Kein Lieblingsbuch für mich
Das rote AdressbuchMit 10 Jahren bekommt Doris von ihrem Vater ein rotes Adressbuch geschenkt, dass sie ihr Leben lang begleiten wird. Ihr Vater hat ihr aufgetragen dort alle Menschen einzutragen , die ihr im Leben etwas ...
Mit 10 Jahren bekommt Doris von ihrem Vater ein rotes Adressbuch geschenkt, dass sie ihr Leben lang begleiten wird. Ihr Vater hat ihr aufgetragen dort alle Menschen einzutragen , die ihr im Leben etwas bedeutet haben. Inzwischen ist Doris 96 Jahre alt und blickt auf ein langes und ereignisreiches Leben zurück, und hinter den meisten Namen , die den Weg in ihr Adressbuch gefunden haben, steht der Zusatz „Tot“.
Außer ihrer Großnichte Jenny, die in den USA lebt und mit der sie so oft wie möglich über Skype Kontakt hält, hat sie in ihrer Heimatstadt Stockholm niemanden mehr.
Die Verbindung der beiden ist sehr eng und Doris hat ihre bewegte Lebensgeschichte für Jenny aufgeschrieben, damit etwas von ihr bleibt wenn sie nicht mehr ist. Sie merkt, dass sie immer schwächer wird und das ihre Tage gezählt sind.
Die Geschichte hat zwei Erzählstränge. Zum Einen erleben wir die heranwachsende Doris in den 20er Jahren, die aus einfachen Verhältnissen stammt und schon früh Geld verdienen muß. Sie kommt in der Welt herum, wird als Model entdeckt, lebt in Paris, in den USA und in England und erlebt eine große Liebe. Doch dann kommt der Krieg dazwischen und sie verliert den Mann, den sie liebt und doch gerade erst gefunden hat endgültig aus den Augen.
Die 2. Erzählebene befindet sich in der Jetztzeit. Es wird der Alltag einer einsamen, alten Frau geschildert, deren einzige Abwechslung der Besuch des Pflegedienstes darstellt. Als sie dann stürzt und ins Krankenhaus muß, ist es fraglich, ob sie wieder nach Hause zurück kann. Jenny die ahnt, dass ihre Großtante sterben wird, setzt alle Hebel in Bewegung, um zu ihr nach Stockholm zu reisen.
Ich muss leider sagen, dass ich mit dem Schreibstil der Autorin (vielleicht auch nur mit der Übersetzung) nicht wirklich warm geworden bin. Der Roman ist sehr einfach geschrieben, und ich habe einfach ein bisschen sprachliche Raffinesse und Poesie vermisst.
Besonders gestört haben mich allerdings die Dialoge, die ich oft als platt und als nicht sehr authentisch empfunden habe. Ich würde mal behaupten, so spricht kein Mensch. Manche Sötze habe ich kopfschüttelnd mehrfach lesen müssen. Auch das Ende war mir too much und hat mir ein paar Augenrollmomente beschert.
Die Grundidee fand ich nett. Ich habe auch ein bisschen das 20er Jahre Flair gespürt und fand es toll mit Doris durch die Welt zu reisen.
Es wurde mir dann aber doch zu „gefühlsduselig“ und kitschig. Oft trat die Geschichte nach meinem Empfinden auf der Stelle, so dass ich versucht war querzulesen. Trotzdem kann ich ein bisschen verstehen, dass es auch viele begeisterte Stimmen zu dem Buch gibt. Der Roman geht natürlich auch ans Herz. Bei mir hört es auf, wenn der Schmalz durch die Seiten tropft.
Schade, ich hatte mich schon auf ein Highlight eingestellt.
Leider fand ich das Buch wirklich nur mittelmäßig.