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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2021

Arktische Dunkelheit, eine Praktikantin und ein Mord

RAVNA – Tod in der Arktis
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Ravna ist eine junge Praktikantin bei der Polizei und ihr erster Arbeitstag startet gleich mit einem Mord. Es bleibt keine Zeit, sie einzuweisen und auch sonst sind die Kollegen nicht gerade das, was man ...

Ravna ist eine junge Praktikantin bei der Polizei und ihr erster Arbeitstag startet gleich mit einem Mord. Es bleibt keine Zeit, sie einzuweisen und auch sonst sind die Kollegen nicht gerade das, was man sich als Anfängerin wünscht. Als Samin hat sie es ohnehin nicht leicht, das Verhältnis zwischen Samen und Norwegern ist nicht einfach.

Das Buch hat mich völlig gefesselt.
Da ist zum einen der Mordfall, spannend und durch samische Rituale aus einer mir völlig fremden Lebenswelt.
Dann die Charaktere - die forsche Ravna, die unbedingt Polizistin werden will, obwohl sie sich doch eigentlich um die Rentierherden der Familie kümmern soll, der ehemalige Star-Ermittler Thor, der sich um gesellschaftliche Konventionen null kümmert und die Stammbesetzung der kleinen Polizeidienststelle. Eine explosive Mischung - sehr spannend zu lesen.

Besonders gut hat mir aber die Atmosphäre des Buches gefallen, das unterscheidet es von vielen anderen Krimis.
Die lange Dunkelheit mit oft nur einer Stunde Tageslicht, die Lebensrealität und alte Rituale der Samen, überhaupt der Einblick in die Konflikte zwischen Norwegern und Samen, das war eine rundum gelungene Mischung. Authentisch wurde es auch durch (nicht überhand nehmende) Verwendung von Wörtern der Originalsprache, natürlich immer mit Fußnote versehen. Auch die Ortsbeschreibungen samt Karte haben gleich ein Bild vor meinem Auge entstehen lassen.

Der mystische Part an dem Buch war auch so dosiert, dass es für mich rund und nicht zu dominant war; ich bin da eigentlich nicht so der Fan von, hier hat es aber gepasst und musste sogar so sein, sonst wäre es nicht das Buch geworden, das es ist.

Fazit: Die Kombination aus Krimi, Einblicke in indigene Lebenswelten samt Chancenungleichheit und Konflikte und die Atmosphäre in dem dunklen, kalten Landstrich - sehr gelungen. Ich hoffe, sehr, dass es noch Folgebände um Ravna und Thor gibt, Potential für eine Serie ist auf jeden Fall vorhanden.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Unbedingt lesen

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
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Zelda ist gerade 21 geworden, mit ihrer Geburtstagsparty startet das Buch. Sie hat eine Fetale Alkoholspektrumsstörung (FASD), weil ihre Mutter während der Schwangerschaft Alkoholikerin war.
Deshalb braucht ...

Zelda ist gerade 21 geworden, mit ihrer Geburtstagsparty startet das Buch. Sie hat eine Fetale Alkoholspektrumsstörung (FASD), weil ihre Mutter während der Schwangerschaft Alkoholikerin war.
Deshalb braucht sie klare Regeln, wiederkehrende Tagesabläufe und ist geradeaus, pragmatisch und eine echte Kämpferin. Ihre große Leidenschaft sind die Wikinger - aber während Frauen dort -vermeintlich - eher die holde Maid waren und Männer die Kämpfer, beschließt Zelda, dass sie die aktive Rolle übernimmt, für die Rolle der holden Maid wählt sie ihren Freund aus. Das fand ich bewundernswert, tatkräftig und auch sehr witzig geschrieben.

Das Buch hat mich von Beginn an fasziniert, entwickelt seine Stärke im Laufe der Geschichte aber immer mehr.
Meine Bewunderung galt Zelda, sie meistert ihr Leben und kämpft für ihre Lieben. Sie ist so quicklebendig, ich kann kaum glauben, dass sie nur eine fiktive Person ist. Der Autor hat mit ihrer Sicht der Dinge eine tiefe Verbindung zwischen mit als Lesende und Zelda geschaffen.

Sehr erfrischend fand ich auch Zeldas Tatkraft, das "erste Mal" anzugehen. Das Thema Sexualität bei Menschen mit Beeinträchtigungen habe ich literarisch auch noch nicht sehr oft wahrgenommen.

Zelda hat allerdings um sich herum lauter Menschen, die sie lieben und unterstützen und ganz vorne ist ihr Bruder Gert. Er macht nicht alles richtig und trapst von einem Schlamassel ins nächste, aber hier hat sich meine Meinung im Laufe des Buches stark geändert. Er ist für mich ein echter Held, übernimmt Verantwortung und hat eigentlich - so aus der Ferne betrachtet - kein eigenes Leben. Allerdings rückt Gert diese Einschätzung ziemlich schnell gerade, für ihn wäre ein Leben ohne Zelda unvorstellbar.

Spannend fand ich auch, dass die Rollen der Geschwister durchaus wechseln - wer sich um wen kümmert und Verantwortung übernimmt, ist keineswegs immer identisch.


Aber ich will gar nicht zu viel verraten, das Buch kann man nur schwer beschreiben, sein Zauber entfaltet sich beim Lesen.
Es ist herzerwärmend, gibt Denkanstöße, ist witzig und erweitert den klassischen Familienbegriff um den der Sippe.
Und nicht zuletzt ist es eine Liebeserklärung an Bibliotheken und Buchhandlungen!
Definitiv ein Lesehighlight im Jahr 2021 - das ich so unter dem sperrigen Titel nicht vermutet hätte.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Emil und die Detektivin

Das Karlgeheimnis
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Das Buch ist ein echter Schatz und gehört mit zu den Besten, die wir in diesem Jahr gelesen haben.

Worum geht es?
Zuallererst um Emil, Fünftklässler und leider immer noch mit seiner inzwischen etwas peinlichen ...

Das Buch ist ein echter Schatz und gehört mit zu den Besten, die wir in diesem Jahr gelesen haben.

Worum geht es?
Zuallererst um Emil, Fünftklässler und leider immer noch mit seiner inzwischen etwas peinlichen Einschulungsbüchertasche unterwegs. Denn Emils Mama hat nicht viel Geld, deshalb muss sie auch immer so viel arbeiten und ist so müde.

Emil schreibt aber gerade an seinem ersten Krimi, mit dem er dann Geld verdienen will und dann wird alles besser.

Dann gibt es da noch Karl (der mit dem Geheimnis) und Finja, die Nachwuchsdetektivin, die Jungs von der Müllabfuhr und...ach, lest unbedingt selbst.

Das Buch wird aus Emils Perspektive erzählt und geht richtig ans Herz. Keine heile Welt, man muss schon ganz schön schlucken.
Vor allem ist es aber ein spannender Kinderkrimi mit richtig viel Action und jeder Menge Menschen, die das Herz am richtigen Fleck haben.
Es geht um Verlust, Freundschaft, Zusammenhalt und zeigt, dass jede*r von uns ein Alltagsheld sein kann, ob Müllmann oder Anwalt oder Friseurin. Ganz nebenbei, ohne dass es explizit Thema wird, klasse gespielt im Buch. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in einem Kinderbuch je so breit aufgestellte Berufe der Erwachsenen gefunden habe (von den Kleinkind-Wimmelbüchern mal abgesehen).

Aber wie gesagt, im Vordergrund stehen Emils Sorgen und Nöte und das Karlgeheimnis. Und das hat es unmöglich gemacht, das Buch wegzulegen, bevor es ausgelesen war.
Einstimmiges Urteil von Kind (so alt wie Emil) und Erwachsener: Fünf Sterne, aber sowas von!

Veröffentlicht am 05.06.2021

Nordisch spannend

Nordwestzorn
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Das ist der zweite Band über die Soko St. Peter-Ording und ich habe Band eins nicht gelesen. Das ist aber überhaupt kein Problem, an keiner Stelle im Buch hatte ich das Gefühl, dass mir wichtige Informationen ...

Das ist der zweite Band über die Soko St. Peter-Ording und ich habe Band eins nicht gelesen. Das ist aber überhaupt kein Problem, an keiner Stelle im Buch hatte ich das Gefühl, dass mir wichtige Informationen aus Band eins fehlen.

Kommissarin Anna Wagner ist Leiterin einer neuen Soko und kümmert sich um Cold Cases. Sie beginnt mit einem mehr als fünfzehn Jahre alten Fall, ein neunjähriger Junge verschwand damals auf einer Klassenfahrt. Weder er noch seine Leiche wurden jemals gefunden, der Fall wurde nie aufgeklärt. Kurz nach Wiederaufnahme der Ermittlungen verschwindet einer der damaligen Tatverdächtigen - das kann kein Zufall sein...

Mir hat das Buch gut gefallen. Es ist spannend, dabei aber unaufgeregt. Also keine so fiebernde Spannung, bei der man das Buch nicht weglegen kann. Ich mag beides - jedes zu seiner Zeit, hier hat das so wunderbar gepasst.

Neben dem Fall hat das Privatleben der Ermittelnden samt ihrem Umfeld einen breiten Raum. Da ist auch nicht wirklich Friede, Freude, Sonnenschein. Die menschlichen Schicksaale, die alle - Polizisten, Eltern usw. ertragen müssen, sind so geballt, dass es mir schon fast ein wenig zu viel war. Glückliche Menschen sind rar im Polizeiumfeld in St Peter-Ording! Nur die Kommissarin Anna blieb hier etwas blass - von ihrem Seelenleben erfährt man in dem Band nicht viel, lediglich eine aufreibende Scheidung scheint zu laufen, Details gibt es hier aber nicht viele.

Auch wenn das Privatleben schon sehr viel Raum eingenommen hat - es hat die Figuren sehr authentisch gemacht. Auch die unangenehmen Personen waren überzeugend geschildert, das hat mir gut gefallen.

Gute Krimiunterhaltung mit einem Hauch Meeresbrise, hat mir gut gefallen!

Veröffentlicht am 24.05.2021

Schnelle und einfache Küche - nicht nur für Camper

Campingküche mit 5 Zutaten
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Das Fünf-Zutaten-Kochbuch zeigt, wie man mit minimalen Mitteln trotzdem leckeres Essen fernab der berühmt-berüchtigten Ravioli-Dose zaubern kann.

Die Grundidee gefällt mir sehr gut - und sie ist nicht ...

Das Fünf-Zutaten-Kochbuch zeigt, wie man mit minimalen Mitteln trotzdem leckeres Essen fernab der berühmt-berüchtigten Ravioli-Dose zaubern kann.

Die Grundidee gefällt mir sehr gut - und sie ist nicht nur für die Campingküche praktisch, sondern auch für den Urlaub in der Ferienwohnung, in der meist die Küche nicht so gut ausgestattet ist (und man auch meist keine Lust auf langes Kochen hat) oder die schnelle Studentenküche.

Die Rezepte gliedern sich in

Kalte Gerichte
Kochen mit Flamme
Snacks und Süßes

Hier fand ich erstes und letzteres nicht so interessant, da braucht es m. E. nicht extra Anregungen, aber das ist natürlich Geschmacksache.


Die Rezepte mit Flamme sind alle mit einer Flamme zu bewerkstelligen, entweder kocht man sowieso alles in einem Topf oder einer Pfanne, oder man kann es nacheinander zubereiten. Also beispielsweise erst die Brühe erhitzen, umfüllen und dann im Topf den Reis für das Risotto anschwitzen und die Brühe nach und nach dazugeben.
Viele Nudelgerichte - aber es gibt auch beispielsweise auch Chili und sogar eine Idee für Flammkuchen.

Für einen Zelturlaub finde ich das Buch nicht so gut geeignet, weil man da meist keine Kühlmöglichkeit hat. Auch wenn es ab und an Tipps gibt, wie man z.B. dann Kräuterbutter ersetzt, ist das Buch schon mehr auf Campingurlaub mit dem Camper ausgerichtet.

Ich hätte mir noch etwas mehr Hauptgerichte erhofft und dafür gerne auf kalte und Nachtisch-Rezepte verzichtet, davon abgesehen gibt das Buch aber brauchbare Anregungen für die einfache Küche. Klar sind es keine Gourmet-Rezepte und sie sind auch nicht sonderlich originell - aber das liegt in der Natur der Sache. Abwechslungsreich kann man auf jeden Fall auch mit beschränkten Mitteln kochen.