Cosy crimes, die in England spielen und bei denen "ältere Herrschaften" zum Detektiv mutieren, haben gerade wohl Konjunktur.
Das finde ich gewagt, denn die gute, alte Miss Marple ist da als Überfigur einfach unerreichbar.
Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und Judith Potts, unsere Protagonistin hier, hat mein Herz tatsächlich gewonnen!
Sie ist schon auch schrullig, aber keine Miss Marple-Kopie. Mrs. Potts lebt in einem feudalen Herrenhaus, das allerdings nur von außen so herrschaftlich wirkt.
Innendrin sind leichte Messie-Züge nicht zu verleugnen. Und auch sonst entspricht Judith Potts so gar nicht meiner Vorstellung einer älteren englischen Dame.
Sie mag Scotch, trägt ungewöhnliche Badekleidung und findet das Alleine-Leben ganz vortrefflich. Ihr Leben ist recht geruhsam.
Bis sie Zeugin eines Mordes wird! Da die Polizei untätig ist, nimmt sie kurzentschlossen die Ermittlungen selbst in die Hand...

Das Buch überzeugt nicht durch seinen spannenden Kriminalfall.
Der plätschert so vor sich hin. Erstaunlicherweise machte mir das aber rein gar nichts aus, denn die drei Frauen, die den Fall wuppen, sind so schön schräg und liebenswürdig geschildert, dass das Lesen einfach nur Freude gemacht hat.
Dazu die einladende britische Umgebung, hach, auch wenn ich Scotch nicht mag, eine Fruchtbonbondose mit Bonbons, die in Puderzucker aufbewahrt werden, werde ich mir für den hoffentlich bald folgenden nächsten Band der neuen Krimireihe auf jeden Fall bereit legen. Warum? Dazu muss man das Buch lesen...

Volle Punktzahl für den Marlow Murder Club!

Veröffentlicht am 11.02.2022

Ballett - wunderschön und knüppelhart

Ballet School - Der Tanz deines Lebens
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April hat mit Ballett nichts am Hut, bis sie eine Wette verliert und ihre beste Freundin zu einer Stunde begleiten muss. Dort ist es dann um sie geschehen, es ist Liebe auf den ersten Blick, April will ...

April hat mit Ballett nichts am Hut, bis sie eine Wette verliert und ihre beste Freundin zu einer Stunde begleiten muss. Dort ist es dann um sie geschehen, es ist Liebe auf den ersten Blick, April will unbedingt auch tanzen.

Mir hat gerade der Start total gut gefallen, April, die beste Freundin und neue Freundschaften. Harte Übung und so viel Freude am Tanzen. Das kam so überzeugend herüber - ich habe nie Ballett getanzt, aber ich konnte das Gefühl spüren.

Dann wollte April mehr und ein Vortanzen bei der berühmten Royal Ballet School in London steht auf der Tagesordnung. Und hier wurde es für mich dann leider zu unrealistisch. April tanzt noch nicht lange und auch wenn man bestimmt Talent braucht, um es weit zu bringen, es ist doch genauso jahrelang harte Arbeit notwendig. Hier hat sich der Plot für mich zu weit fern der Realität entwickelt, das ging mir alles viel zu schnell und hat bei mir auch einen Stern Abzug in der Rezension gebracht

Insgesamt hat mir das Buch aber gut gefallen, die Mühen und Intrigen, aber auch die große Freude und das Glück, das wurde so schön beschrieben.
Schön fand ich auch, dass nicht nur ein Weg, der ins Profi-Ballett-Geschäft, beschrieben wird, sondern dass die Freunde ganz unterschiedlich für sich entscheiden und ihr Glück in verschiedenen Lebensentwürfen finden.
Dazu Freundschaft, aber auch Missgunst, das volle Programm eben.


Nicht nur für Tänzerinnen und Tänzer ein schönes Buch!

Veröffentlicht am 11.02.2022

Witzig und tiefgründig

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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Michael Hartung, im Buch meist nur Hartung genannt, ist nicht gerade auf der Überholspur des Lebens. Als Videothekbesitzer sind die Jahre mit guten Geschäften längst vorbei und auch sonst fällt mir zu ...

Michael Hartung, im Buch meist nur Hartung genannt, ist nicht gerade auf der Überholspur des Lebens. Als Videothekbesitzer sind die Jahre mit guten Geschäften längst vorbei und auch sonst fällt mir zu ihm das Wort lethargisch ein.
Bis eines Tages im Herbst 2019 eine Journalist eine Geschichte auskramt: Hartung hat einst einen Bahnzug in den Westen umgeleitet und zu einer Massenflucht verholfen. Zumindest steht es so in den alten Akten.

Darüber schreibt der Journalist, geringfügig (ähem...) ausgeschmückt und diese Story bekommt dann eine unerwartete Eigendynamik.

Maxim Leo beschreibt das sehr witzig, das Buch liest sich dadurch weg wie nichts. Gleichzeitig hat die Handlung aber einen Tiefgang, den ich so nicht erwartet habe. Gedanken über Geschichtsschreibung, herabwürdigender Umgang mit Bürgerrechtlern und wie man zum Spielball verschiedenster Interessen werden kann.

Ein Ausschnitt aus einem Stück Zeitgeschichte humorvoll aufbereitet - aber mit durchaus nachdenklichen Momenten.

Stil und Inhalt hat mir gut gefallen, ich fand es lediglich etwas zu lang. Das Buch hat 304 Seiten, ist jetzt also kein dicker Wälzer, aber eine leichte Straffung hätte ihm aus meiner Sicht noch gut getan.
Ansonsten großes Lesevergnügen.