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Veröffentlicht am 08.10.2019

Die Zeit der Weihnachtsschwestern

Die Zeit der Weihnachtsschwestern
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Handlung:
Suzanne McBride erhofft sich, wie jedes Jahr, ein harmonisches Weihnachtsfest im Kreise ihrer Familie. Dieses Jahr scheint alles zu funktionieren und ihre drei Töchter Posy, Hannah und Beth wollen ...

Handlung:
Suzanne McBride erhofft sich, wie jedes Jahr, ein harmonisches Weihnachtsfest im Kreise ihrer Familie. Dieses Jahr scheint alles zu funktionieren und ihre drei Töchter Posy, Hannah und Beth wollen die Zeit in den Highlands bei ihr und ihrem Mann verbringen. Suzannes Freude darüber ist unbändig und sie will alles mögliche tun, um das perfekte Weihnachten zu organisieren. Doch eine Grippe fesselt sie ans Bett und Suzanne muss Aufgaben an ihre Töchter verteilen. Leider sind diese nicht ganz so dazu bereit, eine jede hat mit ihren eigenen Sorgen zu kämpfen. Und auch Unstimmigkeiten oder gar Streitereien sind vorprogrammiert. Ein harmonisches Weihnachten ist nur möglich, wenn sich die Damen der Familie austauschen und über lang verdrängte Geschehnisse sprechen. Wird ihnen dies gelingen?

Meinung:
Das Cover wurde farbenfroh und liebevoll gestaltet, besonders die Farbe Grün dominiert. Sie kommt nicht nur im Titel vor, sondern spiegelt sich auch in den vielen Tannenbäumen, sowie dem Himmel wieder. Als festlicher Akzent dient der Name der Autorin, der in einem satten Rotton aufgedruckt wurde. Dazu sieht man eine weite Landschaft mit viel Schnee, gemütlich aussehende Häuser, sowie drei Damen, die auf die Häuser zustreben. Hier stelle ich mir vor, dass es sich um die drei McBride-Schwestern handelt und auch die passende Szene im Buch fällt mir dazu sofort ein. Insgesamt finde ich das Bild wunderschön gestaltet und es ist wunderbar auffällig.

Ich erinnere mich daran, vor einiger Zeit bereits einen Roman von Sarah Morgan gelesen zu haben. Besonders die wunderbare Schreibweise ist mir in Erinnerung geblieben und genau darauf habe ich auch bei diesem Roman gehofft. Glücklicherweise wurde ich in dieser Hinsicht nicht enttäuscht, die Schreibweise hat es mir schnell angetan. Sie war humorvoll und nicht zu steif, mit vielen kleinen Scherzen gespickt, bei passenden Gelegenheiten auch ernsthaft und stets gefühlvoll. Es ist der Autorin ganz wunderbar gelungen, die weihnachtliche Stimmung auf das Papier zu bringen und mit Worten wiederzugeben. Ein kleiner Hauch davon hat sich beim Lesen auch auf mich übertragen.
Ein weiteres Highlight bei der Schreibweise waren für mich die lebendigen und genauen Beschreibungen von einigen Orten und Situationen. So erschien für mich ganze Haus von Suzanne und ihrem Mann unglaublich gemütlich und einladend. Mir war es auch oft möglich, mir bestimmte Räume vorzustellen und einen Eindruck davon zu erhalten, wie diese eingerichtet sind. Vielleicht erschienen deshalb viele Szenerien als lebhaft und authentisch.

Als Erzählinstanz dient ein allwissender Erzähler, der die Handlung stets ohne Wertung wiedergibt. Es ist vollkommen dem Leser überlassen, wie man die Situationen, aber auch die Protagonisten einschätzt. Die Kapitel wurden auf die vier Damen der Mc-Bride Familie aufgeteilt. Es gibt am Anfang eines jeden Kapitels den jeweiligen Namen, welche der Damen im Folgenden im Vordergrund stehen wird. So erhält man auch einige Details aus dem Privatleben von ihnen, es gibt genauere Auskünfte über die Denkweise und über die Gefühle. So wurde eine jede für mich lebendiger und ich fand es äußerst interessant, wie sie miteinander agieren und wie sie denken, wenn sie allein sind. Mir war es auch möglich, einige Handlungen nachzuvollziehen und zu verstehen.

Ich habe einen, ganz kleinen Kritikpunkt. Diesen werde ich aber nicht negativ werten, es hat keinen negativen Einfluss auf die Handlung. Leider waren mir die Kapitel etwas zu lang. In den Kapiteln gibt es nur selten Absätze, die eine Szene abschließen und zur nächsten überleiten. Und da ich es absolut nicht mag, ein Buch mitten in einer Szene zu unterbrechen, war es ziemlich schlecht, mal schnell ein paar Seiten nebenbei zu lesen. Ich habe das Buch nur in die Hand genommen, wenn ich wusste, dass ich ausreichend Zeit habe, um zum nächsten Abschnitt zu gelangen. Manche mag das nicht stören, vielleicht ist das auch eine Macke von mir.

Als Setting dienen einige traumhafte Orte. Angefangen von dem urgemütlichen Haus der Familie McBride, über deren Café oder Posys wundervollen Loft. Ein jeder Handlungsort wurde mit vielen kleinen Details und viel Liebe beschrieben, sodass die Orte greifbar wirkten. Außerdem hat wahrscheinlich auch die äußerst sympathische und lebendige Art der Protagonisten dazu beigetragen, dass mir das Setting so gut gefallen hat.
Ich fand besonders den Vergleich zwischen den verschneiten Highlands und dem aufregenden New York. In beiden Gegenden wurde der Charme und die Besonderheiten stark herausgestellt und bildete interessante Gegenpole.

Ich hatte schon einige Male angedeutet, dass mir die Protagonisten richtig gut gefallen haben. Ihre lebendige und sympathische Art kann nur dazu verleiten, sie zu mögen.
Im besonderen Vordergrund stehen immer die vier Damen der McBride-Familie. Eine jede besitzt einen anderen Charakter, wodurch es durchaus mal krachen kann. Doch trotzdem vergessen sie nie, wie wichtig die Familie ist.

Von den Frauen hat mir tatsächlich die eher stille und steife Hannah am besten gefallen. Sie besitzt eine unglaublich sympathische Art und ich fand es toll, was sie für einen Wandel miterlebt hat. Ich würde sogar behaupten, dass sie sich von den Protagonisten am meisten weiterentwickelt. Bei ihr sehe ich auch oft das kleine Mädchen vor mir, welches sie in der Vergangenheit war und ich kann mich mit ihrem Charakter etwas identifizieren. Zwar bin ich leider nicht so intelligent und kann nicht sonderlich gut mit Zahlen umgehen, doch auch ich habe schon als Kind sehr gerne gelesen, war eher ruhig und schüchtern und habe mich nicht so für Sport interessiert.

Doch auch Suzanne, Posy und Beth waren sympathische Genossen, die mich auf ihre eigene Art und Weise beeindruckt haben. Sie kämpfen alle auf ihre Art für ihr Ziel und ihre unterschiedlichen Lebensvorstellungen waren spannend, zeigten aber auch, dass man manchmal falschen Träumen hinterherrennt oder sich von anderen stark beeinflussen lässt und diese nicht enttäuschen will.

Passend zu den starken und charaktervollen Damen wurden auch Herren entwickelt, die ihnen in nichts nachstehen. Sie unterstützen ihre Damen, können Fehler einsehen und wurden nicht als Sunnyboys dargestellt. Zwar treten sie nicht so oft auf und sind fast schon Nebencharaktere, trotzdem fand ich ihre starke Darstellung richtig gut. Tatsächlich fand ich es sogar gut, dass sie eine eher untergeordnete Rolle spielen und nicht ständig auftreten. Immerhin hatte ich die Erwartungshaltung, dass es sich vor allem um die drei Schwestern drehen wird und die kleinen Probleme, die sie miteinander haben.

Fazit:
Das Buch war mehr als besonders und für mich das Beste Weihnachtsbuch, was ich dieses Jahr gelesen habe. Es war äußerst stimmungsvoll geschrieben, hatte tolle Protagonisten und war nicht zu kitschig. Mich konnte die Story komplett überzeugen, es gab kein unnötiges Drama und auch keine Längen. Die Schreibweise war traumhaft locker und hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Einerseits wollte ich immer weiterlesen und konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen, gleichzeitig wollte ich auch nicht, dass es endet. Ich habe beim Lesen wirklich jede Sekunde genossen und möchte für den Roman eine große Empfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 05.10.2019

Das Winterweihnachtswunder

Das Winterweihnachtswunder
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Handlung:
Seit vier Jahren ist Kate Witwe und besonders die Weihnachtszeit wird jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung. Ihrem Sohn Jack zuliebe versucht sie trotzdem, die Zeit mit so viel Freude und ...

Handlung:
Seit vier Jahren ist Kate Witwe und besonders die Weihnachtszeit wird jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung. Ihrem Sohn Jack zuliebe versucht sie trotzdem, die Zeit mit so viel Freude und Aufmerksamkeiten zu gestalten wie möglich. Ihre neueste Idee: ein Adventskalender, der ihm einige Wünsche erfüllt und so viel Weihnachtsstimmung wie möglich verbreiten soll. Dazu nimmt Kate auch eine unliebsame Aufgabe auf ihrer Arbeit an, um auch ein paar materielle Wünsche zu erfüllen: als Weihnachtselfe verkleidet verkauft die junge Frau Tannenbäume. Und jeden Tag bemerkt sie sowohl morgens, als auch abends einen Mann, der tagtäglich an dem Geschäft vorbeiläuft. Sie denkt, dass er sie nicht beachtet, doch Daniel ist zu schüchtern, um Kate anzusprechen. Bis ihm eine Idee kommt...

Meinung:
Das Cover ist wunderbar weihnachtlich, fast schon etwas kitschig gestaltet. Es gibt viel Glitzer, welches über das gesamte Cover verteilt ist. Besonders bei der roten Schrift des Titels kommt dies richtig gut zur Geltung und verströmt eine weihnachtliche Stimmung. Die Szenerie stellt einen Wald dar, im Hintergrund ein kleines, niedliches Häuschen, im Vordergrund ein Tannenbaum, sowie ein Pärchen. Ich muss sagen, dass ich es schöner gefunden hätte, wenn man die beiden Personen eher von hinten gesehen hätte, anstatt sie relativ klar von der Seite zu erkennen.

Als ich meinen Lesemonat September geschrieben habe, ist mir aufgefallen, dass dies tatsächlich schon mein vierter Weihnachtsroman dieses Jahr ist. Auf diesen war ich besonders gespannt. Zum einen kannte ich von der Autorin noch nichts und wusste absolut nicht, was mich erwarten könnte. Außerdem gibt es zusätzlich zu dem Titel noch den Zusatz „Ein Adventsroman“. Einerseits hatte ich einige Ideen dazu, andererseits konnte ich mir auch nicht wirklich etwas darunter vorstellen. Meine finale Idee war, dass der Roman in die Adventswochen unterteilt wird. Ich war also wirklich gespannt auf das Buch, auch um zu sehen, ob meine Idee stimmen könnte.

Ich war nicht immer ganz zufrieden mit der Schreibweise. Vor allem am Anfang habe ich mich damit ziemlich schwer getan. Einige Seiten lang gibt es Schachtelsätze, die einige Informationen erhalten. Hier war es bei mir tatsächlich der Fall, dass ich irgendwann nicht mehr wusste, was am Anfang des Satzes erwähnt wurde. Irgendwann wurden die Sätze kürzer und kompakter, was meinem Lesefluss zugute kam. Mir war es daraufhin möglich, in die Handlung einzutauchen und das Buch innerhalb von kurzer Zeit auszulesen.
Durchweg wurde die Sprache locker gehalten. Es wurde eine einfache Sprache genutzt, die ein schnelles Lesen ermöglicht. Mit leicht verständlichen Worten wurden gekonnt Stimmungen niedergeschrieben, die teilweise auch auf den Leser übertragen werden können. Mir fiel dies vor allem bei den Beschreibungen und Szenen von Kate´s Wohnung auf. Diese wirkte durchweg kalt und nicht einladend, verströmte genau die Atmosphäre, mit der Poppy Alexander sie beschrieben hat.

Ich hatte ja schon geäußert, was meine Vermutungen bezüglich des Titelzusatzes „Ein Adventsroman“ sind. Es werden ziemlich detailiert die letzten 25 Tage vor Weihnachten beschrieben. Wenn ich mich nicht täusche, erhält jeder Tag eine paar Seiten und in diesen erhält man Informationen über den Alltag von Kate und Daniel.
Die Handlung wird aus zwei Sichtwinkeln beschrieben. In einigen Kapiteln wird sich etwas mehr auf Daniel konzentriert, doch hauptsächlich gibt es Informationen aus Kate's Leben. Dabei lernt man ihren Charakter richtig gut kennen, oft gibt es auch Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Ich glaube auch dadurch war es mir möglich, sie als einen sympathischen Charakter wahrzunehmen. Gleichzeitig hat sich in manchen Momenten auch gezeigt, dass Kate noch ganz schön an der Vergangenheit hängt und nicht dazu bereit ist, diese hinter sich zu lassen.

Für mich war Kate eine angenehme Hauptprotagonistin. Sie wird sehr sympathisch und bodenständig dargestellt, außerdem tritt sie als freundlicher, etwas schüchterner und lebendiger Mensch auf. An vielen Stellen konnte ich mit ihr mitfiebern, mich mit ihr freuen, aber auch mit ihr mitleiden. Ab und an hat es mich etwas gestört, dass Kate ihre Situation einfach als gegeben annimmt. Sie strebt zwar nach einem besseren Leben und hat Wünsche und Träume, unternimmt aber nur wenig, um diese auch zu erreichen und sich zu erfüllen. Sie bleibt in einem Job hängen, der sie nicht erfüllt und wo sie kaum etwas verdient. Dementsprechend kann sich Kate auch keine bessere Wohnung leisten und ihr Wunsch von einem Haus mit Garten rutscht in weite Ferne. Es hat ihrer Figur an Willen und Durchsetzungsvermögen gefehlt.
Ihren kleinen Sohn Jack fand ich ganz reizend, auch wenn er etwas blass auftritt. Ich weiß nicht warum, aber die Kinder in Weihnachtsromanen haben es mir angetan. So auch Jack. Er ist ein niedlicher kleiner Kerl, der sehr unsicher auftritt und genau um die Sorgen seiner Mutter Bescheid weiß. Wahrscheinlich hat mir genau dieser Punkt so gefallen. Er ist ein bescheidener Junge, der auf seine eigene Art liebenswert ist. Tatsächlich hätte ich mir eine stärkere Präsenz von ihm gewünscht, dass er mehr auftritt und man noch mehr über ihn erfährt.
Bis auf eine kleine Ausnahme waren auch die restlichen Protagonisten gelungen und sympathisch dargestellt. Sie waren einzigartig, hatten unterschiedliche Charaktere und ab und an wurde auch ein Klischee bedient. Doch genau diese Typen haben neuen Schwung hereingebracht und zeigten, was für ein angenehmer Mensch Kate ist und das man immer an seiner Meinung festhalten soll.
Wie bereits erwähnt hatte ich mit einem Protagonisten einige Probleme. Dabei handelt es sich um Daniel. An sich hatte er schon Momente, in denen ich ihn nett und freundlich fand. Doch oft trat er sehr merkwürdig auf, was zwar von der Autorin gewollt ist, ihn mir aber unsympathisch gemacht hat. Ich fand es selbst schade, dass ich Daniel nicht so wahrnehmen konnte wie Kate, ihre Freunde oder vielleicht auch wie andere Leser. Dazu trat Daniel als sehr reifer Charakter auf, erschien mir immer ziemlich ernst und steif. Das passte nicht recht zu der quirligen Kate, die noch recht jugendlich wirkte.

Fazit:
Nach kleinen Startschwierigkeiten aufgrund der teilweise arg langen Sätze hat mir die Schreibweise später immer besser gefallen. Dazu haben auch einige stimmungsvolle Beschreibungen beigetragen, sei es von Orten, als auch von einigen Situationen, wie z.B.: dem Besuch des Weihnachtsmarktes. Kate und ihren Sohn Jack empfand ich als sehr angenehme Protagonisten, beide waren mir äußerst sympathisch und ich fand es sehr angenehm, die Vor- und Weihnachtszeit mit ihnen zu verbringen. Ich empfand es als sehr schade, dass Daniel nicht so sympathisch aufgetreten ist, wie ich es mir gewünscht hätte. Zwar war es wirklich gut, dass er nicht perfekt, sondern auch mit kleinen Makeln aufgetreten ist, doch lebendig und sympathisch war mir sein Charakter leider nicht. Außerdem hätte ich es als positiv gefunden, wenn Kate eine stärkere Wandlung durchlebt und unabhängiger und stärker wird. Es gibt leichte Tendenzen dafür, die mir aber zu schwach sind.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Weihnachtswünsche sind wie Schneeflocken

Weihnachtswünsche sind wie Schneeflocken
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Handlung:
Erst verliert Noelle knapp anderthalb Monate vor Weihnachten ihren Job, dann eröffnet ihre Familie ihr, dass die Bäckerei ihrer geliebten Großmutter vor dem Bankrott steht. Durch Zufall entdeckt ...

Handlung:
Erst verliert Noelle knapp anderthalb Monate vor Weihnachten ihren Job, dann eröffnet ihre Familie ihr, dass die Bäckerei ihrer geliebten Großmutter vor dem Bankrott steht. Durch Zufall entdeckt Noelle eine Stellenanzeige, in der eine Betreuerin für einen alten Mann gesucht wird. Ihr künftiger Arbeits- und Wohnort ist die prachtvolle Harrington-Villa, die Noelle zwar kennt, aber noch nie von innen gesehen hat.
Schnell gelingt es Noelle und ihrem Sohn Lucas, einen Draht zu William, dem älteren Herrn zu finden. Und auch mit dessen Enkel Alexander versteht sich das Duo sofort, Noelle verliebt sich langsam, aber sicher in den jungen Mann. Doch immer lastet die drohende Schließung der Bäckerei auf Noelle, an der auch Alexander nicht ganz unschuldig ist...

Meinung:
Das Cover ist winterlich, weihnachtlich, aber auch zurückhaltend gestaltet. Es wirkt auf den ersten Blick nicht zu kitschig, trotzdem lässt sich sofort erkennen, um was für ein Genre es sich hierbei handelt. Ich finde es schade, dass die Schriftfarbe des Titels nicht in der gleichen Farbe gehalten wurde. So geht für mich das Wort Schneeflocken etwas im Hintergrund unter, genau wie der Name der Autorin.
Auch hier gibt es wieder ein kleines, besonderes Detail. Die weißen Schneeflocken am Rand des Covers sind mit Struktur angebracht und glitzern ganz wundervoll! So wirkt das ganze Bild gleich noch hochwertiger und festlicher.

Diesen Monat hatte ich bereits ein Buch der Autorin gelesen und ich war richtig glücklich damit. Es war zwar nicht perfekt, mir hat das Lesen aber viel Freude bereitet. Bei mir ist es immer so, dass wenn mir ein Buch von einem Autor gefällt, schaue ich erstmal nach, was noch so von der Person veröffentlicht wurde. Wenn mir die Handlung dann zusagt, will ich es unbedingt haben. So war es auch hier. Freundlicherweise hat mir der Verlag dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, ich habe mir aber auch schon notiert, welche Bücher von der Autorin noch so erschienen sind. Diese klingen ebenfalls recht interessant und irgendwann werde ich sie mir defitiniv zulegen.

Auch hier gibt es wieder einen sehr angenehmen Start in den Roman. Man hat wenige Seiten Zeit, um sich an Noelle, die Hauptprotagonistin zu gewöhnen, bis die Sprache direkt auf ihre Probleme gebracht wird. Die Schreibweise hat mir richtig gut gefallen, sie war einfach gehalten, war nicht zu anspruchsvoll, sodass ich flüssig und flott durch die Handlung gekommen bin.
Einige Situationen und Aussagen wurden durch eine besondere Art von Humor aufgelockert. Insgesamt haben mir die kleinen Neckerein und Späße gefallen, sie haben die Handlung teilweise aufgelockert und Schwung in den Moment hereingebracht.

Mir ist wieder aufgefallen, dass die Autorin ein Händchen dafür hat, besonders die weihnachtliche Stimmung einzufangen, auf Papier zu bringen und dies auch an den Leser zu vermitteln. Leider ist ihr dies nicht ganz so bei den Stimmungen der Protagonisten gelungen. Da wurde meist nur eine freudige oder aufgeregte Atmosphäe auf den Leser übertragen. Wenn die Personen jedoch unglücklich oder traurig waren, wurde nichts übermittelt. So fiel es mir schwer, mit ihnen mitzufühlen.

An sich wird die Handlung meist mit viel Ruhe und Details beschrieben, es wird keine Hektik verströmt und gesamt wirkt alles locker. Genau das hat mir wirklich gut gefallen, es passt zu weihnachtlichen Romanen und ich konnte mich beim Lesen entspannen. Leider wurde das Tempo auf den vielleicht letzten 50 Seiten arg angezogen und alles geschah plötzlich ganz flott und schnell. Genau hier hätte ich mir noch ein paar ruhige Kapitel mit mehr Gedanken, Gesprächen und Details gewünscht. Die Autorin hat mir einige Probleme zu schnell gelöst, mit zu wenigen Informationen dazu. Auch ein Hauptthema des Buches, der Erhalt der Bäckerei, um den Noelle kämpft, wird nicht so ausführlich abgehandelt, wie ich es mir erhofft hatte.
Der Epilog verströmte auf mich wieder genau die Stimmung, die mir die ganze Zeit gefallen hat. Es kam viel Stimmung auf und ich habe das Buch am Ende zufrieden schließen können.

An sich fand ich das Setting wirklich gut gewählt. Ein altes Herrenhaus, mit gigantischen Ausmaßen und tollen Ecken, die ich unglaublich gerne mal live sehen würde. Doch tatsächlich war mir das Haus zu riesig beschrieben. Ich konnte mir einige Details nicht so recht vorstellen, dazu zählt z.B.: eine sechs Meter hohe Decke oder Räume, deren Umfang scheinbar unvorstellbar ist. So war das Gebäude für mich auch nicht sonderlich einladend, sondern abweisend und kalt, genau so wie ich mir solche alten Gemäuer vorstelle.
Ein Lichtblick war auf jeden Fall das Haus von Noelles Eltern. Das hat mir wiederum richtig richtig gut gefallen, es wurde mit einladenden Worten beschrieben, versprühte Leben und war einfach gemütlich dargestellt. Dort kam auch der Zauber der Weihnacht anhand der Dekorationen stark zur Geltung.

Auch bei diesem Buch von Jenny Hale war meine Lieblingsfigur das Kind. Lucas hat mir mit seiner schüchternen Art, die nach und nach selbstbewusster und offener wird, richtig gut gefallen. Er wird etwas altklug dargestellt, hat eine unglaublich niedliche Art und mir gefällt seine Entwicklung. Für mich eindeutig der große Sympathieträger der Geschichte!
Noelle finde ich durchweg in Ordnung und meist auch recht sympathisch. An ihrer Figur mochte ich besonders, wie schnell sie auf Menschen zugeht und kein Blatt vor den Mund nimmt, dabei aber immer freundlich reagiert. Sie ist ein unglaublich aufrichtiger Mensch, der absolut keine bösen Hintergedanken hat. Bei Noelle haben mir leider einige Schwächen gefehlt. Sie wird durch und durch positiv dargestellt, hat keine Fehler oder Schwächen. Dadurch ist sie nicht so eingängig und nicht so lebendig, authentisch dargestellt.
Mein zweiter Lieblingscharakter ist William. Anfangs fand ich ihn zugegebenermaßen merkwürdig und seltsam, mit der Zeit ist er aufgetaut und richtig sympathisch geworden. Er hat auch eine kleine Wandlung vollzogen, Fehler eingesehen und sich für andere Menschen eingesetzt.
Von Alexander war ich wirklich begeistert. Er ist ein sympathischer Kerl, der viele gute Seiten hat, zeigt aber auch Schwächen und Fehler. Nicht jede Handlung finde ich gut, aber genau das fand ich gut. Dazu war sein einfacher, freundlicher und liebevoller Umgang mit Lucas wirklich gut, sie haben ein wunderbares Team dargestellt und die besten Seiten des jeweils anderen zum Vorschein gebracht.

Fazit:
Ein wirklich toller winterlicher Roman. Dieses Buch von Jenny Hale hat mir tatsächlich besser gefallen als „Mein Weihnachtswunsch bist du“. Ich fand die ganze Handlung runder und besser durchdacht. Dazu waren Lucas und William große Sympathieträger für mich, es hat Spaß gemacht, mehr von ihnen zu erfahren und sie sind einfach liebenswert. Auch Alexander fand ich interessant und gut gestaltet, er war endlich mal ein Mann in einem weihnachtlichen Roman, der Schwächen hat und nicht perfekt ist.
Dagegen wird leider Noelle zu positiv dargestellt, sie hatte keinen Fehler, was ich sehr schade fand. An sich hatte sie nämlich einen guten Charakter, der wirklich sympathisch war. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist das überstürzte Ende, welches gerne ausführlicher hätte ausfallen können.

Veröffentlicht am 25.09.2019

Große Elbstraße 7

Große Elbstraße 7 - Das Schicksal einer Familie
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Handlung:
Hamburg, 1892
In Hamburg bricht an einem heißen Sommertag in den ärmeren Vierteln die Cholera aus. Johannes Dreyer, ein Arzt, der an den Krankenhäusern in Ungnade gefallen ist, ist sofort zur ...

Handlung:
Hamburg, 1892
In Hamburg bricht an einem heißen Sommertag in den ärmeren Vierteln die Cholera aus. Johannes Dreyer, ein Arzt, der an den Krankenhäusern in Ungnade gefallen ist, ist sofort zur Stelle und kümmert sich um die Kranken. Zufällig trifft er Viktoria zur Haiden, die von ihren Eltern nach Lübeck geschickt wurde, um dort ein Lehrerinnenseminar zu besuchen. Viktoria war dort nicht glücklich und kehrte heimlich nach Hamburg zurück. Doch lange kann sie sich nicht versteckt halten, urplötzlich begegnet sie ihrem Vater, Chefarzt am Neuen Krankenhaus Eppendorf. Er verbietet ihr nicht nur den Umgang mit Johannes Dreyer, sondern nimmt sie wieder unter seine Fittiche. Findet Viktoria einen Weg, um ein eigenständiges Leben zu führen und ihren Wünschen nachzugehen? Und wäre es standesgemäß, ein Medizinstudium anzufangen oder gar dem Verein der Erika-Schwestern beizutreten?

Meinung:
Das Cover ist nostalgisch gehalten, im Vordergrund ist eine junge Dame zu sehen, die ein kleines Arztköfferchen in der Hand hält und über die Schulter selbstbewusst den Betrachter ausschaut. Fast wirkt sie etwas herablassend und aufmüpfig, scheint eine Darstellung von Viktoria, der Hauptprotagonistin, zu sein. Im Hintergrund befindet sich ein wunderschönes Häuschen mit einem gepflegten Garten. Ich stelle mir so das Haus in der Großen Elbstraße 7 vor. Insgesamt ein rundes, stimmiges und schönes Bild. Ich empfinde das Cover als sehr ansprechend.

In letzter Zeit sehe ich viele Bücher bei Instagram, die ich danach auch unbedingt haben will. Einerseits finde ich es richtig schön, dort neues zu entdecken und oft sind auch Bücher dabei, die ich nicht so auf dem Schirm hatte. Gleichzeitig wächst dadurch aber auch meine Wunschliste ins Unendliche. Dieses Buch habe ich auf Instagram entdeckt, fand die Meinung dazu richtig gut und die Inhalthaltsangabe hat mich direkt begeistert. Dementsprechend froh war ich, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten.

Ich muss ehrlich sagen, dass mir selten ein Vorwort des Autors so gut gefallen hat. Es war informativ, gibt wichtige Hinweise und hat mich zum schmunzeln gebracht. Danach hatte ich noch mehr Lust, endlich mit dem Roman zu starten. Außerdem erhält man schon einen ersten Eindruck von den umfangreichen Recherchearbeiten des Autors, dadurch konnte ich das Gelesene noch mehr würdigen.
Es gibt einen sehr gelungenen und interessanten Start, ich hatte weder Probleme mit der Schreibweise, noch mit den Protagonisten oder gar der Handlung. Im Gegenteil. Das Lesen hat richtig Spaß gemacht, es ist einiges passiert, es gab aber auch nicht zu viel Drama. Alles wirkte echt und natürlich, es scheint, als würde der Autor Alltagsgeschichten von realen Figuren erzählen.

Sehr ansprechend und angenehm empfand ich die Schreibweise. Zum Glück gibt es nicht so viele medizinische Begriffe, die meisten sind auch mir als Laien geläufig gewesen. Außerdem fand ich es richtig gut, dass es zwar Einblicke in das Medizin- und Krankenwesen gab, diese aber nicht überhand nahmen. Es wechselten sich Szenen am Krankenhaus mit häuslichen Vorgängen ab und genau dieser Wechsel hat mich vollkommen überzeugen können.

Ich empfand es als angenehm, wie ruhig viele Ereignisse beschrieben wurden. Man spürt zwar deutlich die Gefühle der Protagonisten, doch diese Unruhe überträgt sich nicht auf den Leser. So war es mir möglich, trotz der anspruchsvollen Lektüre beim Lesen auch zu entspannen und auch mal die Gedanken schweifen zu lassen.
Für mich hat das Ende, vielleicht die letzten 50 Seiten, nicht ganz zu dieser ruhigen Handlung gepasst. Da gibt es doch einiges überraschendes und für meinen Geschmack geschieht einiges zu schnell oder es werden zu wenig Worte dazu gemacht. Das fand ich richtig schade, es hat die bisher ruhige Handlung aufgerüttelt.
Ich bin mir gerade gar nicht sicher, ob es sich hier um einen Einzelband handelt oder noch eine Fortsetzung folgen wird. Ich könnte es mir auf jeden Fall durchaus vorstellen, die Geschichte endet mit einigen offenen Fragen über die ich mir schon einige Gedanken gemacht habe.
Tatsächlich fand ich den Klappentext des Romans nicht ganz passend. Die dort erwähnten Geschehnisse stimmen zwar, decken aber nur einen winzigen Teil der Handlung ab. Eigentlich geschieht so viel mehr und der Roman beherbergt viele unterschiedliche Themen, sei es der medizinische Fortschritt, die Selbstbestimmung der Frau oder der Wunsch nach mehr Freiheiten, Lohn und Rechten der Arbeiter.

Im Verlauf der Handlung einige Jahre, die Handlung setzt 1892 und endet 1899. Oft lässt sich gar nicht so leicht erkennen, in welchem Jahr die Handlung stattfindet. Nur durch die Unterteilung in drei Teile gibt es eine zeitliche Einordnung, dort wird immer genannt, in welchen Monaten und Jahren die folgende Handlung stattfindet. Ziemlich selten wird in den Abschnitten das Jahr genannt, dagegen gibt es einige Hinweise auf die Jahreszeit oder die Monate.

Als Setting dient durchweg Hamburg, besonders die Unterschiede zwischen Arm und Reich waren eindrucksvoll gegenübergestellt. Und auch die Beschreibungen dessen waren top! Ich muss sagen, dass mir vor allem die Darstellung der Gängeviertel und die Wohnungen der armen Leute richtig gut gefallen hat. Sie waren bildhaft und lebendig, zeigten mit einfachen und wenigen Worten die wahre Welt einiger Bewohner Hamburgs. Dagegen wirken die wohlhabenden Straßen und Leute wie aus einer anderen Welt und ich fand es interessant, wenn es eine Vermischung der Welten gab, z.B.: wenn der reiche Professor zur Haiden das Gängeviertel erkundet und sieht, wie die Arbeiter leben.

Sehr hilfreich empfand ich die kleine Auflistung der handelnden Personen am Ende des Romans. Dort wird auch vermerkt, wer historisch verbürgte Personen sind. Dabei fand ich es überraschend, wie wenige wirklich gelebt haben. Anhand der Beschreibungen des Autors hatte ich das Empfinden, dass viel mehr tatsächlich gelebt haben, weil sie so lebendig und authentisch auftraten. Trotzdem wird in vielen Abschnitten schnell deutlich, wie ausführlich der Autor recherchiert hat und wie viele kleine historische Details in den Roman eingebunden wurden.

Mit den Protagonisten hatte ich wenige Probleme, sie waren interessant, freundlich, lebendig und mit besonderen Zügen dargestellt. Am sympathischsten waren mir meist die einfachen Leute St. Paulis. Sie waren unglaublich bodenständig, hatten ein gutes Herz, das sie gerne versteckt haben und waren füreinander da. Einmal in die Gemeinschaft aufgenommen, haben sie ihre Leute vollkommen unterstützt und einander geholfen. Diese Einheit und tiefe Freundschaft war einfach beeindruckend und wundervoll.
Die gesamte Familie von Haiden war interessant. Gerade bei den Eltern Viktorias fiel es mir unglaublich schwer, sie einzuschätzen, eine Bindung aufzubauen oder hinter ihre Fassade zu blicken. Sie blieben für mich immer etwas steif und nur selten blitzte ein menschlicher Funke durch, dies noch mehr bei dem Vater als bei der Mutter. Ich habe über ihre Charaktere ein bisschen nachgedacht und muss am Ende ehrlich sagen, dass es mich nicht sonderlich gestört hat, dass sie etwas distanziert dargestellt wurden. So verkörpern sie die angesehene Bürgerschicht perfekt und geben ein Bild dieser Gesellschaft mit allen Tabus, aber gern gesehenen Dingen.
Bei Viktoria brauchte ich einige Zeit, um mit ihr warm zu werden. Von Anfang an habe ich ihre Stärke bewundert, trotzdem fiel es mir ziemlich schwer, einen Draht zu ihr zu finden. Sie war mir am Anfang etwas merkwürdig, sie wirkte anfangs nicht selbstbewusst genug in ihrem Auftreten, erinnerte mich eher an einen Teenager, der unbedingt seinen Willen durchsetzen will. Erst später, als Vicki entdeckt, was sie will und eine Lösung findet, ihrem Wunsch nachzugehen, hatte sie meine Sympathie.

Fazit:
Das Buch war unglaublich interessant geschrieben, hatte eine wunderbare Schreibweise und realistisch dargestellte Charaktere, die mir meist sympathisch waren und oft bodenständig aufgetreten sind. Dazu war das Setting und die Unterschieden zwischen Arm und Reich hervorragend dargestellt und haben mir am Besten an der ganzen Handlung gefallen.
Zwei kleine Kritikpunkte habe ich: ab und an hat mir eine genauere Jahresangabe gefehlt und das Ende war hektisch und zu kurz dargestellt. Ich hätte mir ein paar mehr Erklärungen gewünscht und dafür gerne einige Seiten mehr gelesen. Im Gesamten kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen, es wurde hervorragend recherchiert und die Handlung ist öfter mal überraschend, auf jeden Fall immer Spannend gehalten.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Die Charité - Aufbruch und Entscheidung

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
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Handlung:
Berlin 1903
Für Rahel Hirsch beginnt eine aufregende, aber auch schwierige Zeit: Sie wird als erste Ärztin an der Charité angestellt. Für die junge Frau ist das eine große Ehre und sie freut ...

Handlung:
Berlin 1903
Für Rahel Hirsch beginnt eine aufregende, aber auch schwierige Zeit: Sie wird als erste Ärztin an der Charité angestellt. Für die junge Frau ist das eine große Ehre und sie freut sich auf eine spannende Zeit. Doch schon bevor Rahel die Stelle antritt ist ihr klar, dass nicht alle Kollegen, die durchweg männlich sind, sie gleichberechtigt und mit Respekt behandeln werden. Rahel beißt die Zähne zusammen und hofft, sich durch Fleiß und Wissen Anerkennung zu erarbeiten.
Ebenfalls auf dem Gelände der Charité arbeitet Barbara. Sie ist in der Wäscherei angestellt, wo harte Arbeit der Alltag ist. Dabei wird ihr immer wieder bewusst, wie wenig Rechte die Frauen haben und sie schließt sich der Frauenbewegung an.
Rahel und Barbara sind zwei unterschiedliche Frauen, doch schon nach kurzer Zeit entsteht eine Freundschaft zwischen ihnen. Sie unterstützen sich und helfen einander.
Wird sich Rahel jemals eine angesehen Stellung an der Charité erarbeiten können? Und erfüllt sich Barbaras großer Wunsch nach mehr Rechten für Arbeiterinnen und das Frauenwahlrecht? Schließlich schwebt auch eine große dunkle Wolke über Europa, die stark auf einen Krieg hindeutet...

Meinung:
Das Cover ist schlicht und in wenigen Farben gehalten. Zu sehen ist eine Dame in Arbeitskleidung, entweder eine Krankenschwester oder eine Ärztin. Beherrscht wird das Bild von der weißen Schürze, sowie den weißen Armstulpen. Als farbliche Akzente gelten hier natürlich die Schriftfarben, sowie die blauen Ärmel und die Hand, welche Schlüssel hält. Insgesamt finde ich, dass das gesamte Bild recht streng wirkt, gleichzeitig wird aber auch Achtung ausgestrahlt.

Ich habe gerade mal nachgeschaut, wann ich den ersten Teil der Charité-Reihe gelesen habe. Dies war im Juli 2018, mir kommt es schon viel länger vor. Auf jeden Fall habe ich mich riesig über diesen Teil gefreut, Ulrike Schweikert ist für mich ein Name, der interessante Geschichten und gut recherchierte Bücher bedeutet. Ich glaube, lediglich ein Buch, was ich von ihr gelesen habe, hat mir absolut nicht gefallen, die anderen konnten auf voller Linie überzeugen. Dementsprechend war ich wirklich gespannt, als ich mit dem Lesen begonnen habe.

Als ich vor dem Lesen durch das Buch geblättert habe, fiel mir auf, dass es keine Liste der handelnden Personen gibt. Ich hatte mir schon gedacht, dass mir dies Probleme bereiten könnte und es war leider auch so. Die Hauptprotagonisten waren für mich immer leicht zu erkennen und sie konnte man einfach nicht vergessen. Mir hat eine solche Auflistung vor allem bei den Ärzten gefehlt. Von ihnen tauchten allerhand Namen mit den dazu gehöigen Forschungs- und Arbeitsgebieten auf, die nicht so leicht zu merken waren.

Auch hier gibt es wieder eine wunderbare Innengestaltung der Umschlagseiten. Einmal findet man ein schwarz-weiß Bild von Gebäuden, die wahrscheinlich die Charité darstellen soll. Zum anderen gibt es einen Ausschnitt einer Karte von Berlin, in der die wichtigsten Orte hervorgehoben werden und so gibt es auch eine räumliche Einteilung für den Leser. Es ist möglich, einige Wege nachzuverfolgen und sich Distanzen teilweise vorstellen zu können.
Für wissbegierige Leser, die sich gerne über einige Details weiterinformieren wollen, gibt es am Ende eine Liste der genutzten Lektüre. Durch dieses kleine Extra zeigt sich, wie viel Recherche in dem Buch steckt.

Der Roman startet mit einem Prolog, welcher einige Jahre vor der eigentlichen Handlung stattfindet und welcher einige Ereignisse wiedergibt. Ich war überrascht und begeistert, was es für eine gelungene Überleitung zu dem Roman gibt, diese ist fließend und läutet eine neue Zeit ein.
Jedes neue Kapitel erhielt nicht nur eine Überschrift, die einen kleinen Hinweis auf die Handlung gibt oder das Kapitel präzise zusammenfasst, sondern auch die dazugehörige Jahreszahl. Somit gibt es eine zeitliche Orientierung für den Leser, die gerade bei Zeitsprüngen ganz hilfreich ist.
Insgesamt vergehen (hier habe ich den Prolog und den Epilog ausgelassen) 16 Jahre vom ersten bis zum letzten Kapitel. Es ist klar, dass nicht jedes Jahr ausführlich und bis ins kleinste Detail erzählt werden kann, das würde eindeutig den Rahmen sprengen. Somit fand ich das stilistische Mittel der Auslassung wirklich angebracht. Mir haben auch nie Erklärungen gefehlt, was in der ausgelassenen Zeit passiert ist, zu den wichtigsten Ereignissen gab es immer eine kurze Beschreibung.

Mir hat durchweg die Schreibweise wirklich gut gefallen. Sie war einfach, gemischt mit einigen Fachbegriffen, die auch Laien bekannt sind. Dazu gibt es an ausgewählten Stellen einen berlinerischen Dialekt, der natürlich gut zu dem Handlungsort, aber auch zu einigen Protagonisten gepasst hat. Bevorzugt die einfacheren Bürger der Stadt haben mit Dialekt gesprochen und erhielten so viel Lebendigkeit und Authentizität.

In den Handlungsverlauf wurden viele historische Ereignisse eingebunden, die in präzisen und passenden Worten beschrieben sind. Zu einigen Vorfällen hatte ich bereits Vorkenntnisse, anderes war mir tatsächlich neu. Doch man wurde von der Politik nicht überschwemmt, es gibt immer mal wieder ruhigere Kapitel, in denen das normale Leben der Bürger beschrieben wurde.

In vielen Kapiteln wurden medizinische Aspekte geklärt, was ich schon erwartet hatte. Leider war ich manchmal mit der Menge an Informationen überfordert und konnte einige Sachverhalte und Erklärungen nicht wirklich nachvollziehen. Zum einen fehlten mir natürlich die Kenntnisse und ich bin leider in der Biologie eine Niete. Die Abschnitte, in denen es solche Informationen gab, lasen sich für mich zäh und ich bin nie ganz dahinter gestiegen, was genau erklärt wurde. So wurde leider mein Lesefluss getrübt und ich war froh, dass diese medizinische Erläuterungen irgendwann weniger wurden.

Eine ganz wichtige Rolle nimmt die Frauenbewegung ein, in der sie um mehr Rechte und Freiheiten kämpfen. Dies war unglaublich spannend zu lesen und ich fand es wirklich toll, dass das Thema in den Roman aufgenommen wurde. Es hat gut in die ganze Handlung hereingepasst und gleichzeitig hat die Thematik den Roman nicht überschwemmt. Die Charité stand immer im Vordergrund, dahinter haben sich die restlichen Themen eingegliedert. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass die Frauenbewegung etwas zu kurz kommt, weil es keine ständigen Erwähnungen davon gibt oder man einige Seiten nichts zu dem Thema liest.

Als Setting dient, bis auf zwei-drei kleine Ausnahmen, durchweg Berlin. Hierbei steht natürlich die Charité im Vordergrund, sie ist der Ort, wo die meiste Handlung stattfindet. Obwohl ich schon einiges über das berühmte Krankenhaus gelesen und gesehen habe, fand ich es etwas schwierig, mir die Gebäudeanordnung vorzustellen. Einige Räume, seien es Büros, Krankenzimmer oder die privaten Zimmer der Ärzte konnte ich mir dagegen wirklich gut vorstellen, auch wenn sie nicht bis ins kleinste Detail beschrieben wurden.
Sehr lebendig und authentisch wurden die Gängeviertel dargestellt, die sofort ein Bild entstehen lassen haben und von deren Darstellung ich beeindruckt bin. Mit wenigen Worten wurde ein so klares Bild erschaffen und so makaber es klingt, fand ich viele Kapitel, die dort gespielt haben, am besten. Die ganze Stimmung der Bewohner, aber auch der ärmlichen Behausungen wurde so fassbar beschrieben, dass ich mich selbst beim Lesen nicht gut gefühlt habe.

Wie immer wird sich mein letzter Punkt um die Protagonisten drehen. Im Grunde gibt es eine recht überschaubare Anzahl an Hauptcharakteren, diese beschränken sich eigentlich auf recht wenige, die mir auch stets im Gedächtnis geblieben sind. Dazu kamen noch einige Nebenprotagonisten, mit denen ich ein paar mehr Probleme hatte. Dazu zählen eigentlich fast nur die Ärzte, die irgendwann in der Handlung aufgetreten sind oder von denen es ab und an eine Erwähnung gab. All die Namen, mit den Fachbezeichnungen konnte ich mir partout nicht merken, das waren für mich wirklich zu viele.
Die Nebencharaktere, seien es die Verwandten oder Freunde von Rahel und Barbara waren ziemlich herzlich und lebendig gezeichnet. Mit ihnen hatte ich keine Probleme und ich fand es interessant, wie unterschiedlich die ganzen Charaktere waren und welchen Interessen sie nachgingen. So wurde ein breites Bild an verschiedenen Persönlichkeiten geboten.
Stets im Vordergrund stehen Barbara und Rahel. Beides sind emanzipierte junge Frauen, die für ihre Anerkennung kämpfen, wenn auch etwas unterschiedlicherer Art. Rahel möchte von den durchweg männlichen Kollegen anerkannt werden, Barabara möchte mehr Freiheiten und Rechte für alle Frauen.
Beide waren mir nach kurzer Zeit sympathisch und fand es toll, wie unterschiedlich die Charaktere dargestellt wurden. Während Rahel zum Beispiel zurückhaltend dargestellt wurde, ist Barbara das genaue Gegenteil. So ergänzen sich die beiden Frauen vollkommen und ich fand es schön, dass sie sich angefreundet haben und in der anderen eine aufrichtige Freundin gefunden haben. Leider fand ich die Freundschaft manchmal nicht wirklich herzlich dargestellt, dann schienen sie eher steif und distanziert miteinander umzugehen.

Fazit:
Zwar konnte ich von dem Buch nicht so viel am Stück lesen, weil ich immer wieder Zeit brauchte, um alles zu verarbeiten und darüber nachzudenken, doch am Ende habe ich das Gefühl, ein ganzes Stück schlauer geworden zu sein. Mir hat die Geschichte richtig gut gefallen, ich fand es unglaublich, wie viele historische Aspekte eingebunden wurden und das diese schnell einprägsam waren.
Zwei kleine Kritikpunkte muss ich leider anbringen. Zum einen hat mir ein Personenverzeichnis gefehlt, was aber das kleinere Übel ist. Ich hatte ab und zu arge Probleme beim Lesen, wenn medizinische Sachverhalte und Forschungsergebnisse dargestellt wurden. Vielleicht habe ich auch nur Wissenslücken und eigemtlich sind diese Dinge leicht nachvollziehbar, mir haben sie etwas meine Lesefreude getrübt.