Ein sehr gelungener Roman
Kleine Wunder überallAls Charlotte gerade in der Küche steht und versucht Milchreis für ihre jüngste Tochter zu kochen, um danach mit ihrem Mann Markus zu einem wichtigen geschäftlichen Termin zu gehen, passieren zwei Dinge ...
Als Charlotte gerade in der Küche steht und versucht Milchreis für ihre jüngste Tochter zu kochen, um danach mit ihrem Mann Markus zu einem wichtigen geschäftlichen Termin zu gehen, passieren zwei Dinge auf einmal: ihre Babysitterin sagt ab und Barbara, Charlottes Mutter zu der sie in den letzten zwanzig Jahren kaum Kontakt hatte, steht plötzlich vor der Tür und möchte ein paar nette Stunden mit ihrer Familie verbringen. Damit Marcus und Charlotte ihren Termin wahrnehmen können, erklärt sich Barbara spontan bereit auf die beiden Mädchen Merle und Finja aufzupassen. Während Marcus begeistert ist, lässt Charlotte ihre Mutter nur ungern mit ihren Kindern alleine, da sie befürchtet dass ihr Haus im Chaos versinken würde. Die nächsten Tage werden schwierig für Charlotte. Während bei ihr alles im voraus geplant und möglichst perfekt sein muss, ist ihre Mutter eher eine Künstlernatur, die im Jetzt lebt und mit ihren Enkeltöchtern Modeschauen und Bastelnachmittage veranstaltet. Charlotte zählt die Tage, bis ihre Mutter wieder abreist und wieder Ruhe einkehrt – aber es kommt alles anders. So nach und nach erfährt man, warum Charlotte zu Perfektionismus neigt und Schwierigkeiten hat Hilfe anzunehmen. Barbara ist nach Lanzarote gezogen als ihre Tochter dreizehn Jahre alt war und diese hat aus Loyalität zu ihrem Vater den Kontakt zu ihrer Mutter ziemlich schnell abgebrochen.
Als Barbara wegen eines Notfalls ins Krankenhaus muss, stellt sich heraus, dass sie Krebs im fortgeschrittenem Stadium hat und nach Deutschland gekommen ist, um noch Zeit mir ihrer Tochter und Enkeltöchtern zu verbringen.. So nach und nach nähern sich die beiden wieder an und Charlotte erfährt den wahren Grund weshalb ihre Mutter damals so plötzlich abgereist ist. Und sie lernt, dass sie auch einmal delegieren und um Hilfe bitten kann und nicht immer alles alleine schaffen kann und muss. Auch die Beziehung zur ihrer pubertierenden Tochter verbessert sich unter Barbaras Einfluss.
Das Cover des Buches hat mich sofort angesprochen und ich finde es immer noch wunderschön. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen und die Charaktere sind gut beschrieben. Vor alle Charlotte macht im Laufe der Geschichte eine enorme Veränderung durch. Besonders schön finde ich, dass es zwischendurch viele kleine Nebencharaktere gibt, die den Verlauf der Handlung nicht unmittelbar beeinflussen, dem Buch aber den besonderen Charakter geben. Vieles im Buch – vor allem das Ende - war vorhersehbar. Ich fand es aber nicht weiter störend, denn es war gerade der Tiefgang der Geschichte und die Auseinandersetzung mit Leben und Tod, die den Reiz ausgemacht haben.
Ich bin froh, dass ich an dieser Leserunde teilnehmen durfte und dadurch auf die Autorin aufmerksam wurde. Das Buch werde ich in jedem Fall weiter empfehlen.