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Veröffentlicht am 20.03.2024

Hilfe, Hormone außer Kontrolle

Morden in der Menopause
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Zum Inhalt:

Die 48jährige Liv Steinhammer ist Ehefrau und Mutter von drei pubertierenden Kindern, muß sich neben ihrem Job als Küchenplanerin auch noch um ihre Schwiegereltern kümmern und ist schlicht ...

Zum Inhalt:

Die 48jährige Liv Steinhammer ist Ehefrau und Mutter von drei pubertierenden Kindern, muß sich neben ihrem Job als Küchenplanerin auch noch um ihre Schwiegereltern kümmern und ist schlicht weg überfordert. Ausgerechnet jetzt gerät ihr eigener Hormonhaushalt aus den Fugen. Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen ,Vergesslichkeit und Schlafstörungen sind die Vorboten der Wechseljahre, die sie mit voller Wucht ereilen. Als sie ihren Sohn beim Drogenkauf erwischt, eskaliert die Situation und sie hat plötzlich ganz andere Probleme. Wie entsorgt man eine Leiche? Natürlich findet sich da eine kreative Lösung. Nur leider kommt da ein Rattenschwanz an Problemen gleich hinterher.



Mit „Morden in der Menopause“ hat Tine Dreyer genau meinen Nerv getroffen. Ich teile ihren schwarzen Humor und hatte wirklich großen Spaß mit diesem Buch. Die Autorin hat diesen Tabu behafteten Lebensabschnitt wunderbar beschrieben.



„ Progesteron sorgt dafür, dass wir gelassen sind und gut schlafen können. Progesteronmangel hält uns dagegen nächtelang wach und macht uns dünnhäutig, nervös und verursacht Kopfschmerzen. Und plötzlich wird Mama zur Furie.“



Neben einer wirklich lustigen, ja natürlich auch überspitzten Kriminalgeschichte erfährt man vor jedem Kapitel ein bisschen Grundwissen zur Menopause. Das ist klug gemacht und hat mir gut gefallen. Gerade wenn man sich in einer ähnlichen Lebenssituation wie Liv befindet, wird man sich hier oft z.b in den Dialogen mit den Kindern, die in der Pubertät auch nicht gerade feinfühlig sind, wiederfinden, auch wenn man nicht direkt einen Mord begeht.



Alle Fans der „Achtsam Morden“ Reihe werden auch an „Morden in der Menopause“ ihre Freude haben. Ich habe so gelacht, und der sympathischen Liv konnte man ihr tödlichen Ausraster nicht übel nehmen. Es gab immer gute Gründe. Zum Glück sind die Wechseljahre ja irgendwann überstanden.

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Veröffentlicht am 14.03.2024

Hat mich begeistert

Porträt einer Ehe
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Maggie O‘Farrell erzählt in diesem Roman vom Lebensweg der Lucrezia de Medici , die im 16. Jahrhundert blutjung verheiratet wurde, um die Geschäftsbeziehungen ihres Vaters mit dem Hof von Ferrara zu festigen.

Die ...

Maggie O‘Farrell erzählt in diesem Roman vom Lebensweg der Lucrezia de Medici , die im 16. Jahrhundert blutjung verheiratet wurde, um die Geschäftsbeziehungen ihres Vaters mit dem Hof von Ferrara zu festigen.

Die Autorin hangelt sich in ihrem Roman an den wenigen historischen Überlieferungen entlang und füllt die Lücken mit ihren eigenen Ideen.

Daraus ist ein für meinen Geschmack sehr gelungenes Sittenbild dieser Zeit entstanden, dass sich sehr kurzweilig lesen lässt.

Am Hof ihrer Familie in Florenz führt die kleine, fantasievolle und freiheitsliebende Lucrezia als 5. Kind ihrer Eltern zunächst ein sorgenfreies Leben. Erst als ihre Schwester Maria kurz vor ihrer Hochzeit überraschend verstirbt, ändert sich für das junge Mädchen alles. Sie soll den Platz ihrer Schwester einnehmen und an ihrer Stelle den mehr als doppelt so alten Alfonso, Herzog von Ferrara heiraten. Lucrezia ist gerade einmal 12 Jahre alt , noch ein Kind, und nicht nur ihre Zofe ist entsetzt. Durch eine List dieser Zofe kann die Hochzeit mit dem Herzog zwar nicht verhindert aber zumindest noch ein wenig hinausgezögert werden. Doch mit 15 Jahren muss Lucrezia Florenz endgültig verlassen, um zu ihrem Mann nach Ferrara zu ziehen. Zunächst wirkt Alfonso wie ein liebender Ehemann, doch schnell lernt Lucrezia auch sein 2.Gesicht, seine grausame Seite kennen, und Alfonso‘s engster Vertrauter lässt gegenüber der jungen Braut keinen Zweifel offen, das diese Ehe nur einem einzigen Zweck dient, nämlich einen Nachkommen zu zeugen.

Ich bin sehr gerne in diese spannende Geschichte eingetaucht, habe mit Lucrezia mitgefühlt, der hochwohlgeboren jeder Wunsch von den Augen abgelesen wurde, die aber weniger Freiheiten hatte als ihre Bediensteten und die als Frau ihrem Mann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.

Ich kann dieses wunderbare Buch, dass so einfühlsam und atmosphärisch geschrieben ist und auf einen Umgang mit Frauen aufmerksam macht, den es ja bis heute auf unserer Welt leider immer noch gibt, nur wärmstens empfehlen. Dieser Roman war ein wirkliches Highlight für mich und ist auch besonders empfehlenswert als Hörbuch, dass ganz wunderbar eingesprochen wurde von Heike Warmuth.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Wunderbares Buch

Die verschwindende Hälfte
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„Die verschwindende Hälfte“ von Britt Bennett ist ein sehr außergewöhnliches Buch, dass sich mit den Themen Rassismus und Colorism, Homophobie und Transphobie beschäftigt.



Die Zwillinge Stella und Desiree ...

„Die verschwindende Hälfte“ von Britt Bennett ist ein sehr außergewöhnliches Buch, dass sich mit den Themen Rassismus und Colorism, Homophobie und Transphobie beschäftigt.



Die Zwillinge Stella und Desiree Vignes wachsen in Louisiana im kleinstädtischen Mallard auf. Der Ort ist so klein, dass er auf keiner Landkarte namentlich zu finden ist. Trotzdem ist es ein besonderer Ort, in dem ausschließlich hellhäutige Schwarze leben. Die Einwohner sind stolz darauf, dass sie mit ihrer Hellhäutigkeit sogar als Weiße durchgehen könnten.

Genau das versucht eine der Zwillingsschwestern (Stella) auch mit Erfolg. Sie verlässt ihre Heimat und ihre Familie, bricht jeglichen Kontakt ab und heiratet einen nichts-ahnenden Weißen. Der andere Zwilling Desiree hingegen sucht sich als junge Erwachsene den dunkelsten Schwarzen, den sie finden kann und gründet mit ihm eine Familie.

Als Leser*innen verfolgen wir die Lebenswege der in den 60erJahren geborenen Mädchen, die in ihrer Kindheit so eng verbunden waren und dann von einem Tag auf den anderen keinen Kontakt mehr zueinander haben. Beide leiden unter der Trennung, doch es braucht eine weitere Generation bis ein Wiedersehen möglich wird. Stella zieht ihre Lebenslüge konsequent durch, doch der Preis, den sie zahlt ist hoch. Auch Desiree‘s Lebensweg nimmt eine andere Richtung als geplant, als ihr Mann gewalttätig wird. Sehr spannend fand ich auch die Entwicklung von Stella‘s hellhäutiger Tochter Kennedy, die sich selbstverständlich für eine Weiße hält und ihrer dunkelhäutigen Cousine Jude, die im Heimatdorf ihrer Mutter Diskriminierung erlebt.

Trotz der schweren Themen ist diese Familiengeschichte sehr sensibel und warm erzählt. Ich hatte das Hörbuch vorliegen, wunderbar gelesen von Tessa Mittelstaedt, dass ich nur empfehlen kann. Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen. Die Charaktere waren gut ausgearbeitet und der Roman ist sehr vielschichtig erzählt. Wer anspruchsvolle Familiengeschichten mag, dem kann ich diesen Roman wirklich wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Berührende Familiengeschichte

Hallo, du Schöne
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„Die ersten sechs Tage seines Lebens war William Waters kein Einzelkind.“



Mit diesem dramatischen Satz beginnt der Familienroman der Autorin Ann Napolitano. William‘s Kindheit ist geprägt von der Trauer ...

„Die ersten sechs Tage seines Lebens war William Waters kein Einzelkind.“



Mit diesem dramatischen Satz beginnt der Familienroman der Autorin Ann Napolitano. William‘s Kindheit ist geprägt von der Trauer in seiner Familie. Mit dem Tod seiner Schwester ist auch die Fröhlichkeit und Liebe in seinem Elternhaus gestorben und für William ist keine Liebe mehr übrig geblieben. Lediglich beim Basketball spielen in der Schule und später am College erfährt der groß gewachsene Junge Bestätigung und Lob.

Als er im College Julia Padavano kennenlernt und mit ihr ihre quirligen Schwestern und deren chaotisches, liebevolles Zuhause, ist er fast ein bisschen überfordert.

Er verliebt sich in Julia, doch William‘s Kindheit wirkt nach und sein Trauma belastet die Beziehung.

Der Familienzusammenhalt der Padavanos steht im krassen Gegensatz zu dem, was William als Familie kennengelernt hat. Auch Julia‘s drei Schwestern habe eine sehr enge und innige Beziehung zueinander. Diese Fürsorge füreinander und die komplikationslose Aufnahme von William in die italo-amerikanische Großfamilie war so toll beschrieben und einfach schön zu lesen. Die Kapitel sind zeitlich überlappend aus verschiedenen Perspektiven geschrieben. Mit dem Erwachsenwerden von William, den Schwestern und dem Versterben des Padavano -Vaters gibt es einen Bruch in der Familie mit teilweise sehr drastischen Lebensentscheidungen.

Der Roman war spannend, hatte einen sehr angenehmen, warmherzigen Sprachstil und war besonders zum Ende hin sehr emotional. Ich habe das Buch einfach unheimlich gerne gelesen und die Padavonos sofort in mein Herz geschlossen.



Das Buch nimmt mehrfach Bezug auf den Klassiker „ Little Women“ von Louisa May Alcott, den ich jedoch nicht gelesen habe bisher. Möglicherweise ist die Geschichte für Kenner dieses Werkes etwas vorhersehbar.

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Veröffentlicht am 05.02.2024

Toxische Freundschaften

Dunkelgrün fast schwarz
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Dieses Debüt der österreichischen Autorin Mareike Fallwickl lag schon viel zu lange ungelesen im Regal, und ich bin froh es jetzt endlich gelesen zu haben.

Es handelt sich grob gesagt um eine toxische ...


Dieses Debüt der österreichischen Autorin Mareike Fallwickl lag schon viel zu lange ungelesen im Regal, und ich bin froh es jetzt endlich gelesen zu haben.

Es handelt sich grob gesagt um eine toxische Freundschaftsgeschichte. Moritz und Raffael lernen sich schon mit drei Jahren kennen, als sich ihre Mütter zufällig auf dem Spielplatz des Dorfes begegnen. Charakterlich könnten die beiden Jungen unterschiedlicher nicht sein, aber das ist es wahrscheinlich auch, was sie vom Beginn ihrer Freundschaft an zueinander zieht. Moritz ist der liebe, freundliche und schüchterne Junge, der sich von dem eher draufgängerischen Raffael , der gerne bestimmt, was gemacht wird, mitziehen lässt. Als im Teenageralter Johanna noch dazustößt , sind weitere Konflikte vorprogrammiert.

Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt, der von Moritz, der von Johanna und zusätzlich noch aus der Sicht von Marie, der Mutter von Moritz.

Der Roman beginnt im Jahr 2017, in dem Moritz kurz davor ist selber Vater zu werden und sein Kindheitsfreund ,zu dem er seit 16 Jahren keinen Kontakt mehr hat, plötzlich und unerwartet auf der Matte steht. Moritz‘s Frau ist nur mäßig begeistert und regelrecht sauer, als Raffael gar nicht wieder gehen will.

Stück für Stück dröselt Mareike Fallwickl ein kompliziertes Beziehungsgeflecht aus Manipulation und Machtspielchen auseinander, dem Moritz schon als kleiner Junge nicht entkommen konnte. Wir springen zwischen den Jahren und den Protagonisten hin und her und nach und nach wird das Bild wie ein Puzzle vervollständigt.

Das macht die Autorin wirklich toll. Sie benutzt eine sehr bildhafte, flüssige Sprache. Manchmal wird es auch etwas derb, was an den Stellen aber auch passt. Die Spannung hält sie konstant hoch.

Moritz ist ein sehr feinfühliger und sensibler Mensch, der eine außergewöhnliche Begabung hat. Er kann nicht nur wunderbar zeichnen und mit wenigen Pinselstrichen die Gefühle von Menschen auf das Papier bringen, er erfasst sein Gegenüber auch in Farbtönen. Diese Idee der Autorin fand ich klasse und diese farbliche Wahrnehmung fließt dann auch immer bei dem Erzählstrang von Moritz mit ein. Das erklärt im Übrigen auch den Buchtitel.

Das Buch lässt die eigenen Gefühle hochkochen. Ich war empört und wütend, traurig und fassungslos. Ich konnte als Mutter so gut Marie‘s Ohnmacht nachfühlen, die merkt, dass diese Freundschaft nicht gut ist für ihren Sohn und doch machtlos dagegen ist.

Mich konnte das Buch wirklich begeistern. Ich fand es spannend, sehr emotional und die Figuren absolut authentisch. Es war ein literarischer Pageturner mit Psychthrillerflair ohne ein Thriller zu sein. Ganz toll! Ich habe es supergern gelesen und frage mich, warum ich solange damit gewartet habe.

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