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Veröffentlicht am 06.10.2017

Solang die Welt noch schläft

Solang die Welt noch schläft
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Handlung:
Josefine, Tochter eines Schusters und somit Angehörige der Mittelschicht, kennt größtenteils nur das Leben in der Werkstatt des Vaters. Sie schuftet den ganzen Tag in der Werkstatt und bekommt ...

Handlung:
Josefine, Tochter eines Schusters und somit Angehörige der Mittelschicht, kennt größtenteils nur das Leben in der Werkstatt des Vaters. Sie schuftet den ganzen Tag in der Werkstatt und bekommt dafür nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit oder Lob. Nach einem tragischen Unglück muss Josefine zur Kur in den Schwarzwald, wo sie nicht nur eine neue Freundin findet, sondern auch eine neue Leidenschaft kennenlernt: das Velo fahren. Zurück in ihrer Heimatstadt Berlin nutzt Josi jede Chance, um näheres über das Velo herauszufinden und sehnt immer die Augenblicke herbei, wenn sie auf dem Rad des Vaters einer Freundin fahren kann. Bis ihr eines Tages ein Missgeschick passiert, welches Folgen mit sich zieht und Josefine´s Leben vollkommen verändert.

Meinung:
Das Buch fand ich eine lange Zeit sehr spannend und konnte es kaum aus der Hand legen. Nicht nur die Handlung hat mich begeistert, sondern auch die Geschichte über das Velo fahren und die Entwicklung dessen fand ich sehr spannend. Leider hat irgendwann die anfängliche Begeisterung nachgelassen und das Buch war für mich kein Hit mehr. Das lag daran, dass ich das Gefühl hatte, dass sich die Handlung im Laufe immer mehr gezogen hat und teilweise gar nichts passiert ist.

Der Handlungszeitraum des Buches erstreckt sich über mehrere Jahre, von 1889 bis 1897. Dabei gibt es besonders in der ersten Hälfte des Buches immer wieder Rückblicke, bei denen man als Leser einiges aus Josi´s Vergangenheit erfahren hat und sich somit auch einen besseren Überblick über ihre Kindheit machen kann.
Es gibt immer wieder Zeitsprünge, in denen zum Beispiel ein ganzes Jahr vergangen ist und diese wurden dann in drei Sätzen beschrieben. Das fand ich sehr knapp und hat für mich auch dazu beigetragen, das ich das Buch nicht mehr ganz so interessant fand, wie am Anfang.

Die Charaktere sind sehr klar und deutlich beschrieben, sodass man als Leser sofort ein Bild vor Augen hatte. Mir hat es dabei gut gefallen, dass die Autorin dem Leser wirklich selbst überlassen hat, ob man die Protagonisten sympathisch findet. Auch die Charakterzüge wurden schnell klar und jeder Protagonist wurde sehr individuell gestaltet, man hat gemerkt, dass sich die Autorin viel Mühe gegeben hat, die Charaktere zu zeichnen.

Mit dem Schreibstil bin ich sehr gut klargekommen, ich konnte durchweg flüssig lesen und es wurden kaum Fachbegriffe genutzt. Trotz der einfachen Sprache gab es aber sehr schöne Beschreibungen der Landschaft oder von Objekten, welche mir gut gefallen haben.

Während es anfangs noch den Anschein hattem als würde man nur die Handlungen und Erinnerungen von Josefine erleben, wechselt dies mit der Zeit und man erfährt noch einige wenige Dinge über andere Protagonisten.

Mir hat es gefehlt, dass Personen, die eine Zeit lang wichtig waren und Josefine geprägt haben, irgenwann nicht mehr erwähnt wurden und sie scheinbar auch nicht mehr an diese gedacht hat. Das ist ein kleines Detail, was für manche vielleicht unwichtig ist, mir jedoch gefehlt hat.

Fazit:
Auch wenn das Buch für mich leider am Ende nicht mehr so spannend war, wie noch am Anfang, fand ich es sehr interessant, einen Einblick in die Anfänge des Velofahrens zu bekommen, sowie auch das Berlin des 19./20. Jahrhunderts kennenzulernen. Mir hat es sehr gut gefallen, dass das Buch auch wichtiges Botschaften vermittelt und somit möglicherweise den Leser dazu anregt, nicht immer so hart zu urteilen und niemals aufzugeben.

Veröffentlicht am 30.09.2017

Der Frauenchor von Chilbury

Der Frauenchor von Chilbury
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Handlung:

Der Zweite Weltkrieg hat sich nun auch in England immer mehr ausgebreitet. So auch in dem kleinen Örtchen Chilbury. Die Männer wurden an die Front oder zur Ausbildung berufen und die Frauen ...

Handlung:

Der Zweite Weltkrieg hat sich nun auch in England immer mehr ausgebreitet. So auch in dem kleinen Örtchen Chilbury. Die Männer wurden an die Front oder zur Ausbildung berufen und die Frauen sind nun auf sich allein gestellt. Sie übernehmen die Aufgaben ihrer Ehemänner und leben in ständiger Angst um die männlichen Mitglieder ihrer Familie. Inmitten dieser Krigeswirren ist das Singen den Bewohnern des Ortes immer ein Trost gewesen. Es war ein Treffpunkt zum plaudern, singen und eine Ablenkung. Doch nun wurde den Damen dieser Zeitvertreib auch noch genommen,weil der Pfarrer beschloßen hat, den Chor der Gemeinde aufzulösen, weil immer weniger Männer in dem kleinen Ort in der Grafschaft Kent anwesend sind.

Eines Tages kommt plötzlich ein neuer Schwung in das Dorf, indem die Musikprofessorin Primrose die Frauen überzeugt, wie wichtig die Musik ist und deshalb einen reinen Frauenchor gründet. Zwar sind nicht alle sofort von dieser Idee überzeugt, jedoch bekommt das Experiment eine Chance, um sich zu beweisen. Manche sind sofort Feuer und Flamme, einige Bewohner benötigen ein wenig Zeit, um sich mit der Idee abzufinden. Darüber, aber auch über das Privatleben wird in dem Buch berichtet, welcher aus der Handlungssicht von fünf Frauen unterschiedlichen Alters geschildert wird.

Meinung:

Der Einstieg in das Buch fiel mir nicht leicht, ich musste mich erst einmal daran gewöhnen, dass viele Namen fallen, die man nicht sofort einordnen kann. Außerdem fand ich es anfangs sehr ungewohnt, dass der Roman so viele Erzählweisen hat, egal ob Briefe oder Tagebucheinträge, was mir mit dem fortschreitenden Verlauf der Handlung jedoch immer besser gefallen hat. Dadurch hat man wirklich einen sehr guten Einblick in das Leben in den kleinen Ort Chilbury und kann Dinge aus verschiedenen Sichtweisen betrachten.

Das Buch wurde, wie schon erwähnt, in verschiedenen Sichtweisen geschrieben, welche als Tagebucheinträge oder als Briefe an Familie und Freunde dargestellt wurden. Anfangs war diese Erzählweise ungewohnt für mich, weil es nicht sehr häufig vorkommt, dass ein Roman so viele Erzählperspektiven beinhaltet. Jedoch habe ich mich sehr schnell mit der für mich ungewohnten Situation angefreundet und habe mit der Zeit festgestellt, dass ich auf bestimmte Abschnitte von Protagonisten hingefiebert habe.

Die Abschnitte von den verschiedenen Protagonisten wurden chronologisch aufgebaut, sodass man als Leser nicht das Gefühl hatte, irgendwas zu verpassen. Es gab immer einen Bezug zu dem vorherigen Kapitel, weshalb das Buch für den Leser eine flüssige Erzählung von Ereignissen darstellt.

In dem gesamten Roman kam es nicht einmal vor, dass es eine direkte wörtliche Rede gab und der Leser die Ereignisse somit „live“ miterleben konnte. Alles erlebt man nachwirkend, d.h. die Ereignisse haben schon stattgefunden und wurden nun für Freunde, Familie oder für sich selbst festgehalten. Das hat mir zum einen gut gefallen, weil alles sehr interessant geschildert wurde, zum anderen ist es auch eine nette Abwechslung, weil ich bisher kaum einen Roman gelesen habe, der in dieser Weise untergliedert wurde.

Mir hat es sehr gut gefallen, dass die Beschreibung und Charakterisierung der Protagonisten zwar immer nur kurz angerissen wurde, ich jedoch trotzdem nicht das Gefühl hatte, dass mir in diesem Punkt irgendwas fehlt. Ich konnte mir trotzdem relativ gut ein Bild von ihnen machen und auch teilweise mit einigen Personen sympathisieren. Man hat sehr gut sehen können, wie die verschiedenen Personen mit dem Krieg umgegangen sind und auch, wie unterschiedlich die Entwicklung von Kindern damals war. Manche Personen hatten gar keinen Bezug zum Krieg, er war zwar da und hat sich auch immer mehr zu ihrem Ort hin ausgebreitet, jedoch war diese Tatsache nicht von großem Interesse. Andere wiederum betteten um ihre Geliebten und lebten in ständiger Angst.

Im Großen und Ganzen hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich fand die beschriebenen Ereignissen sehr interessant. Jedoch hat mir irgendwie das gewisse Etwas gefehlt. Leider kann ich selbst nicht genau sagen, was mir gefehlt hat, um das Buch zu einem Highlight werden zu lassen.


Fazit:

Die Handlung und der Aufbau des Buches haben mir sehr gut gefallen und ich war echt begeistert, wie leicht sich das Buch lesen ließ. Jedoch hat mir leider noch etwas mehr Spannung gefehlt, die mich dazu hätte verleiten können, das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen. Der Gesamteindruck, den das Buch bei mir hinterlässt, bleibt jedoch positiv, weshalb ich dem Buch 4,5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 17.09.2017

Die Hure und die Salbenmacherin

Die Salbenmacherin und die Hure
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Handlung:
Nürnberg, Juli 1409
Mitten im Hochsommer wird in Nürnberg eine rätselhafte Leiche gefunden. Die Leiche wurde an das Ufer der Pegnitz gespült und sorgt für Erschütterung unter den Bürgern. Ihr ...

Handlung:
Nürnberg, Juli 1409
Mitten im Hochsommer wird in Nürnberg eine rätselhafte Leiche gefunden. Die Leiche wurde an das Ufer der Pegnitz gespült und sorgt für Erschütterung unter den Bürgern. Ihr fehlen nicht nur Kopf und Hände, sondern auch die Gedärme wurden ausgeweidet. Für viele Bürger der Stadt steht sofort fest, dass dies kein Werk eines Menschen gewesen sein kann. Die Vermutung wird immer lauter, dass ein Werwolf in den Wäldern um Nürnberg umhergeht und sein Unwesen treibt. Doch nicht alle Bürger sind davon überzeugt, dass ein dämonisches Wesen diese Taten begangen hat, unter anderem die Salbenmacherin Olivera und ihr Mann, der Stadtapotheker Götz.
Es herrscht große Erleichterung in der Stadt, als ein Mann aufgegriffen wird, welcher möglicherweise der Schuldige ist. Jedoch stellt sich schon bald heraus, dass der unschuldig Hingerichtete nicht der Mörder war. Bei der Suche nach dem wirklichen Werwolf bringen sich nicht nur die Hübschlerin Gerlin, sondern auch die Freunde Jona und Casper in Gefahr.

Meinung:

Das Buch ist sehr hochwertig verarbeitet und auch das Cover gefällt mir sehr gut. Es passt sehr gut zu dem historischen Roman und das Kleid der Dame, welche zu sehen ist, ist ein absoluter Blickfang. Im Hintergrund ist noch eine Stadt gezeichnte, welche durchaus das mittelalterliche Nürnberg darstellen könnte.

Bei dem Roman handelt es sich um einen historischen Krimi, welcher mich von der ersten Seite an überzeugt hat. Die Auflösung der Morde steht durchgängig im Vordergrund und somit wurde dem Konzept nicht abgewichen. Mir hat es auch sehr gut gefallen, dass keine Liebesgeschichte oder romantische Momente eingebunden wurden, welche nur fehl am Platze gewirkt hätten.

Die Handlungsspanne des Romans erstreckt sich nur über wenige Wochen, angefangen vom Fund der ersten Leiche bis zur Auflösung, ob die Morde von Menschenhand oder von dämonischen Wesen begangen wurden. In dieser Zeit sind einige Dinge passiert, u.a. weitere Morde, aber auch der Alltag in der Welt von Olivera ist weitergegangen. Als Leser erfährt man einige Dinge über die damaligen medizinischen Kenntnisse, welche nicht nur die junge Frau, sondern auch der örtliche Henker kannten. Dadurch und auch durch die Beschreibungen von Oliveras Alltag gelingt es dem Leser sehr gut, sich die Welt im Mittelalter vorzustellen und man bekommt einen exzellenten Einblick in das damalige Treiben.

Bevor ich den Roman gelesen habe, habe ich mich erst einmal mit der Leseprobe befasst. Dadurch wusste ich schon vorab, dass ab der ersten Seite die Spannung aufgebaut wurde und diese durchweg anhielt. Die Auflösung um die Morde wurde immer ungemein spannend beschrieben, sodass ich als Leser das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Viele Fachbegriffe, die genutzt wurden, sind altertümlich und dadurch wurde auch deutlich, wie gut der Roman recherchiert wurde und das die Autorin sich sehr mit der Zeit des Mittelalters befasst hat. Mir hätte es noch gut gefallen, wenn es ein kleines Glossar am Ende gegeben hätte, weil ab und an doch ein Begriffen vorhanden war, bei dem ich nachschauen musste, was eigentlich gemeint ist.

Der Roman endet mit einem ziemlich offenen Ende. Es wurde zwar geklärt, wer der Verursacher der Morde ist, jedoch wird sofort deutlich, dass eine Fortsetzung geplant ist und darin dann hoffentlich alle noch offenen Fragen geklärt werden.


Fazit:
Ich hätte nicht erwartet, dass mich der Roman von der ersten Seite an so sehr fesselt. Mir hat der Einblick in den Alltag der Salbenmacherin Olivera sehr gut gefallen und auch die Geschichte um die rätselhaften Morde empfand ich als sehr gelungen. Für mich ist das Buch eines der besten mittelalterlichen Romane, welche ich dieses Jahr gelesen habe.

Veröffentlicht am 03.09.2017

Der Sommer der Inselschwestern

Der Sommer der Inselschwestern
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Nach einem schweren Schicksalsschlag entscheidet sich die junge Kinderärztin Andi spontan dazu, ein Haus auf Blackberry Island zu kaufen, welches zu einer Häusergruppe gehört, die als "Drei Schwestern" ...

Nach einem schweren Schicksalsschlag entscheidet sich die junge Kinderärztin Andi spontan dazu, ein Haus auf Blackberry Island zu kaufen, welches zu einer Häusergruppe gehört, die als "Drei Schwestern" bezeichnet wird. Dort will sie einen Neuanfang wagen und hofft, wieder glücklich zu werden, sowie die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Auch ihre Nachbarinnen haben mit einigen Problemen zu kämpfen und stehen Andi in der schweren Zeit bei. Zum einen lebt dort die Designerin und Malerin Boston, welche mit ihrem Mann lange Zeit glücklich verheiratet war und nun müssen sie den Tod des gemeinsamen Sohnes verkraften. Deanna, die mit ihrem Mann und fünf Töchtern das dritte Haus bewohnt, benimmt sich gegenüber ihren Töchtern sehr überfürsorglich und ihr Mann und sie haben sich auseinandergelebt.

Die drei Frauen werden zu Freundinnen und gehen zusammen durch die positiven und negativen Aspekte des Lebens.

Meinung:

Das Cover ist sehr schlicht, edel und gleichzeitig auch sommerlich. Ich finde es sehr angenehm anzuschauen, der Betrachter wird nicht mit vielen Eindrücken überflutet. Die Objekte, welche zu sehen sind, passen sehr gut zum Inhalt des Buches und verleihen dem Cover Charme.

Durchweg wurde der Roman aus verschiedenen Sichtweisen, welche alle in der Gegenwart handeln, beschrieben. Somit kann man als Leser gut die drei Hauptcharaktere (Andi, Boston und Deanna) kennenlernen und bekommt einen Einblick "hinter die Kulissen", d.h. in das Privat- und Familienleben, sowie in die Gefühlswelt.

Von der Schreibweise war ich von der ersten Seite an sehr angetan. Ich wusste nicht, was mich erwartet, weil ich vorher noch kein Buch von Susan Mallery gelesen hatte, war jedoch von der ersten Seite an positiv überrascht. Ich hatte keine Probleme damit, in das Buch zu finden und es gab während des gesamten Romans keine Unstimmigkeiten. Die Autorin hat eine sehr leichte und lockere Sprache genutzt, mit wunderbaren Beschreibungen, die sich jedoch nicht über mehrer Seiten erstreckt haben. Sie wurden kurz und knapp gehalten, sodass man sich die Objekte und Orte vorstellen konnte, seiner Fantasie jedoch auch freien Lauf lassen konnte. Mir hat es gut gefallen, dass es sehr viele Dialoge in dem Buch gibt, dadurch wirkten die Protagonisten auf mich noch realistischer und lebendiger. Außerdem konnte man dadurch mehr über sie erfahren und mir fällt es so auch leichter, mir ein Bild von den Charakteren zu machen. Es gab zwar eine kurze Beschreibung des Aussehens und Auftretens der Protagonisten, jedoch konnte man sich als Leser auch selbst ein sehr gutes Bild machen.


Ich fand es etwas unglücklich, dass besonders am Anfang die Sympathien des Lesers in bestimmte Richtungen gelenkt wurden. Mit einigen hatte man sofort Mitleid und Sympathie, sowie fühlte sich schnell mit ihnen verbunden. Andere jedoch wurden von Anfang an sehr kritisch und schwierig dargestellt, wodurch man sie erst einmal negativ betrachtet hat, bevor sie sich geändert haben. Hier hätte ich mir mehr gewünscht, dass man die Protagonisten offener betrachten und selbstständiger einschätzen kann und dies nicht vom Autor in eine bestimmte Richtung gelenkt wird.

Fazit:

Besonders bestochen hat mich das Buch mit seinen wunderbaren und teilweise sehr amüsanten Dialogen und mit der Botschaft, welche es versprüht: Man soll die Menschen nicht nur oberflächlich beurteilen, sondern sich erst mit ihnen intensiver beeschäftigen, bevor man ein Urteil fällt. Außerdem zeigt das Buch sehr gut, wie wichtig gute Freundinnen im Leben sind, sowie, dass man nie den Kopf hängen lassen sollte.

Veröffentlicht am 02.09.2017

Postkarten an Dora

Postkarten an Dora
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Deutschland im Jahre 1905

Dora, eine junge und amitionierte junge Dame hat genaue Pläne, was sie erreichen will. Ihr größter Wunsch ist es, Schauspielerin zu werden und auf den großen Bühnen Amerikas ...

Deutschland im Jahre 1905

Dora, eine junge und amitionierte junge Dame hat genaue Pläne, was sie erreichen will. Ihr größter Wunsch ist es, Schauspielerin zu werden und auf den großen Bühnen Amerikas aufzutreten. Doch ihre Eltern haben vollkommen andere Pläne für sie, die Mutter wünscht sich, dass die Älteste Tochter schnell unter die Haube kommt, der Vater erwartet, dass die Tochter Lehrerin wird. Aus diesem Grund will er seine Tochter auf eine Schule schicken, wo sie sich auf eine spätere Karriere als Lehrerin vorbereiten kann. Doch alles kommt anders als gedacht, die Siebzehnjährige Dora trifft auf der Reise den Offizier Alfred, ein gut aussehender und sympathischer junger Kerl, und hat auch nicht vor, den Weg zu begehen, den die Eltern für sie vorgeschrieben haben. Sie entwischt der Aufsicht und begibt sich auf eine spannende Reise, die sie in verschiedene Länder führt und viele interessante Personen treffen lässt. Und dabei läuft es nicht nur in der Karriere, sondern auch in der Liebe nicht so rund wie ursprünglich gedacht.

Meinung:

Auf dem Cover ist viel los, was sich auch später in der Geschichte wiederspiegeln wird. Für mich war die junge Dame auf dem Cover sofort ein Blickfang, sie steht sehr stark im Vordergrund, was durch ihr Make-Up, sowie Frisur und Kleidung noch verstärkt wird. Sie blickt den Betrachter direkt an und wirkt dabei gleichzeitig herausfordernd, aber auch hochmütig und neckisch. Der restliche Teil des Covers zeigt Andeutungen auf den Inhalt des Romans, was ich sehr gelungen finde. Obwohl sich so viele Motive auf dem Cover befinden, wirkt alles harmonisch und in keinster Weise überladen.

Schon anhand Leseprobe wusste ich, was mich von der Schreibweise her erwartet und konnte mich dadurch leicht auf den Schreibstil einlassen, was mir ein flüssiges Lesen von der ersten Seite an ermöglichte. Dieser positive erste Eindruck hat sich während des Romans noch verstärkt. Besonders gut gefallen hat mir, dass viele Szenen, besonders am Anfang, sehr ausführlich beschrieben wurden und ich dadurch den Eindruck hatte, dass ich als Leser mit den Protagonisten in einem Raum stehe und die Dinge zusammen mit ihnen erlebe. Somit fiel es mir auch viel leichter, die verschiedenen Charaktere wahrzunehmen, mit ihnen zu sympathisieren oder sie einzuschätzen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Protagonisten ihre Eigenarten haben und sehr lebendig gezeichnet wurden, was die Einschätzung der Handlungen einfacher macht.

Die Ereignisse finden in einem Zeitraum von mehreren Jahren statt. Im Jahr 1905, mit welchem das Buch beginnt, lernt der Leser Dora und ihre Familie kennen, sowie gibt es einen Einblick in ihre Leben in ihrer Heimat Schleusingen. Über die verschiedenen Jahre, die behandelt werden, reist Dora in der Welt herum, und betritt sogar einen anderen Kontinent. Letztendlich schließt das Buch mit einem kurzen Epilog aus dem Jahr 1912. Die erzählte Zeit beinhaltet damit 7 Jahre, welche teilweise sehr schnell vergehen, weil viele Dinge geschehen und Dora vieles erlebt. Während des Romans hat es mir teilweise gefehlt, dass es zwischendrin keine zeitliche Einordnung gab. Ein kurzer Hinweis am Anfang des Kapitels, zu welcher Jahreszeit und in welchem Jahr dieses stattfindet, hätte mir schon gereicht.

Dora erlebt in den 7 Jahren, welche beschrieben werden sehr viel, trotzdem gab es für mich leider mitten im Buch einige Kapitel, welche Längen hatten und bei denen ich mich etwas triezen musste, um weiterzulesen. In diesen Kapiteln gab es zwar durchaus Ereignisse, jedoch hatte ich das Gefühl, dass die Protagonisten auf der Stelle treten und nicht aus dem Quark kommen. Sie drehten sich immer wieder im Kreis und es war kein Ende in Aussicht. Doch glücklicherweise war dies nicht von langer Dauer und irgendwann kam für mich wieder mehr Schwung in die Handlung.

Am Ende des Romans bleiben viele Fragen und ungeklärte Dinge offen, was ich einerseits gelungen finde, worüber ich andererseits aber auch etwas traurig bin, weil ich so gerne wissen würde, was aus Protagonisten geworden ist und wie es Dora weiterhin ergeht. Andererseits, wie schon erwähnt, gefällt mir es gut, dass die Spannung oben gehalten wird und dadurch freue ich mich umso mehr auf die Fortsetzung und bin gespannt, was Dora weiterhin erleben wird.

Der Hintergrund der Geschichte, welcher nicht vollkommen erfunden wurde, hat mich sehr fasziniert und ich ziehe meinen Hut vor der Autorin, was sie daraus erschaffen hat. Chapeau!

Fazit:

Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, Dora kennenzulernen und mit ihr die Welt Anfang des 20.Jahrhunderts kennenlernen durfte. Obwohl es ein paar Kritikpunkte gibt (Längen, teilweise fand ich die Handlungen der Charakteresehr kritisch) hat der Roman einen guten Eindruck bei mir hinterlassen und ich bin schon gespannt, wie sich die Fortsetzung entwickeln wird.