Profilbild von MarySophie

MarySophie

Lesejury Star
offline

MarySophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MarySophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2021

Die Zarin

Die Zarin
0

Handlung
Katharina I., die zweite Ehefrau von Peter I. wird als Martha geboren, sie ist die Tochter von baltischen Leibeigenen. Sie wird von ihren Eltern verkauft, lernt das Leben mit seinen verschiedenen ...

Handlung
Katharina I., die zweite Ehefrau von Peter I. wird als Martha geboren, sie ist die Tochter von baltischen Leibeigenen. Sie wird von ihren Eltern verkauft, lernt das Leben mit seinen verschiedenen Nuancen kennen, muss immer wieder Rückschläge hinnehmen und kommt schließlich in Gefangenschaft, als Marienburg durch den Zaren eingenommen wird. Doch mit ihrem frechen Mundwerk, ihrer aufgeweckten und keineswegs verlegenen Art und ihrer Schönheit schafft es Martha schließlich, dass nicht nur die russischen Generäle sich nach ihr umdrehen. Auch der Zar Peter wird auf sie aufmerksam und kann sich nicht lange gegen ihre Verlockungen wehren. Martha gelingt es, den obersten russischen Herrscher so um ihren Finger zu wickeln, dass sie nicht nur seine Mätresse wird, sondern später auch seine Ehefrau, weshalb sie sich von nun an als Katharina bezeichnet. Doch trotzdem muss sie sich immer in Acht nehmen, sowohl vor Lästereien, als auch vor dem Zorn des Zaren. Schließlich weiß sie genau, wie schnell er sich seiner ersten Ehefrau entledigt hat und mit welch kritischem Blick sie betrachtet wird... Aber so schnell gibt Katharina nicht auf. Sie hat sich ihren Weg nach oben hart erkämpft und setzt alles daran, diesen Platz auch beizubehalten!

Meinung
Ich mag das Cover ganz gerne. Es ist auf jeden Fall perfekt an die Handlung angepasst und wirkt auch farblich sehr stimmig. Den Großteil des Bildes nimmt eine Dame ein, von der man lediglich den Rumpf sieht, welcher mit einem prächtigen Mantel / Kleid geschmückt ist. Das Kleidungsstück ist sehr würdevoll, es wirkt edel und schick, gleichzeitig merkt man, dass eine gesellschaftlich höhergestellte Person dargestellt wird.
Im Hintergrund sieht man noch einen winzigen Ausschnitt eines schlossähnlichen Gebäudes, eventuell handelt es sich hierbei um Petershof? Außerdem finde ich noch den Titel erwähnenswert, der in Gold gedruckt wurde und sehr edel wirkt, das Cover eindeutig nochmals aufwertet. Insgesamt also ein schönes und stimmiges Bild, welches gut auf den Inhalt zugeschnitten wurde.

Mir ist der Roman bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen, der Titel ist mir direkt ins Auge gefallen und daraufhin wollte ich gern mehr über den Inhalt erfahren. Auch dieser hat meinen Geschmack getroffen und klang interessant, weshalb das Buch schnurstracks auf meine Wunschliste gewandert ist. Ich finde die russische Zarenfamilie sehr spannend und habe darüber bereits einige, wenige Bücher gelesen. Und mit jedem konnte ich mein Wissen erweitern und habe allerhand neue, interessante Fakten über die Personen, aber auch die Politik und Russland erfahren. Und genau diese Hoffnung hatte ich auch mit diesem Buch, weshalb ich sehr dankbar bin, es als Rezensionsexemplar erhalten zu haben. Daher ein großes Dankeschön an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Buches!

Die Umschlaginnenseiten wurden ansprechend mit einer Karte und einem Stammbaum versehen. Die Karte bildet St. Petersburg ab, man erhält ein Gefühl von der Stadt und ihrer Ausweitung und kann schauen, inwieweit diese sich im Vergleich zum Anfang des Romans entwickelt hat und wie sie gewachsen ist.
Außerdem gibt es noch einen kleinen Stammbaum, wo sich auf die Zaren und ihre Thronfolger konzentriert wird. Anhand dessen kann man genau schauen, wer vor Peter I. auf dem Thron war und wer ihm folgen wird. Zudem werden immer noch die Regierungsjahre genannt und man kann sich einen ersten kleinen Eindruck von der russischen Zarenfamilie machen.

Ich hätte mir ein Personenverzeichnis gewünscht, wo auch die jeweiligen Titel und die Ämter, die sie begleiten, vermerkt sind. Anhand der Seitenanzahl, aber auch der teilweise komplizierteren und ähnlichen Namen wäre es hilfreich gewesen, wenn man auf ein solches hätte zurückgreifen können. Den Großteil der Namen konnte ich mir zwar schnell merken, aber einige waren doch etwas außergewöhnlicher und ich muss leider zugeben, dass ich teils das jeweilige Amt vergessen haben, was die jeweiligen Personen begleiten. Da hätte ein Verzeichnis der handelnden Personen wirklich sehr geholfen und hätte ein wunderbar passendes Begleitmaterial dargestellt.

Obwohl die Handlung für mich direkt spannend und interessant begann, brauchte ich einige Seiten, um mich nicht nur an die Situation, sondern auch an die Protagonisten und die Sprache zu gewöhnen. Zumal die Handlung mit einem Prolog startet, der ein kommendes Ereignis darstellt und sich die Geschichte erst danach dem Leben von Katharina I., damals noch Martha, widmet.
Sobald ich mich an die Schreibweise gewöhnt hatte, empfand ich sie als sehr angenehm und gut lesbar. Es gibt nicht nur von Entwicklungen und den Personen gute Beschreibungen, sodass man sich viele Szenen fein vorstellen kann. Auch das Setting wird mit leuchtenden Farben beschrieben und lässt viele Orte bildhaft werden. Diese Punkte regen natürlich nicht nur zum Weiterlesen an, sondern helfen auch damit, dass man sich mit den Protagonisten verbundener fühlt und ihnen gerne auf ihrem Weg folgt.
Ab und an werden slawische Worte in die Geschichte eingebunden. Mit zunehmender Handlung flaut dies ab, aber stets werden die Worte so erklärt, dass man den Zusammenhang versteht. Auch hierzu hätte ich mir vielleicht am Ende noch eine Art Glossar gewünscht, indem die Begriffe gesammelt werden und man die Bedeutungen noch mal auf einen Blick erfassen kann. An sich mochte ich die Einflechtung dessen gern, es hat dem Buch noch einen besonderen Charme verfasst und lässt die Handlung einen Hauch authentischer und lebhafter wirken.
Weiterhin hätte es mir gut gefallen, wenn es mehr Erwähnungen gegeben hätte, in welchem Jahr die folgende Handlung spielt. Selten gibt es dazu ein kleines Detail, meist oft gehen die Kapitel so ineinander über, dass man nicht unterscheiden kann, wie viel Zeit vergangen ist. Das hat mir etwas gefehlt, gerade anhand der unglaublichen Anzahl von ungefähr 730 Textseiten, hatte ich schnell das Zeitgefühl vergessen und war in dieser Hinsicht oft etwas planlos.
Stimmungstechnisch konnte der Roman vor allem mit negativen Gefühlen punkten. Nur sehr selten habe ich in dieser Hinsicht etwas gespürt, wenn freudige Ereignisse gefeiert werden. Stattdessen habe ich besonders in den Momenten, in denen Katharina Abscheu, Ekel oder Neid verspürt hat, auch etwas davon gespürt.

Es gibt selten einen Blick in die Zukunft, meist wird die Geschichte sehr geradlinig erzählt. Man lernt Katharina als junges Mädchen kennen und erfährt allerhand über ihren Lebenslauf, über Entwicklungen und Schicksale. In all dieser Zeit durchläuft sie viele Etappen und auch gesellschaftliche Schichten und man erlebt hautnah ihren Aufstieg mit. In den meisten Fällen empfinde ich die Kapitel immer ausreichend und gut beschrieben, man kann die Abfolgen gut nachvollziehen und zusammenfassend machen viele Ereignisse Sinn. Nur selten hatte ich das Gefühl, dass es mal eine Länge gibt und Kürzungen ganz sinnvoll gewesen wären.

Ich empfand es mal wieder als besonders, ein Buch mit einem Ich-Erzähler zu lesen. Das habe ich lange Zeit nicht gehabt und es war eine willkommene Abwechslung. So konnte man Katharina nicht nur gut kennenlernen und sich von ihr ein solides und weitreichendes Bild machen, sondern auch von ihren Gefühlen und Gedanken, Ängsten und Sorgen erfahren. Das hat mir häufig dabei geholfen, dass ich sie besser verstehen kann und auch menschlicher finde. Zudem erlaubt dies einen ungeschönten und offenen Blick auf die Politik und auf andere Personen, man versteht besser, was Katharina an einigen Menschen mag und was sie an anderen abstoßend und unsympathisch empfindet.

Vor allem anhand von politischen Ereignissen, aber auch durch die Lebensweise gibt es zahlreiche Einblicke in das historische Russland und man erhält dadurch viele Aussagen über die Vergangenheit. Anhand all dieser Szenen lässt sich ansatzweise nachvollziehen, wie stark sich die Autorin in die behandelten Themen eingearbeitet hat und das am Ende jeder Satz Hand und Fuß hat. Und durch die Fakten bekommt man auch einen kleinen Einblick in das Lebensgefühl und die Wünsche und Sorgen der Bevölkerung, kann nachvollziehen, was Peter I. alles für Pläne hatte und was er sich für sein Reich vorgestellt hat.
Ganz besonders eindrucksvoll dargestellt und ausführlich behandelt wird der Bau von St. Petersburg und die Meinungen der Menschen. Vom ersten Spatenstich bis zur in Blüte kommenden Stadt erlebt man den Bau und die Entwicklung mit und es war sehr spannend, dies zu beobachten und zu verfolgen.

Bei den Handlungsorten gibt es ebenfalls interessante Entwicklungen. Anfangs sind die Orte sehr einfach und ärmlich, je mehr Katharina jedoch aufsteigt und die Achtung von dem Zaren erhält, desto würdevoller und edler wird das Setting und die Personen, mit denen sich die künftige Zarin abgibt. Daher erlebt man als Leser sowohl bescheidene Katen mit dem Nötigsten und dem Leben auf engsten Raum, als auch riesige Paläste mit allerhand Dienstboten mit. Man kann sich von verschiedenen Lebensweisen ein Bild machen und verfolgen, wie groß die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten sind.

Für mich hat sich die Geschichte durchweg als spannend gestaltet. Ich muss zugeben, dass ich über Peter I., seine Frau oder die russische Politik nur wenig weiß. Grob kenne ich mich mit den Reformen des Zaren aus, ein-zwei Fakten kann ich auch zu der Entstehung von St. Petersburg nennen, das war es auch schon. Daher wusste ich nicht, wie der Roman enden wird, welche Probleme für Katharina während ihres gesellschaftlichen Aufstiegs entstanden sind und was als nächstes geschehen könnte. Vieles war für mich Neuland und ich hatte davor noch nie von manchen Dingen und Ereignissen gehört. Auf jeden Fall wurde mein Interesse angeregt, mich auch nach dem Beenden des Buches noch ein wenig mit manchen Fakten, aber auch Personen zu befassen und noch mehr über ihr Leben zu erfahren.

Ein großer Teil der Figuren ist historisch verbürgt und hat tatsächlich mal gelebt. Nur wenige scheinen erfunden zu sein, zumindest habe ich zu ihnen nichts im Internet gefunden.
Es gibt gute Entwicklungen, gerade bei Katharina ist dies sehr interessant zu betrachten, da man ihrem Charakter am Ende am vertrautesten gegenübersteht. Doch auch die anderen Protagonisten werden nicht nur älter, sondern auch reifer und zeigen sich reflektierter.
Solche Personen, die häufiger auftreten haben ausgefeiltere und unvergleichliche Wesen erhalten, es wurde eindeutig, dass sich mit ihrer Zeichnung viel Zeit gelassen wurde, um sie so besonders und tiefgehend zu gestalten. Das ist bei den meisten auch gelungen, sie haben starke Charaktere bekommen und eigene Attribute, die sie einzigartig und damit herausstechend machen.
Man merkt wirklich, dass nur bei solchen Personen, die eine eher unwichtigere Rolle einnehmen und die nur selten oder für eine kurze Zeit auftreten, eine oberflächlichere und lockerere Darstellung genutzt wurde. Sie wurden mit deutlich einfacheren Merkmalen ausgestattet und teils kann man anhand ihres Auftretens schon vorher erkennen, ob sie nur einen kurzen Auftritt haben oder noch mehrmals auftauchen werden.

Fazit
Ich hatte ja eingangs bereits gesagt, mit welcher Erwartungshaltung ich an das Buch ran gegangen bin. Ich wollte ganz viel über die tatsächliche Geschichte von Katharina I. wissen, über ihr Leben und ihre Ehe mit dem Zaren, sowie über dessen Politik und die Gesellschaft. Genau diese Punkte wurden auch sehr ausführlich angesprochen und geben spannende und tiefe Einblicke in die Handlungszeit. Es war ein unglaubliches Erlebnis, so tief in die Gesellschaft einzutauchen und sie ein Stück weit hautnah mitzuerleben!
Ein paar kleine Kritikpunkte habe ich bereits angemerkt, die meinen Lesefluss jedoch nicht sonderlich gestört haben. Trotzdem bin ich ohne große Probleme durch die Handlung gekommen und habe jetzt sehr große Lust, wieder mehr über die russische Zarenfamilie zu lesen und zu erfahren. Ein tolles und sehr gut recherchiertes Werk, das informative und anregende Lesestunden bietet!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.01.2021

Die Schwestern Chanel

Die Schwestern Chanel
0

Handlung
Frankreich 1897
Gabrielle und Antoinette Chanel haben kaum den Tod der Mutter verkraftet, da werden sie auch schon vom Vater ins Waisenheim gegeben. Strenge Regeln, Armut, harte Arbeit und Standesunterschiede ...

Handlung
Frankreich 1897
Gabrielle und Antoinette Chanel haben kaum den Tod der Mutter verkraftet, da werden sie auch schon vom Vater ins Waisenheim gegeben. Strenge Regeln, Armut, harte Arbeit und Standesunterschiede prägen von nun an ihr Leben. Allerdings möchte Coco sich nicht anpassen und erkämpft sich mit viel Ausdauer immer mehr Freiheit. Antoinette betrachtet ihre ältere Schwester mit bewundernden und neidischen Blicken und und begleitet sie auf ihrem Weg zur Modemacherin, befindet sich immer tatkräftig an ihrer Seite. Die Schwestern Chanel werden berühmt und erfolgreich, trotzdem sehnen sich beide nur nach dem einen: Nach Liebe.

Meinung
Ich mag das Cover recht gerne, auch wenn es mir einen Hauch zu verblasst und altmodisch ist. Gerade mit dem oberen blauen Teil kann ich nur wenig anfangen, er ist mir zu verwaschen und undeutlich. Dagegen mag ich das Bild ab unterhalb der Mitte gern, hier zeigen sich zwei Damen, eindeutig die Schwestern Chanel, selbstbewusst und schauen den Betrachter offen an. Man kann auch sehr gut unterscheiden, welche von den beiden Personen Coco Chanel darstellen soll, sie ist einen Hauch moderner gekleidet und trägt einen ihrer bekannten gestreiften Pullover, ein Kleidungsstück, welches sie berühmt gemacht hat.
Insgesamt lässt mich das Cover etwas zwiegespalten zurück, einerseits mag ich es, andererseits ist es mir zu verwaschen und ich kann mich gerade mit den Farben des Himmels irgendwie nicht anfreunden.

Wie auch so viele andere Bücher ist mir auch dieser Roman bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen und stand seitdem auf meiner Wunschliste. Schon der Fakt, dass es sich hier um tatsächliche Lebensgeschichten handelt und man noch mehr Einblicke in das Leben der berühmten Modeschöpferin Coco Chanel erhält, hat mich überzeugen können und den Wunsch geweckt, das Buch zu lesen. Daher möchte ich dem HarperCollins Verlag ein herzliches Dankeschön aussprechen, dass ich den Roman von Judithe Little als Rezensionsexemplar erhalten habe.

Insgesamt wird der Roman in sechs Teile gegliedert, die jeweils mit wenigen Worten das Folgende prägnant zusammenfassen, ohne dabei zu viel von der Handlung zu verraten. Auf diesen Seiten ist auch stets genannt, über welchen Zeitraum sich die folgende Handlung erstreckt und man erhält auf diese Weise einen Rahmen, wo man sich grob orientieren und verfolgen kann, wie alt die Figuren mittlerweile sind und wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist.
Das war wirklich hilfreich und wichtig, immerhin vergehen im gesamten Buch 24 Jahre, die Geschichte startet im Jahr 1897 und endet 1921. Ohne diese Anhaltspunkte wäre es für mich unmöglich gewesen einzuschätzen, wie viele Jahre mittlerweile vergangen sind und in diesem Punkt wäre ich verloren gewesen. Ich bin daher sehr froh, dass es diese Benennungen gibt, zumal sich so nicht nur die Figuren besser einschätzen lassen und man genauer schauen kann, wie sie sich weiterentwickeln, sondern die Geschichte lässt sich historisch auch besser einordnen.

Für meinen Geschmack gab es einen angenehmen Start in den Roman, er fiel weder zu hektisch, noch zu kurz aus. Man kann sich ein erstes Bild von den Protagonisten machen, sie in Ruhe kennenlernen und langsam in die Geschichte finden. Es gibt erste Informationen über das bisherige Leben von Antoinette und Coco und verwandtschaftliche Beziehungen werden aufgezeigt. Das alles hat zu einem guten ersten Eindruck beigetragen und daraufhin habe ich mich sehr auf die weiteren Seiten gefreut.
Durchweg hat mir die Sprache sehr gut gefallen. Sie war meist einfach und damit leicht lesbar gehalten und hat ein rundes und umfassendes Bild der Situation, aber auch von den Protagonisten gemalt. Anhand vieler genauer Beschreibungen konnte ich mir vor allem die Personen, aber auch viele Handlungsorte gut vorstellen und mochte viele kleine Details, die in die Schreibweise mit eingeflossen sind.
Ab und an gibt es eine Einstreuung von Fachbegriffen, die den betreffenden Abschnitt ein wenig anspruchsvoller gemacht hat. Jedoch sind diese Begriffe auch nicht zu hochtrabend gewählt und mir waren sie alle bekannt.
Was ich noch sehr mochte waren die französischen Worte, die immer wieder mal vorgekommen sind und sich wie ein roter Faden durch die Geschichte gezogen haben. Auch hier handelt es sich um Ausdrücke, die entweder bekannt sind oder anhand derer man sich ohne Probleme eine Übersetzung selbst zusammenreimen kann. Das war eine sehr schöne Idee, die einen Hauch des französischen Lebensgefühls in die Handlung gebracht hat und der Schreibweise einen besonderen Touch verliehen hat.

Ich empfand es anfangs als sehr überraschend, dass die Ereignisse nicht auf der Sicht von Coco, sondern aus der Sichtweise ihrer Schwester beschrieben sind. Sie fungiert als Ich-Erzähler und ist der Mittelpunkt der Handlung. Es war interessant, die berühmte Modeschöpferin mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und erleben und sich von ihr auf diese Weise ein Bild zu machen. Bisher ist sie mir in Romanen immer als die Person im Fokus begegnet und nun war es mir möglich, mir einen ganz neuen Eindruck ihrer Persönlichkeit zu verschaffen.

Immer wieder wurden in einigen Abschnitten historische Details in die Handlung eingebunden, anhand derer man sich gut ein Bild davon machen konnte, was die Bevölkerung gerade so beschäftigt. Dazu gehört natürlich der Erste Weltkrieg, der im Roman angeschnitten wird, aber auch über Probleme und Sorgen, die es innerhalb einer Stadt gibt. Dabei war mir manches neu, so habe ich tatsächlich noch nie vom Seinehochwasser 1910 gehört und fand die Darstellung dessen sehr spannend und gelungen.
Anhand solcher Momente merkt man auch, was für eine Recherchearbeit hinter dem Roman steckt. Nicht nur durch die Protagonisten, die tatsächlich gelebt haben, lässt sich die Arbeit hinter der Geschichte nachvollziehen, sondern auch durch die historischen Ereignisse in Frankreich und der Welt.

Es gibt ein abwechslungsreiches Setting, wobei nur ein kleiner Teil der Kapitel außerhalb von Frankreich spielt. Ansonsten werden verschiedene Städte in Frankreich besucht, man lernt sowohl das Leben hinter Klostermauern kennen, das einfache Leben in kleinen und billigen Zimmern, als auch das feine Leben im Schloss. Man lernt dadurch Klassenunterschiede kennen und ich finde, durch die verschiedenen Settings zeigen sich auch unterschiedliche Lebensweisen von den Menschen.
Den Großteil der Handlungsorte empfinde ich als gut und ausreichend beschrieben, ich hatte bei vielen Orten kleine Bilder vor Augen und konnte mir auch die Protagonisten darin gut vorstellen. Lediglich die Settings in den letzten zwei Teilen des Buches haben mich nicht so überzeugt, sie waren im Gegensatz zu den Abschnitten in Frankreich etwas blass und mit weniger bildhaften Worten beschrieben. Dadurch verströmten sie eine kalte Stimmung und konnten nicht mit den anderen Spielorten mithalten.

Es tritt eine Vielzahl an Protagonisten, wobei nur die wenigsten den Leser durch den ganzen Roman begleiten. Oft sind es Genossen, die die Figuren auf einem kleinen Stück ihres Weges begleiten und sie dann wieder verlassen. Nur wenige Personen folgen Coco und Antoinette über einen längeren Zeitraum, daher lässt sich die Zahl der wichtigen Personen stark eingrenzen.
Vielen wurden zwar einzigartige Züge verliehen, doch dies geschah meist nur bei den Personen, die man über einen längeren Zeitraum begleitet. Solche, die nur eine kleine Nebenrolle spielen haben keine besonderen Attribute erhalten und zeichnen sich durch ein einfaches und meist freundliches Auftreten aus.
Mir fehlte irgendwie eine Lebhaftigkeit, die mit den Protagonisten, aber auch mit freudigen Momenten einhergeht. In dieser Hinsicht habe ich leider gar nichts gespürt und das hat am Ende auch dazu beigetragen, dass ich mit den Figuren nicht so ein Verhältnis eingehen konnte, wie ich es gern gehabt hätte. Sie wirkten zwar meist authentisch, aber ihnen hat etwas mitreißendes gefehlt, zudem ist es mir schwergefallen, ihre Gedanken und Handlungen nachzuvollziehen, die für mein Gefühl nicht immer passend waren. Ich habe mich schwer getan, sie als Menschen zu sehen, nur selten gab es Emotionen und daher wirkten viele Personen, allen voran Coco, irgendwann aber auch Antoinette wie Roboter. An keiner Stelle in der Handlung habe ich mich mit ihnen gefreut, nie mitgelitten. Ein paar mehr menschliche Züge und Momente hätten der Geschichte gutgetan.

Fazit
Die Idee und auch der Großteil der Umsetzung haben mir wirklich gut gefallen und mich auch überzeugen können. Aber für mich sind die Geschichte und vor allem die Protagonisten nicht ganz ausgereift und es somit gibt ein-zwei Punkte, die ein wenig Verbesserungsbedarf benötigen würden.
Auf jeden Fall bietet der Roman einen interessanten und abwechslungsreichen Blick auf Coco Chanel und erzählt gleichzeitig die Geschichte ihrer Schwester, von der ich bisher noch nie etwas gehört hatte. Ein informatives Buch, was mir unterhaltsame und schöne Lesestunden beschert hat!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.01.2021

Dash&Lily - Ein Winterwunder

Dash & Lily - Ein Winterwunder
0

Handlung
In seiner Lieblingsbuchhandlung entdeckt Dash ein geheimnisvolles Notizbuch, welches sofort sein Interesse weckt. Ein Mädchen namens Lily möchte mit dem Finder in Kontakt kommen und anhand des ...

Handlung
In seiner Lieblingsbuchhandlung entdeckt Dash ein geheimnisvolles Notizbuch, welches sofort sein Interesse weckt. Ein Mädchen namens Lily möchte mit dem Finder in Kontakt kommen und anhand des Buches den jeweils anderen kennenlernen. Dash geht darauf ein und bald teilen sie sich nicht nur ihre Gedanken, Träume und Ängste, sondern stellen sich gegenseitig Aufgaben, die sie quer durch die Stadt führen. Allerdings zögern beide ein persönliches Treffen heraus...

Meinung
Das Cover zeigt die zwei Titelfiguren in ihrer Darstellung der gleichnamigen Netflix-Serie. Sie sehen anders aus als es im Roman beschrieben wird, gerade Lily hat vollkommen andere Züge erhalten. Gleichzeitig werden einige im Buch angesprochene Details auch schon im Cover angesprochen, sei es das Notizbuch, der Kleidungsstil der Beiden oder die Haltung und das Auftreten. Im Vordergrund stehen eindeutig die zwei Personen, der Hintergrund bietet eine wunderschöne winterliche Straße mit Lichtern, Schneeflocken und Tannenbäumen. Insgesamt mag ich das Cover wirklich gern, es sagt viel aus und ist stimmig gestaltet.

Anfang Dezember hatte ich mit der Netflix-Serie begonnen und schon nach den ersten vielleicht drei Folgen stand für mich fest, dass ich auch den Roman lesen möchte, den ich bis dato schon öfters auf Instagram gesehen habe. Schließlich habe ich mir das Buch auf einen Gutschein geholt, den ich von meinen lieben Kolleginnen geschenkt bekommen habe und mir gedacht, dass es eine optimale Lektüre für die Weihnachtstage darstellt.

An Heiligabend habe ich den Roman begonnen und eigentlich gedacht, dass ich es locker innerhalb von vielleicht drei- vier Tagen lesen werde. Den anhand der Serie, die mir wirklich gut gefallen hat und die ich sehr empfehlen kann, hatte ich einige Erwartungen an das Buch und die Haltung, dass es mindestens genauso gut wird wie die Serie. Letztendlich allerdings bin ich ziemlich schleppend mit dem Lesen vorangekommen, über die Weihnachtstage hatte ich nie viel Lust dazu, ein Buch in die Hand zu nehmen und auch danach hat es einige Zeit gedauert, bis mich die Handlung fesseln konnte. Dies geschah erst im letzten Drittel und ab da hatte ich viel Freude beim Lesen und bin flüssig durch die Geschichte gekommen. Bis dahin war die Handlung manchmal etwas zu langatmig und schleppend, ein paar Kürzungen hätte ich als positiv empfunden.

Mir der Schreibweise musste ich mich erst einmal anfreunden, aber bereits nach kurzer Zeit hatte ich keine Probleme mehr und bin gut durch die Geschichte gekommen. Ab und an waren mir die Sätze ein wenig zu kastig und lang, aber auch das hat sich mit der Zeit gegeben und am Ende ist mir dieser Aspekt auch gar nicht mehr aufgefallen. Es war eine Gewohnheitssache, die ich bei den letzten Romanen, die ich gelesen habe, nicht hatte und irgendwann sind mir die langen und viel aussagenden Sätze nicht mehr so stark aufgefallen, sondern ich habe mich vollkommen auf die Handlung konzentrieren können.
Die Sprache ist nicht zu einfach gestaltet, immer wieder wurden Fachbegriffe genutzt, deren Bedeutung mir teilweise unbekannt war und bei denen ich es gut gefunden hätte, wenn irgendwo, vielleicht im Anhang eine Erklärung dazu zu finden gewesen wäre. Aber irgendwie mochte ich den Anspruch, der dadurch gegeben wurde, er ist eigentlich ziemlich untypisch für ein Jugendbuch und macht aus ihm eine anspruchsvollere Lektüre, als anfangs gedacht.

Als Setting dient durchweg New York, man lernt verschiedene Seiten der Stadt kennen und es war schwer, die Dimensionen zu erahnen. Trotzdem mochte ich die Handlungsorte wirklich gerne, obwohl sie nur mir wenigen Worten beschrieben sind, konnte ich mir die Räume, Gebäude und Stadtteile gut vorstellen und hatte teils auch die Bilder der Serie vor Augen, was in diesem Punkt wirklich gut gepasst hat.

Die Erzählung wechselt immer zwischen zwei Perspektiven. Lily und Dash bekommen jeweils ihre eigenen Kapitel, in denen man verfolgen kann, wie sie auf die Nachrichten im Notizbuch reagieren werden und gleichzeitig erhält man Informationen über das Familienleben, den Charakter und über Freundschaften und Hobbys. Auf diese Weise wird die Handlung für mich nie langweilig, wenngleich ich zugeben muss, dass manche Abschnitte gern ein wenig kürzer und knackiger hätten ausfallen können. Ich mochte die Abwechslung, die mit diesen Perspektivenwechseln einhergeht und zudem war es interessant zu sehen, wie Dash und Lily den jeweils anderen einschätzen und was für eine Wirkung sie aufeinander haben.

Die Handlung erstreckt sich auf rund anderthalb Wochen. Sie setzt kurz vor dem Weihnachtsfest, am 21.12. ein und endet mit dem 01.01. In dieser Zeit wird jeder Tag kurz angesprochen und man kann verfolgen, welche Aktivitäten die beiden Jugendlichen unternehmen und wie sie Weihnachten verbringen, welche Traditionen herrschen und in welchen sozialen Gruppen sie sich aufhalten. Manche Tage haben ausführlichere Beschreibungen erhalten, andere sind kürzer gehalten und geben nur das Wichtigste bekannt. Ich mag es, wie man den Handlungszeitraum so genau eingrenzen kann und das am Anfang eines jeden neuen Kapitels stets angegeben wurde, an welchem Tag die Handlung stattfindet. Das verschafft zeitliches Gespür und die Geschichte erhält einen Rahmen.

Im Vorhinein hatte ich bereits auf Instagram ein paar Meinungen gesehen und mir diese dann auch durchgelesen. Und oft wurde kritisiert, dass die Personen nicht greifbar und lebendig genug beschrieben wurden, sie nicht genügend Tiefe hätten. Anfangs habe ich den Eindruck geteilt, doch mit fortschreitender Handlung änderte sich mein Empfinden. Ich finde, dass die Figuren mit der Zeit immer stärker auftreten und immer einzigartiger werden, mehr Gesichter und Gefühle zeigen und dadurch überzeugen können. Allen voran Dash und Lily wurde viel Leben eingehaucht, sie offenbaren sich dem Leser immer stärker und man erfährt viel davon, was sie bewegt und auch wie ihr Leben außerhalb und vor dem Notizbuch aussah. Ich bin der Meinung, dass gerade die Beiden viele Gefühle zeigen und man deutlich merkt, dass sie stärker gezeichnet wurden und eindeutig als Hauptfiguren herausstechen.
Die anderen Protagonisten haben eine einfache Darstellung erhalten, auch ihnen wurden besondere Merkmale verliehen, die aber nicht in so einem großen Umfang wie bei Dash und Lily vorkommen. So war es mir möglich, mir von ihnen ein Bild zu machen und sie einzuschätzen, sie nahmen den Fokus nicht von den beiden Hauptpersonen und trotzdem waren sie keineswegs zu stereotyp oder einfach gestaltet.

Leider empfand ich die Stimmung nicht als so mitreißend und stark, wie ich es mir erhofft hatte. Ab und an kam ein Hauch davon auf und man konnte sowohl emotionale Momente, als auch eine winterliche oder weihnachtliche Atmosphäre wahrnehmen, aber oft war dies nicht der Fall und die Geschichte wurde klar und ohne Schnick-Schnack erzählt. Einerseits fehlen mir ein wenig die Stimmungen, für meinen Geschmack hätten sie gern stärker und umfangreicher ausfallen können, gleichzeitig mag ich die Geradlinigkeit, die dem Roman in diesem Punkt beiliegt. Irgendwie passt es zu den Protagonisten, gerade zu Dash und seiner meist ziemlich ernsten Art.

Fazit
Ich muss ehrlich sagen, dass mir die Netflix-Serie deutlich besser gefallen hat und ich wohl auch anhand dieser hohe Erwartungen hatte, die halt leider nicht ganz erfüllt wurden. Wenn ich das Buch ohne dieses Vorwissen gelesen hätte, wäre meine Meinung vielleicht eine andere gewesen und mich hätte die Geschichte mehr überzeugen können. So gab es kleine Punkte, die ich nicht als perfekt empfand und für die ich gesamt einen Stern in meiner Bewertung abziehe.
Im Buch war am Ende noch eine Leseprobe für die Fortsetzung und diese hat mir auf Anhieb gefallen. Ich mag den kurzweiligeren Erzählstil und finde, dass interessante Ausgangssituation gegeben ist, die mir gefällt und mein Interesse geweckt hat. Aus diesem Grund möchte ich die Fortsetzung irgendwann unbedingt lesen und erhoffe mir, dass sie mich dann noch mehr überzeugen wird als dieser erste Band.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.12.2020

Das Wunder von R

Das Wunder von R.
0

Handlung
Manuel, Camila und Shonda müssen gemeinsam mit ihren beiden Müttern kurz vor Weihnachten in eine andere Stadt ziehen, die Wahl fiel auf die Stadt R. Schon als sie ankommen, schlägt ihnen eine ...

Handlung
Manuel, Camila und Shonda müssen gemeinsam mit ihren beiden Müttern kurz vor Weihnachten in eine andere Stadt ziehen, die Wahl fiel auf die Stadt R. Schon als sie ankommen, schlägt ihnen eine merkwürdige Stimmung entgegen, die Menschen wirken misstrauisch und wortkarg. Doch davon lässt sich die Familie nicht beeinflussen und voller Freude auf das Weihnachtfest beziehen sie ihr neues Zuhause. Bis sie am Vorabend von Heiligabend einen Brief vom Weihnachtsmann erhalten. Dieser kündigt an, dass am 24.12. zehn Elfen auftauchen werden und die Kinder ihnen bei einer wichtigen Mission helfen sollen: Das Weihnachtsfest muss gerettet werden!

Meinung
Ich finde das Cover wirklich sehr gelungen, in echt gefällt es mir sogar noch besser als auf den Bildern im Internet. Es sieht sehr hochwertig aus und kann sowohl durch die Farben, als auch durch die gesamte Darstellung überzeugen. Man sieht im oberen Abschnitt ein Fenster, aus dem die fünf Hauptprotagonisten herausstechen und den Schneefall betrachten. Es handelt sich um drei Kinder, sowie zwei Damen, die Szene wirkt friedlich und man fragt sich, ob sie nur wegen dem Schnee, sondern auch noch wegen etwas anderem so interessiert, teils erschrocken aus dem Fenster schauen. Wobei ich auf ersteres tippe.
Im Unteren Abschnitt wurde in auffallend goldener Schrift der Titel abgedruckt, der für mich als Blickfang agiert und das Bild stark aufwertet und besonders macht. Der Titel kommt auf dem dunkelblauen Hintergrund ganz hervorragend zur Geltung und macht das Cover rund und besonders!

Zuerst hatte ich den Roman bei Vorablesen gesehen und war durchaus interessiert, wollte aber noch mal überlegen, ob ich mich dafür bewerbe. Später habe ich einige positive Meinungen auf Instagram entdeckt und dann ist mein Entschluss gefallen, dass ich die Geschichte auch selbst gern lesen möchte. Kurzerhand habe ich bei Vorablesen Junior einen Leseeindruck verfasst und durfte mich tatsächlich über ein Exemplar des Buches freuen. Und auch an dieser Stelle möchte ich wiederholt meinen Dank für das Rezensionsexemplar aussprechen, ich war nach meinem ersten positiven Eindruck gespannt auf die Geschichte und habe mich auf die Lektüre und die Illustrationen gefreut!

Vor dem Start in die Handlung gibt es noch ein kurzes und knackiges Vorwort der Autorin, indem sie ihre Idee zum Buch, eine Familie bestehend aus zwei Müttern und drei Kindern, vorstellt und erklärt, wie sie darauf gekommen ist. Anhand dessen erkennt man, dass ihr die Geschichte wirklich am Herzen liegt und sie die Gesellschaft auffordert, noch toleranter aufzutreten und dies auch in Filmen und Büchern umzusetzen.

Danach startet die Geschichte, man lernt in Ruhe die Personen und die Stadt R. kennen. Man erfährt, weshalb die Familie dorthin umgesiedelt ist und man kann sich einen ersten Eindruck von dem Setting und der Gesellschaft, aber auch der Stimmung in der Stadt machen. So gibt es einen angenehmen Start, man kann sich mit der Situation vertraut machen und mir hat es gefallen.

Natürlich liegt dem Buch eine sehr einfache und kindgerechte Sprache zugrunde. Hier kann man auch gar nicht mehr erwarten. Auch mir als Erwachsene hat es Spaß bereitet, in die Stadt R. mit ihren Bewohnern einzutauchen und zu erfahren, was es mit den zehn Elfen und der Aufgabe, das Weihnachtsfest zu retten auf sich hat.
Allein die Beschreibungen mancher Orte und Szenen hat meine Fantasie angeregt und dazu beigetragen, dass ich mir viele Situationen gut vorstellen konnte. Und anhand der zahlreichen Illustrationen wurden die gerade beschriebenen Szenen nochmals aufgegriffen und bildhaft dargestellt. Sie verbildlichen das gerade Gelesene und hinterlassen einen tieferen Eindruck beim Leser. Jede Zeichnung wurde mit zahlreichen Details ausgestattet, nicht nur haben die Personen besondere Züge erhalten, sondern auch die Farbenvielfalt ist ganz besonders und toll. Ich bin wirklich begeistert von den Illustrationen, sie sind ganz traumhaft geworden, sind stimmungsvoll und detailreich und machen ganz viel von dem Charme des Buches aus!
Und anhand der Zeichnungen lassen auch sich die Handlungsorte wunderbar vorstellen. Sie wurden bereits mit viel Liebe beschrieben, sodass man einen guten Eindruck von dem Setting erhält, welches farbenfroh und abwechslungsreich beschrieben wurde.
Es gibt einen Erzähler, der die Handlung mit einfachen und passenden Worten beschreibt und immer eine gewisse Distanz behält. Ab und an ist er bei den Beschreibungen von Personen ein wenig parteiisch und zeigt eindeutig, ob die Person positiv oder negativ konnotiert ist, was ich absolut nicht schlimm finde. Ich denke, dass dies gerade für die jüngeren Leser so beschrieben wurde und ich kann mir vorstellen, dass die Zielgruppe dies auch unterhaltsam findet.

Ich bin ja wirklich überrascht, wie viel Spannung in dem kleinen Büchlein vorkommt. Gerade im letzten Drittel des Buches kommt diese auf und hält sich bis zum Ende auf einem guten Niveau. Klar lässt sich dies nicht mit einem Buch für Erwachsene vergleichen, wo man mehr erwarten kann, für ein Kinderbuch finde ich die Spannung sehr angemessen und bin positiv überrascht, dass sie so stark vorkommt.

Die Handlung beschränkt sich auf drei Tage. Dabei gibt es zu jedem Tag ein paar Seiten und man kann sehen, wie sich die Familie in R. einlebt und einen ungefähren Tagesablauf erahnen. Man kann immer genau benennen, welcher Tag gerade beschrieben wird und die Geschichte wird so kompakt gehalten. Der 24. Dezember nimmt den meisten Platz im Buch ein, hier geschieht am meisten und das ist ja eh ein Tag mit besonderer Bedeutung und vielen Traditionen. Trotzdem wurden nicht zu viele Ereignisse in die Handlung gepackt, es gibt ein angenehmes Maß und auch kleine Leser werden nicht überfordert.

Ich hätte mir mehr Stimmung gewünscht. In diesem Punkt wurde gar nichts auf mich übertragen, weder die kindliche Vorfreude auf Weihnachten und die Elfen, noch das beklemmende Gefühl, dass die Personen anfangs gegenüber den Erwachsenen in R. hatten. Klar ist es schwierig, auf so wenigen Seiten viel stimmungsvolle Momente einfließen zu lassen, aber wenigstens ein Hauch davon wäre schon ganz angenehm gewesen. So bin ich doch etwas enttäuscht, gerade weil es sich um ein Kinderbuch handelt hätte ich schon erwartet, dass mehr von dem Zauber der Weihnacht eingebunden wird.

Die Figuren haben recht oberflächliche und grobe Züge erhalten. Mehr wäre auch zu viel gewesen, so und anhand der Wertung des Erzählers kann man sich ganz gut ein Urteil erlauben und die Personen in die Gruppen sympathisch oder unsympathisch einordnen. Es gibt keine Person, die besonders im Vordergrund steht, ein jeder hat lebendige Attribute erhalten, sie haben lebhaft agiert und sind für die kurze Geschichte sehr passend beschrieben wurden.

Fazit
Innerhalb weniger Stunden hatte ich die kurze Geschichte ausgelesen und alle Illustrationen ausgiebig betrachtet. Es ist eine nette Geschichte, die perfekt für Kinder ist, aber auch für Erwachsene unterhaltsam ist. Ich hätte mir mehr weihnachtliche Stimmungen gewünscht, vielleicht wäre zum Beispiel noch ein Kapitel schön gewesen, indem die Wohnung der Familie geschmückt wird oder die Kinder selbst ihr Geschenke auspacken. Irgendwas halt, was die Freude auf Weihnachten vergrößert und den Zauber des Fests symbolisiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2020

Rückkehr in die Tuchvilla

Rückkehr in die Tuchvilla
0

Handlung
Augsburg 1930
Glücklich und zufrieden leben Marie und Paul Melzer mit ihren drei Kindern in der Tuchvilla. Doch so rund es privat auch läuft, hält die weltweite Wirtschaftskrise die Menschen noch ...

Handlung
Augsburg 1930
Glücklich und zufrieden leben Marie und Paul Melzer mit ihren drei Kindern in der Tuchvilla. Doch so rund es privat auch läuft, hält die weltweite Wirtschaftskrise die Menschen noch immer in ihren Klauen und auch Paul kämpft tagtäglich um das Fortbestehen seiner Tuchfabrik. Und mit dem Schicksal der Fabrik hängt auch ganz stark das Schicksal der Familie zusammen, es steht zur Debatte, ob die geliebte Tuchvilla verkauft werden soll um die Kreditschulden zu mindern. Eines steht jedoch fest, egal, welche Entscheidung getroffen wird: Solange die Familie zusammenhält, ist vieles möglich.

Meinung
Das Cover orientiert sich schon ein wenig an den der vorherigen Bände, wenngleich ich finde, dass es viel farbenfroher und kräftiger daherkommt. Dieser Eindruck wird nicht nur durch die Farbe des Titels, sondern auch durch die Blumen und Büsche an den Seiten, sowie durch die Dame und ihr schickes Kleid verstärkt.
Im Hintergrund sieht man die Schemen eines staatlichen Hauses, einige Details sind leicht zu erkennen. Es kommt auf jeden Fall herrschaftlich daher und ich kann mir gut vorstellen, dass es sich bei dem Gebäude um die titelgebende Tuchvilla handelt.
Eine Dame läuft eine Allee entlang, wie erwähnt ist sie sehr edel gekleidet, man merkt auch anhand ihres Kleides, dass die Zeiten andere geworden sind und die Mode freier geworden ist. Sie strebt nicht nur dem Haus, sondern auch einem Herrn entgegen, der am Rande des Weges steht und sie aufmerksam betrachtet. Auch er ist ausgewählt gekleidet und macht einen selbstbewussten und offenen Eindruck.
Der Himmel ist eine Mischung aus hellen, cremefarbenen und dunkelblauen Tönen. Einerseits könnten dadurch gute Zeiten, gleichzeitig aber auch Gefahren dargestellt sein, die immer lauern und vor denen sich die Protagonisten in Acht nehmen müssen.
Insgesamt kann man also ein wenig in das Bild hineininterpretieren und ich finde es sehr ansprechend. Ich denke sogar, dass es aufgrund seiner Aussagekraft und Intensität mein Lieblingscover der Reihe ist.

Die ersten drei Bände hatte ich jeweils kurz nach dem Erscheinungstermin gelesen und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich diese wahrlich verschlungen habe. Mit dieser Reihe wurde mein Interesse für die 1920er Jahre geweckt und sie hat mich auch ein wenig weg von mittelalterlichen Romanen geführt, die ich bis dahin fast ausschließlich gelesen habe. Sie hat meinen Horizont erweitert und mir neue Zeiten gezeigt, die ich bis dahin nicht so interessant fand. Ich hatte eigentlich gedacht, dass nach den drei Bänden wirklich Schluss ist und ich kann mich noch erinnern, dass ich das Ende rund und gelungen fand. Als ich nun in der Vorschau vom Blanvalet Verlag gesehen habe, dass es tatsächlich eine Fortsetzung gibt, war ich ziemlich überrumpelt. Klar habe ich mich einerseits gefreut und war sehr gespannt darauf, für mich stand sofort fest, dass ich den vierten Band lesen möchte. Gleichzeitig hatte ich auch ein paar Bedenken, ob ein weiterer Band nach so vielen Jahren an die Reihe anknüpfen kann und ich war mir unsicher, ob die Klasse der anderen Teile wieder so eingefangen werden kann. Ich war also sehr gespannt auf den Roman und möchte mich noch einmal beim Bloggerportal für die Zusendung des Rezensionsexemplars bedanken!

Mir hat es wirklich sehr geholfen, dass es vor dem Beginn ein Personenverzeichnis gibt. Immerhin ist es ein paar Jahre her, seitdem ich die anderen drei Bände zuletzt gelesen habe und auf diese Weise konnte ich meine Erinnerungen etwas auffüllen. Den tatsächlich sind mir einige, wenige Zusammenhänge beim Lesen der Namen direkt wieder eingefallen und ich bin dadurch nicht ganz so ahnungs- und orientierungslos in die Handlung gestartet, wie es sonst der Fall gewesen wäre.
Außerdem finde ich es gut, dass auch die Geburtsjahre der Personen genannt werden. So kann man sich stets vor Augen führen, wie alt die Figuren gerade sind, in welcher Phase ihres Lebens sie sich befinden und man kann teilweise Spekulationen anstellen, was ihnen in der Zukunft widerfahren könnte.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich einige Probleme beim Start in den Roman hatte. Dafür ist es doch etwas zu lang her um mich an viele Details aus den vorherigen Bänden zu erinnern. Und genau das ist der Grund, weshalb ich einen etwas holprigen Start hatte und ich mich mit den ersten Seiten schwer getan habe, auch, dass mich die Geschichte lange Zeit nicht so recht fesseln konnte. Ich denke, es wäre für mich sehr angebracht gewesen, wenn ich vorab noch einmal die ersten drei Bände gelesen hätte und dadurch alle Ereignisse aus ihnen vor Augen gehabt hätte. Hab ich aber leider nicht gemacht und so musste ich mich durchkämpfen.
Und irgendwann ist es mir auch leichter gefallen der Handlung zu folgen und ab und an werden ja doch ein paar kleine Andeutungen gemacht, was in den vorherigen Bänden geschehen ist. Und irgendwann hat es mich auch nicht mehr so gestört, dass ich nicht alle Informationen zur Hand hatte, sondern konnte mich einfach auf diesen Band konzentrieren.

Was ich von der ersten Seite an direkt sehr angenehm empfand war die Schreibweise. Diese wurde in einem recht einfachen Ton gehalten und nur selten gibt es Stellen, wo die Sprache anspruchsvoller wird. Dies geschieht meist in technischen Zusammenhängen, als auch mit der Politik und den Veränderungen der Wirtschaft. Hier kommt eindeutig mehr Anspruch in die Erzählung und an diesen Stellen habe ich dann auch viel aufmerksamer lesen müssen, um alles nachvollziehen und einordnen zu können. Zudem waren mir hier manch angesprochene Punkte recht unbekannt und ich konnte mein Wissen erweitern.
Ansonsten war die Sprache recht einfach und ließ sich dadurch sehr flüssig und locker lesen. Es gibt solide Personenzeichnungen und die Szenen wirkten lebendig und authentisch. An keiner Stelle kam bei mir ein Gedanke auf, dass die Handlung zu überzogen oder zu einfach ist.
Anhand der Schreibweise konnte ich mir einige Teile des Settings recht gut vorstellen, dabei hatte ich vor allem bei der Darstellung der Tuchvilla zahlreiche Bilder vor Augen. Kurz gesagt trägt die Sprache viel dazu bei, dass sich die Geschichte als interessant herausstellt und man sich gut in die beschriebene Welt und Situation einfühlen kann.

Besonders gut hat es mir gefallen, dass der Erzähler unterschiedliche Positionen einnimmt. Es gibt sowohl Beschreibungen aus der Sicht der Familie Melzer, als auch von deren Angestellten. Und auch eine Verwandte, die nicht in Augsburg lebt kommt zu Wort. Auf diese Weise entsteht eine bunte Abwechslung, man lernt die Gedanken und Lebensweisen verschiedener Menschen kennen und kann sich so ein gutes Bild der Gesellschaft machen. Zugleich lernt man den Umgang von Angestellten und der Herrschaft kennen und man merkt, wie sich die Konventionen im Gegensatz zu den vorherigen Bänden schon etwas gelockert haben und die Grenzen zwar immer noch da, aber kleiner geworden sind.
Besonders interessant fand ich die Sicht der Angestellten der Tuchvilla. Dort herrschte stets ein sehr bodenständiger und natürlicher Umgang, die Personen haben auch mal frei gesprochen und man konnte sehen, was es bedeutet, bei einer so angesehenen Familie und in einem staatlichen Haus zu leben und zu arbeiten.
Die Sichtweise einer Verwandten der Melzers hätte ich nicht gebraucht. Durchweg habe ich mich ein wenig gefragt, warum diese eingebunden wurde und was sie für eine Bedeutung hat. Diesen Erzählstrang hätte man auch gut nebenbei abarbeiten und dafür noch einer anderen Person Platz einräumen können. Ich finde ja, dass Alicia Melzer etwas zu kurz kommt, vielleicht wären ein paar Kapitel aus ihrem Blickwinkel interessanter gewesen.

Und auch die Spannung ist leider nicht so ausgeprägt, wie ich es mir erhofft hatte. Die Handlung war interessant und ich bin auch flüssig mit dem Lesen vorangekommen, mir hat aber eine Wendung, ein Ereignis gefehlt, welches den Höhepunkt der Handlung darstellt und bei dem man sich fragt, wie dieser ausfallen wird. So bleibt die Spannung auf einem niedrigen Niveau und ich hatte mir in dieser Hinsicht mehr erwartet.

Als Setting dient Augsburg, stellenweise finden auch ein paar Kapitel in München statt. Wobei man bei der Darstellung dieser Stadt eindeutig merkt, dass sie hinten angestellt ist und ihr nicht so viel Platz und damit auch weniger Beschreibungen gegeben wird als es bei Augsburg der Fall ist. Im Grunde findet lediglich das Wohnhaus von Tilly Bräuer eine etwas ausführlichere Nennung, die anderen Gebäude bleiben blass und werden kaum umschrieben. Und das Haus der Bräuers bleibt vor allem durch die kühle und distanzierte Stimmung im Gedächtnis, aufgrund derer ich die Beschreibungen auch immer ziemlich düster empfand und mir die Räume in gedeckten Farben vorgestellt habe.
Im Gegensatz dazu erhält Augsburg eine bessere Umschreibung. Hier wird nicht nur die Tuchvilla zum Leben erweckt, sondern auch die Fabrik und die Innenstadt mit ihren Geschäften. Hier werden die Handlungsorte viel besser und auch freundlicher umschrieben, es entstehen dadurch auch ansprechendere Eindrücke und allein dadurch hat mir die Handlung in dieser Stadt besser gefallen.
Mein liebster Handlungsort war die Tuchvilla. Es gibt nicht nur zahlreiche Kapitel, die in den oberen Stockwerken stattfinden, sondern auch viele, die in den Räumen der Angestellten spielen. Hier treffen zwei Welten aufeinander und diese Zusammenspiel und die vorhandene Dynamik waren einfach nur toll! Zudem wirkte dieser Ort auf mich am freundlichsten und wärmsten.

Viele der Protagonisten sind auch in den vorherigen Bänden aufgetreten und mir daher bereits bekannt. Es kommen nur wenige neue hinzu und auch diese haben interessante Wesen erhalten, die sie auszeichnen und einen hohen Wiedererkennungswert bieten. Es treffen Menschen mit eigenen Ambitionen und unterschiedlichen politischen Handlungen aufeinander, wo natürlich viel Platz für Diskussionen bleibt und man anhand ihrer Überzeugungen ihre Standpunkte erkennen kann und sich davon selbst eine Meinung bilden kann. Und gleichzeitig wird hier auch gezeigt, wie die Menschen den aufkommenden Nationalsozialismus bewerten und einschätzen.
Ich finde es schade, dass manche Protagonisten eine etwas untergeordnetere Rolle spielen, allen voran bei Alicia finde ich dies bedauerlich. Sie verkörpert bei der Herrschaft die alte Generation und zu vielen Geschehnissen wäre ihr Blickwinkel und ihre Meinung interessant gewesen. Den schließlich agieren Paul und Marie und die anderen Figuren mit einem anderen Zeitgeist und haben lockerere Ansichten als die Mutter oder Schwiegermutter.

Fazit
Kann dieser vierte Band nahtlos an die vorherigen anschließen? Ich finde nicht. Der Roman ist nicht schlecht und hat mich gut unterhalten, aber die anderen drei Bände spielen für mich in einer anderen Liga und man kann sie immer als positive Beispiele für historische Romane nennen. Und weil ich einen so famosen Eindruck von den anderen Teilen habe, sind meine Erwartungen für diesen recht hoch gewesen und wurden leider nicht ganz erfüllt. Es hat mir Spaß gemacht, wieder in die Welt der Melzers und ihrer Tuchvilla zu reisen, gleichzeitig hat mir an einigen Punkten etwas gefehlt oder manche Aspekte waren nicht richtig ausgereift. Dadurch vergebe ich dem Roman gute 4 Sterne, was ich als sehr angebracht empfinde.
Trotzdem kann ich mir jetzt gut einen weiteren Band vorstellen. Irgendwie habe ich doch noch ein paar Fragen und zudem zieht der Nationalsozialismus langsam auf. Hier frage ich mich natürlich, was dies für Auswirkungen auf die Familie Melzer, als auch auf die Fabrik hat. Und daher erhoffe ich mir sogar eine weitere Fortsetzung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere