Ungewöhnlich
Morgen, morgen und wieder morgenAuf dieses Buch, dass sich in der Gamerszene bewegt, war ich total gespannt. Gezockt habe ich zuletzt als Jugendliche, lang ist es her, und ich war total neugierig, ob ich in dem Roman überhaupt mitkomme ...
Auf dieses Buch, dass sich in der Gamerszene bewegt, war ich total gespannt. Gezockt habe ich zuletzt als Jugendliche, lang ist es her, und ich war total neugierig, ob ich in dem Roman überhaupt mitkomme und ob er mich fesseln würde.
Die Hauptfiguren Sadie und Sam lernen sich schon früh kennen, nämlich in einer Kinderklinik, in der Sadie regelmäßig ihre krebskranke Schwester Alice besucht und in der sich Sam nach einem Autounfall befindet, den seine Mutter das Leben gekostet hat und ihm einen zertrümmerten Fuß beschert hat, der immer wieder operiert werden muß.
In diesem Krankenhaus gibt es ein Spielezimmer, in das Sadie an einem Tag geschickt wird, weil die Ärzte Alice ohne Anwesenheit ihrer Schwester untersuchen wollen. Dort trifft sie zum ersten Mal auf Sam, der ein Videospiel spielt, dass Sadie auch interessiert, und so spielen sie gemeinsam und es bleibt auch nicht bei dieser einen Begebung der beiden Kinder. Von nun an verabreden sie sich regelmäßig im Krankenhaus zum gemeinsamen Videospiel spielen.
Obwohl sie irgendwann beste Freunde geworden sind, kommt es zum Bruch, und sie sehen sich über Jahre gar nicht mehr.
Sie sind schon Studenten kurz vor der Jahrtausendwende, als sie sich zufällig wiederbegegnen. Die Leidenschaft für Videospiele ist geblieben, und so beschließen die beiden gemeinsam ein Spiel zu entwickeln und zu vermarkten.
„Ichigo“ wird mega erfolgreich und der Beginn ihrer gemeinsamen Karriere als Spieleentwickler. Mit Sam‘s Mitbewohner Marx gründen sie eine Firma, bei dem Sadie und Sam das kreative Team sind und Marx alles Organisatorische übernimmt.
Die Autorin erzählt die Geschichte einer intensiven, oft komplizierten Freundschaft dieser 3 jungen Menschen. Besonders Sam und Sadie sind sich sehr verbunden. Trotzdem kommen sie nicht zusammen und Sam muß damit klarkommen, dass Sadie zwar seine Seelenverwandte ist, sie sich aber immer in andere Männer als ihn verliebt. Beide sind was ihre Spiele betrifft sehr ehrgeizig. Es bleibt nicht bei dem einen erfolgreichen Spiel. Auch Neid und Mißgunst belasten die Freundschaft.
Ganz ähnlich wie in den Videospielen, in denen der Held oder die Heldin scheitert bzw. stirbt und man immer wieder an den Anfang zurückspringen kann, um es nochmal zu versuchen, braucht es auch für Sadie und Sam immer wieder neue Anläufe ihre Freundschaft zu erneuern und auf ein neues Level zu bringen. Im Leben ist das nicht so einfach, denn Schicksalsschläge passieren und lassen sich leider auch nicht korrigieren.
Weitere Themen in dem Roman sind Rassismus, körperliche Behinderungen, Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der Videospielbranche, der Wert von Spielen für den Menschen.
Natürlich erfährt man in dem Buch auch ganz viel über den Entstehungsprozess von Videospielen. Es ist aber so interessant und gut verständlich erklärt, dass man es auch als Nichtgamer prima versteht.
Ich habe den Roman mit diesem außergewöhnlichen Thema Spieleentwicklung tatsächlich sehr gerne gelesen. Ich fand es außerordentlich spannend, in diese für mich unbekannte Welt einzutauchen und dem Schicksal von Sadie und Sam zu folgen. Kleinere Längen waren verzeihlich.
Ich hatte plötzlich große Lust die Videospiele meiner Jugend hervorzukramen und selbst ein bisschen zu zocken.
Fazit: Kein absolutes Highlight, aber doch großer Lesespaß!