Profilbild von MarySophie

MarySophie

Lesejury Star
offline

MarySophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MarySophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2020

Das Wunder von R

Das Wunder von R.
0

Handlung
Manuel, Camila und Shonda müssen gemeinsam mit ihren beiden Müttern kurz vor Weihnachten in eine andere Stadt ziehen, die Wahl fiel auf die Stadt R. Schon als sie ankommen, schlägt ihnen eine ...

Handlung
Manuel, Camila und Shonda müssen gemeinsam mit ihren beiden Müttern kurz vor Weihnachten in eine andere Stadt ziehen, die Wahl fiel auf die Stadt R. Schon als sie ankommen, schlägt ihnen eine merkwürdige Stimmung entgegen, die Menschen wirken misstrauisch und wortkarg. Doch davon lässt sich die Familie nicht beeinflussen und voller Freude auf das Weihnachtfest beziehen sie ihr neues Zuhause. Bis sie am Vorabend von Heiligabend einen Brief vom Weihnachtsmann erhalten. Dieser kündigt an, dass am 24.12. zehn Elfen auftauchen werden und die Kinder ihnen bei einer wichtigen Mission helfen sollen: Das Weihnachtsfest muss gerettet werden!

Meinung
Ich finde das Cover wirklich sehr gelungen, in echt gefällt es mir sogar noch besser als auf den Bildern im Internet. Es sieht sehr hochwertig aus und kann sowohl durch die Farben, als auch durch die gesamte Darstellung überzeugen. Man sieht im oberen Abschnitt ein Fenster, aus dem die fünf Hauptprotagonisten herausstechen und den Schneefall betrachten. Es handelt sich um drei Kinder, sowie zwei Damen, die Szene wirkt friedlich und man fragt sich, ob sie nur wegen dem Schnee, sondern auch noch wegen etwas anderem so interessiert, teils erschrocken aus dem Fenster schauen. Wobei ich auf ersteres tippe.
Im Unteren Abschnitt wurde in auffallend goldener Schrift der Titel abgedruckt, der für mich als Blickfang agiert und das Bild stark aufwertet und besonders macht. Der Titel kommt auf dem dunkelblauen Hintergrund ganz hervorragend zur Geltung und macht das Cover rund und besonders!

Zuerst hatte ich den Roman bei Vorablesen gesehen und war durchaus interessiert, wollte aber noch mal überlegen, ob ich mich dafür bewerbe. Später habe ich einige positive Meinungen auf Instagram entdeckt und dann ist mein Entschluss gefallen, dass ich die Geschichte auch selbst gern lesen möchte. Kurzerhand habe ich bei Vorablesen Junior einen Leseeindruck verfasst und durfte mich tatsächlich über ein Exemplar des Buches freuen. Und auch an dieser Stelle möchte ich wiederholt meinen Dank für das Rezensionsexemplar aussprechen, ich war nach meinem ersten positiven Eindruck gespannt auf die Geschichte und habe mich auf die Lektüre und die Illustrationen gefreut!

Vor dem Start in die Handlung gibt es noch ein kurzes und knackiges Vorwort der Autorin, indem sie ihre Idee zum Buch, eine Familie bestehend aus zwei Müttern und drei Kindern, vorstellt und erklärt, wie sie darauf gekommen ist. Anhand dessen erkennt man, dass ihr die Geschichte wirklich am Herzen liegt und sie die Gesellschaft auffordert, noch toleranter aufzutreten und dies auch in Filmen und Büchern umzusetzen.

Danach startet die Geschichte, man lernt in Ruhe die Personen und die Stadt R. kennen. Man erfährt, weshalb die Familie dorthin umgesiedelt ist und man kann sich einen ersten Eindruck von dem Setting und der Gesellschaft, aber auch der Stimmung in der Stadt machen. So gibt es einen angenehmen Start, man kann sich mit der Situation vertraut machen und mir hat es gefallen.

Natürlich liegt dem Buch eine sehr einfache und kindgerechte Sprache zugrunde. Hier kann man auch gar nicht mehr erwarten. Auch mir als Erwachsene hat es Spaß bereitet, in die Stadt R. mit ihren Bewohnern einzutauchen und zu erfahren, was es mit den zehn Elfen und der Aufgabe, das Weihnachtsfest zu retten auf sich hat.
Allein die Beschreibungen mancher Orte und Szenen hat meine Fantasie angeregt und dazu beigetragen, dass ich mir viele Situationen gut vorstellen konnte. Und anhand der zahlreichen Illustrationen wurden die gerade beschriebenen Szenen nochmals aufgegriffen und bildhaft dargestellt. Sie verbildlichen das gerade Gelesene und hinterlassen einen tieferen Eindruck beim Leser. Jede Zeichnung wurde mit zahlreichen Details ausgestattet, nicht nur haben die Personen besondere Züge erhalten, sondern auch die Farbenvielfalt ist ganz besonders und toll. Ich bin wirklich begeistert von den Illustrationen, sie sind ganz traumhaft geworden, sind stimmungsvoll und detailreich und machen ganz viel von dem Charme des Buches aus!
Und anhand der Zeichnungen lassen auch sich die Handlungsorte wunderbar vorstellen. Sie wurden bereits mit viel Liebe beschrieben, sodass man einen guten Eindruck von dem Setting erhält, welches farbenfroh und abwechslungsreich beschrieben wurde.
Es gibt einen Erzähler, der die Handlung mit einfachen und passenden Worten beschreibt und immer eine gewisse Distanz behält. Ab und an ist er bei den Beschreibungen von Personen ein wenig parteiisch und zeigt eindeutig, ob die Person positiv oder negativ konnotiert ist, was ich absolut nicht schlimm finde. Ich denke, dass dies gerade für die jüngeren Leser so beschrieben wurde und ich kann mir vorstellen, dass die Zielgruppe dies auch unterhaltsam findet.

Ich bin ja wirklich überrascht, wie viel Spannung in dem kleinen Büchlein vorkommt. Gerade im letzten Drittel des Buches kommt diese auf und hält sich bis zum Ende auf einem guten Niveau. Klar lässt sich dies nicht mit einem Buch für Erwachsene vergleichen, wo man mehr erwarten kann, für ein Kinderbuch finde ich die Spannung sehr angemessen und bin positiv überrascht, dass sie so stark vorkommt.

Die Handlung beschränkt sich auf drei Tage. Dabei gibt es zu jedem Tag ein paar Seiten und man kann sehen, wie sich die Familie in R. einlebt und einen ungefähren Tagesablauf erahnen. Man kann immer genau benennen, welcher Tag gerade beschrieben wird und die Geschichte wird so kompakt gehalten. Der 24. Dezember nimmt den meisten Platz im Buch ein, hier geschieht am meisten und das ist ja eh ein Tag mit besonderer Bedeutung und vielen Traditionen. Trotzdem wurden nicht zu viele Ereignisse in die Handlung gepackt, es gibt ein angenehmes Maß und auch kleine Leser werden nicht überfordert.

Ich hätte mir mehr Stimmung gewünscht. In diesem Punkt wurde gar nichts auf mich übertragen, weder die kindliche Vorfreude auf Weihnachten und die Elfen, noch das beklemmende Gefühl, dass die Personen anfangs gegenüber den Erwachsenen in R. hatten. Klar ist es schwierig, auf so wenigen Seiten viel stimmungsvolle Momente einfließen zu lassen, aber wenigstens ein Hauch davon wäre schon ganz angenehm gewesen. So bin ich doch etwas enttäuscht, gerade weil es sich um ein Kinderbuch handelt hätte ich schon erwartet, dass mehr von dem Zauber der Weihnacht eingebunden wird.

Die Figuren haben recht oberflächliche und grobe Züge erhalten. Mehr wäre auch zu viel gewesen, so und anhand der Wertung des Erzählers kann man sich ganz gut ein Urteil erlauben und die Personen in die Gruppen sympathisch oder unsympathisch einordnen. Es gibt keine Person, die besonders im Vordergrund steht, ein jeder hat lebendige Attribute erhalten, sie haben lebhaft agiert und sind für die kurze Geschichte sehr passend beschrieben wurden.

Fazit
Innerhalb weniger Stunden hatte ich die kurze Geschichte ausgelesen und alle Illustrationen ausgiebig betrachtet. Es ist eine nette Geschichte, die perfekt für Kinder ist, aber auch für Erwachsene unterhaltsam ist. Ich hätte mir mehr weihnachtliche Stimmungen gewünscht, vielleicht wäre zum Beispiel noch ein Kapitel schön gewesen, indem die Wohnung der Familie geschmückt wird oder die Kinder selbst ihr Geschenke auspacken. Irgendwas halt, was die Freude auf Weihnachten vergrößert und den Zauber des Fests symbolisiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.12.2020

Die Farben der Schönheit - Sophias Triumph

Die Farben der Schönheit – Sophias Triumph (Sophia 3)
0

Handlung
New York 1942
Obwohl Sophia noch immer davon träumt, sich mit der Herstellung von Kosmetik selbstständig zu machen, nimmt sie doch erst einmal wieder eine Stelle bei Helena Rubinstein an und möchte ...

Handlung
New York 1942
Obwohl Sophia noch immer davon träumt, sich mit der Herstellung von Kosmetik selbstständig zu machen, nimmt sie doch erst einmal wieder eine Stelle bei Helena Rubinstein an und möchte gleichzeitig ihr Studium fortsetzen. Von diesen Aufgaben wird sie so sehr gefangen genommen, dass sie gar nicht merkt, wie sie und ihr Mann sich auseinanderleben. Als sich Darren schließlich nach einem Streit freiwillig an der Front meldet, bricht für Sophia eine Welt zusammen und sie beginnt, ihre Entscheidungen und auch ihr Arbeitspensum zu überdenken. Und auch privat möchte sie einiges ändern. Doch all die guten Hoffnungen und Träume gehen verloren, als ihr Mann in Frankreich als verschollen gilt und die Nachrichten aus Deutschland immer furchtbarer werden. Sophia stellt ihre Pläne hintenan und besinnt sich vor allem auf ihre große Liebe...

Meinung
Bei dem Cover gibt es wieder eine große Ähnlichkeit mit den anderen beiden Bänden. Eine Dame steht scheinbar auf einem Balkon, sie ist dem Leser abgewandt und man sieht nur ihren Rücken, sowie ihren Hinterkopf. Sie ist in ein leuchtend gelbes Kleid gewandt, was für mich gut zu dem Titelzusatz „Sophias Triumph“ passt. Den in diesem Sinne könnte die Farbe für einen Gewinn stehen.
Im Hintergrund sieht man den Eiffelturm, wodurch man eindeutig sagen kann, dass es sich bei der Stadt im Hintergrund um Paris handelt. Deshalb ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um einen Handlungsort handelt und Sophia mit dieser Stadt, in der so vieles geschehen ist, noch nicht abgeschlossen hat.
Der Himmel ist in einem grünlich-weißen Farbton gehalten. Damit verbinde ich sowohl den Zweiten Weltkrieg, vielleicht ist die Farbe dadurch an einigen Stellen etwas dunkler, die weiße Farbe dagegen verspricht Hoffnung und Frieden.
Ein sehr stimmiges und schönes Cover. Es rundet die Reihe ab und ist definitiv ein Blickfang!

Dieses Jahr hatte ich ja bereits meine Meinungen zu den anderen beiden Bänden vorgestellt und ich bin diesmal richtig froh, dass die Erscheinungstermine der drei Teile recht nah beieinander liegen und ich nicht ewig auf die Fortsetzungen warten musste. Den so waren mir die Handlungen aus den ersten beiden Bänden noch sehr gut im Gedächtnis und ich konnte bereits vor dem Lesen allerhand Spekulationen anstellen, wie es mit Sophia weitergeht und ob sich ihr größter Wunsch doch noch erfüllt. Daher möchte ich dem Ullstein Verlag ganz herzlich für das Rezensionsexemplar danken, es war wirklich fantastisch, noch ein letztes Mal in die Welt von Sophia einzutauchen und zu lesen, wie die Reihe ein rundes und mitreißendes Ende erhält.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich mich noch an allerhand Details aus den Bänden eins und zwei erinnern kann und auch aus diesem Grund hatte ich einen sehr angenehmen Start. Ich war von der ersten Seite an von der Handlung gefesselt und habe mich direkt wieder in der Geschichte orientieren können. Mir hat die Schreibweise von der ersten Seite an gefallen, die Protagonisten und das Setting waren mir direkt wieder vertraut und innerhalb von kurzer Zeit hatte ich zahlreiche Bilder vor Augen. Und das von jeglichen Situationen! Mir hat es besonders gefallen, dass es am Anfang der Geschichte nicht immer wieder kleine Anmerkungen gibt, was in den anderen beiden Bänden geschehen ist, sondern direkt die Handlung einsetzt und ein Stück weit vorausgesetzt wird, dass man über die Geschehnisse der Vorgänger bestens informiert ist. Dadurch gibt es einen direkten Stadt in die Geschichte und die Handlung setzt kurze Zeit nach dem Ende des zweiten Bandes ein, was einen fließenden Übergang ergibt und was mich direkt gefesselt hat.
Es herrscht eine im Grunde einfache und leicht lesbare Schreibweise vor, die besonders durch ihre bildhafte Sprache besticht. Egal, ob es sich um die Protagonisten, das Setting oder allgemein um Szenen handelt, ich hatte von jedem kleinen Detail ein Bild vor Augen. Und dadurch entsteht eine authentische und lebendige Erzählweise, die den Leser arg gefangen nimmt und stark dazu beiträgt, dass man unbedingt mehr von Sophia und den anderen Protagonisten erfahren will. Ich hatte bei diesem dritten Band noch mehr als bei den Vorgängern das Gefühl, dass die Geschichte eine starke Anziehung auf mich ausübt und ich die Story tatsächlich inhaliert habe. Ich habe am Ende zwei Tage gebraucht, um die 528 Seiten auszulesen, was viel über die Klasse des Romans aussagt! Allein durch die Sprache kann das Buch stark überzeugen, sie ist auf einem angenehmen Niveau gehalten und setzt sich durch den gesamten Roman fort. Ein Pageturner vom feinsten!

Auch diesmal werden wieder jegliche Kapitel aus der Sicht von Sophia beschrieben, wobei es sich um einen Erzähler handelt, der auch die Gefühle der anderen Protagonisten perfekt einfängt. Man folgt der Frau, die diesmal deutlich reifer und zielbewusster geworden ist, durch ihr Leben, erfährt ihre Ambitionen und Wünsche und ihrem Charakter ist man als Leser am verbundensten Sie steht durchweg klar im Fokus und deshalb gibt es auch immer wieder Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle, man kann mit ihr mitleiden und sie auf eine tiefe Art kennenlernen. Man erfährt von Sophias Hoffnungen, aber auch von ihren seelischen Dämonen und immer wieder überrascht die Dame mit neuen Gesichtern, die sie von sich zeigt.

Ich finde, dass die Spannung auf einem wirklich sehr guten und hohen Niveau war. Man weiß noch aus den anderen Bänden von offenen Fragen, bei denen man natürlich hofft, dass sie diesmal beantwortet werden und man eine Auflösung zu verschiedenen Sachverhalten bekommt. Außerdem überraschen die Protagonisten teilweise arg mit ihren Handlungen und Aussagen und dadurch bekommt die Geschichte öfters mal eine neue Wendung, die sich auch positiv auf die Spannung auswirkt. Ich finde zudem, dass nur wenige Ereignisse und Situationen vorhersehbar waren und man einen Fortgang einer Szene nur selten schon vorher abwägen kann.
Zudem fragt man sich, wie manche Verhältnisse enden, ob sich manche Personen wieder annähern, ob andere den Krieg überleben und ob manche vielleicht nach Personen suchen und auf Rache sinnen. All das hat den Spannungsfaktor stark erhöht und dazu beigetragen, dass sich dieser finale Band stark von den anderen abhebt und letztendlich noch mehr überzeugen kann.
Doch es gibt auch immer wieder ruhigere Kapitel, in denen nichts aufregendes passiert, man Sophia während ihres normalen Alltags begleitet und man sich zurücklehnen kann. Hier wird die Geschichte bodenständig und normal, dadurch wird ihre Figur greifbarer und man kann sich teils auch mit ihrem Charakter identifizieren. Diese Kapitel bilden einen Ruhepol und sie nehmen ein wenig das Tempo heraus, haben ihren ganz eigenen Reiz und stehen in toller Symbiose zu den spannungsreichen Szenen!

Ich finde es interessant, dass diesmal der Puderkrieg immer noch eine Rolle einnimmt, die nicht gerade klein ist, aber Sophia und ihre persönliche Entwicklung ein Stück weit wichtiger sind. Zwar führen die Damen Arden und Rubinstein noch immer ihre Sticheleien weiter und wollen die jeweils andere mit ihren Produkten übertrumpfen, aber man sieht auch, wie Sophia sich innerlich immer mehr von den beiden Personen distanziert und ihren eigenen Weg geht. Und dadurch rutscht der Puderkrieg ein wenig nach hinten und man merkt deutlich, dass Sophia sich mittlerweile nicht mehr zum Spielball macht, sondern auch eigene Interessen verfolgt.
Und noch immer finde ich die beiden Unternehmerinnen sehr interessant und habe wiederholt nach ihnen im Internet gesucht. Das ist so ein Thema, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte, was ich aber unglaublich spannend finde und das einzigartig erscheint. Durch diesen Punkt, aber auch anhand des Zweiten Weltkrieges werden einige historische Details in die Handlung eingebracht und anhand von Sophia kann man erkennen, mit welchen Sorgen und Ängsten eine Frau zu kämpfen hatte, deren Mann freiwillig in den Krieg gezogen ist.

Ich finde, dass die Szenen, in denen man mit den Personen mitfühlt und die Stimmung auch auf den Leser überschwappt sind noch immer begrenzter. Wobei ich hier einen Fortschritt zu den anderen Bänden sehe. Diesmal gibt es durchaus stimmungsvolle Abschnitte, die in einem geringen Maß vorkommen, dafür aber ziemlich stark ausfallen. Gerade am Ende der Handlung finde ich, dass sich diese häufen und zu einem runden Ende beitragen. Vielleicht habe ich auch deshalb Sophia in einem anderen Licht gesehen, sie war mir noch sympathischer als in den vorherigen Bänden und ich habe das Gefühl, diesmal einen so guten Draht zu ihr gehabt zu haben, wie bisher noch nie!

Zahlreiche Szenen spielen wieder in New York, ansonsten gibt es noch einige wenige Szenen in Deutschland und das war es im Grunde auch schon. Ich finde es interessant, wie sich die Orte voneinander unterscheiden und das man die Kulturen und Mentalitäten der jeweiligen Settings so deutlich erkennen kann. Man merkt, dass die Szenen in Deutschland viel ernster und bedrohlicher, aber auch hinfälliger wirken als in den USA, wo der Krieg nicht das Stadtbild zerstört hat. Dort wirken die Handlungsorte irgendwie unschuldiger und auch farbenfroher und genau diesen Eindruck vermitteln auch viele Menschen. Am Ende haben mir die Szenen in New York einen Hauch besser gefallen, ich mag einfach die Aura der Stadt und das Leben, welches beschrieben wird. Deutschland ist eindeutig vom Krieg gezeichnet und wirkt dagegen eher wie ein Mahnmal, aber auch wie ein Zeichen des Neuanfangs.

Immer noch eindeutig im Mittelpunkt steht Sophia, genauso wie es auch schon in den anderen beiden Bänden war. Ich muss sagen, dass ich ihren Charakter stellenweise deutlich reifer finde als bisher und ich finde, dass mir die erwachsene und mitten im Leben stehende Sophia am besten gefällt. Allerdings muss ich anmerken, dass ich ihr Auftreten manchmal noch etwas zu jugendlich empfinde und es stellenweise so wirkt, als wäre sie kaum älter geworden als am Anfang. Wobei diese Szenen nur recht selten auftauchen, meist ist eine deutlich reifere Sophia zu sehen, die mich überzeugen konnte.
Teilweise finde ich es immer noch schade, dass sie nur selten ihre Meinung voller Emotionen gesagt hat, aber ich denke mittlerweile, dass dies einfach ein Zug von Sophia ist und sie in solchen Momenten nicht richtig aus sich herauskann. Und während des Lesens von diesem Band habe ich erstmals richtig wahrgenommen, dass sie mit ihrer Ruhe und Gelassenheit in manchen Situationen viel mehr ausdrückt, als es bei emotionalen Ausbrüchen der Fall gewesen wäre. Ich denke, hier hat sie auch viel von Helena Rubinstein und Elizabeth Arden gelernt und sich manches abgeschaut.

Viele der anderen Protagonisten sind alte Bekannte, die man aus den ersten Teilen kennt. Es kommen nicht mal eine Handvoll neue Figuren hinzu und sie gliedern sich nahtlos in die Reihe der Personen ein. Ein jeder hat einen einzigartigen Charakter erhalten, der sich aus der Masse heraushebt. Dadurch entstehen natürlich hohe Wiederkennungsmerkmale und es war schön, auch Personen aus den ersten beiden Bänden wiederzusehen und zu erfahren, was mit ihnen geschehen ist. Und besonders das Treffen von Sophia mit zwei Personen ganz am Ende des Buches war einfach nur schön, mitreißend und vermittelt starke Botschaften!

Fazit
Ich finde wirklich, dass dieser finale Teil der „Farben der Schönheit“-Reihe der Beste ist. Es stimmt (bis auf die nicht immer perfekte Darstellung Sophias, über die ich aber hinwegsehen werde) einfach alles und ich finde, dass hier ganz viele Komponenten vereint werden, die bisher ein Thema waren. Es gibt auf viele Fragen Antworten und ich habe das Buch mit einem großen Lächeln und einem vollkommenen Gefühl weggelegt und möchte noch sagen, dass mir die ganze Reihe letztendlich unglaublich gut gefallen hat und ich sehr zufrieden damit bin, wie sich die Dinge entwickelt haben! Eine dicke und von Herzen kommende Empfehlung, eine tolle Reihe über eine besondere und starke Frau!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.12.2020

Willst du Blumen, kauf dir welche

Willst du Blumen, kauf dir welche
0

Handlung
Lena ist Buchhändlerin und glaubt an Romantik, die Liebe auf den ersten Blick und an einen Prinzen, der irgendwann den Weg zu ihr findet. Deshalb setzt sie auch keine Hoffnung ins Online-Dating ...

Handlung
Lena ist Buchhändlerin und glaubt an Romantik, die Liebe auf den ersten Blick und an einen Prinzen, der irgendwann den Weg zu ihr findet. Deshalb setzt sie auch keine Hoffnung ins Online-Dating und verbringt ihre Zeit auch nicht aktiv damit, einen Mann im Offline-Leben kennenzulernen. Viel lieber verbringt sie ihre Freizeit mit Liebesromanen und träumt dabei selbst von solch einer Liebe. Als jedoch der Erfolgsautor Benjamin Floros eine Lesung in ihrer Buchhandlung hält und sein Konzept für einen ultimativen Algorithmus fürs Online-Dating vorstellt, glaubt Lena nicht so recht daran und möchte dem Autor das Gegenteil beweisen. Und Benjamin ist fest überzeugt, dass er für Lena den passenden Partner finden wird. Lena lässt sich auf das Experiment ein und tatsächlich schafft es ein Mann, dass ihr Herz ins Schlingern gerät...

Meinung
Das Cover finde ich nicht so bombe. Weder kann ich mich mit den vielen Farben und noch mit den Zeichnungen der Personen, den Pflanzen oder des Pools anfreunden. Auch die Schriftart und die Anordnung des Titels finde ich merkwürdig. Für meinen Geschmack ist das Bild etwas zu hektisch und unruhig, ich empfinde es auch nicht als sonderlich ansprechend. Daher würde es mir in einer Buchhandlung zwar auffallen, mich aber nicht dazu bewegen, den Roman in die Hand zu nehmen und ihn näher zu betrachten. Leider nicht so gelungen...

Von der Autorin hatte ich bisher noch kein Buch gelesen und mir ist das Buch auch nicht in der Vorschau aufgefallen. Daher war es für mich eine große Überraschung, den Roman eines Tages in der Post zu haben und ich möchte mich beim Aufbau Verlag für die überraschende Zusendung bedanken! Da ich noch nichts von der Autorin gelesen habe, war ich natürlich sehr gespannt auf das Buch, ihre Schreibweise und wusste nicht so recht, was mich erwarten wird und wie mir die Geschichte letztendlich gefallen wird.

Was mich wirklich von der ersten bis zur letzten Seite vollkommen überzeugen konnte war die Schreibweise. Sie war flott lesbar und hat immer wieder anhand von Fachbegriffen und gelungenen kleinen Diskussionen Anspruch erhalten und war nicht zu einfach geraten. Oft verfallen die Figuren auch ein wenig in eine Alltagssprache, was sie lebendiger hat wirken lassen und dazu beigetragen hat, dass sich die Geschichte so flüssig hat lesen lassen. Bei mir hat sie bewirkt, dass ich den Roman innerhalb von nicht ganz drei Tagen ausgelesen hatte und ich dann auch schon fertig mit dem Buch war.
Zudem hat es mir gut gefallen, dass es immer wieder amüsantere Szenen gibt, die auch mich zum schmunzeln gebracht und mich gut unterhalten haben. Der Humor kam öfters mal in Dialogen zwischen den Personen, vor allem aber bei den Beschreibungen von Lenas Dates zum Vorschein. Und er hat die Handlung eindeutig aufgelockert und mir gut gefallen.

Es gibt einige Handlungsorte, wobei sich die wichtigsten schnell benennen lassen und die Anzahl sehr übersichtlich bleibt. Zahlreiche Szenen spielen in Lenas niedlicher und einladender Buchhandlung, die wirklich traumhafte Beschreibungen erhalten hat und in der man sich als begeisterter Leser gern mal umschauen würde. Noch ansprechender und einzigartiger empfand ich allerdings die Wohnung von Tante Hilde. Diese hatte viel Charme und ich mochte die Vielfalt, die darin herrschte. Ich mochte die Umschreibungen der Wohnung sehr, sie wirkte sehr besonders und ich liebe den altmodischen Charakter, der mit ihr einhergeht.

Nie hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte sonderlich stimmungsvoll daherkommt. Nur sehr sehr selten kam mal ein Hauch dessen vor, doch nie ging der Funke auf mich rüber. Weder in fröhlichen, noch in traurigen oder wütenden Momenten habe ich die Stimmung so wahrgenommen, dass sie sich auch auf mich überträgt und ich mich dadurch den Personen oder der allgemeinen Handlung näher fühle. Im Gegenteil, immer gab es eine Distanz zwischen den Ereignissen und meiner Person und das hat halt auch dazu geführt, dass ich der Geschichte nie mit so viel Spannung und Interesse gefolgt bin, wie ich es mir erhofft hatte.

Bei den Protagonisten bin ich zwiegespalten. Einerseits werden einige Klischees bedient und daher kommen manche Personen arg stereotyp daher, andererseits gibt es unglaublich liebenswürdige Personen, die ich sympathisch und toll fand. So gibt es zwar eine bunte Mischung, die mich im Großen und Ganzen aber nicht überzeugt hat.
Fangen wir mal mit den liebenswerten Personen an. Als großer Sympathieträger gilt eindeutig Tante Hilde. Sie hat einfach eine besondere Ader, ist freundlich, offen und unterhaltsam. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und hat einfach ein tolles und einnehmendes Wesen. Dazu gibt es noch ein-zwei weitere Figuren, die ich ebenfalls recht gern mochte und die sich von den anderen Personen abheben.
Doch leider war mir die Mehrzahl nicht so sympathisch und ich habe vieles bei den Protagonisten hinterfragt. Bei Lena war es ihr Zug, sich stark von anderen Menschen beeinflussen zu lassen und nicht einfach mal auf den Tisch zu hauen und ihre Meinung offen zu sagen. Benjamin war mir zu glatt, er hat nicht wirklich Ecken und Kanten erhalten und war mir von seinem gesamten Auftreten, seiner Art einfach nur unsympathisch. Lenas beste Freundin ist zwar ein unglaublicher Sonnenschein, ist aber auch sehr extravagant und erscheint mir, obwohl sie Grundschullehrerin ist, doch etwas dümmlich. Das sind mal die wichtigsten Personen leicht aufgefächert und gerade mit ihnen, allen voran mit Lena, verbringt man die ganzen 461 Textseiten und da hatte ich mir schon angenehmere und stärker ins Detail gehende Protagonisten gewünscht. So gibt es zwar bei einigen ganz gute Ansätze, letztendlich können aber nur sehr wenige Personen überzeugen, viele wirken nicht wirklich lebendig oder authentisch und erscheinen schon sehr konstruiert. Was halt auch Folgen auf ihre Handlungen hat, die dadurch steif und unnatürlich wirken.

Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich manchmal die Glaubwürdigkeit der Geschichte ein wenig angezweifelt habe. Ist es wirklich möglich, dass man beim Online-Dating fast nur auf stereotype Männer trifft, was zwar lustig ist, mir aber unwahrscheinlich erscheint. Ist es glaubwürdig, dass eine Grundschullehrerin ständig Buchstaben in manchen Worten verdreht? Und ich habe noch ein paar weitere solcher Fragen, die mich ein wenig gestört haben und dazu beigetragen haben, dass ich das Buch zwar fix gelesen hatte, aber immer Distanz gewahrt habe und nie so recht überzeugt wurde.

Fazit
Leider hat mich die Geschichte nicht wirklich mitgerissen. Es gibt immer wieder interessante Ansätze, die viel Potenzial haben, aber oft werden diese nicht so wirklich weitergeführt, sondern fallengelassen und sich anderen Punkten zugewandt. Das hat dazu geführt, dass ich zwar flott mit dem Lesen vorangekommen bin, jedoch auch ganz froh war, als die Geschichte ausgelesen war und ich von einigen Personen befreit war. Was schade ist, aber halt leider meinem Eindruck entspricht.
Ich habe im Internet gesehen, dass es viele begeisterte Leser gibt und ich empfehle dadurch einfach, sich verschiedene Meinungen zum Buch durchzulesen und vielleicht mal in die Leseprobe reinzuschnuppern. Ich bin von dem Roman zwiegespalten, finde ihn nicht schlecht, aber auch nicht empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2020

Rückkehr in die Tuchvilla

Rückkehr in die Tuchvilla
0

Handlung
Augsburg 1930
Glücklich und zufrieden leben Marie und Paul Melzer mit ihren drei Kindern in der Tuchvilla. Doch so rund es privat auch läuft, hält die weltweite Wirtschaftskrise die Menschen noch ...

Handlung
Augsburg 1930
Glücklich und zufrieden leben Marie und Paul Melzer mit ihren drei Kindern in der Tuchvilla. Doch so rund es privat auch läuft, hält die weltweite Wirtschaftskrise die Menschen noch immer in ihren Klauen und auch Paul kämpft tagtäglich um das Fortbestehen seiner Tuchfabrik. Und mit dem Schicksal der Fabrik hängt auch ganz stark das Schicksal der Familie zusammen, es steht zur Debatte, ob die geliebte Tuchvilla verkauft werden soll um die Kreditschulden zu mindern. Eines steht jedoch fest, egal, welche Entscheidung getroffen wird: Solange die Familie zusammenhält, ist vieles möglich.

Meinung
Das Cover orientiert sich schon ein wenig an den der vorherigen Bände, wenngleich ich finde, dass es viel farbenfroher und kräftiger daherkommt. Dieser Eindruck wird nicht nur durch die Farbe des Titels, sondern auch durch die Blumen und Büsche an den Seiten, sowie durch die Dame und ihr schickes Kleid verstärkt.
Im Hintergrund sieht man die Schemen eines staatlichen Hauses, einige Details sind leicht zu erkennen. Es kommt auf jeden Fall herrschaftlich daher und ich kann mir gut vorstellen, dass es sich bei dem Gebäude um die titelgebende Tuchvilla handelt.
Eine Dame läuft eine Allee entlang, wie erwähnt ist sie sehr edel gekleidet, man merkt auch anhand ihres Kleides, dass die Zeiten andere geworden sind und die Mode freier geworden ist. Sie strebt nicht nur dem Haus, sondern auch einem Herrn entgegen, der am Rande des Weges steht und sie aufmerksam betrachtet. Auch er ist ausgewählt gekleidet und macht einen selbstbewussten und offenen Eindruck.
Der Himmel ist eine Mischung aus hellen, cremefarbenen und dunkelblauen Tönen. Einerseits könnten dadurch gute Zeiten, gleichzeitig aber auch Gefahren dargestellt sein, die immer lauern und vor denen sich die Protagonisten in Acht nehmen müssen.
Insgesamt kann man also ein wenig in das Bild hineininterpretieren und ich finde es sehr ansprechend. Ich denke sogar, dass es aufgrund seiner Aussagekraft und Intensität mein Lieblingscover der Reihe ist.

Die ersten drei Bände hatte ich jeweils kurz nach dem Erscheinungstermin gelesen und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich diese wahrlich verschlungen habe. Mit dieser Reihe wurde mein Interesse für die 1920er Jahre geweckt und sie hat mich auch ein wenig weg von mittelalterlichen Romanen geführt, die ich bis dahin fast ausschließlich gelesen habe. Sie hat meinen Horizont erweitert und mir neue Zeiten gezeigt, die ich bis dahin nicht so interessant fand. Ich hatte eigentlich gedacht, dass nach den drei Bänden wirklich Schluss ist und ich kann mich noch erinnern, dass ich das Ende rund und gelungen fand. Als ich nun in der Vorschau vom Blanvalet Verlag gesehen habe, dass es tatsächlich eine Fortsetzung gibt, war ich ziemlich überrumpelt. Klar habe ich mich einerseits gefreut und war sehr gespannt darauf, für mich stand sofort fest, dass ich den vierten Band lesen möchte. Gleichzeitig hatte ich auch ein paar Bedenken, ob ein weiterer Band nach so vielen Jahren an die Reihe anknüpfen kann und ich war mir unsicher, ob die Klasse der anderen Teile wieder so eingefangen werden kann. Ich war also sehr gespannt auf den Roman und möchte mich noch einmal beim Bloggerportal für die Zusendung des Rezensionsexemplars bedanken!

Mir hat es wirklich sehr geholfen, dass es vor dem Beginn ein Personenverzeichnis gibt. Immerhin ist es ein paar Jahre her, seitdem ich die anderen drei Bände zuletzt gelesen habe und auf diese Weise konnte ich meine Erinnerungen etwas auffüllen. Den tatsächlich sind mir einige, wenige Zusammenhänge beim Lesen der Namen direkt wieder eingefallen und ich bin dadurch nicht ganz so ahnungs- und orientierungslos in die Handlung gestartet, wie es sonst der Fall gewesen wäre.
Außerdem finde ich es gut, dass auch die Geburtsjahre der Personen genannt werden. So kann man sich stets vor Augen führen, wie alt die Figuren gerade sind, in welcher Phase ihres Lebens sie sich befinden und man kann teilweise Spekulationen anstellen, was ihnen in der Zukunft widerfahren könnte.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich einige Probleme beim Start in den Roman hatte. Dafür ist es doch etwas zu lang her um mich an viele Details aus den vorherigen Bänden zu erinnern. Und genau das ist der Grund, weshalb ich einen etwas holprigen Start hatte und ich mich mit den ersten Seiten schwer getan habe, auch, dass mich die Geschichte lange Zeit nicht so recht fesseln konnte. Ich denke, es wäre für mich sehr angebracht gewesen, wenn ich vorab noch einmal die ersten drei Bände gelesen hätte und dadurch alle Ereignisse aus ihnen vor Augen gehabt hätte. Hab ich aber leider nicht gemacht und so musste ich mich durchkämpfen.
Und irgendwann ist es mir auch leichter gefallen der Handlung zu folgen und ab und an werden ja doch ein paar kleine Andeutungen gemacht, was in den vorherigen Bänden geschehen ist. Und irgendwann hat es mich auch nicht mehr so gestört, dass ich nicht alle Informationen zur Hand hatte, sondern konnte mich einfach auf diesen Band konzentrieren.

Was ich von der ersten Seite an direkt sehr angenehm empfand war die Schreibweise. Diese wurde in einem recht einfachen Ton gehalten und nur selten gibt es Stellen, wo die Sprache anspruchsvoller wird. Dies geschieht meist in technischen Zusammenhängen, als auch mit der Politik und den Veränderungen der Wirtschaft. Hier kommt eindeutig mehr Anspruch in die Erzählung und an diesen Stellen habe ich dann auch viel aufmerksamer lesen müssen, um alles nachvollziehen und einordnen zu können. Zudem waren mir hier manch angesprochene Punkte recht unbekannt und ich konnte mein Wissen erweitern.
Ansonsten war die Sprache recht einfach und ließ sich dadurch sehr flüssig und locker lesen. Es gibt solide Personenzeichnungen und die Szenen wirkten lebendig und authentisch. An keiner Stelle kam bei mir ein Gedanke auf, dass die Handlung zu überzogen oder zu einfach ist.
Anhand der Schreibweise konnte ich mir einige Teile des Settings recht gut vorstellen, dabei hatte ich vor allem bei der Darstellung der Tuchvilla zahlreiche Bilder vor Augen. Kurz gesagt trägt die Sprache viel dazu bei, dass sich die Geschichte als interessant herausstellt und man sich gut in die beschriebene Welt und Situation einfühlen kann.

Besonders gut hat es mir gefallen, dass der Erzähler unterschiedliche Positionen einnimmt. Es gibt sowohl Beschreibungen aus der Sicht der Familie Melzer, als auch von deren Angestellten. Und auch eine Verwandte, die nicht in Augsburg lebt kommt zu Wort. Auf diese Weise entsteht eine bunte Abwechslung, man lernt die Gedanken und Lebensweisen verschiedener Menschen kennen und kann sich so ein gutes Bild der Gesellschaft machen. Zugleich lernt man den Umgang von Angestellten und der Herrschaft kennen und man merkt, wie sich die Konventionen im Gegensatz zu den vorherigen Bänden schon etwas gelockert haben und die Grenzen zwar immer noch da, aber kleiner geworden sind.
Besonders interessant fand ich die Sicht der Angestellten der Tuchvilla. Dort herrschte stets ein sehr bodenständiger und natürlicher Umgang, die Personen haben auch mal frei gesprochen und man konnte sehen, was es bedeutet, bei einer so angesehenen Familie und in einem staatlichen Haus zu leben und zu arbeiten.
Die Sichtweise einer Verwandten der Melzers hätte ich nicht gebraucht. Durchweg habe ich mich ein wenig gefragt, warum diese eingebunden wurde und was sie für eine Bedeutung hat. Diesen Erzählstrang hätte man auch gut nebenbei abarbeiten und dafür noch einer anderen Person Platz einräumen können. Ich finde ja, dass Alicia Melzer etwas zu kurz kommt, vielleicht wären ein paar Kapitel aus ihrem Blickwinkel interessanter gewesen.

Und auch die Spannung ist leider nicht so ausgeprägt, wie ich es mir erhofft hatte. Die Handlung war interessant und ich bin auch flüssig mit dem Lesen vorangekommen, mir hat aber eine Wendung, ein Ereignis gefehlt, welches den Höhepunkt der Handlung darstellt und bei dem man sich fragt, wie dieser ausfallen wird. So bleibt die Spannung auf einem niedrigen Niveau und ich hatte mir in dieser Hinsicht mehr erwartet.

Als Setting dient Augsburg, stellenweise finden auch ein paar Kapitel in München statt. Wobei man bei der Darstellung dieser Stadt eindeutig merkt, dass sie hinten angestellt ist und ihr nicht so viel Platz und damit auch weniger Beschreibungen gegeben wird als es bei Augsburg der Fall ist. Im Grunde findet lediglich das Wohnhaus von Tilly Bräuer eine etwas ausführlichere Nennung, die anderen Gebäude bleiben blass und werden kaum umschrieben. Und das Haus der Bräuers bleibt vor allem durch die kühle und distanzierte Stimmung im Gedächtnis, aufgrund derer ich die Beschreibungen auch immer ziemlich düster empfand und mir die Räume in gedeckten Farben vorgestellt habe.
Im Gegensatz dazu erhält Augsburg eine bessere Umschreibung. Hier wird nicht nur die Tuchvilla zum Leben erweckt, sondern auch die Fabrik und die Innenstadt mit ihren Geschäften. Hier werden die Handlungsorte viel besser und auch freundlicher umschrieben, es entstehen dadurch auch ansprechendere Eindrücke und allein dadurch hat mir die Handlung in dieser Stadt besser gefallen.
Mein liebster Handlungsort war die Tuchvilla. Es gibt nicht nur zahlreiche Kapitel, die in den oberen Stockwerken stattfinden, sondern auch viele, die in den Räumen der Angestellten spielen. Hier treffen zwei Welten aufeinander und diese Zusammenspiel und die vorhandene Dynamik waren einfach nur toll! Zudem wirkte dieser Ort auf mich am freundlichsten und wärmsten.

Viele der Protagonisten sind auch in den vorherigen Bänden aufgetreten und mir daher bereits bekannt. Es kommen nur wenige neue hinzu und auch diese haben interessante Wesen erhalten, die sie auszeichnen und einen hohen Wiedererkennungswert bieten. Es treffen Menschen mit eigenen Ambitionen und unterschiedlichen politischen Handlungen aufeinander, wo natürlich viel Platz für Diskussionen bleibt und man anhand ihrer Überzeugungen ihre Standpunkte erkennen kann und sich davon selbst eine Meinung bilden kann. Und gleichzeitig wird hier auch gezeigt, wie die Menschen den aufkommenden Nationalsozialismus bewerten und einschätzen.
Ich finde es schade, dass manche Protagonisten eine etwas untergeordnetere Rolle spielen, allen voran bei Alicia finde ich dies bedauerlich. Sie verkörpert bei der Herrschaft die alte Generation und zu vielen Geschehnissen wäre ihr Blickwinkel und ihre Meinung interessant gewesen. Den schließlich agieren Paul und Marie und die anderen Figuren mit einem anderen Zeitgeist und haben lockerere Ansichten als die Mutter oder Schwiegermutter.

Fazit
Kann dieser vierte Band nahtlos an die vorherigen anschließen? Ich finde nicht. Der Roman ist nicht schlecht und hat mich gut unterhalten, aber die anderen drei Bände spielen für mich in einer anderen Liga und man kann sie immer als positive Beispiele für historische Romane nennen. Und weil ich einen so famosen Eindruck von den anderen Teilen habe, sind meine Erwartungen für diesen recht hoch gewesen und wurden leider nicht ganz erfüllt. Es hat mir Spaß gemacht, wieder in die Welt der Melzers und ihrer Tuchvilla zu reisen, gleichzeitig hat mir an einigen Punkten etwas gefehlt oder manche Aspekte waren nicht richtig ausgereift. Dadurch vergebe ich dem Roman gute 4 Sterne, was ich als sehr angebracht empfinde.
Trotzdem kann ich mir jetzt gut einen weiteren Band vorstellen. Irgendwie habe ich doch noch ein paar Fragen und zudem zieht der Nationalsozialismus langsam auf. Hier frage ich mich natürlich, was dies für Auswirkungen auf die Familie Melzer, als auch auf die Fabrik hat. Und daher erhoffe ich mir sogar eine weitere Fortsetzung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2020

Das wunderbare Wollparadies

Das wunderbare Wollparadies
0

Handlung
Auch nach einigen Jahren als Besitzerin eines Wollladens in der Valerie Lane ist Susan noch immer mit viel Herzblut bei der Sache. Sie liebt nicht nur den täglichen Umgang mit den Kunden und der ...

Handlung
Auch nach einigen Jahren als Besitzerin eines Wollladens in der Valerie Lane ist Susan noch immer mit viel Herzblut bei der Sache. Sie liebt nicht nur den täglichen Umgang mit den Kunden und der Wolle, sondern häkelt tagtäglich wunderschöne Sachen, die sie nicht nur verkauft, sondern auch zum Teil an Bedürftige verschenkt. Auch ihre Freundinnen statten dem kleinen Laden immer wieder gern einen Besuch ab, bringen Schokolade, Tee oder ähnliches vorbei oder kommen zum Austausch von Neuigkeiten. Den Susan gilt in der kleinen Gemeinschaft als eine Person mit einem riesigen Herz und durch ihre ruhige, bodenständige Art verteilt Susan zahlreiche Hinweise und Ratschläge.
Dabei hat die Besitzerin des Ladens auch selbst mit den Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen und besitzt Geheimnisse, die sie tief in ihrem Herzen verschlossen hält. Bis dieser eine Winter anbricht, der alles in Susans Leben verändern wird.

Meinung:
Und das Buch ging auch gleich mit einer Überraschung los: eine Geschichte, die in der Weihnachtszeit spielt. Passt ja perfekt zu der derzeitigen Jahreszeit und ich war unglaublich gespannt auf die Darstellungen der zauberhaften Valerie Lane im Winter. Voller Freude auf die kommende Geschichte bin ich also mit dem zweiten Band gestartet und sofort hat sich wieder eine sehr angenehme und flüssig lesbare Sprache herauskristallisiert. Ich hatte innerhalb von kurzer Zeit direkt gut 100 Seiten gelesen und wenn ich darauf folgend noch mehr Zeit gehabt hätte, wären mindestens noch einmal so viele hinzugekommen. Ich konnte mich beim Lesen fallen lassen, konnte alles um mich herum vergessen und mich komplett auf die Geschichte einlassen. Es gibt schon am Anfang direkt wieder ganz wunderbare Beschreibungen der Valerie Lane und von Susans Lebenssituation, gleichzeitig empfand ich es sehr interessant, einen näheren Blick auf ihr Wesen zu erhalten. Den bisher war mir Susan sympathisch, aber noch etwas zu verschlossen. Jetzt konnte man endlich nachlesen, was in ihrem bisherigen Leben passiert ist und was sie bewegt. Dadurch wurde ihr Charakter für mich greifbarer, sie zeigte viele menschliche Seiten und langsam öffnet sie sich dem Leser, aber auch anderen Protagonisten...
Kurz gesagt gibt es also eine wunderbar leichte Alltagssprache, oft nehmen die Protagonisten kein Blatt vor den Mund und reden frei heraus. Unter anderem dadurch entstehen authentische Situationen und es macht einfach Spaß, das Buch zu lesen.
Wobei ich finde, dass der Sprache diesmal irgendwie mehr Ernsthaftigkeit zugrunde liegt. Vielleicht wird dieser Eindruck ja auch durch Susans Charakter verstärkt. Aber ich finde, dass sich die Freundinnen diesmal nicht ganz so oft necken und den Ereignissen etwas mehr Ruhe zugrunde liegt. Wobei mir gerade einfällt, dass dies auch an der Handlungszeit, der Vorweihnachtszeit liegen könnte... Auf jeden Fall fand ich dies irgendwie passend und ich mochte es sehr. Die Schreibweise wurde im Grunde etwas Susans Charakter angepasst und das finde ich gut!

Auch schon in Rubys Geschichte gibt es auch diesmal wieder ab und an kleine Rückblicke in die Vergangenheit, wo man direkt miterleben kann, welche Situationen die Protagonisten durchlebt haben und welche Folgen dies auf die Zukunft und ihr derzeitiges Ich hat. Das war wirklich wichtig und hilfreich, immerhin wird immer mal auf die Vergangenheit und nicht so schöne Erlebnisse hingedeutet und so kann man besser verfolgen, was damit gemeint ist und die Personen auch besser verstehen, weshalb sie so handeln oder auf diese Weise denken.

Diesmal hat sich Manuela Inusa mit den Beschreibungen der weihnachtlichen Valerie Lane wirklich übertroffen. Es war einfach absolut traumhaft, die Straße, welche bisher aus den anderen Jahreszeiten bekannt ist, nun auch im Winter mit Schnee, aber auch mit Dekorationen zu erleben. Meine Fantasie und mein Vorstellungsvermögen waren unglaublich hoch und jede Szene wirkte am Ende noch festlicher und einladender. In diesem Band gibt es die traumhaftesten Beschreibungen und Ausschmückungen der niedlichen Straße und allein dafür lohnt es sich, den Roman zu lesen!
Und so schön die Straße beschrieben wurde, so gut haben mir auch die Beschreibungen von Susans Wollladen oder ihrer Wohnung gefallen. Obwohl hierzu recht wenige Worte gefallen sind, entstanden doch lebhafte und farbenfrohe Bilder vor Augen und ich konnte mir diese beiden Orte ebenfalls richtig gut vorstellen. Von beiden ging eine tolle Wärme und Lebendigkeit aus, dass man sich in den Settings einfach wohlfühlen musste.

Diesmal empfand ich die Stimmungen nicht immer als so greifbar. Oft habe ich mit den Damen, allen voran mit Susan mitfühlen können, doch häufig wurde auch nichts übertragen. Obwohl Susan bereits viele Emotionen und Gesichter von sich gezeigt hat, hätte es mir doch gut gefallen, wenn sie in einer Szene auch mal richtig wütend wird und auf den Tisch haut, einfach ihre Meinung und ihre Geheimnisse preis gibt. Ich glaube, das würde nicht nur ihr guttun, sondern als Leser bekommt man noch eine andere Seite zu sehen, kann dadurch eine bessere Bindung zu ihr aufbauen und womöglich besser mit Susan mitfühlen.

Ich finde es schade, dass Susan zwar eine Entwicklung hinlegt, die eindeutig in die richtige Richtung geht, aber sich nicht vollkommen öffnet. Oft bleibt sie etwas scheu und gibt ihre Geheimnisse erst sehr spät preis. Und genau das hätte ich mir eher gewünscht. Mir hätte es gefallen, wenn Susan all ihren Freundinnen ihre Erlebnisse mitteilt und sich ihnen anvertraut. Dann wäre die Entwicklung komplett und viel besser sichtbar gewesen, was ich richtig gut gefunden hätte. Leider bleibt sie noch immer ziemlich verschlossen und man merkt, dass ihre Wandlung noch nicht vollendet ist und diese wahrscheinlich nach dem Ende des Buches weitergeht.
Ich mag es immer sehr zu lesen, wie sich auch die Leben der anderen Damen aus der Valerie Lane entwickeln und in welchem Punkt ihres Lebens sie mittlerweile stehen. Zudem ist es einfach schön, sie auf diese Weise wiederzusehen und ein Update zu ihnen zu erhalten.
Auch diesmal wurden die Nebenakteure wieder mit sympathischen und liebenswerten Wesen ausgestattet und es war schön zu sehen, dass sie ihrem Charakter treu geblieben sind und noch reifer und erwachsener, aber auch zufriedener mit sich und ihrem Leben geworden sind.

Die Spannung befindet sich auf einem recht niedrigen Niveau, stattdessen eignet sich das Buch hervorragend dafür, beim Lesen alles andere auszublenden und sich einfach fallenzulassen. Und genau das war mir möglich. Die Ereignisse plätschern vor sich hin, man muss während des Lesens nicht mitdenken, kann sich entspannen und leicht auf die Geschichte einlassen. Genau das war auch meine Erwartungshaltung und spannungsreiche Szenen oder zu viel Drama wären auch absolut unpassend gewesen.

Fazit
Ach, ich freue mich richtig, dass es noch drei verbleibende Geschichten über die Valerie Lane gibt und ich noch dreimal das Vergnügen haben werde, gedanklich in diese traumhafte Straße und zu den Freundinnen zu reisen. Wobei ich fast schon glaube, dass das Setting nicht besser werden kann als in diesem Band. Es ist einfach traumhaft, die Beschreibungen lassen die Valerie Lane in nochmals anderem Licht erscheinen und diese Geschichte zur Adventszeit zu lesen ist einfach nur toll und stimmungsvoll!
Ich habe einen kleinen Kritikpunkt, ich habe mir bei der Darstellung von Susan eine stärkere Entwicklung gewünscht und ich finde es schade, dass sie gegenüber ihren Freundinnen nicht offener ist und sich ihre Erlebnisse einfach von der Seele redet. Ansonsten hatte ich unglaublich viel Freude daran, wieder auf Susan und ihre Freundinnen zu treffen und bin sehr zufrieden mit der Geschichte und lege sie euch gerade zu dieser Jahreszeit sehr ans Herz!

Meine Bewertung: 4,5 von 5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere