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Veröffentlicht am 20.03.2019

Gut Greifenau - Morgenröte

Gut Greifenau - Morgenröte
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Handlung:
Gut Greifenau 1944
Noch immer dauert der Krieg an und auch auf dem Gut Greifenau werden die Folgen immer deutlicher. Männer werden eingezogen, zurück bleiben fast nur Damen, welche den Betrieb ...

Handlung:
Gut Greifenau 1944
Noch immer dauert der Krieg an und auch auf dem Gut Greifenau werden die Folgen immer deutlicher. Männer werden eingezogen, zurück bleiben fast nur Damen, welche den Betrieb am laufen halten sollen. Auch in der Gutsfamilie gibt es einige Probleme. Auf Konstantin wurde ein hinterhältiger Anschlag verübt, Alexanders Träume sind in die Ferne gerückt, scheinen unerreichbar. Und auch für Katharina stehen die Sterne schlecht. Noch immer wird an der Verlobung mit Ludwig von Preußen festgehalten. Ob es den drei Geschwistern am Ende gelingt, glücklich zu werden und ob sie sich ihre Träume erfüllen werden können? Und werden alle Familienmitglieder den Krieg überleben können?

Meinung:
Die Cover der Saga wurde alle sehr ähnlich gehalten, wodurch es eine schnelle Wiedererkennung gibt. Ich finde es nicht so gelungen, dass die Schriftfarbe des Titels in einer anderen Farbe abgedruckt wurde als der Name der Autorin. Zwar wurde dieser recht klein gedruckt, aber es ist nicht ganz stimmig und hätte besser gelöst werden können. An sich gefällt es mir ganz gut, auch wenn ich sagen muss, dass es von der Reihe nicht mein Favorit ist.

Wie schon bei den beiden bisherigen beiden Teilen, gibt es auch hier eine Auflistung der handelnden Personen, diese waren in verschiedene Kategorien unterteilt, von der adligen Familie, über die Dienstboten und die sonstige Personen. Das habe ich zugegebenermaßen nicht gebraucht, viele Protagonisten waren alte Bekannte und diese habe ich sofort wiedererkannt.
Weiterhin gibt es eine Darstellung von den verschiedenen Gebäuden des Gutes, über eine Karte von dem Dorf und des nord-östlichen Teils von Deutschland und Polen.

Schon von den beiden ersten Teilen war ich eine lockere, angenehme Schreibweise gewöhnt. Genau das hat sich auch in diesem Teil wieder gezeigt, ich hatte Freude daran, den Roman zu lesen, der Handlung zu folgen und die Protagonisten wiederzusehen.
Es gibt einen direkten Einstieg in die Geschichte, die Handlung setzt genau dort ein, wo sie beim letzten Mal aufgehört hat. Dadurch hatte ich keine Probleme, direkt wieder in die Handlung einzutauchen, schnell sind mir viele Details und Hinweise wieder eingefallen.

Geschickt wurden historische Ereignisse eingebaut, diese waren in Fülle vorhanden, haben den Leser aber nicht überfordert. Es wurde genau beschrieben, was in der Politik und im Volk geschehen ist. Und auch wenn man nicht jedes Detail des Krieges kennt, ist alles sehr verständlich erklärt. An genau diesen Stellen wurde auch deutlich, wie viel Mühe sich die Autorin mit der Recherche gegeben hat, jede Aussage wirkte sicher und hatte Hand und Fuß. Ich habe hier an einigen Stellen dazugelernt, mir waren Einzelheiten nicht so bekannt und wünsche mir mehr so ausgiebig und genau recherchierte Lektüre.

Während in den letzten Romanen ein Hauptteil der Handlung noch auf gut Greifenau stattgefunden hat, findet hier vieles auch in Berlin oder anderen Orten statt. Besonders lebendig und ausführlich wurde das Gut beschrieben, es hat sich in all den Romanen perfektioniert und war mein liebster Handlungsort. Dort herrscht eine Idylle, die mir richtig gut gefällt und die Dynamik wirkt dort am authentischsten und einfach rund. Das ganze Miteinander von Dienstboten und der adligen Herrschaft, die Beschreibung der Gebäude und Zimmer. Alles wirkte hier komplett stimmig und durchdacht, während mir die Beschreibung der Stadt meist zu hektisch und ungenau war. Es fiel mir schwer, mir Straßen, Orte und Wohnungen vorzustellen. Wahrscheinlich hat genau das auch die Zeit perfekt wiedergespiegelt, aber damit anfreunden konnte ich mich nicht.

Die Protagonisten waren gewohnt liebevoll oder biestig, sie sind die alten geblieben, haben ihren Charakter behalten und sind ihren Zielen treu geblieben. Eine Wandlung war hier nicht so stark bemerkbar, allerdings ist der Handlungszeitraum auch begrenzter, er erstreckt sich über nicht mal über zwei Jahre, die Handlung beginnt Ende 1917 und endet im Sommer 1919.
Am beeindruckendsten dargestellt war hier Katharina. Von einem doch etwas verzogenen Mädchen, zu einer trotzigen jungen Frau hin zu einer selbstbewussten, sicheren und sympathischen Frau mit klar formulierten Zielen und der Gabe, sich an Situationen anzupassen. Und das, obwohl sie mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde und nie zuvor wirklich arbeiten oder um ihr Überleben kämpfen musste. Katharina hat eine unglaublich positive Wandlung durchgemacht, die sie mir nahe gebracht hat. Am Ende war sie neben der Dorflehrerin Rebecca Kurscheidt meine Heldin des Romans.
Etwas verwundert war ich mit der Zeit von Konstantin. Hier hat er viele neue Seiten gezeigt, die bisher nie so deutlich wurden. Er wirkte im gesamten Auftreten düsterer und ernsthafter, nicht mehr der junge Bursche, der er vor und am Anfang des Krieges war. Auch eine interessante Entwicklung, er tritt würdevoller und teilweise auch noch menschlicher auf.
Alle anderen Charaktere sind sich treu geblieben, ich hätte mir gewünscht, dass Alexander ein paar mehr Auftritte hat oder seine Streiche spielt, die man einfach schon von ihm kennt. Doch gleichzeitig wurde dadurch deutlich, dass auch der bisherige Lausbub erwachsen geworden ist und die Dinge ernsthafter angeht.

Fazit:
Nachdem der zweite Teil mit einem krassen Cliffhanger geendet hat, war ich sehr gespannt auf den finalen Teil und kann glücklicherweise sagen, dass er mich wieder vollkommen überzeugen konnte. Ich würde sogar sagen, dass es mein liebster Teil war, es ist viel passiert, was mich überrascht hat und womit ich absolut nicht gerechnet hätte. Außerdem hat mir die Entwicklung von Katharina einfach unglaublich gut gefallen, sie ist endlich so geworden, wie ich sie mir gewünscht habe.
Eine großartige Reihe, die mir wirklich gut gefallen hat und bei der alle drei Teile für mich gelungen sind. Ich bin schon gespannt, in Zukunft mehr von der Autorin zu hören und hoffe auf weitere, ebenso spannende und perfekt recherchierte Romane!

Veröffentlicht am 14.03.2019

Das Modehaus - Töchter der Freiheit

Das Modehaus - Töchter der Freiheit
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Handlung:
Frankfurt 1914
Fanny lebt in den goldenen Zwanzigern und hat große Pläne. Ihre Leidenschaft für Mode wurde ihr in die Wiege gelegt, hat doch die Mutter selbst einen Miederladen. Doch Fanny will ...

Handlung:
Frankfurt 1914
Fanny lebt in den goldenen Zwanzigern und hat große Pläne. Ihre Leidenschaft für Mode wurde ihr in die Wiege gelegt, hat doch die Mutter selbst einen Miederladen. Doch Fanny will Kleiderträume erschaffen, die der Frau Freiheit geben und sie weg von dem Korsett bringen. Klammheimlich verschwindet Fanny nach Paris, um sich dort ein Standbein als Modeschöpferin aufzubauen.

Frankfurt 1946
Der Zweite Weltkrieg ist vorbei. Lisbeth kämpft nicht nur um das Überleben von sich und ihrer Familie, sondern will auch das Modehaus ihrer Eltern wieder aufbauen. Dazu findet Lisbeth besondere Ideen, wird erfinderisch und überwindet Höhen und Tiefen, trifft einen besonderen Menschen und am Ende wird ihre Welt auf den Kopf gestellt...

Frankfurt 1971
Rieke führt ein zufriedenes Leben als Ehefrau, Mutter und Hausfrau. Ihr Bruder Martin leitet währendessen das Familienunternehmen, an dem auch Rieke sehr hängt. Bis Martin eine folgenschwere Entscheidung trifft und die Karten für Rieke neu gemischt werden. Sie steht vor der Entscheidung: die Liebe oder eine Karriere...

Meinung:
Das Cover gefällt mir wirklich gut, es spiegelt den Inhalt und die Themen des Romans ein Stück weit wieder. Im Vordergrund des Romans stehen drei starke Frauen mit einem Ziel, die gut durch die Dame auf dem Bild dargestellt werden. Anhand ihrer auffallenden Kleidung sticht sie stark ins Auge und zeigt ein Thema des Romans auf. Insgesamt finde ich die Farben stimmig und passend, es ist ein schönes Gesamtbild und gefällt mir.

Es gibt drei Zeitstränge, in einem immer gleichen Wechsel reist man mit Fanny, Lisbeth und Rieke durch die Zeit, lernt sie kennen und lüftet mit ihnen Geheimnisse. Zu Beginn eines jeden neuen Kapitels steht der Name und eine Jahreszahl, wodurch es immer eine klare Abgrenzung zwischen den Zeiten gab.

Es gibt einen interessanten Einstieg in den Roman, welcher erst ganz am Ende der Buches Sinn macht. Hier werden schon Geheimnisse angedeutet, die mit der Zeit gelüftet werden. Danach gibt es einen direkten Einstieg in die Handlung, welche stets spannend und angenehm geschildert wurde. Die Autorin Julia Kröhn nutzt eine leichte, gut und einfach verständliche Sprache, die den Roman zu einem Lesevergnügen werden lässt.
Nicht nur die Mode, das Modehaus König, sondern auch ein roter Schal zieht sich wie ein Faden durch den Roman und tauchen immer wieder auf. Das war ein Detail, das mir wirklich gut gefallen, es hat die Geschichte an sich rund gemacht.

Als Setting dient durchweg Frankfurt, allerdings zu verschiedenen Zeiten und somit auch zu verschiedenen Zuständen. Besonders bei Lisbeths Erzählungen wurde die Stadt ausführlich beschrieben und eindrucksvoll gezeigt, wie die Stadt nach dem Krieg aussah und wie das alltägliche Leben ablief.

Im besonderen Mittelpunkt stehen die drei Damen und sie wurden wirklich genau und stark dargestellt. Lange Zeit habe ich besonders mit Fanny sympathisiert, ihre Erlebnisse und auch die Zeit der goldenen Zwanziger hatte für mich einen besonderen Reiz. Doch irgendwann ließ das leider für mich nach, Fanny wurde für mich zu unsicher und unentschlossen, sie hat sich häufig treiben lassen und ihr Leben nicht richtig in die Hand genommen. Genau das hat mich auch bei Rieke gestört, mit ihr wurde ich gar nicht richtig warm. Ihr Leben war zu sehr von anderen und auch von gesellschaftlichen Normen bestimmt, teilweise hatte ich das Gefühl, dass sie jeder in eine andere Richtung schieben wollte und sie dadurch ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse vergessen hat.
Lisbeth war eigentlich durchweg die Stärkste und ich konnte sie nur durchweg für ihre Tatkraft, ihren Erfindungsreichtum und ihr Durchhaltevermögen bewundern. Als Charakter war sie etwas schwierig, sie war ein ernster und strenger Mensch, mit dem ich mich schwer getan habe. Sie hatte gefühlt nur sehr wenig Herzlichkeit und dadurch fiel es mir schwer, eine Bindung zu ihr aufzubauen.

Fazit:
Eine wirklich interessante Handlung mit Frauen, die auf den ersten Blick sympathisch wirken und tolle Charakter sind, aber auf Dauer eher schwierig werden und ihren ersten positiven Eindruck verlieren. Ansonsten finde ich, dass es geschickt gelöst wurde, wie sich die Geheimnisse und alle Probleme aufgelöst haben und alles rund wurde. Besonders gut gefallen hat es mir, wie immer der Zahn der Zeit getroffen wurde und die verschiedenen Jahrzehnte einfach und gut dargestellt wurden.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta

Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta
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Handlung:
In dem zauberhaften Pariser Stadtteil Saint-Germain führt Monsieur Dominique schon seit vielen Jahren seinen Blumenladen L'Étoile Manquante. Er ist verwitwet, führt ein recht ruhiges Leben und ...

Handlung:
In dem zauberhaften Pariser Stadtteil Saint-Germain führt Monsieur Dominique schon seit vielen Jahren seinen Blumenladen L'Étoile Manquante. Er ist verwitwet, führt ein recht ruhiges Leben und wird mit den Jahren immer vergesslicher.
Zwei seiner Stammgäste? Mercedes und Tilde, zwei alleinstehende Spanierinnen, die seit 40 Jahren in Paris leben und doch ihre Geheimnisse voreinander haben. Die drei Personen verbindet eine besondere Art von Freundschaft, sie hängen aneinander, halten aber auch Distanz zueinander.
Bis sich Monsieur Dominique eines Tages beschließt, für den Blumenladen eine Aushilfe zu suchen, bevorzugt mit einem floralen Namen. Darauf meldet sich Violeta, sie lässt eine unglückliche Liebe hinter sich, will sich aus den Zwängen ihrer Eltern befreien und weiß derzeit nicht recht, was sie mit ihrem Leben anfangen will. Die vier geben sich gegenseitig Kraft und neuen Lebensmut, bis Mercedes sich merkwürdig verhält...

Meinung:
Das Cover finde ich wirklich schön gestaltet, es ist zauberhaft gestaltet und wirkt sehr stimmig. Die Farben sind alle strahlend, gleichzeitig auch etwas gedeckt wirkend, als läge ein Schleier über dem Bild. Mir gefällt die Schriftfarbe nicht hundertprozentig, sie hebt sich zwar heraus, wirkt aber etwas fehl am Platz.

Als Setting wurde zu großen Teilen Paris gewählt, was an sich eine gute Grundlage für den Roman ist und auch an einigen Stellen zum träumen einlädt. Hier wurde die Stadt jedoch manchmal ziemlich schwammig beschrieben und wirkte auf mich dadurch nicht real, sondern wie eine Traumstadt. An sich mag das ganz gut zu der Handlung gepasst haben, mir fehlte die Lebendigkeit. Am besten beschrieben wurde der Blumenladen von Monsieur Dominique, der einfach nur herrlich ist und viel Charme hat. Ihn habe ich mir gerne bildlich vorgestellt und das war definitiv mein Highlight des Romans.

Es gibt einen wirklich guten und interessanten Start in den Roman. Die Handlung wird vielfältig und spannend beschrieben, man bekommt einen ersten, umfassenden Blick auf die Charaktere und alles wirkt nicht so eingerostet, sondern etwas sprunghaft und poetisch. Besonders die ersten 100 Seiten waren spannend, wunderschön geschrieben und besonders.
Doch irgendwann ließ das nach. Die Schreibweise war durchweg poetisch und märchenhaft, ab und an hätte ich mir mehr Abschnitte gewünscht, die „normal“ geschrieben sind und wo nicht alles so stark ausgeschmückt und verziert wird. Außerdem kommt irgendwann einfach kein Schwung mehr in die Handlung, es wird eintöniger und die Handlung kann mich einfach nicht begeistern oder mitziehen, dafür passiert teilweise seitenlang zu wenig. Somit kommen dann auch Längen, die mir die Lust am Lesen genommen haben. Weiterhin gab es einige Stellen, die mir zu fern der Realität waren, u.a. das Auftauchen eines Geistes, das Lebendigwerden von Blumen oder einfache Handlungen wie einen Kaffee trinken zu gehen, ohne den Blumenladen abzuschließen.

Mit den Protagonisten hatte ich so meine Probleme. Anfangs fand ich einige richtig gut und lebendig, sympathisch und toll dargestellt. Sie hatten Eigenarten und waren besonders, obwohl es von ihnen keine äußerlichen Beschreibungen gab, konnte ich sie mir vorstellen. Doch irgendwann hat sich das geändert und durch ihr Denken, ihre Handlungen und Aussagen verschwand irgendwann meine Sympathie und die Charaktere wurden mir vollkommen egal. Ich habe dann gefühlt jede Handlung nur noch kritisch betrachten können und keine Freude mehr an den Charakteren. Zudem zeigte besonders Monsieur Dominique ab und an Wesenszüge, die ich ziemlich gruslig finde und auch unangebracht. Er wurde für mich immer mehr ein komischer alter Kauz. Violeta wollte ich an vielen Stellen einfach mal an den Schultern schütteln, damit sie zur Besinnung kommt und sich nicht ständig selbst bemitleidet und ihr Leben selbst in die Hand nimmt.
Lange Zeit fand ich die beiden alten Freundinnen Mercedes und Tilde noch am besten, doch irgendwann war auch mit ihnen meine Geduld vorbei, sie wurden zu aufdringlich und exzentrisch.

Fazit:
Nach einem spannenden Start geht es leider steil bergab mit der Handlung und am Ende war ich froh, das Buch beendet zu haben und mich einer anderen Lektüre widmen zu können. Leider habe ich fast nur Kritikpunkte in meiner Rezension aufzählen können, weil mir selbst nach einigem Nachdenken kaum positive Aspekte des Buches aufgefallen sind. Aber so habe ich das Buch erlebt und ich will nichts verschönern.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Die Fliedertochter

Die Fliedertochter
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Handlung:
Berlin 1936
Luzie´s größter Traum ist es, eines Tages eine berühmte Sängerin am Theater zu sein. Den ersten Schritt dazu hat sie schon erfolgreich hinter sich, sie hat einen Job in einem Berliner ...

Handlung:
Berlin 1936
Luzie´s größter Traum ist es, eines Tages eine berühmte Sängerin am Theater zu sein. Den ersten Schritt dazu hat sie schon erfolgreich hinter sich, sie hat einen Job in einem Berliner Varieté. Doch Luzie lebt in einer gefährlichen Zeit, als Jüdin fühlt sie sich auf den Bühnen der Hauptstadt nicht mehr sicher und zieht nach Wien zu ihrer Tante. Schon nach kurzer Zeit kann sie dort berufliche Erfolge verbuchen, sie fühlt sich wohl bei ihrer Verwandtschaft und Luzie sieht eine wunderbare Zukunft zusammen mit Bela vor sich. Doch auch in Wien werden die politischen Fronten härter und für Luzie beginnt eine schwere Zeit...

Berlin 2018
Paulina reist im Auftrag ihrer mütterlichen Freundin Antonia nach Wien, wo sie für die ältere Dame ein Erbstück abholen soll. Dabei handelt es sich um ein Tagebuch und Paulina fühlt sich magisch angezogen von den darin beschriebenen Erlebnissen der aufstrebenden Schauspielerin. Dabei weiß sie nicht, wie stark die Zeit in Wien und mit dem Tagebuch ihr Leben verändern wird.

Meinung:
Die vier bisher erschienenen Werke der Autorin haben alle einen hohen Wiedererkennungswert, so gliedert sich auch dieser Roman perfekt an die bisherigen Cover an. Es wurden leichte, sehr frühlingshafte Farben gewählt, die dem Cover Frische und Schwung geben. Viele kleine Details geben Hinweise auf den schon im Titel vorkommenden Flieder und insgesamt wirkt alles sehr stimmig und rund.

Das Lesen hat mir aufgrund der wirklich angenehmen und einfachen Schreibweise großen Spa0 gemacht, einmal in die Handlung versunken, konnte ich das Buch nicht so schnell aus der Hand legen. Es gab viele schmückende Umschreibungen von Wien und Sehenwürdigkeiten, die die Stadt lebendig machen und direkt dazu einladen, einen spontanen Kurztrip dorthin zu machen.

Als Setting dient das wunderschöne Wien, welches in leuchtenden Farben beschrieben wurde und durch die ausführlichen und genauen Beschreibungen lebendig wurde. Ich habe viele Orte danach im Internet gesucht und war baff, wie originalgetreu sie beschrieben wurden. Chapeau!

Unterteilt wurde der Roman in zwei zeitliche Ebenen. Zum einen begleiten wir Luzie durch Berlin und Wien während der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Dies geschieht durch Tagebucheinträge, die als Tagebucheintrag beginnen und schließlich umgewandelt werden, sodass man als Leser zeitgleich mit Luzie viele Dinge erlebt und sich von ihr ein genaues Bild machen kann, wie sie im Umgang mit anderen Menschen handelt. Zum anderen begleitet man Paulina in der Gegenwart auf ihrer Reise nach Wien und auch auf der Reise in die Vergangenheit. Beide Erzählstränge hatten ihren Reiz, lange Zeit war nicht deutlich, wie sie am Ende ein Stück weit zusammengeführt werden, sodass die Spannung bis zum Ende anhielt.
Für mich waren die Abschnitte von Luzie Kühn stets spannender und ich habe auf diese hingefiebert, weil mich ihr Schicksal wirklich mitgenommen hat. Während der Handlung habe ich mit ihr mitgelitten und mich mit ihr gefreut,einige Handlungen aber auch etwas hinterfragt. Im Nachhinein kann ich aber sagen, dass sie mein Lieblingscharakter war und gerade Paulina, die die zweite große Hauptrolle neben ihr einnimmt, blass dastehen lässt.

Die Protagonisten waren meist klar gezeichnet, besonders durch Gespräche und Handlungen konnte man sich als Leser ein genaues Bild von ihnen machen. Viele waren herzlich und lebendig dargestellt, sodass mir das Lesen Spaß gemacht hat und ich habe mich über jedes Wiedersehen mit diesen Personen gefreut. Wie schon erwähnt, die Figur von Luzie ist für mich am besten gelungen. Sie ist eine starke junge Frau, die ihren Weg geht und aus Schicksalsschlägen nur noch stärker hervorgeht. Auf ihre Kapitel habe ich mich gefreut, mit Luzie habe ich mitgefiebert und mitgelitten. Bei ihrem Charakter wurde auch eine Entwicklung am deutlichsten, während sie anfangs manchmal noch etwas naiv wirkt, wird daraus eine selbstbewusste Frau, die den unbändigen Wunsch hat, den Krieg zu überleben und endlich mit ihrem Liebsten zusammenzuleben.
Als andere Dame steht Paulina im Vordergrund. Mit ihr hatte ich während des ganzen Romans meine Probleme. Sie wirkte blass und nicht immer authentisch, hatte für mich etwas zu wenig Charakter und Stärke.

Vielleicht haben mir Luzie´s Abschnitte auch so gut gefallen, weil darin viele wichtige, spannende, grausige und für mich neue historische Details geschildert wurden. Über den Kriegsverlauf in Österreich habe ich leider nur wenig Wissen, vieles war für mich Neuland und hat dazu verleitet, dass ich mich im Internet tiefer in die Marterie eingelesen habe. Insgesamt waren die historischen Ereignisse eindrucksvoll und eingängig geschildert, sodass der Zweite Weltkrieg beim Lesen wieder lebendig wurde.

Fazit:
Wow. Wieder mal hat Teresa Simon ein spannendes, toll recherchiertes und gut durchdachtes Werk geschrieben, dass mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Fast alles hat gepasst und eine runde Geschichte ergeben, wo keine Fragen offen bleiben.
Mein einziger Kritikpunkt ist die Darstellung von Paulina, mit der ich einfach nicht warm wurde und die für mich kein Charakter ist, über den ich nachgedacht habe. Ansonsten bin ich rundum zufrieden und kann auch diesen Roman der Autorin wärmstens empfehlen. Eine wunderbar feinfühlige und mitreißende Geschichte, die mich in ihren Bann gerissen hat.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Das Geheimnis der Papiermacherin

Das Geheimnis der Papiermacherin
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Handlung:
Nürnberg 1621
Schon seit einiger Zeit hat Anna die Leitung der Papiermühle ihres Vaters übernommen, doch auch sie konnte nicht verhindern, was sich am Himmel abgezeichnet hat. Sie stehen kurz ...

Handlung:
Nürnberg 1621
Schon seit einiger Zeit hat Anna die Leitung der Papiermühle ihres Vaters übernommen, doch auch sie konnte nicht verhindern, was sich am Himmel abgezeichnet hat. Sie stehen kurz vor dem Bankrott und müssen darum kämpfen, die Mühle nicht verkaufen zu müssen. Anna sieht nur einen Ausweg: mit illegalen Machenschaften mehr Packpapier herzustellen, sodass sie mehr Geld einnehmen kann, um Mitarbeiter, aber auch die Schulden ihres Vaters abzubezahlen.
Ihr Vorhaben wird von Johann, später auch von Bartolomäus kritisch beobachtet. Während Bartholomäus nur darauf wartet, eine Chance zu finden, um die Mühle in seinen Besitz zu bekommen, versucht Johann einen Weg zu finden, um Anna vor dem Bruder zu schützen.

Meinung:
Das Cover ist definitiv sehr künstlerisch gestaltet, es wurden viele blasse und helle Farben verwendet, die viel Leichtigkeit verströmen. Dazu passt die dunkle Kleidung der Dame ganz gut, es stellt auf jeden Fall einen Kontrast dar, der dem gesamten Bild gut tut. Alles in allem ist es gut gelungen für einen historischen Roman und bietet einen netten Anblick.

Die Schreibweise war locker und einfach, zum Thema der Papierherstellung wurden einige Fachbegriffe verwendet. Insgesamt war es ein flüssig geschriebener Roman, ich bin jedoch trotzdem immer wieder über einige Begriffe der Papierherstellung gestolpert. Insgesamt hätte ich mir gewünscht, wenn es zu den einzelnen Schritten bei der Herstellung mehrere Informationen und Erläuterungen gegeben hätte. Bei vielen Vorgängen konnte ich mir nichts darunter vorstellen und musste erst einmal im Internet nachschauen, was gerade gemeint ist. Dadurch wurde natürlich der Lesefluss gestört und auf lange Sicht hat es mich immer mehr gestört. Es wäre auch eine Möglichkeit gewesen, dies in einem ausführlichen Nachwort zu beschreiben, was aber leider nicht der Fall war.

Innerhalb von den ersten Seiten lernt man direkt die Lebenssituation von Anna und ihrem Vater kennen und weiß von den wichtigsten Problemen. Mir hat der direkt Einstieg gut gefallen, so wird nicht erst heile Welt gespielt, sondern es werden direkt die finanziellen Probleme angesprochen. So erhält man sofort einen Einblick in das Leben und sie Sorgen von Anna und kann sich ein gutes erstes Bild von ihrer Person machen.

Entgegen meiner Erwartungen gibt es nicht nur den Erzählstrang rund um Anna, die Mühle und ihre Freunde, sondern auch den von den Brüdern Johann und Bartholomäus. Diese wechseln sich immer ab, ein Kapitel gehört Anna, das nächste den Geschwistern. Anfangs laufen die Stränge nebeneinander her, jedoch wird schnell eine Verbindung deutlich und schließlich verflechten sie sich miteinander. Lange Zeit war die Geschichte von den beiden Brüdern für mich nicht so interessant, sie schien an einigen Stellen einfach nicht passend und fast ein wenig störend.

Insgesamt konne ich der Handlung nicht mit großer Spannung und mit Interesse folgen. Dafür gab es für mich zu viele Abschnitte, die ereignislos waren und wo die Handlung vor sich hingeplätschert ist. Am Ende kann ich zwar sagen, dass doch einiges passiert ist, vieles jedoch unnütz ausgeweitet wurde und sich kleine Abenteuer über einige Seiten ziehen und so weit wie möglich ausgedehnt werden.
Ein historischer Aspekt war nur an wenigen Stellen zu finden. Vorrangig bei dem Vorgang der Papierherstellung, ansonsten gibt es nur wenige Details zu dem Dreißigjährigen Krieg. Meist wird nur erähnt, wie Truppen durchs Land ziehen und Dörfer zerstören, Menschen töten.

Es wurde versucht, einzigartige und besondere Charaktere zu erstellen. In einigen Fällen ist dies ganz gut gelungen, besonders Johann und Matthias fand ich wirklich toll, sie waren top ausgearbeitet und richtige Charaktere. Bei vielen anderen jedoch, allen voran Anna, war mir ihr ganzes Wesen zu schwach, unsicher und einfach. An viele Aufgaben geht sie viel zu naiv und leichtsinnig ran, am Ende gelangen ihr aber all ihre Unternehmungen und nicht einmal ist sie auf die Nase gefallen. Das war mir irgendwann zu viel des Guten und darunter hat dann auch die Authentizität gelitten.

Mit fortschreitender Handlung ging die Spannung immer mehr flöten, ein mögliches Ende hat sich für mich schon recht früh abgezeichnet und genauso ist es dann eingetreten. Kein Aspekt davon konnte mich überraschen. Auch die Liebelei von Anna ist mir zu konstruiert und schon nach der ersten Begegnung ist klar, dass sie irgendwann heiraten werden, Kinder bekommen und glücklich miteinander leben werden. Es gab keine überraschende Wendung oder viel Dramatik dabei, alles ist in Ruhe und ohne Probleme abgelaufen, obwohl Anna lange Zeit an ihrem Liebsten bemängelt hat, dass er zu viele Geheimnisse vor ihr habe. Am Ende standen diese zwischen Anna und ihrem Liebsten immer noch im Raum, aber Anna scheint sie vergessen zu haben. Das war mir dann doch zu naiv und blauäugig.

Fazit:
So richtig überzeugen konnte mich der Roman nicht. Dafür gab es zu viele Aspekte, die mich gestört haben und mir die Freude am Lesen ein wenig verleidet haben. An sich finde ich die Grundidee wirklich gut, meiner Meinung nach hat der Roman viel Potenzial, wenn die Umsetzung anders stattgefunden hätte.