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Veröffentlicht am 16.03.2020

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
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Handlung:
Rügen 1924
Nach all den Jahren kann Bernadette von Plesow eine erfolgreiche Bilanz ziehen. Sie führt mit dem Grand Hotel das erste Haus am Platz, dieses ist gut gebucht und genießt einen hervorragenden ...

Handlung:
Rügen 1924
Nach all den Jahren kann Bernadette von Plesow eine erfolgreiche Bilanz ziehen. Sie führt mit dem Grand Hotel das erste Haus am Platz, dieses ist gut gebucht und genießt einen hervorragenden Ruf. Und auch privat hat Bernadette hier wunderschöne Stunden verbracht. Sie hat dort einige Jahre mit ihrem Mann gelebt und ihre Kinder großgezogen: Alexander, der Erbe des Grand Hotels, Constantin, der sich ein Hotel und Variete in Berlin aufgebaut hat und die einzige Tochter Josephine die künstlerisch begabt ist aber noch nicht weiß, was sie in der Zukunft anstreben will.
Zudem hat Bernadette das große Glück, mit ihren Angestellten mehr als zufrieden sein zu können. Allen voran mit dem Zimmermädchen Marie, die stets gut gelaunt ist und eine fantastische Arbeit leistet.
Eigentlich könnte Bernadette vollkommen glücklich sein. Sie hat eine neue Liebe gefunden und ihre Kinder gehen ihrer eigenen Wege. Doch eines Tages steht ein Mann im Hotel, der ein Geheimnis aufzudecken droht, welches eigentlich nie ans Licht kommen sollte...

Meinung:
Das Cover ist einfach wunderschön. Es wirkt herrschaftlich, edel und hat Klasse. Im Grunde gibt es also genau das wieder, für was das Grand Hotel steht. Nicht nur wirkt das Bild sehr idyllisch, auch die Farben harmonieren perfekt miteinander und laden zum Träumen ein. Besonders schick finde ich die goldene Schrift. Sie ist nochmal ein besonderer Hingucker und mit Struktur aufgedruckt, was ich immer schick finde!
Insgesamt ein sehr gelungenes Bild, welches auffallend ist und aus der Masse heraussticht. In einer Buchhandlung wäre es mir definitiv aufgefallen und ich hätte das Bedürfnis verspürt, das Buch in die Hand zu nehmen.

Schon längere Zeit habe ich auf den Erscheinungstermin des Romans hingefiebert. Seitdem ich das Cover gesehen und die Inhaltsangabe erstmals durchgelesen habe konnte ich es kaum abwarten, das Buch selbst in den Händen zu halten. Und immer wenn ich bei Instagram gesehen hatte, dass manche das Buch vorab lesen durften, wurde ich verdammt neidisch. Am Ende hatte ich das große Glück, bei Lovelybooks an einer Leserunde teilzunehmen und so auch über die Handlung diskutieren zu können. Das fand ich wirklich angenehm, es gab doch einiges, worüber ich mich austauschen wollte und die Meinungen anderer wissen wollte.

Von der ersten Seite an hat mir die Schreibweise richtig gut gefallen. Es gibt einen angenehmen Start in den Roman, der Prolog bietet einiges an Spannung und wirkt anregend, man hat folgend noch mehr Lust darauf, einfach weiterzulesen. Danach hat man Zeit um sich an das Setting, die ganze Situation und die Charaktere zu gewöhnen. Man wird nicht ins kalte Wasser gestoßen, es gibt zahlreiche Beschreibungen und Hintergrundinformationen, die man wie Puzzlestücke zusammenfügen kann.
Jede Szene wurde sehr bildhaft und lebendig beschrieben, sodass man sich nicht nur das Setting, sondern auch die Charaktere gut vorstellen konnte. Zudem war eine Lebendigkeit herauszulesen, die dem Roman sehr gut getan hat und die Geschichte wirkte dadurch noch authentischer.

Es gibt verschiedene Handlungsstränge. Sei es der von Constantin in Berlin oder die von Bernadette, Alexander und Josephine in Binz. Aus der Familie von Plesow kommt lediglich Alexander mit seiner Familie nur wenig zu Wort, er steht eher im Hintergrund und wird nicht so sehr in die Handlung eingebunden. Diese Kapitel der Familie haben mir richtig gut gefallen. Sie haben immer mal ein paar Fragen offen gelassen und somit zum weiterlesen, aber auch zum spekulieren animiert. Diese Kapitel haben alle einen tieferen Sinn gehabt und ließen sich auf eine bestimmte Art miteinander verbinden.
Dazu gibt es ab und an noch andere Kapitel von Gästen oder von dem Zimmermädchen Marie. Auch diese haben zueinander gepasst und ließen sich in die gesamte Handlung einordnen. Gerade bei Marie mochte ich die andere Seite ihres Lebens. Es war interessant zu hören, was sie von den von Plesows hält und in was für einfachen Verhältnissen sie eigentlich lebt. Dieser Unterschied zwischen dem Hotel und Maries Familie war drastisch und zeigte verschiedene Seiten der Bevölkerung.
Lediglich mit einer Sichtweise hatte ich Probleme. Ich will dazu keinen Namen verraten, nur so viel sei gesagt: es war eine nette, aber schockierende Nebenhandlung. Doch es wirkte auch etwas willkürlich, hatte nicht direkt etwas mit dem Grand Hotel oder den von Plesows zu tun. Daher hatte ich Schwierigkeiten, diese Ereignisse sinnvoll einzuordnen und darin einen Sinn für die weitere Handlung zu finden. Diese Kapitel hätte ich nicht zwingend gebraucht, sie haben dem Roman lediglich mehr Umfang gegeben.

Es gibt zwei Handlungsorte auf die sich die Ereignisse aufteilt. Der größere Teil der Handlung findet im Ostseebad Binz statt. Dort spielt so gut wie jedes Kapitel im titelgebenden Grand Hotel, dem grandiosen und exklusiven Hotel von Bernadette von Plesow. Dort lernt man sowohl das Hotel, als auch das Büro der Chefs kennen, sowie einige Gästezimmer und das Restaurant kennen. Lediglich die Orte des Personals werden nicht näher beschrieben. Ich habe das Hotel, aber auch die Räumlichkeiten lebendig vor mir gesehen und konnte mir auch die Charaktere in dieser Umgebung sehr gut vorstellen. Gerade durch genannte Details wie das Meeresrauschen oder den Akkordeonspieler gewann das Setting an viel Charme. Wahrlich traumhaft!
Doch auch der zweite Handlungsort, Berlin, konnte mit seiner besonderen Aura bestechen. Es gab einen angenehmen Unterschied zwischen dem ruhigen Binz und dem aufregenden Berlin, es werden zwei Welten beschrieben, die beide ihre Reize, aber auch Nachteile haben.
Mir hat auch der Handlungsort Berlin gefallen, doch irgendwie war dort häufig ein dunkler Schleier dabei, die Stadt erschien mir nie sonderlich strahlend oder bunt. Dabei herrschen die goldenen Zwanziger, die Menschen wollten und haben sich vielfältig amüsieren können. Mit den Berlin Kapitel geht meist eine gewisse Tristesse daher, die nochmal den Unterschied zum farbenfrohen und sonnigen Binz verstärkt.

Es gibt eine Vielzahl an Personen, doch tatsächlich hatte ich nicht einmal Schwierigkeiten, sie auseinanderzuhalten oder wiederzuerkennen. Dafür war ein jeder zu gut und abwechslungsreich gezeichnet. Oft wurde man von der Autorin leicht gelenkt, ob man einen Protagonisten nun sympathisch oder unsympathisch einschätzt, manchmal wird man auch lange Zeit geschickt getäuscht und erkennt dann plötzlich das wahre Gesicht. Ich hätte mir allgemein gewünscht, dass es dem Leser mehr selbst überlassen ist, wie er eine Person einschätzt. Vielleicht wäre eine objektivere Beschreibung vonseiten des Erzählers angebrachter.
Im Zentrum des Geschehens steht stets die verwitwete Bernadette von Plesow, ein Inbegriff einer erfolgreichen Geschäftsfrau und einer gesellschaftlich angesehenen Dame. Über ihre Person kann man einiges schreiben, sie ist einerseits sympathisch, doch gleichzeitig scheint sie ein recht kaltes Herz gegenüber ihren Kindern zu haben. Nur selten kann man sich in ihrer Person eine liebende Mutter vorstellen. Sie ist eine starke Person, die man einerseits nur bewundern kann für ihr Geschick, doch gleichzeitig gibt es auch viele Handlungen, die man nicht gutheißen kann. Stets ist man von ihr hin- und hergerissen und ich habe häufig meine Meinung über sie gewechselt. Auch am Ende finde ich sie, trotz ihrer Machenschaften faszinierend und freue mich auf ein Wiedersehen.
Auch ihre Kinder konnten meine Sympathie nie vollkommen erlangen, alle hatten Züge an sich, die ich negativ empfunden habe. Am wenigsten Beachtung bekam Alexander, über ihn kann ich mir auch am Ende nur schwer eine Meinung bilden. Dafür tritt er zu wenig auf, ist nicht so willensstark wie seine restliche Familie und kommt auch vom Charakterrecht blass daher.
Constantin ist ein abwechslungsreicher Charakter mit mehreren Gesichtern, dem man nie vollkommen trauen darf. Ich mochte seinen variablen Charakter meist recht gerne, er hat zwar einige negative Geschäfte im Hintergrund laufen, doch man merkt, dass sein Grundwesen positiv ist. Tatsächlich ist er mein Lieblingscharakter. Constantin verströmt einen gewissen Charme, der sehr einnehmend ist.
Josephine finde ich etwas zu ziellos. Sie ist für mich der Inbegriff eines reichen, gesellschaftlich angesehenen Mädchens, welches viele Ambitionen hat, diese aber nicht wirklich umsetzt. Oft finde ich sie etwas zu nörglerisch und schwierig, manchmal wäre es positiv gewesen, wenn ihr mehr Menschen offen die Wahrheit sagen würden...

Fazit:
Meine Vorfreude auf das Buch war zu weiten Teilen mehr als angebracht. Im Grunde hat mich das Buch umgehauen, ich bin so froh es gelesen zu haben und kann schon jetzt die Zeit bis zur Fortsetzung nicht mehr abwarten. Mir haben die Protagonisten hervorragend gefallen, gerade der Charakter von Bernadette war ganz besonders, über sie kann man wahrscheinlich Studien schreiben. Auch das Setting und die Schreibweise hat mich vollkommen überzeugt. Und eigentlich mag ich auch, dass verschiedene Erzählperspektiven gewählt wurden und sich so mehrere Erzählstränge ergeben. Doch mit einem kann ich auch am Ende nicht sehr viel anfangen, er passt nicht direkt zur Familie von Plesow. Dafür, aber auch für die leichte Führung der Erzählinstanz zwecks Sympathien bei den Charakteren ziehe ich einen halben Stern ab. Im Grunde ist das Meckern auf hohem Niveau, doch diese beiden Punkte liegen mir auf dem Herzen und haben mich auch während dem Schreiben dieser Rezension nicht losgelassen. Und so hat die Fortsetzung die Möglichkeit diese kleinen Fehler auszumerzen und mich noch mehr überzeugen zu können!

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Veröffentlicht am 10.03.2020

Die Diva

Die Diva
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Handlung:
Venedig 1957
Maria Callas ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie ist weltbekannt, hat die unterschiedlichsten Rollen perfektioniert und feiert immer größere Erfolge. Doch so langsam machen ...

Handlung:
Venedig 1957
Maria Callas ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie ist weltbekannt, hat die unterschiedlichsten Rollen perfektioniert und feiert immer größere Erfolge. Doch so langsam machen sich die ständigen Anstrengungen bemerkbar. Maria sehnt sich nach einer Auszeit, nicht nur für Körper und Seele, sondern auch für ihre Stimme, auf die sie sich nicht mehr so verlassen kann.
Doch ihr Ehemann und Manager Meneghini nimmt immer wieder neue Angebote für seine Frau an und gönnt ihr keine Ruhe. Maria fühlt sich allein und wünscht sich einen Menschen, der sich nicht nur um die Callas sorgt, sondern auch um die Person Maria. Und diesen findet sie in Aristoteles Onassis. Beide verbindet nicht nur eine Seelenverwandtschaft, sondern auch eine tiefe Liebe. Zumindest bis Onassis die verwitwete Jackie Kennedy kennenlernt...

Meinung:
Das Cover ist sehr schick und passt perfekt zu der Reihe aus dem Aufbau-Verlag, aber auch zu dem Titel „Die Diva“. Es strahlt eine Grazie aus, die unvergleichlich ist und mir gefällt es richtig gut. Die Farben harmonieren perfekt miteinander, ich mag die ruhigen und unauffälligen Hintergrundfarben sehr. So sticht nicht nur die lila Schrift stark heraus, sondern auch die Dame mit ihren dunklen Haaren und dem dunklen Kleid. Sie hat eine starke Haltung und wirkt stolz, was richtig gut zu Maria Callas passt. Insgesamt ein sehr gelungenes Bild, das Cover gliedert sich perfekt in die bereits erschienenen Bände ein und wartet doch mit Einzigartigkeit auf.

Ich habe bereits einige Teile der Reihe „mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ gelesen, darunter sind auch die anderen beiden Bücher von Michelle Marly. Fast jeder Teil hat mir richtig gut gefallen und besonders bei Frau Marly ist mir aufgefallen, wie lebendig und natürlich die Protagonisten wirken. Allein deshalb wollte ich auch unbedingt das neue Buch lesen, weil ich mir eine tolle Charakterbeschreibung, sowie eine wundervolle Schreibweise erwartet hatte. Zudem arbeite ich am Theater und besuche selbst gerne Vorstellungen. Ich mag es gerne, davon auch in Büchern zu lesen und so noch einen anderen Blick auf diese besondere Welt zu erhaschen. Und dies aus dem Sichtwinkel einer berühmten Persönlichkeit klingt sehr vielversprechend. Ich hatte das große Glück, das Buch im Rahmen einer Leserunde zu erhalten, worüber ich mich riesig gefreut habe und war sehr gespannt auf das Buch.

Ich hatte den Anfang des Buches ja bereits durch die Leseprobe kennengelernt und schon dabei hatte ich nach wenigen Sätzen große Freude am Lesen. Mir hat sofort die Schreibweise gefallen, ich mochte die Individualität der Charaktere, aber auch die Ereignisse haben direkt mein Interesse geweckt. Und auch beim weiterlesen des Buches haben sich diese positiven Eindrücke verstärkt und wie ein roter Faden durch das Buch gezogen. Ich konnte mich vollkommen auf die Handlung einlassen und das Lesen genießen.

Wie bereits erwähnt: den Schreibstil fand ich direkt sehr angenehm und das hat die ganzen 420 Seiten über angehalten. Es gibt zahlreiche bildhafte Beschreibungen, die ein lebendiges Bild des Settings und der ganzen Situation entstehen lassen. Dazu fand ich die Darstellung der Charaktere einfach fantastisch, Michelle Marly ist es perfekt gelungen, die Protagonisten lebendig und authentisch, greifbar darzustellen.
Zudem erhält man als Leser großen Anteil an dem Gefühlsleben der Charaktere. Anhand von Nebensätzen und kleinen Wortgruppen kann man sehr tief in ihre Seelen blicken. So war es mir möglich zu den Personen, vor allem aber zu Maria Callas eine Bindung aufzubauen, ich hatte häufig das Gefühl, als würde ich sie persönlich kennen und als wäre sie noch lebendig. Mich haben viele dieser Stellen sehr berührt und es kamen selbst so große, berühmte und reiche Leute plötzlich sehr menschlich und natürlich daher. Grandios!

Meine liebsten Textstellen waren immer die, in denen Maria entweder kurz vor einem großen Auftritt war oder am Ende den wohlverdienten Applaus über sich ergehen lassen konnte. Dabei kam immer besondere Atmosphäre auf. Zudem wurde genau die Stimmung eingefangen und mit anschaulichen Worten wiedergegeben, die man selbst auch von Theaterbesuchen kennt. Aber auch die Stimmung hinter der Bühne wurde perfekt dargestellt, ich arbeite selbst am Theater hinter den Kulissen und kenne die Anspannung der Künstler, aber auch die Aufregung und Erleichterung nach einem gelungenen Auftritt ebenso wie die allgemeine Atmosphäre untereinander.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen begleiten wir Maria Callas in ihrer gesanglichen Hochphase 1957, wo sie nicht nur allerhand erfolgreiche Konzerte und Rollen spielt, sondern auch bald Aristoteles Onassis kennenlernt. Die zweite Zeitebene spielt 1969, Aristoteles hat mittlerweile mit Jackie Kennedy die Bekanntschaft gemacht und die Beziehung von Ari und Maria droht zu schwanken. Dazu gibt es in beiden Ebenen immer mal kleine Rückblicke und Anmerkungen über die Kindheit und Jugend der weltbekannten Sängerin. So bekommt man zudem Einblicke in die Vergangenheit und erhält Informationen zu Marias Familie, aber auch ihrer Herkunft und wie ihr Talent für das Singen entdeckt wurde.

Als Setting dienen allerhand Orte, die recht anschaulich beschrieben wurden. Nicht jeder ließ bei mir Bilder vor Augen entstehen und manche waren so prachtvoll und üppig, dass ich davon etwas überfordert war und mir so viel Pracht an einem Fleck gar nicht vorstellen konnte. Andere Orte, vor allem Landschaften waren traumhaft dargestellt, sie gaben ein genaues Bild wieder, welches nicht nur meine Fantasie beflügelt hat, sondern auch mein Fernweh geweckt hat.

Ich hatte es bereits kurz erwähnt: ich bin begeistert von den Charakteren. Sie haben einen guten Einblick in ihre Seelen gegeben und wirkten nie oberflächlich betrachtet. Man merkte deutlich, dass die Autorin sich genau mit den Persönlichkeiten befasst hat und ihnen würdig werden wollte. Und genau dies ist ihr gelungen.
Nicht jeder war mir sympathisch und manche habe ich teils verachtet und verurteilt für diverse Aussagen und Handlungen. Doch trotzdem wirkt jeder lebendig und besonders. Zudem ist es Michelle Marly perfekt gelungen, das glamouröse und selbstbewusste Auftreten der Protagonisten einzufangen und wiederzugeben. So entsteht eine aufregende Mischung von starken Momenten, in denen die Personen eine Maske aufsetzen um in keiner Weise angreifbar zu sein und normalen, bodenständigen Szenen, in denen sie einfach sie selbst sind.
Ich hatte bereits von Maria Callas gehört, mir war aber nur wenig von ihrer Person bekannt. Sie ist eine der großen Damen, die eine beeindruckende Karriere hatten, heutzutage aber leider nicht mehr so sehr behandelt werden und nur zu Jahrestagen eine Erwähnung finden. Zumindest habe ich diesen Eindruck.
Ich war sehr gespannt auf den Roman und die Darstellung von Maria Callas. Anhand ihres Beinamens „Die Diva“ hatte ich mir bereits Gedanken über ihre Person gemacht und über sie nachgedacht. Und ich muss sagen, dass sie mir sehr viel sympathischer und bodenständiger erschien als ich gedacht hatte. Sie war ein viel komplexerer und nachfragender Mensch als ich gedacht hatte, sie war nie zu oberflächlich oder überheblich.
Maria Callas hatte es in ihrem Leben nicht immer leicht, schon in ihrer Kindheit und Jugend wurde nicht immer auf ihre Bedürfnisse geachtet und in gewisser Weise zieht sich dies durch ihr restliches Leben. Oft wurde sie nur über ihr Talent für das Singen definiert und daher war es interessant zu betrachten, was mit ihr passiert, wenn ein Mensch sich nicht für die Callas, sondern nur für Maria interessiert.
Mit den Männern in Marias Leben hatte ich so meine Probleme. Sie waren durchweg lebendig dargestellt, haben ihre Meinungen vertreten und eine gewisse Ausstrahlung versprüht. Doch ich bin mit ihnen nicht so gut ausgekommen, ich habe einige ihrer Handlungen und Aussagen kritisch betrachtet und wahrscheinlich ist es mir dadurch sehr schwer gefallen, sie sympathisch zu finden.

Fazit:
Von Michelle Marly kannte ich bereits ihre anderen beiden Bücher aus der Künstlerinnen-Reihe und bereits diese waren hervorragend und sehr empfehlenswert. Mit diesem neuen Teil hat sie wieder eine Meisterleistung angefertigt, die nicht nur unterhaltsam ist, sondern der berühmten Maria Callas auch gerecht wird. Ich mag ihre Charakterdarstellung sehr und auch die Schreibweise weiß zu bestechen. Ich hatte große Freude am Lesen und Kennenlernen einer mir bisher recht unbekannten Person.

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Veröffentlicht am 02.03.2020

Lottes Träume

Lottes Träume
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Handlung:
Wien 1904
Bisher hat Lotte ihr ganzes Leben in dem kleinen Örtchen Mürzzuschlag verbracht. Doch nach dem Tod ihres Vaters, dem einzigen verbliebenen Familienmitglied zieht es die junge Frau nach ...

Handlung:
Wien 1904
Bisher hat Lotte ihr ganzes Leben in dem kleinen Örtchen Mürzzuschlag verbracht. Doch nach dem Tod ihres Vaters, dem einzigen verbliebenen Familienmitglied zieht es die junge Frau nach Wien. Dort kann sie zwar ihrer großen Leidenschaft, dem Skifahren, nicht mehr nachgehen, will sich aber ein selbstständiges Leben aufbauen.
Lotte weiß von einem kleinen Bergsportladen in der Kaiserstraße und hat tatsächlich das große Glück, dort eine Anstellung als Verkäuferin zu finden. Zudem befindet sich das Sortiment des Ladens im Umbruch. Die Besitzerin Mizzi Kauber will komplett auf Skimode und -ausrüstung umstellen, denn sie sieht den neuartigen Sport als Sport für die Zukunft und dies nicht nur für die Herren.
Lotte ist als begeisterte Skifahrerin sofort von dem Konzept der Chefin begeistert und geht die Arbeit voller Energie an. Und während der Arbeit berät Lotte zufällig einen jungen Mann, der ihr nicht so schnell aus dem Kopf geht. Doch nicht nur die Religion, vor allem gesellschaftliche Unterschiede und ein großes Geheimnis stehen der jungen Liebe im Weg...

Meinung:
Mir gefällt das Cover gut, es spricht mich definitiv an. Es vermittelt den Eindruck eines Winterromans, was so ziemlich zutrifft, da der Großteil der Handlung im Winter spielt. Ich mag es, dass die kräftig rote Schriftfarbe stark heraussticht und für mich so den Blickfang des Buches bildet.
Zudem spaltet die Schrift das Cover in zwei Teile. Im oberen Teil ist eine Schneelandschaft zu sehen, zudem scheint eine Dame die Szenerie zu beobachten. Sie hat Skier in der Hand und trägt eine besondere Unterbekleidung, die eine wichtige Rolle im Buch einnimmt.
Im unteren Teil wiederum sieht man ein lebendiges Bild einer belebten Straße. Hier stelle ich mir vor, dass es sich um Wien handelt und ich mag den Unterschied zwischen der ruhigen Schneeszenerie und dem aufregenden Stadtbild.

Ich hatte schon viel positives zu dem Buch gehört und wollte das Buch schon längere Zeit lesen. Mich hat sowohl das Cover, als auch die Handlung stets angesprochen und ich hatte auch schon mal in die Leseprobe reingeschnuppert, die mir hervorragend gefallen hat. Später hatte ich immer mehr gute und anregende Rezensionen gelesen, dass mein Wunsch, das Buch zu lesen immer größer wurde. Ich bin sehr glücklich, dass ich das Buch als Rezensionsexemplar vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt bekommen habe und ich mich von dem Roman selbst überzeugen konnte.

Ich bin gut in den Roman gestartet und dieser erste positive Eindruck hat sich den ganzen Roman über erstreckt. Es herrscht eine angenehm leichte Schreibweise vor, die ein schnelles Lesen ermöglicht hat und durchweg hat es mir Spaß gemacht, das Buch in die Hand zu nehmen und weiterzulesen. Ereignisse wurden anschaulich beschrieben, die Charaktere waren interessant, vielseitig und abwechslungsreich gestaltet. Man konnte in vielen Situationen mitfiebern und viele Orte des Settings konnte ich mit bildhaft vorstellen.
Es gibt keine genauen Hinweise auf die Handlungszeit. Es ist lediglich bekannt, dass die Handlung im Herbst beginnt und sich bis ins neue Jahr, das Jahr 1905 erstreckt. Zwischendurch erhält man immer mal einen Hinweis auf bevorstehende Ereignisse, sei es Weihnachten oder Silvester. Trotzdem hätte es mir besser gefallen, wenn man dazu mehr Informationen erhält, um sich auch zeitlich besser orientieren zu können.
Am Anfang neuer Kapitel wird stets der folgende Handlungsort kurz genannt. Vielleicht hätte man hier ebenfalls den Monat hinzufügen können.

Immer wieder tauchen einige historische Bezüge auf, die geschickt in die Handlung eingebunden wurden. Sie passten zur jeweiligen Situationen und haben beim Lesen nicht gestört. Dazu wurden diese Details so eingeflochten, dass ich sie direkt nachvollziehen und nicht noch groß darüber nachdenken musste.
Es werden verschiedene Themen eingebracht, vor allem spielt natürlich das Skifahren eine Rolle. Ebenfalls im Vordergrund stehen die Frauenrechte und wie die weibliche Bevölkerung teilweise dafür kämpft oder wie diese abgelehnt werden. Dazu werden auch Standesunterschiede, sowie die Missstände in der Gesellschaft aufgezeigt, was dem Buch insgesamt einen interessanten Hintergrund für die Handlung gibt.

Mit großen, spannungsvollen Momenten kann das Buch nicht aufwarten, was mich aber nicht gestört hat. Ich mochte es, dass die Handlung mit einem ruhigen Unterton erzählt wurde und die energiegeladenen Szenen einen überschaubaren Rahmen hatten. Leider fand ich einige Momente und Szenen nicht spontan genug. Sie wirkten recht konstruiert und für jedes Problem wurde innerhalb von kurzer Zeit eine Lösung gefunden, mit der alle Beteiligten zufrieden sind. Ein – zwei kleine Hindernisse wären dabei ganz hilfreich gewesen um alles etwas lockerer und authentischer wirken zu lassen.

Wie ich bereits erwähnt hatte, konnte ich mir viele Orte des Settings bildhaft vorstellen. Dazu zählt vor allem der Laden von Mizzi Kauber. Von dieser Lokalität hatte ich die stärksten Bilder vor Augen. Vielleicht haben mir deshalb viele Szenen von dort am besten gefallen, einfach weil die Szene sehr lebendig wirkte.
Lediglich mit den Sehenswürdigkeiten Wiens hatte ich kleine Probleme. Das lag aber nicht an der fehlenden Beschreibung, sondern vieles war mir unbekannt oder meine Fantasie war nicht ausreichend genug.

Im Roman taucht eine Vielzahl an Protagonisten auf, man hat deutlich gemerkt, dass die Autorin sich viele Gedanken darum gemacht hat. Sie waren vielseitig, hatten unterschiedliche Charaktere und besaßen Ecken und Kanten. So ergibt sich ein lebendiges Bild, welches noch verstärkt wird, dass Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten auftauchen. Sowohl die wohlhabenden Bürger, als auch die einfachen und armen Menschen sind vertreten, wodurch ein breites soziales Bild entsteht.
Lediglich mit Lotte bin ich nicht vollkommen zufrieden. So abwechslungsreich die Wesen der anderen Protagonisten sind, so einseitig ist Lotte. Sie ist ein liebenswürdiger und sympathischer Charakter, der die Dinge mutig angeht und eine angenehme Unabhängigkeit zeigt. Alles Attribute, die ich normalerweise bei einem Menschen mag. Doch Lotte zeigt nur diese eine Seite von sich selbst. So hat Lotte keine Ecken und Kanten, sondern kommt nur als das liebe Mädchen vom Lande daher, welches zu gut für die Welt ist.
Tatsächlich haben mir die anderen Charaktere besser gefallen, sie traten abwechslungsreicher auf. Allen voran fand ich hierbei Mizzi Kauber sehr interessant, sie hatte ein besonderes Wesen, über das man viel nachdenken konnte. Aus ihr wird man lange nicht schlau und ich mag ihre verschiedenen Gesichter recht gerne.

Fazit:
Ich kann mich den vielen guten Meinungen zu dem Buch nur anschließen. Ich hatte viel Freude beim Lesen und die Geschichte hat mir richtig gut gefallen. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich das Buch sicherlich innerhalb von vielleicht drei Tagen ausgelesen, unter anderem auch durch die äußerst angenehme Schreibweise, die sehr einladend wirkte. Auch das Setting war traumhaft und gerade die schneereichen Szenen haben traumhafte Bilder entstehen lassen. Mit vielen Charakteren bin ich gut ausgekommen, lediglich mit Lotte hatte ich ein paar Probleme. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist die etwas zu konstruierte Handlung, welche ab und an auch etwas hervorsehbar war. Für diese beiden genannten Punkte ziehe ich gesamt einen halben Punkt in meiner Bewertung ab.
Ansonsten habe ich nichts zu beanstanden und bin richtig froh das Buch selbst gelesen zu haben. Das Buch bietet eine tolle Wohlfühlgeschichte, mit vielen historischen Hintergrundinformationen, was eine richtig gute Mischung darstellt.

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Veröffentlicht am 24.02.2020

Die Galerie am Potsdamer Platz

Die Galerie am Potsdamer Platz
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Handlung:
Berlin 1930
Alice reist nach dem Tod ihrer Mutter nach Berlin, wo diese geboren wurde. Dort lebt noch immer ihre Großmutter, eine Dame, die Alice nie kennengelernt hat. Und wie erwartet empfängt ...

Handlung:
Berlin 1930
Alice reist nach dem Tod ihrer Mutter nach Berlin, wo diese geboren wurde. Dort lebt noch immer ihre Großmutter, eine Dame, die Alice nie kennengelernt hat. Und wie erwartet empfängt diese sie nicht sonderlich herzlich, dafür bereitet ihr die restliche Familie einen angenehmeren Empfang.
Trotzdem bleibt Alice in der Hauptstadt, erkundet das Nachtleben, vor allem interessiert die Kunststudentin jedoch das künstlerische Leben. Stundenlang streicht sie durch Galerien, entdeckt später ihr Talent und ihre Leidenschaft für das Fotografieren.
Alice entstammt einer Familie von angesehenen Kunsthändlern und ihre Onkel wollen die Galerie am Potsdamer Platz wieder eröffnen. Doch die Familie muss aufpassen, die Nazis bekommen mehr Einfluss, die Familie muss aufpassen, wen sie ausstellt, Alice Beziehung mit dem Deutsch-Iren John ist nicht gerne gesehen und auch innerhalb der Familie beginnt es zu brodeln...

Meinung:
Das Cover finde ich vor allem anhand der grün-bläulichen Farben, sowie der geometrischen Formen sehr schick. Die goldenen Umrandungen, als auch die Schrift geben dem Cover viel Stil und Klasse, was auch sehr gut zu dem Roman passt. Besonders einige Gesellschaftsszenen vermitteln eine ebenso glamouröse Ausstrahlung.
Für mich hätte es die junge Frau mit dem Fotoapparat nicht gebraucht, sie ist für mich fast ein Störfaktor. Die Farben harmonieren nicht so recht, sie scheint sich nicht richtig in das Gesamtbild einzufügen. Ohne die Dame wäre das Cover für mich perfekt gewesen, es ist auffallend und sehr edel gestaltet, so bin ich nicht ganz zufrieden damit.

Ich habe lange überlegt, ob mich die Inhaltsangabe anspricht und ich das Buch lesen möchte. Es klang durchaus interessant, aber nicht vollkommen überzeugend. Der Klappentext war sehr informativ, es werden aber fast schon zu viele Informationen gegeben und ich habe mich gefragt, was an der Geschichte noch überraschen kann. Am Ende hat mich das Buch etwas verfolgt, ich habe es auf diversen Buch-Communitys gesehen und anregende Meinungen dazu gelesen. Daher war ich sehr dankbar, das Buch vom Verlag zu erhalten, sodass ich mir selbst eine Meinung bilden konnte.

Es gibt einen direkten Start in den Roman, es werden nicht erst viele Worte gemacht, sondern man wird als Leser etwas ins Wasser geworfen. Erst einige Seiten später gibt es dann erste kleine Hintergrundinformationen, die über den Roman verteilt wurden.
Mir hat der Einstieg gut gefallen, ich mochte die Direktheit sehr und merkte schnell, dass ich das Buch nur selten aus der Hand legen möchte. Und genau dies war auch durchweg so. Ich bin am Ende zwar nicht vollkommen begeistert von dem Buch, muss aber positiv sagen, dass ich den Schreibstil sehr mochte und auch eine gewisse Spannung vorhanden war, die mich nicht losgelassen hat. Wenn ich das Buch abends aus der Hand gelegt habe, hatte ich danach erst mal überlegt, wann ich am nächsten Tag Zeit zum weiterlesen habe. Und das passiert mir sonst nie.
Wie erwähnt, der Schreibstil hat mir richtig gut gefallen. Es gibt eine Direktheit, die erfrischend war. Ich mochte es wirklich sehr, dass die Protagonisten nicht ständig nachgedacht haben, was sie sagen, sondern in ihnen auch mal die Emotionen hochgekocht sind. Genau das hat ihnen einen Hauch von menschlichen Zügen gegeben, was sehr wichtig war, ihrer Darstellung aber nur wenig geholfen hat. Gleichzeitig waren die Charaktere oft etwas zu hitzköpfig, manche Konflikte hätten auch gut und gerne vermieden werden können.
Im gleichen Zuge möchte ich aber auch sagen, dass die Charaktere zwar oft kein Blatt vor den Mund genommen haben, aber auch vieles nicht ausgesprochen haben. So entstanden viele Geheimnisse und teils auch Konflikte, die für den Leser nicht näher benannt wurden. Ein wenig mehr Offenheit darüber wäre gut gewesen, auch um manche Entscheidungen besser nachvollziehen zu können.

Es war störend, dass manche Details, als Beispiel nehme ich jetzt mal den Nachtclub von Alice' Onkel, erst immer wieder erwähnt werden und irgendwann vollkommen unter den Tisch gefallen lassen werden. Seitenlang gibt es immer wieder einige Sätze zu diesem Ort, schließlich besucht Alice ihn und danach hört man kaum noch etwas davon. Dafür ist dann plötzlich die Kunstgalerie der Familie das große Thema. Zudem wirkte das plötzliche Interesse an einem Neustart der Galerie zu plötzlich, man hat als Leser keinen Anteil an Gedankengängen und Gesprächen, sondern man wird vor vollendete Tatsachen gestellt.

In dem Buch gibt es eine Einheit des Settings, jede Szene spielt in Berlin. Dabei wird auf unterschiedliche Stadtteile eingegangen, manche Szenen spielen am Rand von Berlin, andere wiederum mitten im Zentrum. Nicht alle Orte wurden sonderlich bildhaft und lebendig beschrieben. Oft wirkten die Orte kühl und traurig, wenig bewohnt und nicht gemütlich. Das fand ich schade, dadurch kam das Setting für mich etwas zu oberflächlich daher.
Lediglich die Räumlichkeiten, die abgedunkelt sind und daher sehr düster erscheinen, konnte ich mir genauer vorstellen. Hier hatte ich das Gefühle, den Raum vor Augen zu haben und diese Szenen waren besonders stimmungsvoll.

Die Autorin beschreibt ein breitgefächertes Abbild der Gesellschaft. Nicht nur die feinen Leute werden mit ihrem ausschweifenden und luxuriösen Lebensstil dargestellt, sondern auch das komplette Gegenteil dessen erhält einen Platz in dem Roman. Es werden Menschen bei der verzweifelten Arbeitssuche, aber auch mit wenigen finanziellen Mitteln gezeigt. Diese Szenen sind in der Unterzahl, haben jedoch einen guten Kontrast zu der feinen Welt gezeigt, in der Alice normalerweise verkehrt.

Immer wieder werden historische Bezüge geboten, vor allem zu dem beginnenden und immer mehr an Einfluss gewinnenden Nationalsozialismus werden einige Worte verloren. Diese Details wurden gekonnt in die Handlung eingebunden, sie passten perfekt zu der jeweiligen Situation und man wurde von ihnen nicht überschüttet, sondern hat genügend Zeit um das gerade gelesene zu verarbeiten und in einen Zusammenhang zu bringen.
Ich fand es etwas schade, dass nicht weitere historische Aspekte eine größere Rolle einnehmen. Sei es in der Forschung oder in menschlichen Beziehungen. Gerade das Thema Homosexualität wird ganz kurz angeschnitten und fällt irgendwann unter den Tisch. Hier war es unnötig, sich so arg auf die Politik zu konzentrieren, es gibt noch weitere Themenfelder, die zu dem Roman und der Handlungszeit gepasst hätten.

Mit den Charakteren bin ich nicht sonderlich warm geworden. Sie hatten interessante Züge, konnten mich aber nicht überzeugen. Lediglich durch ihre lockere Umgangston erhielten sie Lebendigkeit, ansonsten wirkten sie eher wie Puppen, die keinen ausgereiften Charakter besitzen.
Die Charaktere besitzen ein steifes Auftreten und scheinen Masken aufzuhaben, um ihre wahren Gefühle nicht zu zeigen. Denn solche kamen bei mir nicht an...
Leider gab es nur selten Verbesserungen, gerade mit Alice, Hauptfigur des Romans, bin ich nur schwer zurechtgekommen. Sie ist für mich nie greifbar gewesen und ich hatte arge Probleme, mir ihr Wesen vorzustellen.
Zudem habe ich viele Entscheidungen infrage gestellt. Anfangs wollte Alice niemandem auf der Tasche liegen und in der Stadt schnell auf eigenen Beinen stehen, eine eigene Bleibe haben und Geld verdienen. Trotzdem lässt sie sich erst mal einige Zeit von ihrer Familie aushalten und macht keine Anstalten einen Job zu ergreifen. Dieser plötzliche Sinneswandel innerhalb von wenigen Seiten war absolut nicht nachvollziehbar und nicht glaubhaft dargestellt, was es mir vielleicht auch so schwer gemacht hat, ihren Charakter als sympathisch einzuschätzen.
Immer mal wieder gab es solche Szenen, die mein Misstrauen gegenüber Alice geweckt haben und die es mir nicht erlaubt haben, zu ihr eine Bindung aufzubauen. Zu viele Aussagen und Handlungen habe ich kritisch hinterfragt.

Fazit:
Ich bin immer noch nicht sicher, was ich so genau von dem Roman halten soll. Einige Aspekte, wie die Schreibweise und auch die Spannung haben mich vollkommen überzeugt und waren überragend. Andere wiederum, seien es die Charaktere oder das Setting, waren nicht so gut und haben meinen eigentlich sehr positiven Eindruck arg verschlechtert. Mir gefällt die Grundidee und ansatzweise wurde diese ganz gut umgesetzt. Doch an einigen Stellen war davon gar nichts mehr zu spüren und die Handlung plätscherte vor sich hin.
Ich habe mir lange Gedanken gemacht und hin und her überlegt, habe auch extra einige Tage gewartet, um meine Meinung zu schreiben, aber leider konnte ich keine anderen Worte für meine Meinung finden....

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Veröffentlicht am 21.02.2020

Die 100

Die 100
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Handlung:
Vor 300 Jahren fand auf der Erde ein Atomkrieg statt, der ein weiteres Leben auf dem Planeten unmöglich gemacht hat. Doch die Menschheit hatte vorgesorgt, es wurden Raumschiffe gebaut, die nun ...

Handlung:
Vor 300 Jahren fand auf der Erde ein Atomkrieg statt, der ein weiteres Leben auf dem Planeten unmöglich gemacht hat. Doch die Menschheit hatte vorgesorgt, es wurden Raumschiffe gebaut, die nun den Lebensraum darstellen. Jetzt soll die erste Mission stattfinden, es werden 100 jugendliche Straftäter zurück auf die Erde geschickt. So soll herausgefunden werden, ob dort nach so vielen Jahren das Leben wieder möglich ist. Für die Jugendlichen beginnt ein Abenteuer, doch viele wissen nicht, dass die Zeit langsam auch für die Menschen im All knapp wird...

Meinung:
Auf dem Cover sind verschiedene Personen zu sehen, die in der Serie die Hauptrollen einnehmen, zudem wurde das Logo der Serie eingefügt. Leider gefällt es mir nicht so recht, was vor allem an den Personen liegt. Gut die Hälfte der sechs Personen taucht im Buch gar nicht auf, wird nicht mal namentlich genannt. Wenn man die Serie nicht geschaut hat, fällt dies gar nicht auf, man kann sich so überlegen, welcher Protagonist wer sein könnte. Je mehr Seiten ich gelesen habe, desto weniger Sinn machte das Cover. Leider....

Bei diesem Werk habe ich zuerst die Serie gesehen und bin danach erst auf die Bücher gekommen. Vor ungefähr fünf Jahren habe ich die erste Staffel gesehen, war davon recht begeistert und hatte schon damals überlegt, mir die Bücher zu kaufen. Gemacht hatte ich das dann doch nicht, ich war mir unsicher, ob mir die Literaturvorlage so zusagen wird, zudem hatte ich gelesen, dass es einige Unterschiede geben soll. Die Serie habe ich nach der dritten Staffel nur noch spartanisch geschaut und vor wenigen Wochen zufällig den ersten Band bei Arvelle als Mängelexemplar gefunden. Ich habe nicht lange überlegt, mir das Buch einfach bestellt und wollte es erst mal bei diesem einen belassen, um zu schauen, wie mir der Auftakt zusagt. Kurze Zeit später durfte dann aber doch schon der zweite Teil bei mir einziehen, worüber ich jetzt, nach dem Lesen von Band eins recht froh bin.

Mir hat die Schreibweise durchweg recht gut gefallen. Sie ließ ein schnelles und lockeres Lesen zu, war an ein jugendliches Publikum angepasst und hat somit sehr gut zu der Handlung gepasst, wo fast ausschließlich Personen zwischen 16-18 auftreten. Der Schreibstil hatte ein recht einfaches Niveau, es gibt wenige Fachbegriffe. Trotzdem gibt es einen gewissen Anspruch, dieser entsteht immer bei den Szenen, wo das Raumschiff beschrieben wird, weil man versucht sich vorzustellen, wie dieses wohl aussehen und funktionieren mag.
Auf dem Raumschiff wurde die Gesellschaft in unterschiedliche Gruppen unterteilt. Ich kann mir darunter zwar grob etwas vorstellen, einige, wenige Worte wurden dazu verloren, doch nicht so viele, als das ich darüber einen genauen Überblick habe

Es werden verschiedene Ereignisse von vier Personen beschrieben. Besonders interessant fand ich es, dass es bei jeder Sichtweise auch Rückblicke in die Vergangenheit gibt. Das war wirklich sinnvoll, immerhin gibt es einige Anspielungen auf vergangene Situationen und nur so kann man die Reaktionen und Verhaltensweisen der Protagonisten richtig nachvollziehen.
Zudem hat es mir gefallen, dass nicht alle Sichtweisen der Protagonisten auf der Erde spielen, sondern eine Person im All bleibt und man dort noch einiges von dem Leben kennenlernt.

Es gibt zwei Schauplätze, an denen die Handlung stattfindet. Als erstes spielen alle vier Perspektiven im Weltall auf dem Raumschiff. Mit der Reise von 100 Jugendlichen auf die Erde spalten sich die Erzählperspektiven, eine bleibt auf dem Raumschiff, die anderen drei Jugendlichen landen auf der Erde.
Die Handlungsorte auf der Erde sind recht einfach beschrieben, durchweg spielt die Handlung in der freien Natur und oft habe ich das gerade Beschriebene vor Augen gesehen. Mir gefällt das Bodenständige, welche die Szenen ausstrahlen und es war interessant zu lesen, wie die Jugendlichen die Erde erstmals sehen und welche Faszination von dem Ort ausgeht. Davon kann man sich gerne eine Scheibe abschneiden, man betrachtet die Vielfalt und Schönheit der Natur als viel zu selbstverständlich.
Einerseits empfand ich es als richtig spannend, was von dem Raumschiff wie beschrieben wird, weil eine vollkommen andere Welt und ein besonderer Lebensraum beschrieben wird. Doch leider konnte ich mir vieles nicht bildhaft vorstellen. Dafür sind die Dimensionen nicht greifbar genug. Vielleicht wäre es ganz schön gewesen, wenn es eine kleine Zeichnung gegeben hätte, wo das Raumschiff mit den wichtigsten Orten grob dargestellt wird.

Als Protagonisten dienen fast nur Jugendliche, lediglich auf dem Raumschiff gibt es wenige erwachsene Personen. Ich denke, dass die Zielgruppe vor allem Jugendliche sind, weshalb es ganz sinnvoll ist, vor allem Personen dieser Altersgruppe als Hauptcharaktere zu wählen.
Diese wurden recht authentisch dargestellt, es wurden einige Themen eingebunden, die für Jugendliche interessant sind. Seien es Liebesbeziehungen oder Modethemen, aber auch Streitigkeiten oder Probleme mit den Eltern. Es wird so ein breites Spektrum geboten, jedoch wurden diese Aspekte nicht vollständig analysiert, sondern nur kurz angeschnitten. Für mich persönlich hätte es gerne mehr sein können, doch so wären wohl noch einige Seiten dazugekommen und der Rahmen der Handlung gesprengt worden. Auch liegt der Fokus eindeutig nicht auf den angesprochenen Themen, sondern auf der Verseuchung der Erde, deren Folge und das erneute Beleben des Planeten.

Ich fand die Protagonisten im Grunde ganz in Ordnung, sie waren lebendig dargestellt und hatten eigenwillige Charaktere, die immer wieder durchgeschimmert haben. Mich hat es lediglich gestört, dass sie alle etwas oberflächlich in menschlichen Beziehungen dargestellt wurden. Im Umgang mit der Umwelt sind die Personen vorbildhaft und erfrischend begeistert von der Erde waren. Doch untereinander gab es viele Streitigkeiten oder Kämpfe darum, wer von den 100 das Sagen hat. So entstanden mir zu viele Dramen.
Mit keinem Charakter konnte ich eine Bindung aufbauen und auch nur wenige empfand ich als richtig sympathisch. Vielleicht hängt dies auch mit dem Alter zusammen, ich bin etwas älter und ich würde auch mal behaupten, in einigen Zusammenhängen reifer. Vielleicht bin ich dadurch nicht ganz mit ihnen klargekommen. Ich denke aber auch, dass sie nicht sonderlich tiefgreifend dargestellt wurden und ich in es in dieser Angelegenheit mag, wenn die Protagonisten mehr Facetten von ihrem Charakter zeigen.
Wenn ich mir eine Lieblingsperson aussuchen müsste, würde meine Wahl auf Bellamy fallen. Ich fand ihn schon in der Serie sehr sympathisch und genau das hat sich auch hier durchgesetzt. Ich mochte seine Art und sein Auftreten sehr gerne, er wirkt mysteriös und geheimnisvoll, was ihn aus der Masse herausstechen lassen hat. Zudem merkt man eindeutig, dass er sein Herz an der richtigen Stelle hat und einen großen Beschützerinstinkt besitzt.

Fazit:
Ich hatte ja so meine Befürchtungen, wie mir die Literaturvorlage gefallen wird. Mir war bewusst, dass einiges anders sein wird als in der TV-Serie und genau das war auch so. Einige Unterschiede sind mir aufgefallen, doch diese haben mich nicht so sehr gestört, wie ich anfangs dachte. So konnte ich mich gut auf die Geschichte konzentrieren und bin ihr mit der Zeit immer offener entgegengetreten.
Im Grunde hat mir die Geschichte gut gefallen. Ich mag die Idee der Autorin sehr und zu weiten Teilen fand ich die Umsetzung perfekt. Die Schreibweise war toll, auch die Handlungsorte auf der Erde sind gelungen. Dazu waren die Protagonisten ganz in Ordnung, mir hat lediglich etwas mehr Tiefgang bei ihnen gefehlt, ich hätte mir gewünscht, wenn sie noch mehr Facetten gezeigt hätten.
Dafür, aber auch für die recht vage Beschreibung des Raumschiffs ziehe ich jeweils einen halben Punkt ab, wobei es mich mehr gestört hat, dass ich mir das Raumschiff nicht wirklich vorstellen konnte...
Ansonsten bin ich sehr froh, dem Werk eine Chance gegeben zu haben und auch den zweiten Teil schon hier liegen zu haben. Nachdem der erste Band mit einem Cliffhanger geendet hat, will ich nicht zu lange warten, sondern die Fortsetzung recht zeitnah lesen.

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