Die Idee an sich ist gut. Engel und Dämonen bieten immer eine tolle Grundidee, und was die Autorin hieraus gemacht hat, kann sich sehen lassen. Was mich allerdings stört, sind die zufälligen, seltsamen Zeitsprünge, die gegen Ende des Buches Überhand nehmen. Sie überspringen die komplette Beziehung beziehungsweise die Entwicklung der Beziehung zwischen Brielle und ihrem Freund (dessen Namen ich nicht spoilern möchte). Was es dem Leser schwer macht, ihnen ihre Beziehung abzukaufen, wenn man nichts wirklich davon mitbekommt.
Auch finde ich, hätte man noch viel mehr aus der Idee machen können, dass Brielle Flügel hat. Ich meine, sie hat Flügel?! Und was tut sie in der ersten Hälfte des Buches? Genau: Nicht fliegen. Selbst in der zweiten Hälfte fliegt sie nur ein oder höchstens zwei Mal, wobei mir tatsächlich nur eine Szene einfällt. Dafür, dass sie zwei neue Körperteile bekommen hat, werden diese nicht so häufig erwähnt, wie ich gerne gehabt hätte. Ich meine, wer zur Hölle macht denn mit seinem Freund in einem Wohnwagen rum, wenn man auch… an einem Ort rummachen könnte, der ohne Flügel unerreichbar wäre, mit einem Wahnsinnns-Ausblick oder was weiß ich. Eine schöne Date-Idee jedenfalls wäre es gewesen.
Irgendwie nervt es mich auch, dass Brielle – egal, bei was – etwas Besonderes sein muss. Ja, ich weiß, die Protagonisten sind meistens irgendwas Besonderes, und ich hätte auch kein Problem damit gehabt, wenn Bri einfach nur schwarze Flügel und ein paar seltsame Dämonenkräfte gehabt hätte. Und die Prophezeihung, okay, das war irgendwie vorhersehbar. Aber dass Bri dann auch noch von einer super-seltenen Waffe ausgewählt wird, die – literally – mit ihr in Gedanken sprechen kann?! Das ist dann doch etwas too much. Ich sage das nicht oft, aber die sprechende Waffe ist mir zu weird. Es wirkt einfach nur lächerlich. Und Brielle, anfangs noch so stark, verwandelt sich in einen weinerlichen Teenager und lässt ihre Waffe für sie kämpfen und denken.
Die Charaktere fand ich nur so mittelmäßig. Ehrlich gesagt finde ich sie ein bisschen flach, einfach, weil man… nie wirklich einen tieferen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bekommt. Was mag Brielle? Ich habe keine Ahnung. Was mag Brielle nicht? Die einzige Antwort auf beide Fragen lautet wohl „Lincoln“.
Ich kann mich, ehrlich gesagt, schon gar nicht mehr richtig erinnern, was ich überhaupt über die Charaktere schreiben soll, obwohl ich das Buch heute erst beendet habe. Meiner Meinung sind es einfach Mainstream-Charaktere. Zum Beispiel Shea, die typische „Ich-bin-diejenige-von-uns-beiden,-die-Scheiße-baut-und-eine-Bitch-ist“-Freundin. Sie macht halt so übertrieben auf „Draufgänger“ und „Bitch“… Allein schon diese Aussage:
„Die Mädchen aus der Tainted Academy sind totale Vaginas.“
Celestial City, Seite 81
Ah, was willst du uns bitte damit sagen, Shea? Ist Vagina seit neuestem nicht nur ein Geschlechtsteil, sondern auch eine Beleidigung? Oder, noch besser, die Stelle hier:
"Shea war Feministin, deshalb passte es ihr nicht, Frauen als Ärsche oder Idioten zu bezeichnen, das behielt sie sich für Männer vor. Sie fand, Entsprechende Frauen sollte man als Vaginas, Zicken oder Miststücke bezeichnen."
Celestial City, Seite 82
Mal abgesehen davon, dass das nichts mit Feminismus zu tun hat, da Feminismus „Gleichberechtigung“ bedeutet (was Shea in diesem Fall ja extra nicht tut), finde ich es schon etwas komisch, es überhaupt so hervorzuheben, dass Shea eine Feministin ist. Ich meine, ich bin nicht so der Fan von dem Begriff „Feminismus“, weil es ja das Wort für Frau beinhaltet, aber für die Gleichberechtigung beider Geschlechter steht, aber meiner Meinung nach ist jeder Mensch mit einem halbwegs funktionierenden Gehirn ein Feminist. Aber ich sehe es schon kommen, dass diese Rezension zu einer Diskussion über solche Themen ausartet, deswegen machen wir einfach schnell weiter.
Über Shea kann ich sogar noch mehr sagen als über Luke. Mit ihm haben wir den obligatorischen schwulen in der Freundesgruppe, der ein Gestaltenwandler ist und sich offenbar in einen Bären mit Hörnern verwandeln kann.
Brielle ist die Protagonistin. Sie wird am Anfang als stark beschrieben – wohlgemerkt: beschrieben, gezeigt wird es uns nämlich nur wenig. Und selbstlos kämpft sie um die Freiheit ihrer besten Freundin Shea. Allerdings war das auch der letzte Akt der Selbstlosigkeit – den Rest des Buches verbringt sie damit, in Selbstmitleid zu baden.
Dann gibt es noch Brielles – natürlich total heiße – Leibwächter und Lehrer Noah, Blake, Darren und Lincoln. Einen von ihnen wird sich Bri schnappen und einen bekommt Shea ab, ratet mal.
Von Lincoln weiß man nur, dass seine Familie anscheinend gestorben ist/ermordet wurde? Ehrlich gesagt habe ich es vergessen, was daran liegt, dass man überhaupt nichts über sie erfährt.
Das Miststück, oder es mit Sheas Worten zu sagen, die Vagina der Story darf natürlich auch nicht fehlen: Tiffany, eine Zicke ohnegleichen. Sie ist ebenfalls einfach nur ein Stereotyp, ein Mädchen, dass der Protagonistin schaden will, einfach, weil sie offenbar Spaß am fies sein hat.
Jeder, wirklich jeder wird in diesem Buch zu einem Stereotypen… Sorry.
Der Schreibstil ist okay… Wird aber zum Ende hin doch etwas besser. Ich vermute mal, es ist das erste Buch der Autorin (oder die Übersetzerin hat mal wieder ihren Job nicht richtig gemacht.)
Fazit: Das Buch gefällt mir von den Charakteren – und vor allem der Entwicklung der Charaktere, die nämlich fehlt – her überhaupt nicht. Die originelle Idee wertet die Geschichte wieder etwas auf, und am Ende habe ich tatsächlich einen Absatz gelesen, der mir gefallen hat.
Die Protagonistin ist Mailin. Ich liebe ihre Dreidimensionalität… Was sie liebt (sich lebendig fühlen) scheint plausibel, weil ihre Schwester Vicky im Koma liegt. Das mag ich besonders, wen man die Vorlieben ...
Die Protagonistin ist Mailin. Ich liebe ihre Dreidimensionalität… Was sie liebt (sich lebendig fühlen) scheint plausibel, weil ihre Schwester Vicky im Koma liegt. Das mag ich besonders, wen man die Vorlieben oder Abneigungen der Charaktere anhand ihrer Vergangenheit oder Situation nachvollziehen kann. Vielleicht so ein kleiner psychologischer Aspekt, ich liebe Psychologie einfach. Sie fährt in ihrer Freizeit gerne Rad und betreibt eine Kampfsportart… Kendo. Ich liebe es, dass die Autorin hier offenbar sehr gut recherchiert hat (oder selbst Kendo macht). Sie hat mich dazu inspiriert, mich selbst über diesen Kampfsport zu informieren, und jetzt überlege ich sogar, ob ich nicht auch damit anfange.
In Lyaskye wird Mailin von einem fremden Mann gerettet, der sie in die Hauptstadt bringt. Im ersten Teil des Buches nennt sie ihn „Peter“, weil er ihr seinen Namen nicht verraten möchte. Später trifft sie ihn wieder und er verrät ihr, dass er in Wahrheit „Liam“ heißt. Liam ist der typische, leicht arrogante Mann, aber er zeigt Mailin schließlich auch seine Schwächen, was allerdings ziemlich lange dauert – genauso lange dauert es, bis die Lovestory der beiden endlich ins Rollen kommt. Er ist nur oberflächlich gesehen der unnahbare, arrogante Typ, das wird der Leser im Laufe des Buches feststellen. Und das gibt auf jeden Fall einen Pluspunkt. Auf der Reise nach Rubia erfahren wir allerdings so gut wie gar nichts über ihn, aber das wird in der zweiten Hälfte des Buches nachgeholt.
Alles in Allem sind die Charaktere total interessant aufgebaut, was mich immer wieder dazu motiviert hat, weiterzulesen, auch, wenn einige Stellen ein wenig langatmig waren.
Schreibstil
Ich liebe den Schreibstil der Autorin. Einen dicken Pluspunkt bekommt sie außerdem für die originelle Idee zum Land. Das Land wird nämlich als lebendiges Wesen dargestellt, was ich richtig toll finde. Ich mag auch die ganze Idee, dass die Königinnen jung sterben, sie ist total kreativ. Außerdem fand ich persönlich die Szene in dem „lebendigen“ Berg am Besten… Change my mind.
Fazit
Ich liebe es. Trotzdem, gerade zu Anfang ist die Geschichte etwas langatmig, und es ist auch nicht das Beste Buch, was ich jemals gelesen habe.
Citra und Rowan, die unterschiedlicher nicht sein könnten und auch noch nie etwas miteinander zu tun hatten, werden durch eine Folge von Zufällen beide von Scythe Faraday entdeckt. Citras Ehrlichkeit und ...
Citra und Rowan, die unterschiedlicher nicht sein könnten und auch noch nie etwas miteinander zu tun hatten, werden durch eine Folge von Zufällen beide von Scythe Faraday entdeckt. Citras Ehrlichkeit und Rowans Mut beeindrucken den Scythe so sehr, dass er beide zu seinen Lehrlingen ernennt. Aber nur einer von beiden wird am Ende des Jahres zum Scythe ernannt werden.
Aber was ist überhaupt ein Scythe?
Die Idee ist die erste, die mich seit langem endlich mal wieder so richtig gefesselt hat. In der Welt, in der Citra und Rowan leben, haben die Menschen die Unsterblichkeit erreicht – Menschen sterben nicht mehr, sie werden nur totenähnlich, um dann sofort ins nächste Revival-Zentrum gebracht zu werden und wiederbelebt zu werden. Aber auch in einer perfekten Welt müssen Menschen sterben. Aus diesem Grund gibt es die Scythe, die, wie der Name schon sagt, den Tod bringen. Dabei müssen sie völlig zufällig ihre Opfer wählen und sich an gewisse Regeln halten, zum Beispiel, nur eine bestimmte Anzahl von Menschen pro Jahr zu töten. Scythe Faraday ist ein edelmütiger Scythe, aber nicht Alle sind so wie er, wie Citra und Rowan feststellen müssen. Da gibt es zum Beispiel Scythe Goddard, der das Töten regelrecht genießt – und er ist längst nicht der einzige, denn Viele denken so wie er. Und während Citra von diesen Scythe nur angeekelt ist, fühlt sich Rowan sogar ein wenig zu ihnen hingezogen.
Charaktere
☞ Die Hauptprotagonisten sind Citra und Rowan. An manchen Stellen werden sie genauer und tiefer beschrieben, sodass sie schon ein gewisses Maß an Dreidimesionalität haben. Aber ich persönlich finde, dass der Autor hier ruhig noch mehr in die Tiefe hätte gehen können.
So erfahren wir zum Beispiel, dass Rowan sich von den „dunklen“ Scythe angezogen fühlt, aber nicht genau, warum. Ist es, weil er sein ganzes Leben lang immer nur das „Salatblatt“ (so nennt er sich selbst) und nie das „Fleisch“ war? Oder reizt ihn die Macht über andere?
Die Antagonisten (also vor allem Scythe Goddard) werden mir hier viel zu unglaubwürdig dargestellt. „Bösewichte“ brauchen auch immer eine Seite, die verständlich ist, um sie authentisch wirken zu lassen. Und irgendwie hat mir das hier gefehlt. Wir bekommen zwar ein paar Tagebucheinträge von Goddard zu lesen, aber so richtig nachvollziehen kann ich ihn immer noch nicht.
Was mir gefällt, sind vor allem Scythe Volta und Scythe Curie, die durch ihre vielen Tagebucheinträge als die strenge, manchmal kalt wirkende, aber gerechte und reflektierte alte Frau wahrgenommen wird. Und auch Scythe Faraday mag ich, denn er ist unglaublich weise und mitfühlend, aber er tut, was getan werden muss.
Citra und Rowan sind, wie schon erwähnt, die kompletten Gegenteile von einander. Citra ist unglaublich ehrgeizig und, wie Rowan sagt, ein Mädchen, das „überall mitmischt“. Citra will genauso wenig wie Rowan Scythe werden (deshalb hat Scythe Faraday die beiden ausgewählt), aber sie kann nicht anders, als ihr Bestes zu geben.
Rowan hält sich lieber aus den Dingen heraus, er ist das selbsternannte „Salatblatt“. Er weiß, wie gut er sein könnte, wenn er sich anstrengen würde, aber für ihn ist es erstrebenswerter, im Durchschnitt zu bleiben. Unbekannt, um Ärger zu vermeiden.
Schreibstil
☞ Die Geschichte lässt sich flüssig lesen, beinhaltet aber auch keine großen, malerischen Ausdrücke. Also eher so der Durchschnitt. Es gibt nichts zu kritisieren, aber auch nichts groß zu loben. Einzelne Sätze haben sich dann doch in meinem Kopf festgesetzt, aber keiner war dabei, bei dem ich mir dachte: „Wow, dieses Zitat muss ich mir unbedingt merken.“
Was ich manchmal verwirrend fand, war, dass der Autor zwar aus der Sicht einer Person (also entweder Citra oder Rowan) zu schreiben schien, aber auf einmal auch die Gedanken und Gefühle der anderen Person kannte… Das hat mich etwas durcheinander gebracht.
Fazit
☞ Eine großartige Idee, aus der der Autor wirklich Vieles rausgeholt hat. Der Schreibstil ist gut und die Charaktere größtenteils authentisch und glaubwürdig. Ich liebe es.