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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2018

Spannend

Das Böse in deinen Augen
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Die Kinderpsychologin Imogen Reid zieht mit ihrem Mann Dan nach Gaunt. Zurück in das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist, und an das sie keine guten Erinnerungen hat. Bei ihrer Arbeit im öffentlichen Dienst ...

Die Kinderpsychologin Imogen Reid zieht mit ihrem Mann Dan nach Gaunt. Zurück in das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist, und an das sie keine guten Erinnerungen hat. Bei ihrer Arbeit im öffentlichen Dienst lernt sie Ellie kennen. In deren Umgebung geschehen mysteriöse Dinge, den Menschen, die ihr das Leben schwer machen, widerfährt etwas schlimmes – bis hin zu einem Mord. Imogen wird klar, dass sie den Kontakt zu Ellie einschränken muss, da sie ohnehin schon mehr tut, als für eine professionelle Kinderpsychologin gut ist. Doch die merkwürdigen Dinge, die immer noch passieren, lassen ihr keine Ruhe.

Der Schreibstil ist toll und flüssig, und durch die kurzen Kapitel entsteht immer mehr Spannung. Ellie ist von Anfang an ein Charakter, der dem Leser nicht geheuer ist. Was ist dran, dass die Einwohner gegen das kleine Mädchen eine Hexenjagd starten? Und warum? Was hat Ellie mit den Geschehnissen zu tun?

Das Ende birgt einige Wendungen und Überraschungen, die bei mir von „ist jetzt nicht wahr“ bis hin zu „aaah … okay?“ reichten. Es war jedoch durchweg stimmig und passt super zur Handlung.

Imogen mochte ich leider gar nicht. Durch ihre Vergangenheit wirkt sie pychisch selber nicht wirklich stabil, und dann lässt man sie mit schwierigen Kindern zusammenarbeiten? Dann die Story um Dan – er wird als liebender Ehemann beschrieben, er würde alles für sie tun. Und sie belügt ihn, traut sich nicht ihm die Wahrheit zu sagen, hintergeht ihn mehrere Jahre.
Ellie hingegen hat mir sehr leid getan. Ein kleines Mädchen, das sich integrieren möchte, jedoch von allen als „Hexe“ verschrien wird. Nicht nur die Kinder tun ihr grausame Dinge an. Die erwachsenen sind nicht viel besser, selbst Ellies Pflegeeltern schrecken nicht zurück. Nur in ihrer Schwester Mary hat sie eine Freundin.

Ein toller Psychthriller, der durch und durch spannend ist. Den Epilog hätte man sich an dieser Stelle wirklich sparen können (Ich bin eh kein Epilog-Fan), aber ansonsten eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 30.06.2018

Komplexe Story

Der Bote
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Ein Toter in einer Villa – in der er eigentlich nicht leben sollte. Eine vermisste alte Dame. Eine Leiche in der Kanalisation. Fredrik Beier und Kafa Iqbal haben schon zu Beginn der Story eine Menge zu ...

Ein Toter in einer Villa – in der er eigentlich nicht leben sollte. Eine vermisste alte Dame. Eine Leiche in der Kanalisation. Fredrik Beier und Kafa Iqbal haben schon zu Beginn der Story eine Menge zu tun.

Genauso wie der Leser. Denn „Spannung für zwischendurch“ findet man hier nicht. Die Geschichte reicht zurück bis in die Zeit des Kalten Krieges und ist demnach politisch ziemlich angehaucht. Dadurch wird die Handlung sehr komplex und vielschichtig. Leider hat das für mich auch viel von der Spannung genommen.

Die Handlung an sich ist sehr gut, ein Toter, der schon seit nahezu zwanzig Jahren als tot gilt, der Geheimdienst, von dem fast bis zum Schluss nicht klar ist, auf wessen Seite er steht. Die Schauplätze auch in Russland, durch die Verbindung zur ehemaligen Sowjetunion, sind gut gewählt und toll beschrieben. Die parallel verlaufenden Handlungen und die versetze Zeit bringen etwas Schwung in die Geschichte.

Allerdings war mir die Story nachher irgendwie zu überladen. Viel zu viele Infos über Politik, Krieg, Militär. Anfangs weiß man nicht, inwiefern das alles wichtig ist. Im Nachhinein hätte hier gegolten „weniger ist mehr“.

Dann der Protagonist Beier, der als Ermittler natürlich die gängigen Klischees bedient. Sein Leben Ende, seine Laster sind Alkohol und Tabletten (die auf anderen allerdings legitim wirken durch seine Verletzung). Seine Partnerin hat Angst, dass er sich umbringt. Er hat das Gefühl, dass alle ihn erdrücken und einengen. Dennoch hat er fast übermenschliche Kräfte und gibt alles, um den Fall zu lösen. Immerhin fand ich, dass sein Egoismus nicht so stark ausgeprägt ist wie es sonst ist.

„Nur mal eben ein Kapitel“ ist hier nicht möglich. Man muss der Geschichte Zeit geben, abtauchen können und sich immer wieder darauf einlassen. Alles in allem schon gut, aber zu gut gemeint. Man merkt, dass mir für diese Rezension die richtigen Worte fehlen.Tatsächlich ist es nicht so einfach, genau zu benennen was mir nicht gefallen hat.

Veröffentlicht am 18.06.2018

Zauberhaft!

Das Hotel der verzauberten Träume - Fräulein Apfels Geheimnis (Das Hotel der verzauberten Träume 1)
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Das kann ja was werden, wenn der Urlaub schon so anfängt!
Findet zumindest Joelle, als ihre Mutter zum falschen Ferienort fährt, weil sie das Navi falsch programmiert hat. Statt also nun die Wasser-Riesenrutsche ...

Das kann ja was werden, wenn der Urlaub schon so anfängt!
Findet zumindest Joelle, als ihre Mutter zum falschen Ferienort fährt, weil sie das Navi falsch programmiert hat. Statt also nun die Wasser-Riesenrutsche hinunterzurutschen, darf Familie Fröhlich es sich bei Hausgans Agathe und Hotelbesitzerin Fräulein Apfel gemütlich machen.
Das stellt sich nachher als gar nicht so schlecht raus, denn Fräulein Apfel scheint ein Geheimnis zu haben, welches Joelle lüften will – ob es etwas mit den vielen Traumfängern in Fräulein Apfels Hotel zu tun hat?

Ein sehr schön geschriebenes Kinderbuch, mit tollen Illustrationen! Auch das Cover hat mich von Anfang an verzaubert – wie meist bei den Büchern von arsEdition. Joelle zeigt, dass anders sein gut ist, und das ist für Kinder eine wichtige Message. Ein kindgerechter Schreibstil und eine etwas größere Schrift motivieren zum weiterlesen.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Zurück ins Leben

Bucket List
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Amy und Noah, Noah und Kyle – ein Liebespaar und zwei Freunde, die eher wie Brüder sind. Doch dann stirbt Noah. Wird plötzlich aus dem Leben gerissen. Was bleibt, ist eine verzweifelte Amy und ein wütender ...

Amy und Noah, Noah und Kyle – ein Liebespaar und zwei Freunde, die eher wie Brüder sind. Doch dann stirbt Noah. Wird plötzlich aus dem Leben gerissen. Was bleibt, ist eine verzweifelte Amy und ein wütender Kyle. Doch Noah wäre nicht Noah, würde er nicht wissen, dass seine Freunde ihn schmerzlich vermissen und sich in ihrer Trauer vergraben. Also bittet er die beiden, seine Bucket List abzuarbeiten – Dinge, die er immer machen wollte, bevor er stirbt. Und natürlich wird ihm dieser Wunsch erfüllt.

Das wichtigste an diesem Buch ist nicht, dass Noah die beiden mit Briefen versorgt, dass er ihnen auch nach dem Tod noch nah ist. Das wichtigste ist nicht, ob es zu Tränen rührt. Das wichtigste ist nicht, ob es ein Happy End gibt und für wen und warum. Die wichtigste Message in diesem Buch lautet für mich: Niemand, aber auch wirklich niemand, hat ein Recht darüber zu entscheiden, wer wie wann warum und wie lange trauert. Niemand! Die Autorin hat dieses Thema, welches in unserer doch recht fortschrittlichen Gesellschaft leider immer noch ein Tabu ist, grandios behandelt. In einer Trauerphase gibt es nicht nur schwarz und weiss. Trauer hat viele Facetten, viele Konsequenzen, und einige davon werden in dieser Geschichte dargestellt.

Denn wer schreibt vor, wie lange man trauern muss? Sechs Wochen? Ein halbes Jahr? Ein ganzes Leben? Warum soll es verkehrt sein, jemand anderen lieben zu dürfen? Langsam sollte in den Köpfen der Gesellschaft ankommen, dass es nicht falsch ist, sein Leben weiterzuleben. Das hat nichts damit zu tun, wie sehr man den Menschen geliebt hat, den man gehen lassen musste.

Die Protagonisten, aus deren Sicht der Leser die Handlung abwechselnd erzählt bekommt, sind authentisch. Amy, die chaotische Fotografin, die sich oft von den Wellen ihrer Trauer erdrücken lässt. Kyle, der penible Anwalt, der am liebsten alles hinter sich lassen möchte.

Der Schreibstil hat mir außerordentlich gut gefallen – sehr einfühlsam und sensibel. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, wollte Amy und Kyle nicht alleine lassen. Nicht zu flapsig für das Thema, aber auch nicht zu ernst, sondern der goldene Mittelweg.

Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus – haltet die Taschentücher bereit!

Veröffentlicht am 03.05.2018

Strahlende Sonne am Literaturhimmel

Tausend strahlende Sonnen
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Liebe und Hass, Eifersucht und Neid - große Gefühle. Dieses Buch zeigt, dass man trotzdem zueinander finden kann.

Mariam ist die uneheliche Tochter eines Kinobesitzers und heiratet im Alter von fünfzehn ...

Liebe und Hass, Eifersucht und Neid - große Gefühle. Dieses Buch zeigt, dass man trotzdem zueinander finden kann.

Mariam ist die uneheliche Tochter eines Kinobesitzers und heiratet im Alter von fünfzehn Jahren den dreißig Jahre älteren Schuhmacher Raschid. Isoliert auf dem Land aufgewachsen, hält das Leben in Kabul für sie viele Überrschungen bereit – die meisten jedoch negativ. Von ihrem Ehemann wird sie unterdrückt, geschlagen und gedemütigt. Als Raschid Laila zur zweiten Frau nimmt, fällt Mariam in eine Depression. Doch sobald Lailas erstes Kind auf der Welt ist, verbünden sich die beiden Frauen, und ihr Leben ändert sich schlagartig.

Nach dem Erfolgsroman „Drachenläufer“ liefert Khaled Hosseini nun wieder einen brillianten Roman ab. Die Geschichte um die zwei Frauen, die überleben wollen – sowohl den blutigen Krieg als auch die Gewaltherrschaft ihres Ehemannes – wird so lebendig und bilderreich erzählt, dass man das Gefühl hat, live dabei zu sein. Teilweise sind die Szenen so eindrucksvoll geschildert, dass man vor Unglauben nur den Kopf schütteln kann.

Die Charaktere erscheinen von Anfang an als völlig authentische Menschen, mit denen man sich identifizieren kann. Seine bildhafte Sprache lässt ihnen die Ecken und Kanten, die so ein Charakter braucht, ohne dass man das Gefühl hat, dass sie in irgendeiner Art und Weise erfunden sind. Durch die wunderbare deutsche Übersetzung, auch das muss man hier mal sagen, wird der Erzählfluss nicht gehemmt, sodass es einem schwer fällt, das Buch wieder aus der Hand zu legen.

Würde es mehr als die fünf Sterne geben, wäre die auch definitiv zu vergeben!