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Veröffentlicht am 26.02.2024

12 Monate in 12 verschiedenen Städten

Das große Los
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Meike Winnemuth gewinnt bei ‚Wer wird Millionär‘ 500.000 Euro und startet damit in ein spannendes Reise-Jahr. Genauer gesagt, verbringt sie 12 Monate in 12 verschiedenen Städten auf allen Kontinenten unseres ...

Meike Winnemuth gewinnt bei ‚Wer wird Millionär‘ 500.000 Euro und startet damit in ein spannendes Reise-Jahr. Genauer gesagt, verbringt sie 12 Monate in 12 verschiedenen Städten auf allen Kontinenten unseres Planeten: Sydney, Buenos Aires, Mumbai, Shanghai, Honolulu, San Francisco, London, Kopenhagen, Barcelona, Tel Aviv, Addis Abeba und Havanna. Jede Stadt bringt neue Herausforderungen mit sich, mal größere, mal kleinere. Außerdem lernt Meike überall auf der Welt interessante Menschen kennen, die sie manchmal auch länger als nur einen Monat begleiten.


Die Autorin hat jedes Kapitel in Form eines Briefs an eine für sie wichtige Person umgesetzt, der die Erlebnisse eines Monats in der jeweiligen Metropole beinhaltet. Das sorgt für ein spannendes und kurzweiliges Leseerlebnis. In diesem Buch geht es um viel mehr als eine unvergessliche Reise. Themen wie Selbstfindung und der große Schritt, als Frau alleine die ganze Welt zu bereisen, stehen immer wieder im Vordergrund. Und ist am Ende eine halbe Million Euro überhaupt nötig, um dieses Reisejahr umzusetzen?

Meike Winnemuth hat alles genau so erlebt, wovon sie schreibt, was dieses Buch besonders intim macht. Ich konnte den Briefen mit großer Bewunderung folgen, da sie damit auf großartige Weise zeigt, dass das Alleinreisen als Frau sehr wohl möglich ist, und zwar auf jedem Kontinent der Welt. Natürlich ist es manchmal nicht ganz einfach, aber zu schaffen ist es allemal. Und am Ende bleibt ein überragendes Gefühl der Selbstsicherheit. Das gilt natürlich nicht nur für das Reisen, wie die Autorin in diesem Buch immer wieder beweist. Es gilt für alle Lebenslagen.

Ich kann dieses Buch jeder Person empfehlen, der manchmal ein Funken Mut fehlt, um große Pläne umzusetzen. Und insgesamt wird jede:r Reiseliebende das Buch ganz bestimmt mögen, denn die Autorin nimmt uns alle mit auf eine facettenreiche und aufregende Weltreise.

Veröffentlicht am 26.02.2024

So gar keine idyllischen Schneelandschaften

Arctic Mirage
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Ein Hotelressort mit gemütlichen Holzhäuschen und Kaminfeuer mitten im finnischen Lappland, dazu eine Schneelandschaft, die jeden Wintertraum wahr werden lässt - und genau hier sind Karo und Risto gestrandet. ...

Ein Hotelressort mit gemütlichen Holzhäuschen und Kaminfeuer mitten im finnischen Lappland, dazu eine Schneelandschaft, die jeden Wintertraum wahr werden lässt - und genau hier sind Karo und Risto gestrandet. Das Paar möchte die Beziehung mit einem gemeinsamen Urlaub ein bisschen auffrischen. Doch dann kommt alles völlig anders…


Wow! Was war das denn für ein krasser Psychotrip?! Wenn du bei diesem Buch mit idyllischer Winteratmosphäre und Scandi-Flair gerechnet hast, dann wirst du dich schon nach Seite 7 gewaltig umschauen. Der Klappentext deutet den unfassbaren Irrsinn nur mit den winzigen beiden Wörtchen „Eskalation“ und „gefährlich“ an, die man glatt überlesen könnte.

Umso größer ist dann die Überraschung, die mich beinahe aus den Latschen warf - und die dafür sorgte, dass ich das Buch vor Anspannung nicht mehr weglegen konnte. Der Roman ist eine einzige Verwirrung voller seltsamer Charaktere mit gewöhnungsbedürftigen Vorlieben und vor allem voller Manipulation.

Das gelingt der Autorin so gut, dass ich bis zum letzten Kapitel nicht wusste, wer hier die Wahrheit sagt und ob ich mir nicht auch langsam das ein oder andere einbilde. Nach und nach kommt ans Licht, dass eine Person Psychoterror betreibt, der sich gewaschen hat. Doch das wirkt sich nicht nur auf das Opfer aus, sondern auch auf mich als Leserin. Zum Schluss bin ich überzeugt, dass ich auch ich hinters Licht geführt wurde und das Buch wohl noch einmal lesen muss, um wirklich alle perversen Spielchen zu durchschauen.

Für meine innere Befriedigung hat mir dann doch ein Hauch Klarheit gefehlt. Doch ich bin ziemlich sicher, dass genau das das Konzept der Autorin war. Eine Empfehlung für alle, die sich in das Labyrinth menschlicher Abgründe begeben möchten und Lust haben auf Spannung und gedankliches Delirium bis zur letzten Sekunde.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Auf der Suche

ruh
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In Cemals Welt dreht sich alles um seine Tochter Ekin, um seinen Partner Georg und seinen Job als Lehrer. Doch als Georg immer häufiger andeutet, dass er gerne zu einem richtigen Teil in Cemals Leben und ...

In Cemals Welt dreht sich alles um seine Tochter Ekin, um seinen Partner Georg und seinen Job als Lehrer. Doch als Georg immer häufiger andeutet, dass er gerne zu einem richtigen Teil in Cemals Leben und Alltag würde, gerät alles ins Wanken. Und dann sind da auch noch Cemals Träume von seiner Urgroßmutter, die ihm darin etwas zeigen möchte.


„ruh“ ist ein besonderes Buch, dass durch den fließenden und angenehmen Schreibstil der Autorin wunderbar leicht zu lesen war. Ich bin geradezu durch die Seiten geflogen und plötzlich war ich auch schon bei den letzten Kapiteln.

Der Wechsel zwischen Cemals alltäglichen Situationen und seinen ganz besonderen Träumen, in welchen die Urgroßmutter Süveyde sehr bewegende Einblicke in ihre Vergangenheit gibt, hat mir unglaublich gut gefallen. Mehr möchte ich dazu aber gar nicht verraten, denn diese Träume sind für mich ein Highlight und ein ganz wesentlicher Teil der Handlung. Die einzelnen Kapitel waren kurz und so direkt und auf den Punkt geschrieben, dass für mich jedes seine ganz eigenen Message hatte. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen!

Wirklich wehgetan haben mir Cemals andauernde Erlebnisse mit Alltagsrassismus (die so gut verdeutlichen, wie wichtig dieses Buch ist), seine anerzogene Sprachlosigkeit und die Sackgasse der Emotionen, in der er sich befindet. Cemal ist spürbar auf der Suche nach Erklärungen, Lösungen und Auswegen, was mich beim Lesen immer trauriger machte. So sehr würde ich ihm wünschen, dass er Antworten findet, Geborgenheit und Wärme, schützende Hände, die seine Seele halten und einen Pfad in ein richtig glückliches Leben.

Am Ende finde ich es ein bisschen schade, dass ich die Botschaft der Urgroßmutter nicht so richtig greifen konnte. Ich möchte aber eine dringende Leseempfehlung für einen gefühlvollen und sensiblen Roman aussprechen, der so brandaktuell und für unsere Gesellschaft schreiend wichtig ist!

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Ein Papagei und eine Achterbahnfahrt

Die Verletzlichen
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Es ist Frühling im Jahr 2020, der Beginn der Pandemie, als die Autorin in die Wohnung einer Bekannten zieht, um den Papagei Eureka zu betreuen. Ein junger Mann, den sie Giersch nennt, der aber in Wirklichkeit ...

Es ist Frühling im Jahr 2020, der Beginn der Pandemie, als die Autorin in die Wohnung einer Bekannten zieht, um den Papagei Eureka zu betreuen. Ein junger Mann, den sie Giersch nennt, der aber in Wirklichkeit anders heißt, hat zuvor Eureka gehütet, ist jedoch spurlos verschwunden. Aus dem Nichts ist er wieder zurück in der Wohnung und nun muss sich die Autorin mit ihm arrangieren - in so vagen und beängstigenden Zeiten, wie wir sie 2020 alle erlebt haben.

So viel zur eigentlichen Handlung des Romans, die interessant und tiefgründig erzählt war und so viele zarte und emotionale Momente hatte. Doch huiuiui, da gab es noch den ein oder anderen weiteren Handlungsstrang, denn die WG mit Eureka und Giersch hat insgesamt etwa ein Drittel des Buches eingenommen. Im großen Rest berichtet die Autorin von einer Schreibblockade, und möglichen Wegen, diese zu lösen, ebenso wie vom Tod einer Freundin und dazwischen bekommen auch die Theorien und Werke von großen Schriftsteller:innen und Philosoph:innen einen Platz.

Beim Lesen musste ich immer wieder schmunzeln, wie die Autorin von einem Thema zum nächsten springt. Das verursachte in meinem Kopf ein bisschen Verwirrtheit und vor allem eine Achterbahnfahrt - eigentlich ganz ähnlich wie damals zu Beginn der Pandemie. Also auch irgendwie passend. Zu meiner Freude waren alle Themen stilistisch extrem eindrucksvoll geschrieben, sodass mir das Lesen der einzelnen Stränge leicht fiel. Aber durcheinander bin ich trotzdem irgendwie.

Und am Ende bin ich auch ein bisschen traurig, dass ich von dem wundervollen Eureka so wenig erfahren habe und dass die Geschichte mit Giersch endete, bevor sie so richtig anfing. Denn die sensiblen Momente dieser ungewöhnlichen Wohngemeinschaft waren ein Highlight und haben das zauberhafte Cover auf ganz besondere Weise widergespiegelt.

Ich glaube, dass dieser Roman polarisieren könnte - entweder es ist ein Volltreffer oder es ist keiner. Ausprobieren solltest du es selbst. Für mich war es der erste Roman von Sigrid Nunez und ich bin gespannt, wie ihre anderen Werke sind.