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Veröffentlicht am 08.04.2024

Alles Gut?

Alles gut
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Ich bin absolut froh, diesen alles andere als einfachen Roman in einer Leserunde gelesen zu haben, denn so konnte ich auch nach Beendigung der Lektüre noch weiter darüber schreiben und ihn "verarbeiten". ...

Ich bin absolut froh, diesen alles andere als einfachen Roman in einer Leserunde gelesen zu haben, denn so konnte ich auch nach Beendigung der Lektüre noch weiter darüber schreiben und ihn "verarbeiten".

„EIN MESSERSCHARF BEOBACHTETER UND GEISTREICHER ROMAN IM GEWAND EINER BERÜHRENDEN LIEBESGESCHICHTE – ODER EBEN ANDERSHERUM“ NICK HORNBY -

dieses Zitat hat mich geteasert und nach der Leseprobe hatte ich eine klare Erwartung an die Geschichte und dachte, mir wäre klar, wie ich sie fühlen werde. Josh, weiß, privilegiert, sympathisiert mit den Republikanern, Jess, schwarz, eher aus bescheidenen Verhältnissen stammend, Demokratin - treffen aufeinander und werden sich verlieben. Eingebettet in die Zeit zwischen dem Wahlsieg Barack Obamas und Donald Trumps Vereidigung zum Präsidenten (hoffen wir alle, es bleibt seine einzige Vereidigung!) - ist eigentlich klar, wie ich hier selbst stehe.
Doch der Verlauf der Geschichte hat mich dann sehr überrascht. Jess wird mir (leider) immer unsympathischer - sie ist aggressiv, reizbar, leicht toxisch und ungerecht. Josh dagegen ist liebevoll, aufmerksam, beruhigend, wo sie aufbraust und kämpft um Jess und ihre Beziehung.
Ich bin mir auch nach der Leserunde nicht sicher, ob die Autorin das bewusst so dargestellt hat, dass Jess streckenweise so unreif und schwierig ist und auch die verschiedenen Situationen, in denen sie sehr eskaliert, bewusst gewählt hat - denn noch nie habe ich eine weibliche Protagonistin, die sogar die Hauptrolle in der Lovestory spielt, am Ende eines Buches so wenig gemocht wie Jess.
Wollte sie, dass die Lesenden überrascht sind, dass sie nicht "auf Seite" der "armen schwarzen Frau" stehen werden, trotz ihrer Schwierigkeiten? Mir ging es so und ich frage mich, ob hier ein bisschen mit den Themen Rassismus und Feminismus gespielt wird, uns also ein Spiegel vorgehalten wird. Bin ich weniger rassistisch, wenn ich Figuren ablehnen kann, OBWOHL sie eigentlich benachteiligt sind und schon aus dem Grund meine Empathie verdient haben? Das wäre eine für mich schöne Message. So oder so, ich habe viel über mich und meine Vorstellungen nachgedacht beim Lesen.

Was den Roman selbst angeht - hier fallen mir wirklich viele Unterschiede zu Nick Hornbys Romanen auf. (Ob ein Vergleich fair ist, sei dahingestellt, immerhin ist Nick Hornby wirklich ein alter Hase und seine Romane absolut wunderbar!) Auch seine Protagonisten erleben keine klassischen Hollywood Lovestories und auch hier ist selten am Ende "Alles gut", aber seine Personen bleiben vielschichtig, entwickeln sich und gehen aufeinander zu. Hier fehlt mir ein solcher versöhnender Abschluss leider.

Die wenigen Momente, in denen ich eine Verbindung zwischen den beiden "Liebenden" gespürt habe, reichten nicht aus, um wirklich an sie glauben zu können und einige Stellen in der Geschichte haben mich wirklich richtig wütend gemacht. Immerhin, das muss ich der Autorin auf jeden Fall sehr positiv anrechnen, besonders, da es ihr Debüt ist, sie hat es geschafft, dass mich das Buch und seine Protagonisten nicht kalt gelassen hat. Das wirklich nicht.

ABER - ich bin leider am Ende weiterhin ein bisschen ratlos. Alles Gut - im Deutschen ist das ein Ausspruch, der entweder ausdrückt, dass Dinge relativ egal sind, oder sogar leicht passiv-aggressiv wirken kann, je nach Betonung und Kontext.
Mir persönlich gefällt es nicht, wenn ich als Leserin so starke Aggressionen entwickle, damit geht es mir dann nach Ende der Lektüre einfach nicht gut. Jess ist für mich nicht mal passiv, sondern im Gegenteil sehr aktiv-aggressiv, was mich mehr als irritiert hat. Zudem macht sie keine richtige Entwicklung durch und - was mich als recht feministisch eingestellte Frau und Mutter von 3 Töchtern - wirklich beunruhigt - sie hat keine richtige Karrierevorstellung, sie lässt sich finanziell von ihrem Partner aushalten (im Jahr 2024 will ich solche Paarungen nicht mehr gerne lesen! Ehrlich nicht!), sie ist mehr als leichtsinnig mit ihrem eigenen Geld, eckt oft an und ist als Partnerin in meinen Augen ein Totalausfall.

Aber - für ein Debüt mit Sicherheit ein bemerkenswertes Werk, denn es hat mich wirklich nicht kalt gelassen, sondern wirkt noch nach.

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Veröffentlicht am 01.02.2024

Traurige ruhige Geschichte auf sprachlich sehr hohem Niveau

Schöne Zeit
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Die Geschichte Schöne Zeit handelt im wesentlichen vom Leben und den Beziehungen des Protagonisten Arnold bis um seinen 50. Geburtstag herum.

Obwohl der Roman recht kurz ist, weniger als 200 Seiten, kann ...

Die Geschichte Schöne Zeit handelt im wesentlichen vom Leben und den Beziehungen des Protagonisten Arnold bis um seinen 50. Geburtstag herum.

Obwohl der Roman recht kurz ist, weniger als 200 Seiten, kann man ihn nicht einfach so "runter" lesen. Der Autor springt ab und zu in der Zeit hin und her, so dass der Leser sowohl Einblicke in Kindheit und Jugend Arnolds erhält, als auch - leider - eine lange Erzählung zu seinem viel zu lange dauernden Studium. Diese Passagen haben mich teilweise wirklich erschüttert, da Arnold wirklich ein schlimmer "Loser" ist und sich selbst massiv im Weg steht...

Ich hoffe für den Autoren, dass die Geschichte nicht autobiographisch ist, da mir sowohl Arnold, als auch seine Lebensgefährtinnen sehr unsympathisch sind.
Ich konnte aber durchaus Mitgefühl für einige Situationen aufbringen, vor allem, da der Autor häufig während der Schilderung der Ereignisse dazu neigt, die Handlungen der Protagonisten zu analysieren und einzuordnen, Damit versteht der Leser zwar besser, warum die Personen sich verhalten wie sie das tun, aber andererseits bleibt wenig Raum für eigene Gedanken dazu und es wirkt manchmal etwas belehrend beim Lesen.
Die Dialoge haben mir leider gar nicht gefallen, weil sowohl die Frau, die Arnold vermutlich unglücklich liebt, teilweise stark aggressiv rüber kommt, noch schlimmer ist es aber im letzten Drittel des Buches, als sich Arnold und Ingrid, seine letzte Lebensgefährtin, häufig "streiten" - diese Dialoge zu lesen, fand ich wirklich unangenehm, besonders, wenn sie dann noch "in der Horizontale landeten" (leider ein Zitat, so nennt er es oft, wenn die beiden intim werden miteinander).
Die Sprache des restlichen Buches ist allerdings ganz klar ein Plus - die Sätze lesen sich wirklich zu einem Großteil sehr klug und gebildet. Einzige Ausnahme ist die Schilderung einiger etwas derberer Sexszenen und manchmal nutzt der Autor (bewusst?) obszöne Begriffe, wenn er die beiden Frauen, zwischen denen Arnold vermeintlich steht, voneinander abgrenzen möchte. Da will die eine Arnolds Seelenleben teilen und seine Liebe beteuert erhalten und die andere will seinen "Schwanz", leider auch ein Zitat.

Alles in allem ein spezielles Buch mit einem für mich ungewohnten Stil und einer leider sehr traurigen Geschichte.

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Ich bin nicht sicher...

Toxic Man
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Der Roman ist anders als ich es erwartet hatte - die inneren Monologe und das Leben des Protagonisten sind seltsam und ungewohnt zu lesen gewesen. Ein bisschen erinnerte es mich an Faserland, vor allem ...

Der Roman ist anders als ich es erwartet hatte - die inneren Monologe und das Leben des Protagonisten sind seltsam und ungewohnt zu lesen gewesen. Ein bisschen erinnerte es mich an Faserland, vor allem wegen der vielen Drogen und dem Alkohol. Ich würde sagen, es hat mir schon gefallen, aber ich denke, ich konnte den Protagonisten nicht richtig "fühlen", ich habe oft irgendwie keine Empathie empfinden können und seine Gedanken und Taten erschienen mir oft nicht richtig nachvolluziehbar. Der Stil allerdings ist sehr gut und lesbar.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Anders, historisch, dunkel

Hiob
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Die Geschichte liest sich etwas sperrig, die Figuren wirken alle auf mich zu duldsam und auch zu träge, um wirklich mit ihnen mitfühlen zu können. Allerdings ist der historische Kontext sehr interessant ...

Die Geschichte liest sich etwas sperrig, die Figuren wirken alle auf mich zu duldsam und auch zu träge, um wirklich mit ihnen mitfühlen zu können. Allerdings ist der historische Kontext sehr interessant und hat mich auch nach dem Buch beschäftigt. Sicherlich keine "unterhaltsame" Lektüre, regt aber zum Nachdenken an.

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Veröffentlicht am 08.11.2023

VIEL zu lang und leider dann doch offenes Ende

City on Fire
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Als passionierte Vielleserin hatte ich doch Respekt vor dem echt wahnsinnig dicken und schweren Werk - aber ich will meinen SUB abbauen und habe mich dran gemacht. Ab etwa nach dem ersten Drittel kommt ...

Als passionierte Vielleserin hatte ich doch Respekt vor dem echt wahnsinnig dicken und schweren Werk - aber ich will meinen SUB abbauen und habe mich dran gemacht. Ab etwa nach dem ersten Drittel kommt man mit den verschiedenen Protagonisten klar - davor musste ich immer auf dem kleinen Lesezeichen nachschauen, wer wer ist. Die einzelnen Kapitel sind tendenziell zu lang, die Einschübe gefielen mit sehr gut. Nachdem ich dann gefesselt war und auch alle mal miteinander interagiert haben bzw die Stränge zusammen liefen, war ich wirklich drin. Dann aber hat mich das Ende leider enttäuscht. Für ein so dickes Buch mit einem so langsamen Erzähltempo fehlte mir dann echt die Auflösung aller offenen Stränge und das fand ich am Schluss dann leider sehr enttäuschend. Der Stil aber ist super und auch die Personen sind toll charakterisiert und die Story ist alles in allem sehr spannend und für mich echt plastisch beim Lesen.

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