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Veröffentlicht am 29.12.2023

Ein Lesehighlight 20232

Die Buchbinderin von Oxford
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England 1914: Als die Männer in den Krieg ziehen müssen, übernehmen die Frauen ihre Arbeiten. Peggy und Maude, ein verwaistes Zwillingspaar, arbeiten in der Buchbinderei der Oxford University Press. Doch ...

England 1914: Als die Männer in den Krieg ziehen müssen, übernehmen die Frauen ihre Arbeiten. Peggy und Maude, ein verwaistes Zwillingspaar, arbeiten in der Buchbinderei der Oxford University Press. Doch Peggy will mehr, sie möchte die Bücher, deren Seiten sie falzt und bindet, lesen und sie möchte lernen, viel lernen. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation ist das nahezu unmöglich. Und dann ist da ja auch noch Maude, für die sie sich verantwortlich fühlt.

Pip Williams ist in London geboren und in Sydney aufgewachsen. Sie ist Sozialwissenschaftlerin und leidenschaftliche Autorin. Ihre Faszination für Sprache und ihre Recherchen in den Archiven des Oxford English Dictionary inspirierten ihr Debüt „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“, das ein Sensationserfolg in Australien wurde. Der Roman wurde mehrfach preisgekrönt und stand auf der Shortlist für den Walter Scott Prize for Historical Fiction. Das vorliegende Buch wurde ebenfalls ein Nr.-1-Bestseller in Australien.

Der Roman wurde, wie bereits „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“, von Christiane Burkhardt übersetzt.

Der Debüt-Roman von Pip Williams hat mir so gut gefallen, dass ich unbedingt auch dieses Buch lesen wollte, zumal der Klappentext die Lebensgeschichte einer intelligenten jungen Frau, die Konventionen trotzt und ihren eigenen Weg geht, verspricht.

Um es vorweg zu nehmen: Der Roman ist anders als das, was ich erwartet habe, sowohl von der Beschreibung als auch vom Cover her. Letzteres ist mir mit diesen schönen Ranken viel zu verspielt für den Inhalt. Der Bücherstapel und das gefaltete Boot entsprechen dem Inhalt. Das dunkle Rot wirkt sehr edel und der Titel erinnert an ausgeschnittene Wörter.

Pip Williams erzählt in einem für mich wunderbaren Schreibstil langsam und detailliert die Geschichte von Peggy und Maude. Es gibt nur wenige Ereignisse, denn das, was geschieht, ist zwischen den Zeilen zu lesen. Peggy und Maude sind dabei, als die ersten Flüchtlinge und verwundete Kriegsgefangene aus Belgien in Oxford eintreffen. Da ist Lotte, die in der Buchbinderei arbeitet und sofort einen Zugang zu Maude findet. Lotte hat alles verloren, was ihr wichtig war. Ihr fehlt trotz ihrer Freundschaft zu Maude die Kraft für einen Neuanfang. Ganz anders Bastiaan, den Peggy im provisorischen Lazarett pflegt. Er hat schwerste Verletzungen und Traumata erlitten, sieht eine Zukunft für sich und sein Land, obwohl seine Verletzungen sichtbar bleiben.
Das Thema Krieg ist ein hochaktuelles Thema, so ist es gut, dass Pip Williams Verletzungen, innere und äußere, beschreibt. Sie macht es eher zurückhaltend, dennoch wird klar, wie fürchterlich die Soldaten leiden.

Natürlich befasst sich die Autorin auch mit der Frauenfrage. Dabei geht es nicht nur darum, dass Frauen die Tätigkeiten ausführen, die den Männern vorbehalten waren und nach dem Krieg wieder sind, sondern auch um das Frauenwahlrecht, das zunächst nicht allen Frauen zugestanden werden sollte.

Gesellschaftliche Unterschiede waren vor gut 100 Jahren deutlich sichtbarer als heute. Gwen als Tochter aus gutem Hause steht stellvertretend für viele junge Frauen, die Bildung nur als Mittel ansahen, eine „gute Partie“ zu machen. Der Romanfigur Gwen tue ich damit etwas Unrecht, denn sie erkennt im Verlauf ihrer Freundschaft zu Peggy, dass diese es deutlich schwerer hat.

Sehr schön beschreibt Pip Williams das Verhältnis von Peggy und Maude. Maude ist besonders, so besonders, dass Peggy glaubt, dass sie ohne sie nicht zurecht kommt. Aber ist das wirklich so? Ist Maude für Peggy nicht auch ein Vorwand?

In meinen Augen legt die Autorin ihr Augenmerk mehr auf die Entwicklung der Figuren und das ist ihr ausgesprochen gut gelungen, auch bei denen, die ich hier nicht erwähnt habe. Ihre Charaktere sind detailliert, liebevoll und authentisch beschrieben. Und ganz nebenbei habe ich noch eine Menge über die Herstellung von Büchern erfahren.

Pip Williams hat ihren Roman in fünf Teile unterteilt, die Buchtitel tragen, die mit Peggy in Zusammenhang stehen. Die Erläuterungen dazu sind sehr aufschlussreich. In ihren Anmerkungen gibt die Autorin einen kleinen Einblick in ihre Recherche und die Inspiration zu diesem wunderbaren Roman.

Fazit: ein anspruchsvoller Roman, auf den man sich einlassen muss, eines meiner Lesehighlights 2023

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Veröffentlicht am 29.12.2023

Fesselnd geschrieben

Die Rosenkranzmorde
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Die Rechtsmedizinerin Dr. Mara Sheridan zieht nach einem Schicksalsschlag zurück in ihr Heimatdorf, in das Haus ihrer verstorbenen Großmutter. Nach ihrer Ankunft wird sie sofort zu einem Todesfall gerufen. ...

Die Rechtsmedizinerin Dr. Mara Sheridan zieht nach einem Schicksalsschlag zurück in ihr Heimatdorf, in das Haus ihrer verstorbenen Großmutter. Nach ihrer Ankunft wird sie sofort zu einem Todesfall gerufen. Ein Mönch wird unter merkwürdigen Umständen tot in seiner Zelle gefunden. Es gibt weitere Todesfälle, gemeinsames Merkmal sind die an den Tatorten hinterlassenen Rosenkränze. Worin aber besteht die Verbindung?

Mit einem flüssigen Schreibstil und kurzen Kapiteln versteht es Martina Kurfürst, ihre Leser zu fesseln. Ihre Protagonisten, neben Mara sind das vor allem Kriminalhauptkommissar Alexander Peters und sein Kollege Christian Escher, sind ausgesprochen sympathisch. Alle, auch die weiteren Charaktere sind lebendig und detailliert beschrieben. Im Vordergrund steht die Lösung des Falls, aber auch das Privatleben der beiden Kollegen spielt eine Rolle.
Die Ermittler treibt vor allem die Frage nach der Verbindung zwischen den Opfern um, die sie lange Zeit nicht herstellen können. Mara, die ja noch neu in der Truppe ist, macht sich ihre eigenen Gedanken und geht selbständig einige Spuren nach. Dabei bringt sie sich in Gefahr, kommt der Lösung jedoch näher. Kurz vor der Auflösung wird es etwas unübersichtlicher, da die Autorin einige Personen einführt, die vorher keine Rolle spielten. Insgesamt ist am Ende jedoch alles nachvollziehbar gelöst.

Fazit: ein spannender und lesenswerter Krimi

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Veröffentlicht am 04.12.2023

Spektakulär und atemberaubend

Der Spion und der Verräter
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Ben Macintyre legt mit „Der Spion und der Verräter“ die Biografie von Oleg Gordijewski vor, der als KGB-Offizier für den britischen Geheimdienst spionierte. Daneben werde Einblicke in die Arbeit des KGB ...

Ben Macintyre legt mit „Der Spion und der Verräter“ die Biografie von Oleg Gordijewski vor, der als KGB-Offizier für den britischen Geheimdienst spionierte. Daneben werde Einblicke in die Arbeit des KGB und anderer Geheimdienste sowie in das russische Denken und Handeln gegeben. Streckenweise liest sich dieses Buch wie ein Thriller, insbesondere was die Planung und Durchführung der spektakulären Flucht aus Moskau betrifft.

Das zunächst unspektakulär anmutende Cover enthält alle wichtigen Informationen in Schrift und Bild. Im Hintergrund des eher unscheinbaren Mannes mit Aktenkoffer sind sehr zurückhaltend zwei Gebäude abgebildet, die die Sowjetunion und Großbritannien symbolisieren. Nicht zufällig wird der Eindruck erweckt, der Mann bewegt sich von Ost nach West.

Ben Macintyre nimmt in seiner Einführung, die auf den 18. Mai 1985 datiert ist, eine für Oleg Gordijewski einschneidende Situation vorweg und baut damit Spannung auf. Im Anschluss daran wird Gordijewskis Lebensgeschichte chronologisch erzählt. Bereits die Ausgangssituation in der Familie ist sehr interessant, denn hier lernt Oleg Gordijewski, wie man Geheimnisse voreinander verbergen kann.

Macintyre arbeitet sehr gut heraus, welche Beweggründe Oleg Gordijewski gehabt hat, für den britischen Geheimdienst zu arbeiten. Auch Gordijewskis Zweifel, seine Ängste und seine Überlegungen, u.a. zu der Frage, ob er seine Frau einweihen soll, werden thematisiert.

Insgesamt ist es eine mit vielen Informationen und Namen durchsetzte Geschichte, die sich nicht nebenbei lesen lässt. Fotos, eine Liste der Decknamen und Aliasse, ein umfangreicher Zitatnachweis und ein informatives Nachwort vervollständigen das Buch.

Fazit: eine absolut lesenswerte wahre Geheimdienstgeschichte

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Veröffentlicht am 29.11.2023

Schneereiches Weihnachtsfest mit Überraschungen

Stille Nacht im Schnee
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In einem wunderbar lockeren Schreibstil erzählt Alexander Oetker vom Weihnachtsfest der Familie von Elisabeth und Pascal mit ihren drei Kindern. Der ältere Sohn verschwindet nach der Ankunft grußlos im ...

In einem wunderbar lockeren Schreibstil erzählt Alexander Oetker vom Weihnachtsfest der Familie von Elisabeth und Pascal mit ihren drei Kindern. Der ältere Sohn verschwindet nach der Ankunft grußlos im Chalet, um sich hinter einer Zeitung zu verstecken. Sein Sohn Mats hat seinen Hamster Willi mitgebracht, der noch für Aufregung sorgen wird und seiner Frau kann nichts recht gemacht werden. Dafür kommt der jüngere Sohn zwar mit seinen Töchtern Ronja und Thea, aber ohne seine Frau Sylvie. Die Tochter kommt wie immer als letzte und hat ihren Hund und, wie jedes Jahr, einen neuen Freund an ihrer Seite.

Allein die lebendige Beschreibung der so unterschiedlichen Protagonisten sorgt für Spannung, Alexander Oetker macht daraus eine wunderbare Weihnachtsgeschichte mit vielen Überraschungen und einem stimmigen Ende.

Das Cover ist perfekt dazu gestaltet.

Fazit: eine besondere Weihnachtsgeschichte für einen gemütlichen Nachmittag, besonders in der Vorweihnachtszeit

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Was geschah wirklich?

Der sonderbare Fall der Rosi Brucker
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Nach „Der Tod der dreckigen Anna“ lässt Tina Seel ihren zweiten Kriminalroman ebenfalls in einem südpfälzischem Dorf spielen. Der Bäckerlehrling Harald Hasenbach findet die Leiche der Winzertochter Rosi ...

Nach „Der Tod der dreckigen Anna“ lässt Tina Seel ihren zweiten Kriminalroman ebenfalls in einem südpfälzischem Dorf spielen. Der Bäckerlehrling Harald Hasenbach findet die Leiche der Winzertochter Rosi Brucker und versucht, ein Lösegeld zu erpressen.

Wie auch in ihrem ersten Krimi zeichnet die Autorin ein sehr überzogenes Bild eines Teils der Dorfgemeinschaft, denn wir lernen nur wenige Familien kennen. Ihre vielen Protagonisten sind lebendig beschrieben. Bei vielen der gut vorstellbaren Szenen hat die Leserin das Gefühl, mittendrin zu sein, so bei einigen ehelichen Gesprächen (oder Nicht-Gesprächen). Frauen werden von ihren Männern schlecht behandelt, die Jugendlichen bleiben sich selbst überlassen, Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen werden nicht für voll genommen. Im Grunde sind der Busfahrer Atze, Bruder von Harald, und seine intellektuell ähnlich ausgestatteten Freunden die größeren Deppen (um im Sprachstil zu bleiben), was aber nicht groß auffällt.
Die Ermittler haben zunächst nur wenig Ansatzpunkte, weil völlig unklar ist, was genau mit Rosi vor ihrem Tod passiert ist. Wird es ihnen dennoch gelingen, den Fall abzuschließen? Die Auflösung ist folgerichtig, wenn auch ein wenig überraschend.

Tina Seel beschreibt die Szenerie mit viel schwarzem Humor und Wortwitz.

Die diesem Krimi zugrundeliegende Idee gefällt mir sehr gut, auch die Auflösung.

Fazit: ein spannender Krimi mit einer unerwarteten Auflösung

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