Interessante Ideen, leider etwas schnell
FaunblutFaunblut fand ich über sehr lange Zeit ein sehr schwieriges Buch, um es einzuordnen. Die Welt gefällt mir unglaublich gut und wie sie geschrieben ist, war sehr schön mysteriös und interessant, sodass ich ...
Faunblut fand ich über sehr lange Zeit ein sehr schwieriges Buch, um es einzuordnen. Die Welt gefällt mir unglaublich gut und wie sie geschrieben ist, war sehr schön mysteriös und interessant, sodass ich ständig mehr lernen und lesen wollte, und auch die politischen Gegebenheiten und Komplikationen haben mich beim Lesen beinahe sofort in ihren Bann gezogen. Das Lesen hat an der Stelle einfach unglaublich viel Spaß gemacht.
Gleichzeitig fand ich es gerade in der ersten Hälfte unglaublich schwer, mich auf die einzelnen Figuren einzulassen. Irgendwie schienen sehr viele Dinge an Jade zu hängen, dafür, dass sie dann auf der anderen Seite aber nichts wirklich machen sollte oder durfte. Jade soll sich von Leuten fernhalten, gleichzeitig soll sie sich aber darum kümmern, die Türen dort abzuschließen, wo die Leute sind; Jade soll Dinge besorgen, wird dann aber angefahren, wenn sie nicht da ist; Jade soll dieses oder jenes, aber dann ist es doch nicht richtig, und niemand spricht wirklich mit ihr, aber dann sind alle sauer, wenn sie keine Ahnung hat. Leider ging mir das ziemlich auf die Nerven. Auch muss ich sagen, dass ich die Figuren für sich zwar durchaus gut geschrieben fand, in Beziehung zueinander ließen sie dann aber doch oft zu wünschen übrig. So konnte ich mit Jakub als Figur zum Beispiel sehr viel anfangen, den Vater hätte ich ihn aber an keinem Punkt wirklich abgekauft, und er schien mir nie so richtig besorgt um Jade zu sein. Also schon von dem, was Leute gesagt haben, aber so richtig gemerkt habe ich davon eigentlich nie etwas. Auch war Faun verdammt interessant als Figur, war am Anfang aber einfach verdammt unsympathisch in meinen Augen, und dann irgendwann war die Beziehung zwischen ihm und Jade einfach da. Die dann irgendwie auch in Ordnung geschrieben war, also es war nicht so, als hätte man ihnen das paar nicht abgetaucht, aber es fühlte sich wirklich an wie durchgängig Abneigung, und dann mit einem Mal Liebesgeständnisse, ohne dass sie sich je näher gekommen wären, und dann war plötzlich alles in Ordnung, und der Teil hätte in meinen Augen auf jeden Fall langsamer angegangen werden müssen. Auch war ich richtig begeistert von der Freundschaft zwischen Martyn und Jade, nur damit dann plötzlich doch Eifersucht im Spiel war.
An vielen Stellen war ich darum eher unglücklich mit den Figuren und ihrem Verhalten zueinander, und einige (ebenfalls zu schnelle) Entwicklungen der Figuren ergeben für mich auch nach dem Ende der Geschichte noch nicht wirklich Sinn, außer dass sie Jade etwas mehr isoliert haben.
Auf der anderen Seite gab es auch viele Stellen, die mir verdammt gut gefallen haben: Jade ist eine unglaublich starke Protagonistin, die weiß, was sie will, und die bereit ist, dafür zu arbeiten. Sie lässt sich nicht sagen, was es zu tun gibt, oder wartet auf Erlaubnis oder irgendetwas in der Art, und sie muss auch nicht ständig aus allen Situationen gerettet werden, sondern sie ist durchaus in der Lage, Dinge selbst anzugehen. Auch sagt sie offen ihre Meinung und hält anderen vor, wenn die Fehler machen, statt das einfach nur in sich hinein zu fressen. Sie wirkt außerdem sehr aufmerksam und zieht ihre eigenen Schlüsse, statt nur alles zu glauben, was man ihr sagt, und sie steht für sich selbst ein und lässt nicht alles mit sich machen.
Auch hat der Plot an sich verdammt gut funktioniert, und die Geschichte mit den Rebellen war verdammt spannend, genau wie ich in die Welt einfach unglaublich gerne eingetaucht bin.
Das Lesen hat durchaus viel Spaß gemacht, gerade zu Ende hin, und es war kein Buch, das ich zwingend als typisch bezeichnen würde. Schon mit so einigen Klischees, und nichts komplett neues, aber gleichzeitig war die Art, wie Blazon es geschrieben hat, neu genug, und ich hatte einfach nicht das Gefühl, genau diese Geschichte schon 100 Mal gelesen zu haben. Besonders zum Ende hin, weil die Figuren da mehr Raum hatten als zu Beginn, am Anfang (oder nach so 50 Seiten bis etwa zur Mitte) gab es schon viele Momente, in denen ich mir dachte, dass bestimmte Dinge jetzt nur sind, damit irgendein Klischee bedient werden kann, aber das legte sich, als die Rebellion mehr Platz in der Geschichte einnahm.
Insgesamt kein Meisterwerk in meinen Augen, aber nachdem ich das Buch eigentlich schon aufgegeben hatte, hat es mich dann doch noch mal abgeholt, und am Ende war ich schon ziemlich zufrieden damit, wie alles sich entwickelt hat.