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Veröffentlicht am 19.01.2021

Elsas Glück

Elsas Glück
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Handlung
Wien im Herbst und Winter 1928
Elsa Sonnstein ist eine junge Frau voller Ambitionen. Sie studiert Psychologie und Pädagogik an der Universität und hat es sich als Ziel gesetzt, ihr möglichstes ...

Handlung
Wien im Herbst und Winter 1928
Elsa Sonnstein ist eine junge Frau voller Ambitionen. Sie studiert Psychologie und Pädagogik an der Universität und hat es sich als Ziel gesetzt, ihr möglichstes zu tun, um die Welt ein wenig besser zu machen. Daher möchte sie nach ihrem Abschluss das Erziehungswesen revolutionieren und moderner machen, sowie von alten Methoden und Meinungen abbringen. Doch so leicht, wie sie es sich vorstellt, wird es leider nicht.
Und auch innerhalb ihrer Familie läuft es nicht immer rund, es kommen nach und nach heimliche Aktionen ans Licht und schließlich stößt Elsa auf ein Geheimnis, welches nicht nur sie, sondern auch ihre Familie verändern wird...

Meinung
Im Großen und Ganzen mag ich das Cover wirklich sehr gern, zudem sind auch Ähnlichkeiten zum ersten Band der Reihe zu sehen. Die Farben wurden durchdacht gewählt und auch die Aufteilung in zwei Szenerien ist gelungen. Dazu wurde der Titel in einer wunderschönen Farbe gedruckt, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln in verschiedenen Nuancen schimmert. Sie dient als Trenner zwischen den zwei Szenen, wobei einmal eine verschneite und idyllische Schneelandschaft gezeigt wird, sowie einmal eine alltägliche Stadtszenerie mit allerhand Verkehr und einigen prachtvollen Gebäuden im Hintergrund. Hier sind die Farben etwas erdiger gehalten und sie zeigen den Fortschritt und die Entwicklung der Technik. Die obere Szene hingegen ist in vielen weißen und bläulichen Tönen gehalten und zeigt einen Naturzustand. Hier stört mich allerdings etwas die Dame, die dem Betrachter halb zugewandt ist und von der man das Gesicht sieht. Mir hätte es besser gefallen, wenn sie von hinten zu sehen gewesen wäre, so als würde sie selbst die Landschaft betrachten. Das ist aber auch schon mein einziger kleiner Kritikpunkt, ansonsten mag ich das Cover gerne.

Erst im Februar letzten Jahres hatte ich den ersten Band der Familiensaga gelesen und ich mochte ihn sehr. Er ist mir in guter Erinnerung geblieben und obwohl es ein bisschen her ist, seitdem ich ihn gelesen habe, sind mir noch überraschend viele Aspekte der Handlung im Gedächtnis geblieben.
Als ich in der Verlagsvorschau entdeckt hatte, dass es eine Fortsetzung geben wird. Nachdem ich die Inhaltsangabe durchgelesen hatte wusste ich sofort, dass ich den Titel lesen möchte und er wanderte schnurstracks auf meine Wunschliste. Daher hat es mich sehr gefreut, den Roman als Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zu erhalten, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte!

Vor dem Start von neuen Kapiteln gibt es stets eine Angabe dazu, an welchem Ort die folgende Handlung stattfindet. Erst dadurch fällt mir so richtig auf, wie viele Orte man als Leser zusammen mit Elsa und ihrer Familie besucht und wie abwechslungsreich sich das Setting gestaltet. Das ist ein netter und feiner Zusatz, den ich sehr mag.
Dazu hätte ich mir allerdings noch gewünscht, dass man die Geschichte auch zeitlich ein wenig besser einordnen kann. Am Anfang gibt es einen Vermerk dazu, danach kann man sich nur anhand von kleinen Erwähnungen von Festen orientieren. Manchmal gab es aber auch gar keine Anhaltspunkte und ich wusste zwar, dass die Handlung im Herbst und Winter stattfindet, aber das war es im Grunde auch schon. Mir hätte es wirklich gut gefallen, wenn es ab und an eine grobe Einordnung, und sei es nur der Monat mit dem Zusatz, ob es sich um den Anfang, die Mitte oder das Ende dessen handelt.

Ich brauchte nur wenige Seiten, dann habe ich mich bereits ganz gut in der Geschichte zurechtgefunden. Klar war es eine neue Situation, schließlich steht diesmal Lottes Tochter im Mittelpunkt und man verfolgt hauptsächlich sie bei ihren alltäglichen Erlebnissen. Aber damit konnte ich mich schnell anfreunden und schon bald bin ich flüssig und ohne Probleme durch die Handlung gekommen.
Das liegt auch an der Schreibweise, die sehr angenehm ist und viele Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt gibt, aber auch zahlreiche Beschreibungen von Gegenden und Situationen bereithält. Auf diese Weise entsteht ein großes rundes Bild, welches stimmig ist und bei dem ich mich häufig als eine Art heimlicher Beobachter gefühlt habe.
Im Grunde ist die Sprache einfach gehalten, wodurch sie sich unter anderem so flüssig und locker lesen lässt. Um trotzdem Anspruch zu bekommen wurden immer wieder historische Details eingebunden, sei es über die Politik, das Leben nach dem Krieg, die beginnende Abneigung gegen Juden in Österreich oder die Bildung. Auf diese Weise gibt es immer wieder Informationen, anhand derer man sich ein Bild dessen machen kann, mit was für Problemen und Fragen sich die Bevölkerung damals auseinandergesetzt hat und die Sprache profitiert von diesen Hinweisen natürlich auch.

Obwohl ich durchweg flüssig durch den Roman gekommen bin, hat es doch ein wenig gedauert, bis mich die Handlung richtig gefangen genommen hat. Ab ungefähr der Hälfte war ich erst Feuer und Flamme dafür, bis dahin ist mir zu wenig geschehen und ich habe darauf gewartet, dass endlich richtig Schwung in die Geschichte kommt.
Man hatte so zwar Zeit, um die Personen richtig kennenzulernen, die Situation nachzuvollziehen und allerhand Hintergrundinformationen zu sammeln, aber ich hatte nie so arg das Bedürfnis, das Buch in die Hand zu nehmen und weiterzulesen. Das kam glücklicherweise später und ab da hatte mich die Geschichte stark gefangen genommen und ich habe die zweite Hälfte des Romans innerhalb von nicht einmal anderthalb Tagen ausgelesen gehabt.

Anfangs dachte ich, dass jedes Kapitel aus der Sicht von Elsa beschrieben wird, aber schnell wurde mir klar, dass auch andere Personen zu Wort kommen. Meist handelt es sich dabei um ihre Eltern, sodass man auf einige Personen und Aktionen unterschiedliche Blickwinkel erhält und sich so ein umfassenderes Bild machen kann. Mir hat diese Abwechslung gefallen, so kam immer mal ein neuer Wind in die Geschichte und gerade die Handlungen von Lotte und Jakob sind oft nicht vorhersehbar und daher überraschend.

Vor allem in Bezug anhand des Wohnhauses der Familie Sonnstein und den verschiedenen Erziehungseinrichtungen, die Elsa besucht, habe ich Stimmungen wahrgenommen. Und hier waren solche jeglicher Art vorhanden, ich konnte mich sowohl mit den Protagonisten mitfreuen, als auch mit ihnen leiden, habe vor Unverständnis den Kopf geschüttelt und vor allem die Szenen in den Einrichtungen sind mir ans Herz gegangen. Hier herrschte eine ganz besondere Stimmung, die sehr berührend war und ich glaube auch deshalb habe ich auf die Szenen, in denen die Kinder fröhlich waren und Spaß hatten, hin gefiebert.

Ich empfand, wie ich bereits erwähnt hatte, das Setting als wunderbar abwechslungsreich und vielfältig. Man lernt verschiedene Orte Wiens kennen und begleitet vor allem Elsa nicht nur in die feinen Viertel der Stadt, sondern auch an verschrienere Orte. Auf diese Weise zeigt sich, was für starke Unterschiede in der Stadt herrschen und wie groß die Kluften innerhalb der Gesellschaft sind. Stets wurden die Handlungsorte mit einfachen und wirkungsvollen Worten beschrieben, vieles konnte ich mir gut vorstellen und ansonsten hat mir meine Phantasie ausgeholfen.

Ebenfalls bereits schon mal kurz angesprochen hatte ich die historischen Fakten und Ereignisse, die im Roman immer wieder auftauchen. Anhand von ihnen bekommt man einen Einblick in das Wien der späten 1920er Jahre und erhält Informationen über verschiedenste Themen. Am interessantesten fand ich das Erziehungswesen mit seinen Einrichtungen und Haltungen, sowie Erziehungsmaßnahmen gegenüber Kindern, die als anders galten, Behinderungen hatten oder in eine arme Familie geboren wurden. Hierüber wusste ich nur wenig und viele Ansichten waren schockierend, gleichzeitig war es gut zu sehen, dass Elsa und einige Kommilitonen offenere Standpunkte vertreten und sich mit moderneren Schriften auseinandersetzen, die teilweise noch als verpönt gelten.

Ich empfand die Anzahl der Protagonisten als gut überschaubar, viele von ihnen tauchen mehrmals auf und wurden mit solchen Merkmalen und Zügen ausgestattet, sodass es einen hohen Wiedererkennungswert gibt. Ihre Aktionen waren nachvollziehbar, alle haben auch mal Fehler gemacht und ihnen wurden nicht nur positive Attribute verliehen. Das ergibt vielfältige und in die Tiefe gehende Personen, die auf ihre Weise punkten können.
Ab und an hatte ich ein paar Probleme damit, mir die Protagonisten in ihrem Aussehen vorzustellen. Obwohl es dazu einige Beschreibungen und kleine Merkmale gibt, fiel mir dies nie so leicht. Dies empfand ich nicht wirklich als störend, anhand ihrer lebendigen und authentischen Aktionen und Handlungen waren sie für mich doch greifbar und mit vielen konnte ich mich ganz gut anfreunden.
Vor allem in der zweiten Hälfte des Buches fand ich die Figuren sehr lebhaft und ihre Sorgen und Probleme wurden verständlicher, hier konnten viele Sympathiepunkte sammeln.

Fazit
Als die Handlung einmal Fahrt aufgenommen hatte, war ich komplett begeistert und hätte mich deswegen sehr gefreut, wenn die Geschichte noch länger gewesen wäre. Sodass man Elsa und ihre Familie noch länger begleitet und noch ein paar mehr, bisher verschwiegene Fragen beantwortet werden. Daher hoffe ich sehr auf einen dritten Band der Reihe, indem vielleicht einige Punkte nochmals aufgegriffen werden und man ein Wiedersehen mit den liebgewonnenen Protagonisten feiern kann!
Bis auf ein-zwei kleine Punkte, auf die ich schon ausführlich eingegangen bin, habe ich nichts zu beanstanden und hatte gesamt schöne und unterhaltsame, aber auch lehrreiche Lesestunden. Eine feine und abwechslungsreiche Geschichte, die mit allerhand historischen Details, einer angenehmen Sprache und liebreizenden Personen überzeugen kann!

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Die Weihnachtsvilla

Die Weihnachtsvilla
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Handlung
Dienstmagd, Hausherrin, rebellische Tochter. Wir begleiten vier Damen zur Weihnachtszeit und erfahren ihren derzeit größten Wunsch: Sie träumen allesamt von der großen Liebe. Dabei gibt es ein ...

Handlung
Dienstmagd, Hausherrin, rebellische Tochter. Wir begleiten vier Damen zur Weihnachtszeit und erfahren ihren derzeit größten Wunsch: Sie träumen allesamt von der großen Liebe. Dabei gibt es ein wiederkehrendes Motiv, stets hilft den Frauen eine festlich und wunderschön geschmückte Villa dabei, sich ihre Hoffnungen zu erfüllen. Die Villa erscheint in unterschiedlichen Formen, mal ist es ein Herrenhaus auf einem alten Gutshof, mal eine muckelige Berghütte, mal ein staatliches Gebäude mitten in der Stadt. Und so unterschiedliche die Frauen sind, so verschieden sind auch die Handlungsorte und die Handlungszeit. Manche Geschichten spielen in der Vergangenheit, eine ist in der Gegenwart verortet, manche an der Ostsee oder in den Bergen. Vier Autorinnen entführen den Leser an die unterschiedlichsten Orte und laden ihn somit ein, es sich mit dem Büchlein gemütlich zu machen und in die Erzählungen einzutauchen.

Meinung
Das Cover ist sehr weihnachtlich und wirkt auch märchenhaft. Dieser Eindruck entsteht durch die weiße Winterlandschaft und die silbernen Schneeflocken, aber auch durch das Gewand der Dame, die zielstrebig auf ein Gebäude zuhält. Dazu gibt es eine auffallend rote Schrift des Titels, welches wieder Bezug auf die Weihnachtszeit nimmt und sehr festlich wirkt. Insgesamt ein schönes und stimmiges Cover, welches ich als ansprechend empfinde.

Mir ist das Buch erstmals in der Verlagsvorschau aufgefallen und ursprünglich stand es auch auf meiner Wunschliste mit den Büchern, die ich mir zu Weihnachten wünsche. Dann habe ich allerdings noch ein verspätetes Geburtstagsgeschenk von Kolleginnen in Form eines Buchgutscheins erhalten. Für mich stand direkt fest, dass dieses Buch eines von denen wird, die ich mir auf den Gutschein hole und das habe ich nun getan, auf Instagram gibt es auch einen Post, indem ich die Bücher kurz vorstelle und hier gibt es nun meine Meinung zu den vier weihnachtlichen Kurzgeschichten.

Jede der Erzählung erstreckt sich über ungefähr 50 Seiten und stellt eine kurzweilige Lektüre dar. Ich bin flüssig durch die Geschichten gekommen, hatte absolut keine Probleme beim Lesen oder Verständnis und habe die Erzählungen innerhalb kurzer Zeit ausgelesen gehabt.
Es herrscht eine leichte und sehr gut lesbare Sprache vor, die einen soliden Blick auf die Protagonisten und das Setting gibt und den recht kurzen Geschichten überraschend viel Leben einhaucht. In diesem Punkt hatte ich nicht so viel erwartet und war überrascht, wie viele Besonderheiten und Charakterzüge viele Personen bekommen haben und wie man sie auf den wenigen Seiten doch ganz gut ins Herz schließen konnte.
Die Schreibweise einer jeden Geschichte hat mir gut gefallen, sie nimmt den Leser an die Hand und führt ihn gut durch die folgenden Seiten. Es hat Spaß gemacht, immer wieder aufs Neue in die verschiedenen Welten einzutauchen, stets war ich am Ende ein bisschen traurig, dass der Ausflug schon vorbei ist. Gern hätte ich die Personen noch ein wenig weiter begleitet und kann mir auch gut vorstellen, dass aus den Erzählungen umfangreichere Romane hätten entstehen können.

Man erfährt stets ausreichend über die Hintergründe und Antriebe der Protagonisten, man kann sie ganz gut einschätzen und es wurden durchweg sympathische Damen gewählt, die man auf den rund 50 Seiten einer jeden Erzählung begleitet. Sie wurden sehr liebenswert gestaltet und standen durchweg im Mittelpunkt der Geschichten, ihnen wurden abwechslungsreiche Wesen verpasst und eine jede hat eine andere Herkunft und andere Ambitionen.
Und auch die anderen Figuren, die auftauchen haben durchweg einige Attribute erhalten, die sie einzigartig und besonders machen. Anhand von wenigen Sätzen und Stichworten konnte ich mir ein Bild von ihnen machen und sie grob einschätzen. Von manchen der Personen hätte ich gern noch mehr gelesen, bei anderen hingegen bin ich froh, dass sie nur kurz auftreten und dann die Bühne verlassen. Insgesamt gibt es eine bunte und interessante Mischung und es war irgendwie schön, einen jeden Protagonisten kurz kennenzulernen.

Mir hat wirklich jede Geschichte richtig gut gefallen und eine jede hatte ihren eigenen Charme. Aber letztendlich sind zwei stark hervorgestochen und bildeten meine Highlights in dem Buch. Zum einen war es die Geschichte „Heller Stern in finstrer Nacht“ von Hanna Caspian, die für mich am stimmungsvollsten wirkte und einen wunderbar mitreißenden Ton hatte. Ich mochte die Protagonisten unheimlich gern und hatte die stärksten Bilder vor Augen.
Zum anderen hat mir die Erzählung „Heimkehr“ von Anna Jacobs ebenfalls hervorragend gefallen. Hier mochte ich die Verbindung zu einer ihrer anderen Romane sehr und es hatte das für mich beste und traumhafteste Setting. Ich habe die verschneite und märchenhaft anmutende Gegend sehr gemocht und mir diese Szenen in den schillerndsten Farben ausgemalt.
Ich möchte damit aber nicht sagen, dass mir die anderen beiden Geschichten nicht gefallen haben. Auch sie hatten ihren eigenen Reiz und haben mich gut unterhalten. Aber sie waren für meinen Geschmack nicht ganz so mitreißend wie die beiden gerade genannten und hier habe ich ein-zwei Entscheidungen der Protagonisten etwas kritisch betrachtet. Gleichzeitig macht das die Figuren natürlich auch authentisch und irgendwie ist es ja auch interessant zu sehen, wie unterschiedlich Menschen handeln können.

Lediglich bei der ersten Geschichte von Hanna Caspian habe ich Stimmungen wahrgenommen, bei den anderen haben sich diese nicht wirklich auf mich übertragen. Ich hatte vor allem auf ein hohes Maß an weihnachtlicher Vorfreude gehofft und das man den Zauber des Weihnachsfestes wahrnehmen kann. Leider habe ich in diesem Punkt nur in einer Erzählung etwas gespürt, ansonsten wurde die Handlung einen Hauch zu nüchtern erzählt.

Fazit
Ich hatte mich sehr auf das Büchlein und die vier Geschichten gefreut und wurde auch nicht enttäuscht. Es handelt sich um vier wunderschön erzählte und liebevoll ausgeschmückte Erzählungen, die gut unterhalten und mir stets ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Sie waren wirklich sehr niedlich und detailliert geschildert und haben mich an verschiedene Orte, als auch in die Vergangenheit mitgenommen. Bis auf den Punkt, dass mir Stimmungen ein wenig gefehlt haben, habe ich absolut keine anderen Kritikpunkte und kann euch das Buch wärmstens empfehlen!

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Das wunderbare Wollparadies

Das wunderbare Wollparadies
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Handlung
Auch nach einigen Jahren als Besitzerin eines Wollladens in der Valerie Lane ist Susan noch immer mit viel Herzblut bei der Sache. Sie liebt nicht nur den täglichen Umgang mit den Kunden und der ...

Handlung
Auch nach einigen Jahren als Besitzerin eines Wollladens in der Valerie Lane ist Susan noch immer mit viel Herzblut bei der Sache. Sie liebt nicht nur den täglichen Umgang mit den Kunden und der Wolle, sondern häkelt tagtäglich wunderschöne Sachen, die sie nicht nur verkauft, sondern auch zum Teil an Bedürftige verschenkt. Auch ihre Freundinnen statten dem kleinen Laden immer wieder gern einen Besuch ab, bringen Schokolade, Tee oder ähnliches vorbei oder kommen zum Austausch von Neuigkeiten. Den Susan gilt in der kleinen Gemeinschaft als eine Person mit einem riesigen Herz und durch ihre ruhige, bodenständige Art verteilt Susan zahlreiche Hinweise und Ratschläge.
Dabei hat die Besitzerin des Ladens auch selbst mit den Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen und besitzt Geheimnisse, die sie tief in ihrem Herzen verschlossen hält. Bis dieser eine Winter anbricht, der alles in Susans Leben verändern wird.

Meinung:
Und das Buch ging auch gleich mit einer Überraschung los: eine Geschichte, die in der Weihnachtszeit spielt. Passt ja perfekt zu der derzeitigen Jahreszeit und ich war unglaublich gespannt auf die Darstellungen der zauberhaften Valerie Lane im Winter. Voller Freude auf die kommende Geschichte bin ich also mit dem zweiten Band gestartet und sofort hat sich wieder eine sehr angenehme und flüssig lesbare Sprache herauskristallisiert. Ich hatte innerhalb von kurzer Zeit direkt gut 100 Seiten gelesen und wenn ich darauf folgend noch mehr Zeit gehabt hätte, wären mindestens noch einmal so viele hinzugekommen. Ich konnte mich beim Lesen fallen lassen, konnte alles um mich herum vergessen und mich komplett auf die Geschichte einlassen. Es gibt schon am Anfang direkt wieder ganz wunderbare Beschreibungen der Valerie Lane und von Susans Lebenssituation, gleichzeitig empfand ich es sehr interessant, einen näheren Blick auf ihr Wesen zu erhalten. Den bisher war mir Susan sympathisch, aber noch etwas zu verschlossen. Jetzt konnte man endlich nachlesen, was in ihrem bisherigen Leben passiert ist und was sie bewegt. Dadurch wurde ihr Charakter für mich greifbarer, sie zeigte viele menschliche Seiten und langsam öffnet sie sich dem Leser, aber auch anderen Protagonisten...
Kurz gesagt gibt es also eine wunderbar leichte Alltagssprache, oft nehmen die Protagonisten kein Blatt vor den Mund und reden frei heraus. Unter anderem dadurch entstehen authentische Situationen und es macht einfach Spaß, das Buch zu lesen.
Wobei ich finde, dass der Sprache diesmal irgendwie mehr Ernsthaftigkeit zugrunde liegt. Vielleicht wird dieser Eindruck ja auch durch Susans Charakter verstärkt. Aber ich finde, dass sich die Freundinnen diesmal nicht ganz so oft necken und den Ereignissen etwas mehr Ruhe zugrunde liegt. Wobei mir gerade einfällt, dass dies auch an der Handlungszeit, der Vorweihnachtszeit liegen könnte... Auf jeden Fall fand ich dies irgendwie passend und ich mochte es sehr. Die Schreibweise wurde im Grunde etwas Susans Charakter angepasst und das finde ich gut!

Auch schon in Rubys Geschichte gibt es auch diesmal wieder ab und an kleine Rückblicke in die Vergangenheit, wo man direkt miterleben kann, welche Situationen die Protagonisten durchlebt haben und welche Folgen dies auf die Zukunft und ihr derzeitiges Ich hat. Das war wirklich wichtig und hilfreich, immerhin wird immer mal auf die Vergangenheit und nicht so schöne Erlebnisse hingedeutet und so kann man besser verfolgen, was damit gemeint ist und die Personen auch besser verstehen, weshalb sie so handeln oder auf diese Weise denken.

Diesmal hat sich Manuela Inusa mit den Beschreibungen der weihnachtlichen Valerie Lane wirklich übertroffen. Es war einfach absolut traumhaft, die Straße, welche bisher aus den anderen Jahreszeiten bekannt ist, nun auch im Winter mit Schnee, aber auch mit Dekorationen zu erleben. Meine Fantasie und mein Vorstellungsvermögen waren unglaublich hoch und jede Szene wirkte am Ende noch festlicher und einladender. In diesem Band gibt es die traumhaftesten Beschreibungen und Ausschmückungen der niedlichen Straße und allein dafür lohnt es sich, den Roman zu lesen!
Und so schön die Straße beschrieben wurde, so gut haben mir auch die Beschreibungen von Susans Wollladen oder ihrer Wohnung gefallen. Obwohl hierzu recht wenige Worte gefallen sind, entstanden doch lebhafte und farbenfrohe Bilder vor Augen und ich konnte mir diese beiden Orte ebenfalls richtig gut vorstellen. Von beiden ging eine tolle Wärme und Lebendigkeit aus, dass man sich in den Settings einfach wohlfühlen musste.

Diesmal empfand ich die Stimmungen nicht immer als so greifbar. Oft habe ich mit den Damen, allen voran mit Susan mitfühlen können, doch häufig wurde auch nichts übertragen. Obwohl Susan bereits viele Emotionen und Gesichter von sich gezeigt hat, hätte es mir doch gut gefallen, wenn sie in einer Szene auch mal richtig wütend wird und auf den Tisch haut, einfach ihre Meinung und ihre Geheimnisse preis gibt. Ich glaube, das würde nicht nur ihr guttun, sondern als Leser bekommt man noch eine andere Seite zu sehen, kann dadurch eine bessere Bindung zu ihr aufbauen und womöglich besser mit Susan mitfühlen.

Ich finde es schade, dass Susan zwar eine Entwicklung hinlegt, die eindeutig in die richtige Richtung geht, aber sich nicht vollkommen öffnet. Oft bleibt sie etwas scheu und gibt ihre Geheimnisse erst sehr spät preis. Und genau das hätte ich mir eher gewünscht. Mir hätte es gefallen, wenn Susan all ihren Freundinnen ihre Erlebnisse mitteilt und sich ihnen anvertraut. Dann wäre die Entwicklung komplett und viel besser sichtbar gewesen, was ich richtig gut gefunden hätte. Leider bleibt sie noch immer ziemlich verschlossen und man merkt, dass ihre Wandlung noch nicht vollendet ist und diese wahrscheinlich nach dem Ende des Buches weitergeht.
Ich mag es immer sehr zu lesen, wie sich auch die Leben der anderen Damen aus der Valerie Lane entwickeln und in welchem Punkt ihres Lebens sie mittlerweile stehen. Zudem ist es einfach schön, sie auf diese Weise wiederzusehen und ein Update zu ihnen zu erhalten.
Auch diesmal wurden die Nebenakteure wieder mit sympathischen und liebenswerten Wesen ausgestattet und es war schön zu sehen, dass sie ihrem Charakter treu geblieben sind und noch reifer und erwachsener, aber auch zufriedener mit sich und ihrem Leben geworden sind.

Die Spannung befindet sich auf einem recht niedrigen Niveau, stattdessen eignet sich das Buch hervorragend dafür, beim Lesen alles andere auszublenden und sich einfach fallenzulassen. Und genau das war mir möglich. Die Ereignisse plätschern vor sich hin, man muss während des Lesens nicht mitdenken, kann sich entspannen und leicht auf die Geschichte einlassen. Genau das war auch meine Erwartungshaltung und spannungsreiche Szenen oder zu viel Drama wären auch absolut unpassend gewesen.

Fazit
Ach, ich freue mich richtig, dass es noch drei verbleibende Geschichten über die Valerie Lane gibt und ich noch dreimal das Vergnügen haben werde, gedanklich in diese traumhafte Straße und zu den Freundinnen zu reisen. Wobei ich fast schon glaube, dass das Setting nicht besser werden kann als in diesem Band. Es ist einfach traumhaft, die Beschreibungen lassen die Valerie Lane in nochmals anderem Licht erscheinen und diese Geschichte zur Adventszeit zu lesen ist einfach nur toll und stimmungsvoll!
Ich habe einen kleinen Kritikpunkt, ich habe mir bei der Darstellung von Susan eine stärkere Entwicklung gewünscht und ich finde es schade, dass sie gegenüber ihren Freundinnen nicht offener ist und sich ihre Erlebnisse einfach von der Seele redet. Ansonsten hatte ich unglaublich viel Freude daran, wieder auf Susan und ihre Freundinnen zu treffen und bin sehr zufrieden mit der Geschichte und lege sie euch gerade zu dieser Jahreszeit sehr ans Herz!

Meine Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

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Veröffentlicht am 04.12.2020

Das Hotel am Drachenfels

Das Hotel am Drachenfels
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Handlung
Silvester 1904
Während alle gespannt dem neuen Jahr entgegenblicken erlebt Hotelier Maximilian Hohenstein eine unwillkommene Überraschung: Sein unehelicher Halbbruder ist gekommen und erhebt Ansprüche ...

Handlung
Silvester 1904
Während alle gespannt dem neuen Jahr entgegenblicken erlebt Hotelier Maximilian Hohenstein eine unwillkommene Überraschung: Sein unehelicher Halbbruder ist gekommen und erhebt Ansprüche auf seinen Teil des Erbes. Damit gehören ihm genau die Hälfte des majestätischen Hotels, welches seine Besucher mit allerlei Luxus zu verwöhnen weiß. Maximilian blickt dem kommenden Jahr nun kritischer entgegen und ahnt nicht, dass er damit das richtige Gefühl hat. Das neue Jahr wird voller Ereignisse, Geheimnisse und Intrigen sein, vor denen sich jeder warm anziehen sollte...

Meinung
Das Cover ist interessant. Ziemlich schlicht und zurückhaltend, mir vielleicht ein wenig zu einfach. Dabei gibt es eigentlich genügend Details, die auch zu dem Haupthandlungsort, einem Hotel, ziemlich gut passen. Zum einen sieht man im Hintergrund eine bergige Landschaft mit einem Schloss, aber auch einem Gebäude, welches durchaus das Hotel am Drachenfels darstellen könnte. Im Vordergrund steht eine junge Frau, dem Betrachter abgewandt und der Mode um 1900 entsprechend gekleidet ist, sie sieht sehr schick und adrett aus, gehört eindeutig einer gehobeneren Gesellschaft an. Diese beiden Details wurden in bräunlichen, grauen und weißen Nuancen gestaltet, wodurch ein nostalgischer Effekt entsteht und was natürlich gut zu einem historischen Roman passt. Die Farbe des Titels wurde in bläulichen und rötlichen Tönen gehalten, wirkt auf mich so, als könnte sie genauso auch auf Flyern oder ähnlichem abgedruckt sein, um das Hotel zu bewerben.
Mir fehlt aber irgendwie noch ein herausragender Aspekt, der das Cover abrundet und perfekt macht.

Der Roman stand schon einige Zeit auf meiner Wunschliste und hat nur darauf gewartet, endlich gekauft und gelesen zu werden. Und da ich von der Autorin bereits ein paar Bücher gelesen habe, war ich sehr gespannt auf den Start der Reihe rund um das Hotel Hohenstein und habe mich schon vorab sehr aufs Lesen gefreut. Jetzt wurde der Roman nun endlich sowohl von meiner Wunschliste, als auch vom SUB befreit, mir wurde das Buch im Juli zum Geburtstag geschenkt und nun war es endlich an der Zeit, es zu lesen.

Beim ersten Aufklappen und Betrachten fallen sofort die beiden Karten auf den Umschlaginnenseiten auf. Hier wurde die Umgebung des Hotel Hohenstein abgedruckt und man kann sich von der Gegend einen Eindruck machen. Und außerdem war es so auch möglich, Entfernungen besser abzuschätzen und genau zu verfolgen, wohin die Protagonisten gerade unterwegs sind. Empfinde ich als ein sehr schönes und hilfreiches Detail!
Und am Ende des Buches findet sich auch noch ein Personenverzeichnis, wo die wichtigsten Protagonisten eine Erwähnung finden und man sich einen soliden Überblick verschaffen kann. Ich habe dieses kaum genutzt, mir sind alle Figuren direkt im Kopf geblieben und ich hatte absolut keine Probleme dabei, Zusammenhänge zu erstellen und zu erkennen, wer zu wem gehört. Trotzdem finde ich es gut, dass das Verzeichnis im Buch enthalten ist, vielleicht wäre es ganz gut gewesen, dieses an den Anfang des Buches zu setzen. Um sich so bereits vorab einen schnellen Überblick zu verschaffen, aber auch um nicht in die Gefahr zu geraten, aus Versehen etwas vom Ende der Geschichte aufzuschnappen.

Mir fiel der Start in die Geschichte ziemlich leicht. Klar war die Ausgangssituation wieder neu und da benötigt man meist ein paar Seiten, um sich in der Story zurechtzufinden, aber danach konnte ich mich vollkommen darauf einlassen und habe interessiert weitergelesen, um die Personen besser kennenzulernen oder auch um mehr über das Hotel und seinen Betrieb zu erfahren.
Ich finde, dass die Sprache eigentlich recht einfach ist und sich dadurch leicht und flott lesen lässt. Nur selten tauchen Fachbegriffe auf, jegliche Beschreibungen sind leicht nachvollziehbar und lassen nicht nur von den Personen, sondern auch von dem Setting oder den Geheimnissen ein rundes Bild entstehen. Die Schreibweise gibt immer genügend Einblicke, um die Spannung aufrechtzuerhalten, aber gibt dem Leser auch immer wieder einiges preis, um ihn nicht zu langweilen und ihn dazu anzuregen, sich Gedanken zu machen und über mögliche Enthüllungen zu spekulieren. Ich bin flott und ohne Probleme durch die Geschichte gekommen und bin mit der Sprache absolut zufrieden.
Mir hat an der Schreibweise besonders der unterhaltsame Hauch von Humor gefallen. Gerade die drei Geschwister Karl, Alexander und Johanna haben sich häufig geneckt und miteinander ihre Späße getrieben. Diese Szenen gehören zu meinen Highlights, ich mochte den Witz, der mit vielen Situationen einhergeht und der Humor, der immer wieder aufkeimt und oft die noch so ernüchternden Szenen auflockert und ihnen Schwung gibt. Das trägt außerdem viel zum Unterhaltungswert bei und ich hatte viel Spaß beim Lesen und mochte die Aufmerksamkeit und Verbundenheit, die die Geschwister vereint.

Als Erzählinstanz wurde ein allwissender Erzähler gewählt, der Einblicke in verschiedene Protagonisten und ihre Lebensweisen gibt, aber auch immer nur wohldosiert einige Bemerkungen und Hinweise fallen lässt, die zum spekulieren dienen und den Leser durchaus auch auf falsche Fährten führen. Er lässt sich lange Zeit nicht in die Karten schauen, hält mit einigen Andeutungen die Spannung weit oben und lüftet erst am Ende seine ganzen Geheimnisse und öffnet sich. Ich mochte es sehr, wie der Erzähler einen ungeschönten und natürlichen Blick auf die Protagonisten bietet und man sich dadurch komplett frei und ohne Einflüsse eine Meinung von ihnen bilden und sie somit als sympathisch oder unsympathisch einstufen kann.
Zudem nimmt der Erzähler verschiedene Positionen ein, mal sieht man die Ereignisse aus der Sicht von den Geschwistern Karl, Alexander und Johanna, mal gibt es Einblicke in den Alltag eines Stubenmädchens mit ungewissen Ambitionen. Dies kommt natürlich als abwechslungsreich daher, zudem sieht man aus verschiedenen Blickwinkel was es bedeutet, in einem Hotel zu arbeiten oder dieses zu leiten. Man lernt über gesellschaftliche Regeln und Ordnungen und kann sich dadurch recht gut ein Bild der Sitten und Menschen machen.

Und weil es so gut passt und ich diesen Punkt schon angedeutet hatte, kommen direkt ein paar Worte zur Spannung. Diese hat viel zu der Klasse des Romans beigetragen, sie war durchweg sehr hoch und hat unter anderem dazu beigetragen, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte und beim Lesen nur selten eine Pause eingelegt habe. Sie war auf einem konstant guten Niveau, erst spät kam die große Auflösung einiger Geheimnisse und alle offenen Fragen wurden geklärt. Anhand kleiner Bemerkungen war es mir möglich, bereits eigene Spekulationen anzustellen, mich zu fragen, wie es wohl weitergeht und was einige Handlungen für Auswirkungen und Folgen haben könnten.
Und auch als der Höhepunkt erreicht wurde und die Karten offen gelegt waren, war doch noch ein Funken Restspannung vorhanden. Dieser bestand darin, wie es mit den Protagonisten und dem Hotel weitergeht und ich finde nicht, dass das Ende zu rasch herbeigeführt wurde. Es gibt auf alle offenen Fragen eine Antwort, man kann grob schauen, was die Figuren demnächst beschäftigen wird und somit gibt es ein rundes und stimmiges Ende.

Die Personen durchleben im Verlauf des Romans einige Stimmungen und Emotionen, die sich manchmal, wenn auch nicht immer, spüren lassen. Diese sind unterschiedlicher Natur, sowohl gute, als auch schlechte Laune sind greifbar und man kann sie gut nachvollziehen. Wobei ich doch sagen muss, dass vor allem die gute Laune sich auf mich übertragen hat, vor allem jene Szenen, in denen die drei Geschwister miteinander scherzen hatten für mich die umfangreichsten Stimmungen.

Der Großteil der Szenen findet im Hotel Hohenstein statt. Dabei lernt man als Leser sowohl die privaten Räume der Familie, als auch die öffentlichen und frei zugänglichen Säle der Besucher und Feriengäste kennen. Zudem unternehmen die Protagonisten ab und an kleine Ausflüge in das Umland, besuchen andere Orte oder gehen einfach nur wandern. Und eines hat die Darstellung aller möglichen Handlungsorte gemein: ich konnte sie mir richtig gut vorstellen. Die Orte waren mit leichten Worten gekennzeichnet und bildhaft beschrieben, sodass ich sie mir leicht vorstellen konnte und ich mit der Darstellung des Settings zufrieden bin. Jede Örtlichkeit wurde mit derselben Aufmerksamkeit bedacht und kein Schauplatz war zu auffällig oder zu wenig bedacht.

Es gibt eine Vielzahl an Personen, die man im Laufe der rund 540 Seiten kennenlernt. Wobei viele davon entweder der Familie Hohenstein oder dem Personal angehören. Ab und an tauchen dazu noch Feriengäste auf, im Grunde sind damit die wichtigsten Protagonisten schon genannt. Und egal, welchem Stand die Figuren angehören oder wie häufig sie auftreten: Es wurde sich stets bemüht, einem jeden die gleiche Aufmerksamkeit entgegenzubringen und sie mit abwechslungsreichen und einzigartigen Wesen auszustatten. Und das ist auch wirklich gelungen, jede Person zeichnet sich durch eigene Züge aus und besitzt verschiedene Facetten, die diese auch zeigt. Auf diese Weise kommt man ihnen als Leser recht nahe und kann sich ein gutes Bild machen, was natürlich heißt, dass man die Handlungen auch besser bewerten kann.

Anhand meiner bisherigen Worte entsteht sicherlich der Eindruck, dass ich vollends zufrieden bin mit dem Roman. So ganz stimmt das leider nicht. Ich fand die Geschichte immer spannend und habe sie gern gelesen, allerdings hat mir lange Zeit ein Fakt, ein Punkt gefehlt, welcher das Buch auszeichnet, es besonders macht und aus der Masse heraushebt. Im letzten Drittel wurde dies besser und das mir bis dato fehlende kam langsam ins Spiel. Wobei ich noch immer nicht sagen kann, was mir genau gefehlt hat. Aber trotzdem reicht es für mich nicht ganz für eine Fünf-Sterne-Bewertung, es werden gute 4,5 Sterne, was ja trotzdem heißt, dass es sich um einen sehr tollen Roman handelt!

Fazit
Es hat richtig Spaß gemacht, beim Schreiben dieser Rezension die Geschichte nochmals Revue passieren zu lassen und mich an allerhand Details aus dem Buch zu erinnern. Das regt natürlich auch die Freude auf die Fortsetzungen an, die ich nicht verpassen möchte und auf die ich mich bereits jetzt freue. Die Klappentexte dazu habe ich mir bereits durchgelesen und ich freue mich schon auf Wiedersehen mit den Protagonisten, von denen ich einige ins Herz geschlossen habe.
Ich empfand die Geschichte als spannend und abwechslungsreich, immer wieder sind Handlungen geschehen, die für mich unvorhersehbar waren und die mich überrascht haben. An keiner Stelle im Text wurde es langweilig, es herrscht eine wunderbar zu lesende Sprache vor und die Personenzeichnungen sind einfach traumhaft. Ein tolles Buch!

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Veröffentlicht am 25.11.2020

Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück

Trümmermädchen
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Handlung
Köln 1941
Anna verlebt bisher eine glückliche Kindheit, sie wohnt bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias, die zusammen eine Bäckerei betreiben. Sie verbringt dort unglaublich gerne ihre ...

Handlung
Köln 1941
Anna verlebt bisher eine glückliche Kindheit, sie wohnt bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias, die zusammen eine Bäckerei betreiben. Sie verbringt dort unglaublich gerne ihre Zeit, liebt den stets mollig warmen Ofen und den Duft von frisch gebackenen Broten und Naschereien.
Doch die friedliche Zeit hat keine Zukunft, der Krieg zeigt auch in Köln seine Folgen. Matthias wird eingezogen, anfangs kann Marie die Bäckerei noch weiter bewirtschaften. Doch dann wird diese bei Luftangriffen zerstört und damit auch ein Großteil des Heims von Marie und Anna. Zudem ist der Winter unfassbar kalt, Kohlen werden ebenso wie Lebensmittel knapp.
Schlagartig wird Anna erwachsen, macht eigene Pläne und trägt dazu bei, dass sie und ihre Tante überleben. Dafür müssen sie stets Abstriche machen und täglich kämpfen. Für ihr Überleben, für den Wiederaufbau der Bäckerei und für die Liebe.

Meinung
Das Cover gehört ehrlich gesagt nicht zu meinen Lieblingsbildern. Ich mag den Hintergrund ganz gerne, man sieht den Kölner Dom, sowie einige andere Gebäude leicht durch den Nebel schimmern. Allerdings hätte ich es angenehmer gefunden, wenn das Mädchen dem Betrachter komplett abgewandt gewesen wäre, man ihr Gesicht nicht sieht. Das stört mich ja allgemein immer und auch hier finde ich es nicht so schön. Außerdem empfinde ich es als etwas merkwürdig, dass der Titel so strahlend mit weißen / hellen Wolken hinterlegt wurde. Finde ich anhand der Thematik nicht ganz so passend, zudem verliert der Titel dadurch seine Strahlkraft. Es gibt also ganz nette Ansätze, aber insgesamt kann mich das Cover nicht unbedingt überzeugen.

Bereits in der Verlagsvorschau ist mir allerdings die sehr interessant klingende Handlung des Buches aufgefallen und diese konnte mich eindeutig mehr fesseln. Und genau aus diesem Grund wanderte der Titel auf meine Wunschliste und ich habe sehnsüchtig den Tag herbeigesehnt, an dem er bei Vorablesen erscheint. Den es stand für mich außer frage, dass ich dafür Punkte einlösen werde, den ich dachte mir, dass mir die Geschichte durchaus gefallen könnte. Also bin ich extra bis kurz nach Mitternacht munter geblieben, habe mir ein Buch gesichert und mich sehr gefreut, als dieses endlich bei mir angekommen ist. Und dafür möchte ich mich noch einmal bei Vorablesen und dem Ullstein Verlag ganz herzlich bedanken!

Es findet eine Unterteilung in drei Teile statt, wobei der letzte bedeutend kürzer ist als die anderen beiden und dadurch auch als eine Art längerer und ausführlicher Epilog dienen könnte. Am Beginn eines neuen Teil wird stets die Handlungszeit des Folgenden genannt, was ich als sehr hilfreich empfand. So hatte man immer ungefähr im Blick, in welchem Monat man sich in der Geschichte befinden könnte und kann besser verfolgen, wie alt vor allem Anna mittlerweile ist. Zudem lässt sich so die Kriegshandlung auch ungefähr einschätzen und ich fand es sehr passend, dass die Jahreszahlen genannt wurden. Vielleicht wäre es hierbei noch ganz nett gewesen, wenn diese, oder zumindest der Monat, auch vor neuen Kapiteln angegeben worden wären, um ein noch besseres Zeitgefühl zu erhalten. Allerdings bin ich so zufrieden, wie es von der Autorin gehandhabt wurde!

Ich muss ja ehrlich sagen, dass mich die Handlung wirklich von der ersten Sekunde an gefesselt hat. Anstatt mal kurz reinzulesen, um einen ersten Eindruck zu erhaschen, habe ich direkt gut 120 Seiten, den ersten Teil des Buches, in einem Rutsch gelesen. Und genau das hat sich auch durch die restliche Geschichte so weitergezogen. Sie hatte einen ganz besonderen Reiz auf mich und mir ist es unglaublich schwer gefallen, das Buch aus der Hand zu legen. Ich wollte einfach immer weiterlesen und habe den Roman schlussendlich innerhalb von drei Tagen durch gehabt. Und das ist bei knapp 500 Seiten nicht so selbstverständlich und sagt einiges über die Qualität des Romans aus.

Und wie so häufig hat auch diesmal die Sprache viel dazu beigetragen, dass ich so flüssig und ohne Probleme durch die Geschichte gekommen bin. Von der ersten Seite an hatte ich das Gefühl, mit den Protagonisten in einem Raum zu stehen und sie bei ihren Erlebnissen zu begleiten. An keiner Stelle kam Distanz zu ihnen auf und dann ist es natürlich noch reizvoller, weiteres von ihnen zu erfahren.
Im Grunde gibt es eine recht einfache und leicht lesbare, sowie verständliche Sprache. Nur selten kommen Fachbegriffe vor und sie gibt mit eindringlichen Worten ein nachvollziehbares Bild des Zweiten Weltkriegs, von den Erlebnissen der Bevölkerung, sowie von den Personen. Anhand dessen konnte ich mir viele Szenen bildreich und lebendig vorstellen und konnte einen besseren Draht zu den Protagonisten aufbauen und habe mich mit ihnen mehr mit gefreut und mitgefiebert.
Anfangs hat es mich ein wenig verwundert, irgendwann fand ich es richtig gut: es gibt häufig zwei Erzählperspektiven. Für diese dient ein allwissender Erzähler, bei dem man häufig merkt, dass er vorläufig einige Geheimnisse für sich behält und sich erst nach und nach dem Leser öffnet. Nicht nur Anna kommt zu Wort, bei ihrer Figur sieht man, wie schnell sie erwachsen werden musste und welche Auswirkungen der Krieg und seine Schrecken auf ein Kind / eine Jugendliche hat. Sondern auch von ihrer Tante werden regelmäßig Erlebnisse berichtet. Man bekommt dadurch den Blick einer erwachsenen Person auf die Situation und lernt davon, welche Probleme und Sorgen diese herumgetrieben hat. Aufgrund dieser Zweiteilung der Erzählperspektive entsteht ein abwechslungsreiches und vielseitiges Bild, welches noch einen noch ernsteren und deutlicheren Blick auf die Ereignisse und den Krieg gibt. Mir hat dies gut gefallen und man konnte noch mehr mit den Protagonisten mitfiebern.

Es ist immer ein Hauch von Spannung vorhanden, wenngleich dieser sich teilweise auf einem recht niedrigen Niveau befindet. Schließlich fragt man sich, was mit Maries Ehemann geschieht, mit der Bäckerei oder auch mit Marie und Anna selbst. Und dazu gibt es immer wieder Szenen, die überraschend daherkommen und der Geschichte ganz plötzlich eine neue Wendung geben, wodurch auch die Spannungskurve profitiert.
Es wechseln sich also aufregendere Kapitel mit ruhigeren ab, man kommt auch als Leser ein wenig mehr zum durchatmen und es gibt nicht zu viel Drama. Dabei wirkt die Handlung stets authentisch und nie zu übertrieben, was sich positiv auf meinen Lesefluss ausgewirkt hat. Ich bin mit der Spannung zufrieden, zumal sie bis zum Ende anhält und nicht einfach mitten in der Handlung abbricht. Es hat zu dem Roman, der Handlung gepasst und ich wurde von den Geschehnissen oft überrascht.

Die Stimmung und die historischen Ereignisse fasse ich in einem Abschnitt zusammen, sie gehören bei dem Buch definitiv zusammen und ergänzen sich. Denn die historischen Ereignisse werden vor allem anhand der Lebensweise und den Nöten und Sorgen der Protagonisten eingebunden. Nur selten tauchen Fakten auf, nur anhand von den Worten der Autorin entsteht ein lebendiges Bild der Handlungszeit. Und diese Szenen sorgen für viel Stimmung, die häufig trauriger, manchmal aber auch freudiger Natur ist und anhand derer man gut mit den Protagonisten mitleiden kann. Dadurch baut man eine besondere Bindung zu den Figuren auf und sie wirken irgendwann einfach nur noch lebendig und greifbar, am Ende des Romans waren sie wie gute Bekannte für mich.
Gleichzeitig möchte ich hier meinen einzigen Kritikpunkt ansprechen. Im Grunde bin ich damit zufrieden, wie das Bild von den Ereignissen im Zweiten Weltkrieg gezeichnet wurde. Allerdings wird auf dem Klappentext von einer Schwarzmarktbande gesprochen und auch Anna scheint sich da einen vollkommen anderen Ruf zu erarbeiten, als es im Roman lange Zeit der Fall ist. Hier wird ein wenig zu viel versprochen, der Schwarzmarkt ist ein Thema im Buch, aber kein so großes, wie ursprünglich angenommen wird. Das ist vielleicht ein wenig falsch formuliert.

Es herrscht eine Einheit des Settings vor, jede Szene spielt in Köln. Dabei werden verschiedene Stadtteile, Gegenden und Häuser beschrieben und mit fortschreitender Handlung sieht man auch, wie der Krieg das Stadtbild verändert und welche Folgen für die Bevölkerung damit einhergehen. Auch dadurch wird wieder ein Bild der historischen Situation vermittelt und zeigt schonungslos die Realität. Die Realität von zerbombten Häusern und von Menschen ohne Unterkunft.
Besonders stimmungsvoll kam dabei immer die Bäckerei von Maria und ihrem Mann daher. Sie hatte eine besondere Aura und wirkte oft, trotz des Krieges, der Beengtheit und der Kälte irgendwie heimelig. An ihr erkennt man bessere Zeiten und ich mochte diese irgendwie sehr.

Ich finde, dass sich die Anzahl der Protagonisten ziemlich in Grenzen hält. Oft dreht sich die Handlung stets um dieselben Personen, die dafür eine starke Zeichnung erhalten haben und sehr authentisch auftreten. Nur sehr selten treten Figuren auf, die eine untergeordnete Rolle spielen und trotzdem wurden auch sie mit einigen Charaktermerkmalen ausgestattet, die einen hohen Wiedererkennungswert bieten. Ich bin mit der Darstellung absolut zufrieden, die Protagonisten haben Ecken und Kanten erhalten und treten nicht zu stereotyp auf. Bei manchen hatte ich die Hoffnung, dass sie doch einen guten Kern in sich tragen, wurde teils überrascht und es gibt interessante Entwicklungen zu sehen.

Fazit
Ich habe mich sehr auf den Roman gefreut und am Ende kann ich glücklicherweise sagen, dass meine Spannung nicht umsonst war. Es handelt sich um eine berührende und mitreißende Geschichte, die den Leser auch nach dem Beenden des Buches nicht so leicht loslässt. Ich hatte unglaublich schöne, interessante, erschütternde und teils auch traurige Lesestunden, eine interessante und überzeugende Mischung.
Und obwohl ich viel positives gesagt habe, fehlt mir doch noch ein Punkt, der das Buch herausragend und zu einem Fünf-Sterne-Buch werden lässt. Ich kann nicht genau sagen, was mir fehlt, um den Roman zu einem Highlight werden zu lassen. Deshalb werde in meiner Bewertung einen halben Stern abziehen und spreche trotzdem eine eindeutige Leseempfehlung aus. Es ist ein einzigartiges Buch, das definitiv überzeugen kann!

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