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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2018

Nette Story

Wir in drei Worten
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Rachel und Ben sind in Uni-Zeiten unzertrennlich. Doch wie bei so vielen Freundschaften verläuft sich diese nach dem Abschluss im Sand. Inzwischen arbeitet Rachel als Gerichtsreporterin und ist mit Rhys, ...

Rachel und Ben sind in Uni-Zeiten unzertrennlich. Doch wie bei so vielen Freundschaften verläuft sich diese nach dem Abschluss im Sand. Inzwischen arbeitet Rachel als Gerichtsreporterin und ist mit Rhys, ihrer Jugendliebe, verlobt. Doch dann kann Rachel ihr Glück in der Beziehung nicht mehr finden und trennt sich von Rhys. Kurz darauf steht sie Ben gegenüber – ihrem betsen Freund aus Studientagen, den sie seit über zehn Jahren (und 781 erfolglosen Google-Suchen) nicht mehr gesehen hat. Doch der ist verheiratet und versucht stattdessen, sie mit seinem Kumpel Simon zu verkuppeln. Rachel, die sich nach der Trennung ersteinmal eine ruhige Zeit gewünscht hat, erlebt nun eine sehr turbulente Zeit.

Das Buch ist aus der Sicht von Rachel geschrieben. Man fühlt mit ihr mit, fiebert oder trauert. Rachel ist ein Mensch wie jeder andere. Sie wäre gern perfekt, doch ich bin froh, dass sie es nicht ist. Durch ihre Ecken und Kanten wird sie erst recht sympathisch und menschlich. Ebenso wie Ben. Die Nebenfiguren haben den gängigen Klischees entsprochen: die überaus makellose Ehefrau des Schwarms, der schmierige Kollege, die hinterhältige Kollegin, der rachsüchtige Ex-Lover. Leider fand ich das sehr schade.

Die Kapitel sind abwechselnd in der Gegenwart und Vergangenheit, sodass man nicht nur die junge Rachel, sondern auch die Freundschaft zwischen ihr und Ben kennenlernt.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, dadurch lassen sich Rachels Gedankengänge leicht verstehen und nachvollziehen. Die Story fällt in die Schublade „Liebesroman“ und hat keinen Ausreisser. Das Ende ist, wie bei 99% der Bücher dieses Genres, vorhersehbar. Für Liebhaber dieses Genres gibt es aber dennoch eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.10.2017

(E)QualityLand

QualityLand
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Nachdem mal immer mal wieder mit kleinen Häppchen zur Story versorgt wurde, habe ich mich riesig gefreut, das Buch endlich in den Händen zu halten!

Und es wäre nicht von Marc-Uwe Kling, wenn es ein Einheitsbrei ...

Nachdem mal immer mal wieder mit kleinen Häppchen zur Story versorgt wurde, habe ich mich riesig gefreut, das Buch endlich in den Händen zu halten!

Und es wäre nicht von Marc-Uwe Kling, wenn es ein Einheitsbrei wäre: Das Buch gibt es mit dunklem Einband (für Apokalyptiker) und mit hellem Einband (für Optimisten). Der Autor hat sich etwas besonderes ausgedacht: Da es in seinem Roman um „Personalisierung und ihre Absurditäten“ geht, bekommt man, abhängig vom Einband, verschiedene Empfehlungen und Werbung zwischen den Kapiteln. Am Ende der Geschichte wurde ein Link eingefügt, mit dem man zur Werbung der anderen Ausgabe kommt.

Peter Arbeitslosers Leben verläuft momentan alles andere als gut. Die Partnerin, die von der Dating-App für gut befunden wurde, macht Schluss. Sein Job ist ihm schon lange zuwider. Und was, verdammt noch mal, soll er mit Sexspielzeug anfangen, das TheShop ihm zugeschickt hat, weil die App dachte dass er so etwas bräuchte? Qualityland garantiert doch, dass Maschinen keine Fehler machen?
In Qualityland ist alles einfach und bequem.
Männer erhalten als Nachnamen den Beruf des Vaters, Frauen den der Mutter. TheShop schickt einem den Einkauf ins Haus, weil analysiert wurde, was man braucht, ohne dass man es selbst weiß. QualityPartner findet den perfekten Partner. Autos fahren schon längst alleine. Und das alles durch Algorithmen, die anhand der gekauften Produkte entscheidet, wie es nun weitergeht.
Peter beginnt, gegen das System zu rebellieren, indem er Maschinen, die er verschrotten soll, in seinem Keller versteckt.

Der Schreibstil ist super, typisch Kling, mit prägnanten Sätzen werden ernste Themen auf witzige Art und Weise angesprochen.

Mal wieder übt Marc-Uwe Kling Gesellschaftskritik, beschreibt satirisch, was passieren kann wenn die Digitalisierung überhand nimmt und man keine Kontrolle mehr darüber hat, was man im www hinterlässt (aus Bequemlichkeit?), auch wenn einem das selbst vielleicht nicht so bewusst ist (Algorithmen im Zusammenhang mit „Das könnte Dich auch interessieren...“ kommen vielleicht dem ein oder anderen bekannt vor.). Ist es wirklich sinnvoll, wenn einem das Denken abgenommen wird? Der Roman zu dazu anregen, über das eigene Verhalten mit Daten und Digitalisierung nachzudenken, ein wichtiges Thema.

Veröffentlicht am 07.09.2017

Die Welt dreht sich nicht nur um Dich alleine!

Und du kommst auch drin vor
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Lesen? Da ist man bei Kim an der falschen Adresse. Ebenso fällt auch idie Begeisterung aus, als sie mit ihrer Klasse auf eine Lesung muss. Doch die Autorin Leah Eriksson schafft es tatsächlich, Kim zum ...

Lesen? Da ist man bei Kim an der falschen Adresse. Ebenso fällt auch idie Begeisterung aus, als sie mit ihrer Klasse auf eine Lesung muss. Doch die Autorin Leah Eriksson schafft es tatsächlich, Kim zum Buchkauf zu bewegen: Denn sie erzählt die Geschichte des 15-jährigen Mädchens! Doch wie kann das sein? Zusammen mit Petrowna, seit jeher ihre beste Freundin, versucht Kim an die Autorin ranzukommen und sie dazu zu bewegen, die Geschichte zu ändern. Aber kann man das überhaupt, eine Geschichte ändern?

Kim ist fünfzehn – so wird es beschrieben. Ohne dieses Wissen hätte ich sie auf elf, maximal zwölf geschätzt. Natürlich hat man nicht alle Erfahrung der Welt, aber manche Grundlagen sollte man einfach kennen. Gerade im Gegensatz zu Petrowna, die ein taffes Mädchen ist und die Fäden meist in der Hand hält. Im echten Leben hätte eine solche, ich nenne es mal „geistige Differenz“, für ordentliches Lästerpotenzial gesorgt. Als angesprochene Zielgruppe fällt einem das vielleicht nicht so extrem auf, aber im Vergleich zu Petrownas fast schon erwachsenem Verhalten fand ich Kim sehr kindisch, langweilig und farblos. Die Charakteter sind insgesamt auch nicht oberflächlich, sondern schon ein Stück weit ausgearbeitet, aber irgendwie ist da noch Luft nach oben.

Was hingegen schön rüberkommt ist die Message: Die Welt dreht sich nicht um Dich alleine! Kim nimmt sich sehr wichtig, lässt das auch raushängen und gibt ihren Mitmenschen kaum Platz in ihrem Leben. Der junge Leser soll merken, dass auch andere Menschen ihre Geschichte haben und genauso wichtig sind wie einer selbst. Auch andere Menschen haben Probleme – seine eigenen mögen einem manchmal vielleicht über den Kopf wachsen und unlösbar erscheinen, aber mithilfe von anderen kann das gelingen. Auf Hilfe kann man aber nur zählen, wenn man selber auch ein offenes Ohr für andere hat. Geben und dann erst nehmen!

Veröffentlicht am 16.08.2017

Berührend

Fabian. In memoriam
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Wie weit kann Mobbing gehen? Oder Hass? Kann Freundschaft jemandem das Leben retten?

Fabians Leben scheint in einer Sackgasse angekommen zu sein. In der Schule ist er ein Außenseiter, wird gemobbt, selbst ...

Wie weit kann Mobbing gehen? Oder Hass? Kann Freundschaft jemandem das Leben retten?

Fabians Leben scheint in einer Sackgasse angekommen zu sein. In der Schule ist er ein Außenseiter, wird gemobbt, selbst die Lehrer mögen den Jugendlichen nicht. Von seiner Familie erfährt er pure Ablehnung, seine Eltern ziehen ganz offensichtlich seine jüngere Schwester vor und lassen ihn das auch spüren. Dann kommt Marc in die Klasse, und er versucht, sich mit Fabian anzufreunden. Marc kann nicht nachvollziehen, dass Fabian sich ausgrenzen lässt und nicht versucht dagegen anzugehen. Fabian hingegen würde sich gerne mit Marc anfreunden, kann ihm jedoch nicht vertrauen.

Die Geschichte wirkt sehr authentisch, und durch die Alters- und Gesichtslosigkeit der Figuren werden alle Altersklassen angesprochen. Hier wurde auch bewusst darauf verzichtet, zu viele Personen in die Story einzubeziehen, um den Fokus wirklich auf Fabian zu lassen. So hat keiner der Mitschüler einen Namen, sogar Fabians Schwester bleibt namenslos.

In einigen Kapiteln wechselt die Perspektive von Fabian auf Marc. Man erfährt hier einiges über ihn, jedoch nichts, was für die Story nicht wichtig wäre.

Hier ist ein wirklich gutes Werk entstanden, was als Schullektüre zum Thema Mobbing Pflicht werden sollte. In meiner Schulzeit, die bis 2010 ging, war das Thema Mobbing überhaupt nicht präsent. Die Geschichte ist keineswegs überzogen, sondern zeigt, wohin es letzten Endes führen kann. Durch die Fokussierung auf die Protagonisten wirkt die Story sehr bedrückend, man kann sich sehr gut in Fabians Situation versetzen. Die Charaktere wurden mit viel Detail gezeichnet, was eher untypisch für das Buch ist. So ist Fabian ein absoluter Buchliebhaber, seine Bücher werden jedoch niemals beim Titel genannt.

Einzig das Ende fand ich zu schnell, zu rasant. Ein Gespräch mit Marcs Mutter, die sich tatsächlich Sorgen um ihn macht und auch um die Gefahr weiß, die Mobbing mit sich bringt, hat mir gefehlt. Ansonsten eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.08.2017

Zu wenig Emotion

Für alle Tage, die noch kommen
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Wie reagiert man, wenn man ein Tagebuch von seiner vor siebzehn Jahren verstorbenen Mutter bekommt?

Melissa erhält an ihrem 25. Geburtstag völlig überraschend ein Buch ihrer vor siebzehn Jahren verstorbenen ...

Wie reagiert man, wenn man ein Tagebuch von seiner vor siebzehn Jahren verstorbenen Mutter bekommt?

Melissa erhält an ihrem 25. Geburtstag völlig überraschend ein Buch ihrer vor siebzehn Jahren verstorbenen Mutter. Es handelt sich um eine Mischung aus Rezepten, Ratschlägen und Erinnerungen. Da sie selbst noch nicht damit umzugehen weiß, hält sie das Buch vor ihrem Vater Max und ihrem Freund Sam geheim. In einem Urlaub mit Sam möchte sie diesem wieder näher kommen und mit ihm über die Zukunft ihrer Beziehung sprechen. Sie hat vor einigen Tagen seinen Heiratsantrag abgelehnt, was ihn natürlich sehr verletzt hat. Auch die Beziehung zu ihrem Vater hat nach dem Tod von Eleanor sehr gelitten.

Mir persönlich ist das Buch zu oberflächlich. Die Charaktere, vor allem Melissa, scheinen keine Gefühle zu haben. Sie ist das ganze Buch über emotionslos, es gab einige Lücken, die das Puzzle unvollständig lassen. Melissa handelt an manchen Stellen unüberlegt und ohne Rücksicht auf Verluste. Die Idee für die Story gefällt mir sehr, aber leider wurde sie nicht gut umgesetzt. Besonders das Ende erscheint mir zu konstruiert und es passt auch nicht zu dem Verhalten, welches Melissa die ersten zwei Drittel des Buches gezeigt hat. Dazu kommt die Story um Max, ihren Vater, die den Charakter wahrscheinlich näherbringen sollte, aber irgendwie gar nicht zum Rest der Geschichte passt und so leider nur als Lückenfüller scheint.