Verstörend tiefgründig
Der fürsorgliche Mr CaveWie weit würde man gehen, um seine Kinder zu schützen? Als Mutter ist diese Frage auch in meinem Leben allgegenwärtig. Man liebt seine Kinder, möchte nur das Beste für sie und sie vor allen Gefahren schützen, ...
Wie weit würde man gehen, um seine Kinder zu schützen? Als Mutter ist diese Frage auch in meinem Leben allgegenwärtig. Man liebt seine Kinder, möchte nur das Beste für sie und sie vor allen Gefahren schützen, doch wie leicht diese Fürsorge in etwas Negatives umschlagen kann, macht Matt Haig in seinem neuen Roman nur allzu deutlich.
Mr Cave ist ein Mann, dessen Leben durch herbe Verluste gekennzeichnet ist. Erst die Mutter, dann die geliebte Frau und der Sohn. Ihm wurde das Glück vom Schicksal auf tragischste Weise geraubt und mit jedem Verlust wuchs natürlich auch der Wunsch, das einzige Glück, das ihm geblieben zu sein schien, halten zu wollen. Die Methoden, dies in die Tat umzusetzen, werden jedoch mit der Zeit immer fragwürdiger und auch gefährlicher.
Das Buch ist eine Art Brief, der seine Tochter direkt anspricht. Eine ungewöhnliche Form, die in diesem Fall aber sehr gut passt, da die Gefühle um einiges intensiver rüberkommen. Er schildert seine Beweggründe, reflektiert seine Taten auch. Man erlebt, welche Dämonen ihn treiben, wie die Angst ihn immer tiefer zieht und er sich in blinder Liebe immer mehr verliert.
Ich muss gestehen, mir fällt die Bewertung nicht leicht, denn einerseits stößt mich das Verhalten des Vaters ab, fordert mich emotional und lässt mich fassungslos zurück. Andererseits kann ich vieles – auch wenn ich es ablehne und nicht gutheiße – zumindest theoretisch verstehen. Matt Haig löst mit seiner Geschichte viele unterschiedliche Gefühle in mir aus, wirft die Frage auf, wie hätte ich womöglich in so einer Situation reagiert … Auch wenn der ein oder andere diesen Roman als verstörend empfinden mag, ist er doch extrem tiefgründig und bietet einen unglaublich intensiven Einblick in die Abgründe der menschlichen Psyche.
Mich hat dieses Hörbuch – trotz all der gemischten Empfindungen – in seinen Bann gezogen, nicht zuletzt durch das angenehme Timbre des Sprechers.