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Veröffentlicht am 18.02.2020

Hotel Inselblick - Stürmisch See

Hotel Inselblick - Stürmische See
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Handlung:
Amrum 1914
Auf Amrum steht der Familie Stockmann eine große Feier ins Haus. Nele, die älteste Enkelin von Marta, heiratet ihren Johannes. Es herrscht große Aufregung, Nele kann den Tag der Trauung ...

Handlung:
Amrum 1914
Auf Amrum steht der Familie Stockmann eine große Feier ins Haus. Nele, die älteste Enkelin von Marta, heiratet ihren Johannes. Es herrscht große Aufregung, Nele kann den Tag der Trauung kaum erwarten und auch die Familie und ihre Freunde lassen sich von der Vorfreuden anstecken.
Was sie allerdings nicht wissen: Bald haben alle nur noch wenig zu feiern. Kurze Zeit nach der Trauung bricht der Erste Weltkrieg aus, die Männer werden einberufen und die Frauen bleiben allein auf der Insel zurück. Allein mit ihrer Angst vor dem Krieg, aber auch der Angst, ihre Liebsten nie wiederzusehen...

Meinung:
Mir gefällt das Cover gut, es ist sehr stimmungsvoll und man kann einiges herein interpretieren. Die Szenerie wirkt nachdenklich und durch den dunklen Himmel scheinen die schweren Zeiten mit dem Ersten Weltkrieg zu nahen. Auf die weite See schaut eine Dame, die recht jung zu sein scheint und die Mode der damaligen Zeit trägt. Sie schaut halb auf die See, hat eine nachdenkliche Haltung und könnte eine Dame der Familie Stockmann sein.
An der Seite ist noch ein wunderschönes, sehr gut zu Amrum passendes Häuschen, das den Charme der Insel darstellt. Es steht da wie ein Fels in der Brandung, wirkt einladend und erscheint unverwüstlich. Ich kann mir richtig gut vorstellen, wie viele schöne, aber auch traurige Momente die Familie Stockmann darin erlebt. Und auch das Schiff hat eine nähere Bedeutung, die sich erst beim Lesen erschließt...
Insgesamt gefällt mir das Cover gut, es vereint verschiedene Aspekte des Buches und ist sehr stimmig. Besonders gut gefallen mir die Farben des Himmels, sie sehen sehr lebendig aus und verströmen eine tolle Aura.

Seit Juli letzten Jahres fiebere ich dem finalen Teil der „Hotel Inselblick“-Reihe entgegen und konnte es kaum erwarten bis das Buch endlich erscheint. Gleichzeitig hatte ich kleine Zweifel, wie ich wieder in die Handlung hineinfinde. Immerhin habe ich in der Zwischenzeit einige andere Bücher gelesen und Informationen hierzu leider vergessen.
Ein wenig waren meine Zweifel begründet, am Ende fiel mir der Start in die Handlung leichter als gedacht. Dabei hat mir unter anderem das Personenverzeichnis geholfen, welches sich noch vor dem ersten Kapitel befindet. Dort wurden alle wichtigen Protagonisten niedergeschrieben, es gibt ein Wiedersehen mir vielen bekannten Gesichtern, aber auch neue Namen fallen direkt ins Auge. Mir sind während des Lesens direkt einige Details eingefallen und wahrscheinlich hatte ich auch dadurch einen leichteren und angenehmeren Start in den Roman als gedacht.

Seit dem Ende des zweiten Teils ist einige Zeit vergangen, neue Menschen wurden geboren, eine mir liebgewordene Person ist verstorben. Man hat deutlich gemerkt, dass sich die Zeit etwas geändert hat, die Protagonisten sind reifer geworden und die Welt wurde etwas moderner.
Auf 512 Seiten vergehen knapp fünf Jahre, es wird die ganze Zeit des Ersten Weltkrieges behandelt und es gibt einige Zeitsprünge. Diese erkennt man immer am Anfang eines neuen Kapitels, dort gibt es einen Vermerk, in welchem Monat und Jahr die folgende Handlung stattfindet. Mir waren es doch ein paar zu viele Sprünge, ich konnte mich nicht immer damit anfreunden und hatte nicht immer das Gefühl, dass die gerade gelesene Handlung vollkommen abgeschlossen wurde. Es gibt Andeutungen, was folgen wird und dann startet das nächste Kapitel, welches einige Ereignisse beschreibt, die einige Zeit später spielen. Das war für mich nicht ganz rund.

Die Schreibweise war einfach herrlich. Sie gab auf eine lockere Weise die Handlung wieder, wurde an den passenden Stellen jeweils ernst oder brachten mich zum schmunzeln. Ereignisse wurden eindringlich und bildhaft dargestellt, sodass man sich viele Szenen gut vorstellen konnte. Oft hatte es den Anschein, als würde man sich mit den Charakteren in einen Raum befinden und ein heimlicher Beobachter sein.
Passend zu der recht einfachen, leicht verständlichen und schnell lesbaren Sprache gibt es auch immer wieder Einbindungen von friesischen Begriffen. Diese haben immer perfekt gepasst, wurden nicht zu selten, aber auch nicht im Überfluss genutzt. Zudem entstand dadurch viel Authentizität. Es hat einfach perfekt gepasst und bildete ein nettes Detail.
Im Grunde wird die Handlung recht ruhig und anschaulich beschrieben, es gibt nicht zu viele Dramen und diese besaßen etwas sehr natürliches. So wurde meist normale Tagesabläufe von Personen beschrieben, die meiner Meinung nach keine Längen hatten. Im Gegenteil, mir hat die recht ruhige Handlung gefallen, das hatte etwas beruhigendes und bodenständiges.

Ich habe bereits einige Bücher gelesen, wo die Handlung während einer der beiden Weltkriege stattfindet. Doch ich glaube behaupten zu können, dass sehr wenige oder gar keiner dabei war, der auf einer Insel spielt. Ich habe mich auch nie sonderlich damit befasst, inwiefern die Inseln und deren Bewohner von dem Krieg betroffen waren und daher konnte ich durch das Buch einiges lernen.

Auch bei diesem dritten Band der Reihe gibt es am Anfang von vielen Kapiteln wieder Martas Tagebucheinträge. Diesen fassen bei Zeitsprüngen oft die ausgelassene Handlung zusammen oder geben einen Einblick in das politische Geschehen in Deutschland. Vor Martas niedergeschriebenen Worten stehen übrigens auch immer die bereits angesprochenen Daten.
Anhand von diesen persönlichen Worten finde ich, dass man Marta noch besser einschätzen und bewerten kann, ihr Wesen noch näher kennenlernen kann. Sie scheint so wie eine gute Seele über dem Buch zu schweben. Zudem finde ich es gut, dass so wenigstens ein paar Details genannt werden, die ausgelassen wurden.

Als Haupthandlungsort dient eindeutig Amrum, kaum eine Szene spielt nicht auf dieser Insel. Auch hier hat mir die Beschreibung davon wieder richtig gut gefallen, es wurde ein traumhaftes und sehr idyllisches Bild erschaffen, welches zum Träumen eingeladen hat. Besonders schön fand ich, dass viele Orte bekannt sind und in diesem Band wiederholt aufgetaucht sind.
Außerdem hat es mir gefallen, dass der Strand noch immer die gleiche Wirkung auf die Protagonisten hat und die Szenen dort hatten eine besondere Ausstrahlung. Sie verströmten nicht nur viel Ruhe, sondern ließen Sorgen für einen Moment verblassen und es scheint, als würde eine Last von den Schultern genommen werden. Allein die Vorstellung dessen finde ich toll und auch die Umsetzung hat perfekt gepasst.

Mein besonderes Highlight war, wie lebendig, authentisch und detailreich die Charaktere dargestellt wurden. Vielleicht mag ich sie auch so sehr, weil ich sie schon durch zwei Bücher begleiten durfte. Aber ich konnte mir wirklich jeden einzelnen genau vorstellen, die Charaktere sind mir noch genauso sympathisch wie zuvor und jeden Einzelnen fand ich wunderbar ausgearbeitet. Sie haben einzigartige Wesen, bleiben ihren Prinzipien treu und ändern sich nur wenig. Das war wirklich richtig toll.
Mir hat es richtig gefreut, die Protagonisten wiederzusehen, einige Zeit mit ihnen zu verbringen und sie am Ende mit frohem Herzen verabschieden zu können. Ich finde es toll, dass sei sich selbst treu geblieben sind und ihren Charakter und ihre Eigenarten beibehalten haben. Ganz viele Personen sind mir sympathisch gewesen, ich konnte eine Bindung zu ihnen aufbauen und habe mitgefiebert, mitgetrauert und mich mit gefreut. Mir hat die bodenständige und ruhige Art gefallen, sie waren für mich greifbar und perfekt ausgereift.
Auch der Umgang untereinander war tadellos. Es gab eine tolle Dynamik untereinander, die Charaktere haben sowohl allein, als auch miteinander toll harmoniert und beide Arten des Auftretens haben mir gefallen.

Fazit:
Ein wenig traurig macht es mich ja schon, dass dies ein Abschied vom Hotel Inselblick war. Es war einfach herrlich die Familie Stockmann wiederzusehen und mich ganz auf ihre Geschichte zu konzentrieren. Ich konnte während des Lesens vollkommen abschalten und habe mich gerne auf die Handlung eingelassen. Zudem würde ich gerade zu gerne die Insel selbst erkunden und dort auf das Meer schauen, genau wie die Protagonisten dies gerne getan haben.
Ich habe einen Kritikpunkt, für den ich einen halben Punkt abziehe. Mich haben diesmal die Zeitsprünge etwas gestört, mir waren es zu viele und die einzelnen Kapitel waren nicht richtig in sich geschlossen.
Ansonsten hat Anke Petersen einen wunderbaren finalen Teil geschrieben, der der Geschichte ein rundes und stimmiges Ende gibt. Jegliche Fragen wurden geklärt, das Ende hat mich vollkommen überzeugt und ich kann die ganze Reihe definitiv weiterempfehlen. Es war mir ein Vergnügen, meine Zeit mit Familie Stockmann zu verbringen!

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Veröffentlicht am 12.02.2020

Café Engel - Töchter der Hoffnung

Café Engel
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Handlung:
Wiesbaden 1959
Hilde Koch hat vollkommen die Leitung des Café Engels übernommen und hat große Pläne für den Familienbetrieb. Diese sollen unter anderem dabei helfen, mehr Gäste anzulocken, um ...

Handlung:
Wiesbaden 1959
Hilde Koch hat vollkommen die Leitung des Café Engels übernommen und hat große Pläne für den Familienbetrieb. Diese sollen unter anderem dabei helfen, mehr Gäste anzulocken, um gegen die Konkurrenten bestehen zu können.
Privat läuft es bei Hilde nicht ganz rund. Sie und ihr Ehemann Jean-Jacques sind häufig voneinander getrennt, er hält sich oft auf seinem Weingut auf, Hilde verbringt einen großen Teil ihrer Tage im Café. Die Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt und es ist fraglich, wie lange die Ehe überhaupt noch bestehen wird.
Auch für Hildes Bruder Wilhelm stehen aufregende Zeiten bevor. Die Filmindustrie feiert immer größere Erfolge und Wilhelm sieht darin eine Chance, sich beruflich weiterzuentwickeln.
August währenddessen ist glücklich mit seiner kleinen Familie und auch beruflich läuft es für ihn bestens. Doch seine Frau Swetlana macht sich große Sorgen um ihren Sohn und vergisst dabei öfter, dass sie auch noch eine Tochter hat...

Meinung:
Das Cover zeigt eine gewisse Ähnlichkeit zu den anderen beiden Teilen, bringt aber auch einzigartige Elemente mit sich. Es wird eine nostalgische Stadtszene gezeigt, die mir angenehm kräftigen Farben untermalt wurde. Die Situation wirkt recht hoffnungsvoll, es ist deutlich zu sehen, dass sich das Stadtbild von dem Krieg schon ziemlich gut erholt hat.
Die Szenerie ist leicht verschwommen und körnig, was dem Cover einen angenehm altmodischen Touch gibt. So sticht der Titel nochmal deutlicher hervor und weckt somit sicherlich das Interesse von Betrachtern.
Auch dieses Cover der 'Café Engel' - Reihe finde ich richtig gelungen. Es wirkt authentisch und lebendig, was mir sehr gut gefällt.

Ach wie habe ich mich auf den finalen Teil des Café Engels gefreut. Die Reihe hat mir bisher richtig gut gefallen und ich war unglaublich gespannt auf das große Finale. Ich hatte wieder mit einer tollen Geschichte gerechnet und genau das ist der Autorin gelungen. Es hat mir große Freude bereitet, die Familie Koch wiederzusehen und neues mit ihnen zu erleben. Schon nach wenigen Seiten wurde mein Wunsch immer größer, dass das Buch gar nicht endet...

Gerade am Anfang musste ich meine Gedanken zusammennehmen und sehr aufmerksam sein. Langsam fielen mir dann immer mehr Details aus den anderen beiden Bänden ein und das Lesen wurde für mich einfacher und ich konnte die Sache lockerer angehen.
Einmal in der Handlung angekommen wollte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen. Mir hat die Schreibweise richtig gut gefallen, sie war einfach perfekt. Die Situationen wurden lebendig und detailreich geschildert, die Protagonisten traten sehr authentisch und liebenswert auf und die Handlung war nur sehr selten vorhersehbar.
Einige Szenen besaßen einen sehr angenehmen Humor, oft haben die Charaktere auch einfach mal gesprochen, ohne vorher darüber nachzudenken. So entstanden natürliche und absolut nicht gestellte Szenen, die so auch im realen Leben stattfinden könnten. Zudem wurden die Handlung und viele Situationen so aufgelockert und man konnte nach traurigeren oder tiefgründigeren Abschnitten auch mal wieder schmunzeln.
Auch bei diesem Band sind meine Lieblingsszenen die, in denen ein Großteil der Familie Koch auftritt. Ich mag dieses Miteinander, man unterstützt sich, sagt einander aber auch mal die Meinung. Es war eine wunderbare Familiendynamik zu spüren, die vorbildlich ist und die Szenen wurden sehr bildreich beschrieben. Mir fiel es leicht, mir die Charaktere vorzustellen und so ein Bild der Situation zu erhalten.

Auf den 494 Seiten vergehen ungefähr sieben Monate, in denen allerhand passiert. Um nicht durcheinanderzukommen und ein ungefähres Zeitgefühl zu erhalten, wird am Anfang von neuen Kapiteln stets kurz angemerkt, in welchem Monat die folgende Handlung stattfindet. Dies ist wirklich wichtig gewesen, es gab zwar ab und an eine Andeutung auf das Wetter, doch allein dadurch wäre es schwierig gewesen, abzuschätzen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist.

Als Setting dient vor allem Wiesbaden mit dem Café Engel. Dort versammeln sich stets Mitglieder der Familie Koch, es ist deutlich herauszulesen, wie wohl sich die Familie dort fühlt und welche Bedeutung das Café in der Familie hat.
Mir haben diese Räumlichkeiten vom Setting am besten gefallen. Ich konnte sie mir recht gut vorstellen, sie strahlen einen besonderen Charme aus und wirken einladend. Zudem gefällt es mir, dass Hilde das Café weiterentwickeln will und es in ihrem Sinne verändert und so modernisiert.
Dazu gibt es einige Abschnitte, die auf Jean-Jacques Weingut in Eltville. Die Gegend wirkt zauberhaft und bekommt durch die genauen Beschreibungen einen romantischen, leicht verwunschenen Charakter. Auch sein Haus mit dem Hof konnte ich mir lebhaft vorstellen und anhand von kleinen Details wirkt es einladend und wie eine Ruheoase. Im Grunde dient Eltville als beruhigender Gegenpol zu den Ereignissen in Wiesbaden, obwohl die Handlung dort auch einiges an Spannung bietet.

Es gibt ganze sechs Erzählperspektiven, die nicht nur verschiedene Sichtweisen auf ein Ereignis bieten, sondern auch ein breites Bild der Gesellschaft darstellen. Alle von diesen sechs Personen sind bereits aus den vorherigen Bänden bekannt und sie geben nicht nur einen Einblick in ihr Familienleben, sondern auch in ihr eigenes Wesen. So kann man die Charaktere noch besser einschätzen, sich ein noch besseres Bild von den anderen Protagonisten machen und eine Bindung zu ihnen aufbauen. Eine jede Perspektive wurde interessant und abwechslungsreich gestaltet, sodass gar keine Langeweile aufkommen kann.

Die Charaktere waren durchweg sehr lebendig und bodenständig geschildert. Es treten fast nur bekannte Gesichter auf, die Neuen gliedern sich perfekt in den bereits bestehenden Personenkreis ein. Die bereits bekannten Personen wurden in ihrer Darstellung nochmals verbessert und perfektioniert, es ist eine deutliche Entwicklung zu sehen und viele Charaktere sind reifer und erwachsener geworden.
Im Mittelpunkt steht wieder die Familie Koch, wobei der Fokus vor allem auf Hilde, sowie ihren Brüdern liegt. Die Eltern von ihnen, Heinz und Else, spielen eine eher untergeordnete Rolle und so scheint es, als würden sie der jungen Generation nicht im Weg stehen wollen. Ich fand es ein wenig schade, dass ein etwas kleinerer Fokus als in den vorherigen Bänden auf ihnen liegt. Heinz und Else treten immer noch regelmäßig auf, das Hauptaugenmerk liegt aber eindeutig auf ihren Kindern.
Die drei Kinder von ihnen sind sympathische Menschen, die alle ihren eigenen Weg gegangen sind und für die die Familie immer im Mittelpunkt steht. Mir hat besonders Hilde richtig gut gefallen, sie ist nicht auf den Mund gefallen, weiß für alles eine Lösung und ist sehr willensstark. Ich erinnere mich noch, dass ich in den beiden vorherigen Bänden nicht richtig überzeugt von ihrem Charakter war. Mit diesem Band hat sie meine vollkommene Sympathie erhalten und ich muss sagen, dass mir ihre Kapitel fast am liebsten waren, weil sie in diesem Band tatsächlich mein Favorit ist. Ich mag ihre ganze Art, ihr Auftreten mittlerweile sehr und wünsche mir, dass es mehr so starke Frauen wie Hilde in Büchern gibt.
Mit wem ich durchweg etwas Probleme hatte war Swetlana. Nicht nur die eindeutige Bevorzugung des Sohnes hat mich gestört, sondern sie wirkt stets etwas zu steif und mechanisch. Sie strahlt nicht so eine Wärme aus wie die anderen Mitglieder der Familie Koch und war mir auch nicht so sympathisch. Sie erschien durch ihr Auftreten und durch manche Aussagen wie ein Fremdkörper in der ansonsten sehr herzlichen und liebenswerten Familie, was ich sehr schade fand. Am Ende war dann eine Wandlung zu sehen, die meine Meinung über Swetlana aber nicht groß ändern konnte...

Fazit:
Ich habe mich arg auf den finalen Teil gefreut, hatte großen Spaß beim Lesen und konnte das Buch mit einem zufriedenen, aber auch traurigen Gefühl weglegen. Es sind keine Fragen offen geblieben, die Handlung war interessant und spannend und ich habe mittlerweile das Gefühl, die Familie Koch persönlich zu kennen. Ich muss wirklich sagen, dass die Autorin unglaublich gute, sympathische und durchdachte Charaktere entwickelt hat, die für mich den großen Charme des Buches ausmachen.
Es hat mich traurig gemacht zu wissen, dass dies der letzte Teil der wunderbaren Reihe ist und somit auch eine Art 'Auf Wiedersehen' mit der Familie Koch. Ich habe die Familie sehr gemocht und kann die Reihe wirklich nur weiterempfehlen. Ich hatte großen Spaß beim Lesen und werde in Zukunft definitiv die Augen nach weiteren Büchern der Autorin offenhalten, weil sie mich vollkommen überzeugen konnte!

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Veröffentlicht am 09.02.2020

Alice im Wunderland

Alice im Wunderland
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Handlung:
Ein ganz normaler Tag verwandelt sich für Alice in ein wahrhaftiges Abenteuer. In dem einen Moment träumt sie vor sich hin, Sekunden später folgt sie einem sprechenden weißen Kaninchen in eine ...

Handlung:
Ein ganz normaler Tag verwandelt sich für Alice in ein wahrhaftiges Abenteuer. In dem einen Moment träumt sie vor sich hin, Sekunden später folgt sie einem sprechenden weißen Kaninchen in eine Höhle und landet in einer vollkommen anderen Welt. Sie lernt weitere sprechende Tiere kennen, trinkt Tee mit dem verrückten Hutmacher und ist bei einer etwas anderen Gerichtsverhandlung anwesend. Dazu lernt Alice die böse Herzkönigin kennen und muss sich in einem Spiel der besonderen Art gegen diese bewähren...

Meinung:
Beherrscht wird das Cover von einer strahlend pinken Farbe, die als Hintergrund dient. Darauf befinden sich kleine Details, die in dem Buch eine Rolle spielen, sei es ein Stück Kuchen oder eine kleine Uhr. Als Blickfang dienen zwei Figuren, Alice und das weiße Kaninchen, die detailgetreu und lebendig gezeichnet wurden. An sich finde ich das Cover ganz gut, mir ist es etwas zu farbenfroh und bunt. Für Kinder jedoch ist es wahrscheinlich sehr ansprechend und genau richtig.

Ich kann mich tatsächlich nicht entsinnen, ob ich jemals die Literaturvorlage von „Alice im Wunderland“ gelesen habe. Spontan würde ich das wahrscheinlich verneinen. Mir sind die Verfilmungen bekannt, die mir recht gut gefallen und ich dachte mir, dass es nun auch mal Zeit wird, mich an das Buch zu wagen. Bei Arvelle hatte ich Ende letzten Jahres diese niedliche Ausgabe gefunden, die bei mir einziehen durfte und jetzt hatte ich Lust dazu, das Büchlein zu lesen.

Innerhalb von wenigen Stunden hatte ich das kleine Buch dann auch schon ausgelesen, die Schrift ist recht groß dazu gibt es immer mal eine niedliche, detailreiche Zeichnung, die das gerade Gelesene verbildlicht. Mir haben die Illustrationen gut gefallen, sie sind nett anzusehen, geben den Charakteren Gesichter und passen sehr gut zu dem Kinderbuch. Sie wurden komplett in Schwarz-Weiß gehalten, was ich so als genau richtig empfinde. Immerhin ist das Buch erstmals 1865 erschienen und so wurden die Skizzen auch der damaligen Zeit angepasst.

An sich empfand ich die Schreibweise ganz angenehm, sie war durchweg einfach und leicht gehalten, genau richtig für die Hauptzielgruppe. Bei einigen Dialogen bin ich tatsächlich etwas durcheinander gekommen, mir wurde manches als zu hibbelig und kompliziert dargestellt. Hier habe ich mich immer gefragt, wie Kinder damit umgehen und ob sie das gerade Gelesene richtig aufnehmen können und die Situation vielleicht besser verstehen als ich.
Oft haben die Charaktere aneinander vorbei gesprochen und so sind leicht Missverständnisse entstanden, die teils ganz lustig sein könnten, meist eher gestört haben.
Spannung kam an keiner Stelle auf. Die Handlung tröpfelte vor sich hin und war nie sehr energiegeladen. Vielleicht hat hier auch ein deutlicherer roter Faden gefehlt. So erschien es, als wären die Szenen zusammenhangslos aneinandergefügt worden.

Nur anhand der Beschreibungen wäre es mir nicht gelungen, mir ein Bild von den Charakteren zu machen. Sie wurden mit sehr wenigen Worten beschrieben, hier haben mir die Illustrationen wirklich weitergeholfen. Zudem hatte ich oft ein Bild von den Filmcharakteren vor Augen, was sehr geholfen hat.
Durchweg wurde ich nicht sonderlich warm mit dem Buch, den Charakteren oder der Handlung. Viele Szenen wurden kurz und knapp abgehandelt, dazu waren sie mir zu wirr und teils schwer verständlich. Mein Lesefluss wurde dadurch immer wieder etwas getrübt, gerade ein Lied musste ich mehrmals lesen, um ansatzweise einen Sinn dahinter zu erkennen.

Von den Protagonisten haben mir die Tiere am besten gefallen. Diese waren recht lebendig dargestellt und ich glaube, mit sprechenden Tieren kann man bei einem Kinderbuch nicht sehr viel falsch machen.
Im Gegensatz dazu empfand ich die menschlichen Figuren sehr schwach und oberflächlich, sie erhielten keinen richtigen Charakter und traten nicht sonderlich lebendig auf. Alice ist keine Sympathieträgerin, mit ihr kann man sich nur schwer identifizieren, sie ist etwas zu altklug, hochnäsig und von sich selbst eingenommen. Die böse Königin hat im Grunde keine negativen Attribute erhalten, lediglich durch ihren ständigen Wunsch, dass Untertanen geköpft werden sollen, entsteht ein Hauch von Bösartigkeit, der aber schnell wieder verfliegt.
Zudem gibt es nicht wirklich ein Miteinander von den Charakteren. Sie unterhalten sich zwar selten mal, aber die Gespräche sind oberflächlich und es ist ein deutliches Misstrauen zu spüren. Ich hatte mir immer ein deutlicheres Zusammenspiel vorgestellt, eine engere Bindung oder wenigstens den Hauch von Sympathie zueinander.

Fazit:
Ich bin mit viel Interesse in die Handlung gestartet, war guter Dinge und auf die Handlung gespannt. Das mich das Buch am Ende enttäuscht zurücklassen könnte, daran hatte ich nicht gedacht. Und leider ist genau dieser Fall eingetreten. Mir gefällt die Idee und an einigen Stellen ist die Umsetzung dessen auch ganz gut gelungen. Doch zu viele kleine Details und Szenen haben mich gestört, sodass ich am Ende keine so gute Bewertung für das Buch schreiben konnte, wie ich eigentlich wollte.

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Veröffentlicht am 06.02.2020

Jahre der Veränderung

Jahre der Veränderung
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Handlung:
Berlin 1929
Edith, Margot und Luise sind in der Hauptstadt angekommen, fühlen sich heimisch und gehen in ihrer Arbeit vollkommen auf. Sie unterrichten mittlerweile selbst angehende Hebammen-Schülerinnen, ...

Handlung:
Berlin 1929
Edith, Margot und Luise sind in der Hauptstadt angekommen, fühlen sich heimisch und gehen in ihrer Arbeit vollkommen auf. Sie unterrichten mittlerweile selbst angehende Hebammen-Schülerinnen, sind dazu noch beschäftigt, diverse Kurse oder Sprechstunden für Schwangere, aber auch Interessierte anzubieten. Nur in der Liebe will es bei den dreien nicht so laufen. Margot ist in einen verheirateten Mann verliebt, die anderen beiden sind noch nicht wirklich dazu bereit, einen Mann in ihr Herz zu lassen. Die Vergangenheit lastet noch zu sehr auf ihnen...
Nicht nur die drei Hebammen werden sich verändern, sondern auch die Lage in Deutschland, in der ganzen Welt. Die Weltwirtschaftskrise erreicht auch Deutschland, man sieht an immer mehr Ecken der Stadt die Armut und auch in der Politik kommen schwere Zeiten.

Meinung:
Das Cover ist dem des ersten Teils sehr ähnlich. Wieder dominieren eher leichte, frühlingshafte Farben, die ein idyllisches und stimmiges Bild ergeben. Die obere Szenerie ist gleich geblieben, wieder schauen drei Damen den Betrachter aufmerksam und keck an, ich stelle mir immer noch vor, dass es sich hier um Margot, Edith und Luise handelt. Nur um eine Nuance hat sich die Schriftfarbe geändert, diese ist kräftiger geworden und sticht dadurch stärker heraus. Die größte Veränderung gibt es am unteren Rand. Dort wurde eine Stadtszene dargestellt, die modern und recht lebhaft wirkt. Insgesamt gefällt mir die das Cover gut, es passt irgendwie perfekt zu der Geschichte und auch die Ähnlichkeit mit dem ersten Teil empfinde ich als gut gelungen.

Letztes Jahr hatte ich bereits den ersten Teil der Hebammen-Saga gelesen, fand diesen richtig gut und habe mich dementsprechend sehr auf die Fortsetzung gefreut. Ich hatte noch lange Zeit über die Charaktere nachgedacht, das Buch hat mich nicht so schnell losgelassen. So sind mir viele Details im Gedächtnis geblieben und nach wenigen Seiten fielen mir immer mehr Geschehnisse aus dem ersten Teil ein. So hatte ich einen recht leichten Start in die Handlung und konnte mich schnell auf das Buch konzentrieren und mich beim Lesen entspannen.

Wenn ich das Buch einmal in der Hand hatte, wollte ich es am liebsten gar nicht mehr weglegen. Nicht nur die Handlung hat mir wieder richtig gut gefallen, sondern auch die Charaktere und die Schreibweise. Diese war an sich recht einfach gehalten, bekam ihren Anspruch durch allerlei historische Details, die geschickt in die Handlung eingeflochten wurden. Nicht nur politische Ereignisse wurden anschaulich und genau dargestellt, auch durch die zahlreichen Geburten und einige Erläuterungen dazu kann man einiges lernen.
So bin ich flott vorangekommen und viel zu schnell zum Ende des Romans gekommen. Jede einzelne Seite ließ sich leicht lesen, hat der Handlung einen ruhigen, spannenden oder aufregenden Unterton gegeben und viele Situationen authentisch erscheinen lassen.
Die Kapitel hatten eine angenehme Länge, waren nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang. Jedes Kapitel hatten einige Absätze, gerade richtig für die Leser, die nicht gerne mitten im Satz das Buch aus der Hand legen. Genau das mag ich nämlich nie und so war es auch mir möglich, immer mal ein paar Seiten zu lesen, auch wenn ich nur wenig Zeit habe.

Vielen Kapiteln vorangestellt ist ein Hinweis auf den Monat, sowie das Jahr der folgenden Handlung. Das war wirklich wichtig und hilfreich, es gab immer mal wieder Zeitsprünge und die gesamte Handlung erstreckt sich über einige Jahre (sie beginnt 1929 und endet 1932). In diesen Jahren passiert nicht nur in der Weltgeschichte einiges, sondern auch die drei Hebammen erleben sowohl beruflich, als auch privat allerhand. So hat man als Leser immer fix im Blick, wann die Handlung gerade stattfindet und man verliert dadurch das Zeitgefühl nicht.
Gerade bei den Handlungsjahren kann man sich ja auch schon denken, was passieren könnte und der langsam aufkommende Judenhass, als auch der Aufstieg von Hitler wurde äußerst eindringlich geschildert. Als Leser weiß man natürlich, wie sich alles weiterentwickeln wird und ich denke, so kann man noch mehr mit den Protagonisten mitfiebern und sich mitfreuen, weil man weiß, dass die schönen Zeiten nicht mehr ewig andauern werden.

Viele Szenen sind nicht sonderlich spannungsreich, es werden Tagesabläufe erzählt, die meist eine angenehme Ruhe ausstrahlen. Es werden normale Probleme von Menschen und vor allem der damaligen Zeit beschrieben und auch das Privatleben der drei Hebammen kommt nicht zu kurz. Ich empfand es als sehr angenehm, dass die Stimmung im Buch eher ruhig ist und die Szenen nicht zu aufregend gestaltet wurden.
Mir hat es gefallen, dass die Handlung nicht vorhersehbar war. Man konnte sich zwar stets seine Gedanken machen und ein mögliches Ende erahnen, doch am Ende kam es durch einige Wendungen und Geschehnisse immer anders. So blieb ein Ende offen, so sehr man auch spekuliert hat.
Allerdings habe ich ein was kritisch hinterfragt. Öfter wird geschildert, dass eine der drei Damen zufällig an einem Ort ist, wo genau in dem Moment bei einer Schwangeren die Wehen einsetzen. Ich weiß nicht, ob dies wirklich so oft vorkommt, ein oder zwei Schilderungen davon hätten gereicht, so kam mir das ein bisschen zu häufig vor. Anstelle dessen hätte es mir besser gefallen, wenn man vielleicht mehr über die Arbeitsabläufe von Hebammen erfährt oder manche Details kurz umschreibt und sie nicht so im Raum stehen lässt. Mir war es z.B.: vollkommen unbekannt, dass Babys nach der Geburt Augentropfen bekommen. Da hätte man kurz erwähnen können, weshalb dies so ist.

Im Roman sind allerhand Handlungsorte vorhanden, wobei starke Unterschiede zwischen Arm und Reich sichtbar werden, wenn auch nicht mehr so stark wie im ersten Teil. Vor allem wenn Margot, Edith oder Luise einen Hausbesuch machen zeigen sich häufig die Abgründe und finanzielle Nöte der armen Bevölkerung. Dazu stehen natürlich die Reichen auf der anderen Seite, haben wunderschöne Häuser, genügend Geld und kaum Sorgen.
Die Handlungsorte sind meist recht einfach geschildert, mit wenigen Worten umschrieben, sodass ein vages Bild vor Augen entsteht. Besonders gut konnte ich mir den Kreißsaal vorstellen, diesen konnte ich mir tatsächlich am besten vorstellen und mir hat die Stimmung dort meist gefallen. Ich musste jedes Mal etwas lächeln, wenn Edith, Margot oder Luise einem neuen Baby auf die Welt geholfen haben und dieses begrüßt haben. So entstand eine hoffnungsfrohe, heitere und besondere Stimmung, die zum Wohlfühlen eingeladen hat.

Schon im ersten Teil mochte ich die drei Hebammen Margot, Luise und Edith sehr. Sie haben ein sehr einnehmendes, sympathisches und energiegeladenes Auftreten. Man merkt an jeder Stelle, dass sie mit ihrem Beruf mehr als zufrieden sind und ihre Bestimmung gefunden haben.
Auch diesmal ist mir wieder aufgefallen, wie unterschiedlich die drei sind, sie unterschiedliche Ziele anstreben und wie sie daran arbeiten, diese auch zu erreichen.
Ich finde, diesmal steht die Freundschaft untereinander nicht so sehr im Mittelpunkt. An vielen Stellen kann man die Dynamik immer noch deutlich sehen, doch ich habe eher das Gefühl, dass das Augenmerk mehr auf den einzelnen Individuen liegt. Man sieht die drei Damen oft allein auftreten, meist während der Arbeit, ab und an auch in privaten Momenten. So wirken sie deutlich erwachsener und reifer, daher finde ich den neuen Fokus angenehm und passend.
Auch die anderen Charaktere besaßen ein lebendiges Auftreten, hatten ihre Eigenheiten und einzigartige Züge. Man erkannte an ihrem Wesen auch teilweise ihren sozialen Status, was sehr authentisch wirkte und ein perfektes Abbild der Gesellschaft gab.

Fazit:
Lange Zeit habe ich mich auf die Fortsetzung gefreut, hatte dementsprechend einige Erwartungen und wurde nicht enttäuscht. Im Grunde habe ich nur einen kleinen Kritikpunkt, den ich bereits angesprochen hatte: die zahlreichen Geburten, bei denen Edith, Margot oder Luise ganz zufällig dabei sind, weil sie im richtigen Moment am richtigen Ort waren. Davon weniger und ich wäre wunschlos glücklich.
Ansonsten konnte mich das Buch überzeugen. Die Schreibweise war ein Traum, die Handlung hatte eine angenehme Mischung von spannenden und ruhigen Momenten und wartete stets mit neuen Wendungen auf. Mir haben die Charaktere richtig gut gefallen, das Setting hatte teilweise besondere Reize und auch die Einbindung von historischen Details ist gelungen und passte stets perfekt zu der Situation.
Nun geht natürlich das große Warten auf den finalen Teil los, auf den ich mich ebenfalls schon riesig freue. Ich habe gerade so viele Fragen zu der weiteren Handlung und auch schon einige Ideen, wie es weitergehen könnte.

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Veröffentlicht am 03.02.2020

Die Geliebte des Kaisers

Die Geliebte des Kaisers
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Handlung:
Rom, 1001
Otto III. lagert zusammen mit seinen Getreuen und den beiden Leibdienern Mena und Ewalt in Rom. Der König und Kaiser liegt im Sterben, es gibt keinen Erben oder Thronfolger in der Familie. ...

Handlung:
Rom, 1001
Otto III. lagert zusammen mit seinen Getreuen und den beiden Leibdienern Mena und Ewalt in Rom. Der König und Kaiser liegt im Sterben, es gibt keinen Erben oder Thronfolger in der Familie. Bis seine Geliebte Mena ihm eröffnet, dass sie ein Kind erwartet. Schnell fasst Otto einen Entschluss: Mena soll nach Augsburg reisen, im Gepäck Ottos Herz. Nur so kann sie sich ausweisen.
Anfangs erscheint diese Aufgabe unerfüllbar, doch Mena beginnt die Reise mit viel Mut und Tatkraft. Sie schlißt sich einer Gruppe von Kaufleuten an, die dieses Jahr als Erstes über die Alpen wollen. Doch die Reise wird nicht nur durch die Schwangerschaft immer beschwerlicher. Mena muss auch vor den Verfolgern flüchten, die ihr das Herz des verstorbenen Königs und Kaisers wieder abnehmen wollen. Die Jagd hat begonnen. Die Jagd nach der Krone, aber auch nach Mena...

Meinung:
Mir gefällt das Cover recht gut, es strahlt sofort den Charme eines historischen Romans aus. Ich mag die recht düstere Umgebung, dadurch springt das Fenster mit der herausblickenden Dame noch mehr ins Blickfeld. Diese ist einfach gekleidet und hat eine aufrechte und stolze Haltung. Ihr Blick ist auf eine verschneit aussehende Landschaft gerichtet. Da könnte man hineininterpretiere, dass die Dame Mena ist, die nachdenklich in die Ferne schaut, sich Gedanken macht oder nach einer Person Ausschau hält. Insgesamt ein stimmiges Bild, auch die Farben vom Titel und der Namen des Autors fügen sich gut in das Gesamtbild ein.

Ich mag sehr gerne mittelalterliche Romane, bin da aber sehr kritisch geworden. Ich mag es, wenn Adelsgeschlechter auftreten und einiges an Wissen vermittelt wird. Zudem bevorzuge ich Werke, die nicht vor 1100 spielen. Meist ist mir die Zeit davor nicht so interessant.
Bei dem neuen Buch von Peter Dempf hat mich die Inhaltsangabe jedoch sofort angesprochen, obwohl ich nach dem Lesen der Jahreszahl noch etwas kritisch eingestellt war. Für mich klang die Handlung sofort spannend und ich hatte mir direkt einige Gedanken dazu gemacht. Daher war ich sehr glücklich, bei der Lesejury an der Leserunde teilnehmen zu können.

Dem Roman vorangestellt ist eine Auflistung der handelnden Personen. Hier wird zwischen fiktiven und historischen Personen unterschieden. Schnell fällt auf, dass es eine begrenzte Anzahl an Charakteren gibt, der Hauptteil von ihnen fiktiv ist und fast ausschließlich Männer auftreten.

Den Anfang des Romans kannte ich ja noch von der Leseprobe, die mir sehr gut gefallen hat. Es gibt einen wirklich spannenden Anfang, auch wenn der Prolog und der Beginn der eigentlichen Handlung schon etwas verwirren. Wenn man nicht aufmerksam liest, fällt gar nicht auf, dass zwischen diesen beiden Abschnitten einige Zeit vergangen ist. So kann es den Anschein haben, als wäre gar keine Zeit vergangen und die Handlung schließt nahtlos an den Prolog an. Hier hätte man vielleicht eine deutlichere Unterscheidung treffen können.

Die Schreibweise hat mir ganz gut gefallen, am Anfang und Ende war ich damit komplett zufrieden, in der Mitte des Buches nicht so. Dort hat sich die Handlung gezogen, es entstanden Längen und ich wurde immer nervöser, aber auch gelangweilter. Es gab einige Geschehnisse, die auch mehrmals angedeutet wurden, welche die Handlung aufgelockert und spannender gemacht hätten. Leider wurden diese Chancen nicht genutzt und die Geschichte plätscherte vor sich hin.
Gespickt wurde die Handlung mit wenigen historischen Begriffen, die gezielt eingesetzt wurden und im richtigen Zusammenhang genutzt wurden. Passend dazu gibt es auch am Ende des Buches ein Glossar, in dem diese nochmal mit einfachen Worten erläutert wurden.
Doch ab und an gibt es einige Details,die beschrieben werden, welche nur schwer vorstellbar sind und wo sich kein richtiger Sinn ergibt. Das beste Beispiel hierfür sind die Tellerschuhe, mit denen Mena und ihr Begleiter einfacher durch den Schnee kommen sollen. Ich konnte mir diese absolut nicht vorstellen was sehr schade ist, werden sie doch mehrere Male erwähnt.

Es werden im Roman verschiedene Sichtweisen genutzt, sodass ein vielfältiges Bild entsteht. Dabei gibt es immer eine neutrale Erzählform, der Erzähler wertet nicht, sondern erzählt die Geschichte mit Distanz. So wechseln die Kapitel zwischen Mena und ihren Verfolgern. Man kann die Wege verfolgen, grob einschätzen, wie viel Entfernung die Personen trennt und erfährt wenige Details über Pläne und Motive.

Als Setting dient im Mittelteil der Geschichte eine weite, bergige Schneelandschaft. Hier haben gute hundert Seiten gespielt, was mir etwas zu viel war. Ich empfand die Dimensionen zu groß und konnte mir mit fortlaufender Handlung immer weniger die beschriebenen Gegenden vorstellen. Irgendwann hat mich die ständige Erwähnung von Schnee in allen Variationen sogar genervt und ich habe darauf gehofft, dass die Charaktere schnell wieder in eine belebtere Gegend finden, die der Handlung dann auch neuen Schwung gibt. Zudem verlor ich schnell das Zeitgefühl, ich konnte irgendwann nicht mehr sagen, wie lange Mena nun schon unterwegs ist und eine Hilfe vom Autor gibt es dafür auch nicht.
Vom Setting hat mir besonders der Anfang gefallen. Die Anfangshandlung spielte auf einer Burg, welche anschaulich dargestellt war und ansatzweise ein Bild vor Augen entstehen ließ. Dort agierten die Protagonisten am lebendigsten, sie sind mehr Bündnisse eingegangen, wirkten einander teil zugetan und nicht so eigenbrötlerisch.

Es gab immer mal wieder kleine Andeutungen, die ein wenig Spannung hineingebracht haben. Doch nie wurde ich dazu verführt, immer weiterlesen zu wollen. Der Spannungsbogen wurde einfach zu flach gehalten. Ab und an dachte ich, dass in der nächsten Szene etwas bedeutenderes passieren könnte, leider war auch das nie der Fall. Es gab durchaus Gelegenheiten, wo man aufregendere Szenen hätte einbauen können, nur wurde dies nie genutzt.

Für mich waren nicht alle Entscheidungen der Protagonisten nachvollziehbar und sinnvoll. Manche Handlung erschienen zu überstürzt und unüberlegt, dazu wären ein paar erklärende Worte, weshalb eine Person so agiert, gut gewesen.
Zudem wurden nicht alle offenen Fragen geklärt. Die Handlung bleibt an vielen Stellen offen, es werden einige Sachverhalte nicht vollkommen aufgelöst und erläutert. Bei einigen dieser Szenen dachte ich, dass sie für den Weitergang der Geschichte wichtig sein könnten, wurde darin aber getäuscht. Daher war einiger Trubel während manchen Situationen unberechtigt, der Autor führt den Leser damit nur unnötig in die Irre.
Einige Details sind nicht genau durchdacht. Sie geben Szenen wieder, die im nächsten Abschnitt schon wieder ganz anders erscheinen. Sei es, dass sich eine Person scheinbar gedoppelt hat und in zwei Situationen an zwei verschiedenen Orten auftaucht. Oder das Personen, die gerade noch schwer verletzt waren, plötzlich wieder genesen sind und keinerlei Schmerzen mehr haben. Immer mal wieder tauchen solche Ungenauigkeiten auf, die mich verwirrt haben und das Lesen zusätzlich erschwert haben.

Mit jedem Charakter bin ich nicht wirklich zufrieden. Es fehlte mir an Lebendigkeit, Authentizität und an bestimmten Eigenarten. Keiner hatte einen besonderen Charakterzug, der ihn vom Rest abhebt. Sie kamen alle etwas stereotyp daher, was wirklich schade ist. Immerhin verbringt man mit den Protagonisten einige Zeit und da wünscht man sich natürlich viele sympathische Genossen, aber auch einige Gegenspieler, die Schwung in die Handlung bringen.

Anfangs war mir Mena noch recht sympathisch und freundlich. Sie hat einen starken Willen, ist mutig und zeigt auch ein paar Gefühle. So hatte es den Anschein, dass sie einen ersten, angenehmen Eindruck macht und es war Platz zur Weiterentwicklung gegeben. Mena hat sich weiterentwickelt. Doch meiner Meinung nach nicht zum positiven. Sie vertraut gerne mal den falschen Personen, vielleicht auch aus Gewohnheit, weil sie diese schon länger kennt.
Ich verstehe das Mena die Urne mit dem Herz nicht aus den Augen lassen mag. Immerhin ist diese ihr Ausblick auf eine bessere Zukunft für sich und ihr Kind. Zudem hat sie den unbändigen Wunsch, Otto seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Doch irgendwann war sie zu fokussiert darauf. Manchmal hatte es den Anschein, als würde ihr die Urne mehr bedeuten als ihr noch ungeborenes Kind. Und genau das Gegenteil sollte der Fall sein. Somit ist dies ein weiterer Grund, weshalb mir Mena nicht so sympathisch war. Sie hat ihrem Kind während der Schwangerschaft gefühlt keine Liebe entgegengebracht, fast könnte man denken, dass Mena sich gar nicht recht auf das Baby gefreut hat...
Zudem zeigte Mena immer weniger Gefühle, nur am Ende des Romans war davon ein Hauch zu sehen. Sie bekam etwas mechanisches, roboterhaftes, wirkte oft nicht lebendig und hat mich mit ihrer Art gestört. Sie schien zu keinem wirklich eine Bindung aufzubauen, man könnte dies höchstens bei einer Person behaupten. Doch auch das kam nicht eindeutig rüber und viele Szenen der Beiden erschienen etwas gekünstelt.

An sich war es klar, dass Mena einige Feinde gestellt bekommt. So kommt eigentlich viel Spannung hinein, man kann noch mehr mit den Haupthelden sympathisieren und mitfiebern. Hier haben die Gegenspieler ganz schön genervt, sie haben sich teils troddelig angestellt und manchmal konnte man ihre Motive und Pläne nicht recht mitverfolgen. Sie waren keine guten Antagonisten, haben nicht eindrucksvoll gewirkt und auch nicht verschlagen genug. Es gibt lediglich eine Szene, in denen sie ziemlich respekteinflößend auftraten, ansonsten war eher das Gegenteil der Fall.

Fazit:
So recht konnte mich das Buch nicht überzeugen. Den Protagonisten fehlen nicht nur Emotionen, sondern auch besondere Merkmale, die einen jeden Menschen auszeichnen. Auch das Setting war nicht perfekt, die Szenen in der Schneelandschaft haben mich ganz schön gestört. Dazu gibt es einige Ungenauigkeiten, die das Lesen erschwert haben und so eigentlich nicht vorkommen dürften.
Ich habe lange nachgedacht, was ich dem Buch für eine Bewertung gebe. Ich habe nach positiven Aspekten gesucht, doch die negativen überwiegen einfach. Nach der gelungenen Leseprobe hatte ich wirklich mehr von der Handlung erwartet.

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