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Veröffentlicht am 04.03.2018

Wenn Martha tanzt

Wenn Martha tanzt
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Handlung:
New York 2001
Ein wertvolles Notizbuch soll versteigert werden. Darin enthalten sind Skizzen und Zeichnungen von berühmten Künstlern, die eine Zeit am Bauhaus verbracht haben. Aus diesem Grund ...

Handlung:
New York 2001
Ein wertvolles Notizbuch soll versteigert werden. Darin enthalten sind Skizzen und Zeichnungen von berühmten Künstlern, die eine Zeit am Bauhaus verbracht haben. Aus diesem Grund ist Thomas extra dorthin gereist, um zu erfahren, wer das Tagebuch seiner Urgroßmutter ersteigert und sich somit emotional davon zu verabschieden.

Pommern 1900
Martha wird als einzige Tochter des Kapellmeisters geboren. Schon ihre Kindheit und Jugend sind sehr von Musik geprägt und ihr Talent, Formen zu hören, wird bald von einem Mitglied der Kapelle entdeckt. Ihr wird geraten, nach Weimar an das Bauhaus zu gehen, wo sie dieses Talent besser verstehen kann und auch lernen kann, damit umzugehen. Nach einiger Zeit in Weimar entdeckt Martha, dass sie sich am besten durch das Tanzen ausdrücken kann und erhält am Bauhaus große Bewunderg dafür. Jedoch wird das Bauhaus aufgrund von fehlender finanzieller Mittel bald geschlossen und Martha beschließt, wieder nach Pommern zurückzukehren. Wieder in der Heimat angekommen, ist nichts mehr so, wie es mal war und am Ende des Zweiten Weltkrieges muss auch Martha um ihr Leben fürchten. Bald darauf verlieren sich ihre Spuren und sie schreibt ihren letzten Notizbucheintrag...

Meinung:
Das Cover ist gleichzeitig modern, aber hat trotzdem auch einen altmodischen Charme, der darauf begründet wird, dass die junge Dame ein recht altmodisches Kleid trägt und auch ihre Frisur sich zu dem Anfang des 20. Jahrhunderts einordnen lässt. Dazu passend wirkt das Bild leicht verpixelt / unscharf, was bei mir sofort einen nostalgischen Eindruck geweckt hat. Eigentlich mag ich es nicht so, wenn Personen auf dem Cover sichtbar sind, aber hier wurde dies recht gelungen präsentiert, indem das Cover nicht zu modern wirkt, sondern sich der Vergangenheit anpasst.

Von der ersten Seite an fand ich den Schreibstil sehr angenehm, das Buch ließ sich flüssig und leicht lesen. Obwohl es besonders am Anfang eine Nutzung von vielen kurzen, leicht abgehackten Sätzen gab, hat dies meinen Lesefluss nicht gestört und ich hatte auch nie das Gefühl, zu wenige Informationen oder Beschreibungen zu erhalten.

Die Handlung des Buches fand auf zwei Zeitebenen statt. Zum einen begleitet man als Leser natürlich Martha während ihrer Kindheit und Jugend in Pommer, später am Bauhaus und auch die Erwachsene Martha schildert ihre Erlebnisse in ihrem Tagebuch. Auf der anderen Zeitebene, welche das Jahr 2001 beschreibt, reist man mit einem jungen Mann nach New York, wo Martha´s Tagebuch versteigert werden soll. Erst im Verlauf der Handlung erfährt man Näheres über ihn und auch die weitere Geschichte rund um das Tagebuch.
Dabei gibt es einen steten Spannungsaufbau, besonders die Kapitel rund um den jungen Mann enden stets mit eineem Cliffhanger, der dazu anspornt, weiterzulesen.

Einige Seiten des Buches erzählen Martha´s Zeit am Bauhaus, diese haben mir am wenigsten gefallen. Viele Dinge waren mir zu ungenau erklärt und teilweise auch zu sprunghaft. Besondere Probleme hatte ich damit, mir ihre Begabung vorzustellen, Formen zu hören. Während ihrer Zeit am Bauhaus lernt Martha ihre Begabung erst richtig kennen und damit umzugehen. Hier hätte ich mir mehr Details und Informationen gewünscht, da ich mir darunter nichts vorstellen konnte.

Martha als Figur fand ich oft nicht lebendig genug, sie wurde deutlich als junge Frau dargestellt, die der Zeit um 1900 neue Luft einhaucht und sich mit moderneren Dingen beschäftigt, aber trotzdem wirkte sie auf mich stereotyp und nicht sehr besonders. Da sich das ganze Buch um ihr Leben dreht, hätte ich mir gewünscht, dass sie als Hautprotagonistin stärker und auffälliger wirkt.

Fazit:
Im Großen und Ganzen hat mir das Buch sehr gut gefallen, es war spannend zu lesen und hat eine tolle Geschichte erzählt. Leider gab es Kleinigkeiten, die mir nicht so gut gefallen haben, besonders die Darstellung von Martha und die Zeit am Bauhaus. Jedoch ist es trotzdem ein äußerst gelungener Debütroman, der mich immer wieder überrascht hat und bei dem man absolut nicht vorausschauen konnte, wie das Buch wohl enden wird.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Die Frauen der Rosenvilla

Die Frauen der Rosenvilla
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Handlung:
Dresden 2013
Anna Kepler hat es nicht nur geschafft, eine zweite Chocolaterie in ihrer Heimatstadt Dresden zu eröffnen, sondern auch die Familienvilla wieder in den Familienbesitz gebracht. Ihr ...

Handlung:
Dresden 2013
Anna Kepler hat es nicht nur geschafft, eine zweite Chocolaterie in ihrer Heimatstadt Dresden zu eröffnen, sondern auch die Familienvilla wieder in den Familienbesitz gebracht. Ihr Plan ist es, der Rosenvilla ihren alten Glanz wiederzugeben und hat Pläne entworfen, um den Garten der Villa neu anzulegen. Dabei findet Anna eine Kiste, die in der Erde vergraben war. Darin befinden sich nicht nur Andenken vergangener Generationen, sondern auch lose Blätter, die sich drei verschiedenen Personen zuordnen lassen. Anna´s Reise in die Vergangenheit beginnt...

Meinung:
Die anderen beiden Bücher, die ich bisher von Teresa Simon gelesen habe, fand ich beide klasse und daher war ich schon sehr gespannt auf dieses Buch. Vom Aufbau her gleicht es den anderen beiden, es gibt verschiedene Erzählperspektiven, die sowohl in der Gegenwart, als auch in der Vergangenheit stattfinden. Dabei gibt es wieder viele Tagebucheinträge, die den Beginn einer Reise in die Vergangenheit darstellen. Ein Konzept, dass mir im Grunde sehr gut gefällt und ein spannendes Lesen verspricht, hier gab es mir aber zu viele Personen, die zu Wort gekommen sind. Die Ereignisse werden aus der Sicht von vier Frauen beschrieben, die in unterschiedlichen Zeiten gelebt haben. Die Tagebucheinträge beschränken sich auf die Zeit von 1892 – 1940, während die Gegenwart im Jahr 2013 stattfindet. Es fiel mir teilweise schwer, mich an bestimmte Details zu erinnern, da die Sichtweisen immer in abwechselnder Reihenfolge vorkamen und es so viele Informationen gab, dass ich sie teilweise trotz langsamen und sorgsamen Lesen, nicht vollständig aufnehmen konnte.

Der Hauptteil der Handlung findet in Dresden statt, es gibt nur wenige Ausflüge nach Meißen. Dadurch gibt es fast durchweg eine Einheit des Ortes, was mir gut gefallen hat, da Dresden wirklich wundervoll beschrieben wurde und ich die Orte der Handlung am liebsten sofort nachverfolgen würde.

Vom Cover her passt der Roman perfekt zu den anderen beiden Büchern von Teresa Simon. Auch hier finden sich leichte, sommerliche Farben und auch die Rosen, titelgebend für den Roman, welche eine große Rolle im Roman einnehmen, sind darauf zu sehen. Insgesamt hat mir die große Einbindung von den Rosen in den Roman gut gefallen, sie sind immer wieder erwähnt wurden und haben sich wie ein roter Faden durch das Buch gezogen.

Schon von der ersten Seite an war ich sehr angetan von der Schreibweise. Sie ist recht einfach, aber gleichzeitig auch anspruchsvoll. Es gibt viele Beschreibungen in dem Buch und für mich waren immer die Tagebucheinträge und Ereignisse aus der Vergangenheit besonders interessant. Diese wurden sehr lebendig geschildert und haben mir einen Tacken besser gefallen, als die Erlebnisse von Anna.
Die Tagebucheinträge wurden von drei verschiedenen Frauen geschrieben, manchmal fiel es mir am Anfang immer etwas schwer, die verschiedenen Schriften auseinanderzuhalten, jedoch wurde immer schnell sichtbar, wessen Gedanken gerade beschrieben werden.

Als Hauptprotagonistin steht Anna für mich klar im Vordergrund. Jedoch muss ich leider sagen, dass ich mit ihr nicht warm wurde. Sie war mir immer etwas unpersönlich und nicht lebhaft genug, eine Geschäftsfrau durch und durch, bei der teilweise das Menschliche fehlt. Das heißt nicht, dass sie nicht verschiedene Emotionen gezeigt hätte, sondern mir war sie nicht lebendig genug. Des weiteren war mir Anna gerade am Ende recht leichtsinnig und ihre Liebesgeschichte mag für viele Leser ein runde Ende bieten, mir war sie zu künstlich und ich hätte gut darauf verzichten können.
Trotzdem bewundere ich sie dafür, wie sie ihre Arbeit mit den zwei Läden schafft und beneide sie um die Rosenvilla, in der sie lebt. Ein Haus, das wie ein Traum beschrieben wird.
Im Gegensatz dazu fand ich die drei Damen, die von 1892 – 1940 erwähnt werden, Helene, Emma und Charlotte, sehr sympathisch und interessant. Sie wirkten auf mich auch authentischer und ich fand ihre Sorgen und Nöte sehr gut dargestellt. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass sie vom Charakter etwas tiefgründiger als Anna waren, was für mich wahrscheinlich ein Grund dafür war, mit ihnen sofort mitzufiebern.

Fazit:
Vom Grundgedanken ein toller Roman, gerade die Ereignisse aus der Vergangenheit haben es mir angetan. Jedoch gab es durchweg zu viele Informationen, die nicht immer leicht einzuordnen waren und mir die Lesefreude etwas getrübt haben.
Der Roman unterhält den Leser und bietet viele Ereignisse, für mich ist er aber leider der Schwächste Roman, den ich bisher von Teresa Simon gelesen habe.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Die Blütentöchter

Die Blütentöchter
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Handlung:
Heilbronn 1333
Die Schwestern Eilika, Clementia und Imagina werden schon seit ihrer Geburt von einigen Bürgern gemieden, da sich viele vor den Drillingen fürchten. Nur durch den angesehen Familiennamen ...

Handlung:
Heilbronn 1333
Die Schwestern Eilika, Clementia und Imagina werden schon seit ihrer Geburt von einigen Bürgern gemieden, da sich viele vor den Drillingen fürchten. Nur durch den angesehen Familiennamen und den Beruf des Vaters trauen sich viele nicht, die Drillinge öffentlich anzuklagen. Bis der Bußprediger Alardus die Stadt betritt. Durch einen Zufall erfährt er von dem Namen und auf dem Jahrmarkt prangert er die Schwestern öffentlich an, indem er die Meinung äußert, dass die Drillinge Unheil bringen. Besorgt um den guten Ruf beschließt Volmar Laemmlin, der Vater der Mädchen, sie zu trennen und Eilika muss als erstes die Stadt verlassen, während eines Hochwassers, welches einige Leben kosten wird. Durch all den Trubel verlieren sich auch die anderen beiden Schwestern aus den Augen und jede muss sich alleine durchschlagen, im Glauben, die anderen seien tot. Trost spendet ihnen ihre Blütenkunst, die eine jede auf andere Weise ausgeführt hat. Und plötzlich gibt es ein Lebenszeichen in Form der Blütenkunst. Gibt es ein Wiedersehen zwischen den Drillingen?


Meinung:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es ist gleichzeitig sehr schlicht, fällt gerade deshalb sofort ins Auge und ist eine angenehme Abwechslung zu den heutzutage doch sehr auffälligen und teilweise überladenen Covern. Positiv finde ich daran außerdem, dass es nostalgisch wirkt und dies passt perfekt zu dem Inhalt.

Des weiteren ist mir sofort positiv aufgefallen, dasses nicht nur ein Personenverzeichnis gibt, sondern auch ein Glossar am Ende des Romans. Besonders bei historischen Romanen immer sehr hilfreich und passend.

Obwohl es sich hierbei um einen historischen Roman handelt, stand die fiktive Geschichte rund um die drei Schwestern durchweg im Vordergrund. Es wurden zwar auch historisch verbürgte Verträge, Beschlüsse und Ereignisse angesprochen, jedoch wurde dies immer nebenbei abgehandelt. Mir hätte es gut gefallen, wenn es eine größere Einbindung gegeben hätte.

Mir hat es gefehlt, dass es keine Erwähnung gab, wie viel Zeit im Verlauf der Handlung mittlerweile vergangen ist. Am Anfang und am Ende gab es zwar eine Einordnung, aber zwischendrin hat mir dies gefehlt, um einen groben Eindruck zu erhalten, wie viel Zeit mittlerweile vergangen ist.

Die Geschichte an sich war eine sehr runde Sache, Fragen wurden geklärt und kaum welche sind offengeblieben. Besonders gut fand ich es, dass die Geschichte dort endet, wo sie auch angefangen hat, in Heilbronn. Dadurch wird der Kreislauf geschlossen und man kann auch gut mit der Geschichte nach dem Lesen des Buches abschließen.

Als Erzählinstanz dient ein personaler Erzähler, der eine Einsicht angenehme Einsicht auf die Handlung gibt. Es gibt viele Sichtweisen, man ist immer auf dem Stand der Dinge und hat nie das Gefühl, etwas verpasst zu haben.

Der Schreibstil war sehr angenehm, er ermöglichte ein einfaches und flüssiges Lesen. Manchmal hätte ich mir die Einbindung von mehr altertümlichen Worten gewünscht, die den Roman noch authentischer gemacht hätten.

Ich hätte es mir gewünscht, dass manche Protagonisten klarere gezeichnet wurden wären. Es fehlt fast durchweg die Altersangabe, was mich noch nicht sonderlich gestört hat, da ich so meiner Phantasie freien Lauf lassen konnte. Ich fand manche Charaktere vom Charakter teilweise zu einfach dargestellt, sie haben nicht viele Facetten von sich gezeigt und daher war es mir schwer möglich, sie mir vorzustellen.
Wenige Charaktere haben im Verlauf der Handlung eine Wandlung vollzogen, diese war nicht sehr groß, jedoch klar erkennbar und es wäre interessant gewesen, diesen Prozess noch weiterzuverfolgen.

Nach dem Unglück lief mir die Geschichte ein wenig zu glatt ab. Die Schwestern sind zwar voneinander getrennt und müssen ohne Hilfe vonseiten der Familie versuchen, zu überleben. Doch sie lernen während dieser Zeit bis auf eine Ausnahme nur freundliche und hilfsbereite Menschen kennen und müssen weder Hunger, noch Furcht leiden. Hier hätte ich mir mehr Vielfältigkeit gewünscht, da die Realität nicht unbedingt so ausgesehen hätte.

Fazit:
Ein sehr nett zu lesender Roman, der leicht und flüssig zu lesen ist. Mir hat die stetige Einbindung der Blütenkunst sehr gut gefallen, teilweise hätte ich mir mehr historischen Bezug gewünscht.

Veröffentlicht am 10.02.2018

Die Kathedrale des Lichts

Die Kathedrale des Lichts
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Handlung:
1215
Durch Zufall trifft der Waisenjunge Moritz auf die Bauhütte rund um den Baumeister Bohnsack und seiner Tochter Helena. Dieser befindet sich gerade auf den Weg nach Magdeburg, um dort als ...

Handlung:
1215
Durch Zufall trifft der Waisenjunge Moritz auf die Bauhütte rund um den Baumeister Bohnsack und seiner Tochter Helena. Dieser befindet sich gerade auf den Weg nach Magdeburg, um dort als Leiter der Bauarbeiten an der Kathedrale zu arbeiten. Bohnsack erkennt das Talent des jungen Mannes und nimmt ihn in seine Gruppe auf. Nicht nur auf der Baustelle wird Moritz schnell bekannt, sondern auch in ganz Magdeburg ist er für sein Geschick sehr angesehen. Doch natürlich gibt es auch Neider, die ihm seinen Erfolg nicht gönnen. Allen voran Gotthart, ein Bildhauer, der ihm nicht nur sein Ansehen neidet, sondern auch das freundschaftlicher Verhältnis mit Helena, der Tochter von Bohnsack. Gotthart setzt sich das Ziel, Helena selbst zu ehelichen und den jungen Wenden zu vernichten.

Meinung:
Der Klappentext wird dem Buch meiner Meinung nach nicht ganz gerecht. Die Geschichte ist um einiges vielfältiger, als darin angesprochen wird und es scheint sich nur um den Bau der Kathedrale, sowie die Liebe von Moritz und Gotthart zu Helena zu handeln. Dies sind Punkte, die eine große Rolle in dem Roman spielen, jedoch ist der Roman vielschichtiger, als sich durch das Lesen der Leseprobe erwarten lässt.

Der Einstieg in das Buch fiel mir leider nicht ganz so leicht wie gedacht. Während ich von der Leseprobe überzeugt war und mich darauf gefreut hatte, das Buch endlich zu lesen, wurde meine Lesefreud doch recht schnell etwas gedämpft. Über knapp 100 Seiten hatte ich recht große Probleme mit der Schreibweise. Manche Sätze waren mir einfach zu kurz und simpel gehalten, ich hätte mir mehr Ausschmückungen von Gegenden oder auch Gefühlen und Handlungen gewünscht. Ich musste mich erst einmal daran gewöhnen und glücklicherweise hat sich auch die Schreibweise im Verlauf etwas geändert, vieles wurde nicht mehr so knapp geschildert und das hat mir dann das Lesen wieder erleichtert und hat dann auch dazu beigetragen, dass ich besser in das Buch hinein gefunden habe.

Die Personen waren sehr vielfältig, besonders positiv ist mir die Verbindung von historisch verbürgten und fiktiven Persönlichkeiten aufgefallen. Diese haben sich wunderbar ergänzt und miteinander agiert.
Es gab eine große Auswahl an Charakteren, manchmal fand ich es recht schwer, bestimmte Personen wiederzuerkennen, da sie nur kleine Rollen eingenommen haben und dementsprechend selten aufgetaucht sind.
Die Sympathie des Lesers wurde gezielt auf einige Personen gerichtet, mit diesen leidet man während des Lesens mit und baut auch recht schnell eine Bindung auf. In diesem Fall hat mich das nicht gestört, da es trotzdem auch genug Protagonisten gibt, die recht neutral geschildert wurden.
Ab und an fand ich die Handlungen und den Umgang der Protagonisten untereinander sehr modern und zwanglos, durch Schilderungen in Fachbüchern oder anderen historischen Romanen hatte ich davon immer eine andere Sichtweise.

Bei dem Handlungsverlauf hat mich etwas gestört, dass es mir ein wenig zu sprunghaft voranging. Es war zwar immer deutlich, in welchem Jahr und in welcher Stadt die Handlung gerade stattfindet. Zwischendrin sind Jahre vergangen und scheinbar ist während dieser Zeit nur der Bau der Kathedrale vorangeschritten, zu den Ereignissen im Leben der Protagonisten gab es leider nur kurze bis gar keine Informationen. Das war mir zu mager und dadurch hatte es auch den Anschein als wären im Verlauf des Romans nur kurze Zeit vergangen und nicht ganze neun Jahre.

Positiv aufgefallen ist mir am Aufbau des Romans nicht nur das Personenregister am Anfang des Buches, sondern auch der Vermerk am Anfang eines jeden Kapitels, in welchem Jahr und in welcher Stadt die Handlung beschrieben wird.

Gut gefallen hat mir der Prolog. Auch wenn man als Leser anfangs absolut nicht einordnen kann, wie er im Zusammenhang mit der erzählten Geschichte steht, ändert sich dies im Verlauf der Handlung und ergibt einen wunderbaren Zusammenhang mit dieser. Es wird nicht nur eine kleine „Extra-Geschichte“ erzählt, sondern auch ein Stück Geschichte vermittelt, von der ich bisher nur wenig gehört habe. Der kleine Exkurs in die Antike hat mir sehr gut gefallen.

Auch wenn ich es immer wieder versucht hatte, konnte mich das Buch nicht richtig fesseln. Dies lag daran, dass mir viele Textstellen nicht lebendig genug geschildert wurden. Zwar haben die Protagonisten verschiedene Launen gezeigt und es ist stets etwas passiert, aber mir hat ein persönlicher Faden gefehlt.

Die Beschreibungen des Baus der Kathedrale waren sehr eindrucksvoll zu lesen, jedoch fiel es mir schwer, mir darunter teilweise etwas vorzustellen. Deshalb musste ich ab und an das Internet herbeiziehen, um zu verstehen, was genau gerade beschrieben wurde, was wiederum meinen Lesefluss gestört hat. Hier wäre vielleicht eine kleine Skizze im Anhang hilfreich gewesen.

Fazit:
Leider wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt, die Geschichte ist nett zu lesen, hat mich jedoch nicht vom Hocker gerissen und über die ich auch nach dem Beenden des Buches nicht weiter nachgedacht habe. Eine Geschichte, die es sich lohnt zu lesen, bei der jedoch Kleinigkeiten nicht überzeugen konnten.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Abbitte

Abbitte
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Handlung:
England, 1935
An einem unfassbar heißen Sommertag erwartet die Familie Tallis auf ihrem Landgut Besuch von dem Sohn Leon und dessen Freund Paul Marshall. Aus diesem Anlass hat die dreizehnjährige ...

Handlung:
England, 1935
An einem unfassbar heißen Sommertag erwartet die Familie Tallis auf ihrem Landgut Besuch von dem Sohn Leon und dessen Freund Paul Marshall. Aus diesem Anlass hat die dreizehnjährige Briony extra ein Theaterstück geschrieben, welches sie zusammen mit ihrer Cousine und den beiden Cousins aufführen will. Die ambitionierte, angehende Autorin ist jedoch kurze Zeit selber unzufrieden mit dem Stück und wirft ihrePläne kurzerhand über den Haufen. Die darauf folgenden Ereignisse überschlagen sich und in ihrer Unzufriedenheit sieht Briony Dinge, die sie vollkommen falsch interpretiert und auch nicht hinterfragt. Aus den gesehenen Dingen will Briony später eine Geschichte schreiben und dafür will sie die Wahrheit nicht wissen, sondern ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Sie zieht falsche Erkenntnisse und gibt diesen auch der versammelten Verwandtschaft preis. Und verändert damit nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das Leben von zwei weiteren Personen.

Meinung:
Vor dem Lesen wusste ich nicht, was mich erwarten wird. Ich hatte schon viele positive Stimmen gehört und war dadurch gespannt, nachdem ich jedoch von dem „Zementgarten“ nicht begeistert war, habe ich ohne Erwartungen mit Lesen begonnen.

Der Roman wurde in 4 Teile geteilt. Hierbei nimmt der erste Teil den Großteil des Romans ein, der Sommertag wird sehr ausführlich beschrieben. Dies könnte eigentlich langweilig werden, wenn auf mehr als 200 Seiten nur ein Tag geschildert wird, jedoch ist es Ian McEwan gut gelungen, den Tag mit vielen kleinen Ereignissen auszustatten und stets interessant zu halten. Dazu hat auch beigetragen, dass einige Szenen aus verschiedenen Sichtweisen beschrieben werden und man als Leser nicht nur die Sicht von einer Person hat.

Leider muss ich sagen, dass mir der zweite Teil des Romans absolut nicht gefallen hat. Ich fand ihn sehr langwierig und leider auch nicht interessant. Das hat meine Lesefreude eine Zeit lang getrübt und ich musste mich fast zwingen, weiterzulesen. Glücklicherweise waren die letzten beiden Teile wieder sehr angenehm zu lesen und haben neuen Schwung in die Geschichte gebracht.

Die Protagonisten waren recht vielfältig dargestellt. Man hat von allen verschiedene Seiten entdeckt und konnte sie in verschiedenen Situationen erleben. Das hat mir gut gefallen, da sie dadurch lebendig gewirkt haben. Trotzdem fiel es mir schwer, zu einigen eine Bindung aufzubauen oder sie als sympathisch oder unsympathisch einzuschätzen.

Die Handlungsorte in den jeweiligen Teilen sind sehr begrenzt, fast alles findet auf einem Gelände statt. Dies wird besonders im ersten Teil deutlich, die Familie Tallis lebt recht einsam und ohne viele Kontakte zu Personen, die nicht zu Familie gehören. Außerdem stand das Herrenhaus ein wenig abseits, wodurch das Augenmerk wirklich vollkommen auf der Familie und den Geschehnissen lag.

Der Schreibstil hat mir nicht immer gefallen. Zu großen Teilen ließ sich das Buch sehr flüssig lesen, jedoch besonders im zweiten Teil war ich unzufrieden. Der Autor hat sich teilweise zu sehr mit ellenlangen Beschreibungen aufgehalten und dies war mit der Zeit ermüdend zu lesen.

Fazit:
Der Autor ist wirklich ein Genie darin, die Ereignisse von wenigen Tagen eindrucksvoll zu schildern und dabei keine Langeweile entstehen zu lassen. Zu weiten Teilen hat mir das Buch hervorragend gefallen, besonders der erste Teil war ein Highlight für mich. Der Roman war fast durchweg spannend und erst am Ende löst sich die Geschichte vollkommen auf. Toll geschrieben, mit kleinen Schwächen.