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Michelle_Yolanda

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2017

Die starke, weibliche Hauptfigur trifft auf ihre Liebe

Nemesis - Geliebter Feind
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Ein Buch, welches ich schon lange im Blick hatte. Zuerst die englische Edition, dann die Deutsche. Ich wünschte ich hätte es nie in die Hand genommen.

Es brachte dem einen Reich Fortschritt und Wissen, ...

Ein Buch, welches ich schon lange im Blick hatte. Zuerst die englische Edition, dann die Deutsche. Ich wünschte ich hätte es nie in die Hand genommen.

Es brachte dem einen Reich Fortschritt und Wissen, dem anderen großen Reichtum, andere beachteten es nicht – Spektorium. Vererbt in der königlichen Familie des Königreiches Serubel wird die Gabe des Erschaffens von energiereichem Spektorium. Sepora ist die letzte bekannte Schmiedin dieses Elements und wird Tag für Tag von ihrem Vater gezwungen, es für seine tödliche neue Waffe zu schmieden. Ihr letzter Ausweg führt über die große Wüste in das verfeindete Land Theoria, doch ehe sie in dem Stadtgebiet der einstig versklavten Serubelaner untertauchen kann, gerät sie in Gefangenschaft und schließlich an den Hof des Erzfeindes ihres Heimatlandes. Dass ihr Spektorium die einzige Rettung dieses Landes sein kann, ahnt sie nicht. Auch nicht, dass der Thronfolger Tarik, auch bekannt als der Falkenprinz, so charmant und gutaussehend ist.

Der recht simple Schreibstil begleitet einen in eine Welt mit wahrhaft faszinierenden Orten und Aspekten, aber überschüttet einen gleichzeitig mit unzähligen Wiederholungen und Sinnentleertheit. Die Geschichte wird einerseits aus Ich-Perspektive der Protagonistin Sepora und andererseits aus personaler Sicht Tariks erzählt. Ganz habe ich die Wahl dieser unterschiedlichen Erzählweisen nicht durchschauen können, zumal es wohl besser gewesen wäre, beide wie Sepora zu schreiben, wenn man bedenkt, dass beinahe jedes Kapitel Tariks zu Beginn abwechslungsreich mit dem Wort „Tarik“ begann. Hier merkte man schon das erste Anzeichen von übertrieben oft auftretenden Wiederholungen nerviger Elemente. Bei diesen wurde sich vor allem auf das Äußere konzentriert, so zum Beispiel Seporas Durf nach Orchideen und Lavendel, ihren außergewöhnlich schönem Haar und ihren Augen, allgemein ihre Schönheit und Wildheit, das charakteristische Vorschieben der Unterlippe und dann natürlich Tariks Muskeln und seine selten ohne Kopfschmuck zu sehenden Haare. All dies lässt das Buch noch oberflächlicher erscheinen als es ohnehin schon ist.

Denn der Geschichte fehlt es an Tiefgründigkeit und auch Ernsthaftigkeit. Zwischen den Königreichen entsteht zunehmend ein Konflikt, auf welchen kein Augenmerk genommen wird. Es ist durchaus möglich, dass sich das Buch mehr auf die Charaktere und die erblühende Liebe konzentrieren sollte, doch warum dann erst einen solchen Strang der konkurrierenden Reiche im Buch schaffen? Wenn man einen solch wichtigen Punkt, der das Leben aller Charaktere entscheidet, wählt, nur um einen Auslöser für die Handlungen zu haben, sollte man ihn doch nicht außer Acht lassen und ihn so oberflächlich behandeln. Oder ich habe für ein Buch dieses Genres zu falsche Erwartungen und Offensichtliches, das wie ein großes Geheimnis behandelt wird und Spannung sowie unerwartete Drehpunkte schaffen soll gehört mittlerweile dazu.

Am meisten störte ich mich jedoch an den Charakteren, denn wieder einmal gab es diese hübsche und angeblich intelligente, starke Protagonistin, die allen die Stirn mit ihrer frechen, sturköpfigen und anderen Art bieten kann und den ebenfalls attraktiven, klugen und charismatischen Jungen. Auch die Nebencharaktere waren nicht besonders. Prägend war eher das kluge und weise Sein, das fortwährend beschrieben wurde, doch nie tatsächlich vorhanden war. Die Charaktere sind erstaunlich naiv und blind gegenüber dem Offensichtlichen. Wobei, eine prägnante Person gab es schon und es war nicht der Gegenspieler. Nein, es war der Bruder Tariks, welcher erst 15 war, doch ein extremer Frauenheld und –narr. Es kam mir so vor, als wäre er dies schon seit mindestens einem Jahr und die Vorstellung ist eher absurd und abstoßend, doch anscheinend ist es in der dargestellten Welt so normal, dass seine Perversion nicht sorgenvoll betrachtet wird. Wahrgenommen habe ich all dies als etwas, das besonders erwachsen sein sollte, aber die Alterswahl der Charakter mit dieser Intention nicht konform war.

Doch was mir wirklich sehr gefiel, war die entworfene Welt. Sie war sehr schön, vor allem die angedeutete Landschaft in Serubel und auch die an die ägyptisch angelehnte Kultur Theorias. Das Wesen der Welt, das kaum Erwähnte war das Interessante an diesem Buch. Allein die Idee des Schmiedens von Spektorium ist ein Ansatz mit großem Potential, besonders die Art, wie es entsteht, wie genau es sich verhält und was damit alles getan werden kann. Leider gab es auch hierbei nicht die Tiefe.

Anscheinend hatte ich eine vollkommen falsche Inhaltsangabe gelesen, denn dachte ich, dass es sich mehr auf die einzigartige Fähigkeit des Spektoriumschmiedens und die Konflikte zwischen Königreichen konzentrieren würde. Stattdessen zeigt es wieder einmal ein scheinbar intelligentes und sehr rebellisches Mädchen, dass sich sofort in den heißen, jungen und gütigen König verliebt, aber natürlich ist ihre Herkunft im Weg und werden unnötige Lügengeflechte gesponnen. Ein großes Drama um nichts, geschrieben in einem sehr einfachen Stil mit wenigen Überraschungsmomenten. Ich bedauere einfach nur, wie wenig Tiefe in den meisten Jugendbüchern steckt und wie blind die Charaktere vor gutem Aussehen sind.

Veröffentlicht am 28.07.2017

Gelungene Rezension mit Humor

Die Feenjägerin – Das verbotene Königreich
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Die Fortsetzung eines faszinierenden Buches und in diesem Fall kann sie durchaus mit ihrem Vorgänger mithalten.

Der vorherige Band endete mit einem Cliffhanger, dessen Auflösung interessierte Leser eine ...

Die Fortsetzung eines faszinierenden Buches und in diesem Fall kann sie durchaus mit ihrem Vorgänger mithalten.

Der vorherige Band endete mit einem Cliffhanger, dessen Auflösung interessierte Leser eine sehr lange Zeit warten ließ. Während der Schlacht – auf der einen Seite um die Sicherheit Schottlands, auf der anderen für das Neuerwachen des Feenreiches – kämpfte Alieana dafür, das über viele Jahrtausende die Feen einsperrende Siegel wieder zu verschließen, doch ein kleiner Augenblick der Ablenkung als Kiaran vermeintlich tödlich verwundet wurde reichte, um ihr Vorhaben und all die Mühen zum Scheitern zu bringen. Mit den Worten, sie würde es noch bereuen Kadamach nicht getötet zu haben, wurde sie von ihrem Feind Lonnrach in die Welt der Feen entführt, wo sie gefangen gehalten wird, ewige Qualen erleidend, bis man ihr zur Flucht verhilft. Jedoch scheint Lonnrach nie weit von ihr zu sein, denn kann sie ihn zu etwas führen, das seine geliebte Welt retten könnte.

Durch den einfachen Schreibstil und das Interesse an der neuen dargestellten Welt, konnte man sich schnell wieder in die Welt Alieanas einfinden, obschon manche spezielle Bezeichnungen für Feen verwirrend waren, zumal leider nicht alle Arten in dem kleinen von Alieana geschriebenen Lexikon vorkommen, sondern eher nur jene am Anfang des Alphabetes, dennoch war das Fehlen gewisser Details zu einzelnen Feen nicht störend, denn bekam man vieles noch einmal zu lesen. Und noch einmal. Das war ein Aspekt, der mir bei dem ganzen Buch ein Dorn im Auge war. Nicht nur die Sprache, die nicht ganz harmonisch in ihrer Art mit der Geschichte war, vielmehr die unzähligen Wiederholungen nervten zusehends, zum Beispiel der Vergleich von Kiaran und seiner Schwester Aithinne, die Schuld die Alieana empfand oder Beschreibungen der Umgebung, die gleichzeitig aber traumhaft waren, wie gemalt.

Die Sicht auf die einzelnen Charaktere wurde natürlich wiederum durch die Schreibweise beeinflusst, sodass Alieana manchmal sehr nervtötend sein konnte, vor allem in Bezug auf die häufig vorkommende Rede über sich selbst, die wiederholten Gedanken. Sie wurde als eine schwache Person beschrieben, doch eine Vielzahl ihrer Handlungen sprach jedes Mal dagegen. Ähnlich verhält es sich mit fatal dargestellten Verletzungen, die im nächsten Moment doch nicht so schlimm waren. Neben ihr und den altbekannten Charakteren, lernt man auch neue kennen, wenngleich sie nichts Herausragendes an sich hatten. Eine Person wie Aithinne lernt man in jedem Buch finden. Und was in einem Jugendbuch nicht fehlen darf, ist natürlich die Liebesgeschichte, die mich vorrangig gestört hat. Was ich jedoch sehr an all den handelnden Personen mochte, war ihre Direktheit. In diesem Buch entstehen keine Probleme, weil etwas endlos verschwiegen wird oder Reden ständig unterbrochen werden. Nein, Dinge werden geradeheraus gesagt, nicht selten begleitet von herrlichem schwarzen Humor.

Kurzum ist dieses Buch eine gelungene Fortsetzung, doch konnte mich der Schreibstil nicht überzeugen, da er für mich die Atmosphäre und auch Glaubwürdigkeit der Geschehnisse zunichte machte. Für seine fast 500 Seiten geschah schlussendlich äußerst wenig und bestand dadurch aufgrund seiner Schnelllebigkeit. Auch wenn mich an diesem Buch manches negativ ansprach, bin ich trotzdem von der einmal anderen Weltdarstellung imponiert mit all ihrer Dunkelheit und dem schwarzen Humor. Wahrscheinlich werde ich keinen weiteren Band lesen, zumal vieles schon denkbar ist, aber bleibt diese Welt für mich positiv in Erinnerung.

Veröffentlicht am 24.06.2017

Eine faszinierende Idee, ein durchschnittliches Muster

Die Chemie des Todes
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Von dieser Thriller-Reihe hörte man schon sehr viel und kann ich mit den vorwiegend positiven Stimmen teilweise anschließen.

David Hunter, einst ein renommierter Rechtsmediziner Englands im Bereich der ...

Von dieser Thriller-Reihe hörte man schon sehr viel und kann ich mit den vorwiegend positiven Stimmen teilweise anschließen.

David Hunter, einst ein renommierter Rechtsmediziner Englands im Bereich der forensischen Anthropologie, ist gewissermaßen neu in Devonshire. Obschon er schon seit mehreren Jahren als Landarzt dieser Gegend tätig ist, wird er wohl immer der Fremde und Neue bleiben. Als die verweste Leiche einer jungen Schriftstellerin gefunden wird, richtigen sich alle Augen auf ihn, denn hat man ihn verdächtigerweise mit der Polizei zusammen gesehen. Doch was niemand weiß, er folgte der Bitte nach Unterstützung in diesem grausamen Mordfall. Schon bald ist die massakrierte Frau nicht mehr das einzige Opfer.

Wie bei allen Romanen dieses Genres beginnt man schon früh eigene Theorien zu entwickeln. Manche sind durchaus plausibel und teils offensichtlich, andere sind verzweigter mit Einzug von Absurdität. Jedoch gerade die letzteren sind das Faszinierende. Was erscheint vollkommen unmöglich zu sein und ist hingegen durchaus logisch? Man spinnt sich vieles zusammen, aber gleichzeitig steigt die Spannung auf eine unerwartete Wendung, ein Ende, das einen sprachlos macht. Genau dies hatte ich mir bei diesem Buch gedacht, das Geschehen selbst Seite für Seite, Hinweis für Hinweis mitverfolgend. Nur leider wurde ich am Schluss über die Maße enttäuscht. Die Auflösung war derart simpel, dass ich wortlos zurückblieb. Ebenso fehlten mir auf negative Art und Weise die Worte in Bezug auf den Epilog. Ich persönlich schätze das sich Trennen von Charakteren mehr und in einem gewissen Maß, lässt es die Geschichte authentischer erscheinen und gibt ihr mehr Seele. Zudem hätte mich auch sehr interessiert, was die Änderung eines bestimmten Ereignisses aus dem Protagonisten David Hunter gemacht hätte.

Die Handlung erfuhr man aus der Sicht von Dr. David Hunter, wobei ein Perspektivenwechsel zu dem Opfer zusätzliche Informationen gab, um mehr Spannung zu schaffen. Einerseits funktionierte dies, andererseits verriet es viel, sodass ein Vorhersehen der Handlung noch leichter wurde. Abgesehen davon trat ein deutliches Merkmal der Kriminalerzählung auf, die Beschreibung der Umgebung, die in diesem Fall immer wieder Stränge zur Anthropologie bildete, was Einzelne andererseits als abstoßend empfinden könnten. Mich dahingegen störte es nicht, da es überaus interessant war.

Neben der Handlung waren ebenfalls die Charaktere recht klischeehaft. Manchmal kann ein Buch dennoch mit diesen Charakteristika bestehen, durchaus sehr gut funktionieren. Hierbei trat indessen nach geraumer Zeit eine Eintönigkeit auf, vor allem als deutlich wurde, dass nichts Neues und Besonderes mehr auftreten würde. Zusammenfassend waren die handelnden Personen eher langweilig als besonders und spannend.

Alles in Allem war es ein schnell zu lesendes Buch, welches in der Tat interessante Seiten bezüglich der Anthropologie hatte, aber schlussendlich doch ein typischer Kriminalroman durch seine Kleinstadtaura, Hintergründe, Auflösung und ebenso Charaktere war. Es ist schade, dass Simon Becket die Entwicklung der Handlung zugunsten des Hauptcharakters gestaltete. Dennoch war das Buch solide und wunderbar unterhaltend zu lesen und möglicherweise setze ich die Reihe sogar fort.

Veröffentlicht am 12.06.2017

Viele Worte voll mit Enttäuschung

Caraval
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Welche Enttäuschung dieses unsagbar beliebte Buch doch war, lässt sich kaum in (positive) Worte fassen. Ich werde auch nur recht grob bezüglich der Handlung und des Inhaltes bleiben, um nicht aktiv zu ...

Welche Enttäuschung dieses unsagbar beliebte Buch doch war, lässt sich kaum in (positive) Worte fassen. Ich werde auch nur recht grob bezüglich der Handlung und des Inhaltes bleiben, um nicht aktiv zu spoilern.

Seit ihrer Kindheit träumt Scarlett, das magische und atemberaubende Spiel, die Show von Caraval besuchen zu dürfen. Teils aus eigenem Interesse, denn rangen sich viele Geschichten um dieses legendäre Spiel, aber auch aufgrund ihrer Schwester, um ihr nach einem tragischen Ereignis und wegen ihres grausamen Vaters etwas Schönes zu geben. Deshalb schreibt sie Jahr um Jahr Briefe an den Master von Caraval namens Legend, bis er auf einmal antwortet, gerade zu jener Zeit, in welcher ihre große Hochzeit bevorsteht. Nun besteht die Frage, ob Caraval die Chance ist, vor ihrem Vater zu fliehen oder doch der zukünftige Ehemann Erlösung bringt. Vielleicht ist es sogar ein ganz anderer Mann, der ihr Leben verbessert.

Hätte ich diese Inhaltsbeschreibung gelesen, wäre das Buch wohl nicht in meinen Händen gelandet, obschon es nach vielen Stimmen sehr gut sein soll, aber genau das ist es nicht. Es zeigt weder eine neue und magische Welt, eine innovative Idee, noch ist es sonderlich gut geschrieben oder besitzt besondere Charaktere und einen Plot voller unerwarteter Wendungen. Für mich war es lediglich eines jener Bücher, das nach der Lückentextvorgabe für Jugendbücher geschrieben worden ist. Doch fangen wir am Anfang an.

Diesen empfand ich nämlich als vollkommen in Ordnung. Der Schreibstil war möglicherweise etwas jungfräulich, doch da es anscheinend Stephanie Garbers Debüt ist, dachte ich, er würde sich noch entwickeln, sowie auch die Charaktere, die Geschichte etc. Leider irrte ich mich diesbezüglich gewaltig, denn traten kleine Mängel mit zunehmender Wiederholung stärker hervor. Zum einen war es der Schreibstil, der vor allem die Umgebung um die Hauptperson Scarlett beschrieb, so ebenfalls um andere Charaktere. Hierbei war auffällig, dass gewisse Schlüsselwörter oftmals jedes Mal auftraten, sobald die Person in Erscheinung kam. Beispielsweise der Zylinder von Legend, der Geruch von Scarletts Vater oder die braunen Augen eines gewissen jungen Mannes, der den beiden Schwestern auf der Reise zu Caraval half. Des Weiteren entwickelte sich die seltsame Eigenart von Scarlett, Dinge und Gefühle in Farben zu beschreiben. An sich wäre es ein interessantes sprachliches Mittel, doch in diesem Buch war es lediglich nervend, zumal es in den seltsamsten Zusammenhängen verwendet wurde und man viele gleiche Sätze nur mit anderen Wörtern vorfand. Neben der Beschreibung mittels Farben, waren viele Metaphern, sprachliche Bilder vorzufinden, was nicht immer notwendig war, sondern für mich etwas Erzwungenes hatte, als wolle das Buch besonders anders und intelligent sein, doch hinter den philosophisch wirkenden Worten steckte schlussendlich nichts.

Auf ähnliche Weise wie der Schreibstil, missfielen mir die Charaktere. Die Hauptcharaktere waren so durchschnittlich wie ihre Namen. Ich habe nichts gegen Scarlett oder Julian, aber mit diesen Namen verbinde ich nicht nur außergewöhnliche Charaktere, sondern eher jene, die nach einem Muster geschrieben worden sind. Mit ihnen waren auch alle anderen entweder ohne Tiefe, sehr langweilig oder unglaubwürdig. Über manche Personen erfährt man viel, über andere nichts. Und zu keiner konnte ich eine emotionale Bindung aufbauen. Am Schlimmsten war mitunter, dass das Buch aus der Sicht von Scarlett erzählt wird, welche ganz typisch sofort dem heißen Mann verfällt und immer von ihren schlimmen Erlebnissen mit ihrem Vater erzählt, doch auch nur erzählt. Die Worte sind niedergeschrieben und sagen, wie es sein soll, aber die Kunst des Erzählens eines Buches, Gefühle und Vorahnungen hinter den Worten zu verstecken, ohne dass man es direkt liest, sondern schlichtweg weiß, gibt es hier nicht. Stattdessen sagt Scarlett etwas ihren Handlungen Widersprüchliches und hierbei ist es kein inneres Verdrängen oder dergleichen. Sie ist ein sehr weicher weiblicher Held, der jedoch als stark dargestellt wird, sich kaum entwickelt und gegen schwache Gegenspieler zu kämpfen hat. Alles wird viel schlimmer dargestellt, als es eigentlich ist.

Die Handlung besteht aus der Suche nach Hinweisen, die Scarlett immer zufälligerweise in die Hände fallen. Andere Mitspieler bekommt man kaum mit, da für sie dieses Spiel nicht so ernst ist. Es ist eine haltlose Erzählung, mit einem viel zu vorhersehbaren Verlauf, dummen und teils lächerlichen Szenen. Das englische Wort cringe beschreibt meine Gefühle für den Großteil des Buches perfekt.

Zusammenfassend war es ein Buch, welches mich eher traurig in Hinblick auf die Entwicklung der Jugendbücher gemacht hat. Es möchte mehr sein als es ist, sucht dennoch die einfachsten und vorhersehbarsten Wege und baut darauf auf, dass alles nicht so ist, wie es in dem Spiel Legend zu sein scheint, oder etwa doch? Obschon der Anfang gut zu lesen war, zerstörte die Liebesgeschichte komplett die Geschichte, die durchaus Potential in sich trug, bis gewisse Richtungen eingeschlagen wurden, die in mancher Hinsicht unterdurchschnittlich waren. Ich kann es nicht ernst nehmen und würde es nur sehr ungern erneut lesen. Vielleicht ist es für andere etwas, aber persönlich erwartete und wünsche ich mir mehr von einem Buch.

Veröffentlicht am 09.05.2017

Mit der Länge ging vieles verloren

Smoke
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London in einer Welt der viktorianischen Industrialisierung. Rauch und Ruß, die die Sünden der Menschen offenbaren. Es klingt nach einem Buch, welches das Bild der damaligen Zeit mit phantastischen Elementen ...

London in einer Welt der viktorianischen Industrialisierung. Rauch und Ruß, die die Sünden der Menschen offenbaren. Es klingt nach einem Buch, welches das Bild der damaligen Zeit mit phantastischen Elementen erklärt.



Der Rauch prägt die Menschen. Er bestimmt ihr Leben, er gliedert die Menschen in Schichten. Die hohe Gesellschaft hat gelernt ihn scheinbar zu umgehen, mittels gewisser Erziehungsmethoden. Dieser müssen sich auch die jungen Protagonisten Thomas und Charlie an einem Elite-Internat nahe Oxford unterziehen. Jedes kleinste Vergehen, die Spur von Ruß an der Kleidung wird nach strengen Gesetzen bestraft. Manche scheinen der Sünde perfekt widerstehen zu können, aber ist dem wirklich so?



Die Zeit bei Thomas Verwandtschaft lehrt die Jungen die Wahrheit und bringt sie auf die Spur zu etwas äußerst Großem. Die Flucht auf Leben und Tod gemeinsam mit der anfangs nonnenhaften Livia zeigt ihnen die wahre Natur der Gesellschaft, in welcher sie leben.



Begonnen hat das Buch äußerst interessant durch die Schaffung einer düsteren und dunklen Atmosphäre. Nicht nur bezüglich der einfallsreichen Idee war es außergewöhnlich, sondern auch der Schreibstil war verglichen mit anderen Romanen fremd. Alles in einem harmonierte zu Beginn die Geschichte mit der Stimmung der Lektüre. Die Welt des Rauches, eine Neuinterpretation und Sichtweise auf den damalig vorherrschenden Smog, wirkte so greifbar durch die bildhafte Sprache mit Liebe zum Detail, seiner ganz eigenen Dynamik. Doch was so gut zu Anfang war, verlor sich mit der Länge des Buches. Aufgrund der Länge wirkte manches wie eine einzige eintönige Wiederholung und kam der Eindruck von Ungeduld auf. Schließlich waren es nur noch kleine und knappe Kurzgeschichten, die immer weniger fließende Übergänge zueinander hatten. Es wurde ein unausgeglichenes und konfuses Lesen von einzelnen herausgerissenen Szenen aus Eindrücken und zunehmend verworrener Handlung, als hätte selbst der Autor den leitenden roten Faden verloren und könne nicht mehr auf den richtigen Weg gelangen.



Der Schreibstil hatte auch eine klare, schlussendlich negative Auswirkung auf die Meinung zu Charakteren, denn so wie Interesse und eine gewisse Begeisterung, eine Faszination zu Anbeginn aufkamen, schwanden sie schnell, als Motive nicht ersichtlich wurden und sich keine charakterliche Veränderung und Entwicklung vollzog. Sie waren gemeine handelnde Personen, die die Geschichte überbrachten, aber zu denen man in ihrer Eindimensionalität nur schwer eine Bindung, ein Mitgefühl aufbauen konnte. Vor allem war der sich wiederholende Wechsel der Perspektive ein Störfaktor. An sich ist es nicht schlecht, die Handlung aus auktorialer, personaler und ebenso Ich-Erzählperspektive zu erleben, zumal sich so nicht direkt auf einen Hauptcharakter konzentriert wird, aber der anfängliche Rhythmus ging vollends verloren und war es ein Abwechseln nach Lust und Laune ohne ein klares Muster, sodass vieles zusätzlich chaotisch wirkte und die Bedeutung einzelner Charaktere verebbte. Die sich entwickelnde Beziehung des Buches war letztendlich eine herbe Enttäuschung, besonders da sie gänzlich unnötig war. Man kann sagen, dass die handeln Personen letzten Endes nur die Handlung überbrachten und nicht mehr selbst ein Reiz eines Buches waren.



Nicht nur das Ende der Charaktere war reichlich enttäuschend, sondern auch das der Geschichte. Zu viele ungeklärte Fragen bleiben offen stehen. Allem voran die wichtigste nach dem Ursprung des Rauches und der Grund, weshalb er vorwiegend schwarz ist, trotz dass er teilweise farbig beschrieben wurde. Obschon viel hinter dem Buch steckt, den vielen Facetten hinter dem menschlichen Sein und der Gesellschaft, hat es zugleich nur einen sehr leichten Fortgang mit den leichtesten Lösungen. Für die richtige Tiefe und das Eintauchen in die Geschichte fehlten die wichtigen Erklärungen, möglicherweise auch ein Abkommen vom Weg und mehr als das Ankratzen eines Themas.



Schlussendlich ist es ein Buch, das großen Schaden durch seine sich in der Länge verlierende Bedeutung und seiner Hast verloren hat. Es fühlte sich so an, als wäre nicht mehr genug Zeit für die Bildung dieser besonderen Welt gewesen. Wieder einmal war es ein Buch, welches viel Potential in sich trug, aber eine Idee nicht so recht umsetzen konnte. Dennoch waren die ersten Seiten spannend und angenehm zu lesen. Vielleicht sollte man sich tatsächlich nur auf den Anfang beschränken, das Ende offen lassen wie in einer langen Kurzgeschichte, die wundervolle, atmosphärische Bilder beschreibt.