Auch Schwachsinn will gelesen sein
FrittenmafiaFrittenbudeninhaber werden ermordet. Ihre Köpfe stecken noch im heißen Frittenfett, als sie gefunden werden. Commissaire de la criminelle Frederic Le Maire ermittelt mit seiner Partnerin, der Pathologin ...
Frittenbudeninhaber werden ermordet. Ihre Köpfe stecken noch im heißen Frittenfett, als sie gefunden werden. Commissaire de la criminelle Frederic Le Maire ermittelt mit seiner Partnerin, der Pathologin Dr. Angelika Laefers.
Ich hatte mich so gefreut, einen Krimi zu finden, der direkt vor meiner Haustür spielt. Ich hätte schon misstrauisch werden müssen, als mir klar wurde, dass der Autor aus dem Allgäu stammt. Wie konnte ich da erwarten, dass jemand aus Süddeutschland einen Krimi schreiben kann, der rund um Aachen spielt? Denn das kann er nicht! Mein Gesamteindruck ist, dass der Autor eine Mischung aus Kluftinger und Xavier Kieffer schreiben wollte; dabei ist er auf gesamter Linie gescheitert!
Der Kriminalfall? Die Grundidee ist nicht mal schlecht, allerdings verzettelt sich der Autor auf den 476 Seiten. Der eigentliche Fall rückt in den Hintergrund, dafür wird der Krimi ab der Hälfte immer unrealistischer. Das Hauptproblem liegt für mich aber in der Figur des Le Maire. Ich muss den Ermittler nicht lieben, aber sympathisch sollte er mir doch sein. Leider ist er alles andere als das. Oberlehrerhaft erklärt er gefühlt alle zehn Seiten den Unterschied zwischen einer belgischen Friture und einer deutschen Pommesbude. Das soll wohl witzig sein, ist aber nur nervig. Apropos oberlehrerhaft: Was kann ich vom Personal in einem Krimi erwarten, wenn sein Schöpfer schon im Vorwort absolut belehrend ein Glossar und eine Hommage an die belgische Frittenkultur verfasst? Der Rest des Personals kann im übrigen auch nicht überzeugen, von der liebestollen Sekretärin bis zum einfältigen Polizisten, da reiht sich Klischee an Klischee.
Wenn ich im Krimi das Wort Merde streiche und dazu die Sätze, die beschreiben, dass der Kommissar entweder rauchen geht, sich eine Zigarette dreht, oder sich irgendjemand darüber ärgert, dass der Akku seines Handys schon wieder leer ist, dann hätte der Roman rund 100 Seiten weniger. Wenn ich dann noch hingehe und die Abschnitte weglasse, in denen der Autor (wieder oberlehrerhaft!) beschreibt, wie gründlich er recherchiert hat, dann komme ich auf nochmal 50 Seiten weniger. Vielleicht wäre der Krimi dann mit rund 300 Seiten auch kurzweiliger gewesen.
Was mich auch noch geärgert hat (im Grunde hat mir nichts gefallen!): Das Lektorat hat auch geschlampt! Die Rechtschreibefehler sind geschenkt, aber der Lesefluss wird ständig dadurch gestört, dass ich über die Ausdrücke La Calamine und Liege gestolpert bin. Warum sind da nicht die deutschen Namen Kelmis und Lüttich benutzt worden? Natürlich eine Kleinigkeit, aber wenn vieles nicht stimmt, dann fallen halt auch Kleinigkeiten auf.
Ich bin froh, dass ich mit diesem Schwachsinn durch bin, durchgehalten habe ich nur, weil der Krimi vor meiner Haustür spielt und ich immer noch die Hoffnung hatte, dass doch noch etwas Sinnvolles passiert...leider nicht!