Tolles Schweden-Feeling, auch wenn die Liebesbeziehung etwas holprig ist
Working LateMit "Working Late" entführt Heléne Holmström den Leser nach Stockholm und in die Welt von Anwälten, Gerichtsverfahren und verbotenen Beziehungen.
Charlotta Kvist ist eine erfolgreiche Anwältin, die sich ...
Mit "Working Late" entführt Heléne Holmström den Leser nach Stockholm und in die Welt von Anwälten, Gerichtsverfahren und verbotenen Beziehungen.
Charlotta Kvist ist eine erfolgreiche Anwältin, die sich aber immer noch gegen ihren Kollegen beweisen muss, da er sie gern unter seinen Scheffel stehlt und sich ihren Erfolg einheimst. Diese Unterdrückung durch Mobben, lernte sie leider schon früh auch in der Schule durch ihre Mitschüler kennen und dieses Thema der Selbstemanzipation zieht sich durch den ganzen Roman.
Ignacio Vargas dagegen ist aufstrebender Nachhaltigskeitschef eines großen schwedischen Modeimperiums (und nein es ist nicht H&M), das sich mit der Schuldfrage von Menschenrechtsverletzungen gegenüber sieht die durch einen Brand in einer Fabrik in Brasilien verursacht wurden.
Dabei treffen die beiden als gegensätzliche Parteien auf. Charlotta die die Arbeiter vertritt und um Entschädigung kämpft und Ignacio der den guten Ruf seiner Firma retten will.
Durch gemeinsame Freunde treffen die beiden schon vorher aufeinander, bevor sie sich im Zusammenhang mit dem Fall gegenüber stehen und da liegt ein gewissen Knistern in der Luft. Aber dieses Knister erlischt, als klar wird, wer quasi der "Gegner" ist.
Dennoch bleibt eine gewisse Anziehung zwischen den beiden vorhanden.
Ich muss sagen, alle Charaktere egal ob Charlotta, Ignacio oder die Nebencharaktere waren sehr gut ausgearbeitet und gut gezeichnet. Sei es der hinterhältige Kollege von Charlotta, Oscar, der sich gern im Ruhm sonnt, aber nichts dafür tut, oder die Freunde Karl-Adam und John.
Im gewissen Maße leidet man auch mit mit Charlotta, wenn sie von Oscar niedergemacht wird und will ihr so gern aufhelfen und den Rücken stärken, damit sie sich gegen ihn durch setzt. Im Laufe des Buches setzt sie sich auch durch, auch wenn ich mir für den "Showdown" dann doch etwas mehr Publikum gewünscht hätte, um Charlottas Willen.
Generell zieht sich der Rechtsstreit auch wie ein roter Faden durch das Buch, was es auch spannend macht, da ich als Leser gern immer wissen wollte, wie es ausgeht. Wie der Rechtsstreit gelöst wurde, war an sich schlüssig, so ungefähr hatte ich es auch schon erwartet, aber am Ende hätte ich gern noch ein bisschen mehr erfahren, was letztlich rauskommt, aber ok, es kann nicht alles in einen Roman rein.
Auch merkt man schon, dass die Autorin Ahnung hat, von der Materie, da sie selbst Anwältin war.
Was aber für mich etwas das Leseerlebnis getrübt hat, so richtig konnte ich die Leidenschaft zwischen Charlotta und Ignacio nicht so nachvollziehen. Es hat sich etwas schematisch gelesen und die Sexszenen waren jetzt auch nicht so spannend.
Zwischenzeitlich dreht sich die Geschichte auch noch um ein anderes Paar (die jeweiligen Vorgesetzten von Charlotta und Ignacio, haben auch noch einige unerledigte Dinge mit einander zu klären), und da ist mir die Handlung am Ende doch recht kurz und unzufriedenstellend vorgekommen. Deren Ende war jetzt nich so nachvollziehbar und irgendwie hätte ich da noch mehr erwartet.
Generell finde ich, dass das "Schweden-Feeling" super schön rüber gekommen ist, sei es bei einem Ausflug zu den Schären oder das Midsommer-Fest im Kreise der Familie und Freunde. Auch wird viel Wert auf Familie gelegt, und das Charlotta im Laufe des Buches auch wieder sich ihrer Familie nähert ist schön mit anzusehen gewesen.
Ich fand auch, dass das Thema Mobbing gut umgesetzt wurde, auch wenn sich manchmal Charlotta etwas eingeigelt hat und manchm etwas zu irrationale Entscheidungen getroffen hat, die nicht so nachvollziehbar waren.
Auch manches Drama am Schluss wäre definitv vermeidbar gewesen, wenn beide Charaktere nicht so in ihrem Kopf gelebt hätten.
Auch wenn der Roman in manchen Aspekten seine Längen hatte und an anderen Stellen etwas holprig geklungen hat, wurde ich doch gut unterhalten.
Vielen Dank an die Lesejury und den Lyx-Verlag, dass ich bei der Leserunde dabei sein durfte