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Veröffentlicht am 21.12.2019

Hinter verzauberten Fenstern

Hinter verzauberten Fenstern
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Handlung:
Julia ist mächtig aufgeregt, welchen Adventskalender ihr die Mutter dieses Jahr besorgt hat. Doch schnell kommt die Ernüchterung.Während ihr kleiner Bruder einen Schokoladenadventskalender erhält, ...

Handlung:
Julia ist mächtig aufgeregt, welchen Adventskalender ihr die Mutter dieses Jahr besorgt hat. Doch schnell kommt die Ernüchterung.Während ihr kleiner Bruder einen Schokoladenadventskalender erhält, bekommt Julia nur einen Papieradventskalender. Zwar sieht dieser wirklich schön aus, doch trotzdem hadert Julia mit dem Teil. Einerseits ärgert sie sich, andererseits ist sie doch etwas neugierig auf die Bildchen. Schon als Julia das erste Türchen öffnet, wird sie stutzig. Es scheint, als würde der Kalender sich verändern, mal ist ein Mantel da, dann plötzlich nicht mehr. Leben darin etwas Menschen?

Meinung:
Das Cover ist ganz nett gestaltet, ich finde es aber nicht sonderlich hübsch oder ansprechend. Ich hatte eine andere Ausgabe gesehen, wo auf dem Cover ein Kalenderhaus abgebildet ist, nach Vorlage der Beschreibung in der Geschichte. Diese Variante hat mir deutlich besser gefallen.
Hier gibt es nur einen Fensterausschnitt des Hauses, darin zu sehen sind verschiedene Bewohner der Kalenderwelt. So sind leider einige Protagonisten des Buches bereits zu sehen und deren Aussehen ist später kein Geheimnis mehr...

Meine Erwartungen an das Buch waren sehr hoch. Erstmals gesehen habe ich es vor vielleicht zwei Jahren auf Instagram und ich kann mich noch genau erinnern, wie stark es gelobt wurde. Der Verfasser des Posts meinte, dass es sein Lieblings-Weihnachtsbuch sei. Tja, und dann wollte ich es unbedingt selbst haben. Dieses Jahr habe ich es mal auf Arvelle als Mängelexemplar gesehen und es mir direkt bestellt. Eigentlich wollte ich die kurze Geschichte über die Weihnachtstage lesen, meine Pläne haben sich aber etwas geändert und ich habe schon eher mit dem Lesen angefangen.

Vielleicht weil meine Erwartungen so hoch waren, wurde ich ziemlich enttäuscht. Die Geschichte hat nichts magisches auf mich übertragen und sonderlich weihnachtlich oder winterlich war sie für mich auch nicht. Und gerade das verwundert mich so sehr. Eigentlich müsste ja alles stimmen. Die Geschichte beginnt einen Tag vor dem ersten Dezember, viele Teile der Handlung drehen sich um einen Adventskalender. Und doch kam keine Stimmung auf. Zumindest keine weihnachtliche. Im Gegenteil. Im Kalenderhaus herrschte eine fröhliche Partystimmung, in der Realität dagegen wirkten die Protagonisten stets gereizt und schnell sind Türen geflogen oder es wurden Worte geschrien. So war die Stimmung eher düster und nicht wirklich zu der Thematik passend...

Mir hat die Schreibweise gut gefallen. Sie war kindgerecht, einfach gehalten und recht anspruchslos. Ich bin gefühlt durch die Geschichte geflogen und hätte das Buch sicherlich innerhalb von nicht mal zwei Stunden ausgelesen, wenn ich mir dafür die Zeit genommen hätte.
Die Handlung wird auf zwei Welten geteilt, einmal die reale Welt, dazu gibt es noch die Welt der Kalenderhäuser. Ich finde die Idee richtig gut und niedlich, bin mit der Umsetzung nicht ganz zufrieden. Beides wirkt nicht vollendet und perfekt, sondern noch wie ein Entwurf. Von der Kalenderwelt konnte ich mir lediglich durch einige Illustrationen ein Bild machen, ansonsten wurde meine Fantasie nicht angeregt. Beide Welten blieben recht blass und erschienen nicht sonderlich einladend.

Für Kinder wird an einigen Stellen Spannung aufgebaut, bei mir blieb das eher aus. Klar gab es einige Ereignisse, mit denen ich so nicht gerechnet hätte, aber diese haben mich nicht vom Hocker gehauen. Ich bin wahrscheinlich zu alt, um mit Julia und den Bewohnern des Kalenderhauses mitzufiebern. Ich denke, dass es für Kinder amüsant sein könnte, das Buch zu lesen und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen.

Im Buch enthalten sind einige Illustrationen, die Situationen und Protagonisten darstellen. Mir gefällt dieser Untermalung der Handlung gut, gerade bei solchen Geschichten bietet sich diese Möglichkeit sehr an. So war es mir auch möglich, ein Bild von den Protagonisten und von verschiedenen Orten zu machen. Zwar wurde dies meist ganz gut und eingängig beschrieben, doch manches war mir schwer vorstellbar. Da haben mir die Illustrationen wirklich weitergeholfen, um mir ein Bild der Protagonisten oder des Kalenderhauses zu machen.

Mir haben viele Protagonisten nicht sonderlich gut gefallen. Sie waren recht stereotyp und so nichts besonderes. Es gibt die zickige Julia, die ihren kleinen Bruder blöd findet und ihr Geheimnis für sich bewahren möchte. Der kleine Bruder Olli nervt seine Schwester ständig, sucht immer ihr Zimmer auf und erscheint ziemlich verwöhnt. Jacobus, der verrückte Wissenschaftler, dazu schnatterhafte Feen... es gibt noch einige Beispiele dieser Art. Andere Charakterzüge hätten mir an den Protagonisten gut gefallen, die sie einzigartiger, lebendiger und sympathischer machen.

Fazit:
Ich hatte mir wirklich auf das Buch gefreut und wollte unbedingt, dass es mir gefällt. Doch am Ende war es eher eine Enttäuschung. Mich hat die Geschichte nicht fesseln können, es kam keine richtige Stimmung auf und die Protagonisten haben mir auch nicht sonderlich gefallen. Ich bin vielleicht auch mit zu großen Erwartungen an das Lesen gegangen, am Ende zählt das Buch leider nicht zu meinen Favoriten, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Sehr schade!

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.12.2019

Der Fluch der Rose

Der Fluch der Rose
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Handlung:
Augsburg, Ende des 15. Jahrhunderts
Maria wird als Ziehkind in den Haushalt der Familie Fugger aufgenommen und führt ein glückliches Leben in Augsburg. Doch die Welt des Mädchens ändert sich ...

Handlung:
Augsburg, Ende des 15. Jahrhunderts
Maria wird als Ziehkind in den Haushalt der Familie Fugger aufgenommen und führt ein glückliches Leben in Augsburg. Doch die Welt des Mädchens ändert sich schnell. Sie zieht mit der Familie von Hans Fugger in die neu errichtete Fuggerau, wo künftig Erz abgebaut werden sollte. Dort lernt sie den Mönch und Priester Johannes kennen...
Johannes kam als ungefähr zweijähriger Bub ins Kloster Arnoldstein und wurde dort von den Mönchen erzogen. Als er im passenden Alter ist erhält Johannes die Priestweihe und entzieht sich somit vollkommen einer möglichen Ehe. Und dabei hat er erst vor kurzem Maria richtig kennengelernt, die ihn sofort bezaubert hat.
Eine Zukunft zwischen den beiden jungen Leuten erscheint unmöglich. Noch dazu haben sie einen durchtriebenen Widersacher und Feind...

Meinung:
Das Cover ist aufwendig und auffallend gestaltet. Beherrscht wird die Aufmachung von einem kräftigen Blau, welches sich nicht nur auf dem Kleid der Dame wiederfindet, sondern vor allem am Buchrücken und der Rückseite des Buches. Dazu gibt es eine goldene Schrift, die sich perfekt mit dem Blau einlässt und stark hervorsticht.
Die beiden Personen auf dem Cover könnten Figuren aus dem Buch darstellen. Wenn die Dame im Vordergrund blondes Haar hätte, könnte man denken, dass es sich um Maria handelt, die weibliche Hauptprotagonistin des Romans. Im Hintergrund sieht man einen Mönch, der dem Betrachter den Rücken zuwendet. Auch die Umgebung von ihm wirkt sehr klosterähnlich und bei ihm könnte es sich um Johannes handeln.
Insgesamt finde ich das Bild auffällig und ganz schick, es ist nicht perfekt und einzigartig, würde aber meine Aufmerksamkeit in einer Buchhandlung wecken.

Ich habe schon seit längerer Zeit nichts mehr Neues von Iny Lorentz gelesen. Ich weiß selbst nicht, woran das liegt, eigentlich hat mir jedes Buch, welches ich bisher von dem Autorenpaar gelesen habe, gefallen. Und genau so war es auch bei diesem, neuen Roman. Mir hat die Inhaltsangabe von „Der Fluch der Rose“ auf Anhieb gefallen und es versprach, eine spannende Geschichte zu werden.

Ich empfand die Schreibweise durchweg sehr angenehm. Sie wurde der damaligen Zeit angespasst, nicht zu modern, aber auch nicht zu altmodisch. Genau so, dass sie glaubwürdig wirkte und den Leser ans Ende des 15. Jahrhunderts entführt. Es gibt ab und an die Einbindung von historischen Begriffen oder von lateinischen Begriffen, die man aber auch als Laie erkennt und leicht übersetzen kann. Falls doch mal ein Wort unbekannt erscheint oder man nicht sofort darauf kommt, was die Bedeutung dessen ist, gibt es am Ende des Buches ein Glossar, wo einige Begriffe erklärt werden.

Auf den letzten Seiten gibt es nicht nur ein wunderbar erklärendes Nachwort mit allerhand Details, die zeigen, was für eine Recherche hinter dem Roman steckt. Zusätzlich gibt es noch ein Personenverzeichnis, das weiterhilft, falls man mal den Überblick bei den Protagonisten verliert. Ich brauchte dieses nie, mir sind alle Personen schnell im Gedächtnis geblieben und ich hatte auch keine Probleme, diese wiederzuerkennen.

Mir haben während der ganzen Geschichte Monatsangaben oder wenigstens mal eine Jahresangabe gefehlt. Ich hang manchmal etwas in der Zeit und konnte nie genau benennen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist. Ab und an eine kleine Angabe dazu wäre hilfreich gewesen. So gab es an einigen Textstellen lediglich einen Hinweis auf das Alter von Marie oder Johannes, was eine grobe Orientierung gibt.
Der Roman ist in elf Teile gegliedert, ein jedes besitzte eine passende Überschrift. Vielleicht wäre es ja auch eine Möglichkeit gewesen, dort die Handlungszeit zu benennen...
Dazu wäre es, zumindest für mich, ganz nett gewesen, wenn eine Karte am Anfang oder Ende des Romans eingebaut worden wäre. Dort hätten ja nur die wichtigsten Handlungsorte vermerkt werden müssen, das wäre für mich ausreichend gewesen. So wäre es einfacher gewesen, Entfernungen abzuschätzen oder eine grobe Orientierung zu haben, wo bestimmte Orte liegen.

Wie schon erwähnt, sieht man an einigen Stellen des Buches eine ausgezeichnete Recherche. Sei es bei der Sprache, bei bestimmten historischen Begebenheiten oder den Persönlichkeiten. Hier gibt es eine Vermischung von realen und fiktiven Personen, wobei viele Protagonisten erfunden sind. Alle Charaktere agieren ebenbürtig und sind alle lebhaft dargestellt. An einigen Stellen hätte ich es schön gefunden, wenn mehr historische Persönlichkeiten eingebunden worden wären. So waren mir die erfundenen Personen etwas zu sehr in der Überzahl.
Auch bei der Geschichte handelt es sich um ein gekonntes Zusammenspiel von Realität und Fiktion. Dieses Verhältnis ist etwas ausgeglichener, immer wieder werden Details erwähnt, die tatsächlich so geschehen sind. So entsteht eine interessante Geschichte, die lange sehr spannend gehalten wurde und ohne Längen überzeugen. Ich hatte viel Freude daran, das Buch zu lesen und immer wieder entstanden Situationen, die ich so nie erwartet hätte. Manchen Lesern mag einiges vielleicht zu viel Drama gewesen sein, für mich war die Abwechslung zwischen ruhigen und aufregenderen, spannundgsreicheren Kapiteln genau richtig.
Lediglich auf den üngefähr letzten 70 Seiten war die Spannung weg. Es war zwar noch nicht jede Frage geklärt, doch als aufmerksamer Leser konnte man sich ein mögliches Ende schon vorstellen. Bei mir traf dies genau so ein, wie ich es erwartet hatte und hier hätten die Autoren die Ereignisse durchaus etwas kürzen können.

Am Anfang der Geschichte gibt es zwei Handlungsstränge, einer spielt in Augsburg, der andere auf Kloster Arnoldstein. Hier hat man die Möglichkeit, sowohl Maria, als auch Johannes näher kennenzulernen und man erfährt einige Geheimnisse von anderen Protagonisten. Nach gut 170 Seiten werden die beiden Stränge langsam zusammengeführt und vereinen sich irgendwann. Dann gibt es auch nur noch wenige Ortswechsel und das Setting verlagert sich fast vollkommen auf die Gegend rund um die Fuggerau und das Kloster Arnoldstein.
Bei dem Setting wurde versucht, es lebendig und bildhaft zu gestalten. Bei einigen Gebäuden und Orten gelang dies auch ganz gut, gerade das Kloster konnte ich mir richtig gut vorstellen. Auch die Beschreibungen von Augsburg, sowie von verschiedenen Räumen empfand ich als gelungen. Leider setzte sich dies bei der Fuggerau nicht so durch. Zum einen erschien mir das Wohnhaus, aber auch das gesamte Gelände als unfassbar groß und schwer einschätzbar, ich konnte mir die Dimension dessen nicht vorstellen. Zum anderen gab es auch nur recht wenige Kapitel und Abschnitte, die sich mit der Beschreibung dessen befassen. So blieb das Anwesen für mich schwammig und erschien nicht sonderlich lebendig oder wohnlich. Im Gegensatz dazu herrschte in Augsburg eine Lebendig- und Fröhlichkeit, die viel verlockender wirkte.

Wie bereits erwähnt gibt es eine bunte Mischung an Charakteren. Es treten einige reale und viele fiktive auf, es gibt ein angenehmes Zusammenspiel zwischen ihnen und keine Unterschiede bei der Beschreibung.
Ich empfand es schade, dass viele Figuren, die im Roman auftreten und nicht unbedeutend sind, irgendwann gar nicht mehr erwähnt werden. Besonders bei Elisabeth Glauber, ihrem Mann oder auch bei Veronika Fugger empfand ich dies als schade. Mir hätte es gefallen, wenn es wenigstens ein Kapitel gegeben hätte, in dem einige Worte zu deren weiteren Lebensweg und Wohlergehen gefallen wären.
Maria und Johannes begleitet man als Leser von klein auf, man lernt sie als kleine Kinder kennen und begleitet die Beiden bis in ihr Erwachsenenleben. Im Grunde verfolgt man einen großten Teil ihres Lebensweges und sieht dadurch Entwicklungen und Veränderungen ihres Wesens sehr deutlich.
An sich haben mir beide vom Charakter gefallen, sie sind recht sympathische Menschen, die ein gutes Herz haben. Doch ganz zufrieden bin ich mit ihnen nicht. Ich glaube, dass liegt an der Erziehung, die ihnen zuteil wurde.
Johannes ist sehr gutmütig und friedlich. Man kann sich nicht vorstellen, dass ihm mal ein böses Wort über die Lippen kommt. Dazu sagt er nur selten seine wahre Meinung, sondern legt Wert darauf, was andere erwarten, was er sagen soll. So erscheint es, als hätte Johannes lange keinen eigenen Willen und ich habe es mir immer schwierig für den jungen Mönch vorgestellt, sich in der Welt außerhalb der Klostermauern zu behaupten. Ich gaube, Johannes ist mir vom Charakter zu weich und freundlich, ich kann keine Eigenschaft aufzählen, die einen negativen Beigeschmack hat...
Maria entwickelt sich zu einem liebreizenden Mädchen. Mir hat es besonders gefallen, dass sie keine Standesunterschiede macht. Sie ist zwar unehelich geboren, hat aber doch einen gewissen Stand aufgrund ihres Ziehvaters Hans Fugger. Trotzdem ist sie sich nicht zu schade, mit im Haushalt zu helfen und sich mit einfachen Leuten anzufreunden. Von diesem Charakterzug her hatte sie meine Sympathie sofort.
Dazu hatte sie eindeutig Mut und sagte gerne mal ihre Meinung. Manchmal hätte dies nicht so sein müssen und die Gefühle sind etwas durchgegangen, doch sie zeigte verschiedene Seiten ihres Wesens.
Ich empfand es als merkwürdig, wie oft Maria einfach dorthin gehen konnte, wie sie wollte. Ihre Ziehmutter oder auch die Ziehschwesstern legen scheinbar keinen Wert darauf, dass Maria eine recht standesgemäße Erziehung genießt und sich nicht immer so in der Gegend herumtreiben kann.

Die entstehende Liebe zwischen Maria und Johannes erschien teilweise ganz niedlich, manchmal etwas zu jungfräulich und fixiert. Für beide war es gefühlt Liebe auf den ersten Blick, sie haben voneinander geträumt und wären füreinander durch die Hölle gegangen. Ich verstehe ja, dass Johannes nicht sofort seinen Gefühlen folgen will und diese für ihn unbekannt sind. Er nimmt sein Gelübde sehr ernst und das finde ich auch gut so. Doch diese unendliche Liebe war mir etwas zu schnulzig und aufgedrückt. Ich konnte das nicht richtig ernst nehmen. Etwas weniger Geturtel wäre ganz gut gewesen.

Fazit:
In vielen Aspekten hat mir die Geschichte richtig gut gefallen. Die Idee ist hervorragend, die Umsetzung stimmt, es gibt eine tolle Schreibweise, einige historische Details und nette Extras wie das Glossar oder das Personenverzeichnis. Das Nachwort hat perfekt seinen Sinn erfüllt, hat noch weitere Informationen gegeben und gezeigt, was für eine ausführliche Recherche es zu dem Werk gab. Als äußerst gelungen empfand ich die Zusammenführung der beiden Erzählstränge. Es gab einen fließenden Übergang, der auch Sinn gemacht hat und es war nicht zu abrupt.
Mir haben die beiden Hauptprotagonistin Maria und Johannes nicht vollkommen gefallen, sie waren zwar perfekt ausgearbeitet, mir aber nicht immer sympathisch. Auch ihre starke und heimliche Liebe war nicht immer unterhaltsam geschildert, mir waren manche Stellen zu kitschig.
Ansonsten hat das Autorenpaar Iny Lorentz eine tolle neue Geschichte geschrieben, die mich sehr gut unterhalten hat. Dazu konnte ich einige neue historische Fakten lernen und am Ende waren all meine offenen Fragen geklärt.

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Veröffentlicht am 16.12.2019

Eisweihnacht - Eine Wundergeschichte

Eisweihnacht
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Handlung:
Es ist der Eiswinter 1844, einen so kalten Winter hat die Menschheit seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt. Und ausgerechnet in diesem Winter steht der kleine Josua als Waise da und ihm wird gesagt, ...

Handlung:
Es ist der Eiswinter 1844, einen so kalten Winter hat die Menschheit seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt. Und ausgerechnet in diesem Winter steht der kleine Josua als Waise da und ihm wird gesagt, dass in Frankfurt noch Verwandtschaft lebt. Ganz allein macht sich der Junge auf den Weg. Unterwegs wird er von Maire aufgesammelt, die den kleinen Kerl nicht allein lassen will und begleitet ihn nach Frankfurt. Dort treffen die Beiden auf Elise Best, eine Tochter aus guten Verhältnissen. Diese hat ihre ganz eigenen Sorgen. Der Vater will sie mit einem viel älteren Mann verheiraten, außerdem steht sein Geschäft vor dem Bankrott. Trotzdem nimmt sie sich Marie und Josua an und schließt beide schnell in ihr Herz, schließlich steht das Weihnachtsfest kurz bevor. Was die Zukunft wohl für Josua und Elise bereit hält?

Meinung:
Das Cover gefällt mir richtig gut. Es wirkt weihnachtlich, bietet eine wunderschöne Szenerie und ist herrlich altmodisch und der Handlungszeit angepasst. Im Hintergrund befindet sich eine Stadt mit einigen hell erleuchteten Fenstern, dazu ein Dom mit verschneitem Dach. Davor ist eine vereiste Fläche, wo allerhand Menschen Eis laufen und sichtbar Spaß haben. Ziemlich im Vordergrund steht eine junge Dame, die die gesamte Szenerie betrachtet. Hier könnte es sich um Elise handeln, das rote Haar weist darauf hin, aber auch ihr scheinbar wehmütiger Blick auf die Menschen und deren Aktivitäten, die sie aufgrund ihres steifen Beines so nicht ausführen kann. Insgesamt ein wirklich gelungenes Bild!

Wer mir schon länger folgt weiß, dass ich die weihnachtlichen historischen Geschichten aus dem Rowohlt Verlag liebe. Mittlerweile dürfte ich bei dem letzten bisher erschienen Buch aus der Reihe angekommen sein, zumindest habe ich bisher noch nichts von weiteren Teilen gefunden. So habe ich mich einerseits auf das Lesen von dem Buch gefreut, gleichzeitig wollte ich aber auch nicht, dass die Geschichte endet. Ich hoffe, dass es in Zukunft noch weitere Teile davon geben wird.

Auch hier möchte ich wieder die Gestaltung des Buches hervorheben. Es tauchen immer wieder wunderschön gestaltete Illustrationen auf, die einen Teil des gerade beschriebenen darstellen. Eine jede Zeichnung wurde mit viel Liebe auf das Papier gebracht und wirkt nicht zu modern, sondern passt genau in die Handlungszeit des Romans. Die Illustrationen wirken nostalgisch und scheinen direkt aus der damaligen Zeit zu stammen. Mir gefällt die bildhafte Untermalung immer sehr, so wird auch die Möglichkeit geboten, sich ein genaueres Bild von dem Äußeren der Proatgonisten zu machen oder von Dingen, die mittlerweile ziemlich unbekannt sind.

Auch die Schreibweise ist der damaligen Zeit ein ganzes Stück angepasst. Sie entspricht nicht dem genauen damaligen Wortlaut, ich glaube, dass wäre doch noch einen Hauch zu anstrengend zu lesen. Moderne Begriffe wurden komplett herausgehalten, es gibt eine gewisse Steifheit, die damals vorherrschte. Dazu hat die Autorin einige urtümliche Worte eingebunden und auch gewissen Traditionen Raum gegeben. Durch all diese Aspekte entsteht eine wunderbare Schreibweise, die einen angenehmen Anspruch hat und bei der es Spaß macht, der Handlung zu folgen.

Es gibt keine sonderlich detailierte Beschreibung des Settings. Der Großteil der Handlung findet in Frankfurt statt, dort vor allem im Haus der Familie Best. Räume werden nicht sonderlich ausführlich beschrieben, es gibt kleine Anhaltspunkte, die ein vages Bild geben. Viele Orte und Räume bleiben aber blass und etwas geheimnisvoll, gleichzeitig auch eisig. Lediglich die Wohnstube, sowie das Schreib- und Raucherzimmer des Vater erscheinen gemütlich und einladend. Aufgrund der Kürze des Romans will ich mich daran nicht zu sehr stören, das Hauptaugenmerk lag eindeutig nicht auf dem Setting, sondern auf der Geschichte und diese hat mir wirklich gut gefallen.

Die Geschichte bietet auch einen besonderen historischen Aspekt. Ab und an taucht ein äußerst intelligenter und selbstständiger Pudel auf, der einen kleinen Einkaufskorb im Maul hat. Damit geht dieser für seinen Herrn, den Philosophen Arthur Schopenhauer einkaufen und ist in ganz Frankfurt als Schopenhauers Pudel bekannt. Durch so kleine Details erscheint die Geschichte viel lebendiger und authentischer, zudem finde ich das Bild amüsant, wie der Pudel durch die Gassen rennt um die Wünsche seines Herrn zu erfüllen.

Die Anzahl der Protagonisten ist recht beschränkt. Als Hauptcharaktere dienen Elise und Josua, um die beiden jungen Leute dreht sich der Großteil der Handlung. Dazu gibt es noch um die fünf weitere Proatgonisten, die auch regelmäßig auftreten, aber nicht so arg im Mittelpunkt stehen wie die Beiden. Ein jeder Charakter erhielt seine Eigenarten und war gut durchdacht. Es tauchen vollkommen unterschiedliche Typen auf, die angenehm miteinander harmonieren.
Elise steht meiner Meinung nach sogar noch mehr im Mittelpunkt als Josua. Von dem Jungen erfährt man nicht so viel, am meisten Details zu seiner Person gibt es noch am Anfang der Geschichte. Josua ist ein sympathischer kleiner Kerl, mit dem es das Leben nicht immer gut gemeint hat. Die Eltern sind beide tot, von den Geschwistern wurde er getrennt und trotz einer eisigen Kälte und Schneefall in eine andere Stadt geschickt, wo er aufgenommen werden soll. Trotzdem hält er sich unfassbar tapfer und gibt nicht so schnell auf. Für sein junges Alter wirkt Josua erstaunlich erwachsen und reif. Es gibt kaum kindliche Züge zu sehen, somit ist Josua ein authentisches Abbild von Kindern der damaligen Zeit.
Elise erscheint mir als Charakter anfangs noch etwas blasser und unsicherer. Im Verlauf der Handlung durchlebt sie eine große Wandlung, wird selbstbewusster und nimmt die Dinge selbst in die Hand. Elise ist ein herzensguter Mensch, hat für jeden ein offenes Ohr und handelt spontan, ohne zu viel über manches nachzudenken. Ich fand es an einigen Stellen schade, dass sie so viel auf das Wort anderer Menschen gegeben hat. Ihr eigenes Denken, dass sie aufgrund ihrer roten Haare oder wegen ihres lahmen Beines keinen Mann abbekommt, war falsch. Das zeigt, dass ihr diese Dinge oft genug von anderen Menschen gesagt wurden, damit Elise sie glaubt. Das Schönheitsideal war damals um einiges strenger als heutzutage und bei dem kleinsten Fehler waren junge Frauen für andere Männer nicht mehr interessant. Einerseits finde ich es ganz gut, dass dieser Aspekt in das Buch hereingenommen wurde, weil solche Details früher bei der Brautsuche wichtig waren. Gleichzeitig fand ich es schade, dass Elise sich so stark von den Kommentaren hat beeinflussen lassen.

Fazit:
Mir hat die Geschichte unheimlich gut gefallen und sie konnte mich mit ihrem Ende wirklich überraschen. Ich hatte durchweg keine Ahnung, wie das Buch enden wird, hatte aber mit etwas besonderem gerechnet. Darauf hat schon der Untertitel „Eine Wundergeschichte“ hingewiesen.
Mir fällt kein Aspekt ein, der mir absolut nicht gefallen hat oder für den ich in meiner Bewertung einen Punkt abziehen würde. Ich war zwar mit Elise ihrer Selbsteinschätzung nicht ganz zufrieden, aber zum einen ist das ein Charaktermerkmal, was einfach zu ihr gehört und gleichzeitig wird das Schönheitsideal der damaligen Zeit dadurch beschrieben.
Mir hat das Lesen Spaß bereitet, die Handlung war durchweg spannend und die Schreibweise ein Traum. Dazu bietet das Buch wunderschöne Illustrationen, amüsante historische Details wie Schopenhauers Pudel und ein wahres Weihnachtswunder. Eine große Empfehlung meinerseits!

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Veröffentlicht am 14.12.2019

Die Weihnachtsgeschwister

Die Weihnachtsgeschwister
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Handlung:
Wie jedes Jahr treffen sich Tamara, Ingmar und Elisabeth mit ihren Partnern und Kindern im Haus der Eltern, um dort Weihnachten zu feiern. Doch so richtig darauf freut sich keiner. Jeder weiß, ...

Handlung:
Wie jedes Jahr treffen sich Tamara, Ingmar und Elisabeth mit ihren Partnern und Kindern im Haus der Eltern, um dort Weihnachten zu feiern. Doch so richtig darauf freut sich keiner. Jeder weiß, dass es wieder die schwierigsten und nervenaufreibensten Tage des Jahres werden. Der Grund dafür: jedes Wort und jede Geste wird auf die Goldwaage gelegt. Tamara sieht sich gern im Mittelpunkt aller Gespräche und ist in ihrem Auftreten zu überdreht und peinlich. Ingmar ist ein schüchterner Bursche, der sich für den Klimawandel einsetzt und nur selten den Mund aufmacht. Elisabeth macht dagegen gute Miene zum bösen Spiel, was die Situation nicht verbessert.
An Heiligabend beschließen die Geschwister, sich mit ihren Eltern zu einem klärenden Gespräch zu treffen. Doch das Haus ist verwaist, niemand öffnet die Tür oder reagiert. Und plötzlich finden sich Tamara, Ingmar und Elisabeth in ihrer Angst um die Eltern vereint. Dabei erinnern sie sich an die gemeinsame, glückliche Kindheit und sehen erschreckend deutlich, wie sehr sie sich auseinander gelebt habe. Ob sie die Eltern wiederfinden und auch die verlorene Geschwisterliebe?

Meinung:
Von der Größe her finde ich das Buch richtig niedlich. Es ist klein und kompakt, bietet so eine kurzweilige Geschichte, für die man nicht ewig braucht. Doch die Gestaltung selbst finde ich nicht perfekt. Es passt zwar ein Stück weit zu der Geschichte und wirkt auch recht stimmig. Mittlerweile finde ich sogar die roten Streifen am Rand okay, anfangs konnte ich mich damit gar nichts anfreunden.
Mir gefällt der Hintergrund mit den beleuchteten Fenstern und der paar Bäumen, ansonsten finde ich das Cover in Ordnung, es ist aber auch nichts besonderes. Mir fehlt ein Blickfang, der das Buch auszeichnet und meine Aufmerksamkeit auch in einer Buchhandlung darauf lenken würde. So ist es nur nett gestaltet, ich würde es wahrscheinlich nicht näher betrachten.

Ich war längere Zeit unsicher, ob mich das Buch interessiert. Ich habe gezögert und überlegt, ob ich mich dafür bei Vorablesen bewerbe. Die Beschreibung klang zu einem Teil richtig gut, der andere Teil hat mich nicht so überzeugen können. Ich hatte eine kurze Beschriebung der drei Geschwister gelesen und diese hat mich nicht angesprochen. Am Ende habe ich mich einfach auf die Leseprobe verlassen, welche mich dann doch noch überzeugen konnte. Damit stand mein Entschluss und ich habe das große Glück, ein Rezensionsexemplar erhalten zu haben.

Mein großes Highlight an dem Buch war die Schreibweise. Sie war auch einer der Auslöser, weshalb ich das Buch lesen wollte. Die Schreibweise war wirklich den ganzen Roman über hervorragend. Die Handlung wurde interessant gehalten, die Charaktere wurden lebhaft
geschildert und viele Aktionen erschienen so lebendig, dass es sich nicht wie ein Roman anfühlte, sondern wie eine Auflistung tatsächlich durchlebter Situationen. Dazu hatte die Schreibweise einen angenehmen Anspruch, war nicht zu einfach gehalten und ließ sich trotzdem sehr angenehm und gut lesen.
Insgesamt erstreckt sich der Handlungszeitraum über knapp einen Tag. Die Handlung beginnt am 23. Dezember, am späten nachmittag, gegen abend und endet am 24. abends. Ich finde es bemerkenswert, dass ich trotzdem das Gefühl hatte, dass ich die Protagonisten schon länger kenne. Dieser Eindruck entsteht wahrscheinlich auch durch allerhand Rückblicke in die Kindheit und Jugend der drei Geschwister.
Als Erzählinstanz dient ein personaler Erzähler, der die Ereignisse aus der Sicht von Tamara, Ingmar und Elisabeth beschreibt. Dabei wechselt er immer hin und her, oft kam mir Ingmar etwas zu kurz. Am Ende habe ich das Gefühl, ihn am wenigsten zu kennen. Elisabeth wurde auch recht oberflächlich behandelt, während Tamara gefühlt am häufigsten zu Wort kam und man sie am besten kennenlernt.

Das Setting blieb etwas vage, es wurden zwar einige Orte grob beschrieben, doch mir fiel es meist trotzdem schwer, mir diese Orte vorzustellen oder ihnen räumliche Details zu geben. Einerseits fühlt es sich etwas merkwürdig an und ich mag es meist auch, mir die Räume vorzustellen. Hier wäre dies aber wirklich überflüssig gewesen, der Fokus liegt eindeutig auf den Protagonisten und den Beziehungen zueinander, was mir auch vollkommen ausreicht.
Am Setting hat mir das Haus der Eltern am besten gefallen. Es vereinte eine Gemütlichkeit, besonders wenn die Geschwister der Vergangenheit nachhängen, und gleichzeitig eine unangenehme Kälte die immer dann geherrscht hat, wenn die Geschwister anwesend waren und sich mal wieder etwas gestritten haben. Dieser Gegensatz hat mir irgendwie gefallen.

Meist war die Stimmung ziemlich eisig, egal ob die Geschwister gerade beisammen oder nur mit ihren eigenen Familien unterwegs waren. So entstand leider der Eindruck, dass sie nie sonderlich zufrieden sind und nicht den Moment genießen können. Das fand ich wirklich schade. Gerade in Gesellschaft von den Partnern und den Kindern müssten die Geschwister doch eine etwas andere Stimmung verbreiten. Als sich Ingmar, Tamara und Elisabeth dann etwas aussprechen, wandelt die Stimmung von eisig auf distanziert, was ja schon ein Fortschritt ist. Doch noch immer ist es ziemlich merkwürdig, wie wenig die drei eine Gemeinschaft bilden.

Im Klappentext und in allen Beschreibungen, die ich zu dem Buch gelesen hatte, erschien mir immer der Moment als Höhepunkt, wenn die drei Geschwister eines Morgens vor der Tür des Elternhauses stehen und niemand öffnet. Danach folgt sie Suche und ich bin davon ausgegangen, dass diese den Hauptteil des Romans einnehmen wird. In dieser Sache habe ich mich ziemlich getäuscht. Weit über die Hälfte des Buches erzählt den Abend der Ankunft, sowie das Frühstück im Hotel. Es gibt da auch keine Andeutungen auf das Folgende und ich habe so langsam darauf gewartet.
So wurde leider der Aspekt, wie die Geschwister sich wieder annähern, recht kurz gehalten und fix abgehandelt, wobei dies eigentlich das Highlight des Buches hätte werden sollen. Dazu hätte an diesem Zusammenfinden doch eigentlich eine feierlichere Stimmung herrschen sollen, was aber leider nicht passiert ist. Mir wurde die ganze Situation einfach zu fix und emotionslos abgehandelt und das Ende war zu plötzlich. Ich empfand auch nicht, dass die jahrelangen Zwistigkeiten von diesem Moment an einfach so vergessen sind und sich alle freundlich begegnen. Mir erscheint ein plötzlicher Frieden zu unrealistisch.

Auch an Spannung fehlte es. Es entstanden absolut keine Längen, ich glaube, dass ist auch recht schwierig bei einem Roman mit 160 Seiten. Doch nie entstand eine Situation, wo ich voller Spannung weitergelesen habe. Gerade das Verschwinden und die Suche nach den Eltern wäre dafür ein perfekter Moment. Selbst dies geschah aber nebenbei und ohne besondere Bedeutung.

Die Geschwister waren für die kurze Geschichte ziemlich gut gezeichnet. Ihre Kinder und Partner, aber auch die Eltern standen eher im Hintergrund, haben aber ebenso ihre Macken erhalten. Diese waren eindeutig nur Nebencharaktere die für den Weitergang der Handlung nicht so wichtig waren.
Elisabeth war mir am sympathischsten. Sie war nicht perfekt und ging mir an wenigen Stellen mit ihrem ständigen Lächeln auch etwas auf die Nerven, aber sie erschien noch ziemlich bodenständig. Elisabeth ist etwas zu unsicher und schüchtern, mir hat es gefallen, als sie ziemlich am Ende die Kontrolle übernommen hat und so noch einmal eine andere Seite von sich gezeigt hat.
Ingmar stand nie so oft im Mittelpunkt. Um ihn drehte sich die Handlung am wenigsten und über ihn kann ich auch am wenigsten sagen. Er war an sich ein netter Typ, doch durch sein vorsichtiges und recht unauffälliges Auftreten fällt es mir schwer, ihn einzuschätzen und zu bewerten.
Ziemlich im Mitteplunkt der Handlung stand Tamara. Was ich unglaublich schade fand, da ich sie am wenigsten leiden konnte. Ihr ganzes Wesen und Auftreten war mir zuwider und furchtbar. Ständig dachte sie das Gesprächsthema der anderen zu sein und zeigte damit eine Unzufriedenheit mit sich selbst und ihrem eigenen Leben. Sie ist verbittert und tritt oft zu überheblich auf, manchmal habe ich mich für ihre Aktionen fast geschämt...
Abgesehen von Elisabeth hatte ich auch zu den Eltern eine gewisse Sympathie aufgebaut. Vor allem hatte ich mit ihnen Mitleid. Sie scheinen ja trotzdem jedes Jahr auf ein angenehmes Weihnachtsfest zu hoffen und wirken auf mich wie freundliche und ruhige Menschen. Ich finde nicht, dass sie das Theater verdient haben, was ihre Kinder jedes Jahr aufführen. Dazu erschien es mir, dass die Geschwister etwas respektlos mit den Eltern umgehen, die Mühen nicht zu schätzen wissen und nur auf die Streitereien konzentriert sind.

Fazit:
An sich ist das Buch wirklich nicht schlecht. Mir fehlt es an mehr Erläuterungen und Details. Viele Situationen haben zu wenig Umfang und werden schnell abgehandelt.
Insgesamt war das Buch ganz nett, ich habe es schnell ausgelesen, doch mir fehlte eine gewisse Tiefe. Die Protagonisten haben ihr eigenes Verhalten zu wenig durchdacht und bewertet, sie haben die Fehler nur bei anderen gesehen. Dazu haben auch die Partner und Kinder beigetragen, es gab keine Selbstreflexion.
Richtig gut gefallen hat mir die Schreibwiese, die mein absolutes Highlight ist. Allein deshalb fand ich es schön, den Roman gelesen zu haben, ansonsten konnte mich die Geschichte leider nicht umwerfen. Mir gefällt die Idee und anfangs fand ich auch die Umsetzung gut. Doch dieser Anfangseindruck ließ mit der Zeit nach und die Geschichte wurde nur noch durchschnittlich. Schade, da das Buch als „Weihnachtsgeschichte“ angepriesen wird, hatte ich mir viel mehr erhofft.

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Veröffentlicht am 09.12.2019

Das Purpurmädchen

Das Purpurmädchen
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Handlung:
London 1853
Annie Stride hat mir ihrem Leben abgeschlossen. Sie will nicht länger in Armut leben und tagtäglich ihren Körper verkaufen, um etwas Geld zu verdienen, damit sie gerade so den nächsten ...

Handlung:
London 1853
Annie Stride hat mir ihrem Leben abgeschlossen. Sie will nicht länger in Armut leben und tagtäglich ihren Körper verkaufen, um etwas Geld zu verdienen, damit sie gerade so den nächsten Tag bestreiten kann. Annie steht schon auf dem Geländer einer Brücke, bereit sich in die Themse zu stürzen, wird aber im letzten Moment von Francis Maybrick Gill gerettet. Der junge Künstler schafft es, Annie innerhalb von einer Stunde zu überzeugen, dass sie ihrem Leben noch eine Chance gibt. Annie wird Francis Muse, lebt plötzlich im Reichtum, trägt wunderschöne Kleider und wird von der Londoner Kunstszene verehrt.
Schließlich ziehen die Beiden in Francis Haus vor Florenz, wo dieser einen zweiten großen Gemäldezyklus in Angriff nimmt. Doch mit der Zeit wird Annie immer misstrauischer. Kann sie Francis bedingungslos vertrauen, ist er wirklich der charismatische Mann oder besitzt der Künstler vielleicht ein dunkles Geheimnis?

Meinung:
Das Cover gefällt mir wirklich gut. Dieser historische Roman ist anders als die, welche ich normalerweise lese und ich würde das Cover auch nicht direkt einem historischen Roman zuordnen. Auf jeden Fall passt es gut zu der Handlung, es wirkt einerseits freundlich und einladend, ein Gefühl, welches durch die hellen Farben verursacht wird. Gleichzeitig finde ich das Cover aber auch mysteriös und etwas düster. Zum einen denke ich, dass der schwarze Hintergrund zu diesem Eindruck beiträgt, gleichzeitig wendet sich die Dame nicht dem Betrachter zu, zeigt nicht ihr Gesicht und ihre Absichten. Eine spannende Mischung, die mir gefällt.

Mich hat an den Roman besonders die Erwähnung gereizt, dass Annie gesellschaftlich einen riesen Sprung macht und ein Star Londons wird. Ich fand diesen Aspekt sehr interessant und hatte mir schon im Vorfeld einige Gedanken darüber gemacht, wie die Autorin dies wohl schriftstellerisch gestalten wird. Einerseits war ich davon überzeugt, dass es unglaublich spannend und realistisch sein könnte, andererseits hatte ich auch meine Bedenken, dass dies etwas zu unrealistisch und blass ausfällt. Am Ende ist es wohl ein Mittelding zwischen beiden Empfindungen geworden. Annie ist zwar zum Star aufgestiegen und war irgendwann in der Londoner Kunstszene recht bekannt, doch gleichzeitig war das nie wirklich das große Hauptthema des Buches. Tatsächlich gibt es auch nur recht wenige Kapitel die sich mit dem Aufstieg der Annie Stride beschäftigen. Anhand des Klappentextes hatte ich eine andere Erwartungshaltung, hatte mir mehr Bälle, Partys vorgestellt, wo Annie der strahlende Star ist und auch mit mehr Kapiteln gerechnet, die einen Teil der Londoner Gesellschaft skizzieren.

Mit der Schreibweise war ich nicht immer glücklich. Am Anfang und auch am Ende fand ich sie hervorragend, lebendig und bildhaft, sie hat Stimmungen und Empfindungen eingefangen und die Spannung wurde durchweg sehr hoch gehalten. Doch nach ungefähr den ersten 100 Seiten ließen diese positiven Eindrücke nach. Es gab einige Wiederholungen von bereits bekannten Details, es passierte nicht viel Spannendes und Annie lebte mit Francis vor sich hin. In dieser Zeit war die Handlung etwas festgefahren und bot lange Zeit kein Ereignis, welches wieder aufgerüttelt hat und einen neuen Aspekt in das Buch hineingebracht hat. Für mich war der Wendepunkt, von wo an die Schreibweise und die Handlung wieder gefallen hat, die Reise nach Florenz. Da kam wieder mehr Schwung in die Geschichte.

Am Anfang vieler Kapitel gibt es eine Art Tagebucheintrag. Diese wurden stets von derselben Person geschrieben und sind ungefähr ein Jahr zurückdatiert. Es gibt Informationen aus dem Leben einer Person, die im Buch eine Rolle spielt, aber nie lebend auftritt. Mir hat das richtig gut gefallen, so ist eine weitere kleine Geschichte entstanden, die sich bestimmt auch für einen eigenen Roman eignen würde...
Auf jeden Fall erhält man als Leser so einige Details und jedes Mal werden die Tage weniger, bis die Handlung an einem schicksalsreichen Tag ankommt. Oft hatte ich ein merkwürdiges Gefühl, ich hatte etwas Angst was am Ende der Geschichte kommt, habe aber gleichzeitig darauf gwartet.

Es ist der Autorin herorragend gelungen, verschiedene Stimmungen einzufangen. Durchweg war die Stimmung eigentlich recht geheimnisvoll und genau das konnte sie auch auf den Leser übertragen. Ich hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gefühl und war darauf gefasst, dass irgendwann noch ein großes Geheimnis aufgedeckt wird. Genau so war es auch und gerade am Ende des Buches wurde es mir beim Lesen von einigen Stellen fast schon übel und schlecht. Natürlich ist das nicht gerade das angenehmste Gefühl, aber hier hat es einfach perfekt zu der Stimmung gepasst, die auch im Roman geherrscht hat.

Ich war davon ausgegangen, dass ein großer Teil des Buches in London spielt und es dann noch wenige Kapitel in Florenz gibt. Tatsächlich war die Handlung in London weniger als gedacht, nur knapp 170 der 448 Seiten spielten in England. Der Hauptteil des Buches findet in der Nähe von Florenz statt. Mir hat dieser plötzliche Wechsel der Örtlichkeit nicht so gefallen. Lange Zeit fand ich diesen unverständlich und hatte das Gefühl, als würde die Zeit in Italien still stehen. Gefühlt jeder Tag von Francis und Annie verlief gleich, es gab nur wenige Ereignisse, die etwas Schwung in die Handlung hereingebracht haben. Zudem war durch den Umzug nach Italien der Bekanntheitsstatus von Annie vollkommen weg und sie führte dort nicht mehr so ein aufregendes Leben wie in London. Ich hätte es besser gefunden, wenn es einen sanfteren Übergang von einem Leben in der Öffentlichkeit hin zu einem arg zurückgezogenen Leben gegeben hätte.

Die Autorin hat es geschafft, die Spannungskurve konstant aufrecht zu erhalten. Obwohl es einige Kapitel gibt, wo nicht so viel passiert und man fast meinen könnte, es entstehen ab und an ein paar Längen, weil einfach nichts aufregendes passiert ist. Trotzdem gab es im Hintergrund immer eine bestimmte Spannung, die sich nicht ausblenden lassen hat. Mal war sie stärker spürbar, mal weniger, aber immer hat sie hinter den Sätzen gelauert.

Ich lese ja wirklich gerne historische Romane, mit den Jahren bin ich sehr wählerisch dabei geworden. Ich mag es, wenn ich eine ausführliche und genaue Recherchearbeit erkenne und mich weiterbilden kann. Das ist für mich ein Stück weit Vorrausetzung bei der Suche von Büchern aus diesem Genre geworden.
Auch bei dem neuen Buch von Marina Fiorato gab es diese sichtbare Recherche. Zwischendurch gab es immer mal wieder Andeutungen auf verschiedene historische Ereignisse, doch eine besonders ausführliche Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen wird im künstlerischen Bereich sichtbar. Dort konnte die Autorin mit einigen Fakten und Details auftrumpfen, die mir nicht bekannt waren. Zwar ist die Kunst und Architektur nicht unbedingt mein Lieblingsthema, doch es hat zu dem Roman und seiner Geschichte hervorragend gepasst und meinen Horizont etwas erweitert.

Ich empfand es schwer, die Protagonisten zu mögen oder sie sympathisch zu finden. Es gab immer mal Ansätze, wo sie ihre positiven Seiten gezeigt haben und so Mitgefühl oder eine abgeschwächte Art von Sympathie bei mir entwickelt haben. Aber meist war ich mir nicht ganz sicher, was ich von ihnen halten sollte.
Im Grunde gibt es lange Zeit nur Annie und Francis als Protagonisten, später in Neapel kommt eine weitere Person hinzu, über die ich an dieser Stelle nichts verraten möchte. Alle anderen Personen tauchen zu wenig auf, um etwas über sie zu sagen.
Annie fand ich anfangs noch in Ordnung und war gespannt auf ihre Entwicklung. Francis hat sie nach seinen Wünschen geformt und damit kam der Punkt, wo ich sie immer schlechter einschätzte. Von einer selbstbestimmten und eigenständig handelnden Person wurde Annie zu einer Art Schoßhündchen. Alles, war Francis Unmut erregt hätte, hat Annie an ihrem Wesen verändert. Ich verstehe ja, dass dieses neue Leben für sie besonders ist und sie alles dafür tut, um nicht plötzlich wieder auf der Straße zu landen. Aber Annie verlor sich selbst immer mehr und nahm irgendwann nur noch Rollen ein. Zwar war ihre Veränderung spannend zu verfolgen und stark geschildert, doch irgendwie blieb bei mir ein fader Beigeschmack.
Über Francis möchte ich nicht zu viel verraten. Er ist ein komplexer Charakter, den man nur schwer versteht, er hat viele Geheimnisse und lässt sich nicht wirklich in die Karten schauen. Bis auf ein-zwei kleine Ausnahmen behält Francis sein Pokerface und scheint durch und durch ein Gentlemen zu sein. Trotzdem hat er einen Hauch von etwas dunklem an sich, was es nicht so einfach macht, ihn zu mögen. Francis ist ein einzigartiger Charakter mit besonderen Vorlieben, der sich nur schwer mit Worten beschreiben lässt...

Fazit:
Irgendwie lässt mich das Buch zwiegespalten zurück. Einerseits war die Geschichte mit allen Hintergründen und Geheimnissen faszinierend, gleichzeitig bin ich auch froh, das Buch ausgelesen zu haben. Teilweise fand ich einige beschriebenen Details schon etwas gruslig und merkwürdig, mir wurde an einigen Textstellen richtig übel. Da hätte ich das Buch am liebsten beiseite gelegt, wollte aber trotzdem wissen, wie es weitergeht.
Es ist eine Geschichte, wie ich sie vorher noch nie gelesen habe. Geheimnisvoll, düster mit wirren Vorstellungen und krassen Details. Es war eine interessante Erfahrung, auf Dauer bevorzuge ich eher andere historische Romane.
Mir haben die Charaktere irgendwie gefallen, auch wenn ich sie nicht kennenlernen wollen würde. Sie hatten unglaublich komplexe Wesen und waren gut durchdacht. Besonders die Psyche von Annie und Francis war spannend und einzigartig. Dazu haben mir die Zusätze am Anfang eines jeden Kapitels gefallen, diese gaben einige Informationen preis und boten eine Abwechslung zu der Gegenwart mit Annie und Francis.

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