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Veröffentlicht am 13.05.2019

Die letzte Stunde

Die letzte Stunde
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Handlung:
Develish, Juli 1348
Während die Pest anfangs nur an der Küste ihr Unwesen trieb, breitet sie sich mittlerweile immer weiter ins Landesinnere aus. Ganze Landstriche werden entvölkert, die ganze ...

Handlung:
Develish, Juli 1348
Während die Pest anfangs nur an der Küste ihr Unwesen trieb, breitet sie sich mittlerweile immer weiter ins Landesinnere aus. Ganze Landstriche werden entvölkert, die ganze Bevlkerung lebt fortan in ständiger Panik, eines Tages auch Opfer der namenlosen Krankheit zu werden. Lady Anne schafft es derweil auf Develish, die Bewohner zu beruhigen, weist an, dass die Schutzbefohlenen auf ihrem Anwesen Schutz finden und vernichtet jeden Weg zur Außenwelt. So abgeschottet schafft sie es, die Pest auf Abstand zu halten, doch mit der Zeit werden mehrere Probleme deutlich. Werden die Vorräte reichen? Wie können mögliche Streitigkeiten vermieden werden? Und werden sie irgendwann vielleicht doch noch von der Pest befallen werden? Diesen und weiteren Fragen muss sich Lady Anne tagtäglich stellen bis eine ganz neue Sorge hinzukommt. Ein Mord ist geschehen und die Gemeinschaft will eine Aufklärung davon...

Meinung:
Das Cover ist stark auffallend anhand der kräftigen roten Farbe. Dazu wurde mit goldener Schrift gearbeitet, was sehr edel und hochwertig aussieht. Als Blickfang dient eine rote Blume, die ich so noch nie gesehen habe und von der ich gerne mehr erfahren würde. Insgesamt sieht es recht ansprechend aus, ich hätte es in einer Buchhandlung auf jeden Fall in die Hand genommen und näher betrachtet.

Dem Roman vorangestellt sind zwei Karten, jeweils eine von Develish und eine von Mittel-Dorseteshire. Ein sehr schönes Detail, besonders die Karte von Develish habe ich am Anfang öfter betrachtet, um die Lage von Gebäuden einzuschätzen.
Mir hat eine Aufstellung der handelnden Personen gefehlt. Bei historischen Romanen finde ich dies immer sehr sinnvoll, da meist viele Personen auftreten und manche Namen sehr ähnlich klingen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mir nicht jeden Charakter bei seinem ersten Aufftritt gemerkt habe und ein Wiedererkennen im weiteren Roman recht schwierig war.

Von der Schreibweise war ich wirklich sehr angetan. Diese wurde der Zeit des Mittelalters gut angepasst, war hochtrabend und anspruchsvoll. Ab und an gab es eine Einbindung von historischen Begriffen, diese hätten gerne in größerer Fülle eingestreut werden können.
Sehr eindrucksvoll wurde die beklemmende Stimmung in Develish geschildert. Diese war düster und bedrohlich, an vielen Stellen hat sich dies auch auf mich übertragen. Anhand dessen wurde dem Roman viel Realität verliehen, was mir richtig gut gefallen hat.
Ereignisse wurden von einem allwissenden Erzähler geschildert, dabei werden diese aus der Sicht von verschiedenen Personen erzählt, meist von Lady Anne und Thurkell.

Bei der ersten Betrachtung des Romans mit seiner Fülle hatte ich die Erwartung, dass sich die Handlung womöglich über mehrere Jahre erstreckt und war richtig überrascht, dass ich damit komplett falsch liege. Die Handlung beginnt Anfang Juni und erstreckt sich bis in den Monat September. Selten gibt es eine Angabe, wo man sich zeitlich gerade befindet, aber das reicht mir nicht. Ich hätte es richtig gut gefunden, wenn am Anfang eines jeden neuen Kapitels ein Vermerk gewesen wäre, an welchem Datum die Geschehnisse stattfinden. So hang ich zeitlich doch etwas in der Luft...

Die Protagonisten sind, mit ganz wenigen Ausnahmen, sehr modern gestimmt, lassen sich ohne Widerworte Befehle von einer Frau geben und streben alle nach Höherem und einer besseren gesellschaftlichen Stellung. An einigen Stellen fand ich dieses fortschrittliche Denken richtig gut und war überrascht, wie tief manche Kapitel auf diesen Punkt eingehen. Doch irgendwann war es auch etwas zu viel des Guten, diese Anspielungen tauchten zu oft auf und haben dem eigentlichen Hauptthema, der Pest, starke Konkurrenz gemacht.
Mit den Charakteren bin ich zwiegespalten. Manchmal fand ich sie richtig sympathisch und gut, besonders die Bauern haben mir mit ihrem einfachen und meist freundlichen Wesen gefallen. Doch gerade Lady Anne, ihre Tochter und der Leibeigene Thurkell haben oft meinen Unmut geweckt. Sie wirkten auf mich manchmal zu mechanisch, dann wieder zu gewollt liebevoll und einfach nicht richtig lebendig. Leider für mich keine gelungenen Hauptprotagonisten.
Mir ist aufgefallen, dass das ganze Denken von allen Personen stark war, stets alle Zusammenhänge begriffen wurden und alle, egal ob Knecht oder Edelmann, eine hervorragende Bildung genossen haben. Das war mir zu fortschrittlich, nicht jeder Mensch auf einem Gut konnte lesen und schreiben. Auch die schnelle Assoziation von einfachen Knechten, dass die Pest von Ratten und Flöhen übertragen wird, hat nicht ganz gepasst.

Fazit:
Ein durchaus interessanter Roman, der eine spannende Geschichte erzählt, die an vielen Stellen fast schon Krimi-Potenzial hat. Aus diesem Grund hatte ich den Roman auch so schnell ausgelesen, weil die Handlung spannend geschildert wird und mir die Schreibweise so unglaublich gut gefallen hat. Leider hat mir aber nicht alles gefallen, allen voran die drei Hauptprotagonisten waren schwierig. Trotzdem bin ich schon arg gespannt auf die Fortsetzung des Buches, die auch schon bereit liegt, um in den nächsten zwei Wochen gelesen zu werden.

Veröffentlicht am 09.05.2019

Hotel Inselblick - Wolken über dem Meer

Hotel Inselblick - Wolken über dem Meer
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Handlung:
Hamburg 1892
Eigentlich wollte sich der Kaufmann Wilhelm Stockmann während seiner Kur auf Amrum entspannen und wieder zu Kräften kommen. Schnell fühlt sich nicht nur Wilhelm, sondern auch seine ...

Handlung:
Hamburg 1892
Eigentlich wollte sich der Kaufmann Wilhelm Stockmann während seiner Kur auf Amrum entspannen und wieder zu Kräften kommen. Schnell fühlt sich nicht nur Wilhelm, sondern auch seine Familie auf der Insel heimisch. Nur die älteste Tochter Rieke ist nicht ganz glücklich mit der Entscheidung, muss sie doch all ihre Freunde zurücklassen.
Auf der Insel eröffnet die Familie Stockmann ein eigenes Hotel und damit geht für Martha ein langgehegte Wunsch in Erfüllung. Während sie alles daran setzt, um den Gästen tolle Tage zu bieten, ist Wilhelm bald Feuer und Flamme dafür, das Hotel zu erweitern. Doch nicht alles läuft von Anfang an rund, es gibt immer wieder kleinere Probleme, die geklärt werden müssen und auch mit dem Pfarrer gibt es einige Unstimmigkeiten. Und immer dann, wenn man denkt, alles geht seinen Weg kommt das Schicksal und Pläne müssen geändert werden...

Meinung:
Das Cover ist recht hübsch gestaltet, es ist durch das kräftige Rot am oberen Rand sehr auffallend. Aufgrund der Landschaft und dem niedlichen Häuschen passt es sehr gut zur Handlung und ich mag mir gerne vorstellen, dass die Dame auf dem Cover eine Frau der Familie Stockmann ist. Mich stört es, dass die Farben der Schriften stark variieren und nicht recht zueinander passen. Dadurch kommt etwas Unruhe ins Gesamtbild.

Noch bevor die eigentliche Handlung beginnt, wurden die wichtigsten Personen des Romans aufgelistet und ihre Funktion genannt. Seien es Angestellte der Familie oder Hotelgäste, fast jeder findet eine Erwähnung. Hier kann man sich direkt einen ersten Überblick machen und es fällt schnell auf, dass die Anzahl überschaubar ist (auch wenn nur die wichtigsten genannt wurden). Als ich dies entdeckt habe, war meine Hoffnung sehr groß, dass sich mit den Protagonisten viel beschäftigt wurde, damit diese lebendig und real wirken. Und genau diese Hoffnung wurde auch erfüllt.
Im Vordergrund steht natürlich durchweg die Familie Stockmann, mit ihnen kommt man am meisten in Berührung und ihre Geschichte verfolgt man. Schnell habe ich die Familie ins Herz geschlossen, ein jeder war besonders und liebenswert. Sie haben toll miteinander agiert und die Liebe und Zuneigung, die alle verbindet, war deutlich zu spüren.
Am Ende kann ich von keinem einzigen Charakter behaupten, dass er mich enttäuscht habe oder schwach hergekommen ist. Bei jedem einzelnen wurden sich viele Gedanken gemacht, sodass jeder am Ende auch einzigartig hervorgetreten ist.

Die Schreibweise hat es mir schnell angetan, sie war leicht verständlich, immer wieder mit friesischen Begriffen gespickt. Diese kamen in einer angenehmen Anzahl vor und brachten eine Natürlichkeit in den Roman, die dazu geführt hat, in die Handlung eintauchen zu können und die Außenwelt zu vergessen. Ich bin beim Lesen schnell vorangekommen und konnte mich manchmal nur schwer von dem Buch trennen. Es war einfach zu angenehm, mit der Familie Stockmann Zeit zu verbringen und sich auf die Insel zu träumen.
Nicht jedes Kapitel wurde mit dramatischen Ereignissen durchzogen. Natürlich gab es ab und an ein paar aufregendere Kapitel, die nicht zu häufig auftraten, sondern in einer angenehmen Anzahl auftraten. Dies war auch wichtig, damit keine Längen entstehen. Doch häufig wird einfach nur das normale Leben einer Familie geschildert, die auf Amrum einen Neuanfang startet. Trotzdem war die Handlung nie langweilig oder gar langatmig.
So richtig stimmend finde ich den Klappentext nicht. Es klingt, als würde eine riesengroße Katastrophe auf die Familie zukommen, die z.B.: eine weitere Existenz auf der Insel stark gefährdet oder oft habe ich gedacht, dass jemand wichtiges sterben könnte. Doch am Ende waren die Gefährungen nicht lebensbedrohlich und dramatisch, wie durch den Klappentext angedeutet.

Ein kleiner Teil der Handlung findet in Hamburg statt und der Autorin ist es wunderbar gelungen, die Stadt am Ende des 19. Jahrhunderts darzustellen. Die Einfachheit und Überfülltheit, gleichzeitig die Untschiede zwischen Arm und Reich. Häufig wirkte die Stimmung dort beklemmend und dagegen stach natürlich stark die Freiheit und Ruhe von Amrum heraus. Dort wirkt alles viel befreiender und selbstverständlich besticht die Insel mit einer einzigartigen Idylle. Mein einziger, klitzekleiner Kritikpunkt ist es, dass ich mir eine Karte der Insel gewünscht hätte, wo die wichtigsten Orte eingetragen sind. So habe ich mehrmals im Internet nachgeschaut, um die Wege verfolgen zu können, was ja auch kein Problem ist.

Fazit:
Ein ruhiger, leicht zu lesender Roman, der einen angenehmen Start einer neuen Reihe bildet. Neben der Beschreibung der Insel waren die Charaktere mein besonderes Highlight. Sie waren so liebevoll und ausführlich beschrieben, fast fühlte es sich an, als werden lebendige Menschen hier beschrieben. Schnell fand ich viele sympathisch und bin ihren Handlungen gerne gefolgt. Irgendwie hatte ich vorher nicht wirklich Erwartungen an den Roman, aber nachdem ich ihn ausgelesen habe, war es doch so, dass meine Erwartungen erfüllt wurden und ich nach der Lektüre nichts zu meckern oder verbessern habe. Für mich war das Buch schon ein Wohlfühlbuch und ich konnte mich dabei wunderbar entspannen, sodass ich mich arg auf die Fortsetzungen freue.

Veröffentlicht am 04.05.2019

June

June
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Handlung:
1955
Den Bewohnern St. Jude's steht ein aufregender Sommer bevor. Große Hollywood Stars kommen in die Stadt um dort einige Filmszenen zu drehen. Nur June lässt sich von der Stimmung nicht anstecken, ...

Handlung:
1955
Den Bewohnern St. Jude's steht ein aufregender Sommer bevor. Große Hollywood Stars kommen in die Stadt um dort einige Filmszenen zu drehen. Nur June lässt sich von der Stimmung nicht anstecken, sie steht kurz vor ihrer Hochzeit und will sich auf ihr künftiges Leben vorbereiten. Bis June durch einen Zufall den großen Frauenschwarm und Filmstar Jack Montgomery kennenlernt. Ihre Welt und ihre Pläne werden komplett auf den Kopf gestellt...

2015
Cassie hat das Haus ihrer Großmutter June in der Kleinstadt St. Jude geerbt. Sie ist ziellos, hat gerade eine Trennung hinter sich und kommt nur schwer über einen Streit vor dem Tod der Großmutter hinweg. Dazu kommen noch Sorgen um das Haus Two Oaks, es hat bessere Zeiten hinter sich und einige Reparaturen stehen an. Cassie kann sich nicht dazu aufraffen, sich darum zu kümmern. Eines Tages steht ein junger Herr vor der Tür und eröffnet Cassie, dass sie erneut geerbt hat. Von einer ihr vollkommen unbekannten Person...

Meinung:
Das Cover finde ich richtig schön, es ist herrlich altmodisch und nostalgisch. Mir gefallen die gedeckten und ruhigen Farben, dadurch fällt der Titel stark ins Auge und wirft die Aufmerksamkeit auf das Buch. Ein schönes Cover, dass mich auf den ersten Blick angesprochen hat und irgendwie besonders wirkt.

Lange Zeit stand das Buch auf meiner Wunschliste, Ende letzten Jahres habe ich es als Mängelexemplar in einen richtig guten Zustand gefunden und nun bin ich endlich dazu gekommen, mit dem Lesen zu beginnen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich mal eine Leseprobe davon gelesen hatte und diese mir richtig gut gefallen hat. Doch als ich das Buch aufgeschlagen habe und mit der Lektüre begonnen habe, war ich nicht mehr ganz so begeistert von dem Anfang. Direkt am Anfang wird beschrieben, wie das Haus fühlt und auch lebt. Eine schöne Vorstellung, was ich an sich auch recht gut beschrieben fand. Bis dann Cassie ihren ersten Auftritt hatte. Cassie ist ein gewöhnungsbedürftiger und seltsamer Charakter, mit dem ich durchweg meine Probleme hatte und sie hat mir den Einstieg in den Roman auch erschwert.
Cassie lässt sich arg hängen und suhlt sich nur in ihrem Selbstmitleid über all das, was in ihrem Leben schief gelaufen ist. Ich war schnell genervt von ihr und war froh, als es den ersten Zeitsprung in das Jahr 1955 gab.
Zum Glück hat sich Cassie stark entwickelt und auf den vielleicht letzten 50 Seiten fand ich sie dann doch ziemlich in Ordnung und konnte mich besser mit ihr anfreunden. Ab einem bestimmen Moment hatte sich Cassie wieder besser im Griff und hat begonnen, wieder richtig zu leben und nicht nur zu existieren.

Dort war ich überrascht, es wurde schnell deutlich, dass sich die Geschichte mehr um Lindie, die beste Freundin von June dreht, als um diese. Anhand des Klappentextes waren meine Vorstellungen andere, damit hatte ich nicht gerechnet. Auch am Ende muss ich sagen, dass es mir besser gefallen hätte, mehr von June zu erfahren und die Dinge aus ihrer Sicht zu beschreiben. So kam die titelgebende Figur etwas zu knapp und ihr Charakter war dadurch auch zu steif und Abstand haltend. Mir fiel es schwer, zu ihr eine Bindung aufzubauen oder sie überhaupt einzuschätzen.
Lindie ist ein junger und ziemlich naiver Charakter, sie war eigentlich in Ordnung, wenn sie sich nicht so stark in das Leben anderer eingemischt hätte. Dadurch wirkte sie sehr jung und verletzlich, wollte, dass sich nichts ändert und ihr ganzes Leben so weitergeht, wie zu Zeiten des Filmdrehs. Gegenüber June war sie zu klammernd, an anderen Stellen fand ich ihre Art wieder niedlich. Für mich war Lindie der einzige Charakter, den ich mir auch bildlich vorstellen konnte und sie war am lebendigsten dargestellt.

Angenehm fand ich die Schreibweise, diese war anhaltend gut und einfach. Das Buch ließ sich flüssig und schnell lesen, ich hatte es innerhalb von vielleicht vier Tagen ausgelesen. Manchmal hatte ich ein paar Probleme mit den Namen von Nebencharakteren, diese wurden nur kurz genannt und dann tauchten sie erst nach einer längeren Zeit wieder auf. Da fiel es mir schwer, diese zuzuordnen und es wäre gut gewesen, wenn expliziter angegeben wäre, welche Rolle die Person spielt, d.h. ob sie Einwohner von St. Jude ist oder dem Filmteam angehört usw.
Manchmal tauchen einige Längen auf, in denen die Handlung stagniert und gefühlt gar nichts passiert. Dies war meist bei Cassies Abschnitten, manche Kapitel von ihr waren wie Lückenfüller um die Handlung zu strecken.
Vollkommen überflüssig empfand ich die Liebesgeschichte von Cassie mit einem plötzlich auftauchenden Gast. Das war doch etwas zu konstruiert und oberflächlich, echte Gefühle wurden keine an den Leser übertragen.

Fazit:
Ich hatte so große Hoffnungen, dass mir der Roman gefällt und ich hatte mich so auf das Lesen gefreut. Doch so richtig umhauen konnte mich die Handlung nicht. Dafür gab es doch einige Fakten, die mir nicht gefallen haben und das Lesen erschwert haben. Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt und es gibt für mich einiges an Verbesserungsbedarf.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Das Weingut - Aufbruch in ein besseres Leben

Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben
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Handlung:
Weißenburg im Elsass 1871
Nach der fürchterlichen Enthüllung von Franz' Vater sieht Irene nur einen Ausweg. Die schwangere junge Frau verlässt ihren Verlobten heimlich und bringt ihren Sohn in ...

Handlung:
Weißenburg im Elsass 1871
Nach der fürchterlichen Enthüllung von Franz' Vater sieht Irene nur einen Ausweg. Die schwangere junge Frau verlässt ihren Verlobten heimlich und bringt ihren Sohn in einer anderen Stadt zur Welt. Dort verdingt sich die Frau in einer Textilfabrik, wo sie tagtäglich hart schuften muss. Und das für einen geringen Lohn, der kaum zum überleben ausreicht. Gegen diese Umstände rebelliert der Arbeiterführer Josef und Irene ist von seinen Ansichten begeistert. Schon bald wünscht sich Josef mehr als nur eine freundschaftliche Beziehung. Doch ist Irene dazu bereit, ihren geliebten Franz für immer aufzugeben?
Gleichzeitig macht sich Franz große Gedanken um seine Geliebte und versucht, sie zu finden. Außerdem steht er vor seinem 21. Geburtstag und damit vor dem festgelegten Alter, nachdem er über das Vermögen seines Großvaters bestimmen kann. Doch dafür muss er die französische Staatsbürgerschaft beibehalten, was seinem Vater nicht sonderlich in den Sinn passt. Franz sieht eine Zukunft vor sich, in der er auf jeden achten muss und muss einige Wortgefechte überstehen, um eine führende Rolle im Weinbetrieb zu erhalten.

Meinung:
Das Cover finde ich recht hübsch, es ist definitiv schön gestaltet und gibt durch die Weinreben, das Gutshaus und die Landschaft im Hintergrund Details des Inhalts wieder. Ich finde es etwas schade, dass die Schriftfarben so unterschiedlich sind, von einem satten Rot des Titels hin zu einem hellblauen Autorennamen, der Untertitel wiederum in schwarz. Der Verlag wurde unten in weiß abgebildet. Das ist mir doch etwas zu viel, eine Beschränkung auf zwei Farben hätte ich besser gefunden.
Es liegt eine Klappbroschur vor, das Cover ähnelt dem ersten Teil und es wirkt ziemlich harmonisch. Mich stört leider die Griffigkeit des Buches etwas, es liegt nicht glatt in der Hand sondern die Broschur wurde aus einem besonderen Material hergestellt. Ich kann leider nicht genau benennen, wie das Material heißt, ich finde es nicht ganz so bezaubernd und angenehm.

Direkt beim ersten Aufschlagen findet der Leser Ausschnitte aus Werken vor, die man zuerst nicht ganz einordnen kann, deren tieferer Sinn sich erst bei dem Lesen ergibt. Darin wird die Lage der Arbeiter beschrieben und ich hatte diese zwischenzeitlich vergessen. Erst als ich den Roman beendet hatte, habe ich wieder daran gedacht und in Zusammenhang mit den Nachwort und natürlich der Handlung finde ich dies ein schönes Extra, welches die wirkliche Arbeitssituation nochmals gut zusammenfasst.
Direkt darauf folgt ein Personenverzeichnis mit Details und Familienverhältnissen. Hier gibt es eine Unterteilung in verschiedene Kategorien, historisch belegte Persönlichkeiten wurden besonders markiert. Bevor ich mit dem Lesen begonnen hatte, habe ich mir die Aufstellung einmal durchgelesen, sofort waren mir die Namen wieder bekannt und mir sind Zusammenhänge wieder eingefallen. Ich fand es sehr hilfreich, dass die Namen so ausführlich abgedruckt wurden. Es tritt eine Vielzahl an Charakteren auf und ab und an kann man doch ein bisschen durcheinander kommen.

Ich kann mich noch daran erinnern, dass im ersten Teil eine Karte gab, die mir stark dabei geholfen hat, die Orte zu lokalisieren. Hier war dies leider nicht vorhanden und ich habe mir als Gedankenstütze und zum besseren Verständnis den Auftaktroman wieder rausgesucht, um diese Karten zu nutzen. Ich finde es richtig schade, dass die Karten nicht auch in dieser Ausgabe gedruckt wurden.

Ich muss sagen, dass mir der Einstieg in den Roman recht schwer fiel. Ich habe mich richtig auf das Lesen gefreut, nachdem ich den ersten Teil richtig gut fand. Doch es lag zu viel Zeit zwischen den Teilen und ich hatte nicht mehr alle Details und Geschehnisse im Kopf. Dadurch war es für mich wie ein Sprung ins kalte Wasser und ich musste mich an alles gewöhnen und in meinem Gedächtnis kramen. Bei diesem Buch ist es wirklich absolute Pflicht, den ersten Teil zu kennen und gelesen zu haben, um der Handlung folgen zu können. Natürlich hat das ab und an den Lesefluss gestört.

Alle Geschehnisse werden von einem allwissenden Erzähler preisgegeben, der zu jedem Thema Hintergründe weiß, aber nicht immer sein Wissen komplett preisgibt. Doch gerade die Andeutungen, dass es noch weitere Geheimnisse gibt und diese sehr wahrscheinlich im weiteren Verlauf gelüftet werden, hat mir richtig gut gefallen. So blieb die Spannung durchweg hoch und ich habe mit Freude weitergelesen.
Die Schreibweise war angenehm, einfach gehalten, aber auch mit Gebrauch vieler Fachbegriffe. Teilweise fand ich Vorgänge, gerade die der Weinherstellung, doch etwas kompliziert beschrieben, für mich als Laien war es schwer, diese nachzuvollziehen. Besonders ansprechend und berührend geschrieben waren die Vorgänge in den verschiedenen Fabriken, da wirkte alles sehr lebendig und ich habe unglaublichen Respekt vor den Menschen von damals, die Tag und Nacht gefühlt nur gearbeitet haben.

Doch gerade auch bei solchen Stellen wie gerade eben genannt, wird deutlich, dass die Autorin viel Zeit in eine ausführliche und genaue Recherche gesteckt hat, um alles aussagekräftig und direkt zu beschreiben. In die Handlung eingebunden wurden einige Ereignisse, die sich tatsächlich so zugetragen haben und dem Roman dadurch viel Authentizität verliehen haben. Im Nachwort wird dann genau zwischen Wahrheit und Fiktion unterschieden, außerdem gibt es Hinweise auf genutzte Literatur.
Trotz der guten Recherche waren die historischen Ereignisse manchmal etwas zu kompliziert oder knapp beschrieben, ich hätte mir mehr Details gewünscht oder das die Taten langsamer erzählt wurden. Manchmal waren doch einige Details auf sehr wenige Seiten gequetscht, was mir zu hektisch geschrieben war.

Viele Protagonisten waren mir noch aus dem ersten Teil bekannt und durch ihr Auftreten wurden bei mir sofort wieder Erinnerungen geweckt. Sie haben ihre Charakterzüge behalten und sind sich treu geblieben. Ich fand es diesmal interessant zu betrachten, wie sich gerade Franz, aber auch Mathilde entwickelt und verändert. Das wurde immer deutlicher und ich fand diese Entwicklung richtig gut. Aus den Geschwistern wurden richtige Erwachsene, die ihre jugendlichen Züge so gut wie abgelegt haben und die aus Erlebnissen stärker geworden sind.

Fazit:
Ein guter zweiter Teil, den ich trotz der knapp 700 Seiten innerhalb von fünf Tagen verschlungen habe. Allgemein fand ich die Handlung richtig spannend und fand die erzählerischen Sprünge zwischen den Orten und damit auch den Personen sehr gut. So kam immer wieder Abwechslung und natürlich auch Spannung in die Handlung. Doch es gab auch kleine Kritikpunkte, u.a. manche Beschreibungen der Weinherstellung oder die Wiedergabe von historischen Ereignissen. Trotz allem bin ich nach der Leseprobe für den dritten Teil unglaublich gespannt, wie alles weitergehen wird und welche Geheimnisse noch gelüftet werden.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Zwei Handvoll Leben

Zwei Handvoll Leben
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Handlung:
1913
Auf Gut Feltin lebt Charlotte als einziges Kind von Richard und Cäcilia. Sie alle unterstehen dem Wort des Vaters und fürchten sich vor seinen Zornausbrüchen. Richard will seinen Besitz ...

Handlung:
1913
Auf Gut Feltin lebt Charlotte als einziges Kind von Richard und Cäcilia. Sie alle unterstehen dem Wort des Vaters und fürchten sich vor seinen Zornausbrüchen. Richard will seinen Besitz stets mehren und fürchtet, dass ein möglicher Ehemann seiner Tochter nur auf das Gut und die Ländereien aus ist. Im Großen und Ganzen ist Charlotte vollkommen zufrieden und besonders freut sie sich darauf, von ihrer Tante in die Leipziger Gesellschaft eingeführt zu werden, noch dazu ist sie zum ersten Mal verliebt. Doch dann kommt der Krieg und verändert ihr Leben.

Währenddessen lebt Anna mit ihrer Familie im Spreewald in beischeidenen Verhältnissen. Um ihrer Tochter eine aussichtsvolle Zukunft zu bieten, zahlen die Eltern ihr eine Ausbildung zur Schneiderin, die sie mit Bravour meistern. Doch auch sie trifft der Krieg, ihr Jugendfreund gilt als vermisst und Anna begibt sich nach Berlin, in der Hoffnung, dort eine Anstellung zu finden. Nach einigen Tagen liest Anna, dass im berühmten und luxuriösen Berliner Kaufhaus KaDeWe Verkäuferinnen gesucht werden. Das ist doch ihre große Chance...

Viele Jahre später lernen sich Anna und Charlotte kennen und merken, dass ihre Lebensgeschichten viele Unterschiede, doch auch einige Gemeinsamkeiten aufweisen...

Meinung:
Das Cover hat mir schon auf Fotos im Internet gut gefallen, in echt sieht es nochmal schöner aus. Alles ist stimmig und rund, jedes Detail passt. Durch die lila-Töne wirkt es sehr warm und einladend, man fühlt sich fast gezwungen, das Buch in die Hand zu nehmen, es näher zu betrachten und darin zu blättern. Im Hintergrund ein Teil des KaDeWe, welches eine große Rolle spielen wird, im Vordergrund laufen zwei Frauen, die vertraut erscheinen. Ich bilde mir gerne ein, dass es sich hierbei um Charlotte und Anna handelt, die beiden Hauptprotagonisten des Romans.

Es findet eine Unterteilung in zwei Bücher statt, das erste Buch behandelt die Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg, der zweite Teil bezieht sich eher auf die Zeit kurz vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. In dieser Zeit vergehen viele Jahre, als Leser hat man Anna und Lotte aufwachsen sehen, hat mit ihnen Höhen und Tiefen erlebt. Auch wenn nicht immer eine explizite Jahreszahl oder zeitliche Einordnung stattfindet, entstand bei mir nie das Gefühl, etwas zu verpassen oder wichtige Dinge nicht zu erfahren. In jedem Kapitel wurde stets das Wichtigste aus dem Leben der beiden Damen beschrieben und ab und an gab es noch ein paar zusätzliche Informationen.
Die kurz gehaltenen Kapitel haben stets den Namen der Dame dastehen, deren Erlebnisse gerade geschildert werden. Oft umfassen die Abschnitte bloß vier bis fünf Seiten uns lassen sich fix lesen, was sehr praktisch ist, wenn nicht viel Zeit zum lesen da ist.

Als Erzählperspektive wurde ein personaler Erzähler gewählt, der die Handlung aus zwei Perspektiven erzählt. Dies findet stets ohne Wertung statt, diese fließt erst durch die Worte und Taten von den handelnden Personen ein. Somit ist es möglich, sich als Leser selbst eine Meinung zu bilden und die Personen frei einzuschätzen. Ab und an gibt es leichte Tendenzen, dass die Sympathie ein wenig in bestimmte Richtungen gelenkt wurde, dies findet jedoch verborgen statt und ist nicht stark auffallend. Eher helfen die besagten Personen durch ihre Taten, einen negativen Eindruck beim Leser zu hinterlassen.

Der Roman wird beherrscht von einer äußerst angenehmen Schreibweise, die neben der spannenden Handlung stark dazu beiträgt, das Werk nicht mehr aus der Hand legen zu wollen. Einmal angefangen mit Lesen fiel es mir unglaublich schwer, das Buch aus der Hand zu legen und eine Pause zu machen. Eine Folge dessen war es leider, dass ich das Buch schnell ausgelesen hatte, wo ich doch gerne noch mehr Zeit mit Anna und Lotte verbracht hätte,
Für mich ist es der Autorin besonders gut gelungen, die verschiedenen Stimmungen einzufangen, die in manchen Situationen herrschen. Sei es eine schlechte Laune von Protagonisten, die unangenehme Stimmung bei Streitigkeiten oder bei Partys, auf denen die Protagonisten manchmal lieber nicht gewesen wären. Diese waren so spürbar und lebendig beschrieben, dass man sich fast als Teil des Romans gefühlt hat.

Mit der Darstellung von Anna und Lotte wurden zwei starke Frauen gewählt, deren Leben bewegt war. Ich finde es ist der Autorin exzellent gelungen, ihnen Leben einzuhauchen und diese packende Lebensgeschichten zu erzählen. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass hier zwei reale Geschichten erzählt werden. Doch aus jeder Zeile sticht deutlich heraus, wie tiefgehend die Autorin nicht nur in dem Leben ihrer Großmütter gegraben und geforscht hat, sondern auch in der allgemeinen Geschichte.
Beide Geschichten der Damen sind wirklich interessant geschrieben, was vor allem an deren sympathischen und freundlichen Wesen liegt. Sie sind in vollkommen unterschiedlichen Lebensumständen aufgewachsen, während Charlotte die einzige Tochter eines Gutsbesitzers ist, lebt Anna mit ihren Eltern in bescheidenen Umständen im Spreewald. Im Laufe der vielen Jahren werden sie älter und reifer, man kann die Wandlung von schüchternen Mädchen zu selbstbewussten Frauen mit Zielen deutlich mit ansehen. Sie stechen unter der Menge an Charakteren deutlich heraus und ich habe sie gerne auf ihrem Weg begleitet. Anna und Lotte waren mir stets freundliche Wesen, die viel geschafft haben und einiges aufgeben mussten. Ich habe mit ihnen gelitten und mich gefreut, ich hätte beide gerne persönlich kennengelernt, sie müssen fantastische Frauen gewesen sein.

Leider finde ich den Klapptext des Buches nicht hundertprozentig stimmend. Es wird angedeutet, dass Anna und Charlotte sich durch die Ehe ihrer Kinder kennenlernen und sich einander offenbaren. Das stimmt, doch durch die Erwähnung im Klapptext habe ich darauf gewartet, wann dieses Treffen stattfinden wird. Nicht wie anfangs angenommen, ungefähr zur Mitte des Buches, sondern ein Treffen findet erst gegen Ende des Romans statt. Das ist etwas irreführend und hätte anders formuliert werden können.

Fazit:
Schon als ich den Roman in der Verlagsvorschau des Droemer Knaur Verlages gesehen habe, hatte ich gedacht, dass mir der Roman ziemlich gut gefallen könnte. Nach wenigen Seiten hat mir die Handlung richtig gut gefallen und am Ende bin ich mehr als begeistert von dem Roman. Mir fällt kein einziger Punkt ein, der mir nicht gefallen hat oder den ich negativ bewerten würde. Ich habe nichts zu meckern und muss ehrlich zugeben, dass das Buch mein bisheriges Highlight des Jahres war. Ein toller Roman, den ich jedem ans Herz legen möchte.