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Veröffentlicht am 16.01.2022

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher

Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
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Handlung
Berlin in den 1920er Jahren
Zufällig lernen sich Rosalie Gräfenberg und der Generaldirektor des Ullsteinverlags, Franz Ullstein, auf einem Bankett kennen. Und trotz ihrer unterschiedlichen Lebensweisen ...

Handlung
Berlin in den 1920er Jahren
Zufällig lernen sich Rosalie Gräfenberg und der Generaldirektor des Ullsteinverlags, Franz Ullstein, auf einem Bankett kennen. Und trotz ihrer unterschiedlichen Lebensweisen und auch dem Altersunterschied sind beide direkt voneinander fasziniert. Während die junge Dame geschieden ist und sich einen Namen als erfolgreiche Journalistin gemacht hat, gern reist und ein äußerst mondänes Auftreten besitzt, ist Franz Ullstein noch nicht lange verwitwet und besitzt einen straffen Arbeitsalltag, der für ihn eine Fluchtmöglichkeit vor dem Alleinsein ist. Doch trotzdem verbindet die zwei Menschen etwas und schon nach kurzer Zeit macht ihr Franz einen Antrag. Sehr zum Widerwillen seiner vier Brüdern, die alles daran setzen, um das Paar auseinanderzubringen. Allerdings haben sie diese Rechnung ohne Rosalie, ihre Freundin Vicki Baum und das Tippfräulein Lilli gemacht. Sie verbünden sich und setzen alles daran, dass Rosalies Ruf nicht ruiniert wird. Und gehen dabei alle der Frage nach, wie ihr persönliches Glück aussieht...

Meinung
Das Cover mag ich richtig gern. Es ist stilvoll, elegant und sehr ansprechend. Es versetzt den Betrachter in Nostalgie und ist ein absoluter Hingucker. Sowohl die Farben, als auch die Motive sind perfekt aufeinander abgestimmt und ich liebe es, wie der Titel so stark in Szene gesetzt wurde. Vor allem gefallen mir die goldenen Details, als auch die Stadtansicht in der unteren Mitte. Diese beiden Dinge stellen für mich den Blickfang des gesamten Bildes dar und ich bin ein großer Fan des Covers!

Mir ist das Buch in der Vorschau zuallererst durch das wunderschöne Titelbild aufgefallen. Danach habe ich mir den klangvollen Titel angeschaut und zum Schluss die Inhaltsangabe. Und mit jedem bisschen, was ich mehr über den Inhalt erfahren habe, wuchs mein Interesse. Ich finde es unglaublich interessant, so einen näheren Einblick in das Verlagshaus Ullstein der 1920er Jahre zu erhalten, die Ullstein-Familie näher betrachten zu können und dabei vielen Persönlichkeiten zu begegnen, die in der Literatur und für den Verlag tätig waren. Daher ist es für mich eine große Freude gewesen, den Roman als Rezensionsexemplar zu erhalten und ich möchte mich dafür ganz herzlich beim Ullstein Verlag bedanken!

Ich hatte einen wirklich angenehmen Start in den Roman. Ich mag es, wie es zwar einen direkten Beginn gibt und nicht erst noch umfangreiche Einführungen oder Personenumschreibungen eingefügt wurden, man aber trotzdem den Raum erhält, um sich ein Bild von der Ausgangssituation zu machen, um die Figuren kennenzulernen und in der Geschichte anzukommen. Hier wurde ein schöner Mix von beidem gewählt und dadurch wird gewährleistet, dass man sich als Leser schön auf die Handlung einlassen kann.

Durchweg hat das Buch einen großen Reiz auf mich ausgeübt. Ich kann selbst nicht genau sagen, was es war, aber mich hat die Geschichte nicht losgelassen. Immer wollte ich weiterlesen, mir waren viele Figuren sympathisch und ich habe sie lebendig vor Augen gesehen. Die Szenen lassen sich gut nachvollziehen und es wird einfach ein rundum schönes Bild gezeichnet. Dazu gibt es eine wunderbar zu lesende Sprache, lebhafte Umschreibungen jeglicher Handlungsorte und Personen und eine schöne Grundruhe, die sich beim Lesen auch auf mich übertragen hat. Ganz häufig werden die Kapitel mit einem ruhigen, fast schon gelassenen Unterton beschrieben, man merkt, dass kein unnötiges Drama herrscht, sondern dieses geschickt in einige, wenige Szenen eingebunden wurde. Dadurch habe ich den Eindruck, dass die Geschichte ganz geradlinig, ohne Ausschweifungen erzählt wird und sie hat einen schönen Charakter erhalten.

Im Verlauf der Geschichte besucht man als Leser mit den Figuren zusammen allerhand interessante und teils sehr glamouröse Orte. Es gibt eine schöne Vielfalt, man lernt sowohl das Verlagsgebäude kennen, als auch private Wohnungen oder Orte, die für die Familie Ullstein eine große Bedeutung haben / wo große Entscheidungen gefällt werden. Jede Lokalität hat eine solide Zeichnung erhalten, die ein erstes Bild für den Leser entwirft und gleichzeitig den Raum gibt, um die eigene Fantasie mit einzubringen und die jeweiligen Orte auszuschmücken. Das ist eine reizvolle Mischung, die ich lange nicht in Büchern hatte, die mir aber sehr gut gefallen hat. Dadurch wurde für mich jeder Raum lebendig und ich finde, dass dies der ganzen Geschichte noch einen eigenen Reiz gegeben hat!

Im Verlauf der Handlung werden einige Erzperspektiven genutzt. Nicht nur Rosalie Gräfenberg und Franz Ullstein haben den Raum erhalten, um eine engere Bindung zu dem Leser aufzubauen und ihn einen Blick in ihr Innerstes zu geben. Auch das Tippfräulein Lilli oder ihr Verlobter haben die Möglichkeit, ihre Welt zu zeigen und dem Leser damit auch eine andere Gesellschaftsschicht zu offenbaren. Sie stammen aus einfachen Familien, die nicht im größten Luxus leben und anhand ihrer Figuren werden nicht nur gesellschaftliche Unterschiede aufgezeigt, sondern auch einige Themen angesprochen, die für die Bevölkerung von Bedeutung waren. Seien es die Suche nach einer Wohnung oder die politischen Entwicklungen, man lernt ein bisschen war über die Zeit und aufgrund der vielen Perspektiven wird die Geschichte nie langweilig, es kommt immer neuer Schwung hinein und ich mag die Einblicke in verschiedene Denkweisen!

Es ist so interessant gewesen, den Figuren über die Schulter zu schauen, sie bei ihrer Arbeit und im Umgang mit anderen Personen zu beobachten. Und dabei ist es egal, ob es sich um Menschen gedreht hat, die tatsächlich gelebt haben oder um solche, die fiktiven Ursprungs sind. Jede einzelne Figur hat mir in ihrer Art richtig gut gefallen und sie wurden beim Lesen für mich lebendig und greifbar. Ein jeder hatte ein paar Eigenheiten und Macken, die sie aber ausgezeichnet haben und die häufig auch reizend und sehr gut auf den jeweiligen Charakter zugeschnitten wurden. So entstanden ganz spannende Personen, denen ich gern gefolgt bin und die alle auf ihre Art überzeugen konnten.
Es gibt ein interessantes Zusammenspiel von fiktiven und historischen Persönlichkeiten. Sie ergänzen sich richtig gut, es gibt in ihrer Darstellung keine Unterschiede und man kann beim Lesen nicht genau bestimmen, wer wirklich gelebt hat und welche Figuren nur in den Köpfen vieler Leser lebendig werden.
Besonders gefallen hat es mir, dass es keinen ausgemachten Fiesling gab, sondern die Protagonisten so dargestellt sind, dass man frei entscheiden kann, wen man sympathisch findet und welchen Personen man eher Abneigung entgegenbringt. Und Sympathien ändern sich teils auch mit dem Verlauf der Handlung. Je nachdem, wie sich eine Figur entwickelt, welche Züge sie plötzlich zeigt, welche Entscheidungen oder Aussagen sie trifft, hat sich manchmal auch meine Meinung ihnen gegenüber geändert. Daher war es auch interessant zu verfolgen, wie solch eine Entwicklung aussieht und wie sich mein Eindruck ihnen gegenüber ändert.

Was ich mir wirklich gewünscht hätte, wären ein kleines Personenverzeichnis oder ein Stammbaum der Familie Ullstein. Es treten viele Angehörige der Familie im Verlauf der Geschichte auf und manchmal musste ich beim Lesen zurückblättern um zu schauen, von wem die Person nun das Kind ist oder mit wem er / sie verheiratet ist, wie die verwandtschaftlichen Verhältnisse aussehen. Allein aus diesem Grund hätte ich es begrüßt, wenn es irgendwo eine kleine Aufstellung der Protagonisten gegeben hätte. Mich haben die vielen Mitglieder der Ullstein-Familie einfach ein bisschen verwirrt und dazu eine Übersicht wäre bestimmt sehr hilfreich gewesen. So musste ich ab und an meinen Lesefluss unterbrechen um nachzuschauen und das hätte leicht vermieden werden können!

Fazit
Ach, wie sehr hatte ich mich auf das Lesen gefreut. Und dann war das Vergnügen viel zu schnell vorbei... Für meinen Geschmack hätte es gern noch weitergehen können, ich wollte mich noch nicht so recht von der Lektüre trennen. Vor allem wird mir das Buch aufgrund seiner ruhigen Stimmung in Erinnerung bleiben. Diese hat sich durch die gesamte Handlung gezogen und sie hatte auch auf mich einen Effekt. Nicht nur wollte ich nicht mehr aufhören mit dem Lesen, sondern ich bin währenddessen auch ruhiger und entspannter geworden. Ich konnte mich ganz darauf einlassen und das hat viel Spaß gemacht! Insgesamt ein richtig gutes und empfehlenswertes Buch, welches mir viele schöne Stunden beschert hat und ein interessantes Treffen mit vielen spannenden Persönlichkeiten bietet!

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Veröffentlicht am 13.01.2022

Die zerbrochene Feder

Die zerbrochene Feder
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Ich bin ja immer sehr froh, wenn in historischen Romanen ein Personenverzeichnis abgedruckt ist. Das ist auch bei diesem Buch der Fall, es befindet sich am Ende des Romans und aufgelistet sind all jene ...

Ich bin ja immer sehr froh, wenn in historischen Romanen ein Personenverzeichnis abgedruckt ist. Das ist auch bei diesem Buch der Fall, es befindet sich am Ende des Romans und aufgelistet sind all jene Figuren, die irgendwann im Verlauf der Geschichte auftreten. Dabei sind die Protagonisten nach Städten aufgeführt, was sehr passend erscheint.
Zudem kann man sich aufgrund dieser Auflistung einen Eindruck davon machen, wie viele historisch verbürgte Personen aufgetreten sind und welche Stellung sie innehaben. Bei der Durchsicht dessen bin ich am Ende fast schon ein wenig davon überrascht, wie viele Persönlichkeiten tatsächlich mal gelebt haben. Dadurch zeigt sich ein erster kleiner Einblick der umfangreichen Recherchearbeit und man erhält einen Eindruck dessen, wie viel Arbeit und Mühe hinter dem Werk stecken.

Ein wenig war mir Henriette im Gedächtnis geblieben, jedoch habe ich schnell feststellen müssen, wie viel ich von den Ereignissen vergessen hatte. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dies nicht ganz so wild ist. Es gibt ab und an kleine Anmerkungen über die Vergangenheit, wo es natürlich besser wäre, wenn man darüber im Bild wäre. Allerdings liegt ansonsten eine im Grunde runde und in sich geschlossene Handlung vor, die man auch ganz gut unabhängig von den anderen Teilen lesen kann.

Es findet eine Gliederung der Geschichte in vier Teile statt. Dabei wird zu Beginn jedes neuen Teils ein Datum gegeben, sodass man die Ereignisse zeitlich orten kann. Das war wirklich hilfreich, zumal es zwischendrin nur wenige kleine Aussagen gab, anhand derer man schauen kann, in welchem Monat oder Jahr sich die Geschichte gerade befindet. Aus diesem Grund hätte es mir besser gefallen, wenn es dazu noch mehr Details gegeben hätte, im Nachhinein kann ich nicht wirklich bestimmen, über was für einen Zeitraum sich die Erzählung insgesamt erstreckt hat.
Jeder neue Abschnitt beginnt mit einer kleinen Überschrift, die mal nur aus einem Wort besteht, häufig aus kleinen Wortgruppen. Damit wird jedes Kapitel ganz knapp und präzise zusammengefasst und die einzelnen Aussagen machen viel Sinn. Das mag ich sehr gern, es passt zu der Handlung und auch zu dem Titel.

Auf den ersten Seiten musste ich schon aufpassen, dass ich sehr aufmerksam und genau lese, um nichts wichtiges zu verpassen, um die Figuren in einen Zusammenhang zu bringen und um ein paar Erinnerungen hervorzulocken. Als dies dann einmal geschehen war bin ich mit dem Lesen flüssiger und leichter vorangekommen.
Die Schreibweise befindet sich auf einem gewohnt guten Niveau. Es werden mit wenigen Worten lebendige und authentische Bilder jeglicher Situationen gezeichnet und dadurch wird die Handlungszeit beim Lesen sehr lebendig. Man merkt anhand vieler kleiner Details den Zeitgeist um 1800 und es macht daher viel Spaß, in diese Welt einzutauchen und etwas neues zu entdecken und lernen.
Die Sprache ist meist einfach und daher gut lesbar gehalten. Immer mal wieder werden Begriffe eingebunden, die heutzutage nicht mehr ganz so üblich sind und daher entsteht ein schöner historischer Eindruck. Zudem bekommt die Schreibweise dadurch einen guten Anspruch und sie lädt dazu ein, den Roman nicht zu lange aus der Hand zu legen.

Auch die zahlreichen historischen Figuren und Hintergründe, die in die Geschichte eingebunden wurden, geben dem Buch viel Anspruch und Klasse. Zu verschiedenen Themen, vor allem zu der Zensur in der Literatur werden Hinweise und Details gegeben, sodass man am Ende einen stimmigen und schönen Einblick in die Sachverhalte hat, die die Bevölkerung zur Zeit um 1800 beschäftigt haben. Man kann gut schauen, was verschiedene Gesetze und Regeln für Einflüsse auf unterschiedliche Menschen haben, wie überhaupt eine Tageszeitung entsteht und auf was die Verleger achten mussten, um überhaupt publizieren zu können. Dazu, aber auch zu vielen anderen Themen gibt es einige Informationen und man kann sich ein interessantes Bild der Handlungszeit machen!

Die meisten Szenen spielen in Freiberg und ich muss sagen, dass ich mir jene Kapitel, die dort stattfinden, auch am besten vorstellen konnte. Obwohl ich die Stadt noch nie besucht habe, standen mir die Orte am lebendigsten und buntesten vor Augen. Egal, ob es sich um Straßen, Geschäfte, die Landschaft, Häuser und deren Aufteilung handelt. Jeden einzelnen Ort konnte ich mir richtig gut vorstellen und ich mag es, wie eine jede Örtlichkeit seinen eigenen Charakter erhalten hat. Das lässt die Schauplätze noch lebendiger werden und ich mag es, wie natürlich sich die Personen darin bewegt haben. Man hat gemerkt, dass sie den Orten viel Leben eingehaucht haben und das mag ich immer sehr gern bei Romanen.
Auch andere Orte außerhalb von Freiberg, sei es Weimar, Leipzig oder Berlin werden im Verlauf der Geschichte besucht. Auch dort haben einzelne Gegenden eine gute Zeichnung erhalten, sie wurden solide dargestellt und wirken greifbar. Allerdings fehlt ihnen noch das gewisse Etwas, was sie lebendig werden lässt.

Stimmungen habe ich durchweg nicht wahrgenommen. Weder positive Momente, noch traurige Nachrichten haben mich in irgendeiner Weise erreicht. Vielmehr ist die Geschichte recht nüchtern erzählt, was zwar irgendwie auch ganz nett ist, mir aber nicht ausreicht. Durchweg ist es mir dadurch schwer gefallen, zu den Figuren, allen voran zu Henriette, eine Bindung aufzubauen. Ich konnte an keiner Stelle der Erzählung mit ihnen mitfühlen und ich habe gemerkt, dass mir dies irgendwie ein wenig gefehlt hat. Dadurch, aber auch, weil mir noch ein gewisses Etwas gefehlt hat, welches das Buch zu einem Highlight machen würde, kann ich dem Roman leider keine Fünf-Sterne-Bewertung geben. An sich ist das Werk zwar stimmig und schön in sich geschlossen. Aber es konnte mich nicht komplett überzeugen.

Es gibt ein schönes Zusammenspiel von historischen und fiktiven Figuren. Man merkt beim Lesen keinen Unterschied in ihrer Darstellung, sie treten einander ebenbürtig auf und sind sehr lebendig. Eine jede Person hat eine gute Zeichnung mit ein paar charakterlichen Alleinstellungsmerkmalen erhalten und daher gibt es viele besondere Individuen, die unterschiedliche Ziele verfolgen und dem Leser einen kleinen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bieten.

Fazit
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, ich mag es sehr, wie die Handlungszeit beleuchtet wird und wie lebendig diese daherkommt. Man merkt daher gut, dass dem Werk eine schöne und umfangreiche Recherche zugrunde liegt, was der Geschichte definitiv zugute kommt.
Ich bin flüssig mit dem Lesen vorangekommen, die Erzählung gestaltet sich als abwechslungsreich und besonders die vielen Charaktere, die im Verlauf der Handlung auftreten, konnten mich überzeugen. Und obwohl es vielleicht so klingen mag, als ob ich komplett zufrieden mit dem Roman bin, gibt es doch noch irgendwas, was mir fehlt. Ich habe die Geschichte gern gelesen, hatte viel Freude daran, leider ist es aber kein Highlight geworden... Nun werde ich fleißig die Augen offen halten und hoffe, dass es schon ganz bald Informationen über den neuesten Roman der Autorin geben wird!

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Die Senfblütensaga - Wege des Schicksals

Die Senfblütensaga - Wege des Schicksals
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Handlung
Metz 1914
Emma hat ihr Studium erfolgreich beendet und sie kann es gar nicht erwarten, endlich ihre Arbeit in der Senffabrik von Carl aufzunehmen. Zudem ist endlich die Zeit gekommen, in der die ...

Handlung
Metz 1914
Emma hat ihr Studium erfolgreich beendet und sie kann es gar nicht erwarten, endlich ihre Arbeit in der Senffabrik von Carl aufzunehmen. Zudem ist endlich die Zeit gekommen, in der die Hochzeitsvorbereitungen in die letzte Phase gehen und es langsam ernst wird für die Verlobten. Doch nicht nur Probleme in der Fabrik sorgen für Unruhe, auch der Ausbruch des ersten Weltkrieges stellt den ganzen Alltag der Bevölkerung auf den Kopf. Zudem scheint es Emma so, als würde Carl ihr nicht mehr all seine Probleme und Sorgen anvertrauen und das Verhältnis des Paares ändert sich. Sie müssen beide Kämpfen. Für die Fabrik, für ihre Liebe und für die Zukunft!

Meinung
Ich mochte ja schon beim ersten Band die Farbgebung richtig gern, diesmal finde ich sie sogar noch stimmiger und schöner. Besonders gut harmonieren das Blau und das Senfgelb, sie lassen das Cover strahlen und lenken damit die Aufmerksamkeit des Betrachters darauf.
Der Aufbau des Titelbildes ist ähnlich wie der vom ersten Band. Man sieht eine Dame von hinten, sie wendet dem Betrachter ihren Rücken zu und schaut in die Ferne. Im Hintergrund sieht man ein kleines Gewässer, sowie eine Stadtansicht und es werden Verbindungen zu der Stadt Metz geschaffen. Die Person könnte in meinen Augen Emma darstellen, ich habe sie mir in ihrer Haltung immer ziemlich ähnlich vorgestellt.
Auf jeden Fall liegt ein hübsches und stimmiges Gesamtbild vor. Ich mag die Farben sehr gern, das Motiv ist gut gewählt und besonders gelungen sind die Verbindungen zwischen Titelbild und Inhalt!

Ich hatte den ersten Band der Senfblütensaga kurz nach dem Erscheinen gelesen und sehr gemocht. Ich finde, dass eine schöne Geschichte erzählt wird, die nicht nur gut unterhält, sondern auch ein angenehmes Maß an historischen Informationen besitzt. Zudem finde ich den Hintergrund rund um das Thema Senf sehr interessant, darüber habe ich noch nie ein Buch gelesen und ich hatte mir bisher auch noch nie Gedanken darüber gemacht, wie dieser hergestellt wird.
Mir hat der erste Teil so gut gefallen, dass ich unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht und was das Schicksal für Emma und Carl noch vorgesehen hat. Aus diesem Grund war es mir eine große Freude, den Roman als Rezensionsexemplar zu erhalten, wofür ich mich ganz ganz herzlich beim Fischer Verlag bedanken möchte!

Nicht nur das Cover hat eine schöne Gestaltung erhalten, auch die Umschlaginnenseiten wurden schön und passend verziert. Einmal wurden von den vier wichtigsten Figuren einige Zitate abgedruckt, die einen kleinen Einblick in ihr Denken und ihren Charakter geben. Anhand dessen kann man sich mit ihnen wieder etwas vertraut machen und ein wenig schauen, wie sie ticken. Das empfand ich als sehr passend, zudem hat bei mir allein das Lesen der Namen wieder viele Erinnerungen hervorgelockt und mir sind so Ereignisse aus dem Auftaktband wieder eingefallen.
Außerdem wurde auf der hinteren Innenseite noch ein Ausblick auf die gesamte Saga gegeben. Alle drei Bücher sind dort nebeneinander zu finden und man erhält auf einen Blick die Information, wann den der dritte und finale Teil erscheinen wird. Dieses Datum habe ich mir direkt notiert, ich freue mich sehr auf den Abschluss und kann an dieser Stelle schon mal vorwegnehmen, dass mir auch der zweite Band wirklich gut gefallen hat!

Noch bevor die Geschichte startet sind mir direkt drei Details ins Auge gefallen. Vor dem Beginn neuer Kapitel gibt es stets die Information, in welchem Ort die folgenden Ereignisse stattfinden, in welchem Jahr sie spielen und aus wessen Sicht die kommenden Seiten beschrieben sind. Über alle drei Nennungen bin ich sehr glücklich, so besitzt man einen ungefähren zeitlichen Überblick und man kann schauen, wie viele Jahre im Verlauf der Geschichte vergehen. Zudem ist es möglich, die Ereignisse besser zu verorten und mögliche Wege zwischen Städten zu verfolgen. Und es ist unglaublich hilfreich, stets zu wissen, aus welcher Perspektive die folgenden Seiten geschildert sind.

Ich hatte einen recht angenehmen Start in die Geschichte. Mir war zwar nicht mehr jedes Ereignis aus dem ersten Band im Gedächtnis geblieben, doch je mehr ich gelesen habe, desto mehr Informationen und Details sind mir wieder eingefallen. Und nach vielleicht fünfzig Seiten waren alle möglichen Fragen meinerseits geklärt, mir stand die Handlung vom Auftakt wieder lebendig vor Augen und ich konnte mich vollends auf diesen Teil einlassen. Ab dieser Stelle musste ich mich beim Lesen auch nicht mehr ganz so sehr konzentrieren, sondern habe begonnen, die Handlung einfach zu genießen und mit jeder Seite wurde mein Interesse mehr geweckt. Es hat einfach nur Spaß gemacht, das Buch in die Hand zu nehmen und in die Welt von Carl, Emma und Antoine einzutauchen und die Ereignisse zu verfolgen.

Von der ersten Seite an konnte mich die Sprache überzeugen. Sie hat mich von Anfang an abgeholt, sehr gut durch die Handlung geführt und hinterlässt einen sehr positiven Gesamteindruck. Ich finde, dass sie ganz wunderbare Bilder von jeglichen Situationen zeichnet, die Figuren werden anhand von markanten Details direkt lebendig und greifbar und die Autorin versteht es, die Spannung auf einem schönen Niveau zu halten. Dazu gibt es historische Hintergründe, die in einem angenehmen Umfang eingebunden sind und der Geschichte noch mehr Authentizität verleihen. Ich bin durchweg sehr gut und flüssig mit dem Lesen vorangekommen, habe mich gut in die Ereignisse hineinfühlen können und mir ist es leicht gefallen, mich auf die Figuren und ihre Erlebnisse einzulassen. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich das Buch innerhalb von rund vier Tagen ausgelesen hatte. Es hat durchweg eine große Anziehungskraft auf mich ausgeübt und ich wollte stets wissen, wie es weitergeht!

Insgesamt gibt es drei Sichtweisen, die im Verlauf der Erzählung die Möglichkeit und den Platz erhalten, um ihre Erlebnisse zu schildern, einen Einblick in ihren Charakter zu geben und dem Leser so die Möglichkeit zu geben, zu ihnen eine Bindung aufzubauen und sie besser kennenzulernen. Ich mag die Vielfalt der Perspektiven gern, die Geschichte wird nie langweilig, es treten nie Längen auf, man erhält unterschiedliche Blickwinkel und kann sich von den Figuren ein umfangreicheres Bild machen, weil man sie aus den Augen verschiedener Personen erlebt. Zudem erlebt man so allerhand wichtige Momente im Leben der Figuren mit und ich hatte nie das Gefühl, etwas zu verpassen.
Die drei Perspektiven werden aus der Sicht von Emma, Carl und Antoine beschrieben. Noch immer habe ich ein wenig das Gefühl, dass Emma ein bisschen mehr im Fokus steht als die beiden Herren. Im Verlauf der Geschichte lernt man ihre Charaktere gut kennen und ich mag es, wie individuell sie sind, wie sie in ihren Handlungen und Aussagen immer wieder überraschen können und was für einen guten Einblick man in ihre Gedanken- und Gefühlswelt erhält. Das tut dem gesamten Buch gut, es wirkt durchweg sehr lebendig und realistisch und ich bin auch nach dem Beenden der Geschichte nicht dazu bereit, loszulassen. Irgendwie spucken mir gerade die drei Hauptpersonen noch immer im Kopf herum und am liebsten würde ich direkt den dritten Band lesen, um noch mehr Zeit mit ihnen zu verbringen!

Es gibt sowohl auf politischer, als auch auf gesellschaftlicher Ebene einige Informationen über die historischen Hintergründe. Sie tauchen durchweg in einem guten Umfang auf, sie nehmen keinen zu großen Teil der Geschichte ein, sind aber auch nicht zu selten vorhanden. Man kann sich über viele Themen einen Eindruck verschaffen und schauen, was die Bevölkerung beschäftigt hat, was es für Fortschritte gibt, wie der Verlauf des Krieges ist und was die Entschlüsse der Staatsoberhäupter für die Bevölkerung bedeuten.
Ich finde, dass diese Informationen diesmal viel breiter gefächert sind als noch im ersten Band. Vor allem auf politischer Ebene gibt es viel mehr Details, was ich richtig gut finde. Es ist wirklich viel passiert und daher ist es angebracht, davon ein bisschen in die Geschichte einzubinden und ihr mehr Lebendigkeit und einen schönen historischen Hintergrund zu bieten.

Weiterhin ein großes Thema das Buches ist der Senf und seine Herstellung. Noch immer gibt es dazu einige Abschnitte, in denen Arbeitsschritte oder Verarbeitungsmöglichkeiten beschrieben werden. Tatsächlich finde ich aber, dass der Senf diesmal eine nicht mehr so große Rolle wie noch im ersten Band spielt. Der Fokus liegt ein wenig mehr auf anderen Themen, was ich absolut in Ordnung und sehr interessant finde. Nichtsdestotrotz hoffe ich auf ein großes Comeback des Senfs im dritten Band.

Die Darstellung des Settings hat mir gut gefallen. Ein jeder Ort wurde detailliert und lebendig beschrieben, sodass vor meinen Augen schnell ein Bild entstand, welches sich mit zunehmender Handlung immer mehr verfestigt hat und noch mehr Form und Farbe angenommen hat. Ich mag die Vielfalt an Orten, die geboten wird und wie viele Schauplätze aus dem ersten Band auch diesmal wieder auftauchen. Dadurch wirkt die Geschichte fließend und es war interessant zu sehen, wie einige Orte sich weiterentwickelt haben, welche Stimmungen sie nun ausdrücken und was für eine Wirkung sie auf die Figuren haben.

Die Protagonisten sind fast durchweg sehr gut gelungen. Ich mag die Vielfalt an Charakteren unheimlich gern und es ist so spannend zu verfolgen, wie sie sich entwickeln, welche Prioritäten sie setzen, wie sie zu den anderen Personen stehen und was sie gerade denken oder fühlen. Zudem finde ich es toll, wie einige ziemlich undurchsichtig auftreten und man nie so ganz weiß, in welche Richtung ihre Entwicklung gehen wird, was sie wirklich gerade fühlen oder ob sie nicht gerade eine Maske aufgesetzt haben, um ihre wahren Gefühle nicht zu verraten. Das war wirklich richtig interessant und ich bin gespannt, was der dritte Teil in dieser Hinsicht bieten wird!
Lediglich bei der Darstellung von Emma und Carl bin ich etwas zwiegespalten. Ich finde, dass sie diesmal oft ein wenig umeinander herumgetanzt sind, sie ein bisschen mit Absicht Diskussionen herbeigeführt haben und sie sich manchmal ein wenig merkwürdig benehmen. Für Carl scheint teilweise der Senf oberste Priorität zu haben, während Emma ein wenig ziellos wirkt. Mit ihnen habe ich deswegen ab und an ein wenig gehadert und ich hoffe, dass mich die Beiden im letzten Band der Reihe wieder mehr überzeugen können!

Fazit
Mit diesem Roman von Clara Langenbach habe ich mein buchiges Jahr 2021 beendet und ich finde, dass ich damit einen richtig guten Fang gemacht habe. Mir hat die Geschichte gefallen, ich wollte mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören und bin bis auf die nicht ganz perfekte Darstellung zweier Hauptfiguren sehr zufrieden mit dem Werk. Es liegt eine stimmige Erzählung vor, man merkt, wie sich ein roter Faden durch die ganzen Ereignisse zieht und nach dem überraschenden Ende kann ich es gar nicht erwarten, endlich den dritten Band der Senfblütensaga in den Händen zu halten und die Personen ein letztes Mal wiederzusehen.

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Claude allein zu Haus

Claude allein zu Haus
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Handlung
Eigentlich sollte die französische Bulldoge Claude zusammen mit seiner Familie nach Frankreich fahren, wo sie das Weihnachtsfest zusammen verbringen wollten. Durch einen unglücklichen Zufall bleibt ...

Handlung
Eigentlich sollte die französische Bulldoge Claude zusammen mit seiner Familie nach Frankreich fahren, wo sie das Weihnachtsfest zusammen verbringen wollten. Durch einen unglücklichen Zufall bleibt Claude jedoch allein in dem Maple Drive zurück und er ist nun auf sich gestellt. Auf der Suche nach einem neuen Zuhause lernt Claude Holly, ihre Katze und den Postboten Jack kennen. Für sie beginnt ein Abenteuer. Ein Abenteuer mit einem kleinen Hund, der Mission, den Maple Drive in Weihnachtsstimmung zu bringen und dem Glück, einen Seelenverwandten zu finden...

Meinung
Das Cover ist schon recht niedlich gehalten. Es herrschen weihnachtliche Farben wie rot und grün vor, im Hintergrund sieht man einen Tannenbaum und der Hund hat ein kleines Kostüm an, welches an den Weihnachtsmann erinnert. Dieser ist eine französische Bulldoge und er gleicht Claude, dem Titelhelden des Buches sehr. Es gibt daher eine schöne Verbindung von Cover und Inhalt und das Gesamtbild finde ich ansprechend und auffallend.

Und weil das Titelbild etwas an sich hat, was den Roman so aus der Masse hervorstechen lässt, bin ich auf das Werk aufmerksam geworden. Ich hatte es in einer Buchhandlung zufällig gesehen und konnte mich davon nicht lösen, ich musste mir einfach die Inhaltsangabe durchlesen. Diese verspricht eine niedliche Geschichte und weil es sich um ein Mängelexemplar handelt, konnte ich es einfach nicht liegen lassen. Ich habe es mir gekauft mit dem Ziel vor Augen, es noch dieses Jahr zu lesen. Und genau das habe ich jetzt gemacht, weswegen ich euch meine Meinung präsentieren kann!

Auf den ersten Seiten fällt direkt auf, dass auch Claude eine eigene Perspektive erhält. Das fand ich etwas überraschend, ich kann mich nicht daran erinnern, jemals einen Roman gelesen zu haben, wo ein Tier seine Sicht der Dinge erzählt. Aber ich dachte mir, dass vielleicht genau das den Reiz des Buches ausmacht und ich war gespannt darauf, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird.

Die Sprache befindet sich auf einem sehr einfachen Niveau. Dadurch wird ein leichtes und flüssiges Lesen gewährleistet und für mich hat es die perfekte Lektüre für die Weihnachtstage dargestellt. Ich hatte am 23. Dezember mit dem Lesen begonnen und habe es am 27.12 ausgelesen und fand, dass die kurzen Kapitel perfekt dafür geeignet waren, um mal eben ein paar Seiten zu lesen. Zudem ist es eine angenehm leichte Lektüre, die Ereignisse plätschern ein wenig vor sich hin und man muss nicht mit vollster Konzentration bei der Sache sein.

Es gibt im Buch mehrere Erzählperspektiven. Wie schon angesprochen hat die Bulldoge Claude den Raum erhalten, um seine Sicht der Ereignisse zu geben. Dazu kann man noch in die Perspektiven von Daisy, seiner Besitzerin, Holly, einer Nachbarin, und Jack, dem Postboten, eintauchen. Diese wirken im ersten Moment vielleicht ein wenig willkürlich gewählt, sie machen im Gesamten betrachtet jedoch viel Sinn und lassen am Ende eine runde und stimmungsvolle Geschichte entstehen.
Ich hatte lediglich manchmal den Eindruck, dass Claude ein wenig zu vermenschlicht dargestellt wird und es war für meinen Geschmack ein wenig fragwürdig, was die Menschen ihm als Futter gegeben haben. Obwohl ich mich noch nie so richtig damit beschäftigt habe, was die Vierbeiner essen erschien es selbst mir sehr merkwürdig, dass ihm andauernd Lebkuchen gefüttert wurden. Und einmal schnell im Internet nachgeschaut zeigt, ist es nicht sehr empfehlenswert, dem Hund dies in solchen Mengen, wie es im Roman beschrieben ist, zu geben. Hier hätte ich mir eine bessere Recherche gewünscht und einen hundefreundlicheren Snack für den kleinen Kerl!
Claude trat insofern zu merkwürdig auf, als dass er einerseits nicht so richtig seine Gedanken benennen konnte und er es scheinbar nicht so recht verstanden hat, wo seine Familie ihre Weihnachtstage mit ihm verbringen möchte. Und andererseits gibt es dann wieder Gespräche, die er mit anhört, bei denen er jedes Wort versteht und in einen Zusammenhang bringt. Das war mir nicht passend und rund... Daher bin ich nicht immer der Meinung gewesen, dass die Perspektive so gut gewählt ist, ich denke, manches hätte in gekürzter Variante einen besseren Eindruck hinterlassen.

Die Stimmung hat mir durchweg gut gefallen. Man konnte merken, wie sie sich im Verlauf der Geschichte steigert. Je mehr Dekorationen an den Häusern angebracht wurden, desto festlicher wirkte die Handlung und daran hat auch Holly einen großen Anteil. Ich finde, dass sie aufgrund ihres gemütlichen und einladend wirkenden Hauses, aber auch durch ihre Freude auf die Weihnachtstage viel Atmosphäre in die Geschichte bringt, wovon auch die anderen Perspektiven profitieren!

Insgesamt dehnt sich die Handlung auf nur wenige Tage aus. Sie erstreckt sich komplett über die Weihnachtstage und ist damit sehr eingeschränkt. Und sosehr es mir gefallen hat, wie sich einige Figuren entwickelt haben, hat es mich doch manchmal ein wenig gestört, wie schnell manche Ereignisse vonstatten gegangen sind. Zwei Personen haben innerhalb von gefühlt drei Tagen gemerkt, dass sie sich sehr sehr sympathisch finden, sie voneinander angezogen sind und planen bereits eine Beziehung. Ich weiß, dass es solche Lieben auf jeden Fall gibt, für einen Weihnachtsroman ist es jedoch auch ein wenig zu vorhersehbar und konstruiert. Mir ging das ein wenig zu fix und ich bin damit ehrlich gesagt nicht so ganz glücklich. Mir hätte es durchaus gereicht, wenn die Figuren einfach nur eine schöne neue Freundschaft eingehen und es ist ja nicht ausgeschlossen, dass sie ihre Gefühle füreinander nach dem Ende des Buches erst so richtig entdecken. Das wäre für mich runder gewesen.

Das Setting ist gut gezeichnet und wirkt lebendig. Ich konnte mir den gesamten Maple Drive mitsamt den Häusern und ihren Bewohnern richtig gut vorstellen und ich mag es, wie jedes Haus eine andere Stimmung verbreitet. Diese ändert sich im Verlauf der Geschichte, sie wirkt sich positiv auf das Setting aus und wie man dieses als Leser betrachtet. Zudem kommt eine schöne Abwechslung an Orten vor, man erhält einen kleinen Blick in die verschiedensten Gebäude und ich mochte es sehr, wie natürlich sich die Figuren an jedem Ort bewegen!

Insgesamt betrachtet tritt eine bunte Mischung an Personen auf, sie stehen an unterschiedlichen Stellen ihres Lebens und haben alle einige Problemchen, mit denen sie kämpfen. Das lässt sie natürlich und auch bodenständig wirken.
Mir hat es bei den Figuren besonders gut gefallen, wie man sehen konnte, wie einige Personen sich innerhalb der kurzen Zeit entwickeln. Sie haben einige ihrer Ansichten durchdacht, sind offener geworden und haben ihre Wünsche verraten. Das hat ihrem Charakter richtig gut getan und mir wurden dadurch so einige Protagonisten sympathischer.

Fazit
Damit ist nun auch der letzte Weihnachtsroman für diese Saison ausgelesen. Bis in den September werde ich damit nun pausieren und ich freue mich schon jetzt darauf, in den Verlagsvorschauen neue winterliche Bücher zu entdecken.
Ich finde, mit diesem letzten Werk habe ich diese Zeit gut abgerundet, es ist eine schöne Geschichte, die nicht perfekt ist und kleine Makel hat, die mich aber gut unterhalten hat. Sie konnte vor allem in der Stimmung überzeugen, hier bin ich sehr begeistert, wie die Autorin die Atmosphäre der schönsten Zeit des Jahres eingefangen hat und sie auf den Leser überträgt. Außerdem ist der Titelheld Claude ein sehr angenehmer kleiner Genosse, der vielleicht ein wenig zu vermenschlicht dargestellt ist, aber auch sehr niedlich wirkt und auf seine Art meine Sympathien erweckt hat. Eine wirklich schöne und kurzweilige Geschichte, die ich gern gelesen habe und die ihren ganz eigenen Charme besitzt!

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Liebe ist das schönste Geschenk

Liebe ist das schönste Geschenk
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Handlung
Nachdem Tod der geliebten Frau und Mutter haben Sam und Teddy Amerika verlassen und leben nun in der Christmas Street in London. Sehr zum Widerwillen des siebenjährigen Kindes, das sich mit der ...

Handlung
Nachdem Tod der geliebten Frau und Mutter haben Sam und Teddy Amerika verlassen und leben nun in der Christmas Street in London. Sehr zum Widerwillen des siebenjährigen Kindes, das sich mit der neuen Heimat nicht so recht anfreunden kann. Sam hingegen merkt schon bald, wie gut ihm das Leben in seinem Heimatland England tut. Und er hofft, hier einen Neuanfang zu schaffen. Mit Freunden, einer tollen Nachbarschaft und vielleicht auch mit einer Frau an seiner Seite. Doch schnell merkt Sam, wie schwierig dies ist. Die Nachbarn sind an neuen Kontakten nur wenig interessiert, er arbeitet im Home Office und lernt somit kaum neue Leute kennen. Und gegenüber der Frau, die ihn fasziniert, benimmt er sich nicht wie er selbst.
Lediglich Jack, der Christmas-Street-Hund, ist ein Lichtblick im Leben von Sam, Teddy und den Nachbarn. Viele Menschen fühlen sich für ihn verantwortlich und er schafft es, ein Band zwischen den Nachbarn zu knüpfen.

Meinung
Das Cover ist echt nett, auch wenn es nicht ganz meinem Geschmack entspricht. Ich mag die Farbgebung und das Motiv an sich ist hübsch. Allerdings gefällt mir die Schrift nicht sonderlich und ich denke, dass das Gesamtbild harmonischer wäre, wenn der Baum in der Mitte akkurater und genauer skizziert worden wäre, sodass er besser zu den Häusern an der Seite passt. So wirkt er ein wenig wie ein Fleck mitten im Bild und ist mir zu auffällig gestaltet.

Ich hatte das Buch zufällig mal Anfang 2021 bei Arvelle als Mängelexemplar entdeckt und ich fand die Geschichte interessant. Und da ich eh eine Bestellung tätigen wollte, durfte der Roman bei mir einziehen und ich hatte mir ganz fest vorgenommen, ihn noch dieses Jahr zu lesen. Lange Zeit dachte ich, dass ich dies wohl eher nicht schaffen werde, weil ich derzeit einige Rezensionsexemplare da liegen habe und ich im Dezember nicht so viel gelesen habe, wie ich es mir eigentlich gewünscht hatte. Aber kurz vor Weihnachten konnte ich dann nicht mehr widerstehen und habe das Buch kurzerhand einfach gelesen. Und ich bin nun wirklich froh darüber, dass ich es mir bestellt hatte!

Ich empfand den Start in den Roman gut, wenngleich mich die Geschichte nicht sofort so richtig fesseln konnte. Es hat mich ein wenig überrascht, dass die Erzählung nicht im Winter startet, sondern im Sommer und das Buch erst in der kalten Jahreszeit endet. Ich denke, so viel Vorlauf wäre nicht notwendig gewesen, mir hätte es besser gefallen, wenn die Geschichte mehr in der Weihnachtszeit spielt, den genau diese Erwartungshaltung vermittelt das Cover. Wenngleich ich aber auch zugeben muss, dass die Geschichte dadurch einiges an Authentizität gewonnen hat, weil man die Figuren über längere Zeit begleitet und man dabei beobachten kann, wie sie Kontakte knüpfen und sich wandeln. Die Beziehungen wirken so realistischer, was ich an sich gern mag!

Die Schreibweise ist recht einfach gehalten, sie lässt sich sehr leicht und flüssig lesen und sie gibt gute Beschreibungen der jeweiligen Momente. Tiefe erhält sie anhand von einigen Themen, die angeschnitten werden und die teilweise einen großen Eindruck hinterlassen. Besonders das Alleinsein einiger älterer Menschen und ihr zurückziehen von der Gesellschaft werden eingängig angesprochen und solche Szenen machen dann auch nachdenklich.
Ich finde, dass sich die Geschichte ganz wunderbar dazu eignet, sie über die Weihnachtstage zu lesen. Allein, weil sie ziemlich leicht gehalten ist, sie sich aufgrund der Umgangssprache gut lesen lässt und sie irgendwann den Zauber der Weihnacht gut einfängt. Ich habe sie zwei Tage vor dem Heiligabend beendet und finde, dass die letzten Seiten eine schöne Stimmung ausgestrahlt haben und ich hatte mich danach noch mehr auf die folgenden Tage gefreut!

Mich hat es extrem überrascht, wie viele Erzählperspektiven im Roman genutzt wurden. Nicht nur Sam gibt seine Sicht der Dinge wieder, sondern auch die Nachbarn erhalten den Platz, um sich auszudrücken, zu präsentieren und einen Blick auf ihre Gedanken und Gefühle zu geben. Das ergibt eine schöne Abwechslung, mir hat es richtig gut gefallen, wie man dadurch die einzelnen Personen besser kennenlernen konnte und wie vielschichtiger die Geschichte dadurch wird. Ich finde, dass eine Aufteilung auf mehrere Perspektiven eine sehr gute Idee ist und sie sehr gekonnt umgesetzt wurde!

Das wiederkehrende Motiv von dem Hund Jack, der nach und nach die Bewohner der Christmas-Street verbindet, finde ich richtig gut. Seine Figur hat sich wie ein roter Faden durch die Geschichte gezogen und ich finde, dass sich der Roman dadurch aus der Masse der Weihnachtsromane hervorhebt. Zudem hat es mir gefallen, dass die Autorin es geschafft hat, den Hund seine Gefühle ausdrücken zu lassen, sodass sie verständlich sind, er aber nicht als zu vermenschlicht wirkt.

Ich finde, dass erst im letzten Teil des Buches, jene Seiten, die sich mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest befassen, eine Stimmung wahrzunehmen war. Bis dahin habe ich in dieser Richtung nichts gefühlt, ich konnte weder mit den Figuren mitfühlen, noch empfand ich manche Momente als unangenehm oder peinlich, auch wenn die Protagonisten sie sehr offensichtlich so wahrgenommen haben. Daher lässt mich die Stimmung nicht ganz zufrieden zurück, ich finde, dass in diesem Punkt noch mehr Potenzial vorhanden gewesen wäre.

Die Beschreibungen des Settings sind durchweg gut gelungen. Ich konnte mir so gut wie jeden Ort vorstellen und ich mochte es, wie die Figuren sich ganz natürlich in den einzelnen Räumen bewegt haben. Es war deutlich zu merken, dass sie vor allem ihren Häusern viel Charakter verleihen und wie wohl sie sich dort wohlfühlen.
Besonders gut hat mir die Christmas-Street gefallen. Schon der Name hat etwas magisches an sich und ich habe die kleine Straße von Seite zu Seite mehr gemocht. Ihr liegt ein Zauber inne, der fast schon etwas märchenhaftes an sich hat und ich habe jene Seiten geliebt, in denen die Straße weihnachtlich geschmückt und sie im besten Licht präsentiert wurde.

Es tritt eine überschaubare Anzahl an Figuren auf, die alle mit einem einzigartigen Wesen ausgestattet wurden. Insgesamt betrachtet gibt es eine nette Abwechslung, die Protagonisten treten lebendig und bodenständig auf und sie wirken in ihren Handlungen sehr natürlich. Viele von ihnen habe ich im Verlauf der Handlung ein wenig ins Herz geschlossen, sie sind mir sympathisch geworden und ich habe mich für sie gefreut, wenn es das Schicksal gut mit ihnen gemeint hat.
Allerdings gibt es auch vielleicht so um die drei Personen, die mich ein wenig mit ihrer Art gestört haben. Sie haben sich zwar gut in das gesamte Gefüge eingegliedert, aber mir waren sie auf menschlicher Ebene etwas unangenehm und ich hätte sie an manchen Stellen gerne mal auf das Offensichtliche aufmerksam gemacht.

Fazit
Ich hatte eine wirklich angenehme und schöne Lektüre, ich bin sehr froh, dass ich das Buch im Januar mitbestellt hatte und es nun endlich vom Sub befreit habe. Es handelt sich um eine vergnügliche Lektüre, die eine authentische Geschichte auf sehr natürliche Weise und mit einem angemessenen Maß an Drama erzählt und bei der teilweise überraschend viel Tiefe vorhanden ist. Nachdem der Knoten bei mir geplatzt ist, habe ich das Buch nur selten aus der Hand gelegt und hatte es am Ende innerhalb von knapp vier Tagen ausgelesen gehabt. Als kleine Kritikpunkte würde ich die fehlende Stimmung, sowie die zu wenigen Kapitel in der Weihnachtszeit benennen wollen, von beidem hatte ich mir mehr erwartet. Ansonsten gibt es meinerseits nichts zu meckern, eine solide Lektüre, die man sich gern mal zu Gemüte führen kann!

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