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Veröffentlicht am 08.12.2019

Wie andere mich sehen

Wie du mich siehst
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„Wie andere mich sehen“ wäre ebenfalls kein verkehrter Titel für dieses so wichtige Buch gewesen. Denn was Shirin am Umziehen am meisten nervt, sind die lauten und leisen Vorurteile der neuen Mitschüler. ...

„Wie andere mich sehen“ wäre ebenfalls kein verkehrter Titel für dieses so wichtige Buch gewesen. Denn was Shirin am Umziehen am meisten nervt, sind die lauten und leisen Vorurteile der neuen Mitschüler. Komische verhaltenen Blicke, Beschimpfungen wie „Terroristin“, offene Ausgrenzung oder aber auch körperliche Attacken ist sie schon gewohnt. Und das alles nur, weil die junge Californierin mit iranischen Wurzeln Kopftuch trägt.


Dieses Buch hat mich mitgerissen. Nachdenklich gemacht. Wütend gestimmt. In unserem Kulturkreis ist es verwerflich, wenn man sich offen zu seiner Religion bekennt. Dabei zeigt die Autorin mit Shirins Charakter, dass sie doch ein ganz normales Mädchen ist und sich kaum von Gleichaltrigen unterscheidet. Bis auf Äußerlichkeiten. Gewohnt an Mobbing und Ausgrenzung hat Shirin eine Mauer um sich errichtet, die sich in einer spitzen Zunge, gepaart mit etwas Aggressivität, äußert. Innerlich ist sie wütend auf die Oberflächlichkeit der Menschen, auf ihre Vorurteile und Unkenntnis. Im krassen Gegensatz dazu steht ihr Bruder, der genau wegen seines „exotischen“ Aussehens bei den Mädchen ganz besonders beliebt ist. Seine Religion? Die spielt hier keine Rolle. Warum auch, man sieht sie ihm ja nicht an.


Wir Menschen neigen dazu, in Schwarz-Weiß zu denken. Das ist im Cover sehr schön abgebildet. Ocean, der sich nicht vorstellen kann dass Shirin tagtäglich wegen ihrer Religion diskriminiert wird, beginnt im Laufe der Geschichte auch in Grauzonen zu denken. Die beiden geben sich viel, denken über den Tellerrand hinaus. Gezwungenermaßen, denn das junge Paar hat einige Hürden zu überwinden. Insbesondere Ocean tut sich schwer damit, kann er einfach nicht verstehen, warum die Leute sich an einem Stück Stoff auf dem Kopf seiner Freundin so aufregen. Shirin denkt anfangs allerdings auch nicht weit, denn in ihren Augen sind alle anderen Menschen Rassisten. So kann sie gar nicht zulassen oder aktiv mithelfen, dass Vorurteile abgebaut werden.


Der sehr lebendige Schreibstil hat bewirkt, dass ich mich sehr gut in Shirin hineinversetzen konnte. Gleich zu Beginn legt die Autorin los, lässt dem Leser keine Schonfrist. Tahereh Mafi hat in dieser Geschichte auch viele eigene Erlebnisse verarbeitet. Das zu lesen, hat mich sehr traurig gestimmt. Zwar spielt die Handlung zwischen 2003 und 2005, jedoch hat sich in den letzten fast fünfzehn Jahren nichts gebessert. Das ist nicht akzeptabel und wie sollten alle darauf hinarbeiten, Rassismus – egaö in welcher Form oder gegen was - keinen Platz in unserer Gesellschaft zuzugestehen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.11.2019

Spannend, packend, anders

Blood Orange - Was sie nicht wissen
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Anwältin Alison hofft, dass ihr erster Mordfall ihr wieder festen Boden unter den Füßen gibt. Sie möchte mehr für ihre kleine Tochter und ihren Mann da sein, will dem Alkohol abschwören und ihre Affäre ...

Anwältin Alison hofft, dass ihr erster Mordfall ihr wieder festen Boden unter den Füßen gibt. Sie möchte mehr für ihre kleine Tochter und ihren Mann da sein, will dem Alkohol abschwören und ihre Affäre beenden. Doch das alles sind und bleiben nur Worte und Gedanken, denn mit Taten hat Alison es nicht so. Ein Grund, weshalb ich sie unglaublich unsympathisch fand. Sie kann nicht nein sagen, wenn ein Kollege nach einem Feierabend-Drink fragt. Sie kann nicht nein sagen, wenn ihre Affäre sie offensichtlich verletzt und ihr danach wieder Honig um den Mund schmiert. Sie will wieder Anfang zwanzig sein, unbeschwert ihr Leben genießen und Partys, Alkohol und Sex genießen können. Stattdessen fühlt sie sich in ihrer Rolle als Ehefrau eingeengt und obwohl sie eine gute Mutter sein möchte, ist ihre Tochter ihr anscheinend nicht wichtig genug. Nicht nur einmal dachte ich in dem Zusammenhang „Aus den Augen, aus dem Sinn“, denn nur wenn Mutter und Tochter gemeinsame Zeit verbracht haben scheinen sich bei Alison die Muttergefühle einzustellen, die ansonsten von der Gier nach Alkohol und hartem Sex verdrängt werden.

Carl, ihr Mann, versucht, die Beziehung zu kitten und seiner Tochter auch die Liebe zu geben, die Alison nicht geben kann. Aber auch der gutmütigste Mensch kommt mal an seine Grenzen, weswegen Carl Alison bald ein Ultimatum stellt. Nachvollziehbar, oder?

Dann wäre da noch der Kern der Geschichte, nämlich Alisons Mordfall. Sie vertritt die vermeintliche Mörderin, ist aber fest von deren Unschuld überzeugt. Diese beharrt jedoch darauf, ihren Mann erstochen zu haben und hält es für sinnlos, auf „unschuldig“ zu plädieren. Die Medien haben sie als Mörderin schon gebrandmarkt, also hat es keinen Sinn zu leugnen. So engagiert, wie Alison ihre Mandantin vertreten hat, hätte ich sie mir auch in anderen Bereichen gewünscht.

Der Prolog hat anfangs nicht allzu viel Sinn gemacht, obwohl es genug Andeutungen gab. Während der Geschichte hatte ich dieses Kapitel dann schon fast wieder vergessen, und als der Schlüssel dann offenbart wurde, passte alles perfekt zusammen. Genau wie Alison konnte ich die Puzzleteile zusammensetzen und das Bild beurteilen, das im Finale dann ausschlaggebend war.

Auch wenn sich bis hierhin alles negativ liest: dieser Thriller hat mir außerordentlich gut gefallen. Normalerweise steht und fällt alles mit den Protagonisten, mit denen sich der Leser normalerweise identifizieren soll. Selten hat ein Autor es geschafft, eine Hauptfigur derart negativ darzustellen und dennoch eine runde Story daraus zu machen, so dass ich hin und weg war. Aber hier ist das definitiv gelungen und die Spannung, die sich dann durch das gesamte Buch gezogen hat, konnte alles auffangen. Für mich eines der Jahreshighlights und ich hoffe, dass von dieser Autorin bald mehr kommt!


Veröffentlicht am 22.11.2019

Spannend und witzig

Hinter blutroten Schatten
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Kennt ihr das? „Dieses Buch musst Du unbedingt lesen!“ und ihr denkt euch „Ja, das mache ich, irgendwann.“ Und dann kommt der zweite Teil, und plötzlich muss es alles schnell gehen? So erging es mir hier. ...

Kennt ihr das? „Dieses Buch musst Du unbedingt lesen!“ und ihr denkt euch „Ja, das mache ich, irgendwann.“ Und dann kommt der zweite Teil, und plötzlich muss es alles schnell gehen? So erging es mir hier. Und ich habe mich auf ein Buch gefreut, dessen ersten Teil ich zu dem Zeitpunkt nicht mal kannte. Aber was soll ich sagen. Ich bin immer noch begeistert!
Der Klappentext verrät schon genug, und der Einstieg ins Buch ist sehr gut gelungen. Harder geht seinem liebsten Hobby nach, und Vogt muss ihn zur Vernunft rufen. Der Autor selbst beschreibt Harder als „eigensinnigen (=völlig durchgeknallten), dem Alkohol nicht abgeneigten, recht skurrilen Charakter mit ausgeprägter Todessehnsucht“ und Vogt als „gradlinige Stimme der Vernunft und nahkampferprobte Veganerin“. Besser kann man es gar nicht ausdrücken! Harder ist nicht nur absolut eigensinnig, nein. Wenn etwas nicht nach seinem Willen geht, dann wird er auch schnell mal zum Trotzköpfchen und schmollt. Ja, ihr habt richtig gelesen: er schmollt. Und das macht ihn richtig liebenswert. An manchen Stellen habe ich fast Tränen gelacht, weil die Vorstellung von einem erwachsenen, bockigen Mann einfach göttlich war. Zum Glück hat er Vogt an seiner Seite, die ihm die Zicken schnell wieder austreibt und ihn auf die richtige Spur bringt.
Zusammen sind die beiden ein super Team, gegensätzlicher könnten sie allerdings nicht sein. Die schlagfertigen Dialoge – auf den Mund gefallen ist keiner der beiden – haben nicht wenig dazu beigetragen, dass die Seiten nur so geflogen sind.
Generell sind die Figuren in diesem Krimi eher schräg. Eine menschliche Eidechse und ein betagter Chauffeur runden das Gesamtpaket ab. Ob Gereon Krantz es geschafft hat, die bescheuertste Verfolgungsjagd der Literaturgeschichte zu schreiben weiß ich nicht. Aber lustig war sie auf jeden Fall, auch wenn ich natürlich mitgefiebert habe.
Durch den wahnsinnig lebendigen Erzählstil war man sofort in der Story gefangen und konnte sich nur schwer befreien. Viel haben für mich tatsächlich die menschlich unperfekten Charaktere ausgemacht. Die Spannung steht vom ersten Moment, ab dem ersten Mord, und steigt mit jeder Seite. Die Ermittlungen gehen Schlag auf Schlag, man kommt kaum zur Ruhe.
Ich hoffe jetzt, dass es einen dritten Teil geben wird. Bald!

Veröffentlicht am 23.09.2019

Das Leben als Exzentrikerin

Die Dame hinter dem Vorhang
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Der Klappentext hörte sich interessant an, da war klar dass ich das Buch gerne lesen möchte. Bis dato hatte ich von Dame Edith Sitwell noch nie gehört und musste dementsprechend erst einmal nachschlagen, ...

Der Klappentext hörte sich interessant an, da war klar dass ich das Buch gerne lesen möchte. Bis dato hatte ich von Dame Edith Sitwell noch nie gehört und musste dementsprechend erst einmal nachschlagen, was es mit ihr auf sich hat. Danach war das Buch gleich nochmal so interessant!

Heutzutage kann man sich die Welt, in der Edith Sitwell damals gelebt hat, nur noch schwer vorstellen. Beschrieben aus der Sicht der fiktiven Hausmädchen Emma und Jane begleiten wir die exzentrische Künstlerin ab dem Tag ihrer Geburt. Zeitlebens hatte sie wegen ihrer Art, die damals aneckte, und ihrem Äußeren (das nicht den Vorstellungen der Eltern entsprach) ein schlechtes Verhältnis zu ihnen, verstand sich jedoch sehr gut mit ihren Brüdern.

Erzählt wird die Geschichte vom Jahr 1964 aus, Sitwells Todesjahr. Dazwischen gibt es immer wieder Rückblenden, in denen wir erfahren, wie es zum Zerwürfnis mit Ediths Eltern kam und wie sie sich mit Mitte zwanzig in London ein eigenes Leben aufgebaut hat. Dort blühte sie auf, verfasste kurze Texte und erlangte so Aufmerksamkeit. Jedoch fand ich den Stil sehr verwirrend. Oftmals hatte ich das Gefühl, Jane – die ja nur als eine Art Erzählventil erschaffen wurde – ist als Charakter tiefer und näher am Leser als die eigentliche Hauptfigur Edith. Für mich bleibt sie nach der Lektüre weiterhin nur „hinter dem Vorhang“. Ihre schillernde Persönlichkeit hat sie dort gut versteckt. Nichtsdestotrotz hat mir alles in allem nichts gefehlt, was vielleicht daran liegen mag, dass ich mit Ediths Leben bisher gar nicht vertraut war. Aber das Gesamtpaket stimmt hier einfach.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er war leicht und so flogen die Seiten nur. Generell ging mir das Lesevergnügen ein bisschen zu schnell vorbei, darum werde ich mich nach weiterführender Lektüre umschauen. Insgesamt hat mir die Story gut gefallen – biographische und fiktive Elemente wurden gemischt und ergeben ein interessantes Ganzes.

Auch die Aufmachung des Buches ist sehr schön – ein hochwertiger Einband mit Lesebändchen in einer absolut bezaubernden Farbe. Das Cover hat mich direkt angesprochen.

Veröffentlicht am 23.09.2019

Fesselnd

Meine wunderbare Frau
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Du hast das Buch noch nicht gelesen? Dann überspringe den nächsten Abschnitt. Denn diese Story sollte man unvoreingenommen lesen, so machen sich die Überraschungen am Besten!

Schon von Anfang an wird ...

Du hast das Buch noch nicht gelesen? Dann überspringe den nächsten Abschnitt. Denn diese Story sollte man unvoreingenommen lesen, so machen sich die Überraschungen am Besten!

Schon von Anfang an wird einem klar, dass die Beziehung zwischen Millicent und ihrem Mann eine ganz besondere ist. Denn anscheinend sind die beiden aktuell auf der Suche nach einer Frau, die sie entführen oder ermorden können. Dies geschieht natürlich ohne das Wissen ihrer beiden Kinder Rory und Jenna – doch die ziehen eigene Schlüsse aus dem merkwürdigen Verhalten ihrer Eltern. So nehmen die Verwicklungen ihren Lauf. Und die Schlinge zieht sich immer enger zu.

Erzählt wird die Story aus der Sicht von Millicents Ehemann. Erst im Nachhinein ist mir bewusst geworden, dass der Mann für den Leser namenlos bleibt. Bis auf seinen Alias „Tobias“ bzw. „Quentin“ lernt man ihn als Einzigen namentlich nicht kennen. Er scheint ein ganz normaler, ja schon fast langweiliger Mann zu sein, stets bemüht, es seiner Frau recht zu machen. Während er ihr absolut verfallen ist, wirkt sie seht distanziert, fast schon desinteressiert. Doch hinter dieser Fassade ist sie gerissen, intelligent. Die Dynamik zwischen den beiden ist unheimlich spannend und macht einen sehr großen Teil der Atmosphäre aus. In Gegenwart seiner Frau wird der Erzähler skrupellos, versucht alles um ihr zu gefallen.

Wer öfters Krimis liest, der kann sicher schon das Ende vorausahnen, wie die Geschichte dorthin gelangt ist aber das eigentlich Spannende. Innerhalb der Story gibt es immer wieder Rückblenden in die gemeinsame Vergangenheit, so dass man schließen kann, warum die Figuren wie handeln. Die Charaktere sind zwar nicht tiefgründig, aber sehr gut gezeichnet. So hatte ich nicht nur den Eindruck, an der Oberfläche zu kratzen, sondern dachte nach einer gewissen Zeit auch, ich könnte ihr Handeln voraussehen. Die Betonung liegt auf „dachte“, denn da kamen so einige Überraschungen!

Alles in allem kann ich hier eine Leseempfehlung aussprechen für Psycho-Liebhaber. Wer den Thrill lieber im Kopf mag statt im aufgeschlitzten Körper, der ist hier genau richtig!