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Veröffentlicht am 03.11.2016

Ein faszinierendes wenn auch erschreckendes Hörspiel

Schöne neue Welt
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Kurzbeschreibung
Es ist das Jahr 632 nach Ford. In der neuen perfekten Welt werden Babys in Flaschen gezüchtet und es gibt weder Kriminalität noch Armut. Doch als ein sogenannter „Wilder“ die schöne neue ...

Kurzbeschreibung
Es ist das Jahr 632 nach Ford. In der neuen perfekten Welt werden Babys in Flaschen gezüchtet und es gibt weder Kriminalität noch Armut. Doch als ein sogenannter „Wilder“ die schöne neue Welt betritt und von Gefühlen und Freiheit spricht, wird er zur Bedrohung der selbsternannten Zivilisation.

Eindruck
Ich war zunächst etwas verwundert über die recht kurze Laufzeit dieser Hörspielinszenierung und war sehr gespannt darauf, ob es den verschiedenen Sprechern wirklich gelingen würde, mir diese Geschichte nahe zu bringen.
Positiv überrascht musste ich feststellen, dass dieses Hörspiel mich von den ersten Minuten an in den Bann zog.
Im Grunde genommen läuft diese Handlung zwar wie viele andere Zukunftsgeschichten ab und doch ist es eine eigenständige fesselnde Geschichte.
Als der sogenannte Wilde die ach so perfekte Welt aufmischt, in der alle bis zu jenem Tag mit Hilfe einer Gesellschaftsdroge, zufrieden und einheitlich leben, gewinnt die Geschichte mehr und mehr an Spannung und Dramatik.
Dank der bildhaften Beschreibung ist Kopfkino vorprogrammiert und sorgt für gute wenn auch tragische Unterhaltung.

Figuren
Die Beschreibung der Personen ist äußerst interessant, denn sie alle bieten unterschiedliche Charakterzüge und ihre eigenen Erzählstränge. Sie gehen in die Tiefe und wirken sehr authentisch.
Es ist wahnsinnig interessant, die jeweils eigenen Beweggründe zu beobachten.

Sprecher
Es gibt sehr viele Sprecher und Sprecherinnen in diesem Hörspiel und aufgrund der Vielzahl fällt es mir schwer, sie alle zu erwähnen und ihnen gerecht zu werden.
Einige stachen aber besonders hervor wie zum Beispiel John, dessen Stimme hell und fröhlich klingt und der ein zügiges Sprachtempo besitzt. Ich hatte ständig das Gefühl, ich könnte ihn beim Erzählen lächeln sehen.
Die Figur Bernhard wird mit einer dunklen, kräftigen und leicht älter klingen Stimme in einem mittleren Sprachtempo vorgetragen.
Lindas Stimme klingt sehr jung und eindringlich, fast schon verzweifelnd, was aber sehr gut zu ihrer Charakterbeschreibung passt.
Die Erzählerin dagegen besitzt eine melodisch klingende Stimme und es war sehr angenehm sich von ihr durch die Geschichte tragen zu lassen.
Letztendlich haben mir aber wirklich alle Stimmen sehr gut gefallen. Sie waren passend zu den Personen und brachten zusätzliche Lebendigkeit in die Handlung.

Fazit
„Schöne neue Welt“ ist ein faszinierendes, wenn auch erschreckendes Hörspiel, das mich von Beginn an in seinen Bann ziehen konnte.
Die kurze Laufzeit machte mir überhaupt nichts aus, denn mir fehlte nichts an dieser Geschichte.
Ich hatte weder offene Fragen noch das Gefühl, das irgendetwas in der Handlung fehlte.
Großartige Sprecher und Sprecherinnen konnten die Theatralik und Dramatik gekonnt darstellen und sorgten dafür, dass mich die Geschichte noch lange danach gedanklich beschäftigte.

Veröffentlicht am 27.10.2016

Hätte mehr Spannung vertragen können

Hell-go-Land
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Kurzbeschreibung
Anna Krüger tritt ihren Dienst auf der neuen Polizeistelle auf Helgoland an. Hier war sie einst Zuhause, bis sie einen wahren Alptraum erlebte. Kaum jemand weiß von ihrer Rückkehr, doch ...

Kurzbeschreibung
Anna Krüger tritt ihren Dienst auf der neuen Polizeistelle auf Helgoland an. Hier war sie einst Zuhause, bis sie einen wahren Alptraum erlebte. Kaum jemand weiß von ihrer Rückkehr, doch schon am ersten Tag wartet auf ihrer Dienststelle eine grauenvolle Überraschung auf sie und ihr wird klar, sie kann vor der Vergangenheit nicht fliehen.

Eindruck
Es könnte eine Geschichte von vielen sein. Jemand kehrt zurück in seinen Heimatort und muss sich dort seiner Vergangenheit stellen. Klingt sehr klischeehaft und doch schafft es Tim Erzberg seinem Thrillerdebüt eine interessante persönliche Note dank einer bildhaften Schauplatzbeschreibung zu verleihen.
Dass die Protagonistin Anna etwas Furchtbares erlebt haben muss, wird ziemlich schnell klar und im Grunde genommen, gilt es bis fast zum Schluss, herauszufinden, welch furchtbares Schicksal sie ereilt hat.
Während man hauptsächlich ihrem Erzählstrang folgt, fügt Tim Erzberg noch den des Täters, der sein Opfer immer wieder foltert und den eines Arztes ein.
Beide Handlungsstränge sorgen für Spannung und unterstützen die ohnehin schon düstere Atmosphäre, die die Insel umgibt.
Das Szenario des Mordes ist etwas blutig, und wenn man dank der bildhaften Sprache der Fantasie freien Lauf gibt, kann die Tatbeschreibung schon mal jemanden, der in diesem Genre nicht hartgesotten ist, an die Substanz gehen. Allerdings sind die beschriebenen Szenen recht kurz, sodass es mir nicht ganz so viel ausmachte.
Überraschende Wendungen lassen den Spannungsbogen immer wieder mal nach oben schnellen, allerdings bleibt nicht dauerhaft erhalten und fällt auch immer wieder ab.
Statt dessen weist der Thriller viele ruhige Passagen auf, die mir oftmals zu ruhig waren, andererseits fügen sich so alle losen Fäden zusammen und bilden ein Konstrukt.
Trotzdem blieb mir der Handlungsverlauf zu sehr an der Oberfläche.
Zum Ende hin löst sich die Geschichte auf und ich gebe zu, ich war leider nicht sonderlich vom Ausgang der Geschichte überrascht.

Figuren
Die Beschreibung der Charaktere ist soweit ausreichend, jedoch schaffte es keine einzige Person, mich wirklich zu überzeugen.
Für mich waren sie zu oberflächlich, ich hätte mir einfach etwas mehr Tiefe gewünscht.
Der Ermittler Paul war schon ein klein wenig sympathisch, wirkte aber zu tölpelhaft und naiv.
Man muss die Figuren in einer Geschichte nicht unbedingt mögen aber sie sollten authentisch sein.
Ich fand einzig und allein die Haushaltshilfe „echt“.

Sprecher
Frank Arnold trägt die Geschichte mit einer kräftigen und dunklen Stimme in einem ruhigen Sprachtempo vor. Vor allem spannende Szenen betonte er sehr intensiv.

Fazit
„Hell Go Land“ hätte mit der atmosphärischen Schauplatzbeschreibung ein richtig guter Thriller sein können doch leider verlief er mir dafür dann doch etwas zu ruhig und blieb zu sehr an der Oberfläche.
Die Handlung hatte zwar ihre spannenden und überraschenden Momente aber letztendlich reichte dies für einen Pageturner nicht aus und auch das Ende für mich zu vorhersehbar um das Ruder noch mal rumzureißen und von einem echtem Nervenkitzel zu sprechen.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Ein winterlicher Zauber der zu kuscheligen Lesestunden einlädt.

Wintersonnenglanz
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Kurzbeschreibung
Larissa liebt den Herbst und den Winter auf Sylt, doch diesmal kann sie diese Zeit einfach nicht genießen. Ihr Buchcafe gerät in finanzielle Schwierigkeiten, ihre Großtante Bea verhält ...

Kurzbeschreibung
Larissa liebt den Herbst und den Winter auf Sylt, doch diesmal kann sie diese Zeit einfach nicht genießen. Ihr Buchcafe gerät in finanzielle Schwierigkeiten, ihre Großtante Bea verhält sich äußerst merkwürdig und dann erleidet das „Büchernest“ auch noch einen Wasserschaden!
Zum Glück ist Larissas beste Freundin zurück und auch die anderen Inselbewohner helfen mit, um Beas und auch Larissas Leben wieder in Ordnung zu bringen.

Eindruck
„Wintersonnenglanz“ ist die Fortsetzung von „Inselzauber“ und „Inselsommer„. Es ist also möglich, das Ereignisse aus den beiden Romanen erwähnt werden. In meiner Rezension gehe ich aber nur geringfügig auf den Inhalt der Geschichte ein, statt dessen aber mehr auf den eigentlichen Handlungsaufbau. Da e sich hier um eine in sich abgeschlossene Geschichte handelt, ist es aber auch möglich, diesen Roman ohne Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden, zu lesen.
Es ist Winter auf Sylt und genau das ist es, was den Leser von der ersten Seite an erwartet.
Gabriella Engelmann verzaubert mit einer winterlichen, heimeligen Vorweihnachtsatmosphäre und lässt die Protagonistin Larissa im Ich-Stil erzählen.
Und zu erzählen gibt es einiges, denn die Ereignisse überschlagen sich Seite für Seite und bieten nicht nur Spannung, sondern auch Unterhaltung.
Es ist wie ein Wiedertreffen mit Personen, die man bereits aus anderen Romanen von Gabriella kennt und dadurch wirkt die Handlung auch sehr familiär.
Die Sorge um die Buchhandlung ist spürbar, doch Gabriella bietet noch einige andere Überraschungen und Wendungen.
Es wäre wohl auch kein Inselroman, würden sich hier nicht regionale Beschreibungen von Sylt wiederfinden, die auch die traditionellen Brauchtümer widerspiegeln.
Zum Schluss wird der Leser noch mit einem kleinen Adventskalender belohnt, der unter anderem Gedichte und Rezepte enthält.

Figuren
Die Charaktere haben sich meines Erachtens allesamt glaubhaft weiterentwickelt.
Alle Figuren wirken zum Anfassen und hinterlassen einen authentischen Eindruck.
Von stur bis liebevoll, sprunghaft und fürsorglich, sind die Charaktereigenschaften sehr unterschiedlich und ausgeprägt und bieten somit eine gute Mischung für spannende und unterhaltsame Situationen.

Schreibstil
Ich mag Gabriellas Schreibstil sehr denn gerade bei ihren Inselromanen vermittelt sie eine harmonische Atmosphäre, die es mir unheimlich leichtmacht, in die Geschichte einzutauchen und mich von Seite zu Seite treiben zu lassen.
Ihr bildhafter Schreibstil ermöglicht es meiner Fantasie freien Lauf zu lassen und mir das Gefühl zu geben, direkt vor Ort zu ein. Es ist, als könnte man den Wind spüren, das stürmische Meer sehen und als würde man die Personen alle kennen.

Fazit
„Wintersonnenglanz“ ist eine gelungene Fortsetzung von „Inselzauber“ und „Inselsommer“.
Es ist ein Wiedersehen mit alten Freunden und Bekannten und es macht seinem Titel alle Ehre! Lasst Euch von dem winterlichen Zauber einfangen, der Euch zu gemütlichen kuscheligen Lesestunden einlädt. Denn diese Geschichte besitzt einen hohen Wohlfühlfaktor und bringt das Leserherz so richtig in Winter- und Weihnachtsstimmung!

Veröffentlicht am 25.10.2016

Eine von diesen Geschichten, die sich einprägen und noch lange nachhallen

Die Spuren meiner Mutter
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Kurzbeschreibung
Die dreizehnjährige Jenna, die seit dem Verschwinden ihrer Mutter Alice, bei ihrer Großmutter lebt, macht sich nach zehn Jahren auf die Suche nach der Wahrheit. Was geschah an jenem Tag ...

Kurzbeschreibung
Die dreizehnjährige Jenna, die seit dem Verschwinden ihrer Mutter Alice, bei ihrer Großmutter lebt, macht sich nach zehn Jahren auf die Suche nach der Wahrheit. Was geschah an jenem Tag im Elefantenreservat, in dem man ihre Mutter, eine Elefantenforscherin, bewusstlos vorfand? Warum und vor allem wohin verschwand Alice und warum ließ sie Jenna zurück?
In Jennas Verzweiflung bittet sie das Medium Serenity und den Privatdetektiv Virgil um ihre Hilfe.
Aus dem Tagebuch von Jennas Mutter, den Ermittlungsakten und den übersinnlichen Fähigkeiten von Serenity, setzen sie die Puzzlestücke des Unglücks zusammen …

Eindruck
Ich hab mich nie sonderlich für Elefanten interessiert, wohl aber für die Romane von Jodi Picoult.
Ich mag die moralischen Auseinandersetzungen in ihren Geschichten und war sehr erfreut, diese auch in ihrem aktuellen Roman zu finden.
Auf den Inhalt selbst werde ich kaum eingehen um nicht zu viel vorwegzunehmen aber der Handlungsverlauf bietet sehr viele überraschende Wendungen, legt falsche Fährten und begeistert mit interessanten Charakteren.
Erzählt wird die Handlung aus vier verschiedenen Perspektiven, die im Hörbuch jeweils mit dem Vornamen der zu erzählenden Person angekündigt werden.
Der Handlungsverlauf baut sich ein wenig wie ein Kriminalroman auf, gilt es doch aufzuklären, was an jenem Tag geschah, und verleitet den Zuhörer dazu, eigene Verdächtigungen aufzustellen und dann doch wieder überrascht zu werden.
Dabei bekommt die Geschichte Stück für Stück sehr viel Tiefe, lässt für Emotionen viel Raum und regt zum Nachdenken an.
Und auch die Natur kommt nicht zu kurz. Es gibt sehr viele Informationen über die Welt der Elefanten, die so faszinierend beschrieben wird, dass sogar ich völlig in ihren Bann gezogen wurde.
Obwohl es sich hier um Wissenschaft und Forschungsergebnisse über das Verhalten dieser Tiere handelt, geht die Geschichte nicht zu sehr in Fachgesprächen unter und wird auch für Laien sehr gut erklärt, ohne dabei zu sehr auszuschweifen.
Doch noch eine Besonderheit gibt es in diesem Roman. Denn Jodi Picoult stattet eine ihrer Figuren mit übersinnlichen Fähigkeiten aus und setzt sich mit medialen Fähigkeiten auseinander.
Dies ließ mein Interesse endgültig ins Unermessliche steigen und nachdem mich auch das ende völlig überraschen, kann ich sagen, es hat sich wieder einmal gelohnt.

Figuren
In dieser Geschichte gibt es zahlreiche interessante Personen, die unterschiedliche Emotionen bei mir auslösten.
Alice, (ihr Part erzählt aus der Vergangenheit) wurde zum schwersten Charakter für mich. Lange Zeit empfand ich sie als äußerst rücksichtslos und zu besessen von den Elefanten. Sie war mir in diesem Bezug zu extrem und es fiel mir in der Tat sehr schwer, sie auch nur annähernd zu mögen.
Jenna fand ich als Protagonistin sehr gut gelungen und ihren Wunsch, endlich die Wahrheit zu erfahren konnte ich sehr gut nachvollziehen.
Sie weckte die größten Emotionen bei mir, da sie trotz ihrer Verzweiflung so tapfer und mutig war.
Doch auch Serenity und Virgil gefielen mir sehr gut, obwohl ich beide anfangs gleichermaßen unsympathisch war. Dies änderte sich aber im Laufe der Geschichte und mit der Zeit wuchsen beide mir ans Herz.
Aber auch die Nebenfiguren sind sehr interessant beschrieben. Hier stach besonders Jennas Vater hervor.

Sprecher
Die Geschichte wird von Barbara Auer, Leonie Landa, Ulrike Johannson und Erik Schäffler vorgelesen.
Sie alle waren perfekt für die jeweiligen Personen und hauchten der Geschichte zusätzlich Leben ein.
Barbara Auer übernimmt mit ihrer ruhigen und tieferen Stimme den Part von Alice.
Ulrike Johannson widmet sich Serenity. Ihr ruhiges Sprachtempo und ihre Stimme fand ich für das Medium sehr passend, denn ihre Stimme wirkt etwas rauchig und klingt dadurch weise.
Jenna wird von Leonie Landa dargestellt. Auch ihre Stimme passte sehr gut zur Protagonistin, denn ihre helle und klare Stimme, die auch mal die Stimmungsschwankungen einer 13- jährigen betonen musste und ihr schnelles Sprachtempo wirkte altersgerecht und authentisch.
Bleibt da noch Erik Schäffler, der natürlich für Virgils Part zuständig ist. Auch er passte sehr gut zu dem Privatdetektiv. Seine Stimme klingt rauchig und kräftig und ist sehr eindringlich und einprägsam.

Fazit
„Die Spuren meiner Mutter“ ist eine großartige und außergewöhnliche Geschichte, die von Schuld und Trauer, Liebe und Geheimnissen erzählt.
Für mich wurde die Geschichte zu einem wahren Hörerlebnis, dass mir nicht nur die Welt der Elefanten näher brachte, sondern zum Schluss auch noch völlig überraschte.
Es ist eine von diesen Geschichten, die sich einprägen und noch lange nachhallen …

Veröffentlicht am 17.10.2016

Hat auf jeden Fall seine fesselnden und spannenden Momente

Im dunklen, dunklen Wald
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Kurzbeschreibung
Als Nora eine Einladung zum Junggesellinnenabschied von Clare erhält, ist sie verwundert. Denn beide haben seit 10 Jahren keinen Kontakt mehr. Doch obwohl sie es besser wissen müsste, ...

Kurzbeschreibung
Als Nora eine Einladung zum Junggesellinnenabschied von Clare erhält, ist sie verwundert. Denn beide haben seit 10 Jahren keinen Kontakt mehr. Doch obwohl sie es besser wissen müsste, nimmt Nora die Einladung an. Ein fataler Fehler, denn danach wacht Nora in einem Krankenhaus auf und kann sich an kaum etwas erinnern. Nur daran, dass jemand im Haus getötet wurde. Doch wer und warum? Und vor allem von wem?
Wurde am Ende etwa Nora selbst zur Mörderin?

Eindruck
Ruth Ware hat mit hier eine Geschichte mit Spannungselementen geschaffen, die meiner Meinung nach eher zwischen einer ruhigeren Erzählung und einem Kriminalroman schwankt.
Ganz klar fokussiert die Handlung den Junggesellinnenabschied von Clare, zu dem sich die ehemaligen Freundinnen in einem alten abgelegenen Haus wiedertreffen.
Es wird gefeiert, gelacht, gezickt und getrunken. Erste spannende Szenen tauchen auf, die Atmosphäre knistert vor Anspannung und man stellt die ersten Vermutungen über den weiteren Verlauf an.
Eigentlich eine sehr gute Ausgangsbasis für einen Pageturner oder ein Hörerlebnis aber leider wurden mir dafür dann doch zu viele Klischees bedient und es gab mir einfach zu viele Längen. Der Spannungsbogen flachte immer wieder ab und blieb zeitweise gänzlich aus.
Viele Reaktionen und Unstimmigkeiten der betreffenden Gäste blieben für mich unlogisch und nicht nachvollziehbar und das bremste meine Euphorie dann leider etwas aus.
Nichtsdestotrotz besitzt diese Geschichte aber etwas Fesselndes. Es ist schwer zu beschreiben aber die Handlung lebt von ihren Figuren. Immer wieder glaubt man, diese zu durchschauen und die nächste Aktion zu kennen, doch es passiert nur wenig. Viel mehr nimmt Nora den Zuhörer und Leser mit in ihre Vergangenheit, in ihre Zeit nach der High-School und zu jenem Wochenende mit Clare und den anderen. Diese Erinnerungen sind sehr bildhaft beschrieben, sodass man fast das Gefühl bekommen kann, man wäre selbst vor Ort.
Erst im letzten Drittel wird der Hörer und Leser dann endlich mit der Wahrheit belohnt.
Bis dahin bleibt es ein miträtseln darum, was an jenem Wochenende geschah und es gilt eben, einige Längen durchzuhalten.

Figuren
Die Charaktere haben mich in ihrer Darstellung sehr beschäftigt. Sie sind sehr greifbar und bildhaft beschrieben und es fällt leicht, sie sich Personen Konstellationen vorzustellen. Sie alle haben Geheimnisse und verbergen etwas und es reizt, hinter ihre Fassaden zu blicken.
Immer wieder schwankte ich zwischen Sympathien und Abneigung, fand sie unmöglich und dann brachten sie mich doch wieder zum Lachen.
Nora hingegen konnte mich als Protagonistin kaum überzeugen. Sie wirkte wie ein naives Schaf auf mich, das mit der Herde mitläuft und das wirklich viel zu spät erkennt, was um sie herum geschieht.
Flo wurde in der Handlung sehr anstrengend aber eben auch überzeugend. Besonders ihr Part stach in dieser Geschichte hervor und sorgte für so manche explosive Szene.
Nina gefiel mir ebenfalls gut, wobei ich sie oft auch unmöglich fand mit ihrer offenen und direkten Art. Dennoch lockerte ihr Charakter die Geschichte oftmals auf und brachte Abwechslung.

Sprecher
Julia Nachtmann, die bereits etliche Hörbücher eingelesen hat, verfügt über eine ruhige und sanfte Stimme.
Ihr Sprachtempo ist langsam und gleichmäßig, sie kann sich gut in die Charaktere und Ereignisse hineinversetzen und den Zuhörer in ihren Bann ziehen.

Fazit
„Im dunklen, dunken Wald“ hat auf jeden Fall seine fesselnden und spannenden Momente aber als Thriller würde ich ihn persönlich nicht bezeichnen. Nicht weil er an sich bis auf den Mord unblutig ist, sondern weil er für mich zu vorhersehbar war und es mir dafür zu sehr an einer spannenden und bedrohlichen Atmosphäre fehlte.
Das war für mich okay, nachdem ich akzeptiert habe, dass die Geschichte eher an einen Kriminalroman grenzt und hauptsächlich von den Erinnerungen der Protagonistin handelt, die fast in eine Glaubenskrise stürzt.
Wer dieses akzeptieren kann und dem die ruhigeren Passagen nichts ausmachen, der findet in dieser Geschichte gute Unterhaltung.