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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2024

Sehr nah an der Realität

Deine größte Angst
5


„Deine größte Angst“ von Matthias Bürgel
Worum geht´s?
Eine Handlung wie aus der Realität. Eine Amokfahrer löscht etliche Leben in Sekunden auf dem Weihnachtsmarkt in Konstanz aus. Der Psychotherapeut ...


„Deine größte Angst“ von Matthias Bürgel
Worum geht´s?
Eine Handlung wie aus der Realität. Eine Amokfahrer löscht etliche Leben in Sekunden auf dem Weihnachtsmarkt in Konstanz aus. Der Psychotherapeut Falk Hagedorn ist zufällig vor Ort , in seinen Armen stirbt ein Junge. Da die psychologische Opferbetreuung rar gesät ist, übernimmt er dennoch die Betreuung einiger Hinterbliebenen im Rahmen einer Gruppentherapie. Durch die Gespräche erfährt man die persönliche Sicht und Geschichte der Leute und wie sie auf das Massaker reagieren. Doch auch wie Hagedorn in Hinblick auf seine persönliche Vorgeschichte und seine Interaktion fühlt und handelt. Er berät auch seinen Freund bei der Polizei, was man für einen Typ von Täter suchen muss.
Es ist der vierte Band der Reihe um den Psychotherapeuten Falk Hagedorn, leider soll es auch der letzte Band sein, dabei wirkt die Geschichte noch lange nicht auserzählt.
Der Autor Matthias Bürgel mit seiner interessanten Vita weiß wovon er schreibt, egal, ob polizeiliche Ermittlung, logische Aspekte, menschliche Abgründe, alles ergibt einen Sinn.
Meine Meinung:
Empfehlen kann ich das Buch „Deine größte Angst“ uneingeschränkt, es ist so spannend, dass man es wirklich nicht aus der Hand legen kann. Der Autor vermag es das Kochen eines Weihnachtsessens so detailliert zu beschreiben, dass es einem vorkommt, alles vor sich zu sehen, zu riechen und zu schmecken. Doch ist dies ebenso bei entsetzlichen Dingen, man ist wirklich in der Handlung drinnen. Ich habe mit diesem Band mit dieser Reihe um Hagedorn angefangen zu lesen. Ich kam trotzdem sehr gut mit, die Rückblenden haben die Figur Hagedorn sehr gut beschrieben.
Das Cover in den kalten Farben und dem reißenden Strick, der buchstäblich am letzten Faden hängt, passt zu der entsetzlichen Handlung. Den Schreibstil habe ich schon erwähnt, detaillierte Beschreibungen, die aber nie langweilig wirken und Spannung pur.
Fazit:
Leider soll dies der letzte Band um Falk Hagedorn sein. Das finde ich sehr schade und hoffe, dass nach den Rezensionen der Verlag und der Autor zu einem anderen Ergebnis kommen. Die ersten drei Bänder habe ich mir nach dem Lesen dieses Bandes gekauft. 6 von 5 Sternen für ein bemerkenswertes Buch.

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  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 11.09.2024

Das Spiel des Lebens

Kasino
3

„Kasino“ von Martina Sahler und Heiko Wolz
Worum geht´s?
Die junge Claire Engel reist 1847 von ihrem Heimatort Sinzheim nach Baden-Baden. Sie will dort ihren Traumberuf einer Croupière ausüben, der zur ...

„Kasino“ von Martina Sahler und Heiko Wolz
Worum geht´s?
Die junge Claire Engel reist 1847 von ihrem Heimatort Sinzheim nach Baden-Baden. Sie will dort ihren Traumberuf einer Croupière ausüben, der zur damaligen Zeit eine reine Männerdomäne war. Sie stellt sich den Herren Bénazet vor, die ihr diesen Traum nicht erfüllen, sondern sie als Garderobiere einstellen. Es ist ein historischer Roman, man erfährt vieles über die damalige Zeit, über Baden-Baden, das Spielcasino, die Reichen, die sich dort vergnügen, und die Armen, die dort arbeiten, ebenso über die Rolle der Frau in der Gesellschaft. Diese sehr interessanten Einzelheiten sind in den historischen Kontext gebettet, in den eine überaus facettenreiche und auch sehr spannende Handlung verwoben ist. Morde, Erpressung, Diebstahl, Spielsucht, die Aufklärung eines lange zurück liegenden Verbrechens, eine Liebesgeschichte, auffällige Verhaltensweise ergeben ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Das Autorenteam hat hervorragende Arbeit geleistet. Man kann es kaum erwarten, die verschiedenen Handlungsstränge zu verfolgen. Bleibt Claire Garderobenfrau, macht sie eine gute Partie oder erreicht sie ihr Ziel? Ist dieses Ziel in der damaligen Männerwelt überhaupt möglich?
Meine Meinung:
Empfehlen kann ich das Buch „Kasino“ uneingeschränkt, es ist ein wunderschöner historischer Roman. Die Rolle der Frau, reiche Russen in Baden-Baden, wieso Baden-Baden überhaupt zum Kasinostandort wurde und wieso Franzosen dorthin kamen zum arbeiten. Die verschiedenen Kriminalfälle bringen eine zusätzliche Spannung in die Handlung, die allein schon aufregend ist, weil man mit Claire mitfiebert, was ihren Karriereweg , ihre Familie und ihre Freunde, ihre Liebe angeht.
Das Cover ist auf alt getrimmt, es wirkt wie eine edle alte Tapete mit rotgoldener Schrift. Der Schreibstil passt zu dem geschichtlichen Rahmen, eine schöne Sprache, mit französischen Wörtern, schönen Dialogen und sehr guten Beschreibungen mit Blick aufs Detail.
Fazit:
Am Ende des Buches erfährt man, dass es eine Fortsetzung geben wird. Ich kann es kaum erwarten und bin gespannt, wie es weitergeht! 6 von 5 Sternen, so schön und ergreifend ist dieser Roman!

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  • Erzählstil
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  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 07.09.2024

Cosy Crime der besten Sorte

Nuss und Schluss. Ein Hansel & Pretzel Krimi
4


„Nuss und Schluss. Ein Hansel & Pretzel Krimi“ von Dani Baker
Worum geht´s?
An ihrem ersten Arbeitstag in der deutschen Bäckerei „Hansel & Pretzel“ in dem kanadischen Ort Kitchener findet die deutsche ...


„Nuss und Schluss. Ein Hansel & Pretzel Krimi“ von Dani Baker
Worum geht´s?
An ihrem ersten Arbeitstag in der deutschen Bäckerei „Hansel & Pretzel“ in dem kanadischen Ort Kitchener findet die deutsche Sieglinde Sommer, genannt Linn, eine weibliche Leiche im Hinterhof der Bäckerei. Neben der Leiche liegt eine angebissene Nussecke, weswegen der Bäcker erst mal in Verdacht gerät. Nicht nur, um ihren Chef zu entlasten, sondern auch wegen des wahnsinnig gut aussehenden Polizisten, ermittelt Linn auf eigene Faust. Nachdem sie sich erst von ihrem Mann getrennt hatte, begegnet ihr nach dem Polizisten in ihrer neuen WG gleich der zweite Traummann. Bei der Toten handelt es sich um eine stadtbekannte Stadträtin. Die polizeilichen Ermittlungen und Linns Nachforschungen bringen sehr viele Verdächtige ans Tageslicht, denn zu Lebzeiten fing die Stadträtin mit fast allen Streitigkeiten an und machte sich Feinde. Deckt Linn den Fall auf oder der attraktive Polizist? Lebt sich Linn in ihrer WG ein, in der einige sehr schräge Leute wohnen? Wird einer der „Traummänner“ Linns neuer Freund? Was wird aus ihrem Job in der Bäckerei? War der Bäcker wirklich der Mörder? Wieso sitzt Linn blutüberströmt im Park? Spannende Fragen in einer spannenden Handlung mit vielen Verdächtigen. Aber der Humor kommt auch nicht zu kurz.
„Nuss und Schluss“ ist der erste Band der Hansel & Pretzel Krimireihe von Dani Baker. Die Autorin kommt wie ihre Hauptprotagonistin aus Norddeutschland und lebt seit 2010 in Toronto. Ob es wohl noch mehr Parallelen zu den beiden gibt?
Meine Meinung:
Empfehlen kann ich das Buch „Nuss und Schluss“ uneingeschränkt, es ist Cosy Crime der besten Sorte, schöner Humor, lustige Situationskomik, aber auch genügend Spannung. Hat Spaß gemacht zu lesen. Auch interessante Informationen wie zum Beispiel zum deutschen Führerschein in Kanada bekam man zu lesen. Alles in allem eine gelungene Mischung.
Das Cover fällt auf jeden Fall ins Auge, es ist wunderschön. Eine herbstliche Straßenecke, sehr idyllisch anzuschauen. In einer Ecke die Bäckerei, in der anderen im Vordergrund ein gedeckter Tisch, auf dem sich ein Eichhörnchen die Nussecken betrachtet. Allein das blutbefleckte Messer auf dem Tisch deutet auf Verbrechen hin, sowie die Pistole, die unter dem Muffin und neben dem Ahornblatt über dem Titel zu sehen ist. Der Schreibstil ist witzig und amüsant und man möchte das Buch in einem Rutsch weg lesen.
Fazit:
Der erste „Hansel & Pretzel“- Band – allein der Name ist herrlich – ob wohl auch mal eine Gretel vorkommen wird? - macht Lust auf mehr Bücher aus dieser Reihe. Wo Cosy Crime drauf steht, ist Cosy Crime drin. 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

"gerooteter Jailbreak" oder kaufe kein gebrauchtes Handy

Das Smartphone
5


„Das Smartphone“ von Marc Meller
Worum geht´s?
Paula, gerade mit ihrem Master in Molekularbiologie fertig geworden, kauft sich, um Geld zu sparen, ein gebrauchtes Smartphone. Abends wird sie von dem etwas ...


„Das Smartphone“ von Marc Meller
Worum geht´s?
Paula, gerade mit ihrem Master in Molekularbiologie fertig geworden, kauft sich, um Geld zu sparen, ein gebrauchtes Smartphone. Abends wird sie von dem etwas nerdigen Verkäufer angerufen, sie möchte bitte vorbeikommen, er hätte auf ihrem alten Handy eine Spyware gefunden. Als sie am nächsten Morgen zu dem Laden kommt, ist dort die Polizei und sie erfährt, dass der Verkäufer einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Sie gibt der Polizistin ihre Handynummer. Am gleichen Tag bewirbt sich Paula, deren Studium bisher einwandfrei verlaufen war, um eine Doktorandenstelle und bekommt auch gleich die Zusage.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Paula wird von der Polizei des Mordes verdächtigt, alles läuft aus dem Ruder, das wohl geordnete und geplante Leben steht auf dem Kopf und das alles wegen des Kaufs eines gebrauchten Handys. Sie gerät sogar selbst in Gefahr, bekommt unerwartete Hilfe und versucht sich aus diesem Abwärtsstrudel heraus zu kämpfen.
Was haben eine gekündigte Autoversicherung, ein Lied, das Handy und anderes damit zu tun?Wird sie ihr normales Leben zurück erhalten?
Meine Meinung:
Empfehlen kann ich das Buch „Das Smartphone“ nicht uneingeschränkt, es ist kein Thriller, den man mal an einem Sommerabend bei einem Glas Rotwein gemütlich weg liest. Gleich mehrere Male werden die Begriffe „rooten“ und „Jailbreak“ erklärt, wahrscheinlich dachte der Autor, dass Nichtinformatiker dies sonst nicht verstehen würden. Allerdings denke ich, dass der ganze Kontext eher bei IT Interessierten aufgehoben ist und die bräuchten, genauso wie alle anderen auch, diese Wiederholungen nicht. An sich ist die Handlung um Paula so spannend, dass man gar nicht aufhören möchte, zu lesen. Doch wenn diese Erklärstellen kommen, habe ich mich erwischt, dass ich großzügig drübergelesen habe. Es wirkt einiges sehr konstruiert, manche Handlungen konnte ich auch nicht ganz nachvollziehen. Auch wenn fast alles, was in die Handlung reingepackt wurde,recht real ist, ist mir das konstuierte Gesamtbild, sehr unrealistisch, zu aufwendig für das Ergebnis.
Obwohl ich ebenso wie der Autor Marc Meller in der chemischen Industrie gearbeitet habe und an naturwissenschaftlichen Themen interessiert bin, hat mich das Buch jetzt nicht gepackt. Ich denke, dass es meinem Sohn, der Informatik studiert, evtl. besser gefallen könnte. Mal schauen.
Das Cover fällt auf jeden Fall ins Auge, pechschwarzer Hintergrund, der Titel in blutroten, erhabenen Buchstaben und einer blauen Funktionskurve. Der Schreibstil ist OK, sorgt auch für eine spannungsgeladene Handlung bis er sich in „gerooteten Jailbreaks“ verliert.

Fazit:
Ich habe lange über das Fazit nachdenken müssen. Erstens – ich würde das Buch nur einem „Informatikernerd“ empfehlen. Mich hat es nicht geflasht, den Schluss fand ich sehr abwegig. An sich gab es weite Strecken mit megaspannender Handlung um Paula. Dann verlor sich das in Wiederholungen, Erklärungen, seltsamen Konstrukten. Halbe Sterneanzahl deswegen von mir. Aber reine Geschmackssache.

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Veröffentlicht am 12.08.2024

"Hallelujah" mit David und Bathseba

Die Löwin von Jerusalem
3

„Bathseba – Die Königin von Jerusalem“ von Ruben Laurin
Worum geht´s?
Ruben Laurin, Preisträger des Homer-Literaturpreises des Jahres 2019, wurde durch das Lied „Hallelujah“ von Leonhard Cohen inspiriert, ...

„Bathseba – Die Königin von Jerusalem“ von Ruben Laurin
Worum geht´s?
Ruben Laurin, Preisträger des Homer-Literaturpreises des Jahres 2019, wurde durch das Lied „Hallelujah“ von Leonhard Cohen inspiriert, diesen Roman zu schreiben. Als „Vorlage“ diente das Alte Testament mit dem Buch Samuels. Mit der Geschichte von der Liebschaft Davids und Bathsebas in der blutrünstigen, brutalen und sehr weltlichen Manier des Alten Testaments. Auch der Kampf David gegen Goliath kommt im Roman vor, umgesetzt wie es sich tatsächlich hätte zutragen können. An manchen Punkten ist Herr Laurin von der „Romanvorlage“ abgewichen. Wo, das mag der werte Leser selbst herausfinden.
Eigentlich handelt es sich zuerst um eine Liebesgeschichte, dann um Irrungen und Wirrungen, Gewalt in der Ehe, politische Machtspiele und Ränke sowie widerliche Kriege. Dazwischen immer wieder mal göttliche Boten und Propheten.
Mehr möchte ich zur Handlung gar nicht erwähnen, denn wer z.B. in Religion von der Geschichte gehört hatte, weiß schon einiges, was passieren wird.
Der Erzählstil ist sehr interessant. Immer wieder wird der Leser direkt angesprochen, ich finde, dieses Stilmittel sehr geeignet, um einen in die biblische Zeit zu versetzen. Auch werden immer wieder verschiedene Zeitebenen und Orte parallel oder im Wechsel beschrieben. „Dort und hier, damals und jetzt – für Bathseba und David ein Abgrund aus Raum und Zeit, für uns kaum ein Wimpernschlag und weniger als ein Schritt“, diese Ebenen erzeugen Spannung, man sieht die Reaktionen auf Aktionen, wie im wahren Leben.

Meine Meinung:
Es ist ein Buch, das polarisiert. Manche mögen die häufigen Wechsel der Zeitebenen nicht. Einige fanden die Abweichungen von der Bibel nicht gut. Andere die Ausschmückungen (die Bibel gibt nicht soviel her) der Charaktere und der Motive nicht passend, so wie die Derbheit der Sprache, die gewisse Personen veranschaulicht.
Diese Parameter fand ich persönlich gut eingesetzt. Die ersten beiden Leseabschnitte fand ich hervorragend und schnell weg gelesen. Beim letzten Drittel hatte ich so meine Schwierigkeiten. Ich fand das Verhalten der Protagonisten oft unsympathisch und nicht nachvollziehbar. Was mich aber zum Nachdenken brachte, warum, wieso, vielleicht doch verständlich unter diesen Bedingungen? So ähnlich, wie wenn man sich im TV über unsympathische Charaktere ärgert und dann merkt, wow, der Schauspieler hat perfekte Arbeit geleistet. So ähnlich erging mir es auch gegen Ende des Buches, das ich tatsächlich 2 Tage mal weglegen musste, bevor ich es zu Ende gelesen habe. Also Punkt an den Autor! Keine Wohlfühlgeschichte, sondern historische Geschichten und Machenschaften ausgeleuchtet.
Das Cover ist recht schlicht gehalten, rote Schrift auf einem auf alt getrimmten Hintergrund mit Bathseba im Vordergrund im weißen Gewand und pechschwarzen, langen, gelockten Haaren. Gefällt mir. Auch schön und hilfreich sind die Landkarten von Palästina von 1000 vor Christus, das Personenverzeichnis und die Zeittafel. Der Schreibstil passt sich den Personen und den Handlungen an, wechselt zwischen „normaler“ Erzählung, direkter Ansprache, erotischen Szenen und derber Sprache.
Fazit:
Leseempfehlung für diejenigen, die gerne historische Geschichten lesen, die aus der Wohlfühlzone rausgehen.

4,5 von 5 Sternen!

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