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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2023

Rau, wild und fesselnd

Die weite Wildnis
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Ein Mädchen macht sich auf die Flucht und rennt über Stock und Stein, um sich so weit wie möglich von ihrer Heimat zu entfernen. Dabei stößt sie auf die Gefahren der Wildnis und des Alleinseins, getrieben ...

Ein Mädchen macht sich auf die Flucht und rennt über Stock und Stein, um sich so weit wie möglich von ihrer Heimat zu entfernen. Dabei stößt sie auf die Gefahren der Wildnis und des Alleinseins, getrieben von Angst und schrecklichen Erinnerungen.

Müsste man den Inhalt des Buches mit zwei Worten beschreiben, so wären es Flucht und Wildnis. Gerade zweiteres zeigt sich in dem Buch von seiner ungebändigten Seite. Man erlebt nicht die Schönheit der Natur sondern deren Gefahren und erlebt aus der Sicht der jungen Protagonistin wie sich Kälte, Flüsse und Wettereinbrüche als wilde, dornige Feinde präsentieren können. Doch egal welches Hindernis sich dem Mädchen in den Weg stellt, es geht weiter. Perspektivenlos kämpft sie sich voran, mit Blasen an den Füßen, einem vor Hunger schreienden Bauch und einem Kopf voller Gedanken.

Das Kennenlernen der Protagonistin erfolgt sehr zögerlich. Das Buch startet direkt mit der Handlung und erst im Laufe der Geschichte erfährt man Stück für Stück, was das Mädchen dazu gedrängt hat, ihre Heimat zu verlassen. Die düsteren Gedanken holen dann auch den Leserdie Leserin ein und passen perfekt zur Rauheit der Natur. Ebenso passend ist der derbe Schreibstil der Autorin, die distanziert und nüchtern schreibt, es aber trotzdem schafft, Atmosphäre aufzubauen. Sie kehrt voll und ganz zur Natur zurück und beschreibt sogar die Ausscheidungen des Mädchens. Dies könnte gegebenenfalls einige Leserinnen abschrecken. Ich habe es jedoch als stimmig empfunden. Das Buch baut einen wahren Sog auf, dem man sich nicht entziehen kann, weshalb ich bis zur letzten Seite mitgefiebert habe.

Fazit: Mit rauen Worten erzählt eine talentierte Autorin von einer realitätsnahen Flucht ohne an Details zu sparen. Schonungslos, düster und packend - sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 23.09.2023

Gelungen!

Die Formel der Hoffnung
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Dr. Dorothy Horstmann lebt Mitte des 20. Jahrhunderts. Eine Zeit in der es nicht nur schwer ist, sich als Ärztin in den männlich dominierten Bereich zu behaupten, sondern auch die Zeit als die schlimme ...

Dr. Dorothy Horstmann lebt Mitte des 20. Jahrhunderts. Eine Zeit in der es nicht nur schwer ist, sich als Ärztin in den männlich dominierten Bereich zu behaupten, sondern auch die Zeit als die schlimme Poliokrankheit Eltern um das Wohl ihrer Kinder bangen lässt. Dorothy beginnt an Heilungsmöglichkeiten gegen die Erkrankung zu forschen, stößt dabei als Frau aber auf reichlich Widerstand.

Bei der Geschichte handelt es sich um einen Roman, der sich aber an der historischen Figur und dem Leben von Dr. Dorothy Horstmann anlehnt. Ich habe mich zuvor noch nie wirklich mit der Poliokrankheit auseinandergesetzt, ganz zu schweigen davon, wie deren Impfung entwickelt wurde. Da ich aber gerne Biografien lese, hat das Buch gleich mein Interesse geweckt. Die Autorin orientiert sich an den tatsächlichen Gegebenheiten, lässt die Figuren aber durch Einblicke in ihr Innenleben und charakteristische Eigenheiten zum Leben erwachen. Besonders gut lernt man die Hauptfigur Dorothey kennen, die ich schnell ins Herz geschlossen habe. Auch die anderen Figuren kamen nicht zu kurz und natürlich findet sich auch noch Platz für eine kleine Liebesgeschichte. Zudem vermittelt die Autorin ein authentisches Abbild der damaligen Zeit und wie sich die Forschung der Bekämpfung der Krankheit fortsetzte.

Fazit: Hier trifft die fesselnde Geschichte von einer beeindruckenden Frau und Ärztin und der auf historischen Tatsachen beruhende Hintergrund der Poliokrankheit aufeinander und ergeben ein großes Ganzes das mehr als gelungen ist. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen!

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Veröffentlicht am 01.09.2023

Ein Buch über Schicksalsschläge

Das Chaos eines Augenblicks
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Seit Evie die Diagnose Multiple Sklerose erhalten hat, hat sie sich aus der Welt zurückgezogen und auch ihre große Leidenschaft, die Musik, aufgegeben. Ausgerechnet durch den Verlust ihrer besten Freundin ...

Seit Evie die Diagnose Multiple Sklerose erhalten hat, hat sie sich aus der Welt zurückgezogen und auch ihre große Leidenschaft, die Musik, aufgegeben. Ausgerechnet durch den Verlust ihrer besten Freundin Scarlett bei einem Verkehrsunfall scheint sie Schritt für Schritt wieder ins Leben zu finden, auch mithilfe von Nate, der an Scarletts Unfall beteiligt war.

In diesem Buch treffen mehrere Themen aufeinander: Freundschaft, der Umgang mit Schicksalsschlägen und Verlust, Vertrauen und auch natürlich auch Liebe. Eine Mischung wie man sie aus vielen Büchern kennt. Doch ich denke, dass man über diese Themen gar nicht oft genug lesen kann, da man als Leser oder Leserin durch die Identifikation mit der Figur im Buch Bestärkung erhalten kann. Leider hat das die Autorin mit ihrem Buch nicht ganz geschafft. Mir fehlt in der Geschichte leider ein wenig der rote Faden und auch die Entwicklung von Evie konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Ihre Stimmung war für mich immer schwer einschätzbar.

Interessanter fand ich dafür die zweite Erzählperspektive. Scarlett beobachtet das Leben ihrer Freundin nämlich aus dem Jenseits. Das gibt der Geschichte das gewisse Etwas, das mir in der Storyline von Evie fehlte. Zudem hilft es, die Beziehung von Scarlett und Evie besser zu verstehen. Allerdings konnte dieser Aspekt und auch der ansonsten angenehme Schreibstil das Ruder nicht mehr ganz herumreißen, weshalb ich dem Buch eher mit gemischten Gefühlen gegenüber stehe.

Fazit: Die Idee hätte viel Potenzial gehabt, aber leider wurde dieses nicht ganz ausgeschöpft. Ich konnte mich nicht wirklich auf Evies Geschichte einlassen und mir fehlte ein wenig der rote Faden. Das Buch erhält von mir 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 31.08.2023

Konnte mich nicht überzeugen

Und wir tanzen, und wir fallen
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Ash beste Freundin Edi liegt im Sterben. Somit pendelt Ash zwischen den Besuchen im Hospiz, in den Edi aufgrund ihrer unheilbaren Krankheit untergebracht ist, und ihrem chaotischen Leben hinterher. Im ...

Ash beste Freundin Edi liegt im Sterben. Somit pendelt Ash zwischen den Besuchen im Hospiz, in den Edi aufgrund ihrer unheilbaren Krankheit untergebracht ist, und ihrem chaotischen Leben hinterher. Im Hospiz erwarten sie ihre Kindheitsfreundin, Erinnerungen und viele letzte Momente. In ihren Leben scheint alles aus den Fugen geraten zu sein und sie versucht sich zwischen Affären, ihrer Mutterrolle und der Beziehung zu ihrem zukünftigen Ex-Mann zurechtzufinden.

Der Klappentext lässt schon auf eine sehr berührende Geschichte schließen. In den ersten Kapiteln bekommt man dies direkt zu spüren, da die Ärzte Ash und Edi's Ehemann mitteilen, dass Edi nicht mehr behandelt und eine Verlegung in ein Hospiz empfohlen wird. Die bedrückende Stimmung war für mich als Leserin mehr als deutlich spürbar. Die Emotionen, die zu Beginn des Buches aufgekommen sind, blieben dann leider in den folgenden Kapiteln aus. Ich empfand den Schreibstil eher salopp als rührend. Mit der Protagonistin Ash konnte ich nicht recht warm werden. Ihr Humor war leider nicht auf meiner Wellenlänge und ich empfand sie eher als anstrengend. Davon abgesehen fehlte mir im Roman ein wenig der rote Faden. Edis schreckliche Krankheit bildet den Rahmen, Beginn und und Ende des Romans, aber die Zeit dazwischen erschien mir wie mit zufälligen Ereignissen gefüllt. Dadurch das die Geschichte nur aus Ash Perspektive erzählt wird, erfährt man nicht, wie die anderen Angehörigen mit der Situation umgehen. Es gibt zwar einige sehr nette Szenen zwischen Edi und Ash im Hospiz, doch alles wirkt so zusammengewürfelt. Mal sind wir im Hospiz, mal im Alltag von Ash. Zweimal wird sie von ihrer Tochter mit einer Liebelei im Bett erwischt. Diese winkt nur ab, findet das belustigend. Auf mich wirkte das Ganze eher befremdlich.

Aufgrund der fehlenden Linearität und der Protagonistin, die mir leider nicht sympathisch war, konnte der Roman seine Wirkung nicht ganz entfalten. Mich ließ er eher enttäuscht zurück. Ich vergebe zwei Sterne.

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Veröffentlicht am 04.08.2023

Gesellschaftskritischer Roman

Die spürst du nicht
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Bei einem Unfall ertrinkt ein Flüchtlingskind beim Familienurlaub einer begüterten Familie im Pool der Ferienvilla. Ein tragisches Erlebnis, das sich nicht nur auf die Anwesenden auswirkt, sondern ...

Bei einem Unfall ertrinkt ein Flüchtlingskind beim Familienurlaub einer begüterten Familie im Pool der Ferienvilla. Ein tragisches Erlebnis, das sich nicht nur auf die Anwesenden auswirkt, sondern große Wellen in den Medien schlägt.

Daniel Glattauer ist für seine gefühlvollen und pointierten Romane bekannt. Gekonnt mischt er hier Prosa im Romanformat mit Zeitungsartikel und darauffolgendenen Kommentare sowie Interviewauszüge. Dadurch blickt man als Leser nicht nur in die Figuren hinein, sondern bekommt auch gut mit was um sie herum passiert und wie der Medienrummel auf sie wirkt bzw. welche Empfindungen dieser auslöst. Der Unfall löst in den Medien nämlich einen wahren Shitstorm los, mit Kommentaren wie man sie schon oft auch in der Realität unter Artikeln gefunden hat: Trauerbekundungen, rassistische Äußerungen, Häme und verfehlte Komik. Das Internet hält nichts zurück.

Am traurigsten an der ganzen Geschichte ist, das die tatsächliche Tragödie, der Tod des Mädchens, vollkommen in den Hintergrund rückt und stattdessen juristische Streitigkeiten hinsichtlich der Aufsichtspflicht, die Sorge um das eigene Ansehen und Wut im Mittelpunkt stehen. Das bringt der Autor mit seinem Buch deutlich zum Ausdruck. Mich konnte er mit seiner Geschichte überzeugen, mitreißen und auch dazu animieren, reflektierter Medienberichte zu lesen. Hinter jedem geschilderten Geschehen stehen Menschen, die damit umgehen müssen.

Fazit:
Ein gesellschaftskritischer Roman, der gerade in der heutigen medienorientierten Zeit eine wichtige Botschaft vermittelt. Ich kann es nur empfehlen!

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