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MarieausE

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2021

Angst vor dem Fremden

Kasi Kauz und die komische Krähe (Kasi Kauz 1)
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Eine merkwürdige Krähe fliegt da durch den Wald.
Die Bewohner sind in heller Aufregung. Das neue Tier spricht eine merkwürdige Sprache ("Blödmann" "Buddel Rum"), man hat Angst um seine Wintervorräte und ...

Eine merkwürdige Krähe fliegt da durch den Wald.
Die Bewohner sind in heller Aufregung. Das neue Tier spricht eine merkwürdige Sprache ("Blödmann" "Buddel Rum"), man hat Angst um seine Wintervorräte und überhaupt ist man sogar etwas eifersüchtig.

Nur Kasi Kauz kann das gar nicht verstehen. Man muss doch die Krähe willkommen heißen. Das geht doch so gar nicht! Und langsam und Stück für Stück lassen auch die anderen Tiere nach Kasis Überzeugungsarbeit ihre Abwehrhaltung fallen.

Das Buch ist schön zum Vorlesen, weil
a) die Illustrationen einfach wunderschön sind. Es gibt immer etwas zu entdecken, auf einer Seite spitzen die Waldbewohner alle aus dem Wald und man muss sie erst alle entdecken - und überhaupt mag ich den Zeichenstil sehr gerne
und
b) weil man so schön die Tier-Rollen sprechen kann. Mein Favorit ist der Biber, der nach einem Zahnunfall einen leichten Sprachfehler hat.

Die Handlung ist natürlich sehr wertvoll - die Angst vor dem Fremden überwinden und Mut zu haben, sich auf Neuankömmlinge anzukommen.

Aber das letzte besondere Etwas, das mich bei Vorlesebüchern dahinschmelzen lässt, hat mir gefehlt.
Ein schönes Buch, nur (für mich) keines zum Immer-wieder-lesen-müssen.

Veröffentlicht am 15.09.2021

Phantasievoll, lustig und traurig zugleich

Vincent und das Großartigste Hotel der Welt
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Das Buch beginnt gleich trist. Vincents Eltern müssen sich immerzu um den Bruder Thom kümmern und haben keine Zeit und keine Kraft für Vincent und seine kleine Schwester, die irgendwie - obwohl noch so ...

Das Buch beginnt gleich trist. Vincents Eltern müssen sich immerzu um den Bruder Thom kümmern und haben keine Zeit und keine Kraft für Vincent und seine kleine Schwester, die irgendwie - obwohl noch so klein - selbst klarkommen müssen.

Doch dann hat der elfjährige Vincent endlich Glück im Leben: er hat einen Job im großartigsten Hotel der Welt gefunden. Und bald ist das nicht nur ein Job, sondern er hat auch die großartigsten Freunde der Welt gefunden, ganz besonders die allerbeste Freundin.

Das Hotel wird in allen Einzelheiten sehr phantasievoll beschrieben. Was es da nicht alles gibt! Oh ja, da möchte man auf der Stelle hinfahren.
Für mich (als Erwachsene) war das streckenweise schon etwas zu viel des Guten, es waren sehr, sehr viele Aufzählungen, was es dort alles gibt. Aber ich bin nicht die Zielgruppe und die Vertreterin dieser (elf Jahre alt wie Vincent) war davon sehr begeistert!

Das Buch hat dann eine ganz andere Richtung eingeschlagen als erwartet: es blieb nämlich (für uns überraschend) auch ernst und auch traurig. Auch das großartigste Hotel der Welt kann Kummer und Sorgen nicht abschirmen.
Zwischen all den Lamas, Babyelefanten und Taschenhunden und den vielen großartigen Momenten gibt es eben auch schwere Momente.

Aber wie die Tochter so schön sagt: Ich mag das Buch, weil es so lustig und so traurig ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.09.2021

Die Challenge beginnt schon beim Einkauf

Genussvoll gesund bleiben
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"Nie wieder krank" - mit dieser doch sehr starken Aussage wirbt der Autor für sein Buch.
Klar ist eine gesunde Ernährung wichtig und mit dem Buch wird eine Ernährungsumstellung als Challenge aufgebaut. ...

"Nie wieder krank" - mit dieser doch sehr starken Aussage wirbt der Autor für sein Buch.
Klar ist eine gesunde Ernährung wichtig und mit dem Buch wird eine Ernährungsumstellung als Challenge aufgebaut.
Das mag ich - da wird mein Ehrgeiz geweckt, deshalb gefällt mir der Aufbau des Buches auch.

Es ist als 28-Tage Challenge plus einem Festmahl-Zusatztag aufgebaut, d. h. man bekommt jeden Tag je ein Frühstück, Mittagessen und Abendessen präsentiert.

Wenn man nach Kategorien kochen möchte, muss man also immer etwas blättern - aber das Buch ist sehr übersichtlich aufgemacht, so dass man sich trotzdem schnell zum jeweiligen Ziel kommt.

Das Format ist ungewöhnlich, nämlich klein und kompakt, das hat mich zwar überrascht, gefällt mir aber, da es nicht so viel Platz wegnimmt.

Die Rezepte an sich sind allerdings gewöhnungsbedürftig - aber es ist nun mal eine Challenge und kein Spaziergang.
Aber ein halber Kopfsalat als Frühstück ist trotzdem nichts für mich, genauso wenig wie ein Tomate-Mozzarella Salat.

Wie ich in der Überschrift schon geschrieben habe, beginnt die Herausforderung bereits beim Einkauf.
Für viele Rezepte braucht man Mandelmehl, das hat mein eigentlich gut sortierter Supermarkt nicht und im Bioladen habe ich für 250 g gleich mal knapp 10 € bezahlt. Und so ging es weiter. Verschiedene Zuckeraustauschstoffe, die ich zwar hätte kaufen können, dann aber wieder viel Geld für wenige Löffelchen ausgeben hätte müssen, öfter verwendete Perlhuhnbrust, die ich nicht finden konnte, von Flohsamenschalen bis Kokosfett, von Leinsamen bis Matchapulver - für den kleinen Geldbeutel ist das definitiv nichts.
Man kann zwar sagen, bei einer Ernährungsumstellung verwendet man das dann ja dauernd, aber naja, ob es dann so kommt, das sei mal dahingestellt.

Die Gelingsicherheit der Rezepte war durchwachsen. Mein Einstieg war das Tomaten-Olivenbrot, das man durchgängig während der Challenge als Brot essen soll.
Das war gleich ein großer Flop. Der Teig war viel zu flüssig, an ein Formen war gar nicht zu denken, es entstand ein platter Fladen, der aber geschmacklich gut war.

Gut gelungen sind hingegen die Pancakes, die uns allerdings durch die Verwendung des Mandelmehls überhaupt nicht geschmeckt haben. Wer kein Marzipan mag, kann diese nicht essen, denn es schmeckt sehr stark danach. Bei einem Mehlpreis von 10 € (und auch so) kann man aber ja nicht einfach alles wegwerfen, deshalb also ohne jeglichen Genuss gegessen und alle Mandelmehlrezepte für immer von der Kochliste gestrichen.

Die einfachen Rezepte wie Glasnudelsalat und Omelette waren hingegen geling sicher, an die komplexeren habe ich mich nach der Broterfahrung noch nicht herangetraut. Für Kochanfänger halte ich das Buch für völlig ungeeignet.

Die Rezepte sind immer für eine Person, das finde ich sehr praktisch. Man kann hier gut als Single danach kochen oder auch einzeln als ein Familienmitglied, weil meistens ja der Rest der Familie bei Ernährungsexperimenten nicht so mitspielen will. Falls doch, könnte man die Rezepte problemlos mit der Personenanzahl multiplizieren.
Für Familien mit Kindern ist es aber eher nichts, da die ganzen Zuckeraustauschstoffe und eine Low-Carb-Ernährung zumindest aus meiner Sicht nichts in einer kindlichen Ernährung zu suchen haben.

Mein Gesamtfazit ist durchwachsen. Die Rezeptauswahl hat mich nicht begeistert, gestört hat mich der teure, aufwändige Einkauf und die sehr knapp gehaltene Zubereitungsbeschreibung.
Wer sich aber mit einer low-Carb Ernährung schon angefreundet hat, kann hier glücklich werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Rezeptideen
  • Gestaltung
Veröffentlicht am 02.09.2021

Sehr sprunghaft

Der Kolibri
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So ein wunderschönes Cover, ich habe mich sofort verliebt. Bei mir dürfen nur noch Lieblingsbücher bleiben, ich hatte nach dem Cover und dem Klappentext die große Hoffnung, dass das Schmuckstück meinen ...

So ein wunderschönes Cover, ich habe mich sofort verliebt. Bei mir dürfen nur noch Lieblingsbücher bleiben, ich hatte nach dem Cover und dem Klappentext die große Hoffnung, dass das Schmuckstück meinen Bücherschrank langfristig zieren darf - aber: leider nein.

Marco Carrera ist Augenarzt und seine Lebensgeschichte - samt die seiner Familie wird hier erzählt. Die ersten Seiten waren spannend.
Der Psychoanalytiker seiner Frau besucht ihn, um ihn zu warnen. Marco wäre in großer Gefahr. Doch was so spannend begann, entwickelte sich leider nicht dementsprechend weiter.
Man hätte es ahnen können, denn auch bereits in diesen ersten Seiten wird lang und breit ausgeholt. Der Analytiker tritt ein, der Plattenspieler, der läuft, wird beschrieben, der Verstärker, die Lautsprecherboxen, das Regal, sogar die Plattenhülle.
Diese Detailtreue nimmt großen Raum im Buch ein, insbesondere auch was die Möblierung der Zeit angeht (für Innenarchitekten wahrscheinlich ein Highlight, für mich allerdings sehr ermüdend), aber nicht nur diesbezüglich.
Ein echter Lesefluss hat sich hier bei mir nicht eingestellt.

Dazu noch jede Menge Zeitsprünge - die Einordnung war für mich schwierig.

Auch die eigentliche Geschichte - vielmehr die vielen Geschichten, da es ja eine Familiengeschichte ist, hat mich nicht fesseln können. Jede Menge Therapeuten, Analytiker und passive Familienmitglieder, die ihr Schicksal nicht ändern, sondern so vor sich hinleben. Oder auch nicht.

Ein Buch über Unglück - und es hat leider nicht meinen Lese-Geschmack getroffen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.08.2021

Spannendes Kammerspiel

SCHWEIG!
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Das Buch spielt am Vorabend vor dem Heiligen Abend. Esther will nur geschwind ihrer Schwester ein Geschenk vorbeibringen. Diese lebt einsam in einem Haus im Wald und alles ist so fürchterlich kompliziert ...

Das Buch spielt am Vorabend vor dem Heiligen Abend. Esther will nur geschwind ihrer Schwester ein Geschenk vorbeibringen. Diese lebt einsam in einem Haus im Wald und alles ist so fürchterlich kompliziert mit ihr. Dabei hat Esther ja auch noch die ellenlange ToDo Liste für Weihnachten abzuarbeiten, aber wenigstens kurz mal vorbeischauen will sie.

Dann beginnt ein Kammerspiel de Luxe. Die beiden Frauen in dem einsamen Haus, draußen bahnt sich ein Schneesturm an und drinnen beginnt ein Sturm der anderen Art.
Anfangs scheint alles klar, die Rollen der Schwestern sind nachvollziehbar, doch dann wechselt die Erzählperspektive von Esther zu ihrer Schwester - und nichts mehr ist eindeutig. Das bleibt so während des Buches, diese abwechselnde Perspektive und so entblättert sich Seite um Seite eine zutiefst toxische Beziehung, die mit einem großen Showdown endet.

Die dichte Kammerspielatmosphäre, die mit voller Konzentration auf diese eine Szene (o.k. Rückblenden gab es schon auch) fokussiert war, machte es unglaublich spannend. Eine nicht alltägliche Erzählweise, die ich sehr intensiv empfand.

Das Ende hat mir dann nochmal einen Schauer über den Rücken laufen lassen.