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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2019

Alptraum einer Mutter

Als Grace verschwand
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Simones Tochter Helena wurde als Säugling entführt. Achtzehn Jahre später kommt eine junge Frau auf sie zu und behauptet, ihre Tochter zu sein. Doch bevor Simone ihr Glück greifen kann und das überprüfen ...

Simones Tochter Helena wurde als Säugling entführt. Achtzehn Jahre später kommt eine junge Frau auf sie zu und behauptet, ihre Tochter zu sein. Doch bevor Simone ihr Glück greifen kann und das überprüfen möchte, ist Grace verschwunden und wird als vermisst gemeldet. Simone begibt sich auf die Suche nach einem Mädchen, das sie nicht kennt, und bringt sich dabei selber in Gefahr.

Grundsätzlich fand ich das Buch toll. Ich konnte es kaum weglegen, wollte die Verstrickungen entwirren und dem Geheimnis auf den Grund gehen. Allerdings fand ich die Charaktere zu kühl, zu flach. Simones ist ein sehr emotionaler Mensch, doch passt es nicht zu ihrem Beruf, dass sie vertrauensselig ist. Im Job nimmt sie die Sachen selbst in die Hand und bleibt am Ball, bis sie das gewünschte Ergebnis erreicht hat. Privat lässt sie ihren Mann alles regeln und erscheint schon fast ein Stück zu naiv.

Grace war ein vielversprechender Charakter, über den ich gerne mehr erfahren hätte. Ihr Verschwinden ist natürlich dramatisch und gibt dem Ganzen nochmal Spannung, dennoch hätte ich mir hier mehr vorstellen können.

Der Schreibstil war stellenweise anstrengend, aber je spannender es wurde, desto weniger hat mich das gestört. Die Kapitel, die aus der Sicht eines Unbekannten erzählt werden, unterscheiden sich auch sprachlich vom Rest der Geschichte. Sie verleihen zusätzlich Spannung, weil man zwar ahnt, aber nicht weiß, um wen es sich handelt. Das Ende war genau nach meinem Geschmack, und vermutet hatte ich es schon, aber die Beweise fehlten mir. Nach und nach wird das Puzzle von Simone zusammengesetzt und ergibt einen schönen runden Thriller.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Weg vom Müll - packen wir's an!

#Einfach plastikfrei leben
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Der erste Schritt in Richtung Besserung (oder hier: Müllvermeidung) ist: einzusehen, dass es bisher nicht gut lief. Was soll man auch anderes denken, wenn man Bilder von verschmutzten Weltmeeren sieht ...

Der erste Schritt in Richtung Besserung (oder hier: Müllvermeidung) ist: einzusehen, dass es bisher nicht gut lief. Was soll man auch anderes denken, wenn man Bilder von verschmutzten Weltmeeren sieht und Tiere, die wegen unserem Müll leiden müssen. Gut ist das nicht!

Schon länger versuche ich bewusst, unnötige Plastikverpackungen zu vermeiden. Beim Kauf von Obst und Gemüse zum Beispiel. Das herkömmliche Shampoo habe ich wegen des enthaltenen Mikroplastiks bereits auf festes Shampoo umgestellt. Dennoch hat die Autorin immer noch viele Tipps auf Lager, um der Umwelt zu helfen.

Das Buch beginnt mit den Basics. Was ist Plastik, warum ist es schädlich? Woher kam diese plötzliche Beliebtheit überhaupt?
IIn vier Schritten soll es zum Erfolg gehen. Währenddessen betont die Autorin immer wieder, dass es nicht wichtig ist, alles auf einmal zu machen und perfekt. Sondern klein anfangen, sich Schritt für Schritt vorarbeiten. Denn: Tausend, die etwas nicht zu hundert Prozent machen, können mehr erreichen als zehn, die es perfekt machen.

In diesen vier Schritten wird der Leser durch die Wohnung geführt. Wo versteckt sich Plastik? Was habe ich für Alternativen? Oder ist es sogar sinnvoll, es beim Plastik zu belassen?
Ein besonderes Gimmick sind die Rezepte: Ob Zahnpulver, ein Bienenwachstuch zum einpacken oder Reinigungsmittel - alles wird hier toll erklärt und angeleitet. Keinen Moment hatte ich das Gefühl, dass das Buch oberlehrerhaft ist und mit erhobenem Zeigefinger geschrieben wurde. Denn Plastik ist überall präsent, selbst da wo man es nicht vermutet. Ganz vorbildlich ist dieses Buch deshalb auf Apfelpapier gedruckt und wurde ohne Folie geliefert. Top!

Was mir nicht so gut gefallen hat, waren die häufigen Verweise auf den Instagram-Kanal. Wie es rechtlich aussieht mit der Nennung von Marken in Büchern weiß ich nicht, hätte mich aber gefreut, wenn ein paar der Beispiele auch im Buch gelandet wären.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Freundin oder Feindin?

Lass sie nicht in dein Haus
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Siebzehn Jahre hatten die Collegefreundinnen Abi und Melanie keinen Kontakt mehr. In dieser Zeit hat Abi einen Sohn großgezogen und mit dem Mann ihrer Träume zwei weitere Kinder bekommen. Melanie hat sich ...

Siebzehn Jahre hatten die Collegefreundinnen Abi und Melanie keinen Kontakt mehr. In dieser Zeit hat Abi einen Sohn großgezogen und mit dem Mann ihrer Träume zwei weitere Kinder bekommen. Melanie hat sich voll und ganz in ihre Karriere gestürzt und ihrem Mann den Rücken freigehalten – bis dieser sie betrogen hat und Melanie bei Abi vor der Tür steht.

Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein: vom Äußeren, aber auch von den persönlichen Prioritäten. Während Abi tagein, tagaus, ein und denselben Trott durchmacht, trifft Melanie Promis, lebt in Cocktailbars und Glamour ohne Ende. Diese Abwechslung kommt Abi gerade recht und so ist sie mehr als erfreut, dass Melanie ein Zeit lang bei ihr wohnen wird. Bis sie Melanies Geheimnis herausfindet und ihre Familie schütze muss – um jeden Preis.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Hauptsächlich von Abi und Melanie, später auch mal von Abis Mann und Sohn. Das macht das Ganze sehr spannend, zeigt die Verwicklungen umso besser und man ist als Leser den Protagonisten immer eine Nasenlänge voraus. So erfährt man unaufdringlich auch, weshalb die beiden sich auseinandergelebt haben und wie sich ihre Leben entwickelt haben. Zwar wird hier und da mal eine Andeutung fallen gelassen, aber das Konstrukt entfaltet sich erst gegen Ende in seiner vollen Pracht.

Manches mal erschien mir das zwar wie ein Kartenhaus, und auch die Handlungen der Protagonisten – besonders Abis Sohn – konnte ich so manches Mal nicht nachvollziehen.Auch wenn ich nicht sagen würde, dass die Story spannend im klassischen Sinne ist, hat mich der Thriller gefesselt und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Durch den lebendigen Stil bei den Perspektivwechseln hat das Lesen richtig Spass gemacht. Die Geschichte war nicht vorhersehbar, man hat sich zwar den ein oder anderen Teil gedacht, aber es kam trotzdem immer nochmal anders.Dass Abi nicht nur nette Absichten hegt, wird einem von Anfang an klar sein, doch ihr Motiv kommt überraschend.

Wer gerne mit den Charakteren leidet, auf sie schimpft und nicht fassen kann, was da passiert, dem kann ich dieses Buch ans Herz legen.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Eine spannende Zeit in einem verschlafenen Ort

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Es ist mir selten so schwer gefallen, meine Gedanken in Worte zu fassen. Ich habe das Buch verschlungen, aber weiß trotzdem nicht, wo ich anfangen soll. Zu viele Charaktere, die man erwähnen könnte, zu ...

Es ist mir selten so schwer gefallen, meine Gedanken in Worte zu fassen. Ich habe das Buch verschlungen, aber weiß trotzdem nicht, wo ich anfangen soll. Zu viele Charaktere, die man erwähnen könnte, zu viele Geheimnisse, die gelüftet werden, und das alles in einer Kleinstadt: Orphea.

Jesse Rosenberg ist Polizist. Während seiner Verabschiedung in den Ruhestand entscheidet er sich, einen Fall von damals noch einmal aufzurollen und den Hinweisen von Stephanie Mailer nachzugehen. Denn wenn er sich erst in etwas verbissen hat, bleibt er auch dran.

„[Jesse] ist der Beste von uns allen. Wir haben ihn den Hundertprozentigen getauft, weil er die Fälle, an denen er dran war, alle gelöst hat.“ (Zitat S. 15)

Von der namensgebenden Person selbst erfahren wir wenig, denn wie der Titel schon sagt, verschwindet sie. Doch wir lernen genug andere Charaktere kennen. Sei es nun eine Polizistin, die gegen die frauenfeindlichen Kollegen und die Vetternwirtschaft (in einer Kleinstadt ist die nicht zu vergessen!) ankämpfen muss. Ein abgedrehter Regisseur, der gerne groß rauskommen will. Ein Redakteur, der eine Affäre hat, die zu einem Problem wird. Ein Mädchen, das nach Hilfe ruft.

Trotz der Vielfalt der Sichtweisen sind die einzelnen Personen gut dargestellt. Man erfährt so einiges über sie und ihre Beweggründe. Es mag anfangs nicht klar sein, was die ein oder andere Figur in der Story zu suchen hat, doch der Nebel lichtet sich peu à peu. Ich konnte mit jedem leiden, lieben und hassen. Extrovertiert, überspitzt, schüchtern, lieb, zurückhaltend, überheblich, unfreundlich … hier sind quasi alle Charaktere vertreten.

Und während man sich so durch den Roman kämpft, in dem die Ermittlungen wieder laufen, könnte man annehmen, dass Orphea das wichtigste Städtchen der Welt sei. Dort tickt die Zeit anscheinend anders. Besonders momentan, denn es findet ein Theaterfestival statt, wofür die Zuschauer von überall her kommen. Dieses Festival ist der Nabel des Daseins von Orphea, weswegen ein großer Rummel darum gemacht wird. Alle Einwohner beteiligen sich irgendwie an den Vorbereitungen, denn man will ja zeigen, was man hat.

„Diese Stadt wirkte wie eine Filmkulisse.“ (Zitat S. 24)

Aber wie das bei einer Kulisse so ist, sieht nur die äußere Fassade pompös aus. Der Rest … nun ja. Schaut man dahinter, sieht man die Stützen, die Leere und die Wahrheit. Denn in Orphea hat jeder etwas zu verbergen, und so bekommt dann auch jeder Charakter seine Daseinsberechtigung.

Manches Mal lese ich bei Krimis: zu vorhersehbar, keine Spannung. Jetzt könnte man sich darüber streiten, ob es sich hier überhaupt um einen Krimi handelt, oder eher um einen Roman. Steht die Ermittlungsarbeit im Vordergrund, oder eher die Entwicklung der Charaktere? Ganz egal – hier ist definitiv nichts vorhersehbar. Die Geschichte besticht durch Wendungen und Wirrungen, deren Ausgang eine echte Überraschung ist.

Und doch hatte ich so zwischendurch meine Probleme. Angefangen bei einem Regisseur, der seine Informationen zum Mord und zum Mörder nur dann preisgeben will, wenn sein Stück beim Festival aufgeführt wird. Und statt ihn zu verhaften, tanzt man nach seiner Pfeife. Was machen schon ein paar Tage mehr aus, um den Mörder zu entlarven – wo er doch augenscheinlich wieder zugeschlagen hat und man ihn stoppen könnte, nein, müsste! Aber gut, hätten sie ihn festgenommen, wäre die Geschichte ja schnell zu Ende gewesen. Und wenn man bei diesem dritten Werk eines über den Autor weiß, dann dass sich keines seiner Bücher mit einer kurzen Geschichte zufrieden gibt.

Wie so oft bei Geschichten gibt es auch hier Situationen, die man schon früh hätte lösen können, hätte man miteinander geredet. Alles in allem wurde aber mein Lesevergnügen nicht geschmälert. So kann ich abschließend betonen: Das ist Meckern auf hohem Niveau!

Persönliches Fazit: Meiner Meinung nach sein bisher bestes Buch. Tolle Charakterzeichnungen und ein ungelöster Mordfall, der einige Geheimnisse ans Tageslicht bringt. Empfehlenswert für Fans von komplexeren Plots, die gern mitdenken.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Die Asche meiner Mutter

Tote Asche
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Nach dem Tod ihrer Mutter sitzt der Schock bei Kira tief. Als die ausgegrabene Urne auf ihrem Esszimmertisch steht, zweifelt sie an sich selbst – bis sie die Botschaft findet: Sie verdient es nicht, zu ...

Nach dem Tod ihrer Mutter sitzt der Schock bei Kira tief. Als die ausgegrabene Urne auf ihrem Esszimmertisch steht, zweifelt sie an sich selbst – bis sie die Botschaft findet: Sie verdient es nicht, zu leben. Plötzlich lauert überall die Bedrohung, sie findet Luftballons mit ihrem Todesdatum und auf einmal erscheint es Kira gar nicht so abwegig, dass ihre Psychose zurückgekehrt ist. Doch wen hat sie sich zum Feind gemacht? Und das so schlimm, dass er ihr nach dem Leben trachtet? Für Kira beginnt ein Wettlauf mit der Zeit …

Durch die sehr detailreiche Sprache hatte ich sofort ein Bild von Kira vor Augen. Sie ist psychisch nicht stabil, was nach den Ereignissen aber auch kein Wunder ist. Kira versucht, sich von der Spirale nicht mitreissen zu lassen und kämpft gegen die aufkommende Panik an. Aber das ist gar nicht so einfach. Zum einen, weil es schwer ist, den Verstand und das Unterbewusstsein auszutricksen. Zum anderen, weil alles dafür spricht, dass sie unter Wahnvorstellungen leidet. Dennoch lässt sie sich nicht unterkriegen.

Die Autorin hat einen rasanten Thriller vorgelegt. Die Handlung spielt in weniger als einer Woche, in der Kira jeden Tag um ihr Leben fürchtet. Kiras Verhalten fand ich durchweg nachvollziehbar, genauso wie die Auflösung. Oft ist das ein großer Kritikpunkt, hier jedoch ist der Autorin den schmalen Grat zwischen realistisch und unglaubwürdig sehr gut gelungen. Ein Ereignis jagt das nächste und die Spannung bleibt konstant, sodass man einfach weiterlesen muss.