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Veröffentlicht am 02.02.2023

Kein Lieblingsbuch für mich

Das rote Adressbuch
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Mit 10 Jahren bekommt Doris von ihrem Vater ein rotes Adressbuch geschenkt, dass sie ihr Leben lang begleiten wird. Ihr Vater hat ihr aufgetragen dort alle Menschen einzutragen , die ihr im Leben etwas ...

Mit 10 Jahren bekommt Doris von ihrem Vater ein rotes Adressbuch geschenkt, dass sie ihr Leben lang begleiten wird. Ihr Vater hat ihr aufgetragen dort alle Menschen einzutragen , die ihr im Leben etwas bedeutet haben. Inzwischen ist Doris 96 Jahre alt und blickt auf ein langes und ereignisreiches Leben zurück, und hinter den meisten Namen , die den Weg in ihr Adressbuch gefunden haben, steht der Zusatz „Tot“.

Außer ihrer Großnichte Jenny, die in den USA lebt und mit der sie so oft wie möglich über Skype Kontakt hält, hat sie in ihrer Heimatstadt Stockholm niemanden mehr.

Die Verbindung der beiden ist sehr eng und Doris hat ihre bewegte Lebensgeschichte für Jenny aufgeschrieben, damit etwas von ihr bleibt wenn sie nicht mehr ist. Sie merkt, dass sie immer schwächer wird und das ihre Tage gezählt sind.

Die Geschichte hat zwei Erzählstränge. Zum Einen erleben wir die heranwachsende Doris in den 20er Jahren, die aus einfachen Verhältnissen stammt und schon früh Geld verdienen muß. Sie kommt in der Welt herum, wird als Model entdeckt, lebt in Paris, in den USA und in England und erlebt eine große Liebe. Doch dann kommt der Krieg dazwischen und sie verliert den Mann, den sie liebt und doch gerade erst gefunden hat endgültig aus den Augen.

Die 2. Erzählebene befindet sich in der Jetztzeit. Es wird der Alltag einer einsamen, alten Frau geschildert, deren einzige Abwechslung der Besuch des Pflegedienstes darstellt. Als sie dann stürzt und ins Krankenhaus muß, ist es fraglich, ob sie wieder nach Hause zurück kann. Jenny die ahnt, dass ihre Großtante sterben wird, setzt alle Hebel in Bewegung, um zu ihr nach Stockholm zu reisen.

Ich muss leider sagen, dass ich mit dem Schreibstil der Autorin (vielleicht auch nur mit der Übersetzung) nicht wirklich warm geworden bin. Der Roman ist sehr einfach geschrieben, und ich habe einfach ein bisschen sprachliche Raffinesse und Poesie vermisst.

Besonders gestört haben mich allerdings die Dialoge, die ich oft als platt und als nicht sehr authentisch empfunden habe. Ich würde mal behaupten, so spricht kein Mensch. Manche Sötze habe ich kopfschüttelnd mehrfach lesen müssen. Auch das Ende war mir too much und hat mir ein paar Augenrollmomente beschert.

Die Grundidee fand ich nett. Ich habe auch ein bisschen das 20er Jahre Flair gespürt und fand es toll mit Doris durch die Welt zu reisen.

Es wurde mir dann aber doch zu „gefühlsduselig“ und kitschig. Oft trat die Geschichte nach meinem Empfinden auf der Stelle, so dass ich versucht war querzulesen. Trotzdem kann ich ein bisschen verstehen, dass es auch viele begeisterte Stimmen zu dem Buch gibt. Der Roman geht natürlich auch ans Herz. Bei mir hört es auf, wenn der Schmalz durch die Seiten tropft.

Schade, ich hatte mich schon auf ein Highlight eingestellt.

Leider fand ich das Buch wirklich nur mittelmäßig.

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Bezaubernd

T wie Tessa (Band 1) - Plötzlich Geheimagentin!
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Die schüchterne Tessa ist so unscheinbar, dass sogar ihre Klassenlehrerin immer wieder ihren Namen vergisst. Das zehrt am Selbstbewusstsein. Dabei hat Tessa ein wunderbares Talent, sie kann richtig gut ...

Die schüchterne Tessa ist so unscheinbar, dass sogar ihre Klassenlehrerin immer wieder ihren Namen vergisst. Das zehrt am Selbstbewusstsein. Dabei hat Tessa ein wunderbares Talent, sie kann richtig gut Gitarre spielen. Als die megaberümte Schülerband Gimme Four eine neue Gitarristin braucht und Tessa tatsächlich eine Einladung zum Vorspielen bekommt, kann sie ihr Glück kaum fassen.

Allerdings verhindert ein kleiner Unfall, dass Tessa ihre große Chance überhaupt wahrnehmen kann, woran die kleine mongolische Rennmaus Hector nicht ganz unschuldig ist. Doch mit Hector‘s Hilfe wird Tessa letztendlich tatsächlich zu einem Mitglied der Girlsgroup und befindet sich kurze Zeit später schon im Tourbus nach Hamburg zu einem Videodreh. Der vorwitzige Hector ist immer dabei, und schnell finden die beiden heraus, dass mit der Band irgendetwas nicht stimmt.

Wer hätte gedacht, dass Tessa es plötzlich mit zwielichtigen Gangstern zu tun bekommt und ihr detektivischer Spürsinn auf einmal gefragt ist. Den nervigen Hector schließt sie immer mehr in ihr Herz und zusammen sind die beiden ein sehr liebenswertes Team. Wie es sich für einen Krimi gehört , steigert sich die Spannung immer mehr bis zu einem spektakulären Showdown am Ende, an dem das Gute natürlich siegt.

Da diese Geschichte für Kinder ab 11 Jahren Band 1 der Geheimagentenreihe rund um Tessa war, geht es im nächsten Band hoffentlich genauso spannend weiter. Man kann nur hoffen, dass dann auch Hector wieder mitmischt, der ein bisschen wie das Salz in der Suppe war. Die Geschichte war wirklich nett und spannend,. Es gab witzige altersgerechte Dialoge, eine sympathische leicht verpeilte aber umso liebenswertere Protagonistin und unverzichtbar für den Esprit der Story, die putzige Rennmaus Hector. Ich kann diesen Kinderkrimi nur wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 27.01.2023

Rückblick auf ein bewegtes Leben in Lateinamerika

Violeta
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Violeta, geboren 1920 in Chile, blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Jetzt , ein ganzes Jahrhundert später, reflektiert sie kurz vor ihrem Tod das Erlebte, indem sie ihrem Enkel in Briefen ihre Memoiren ...

Violeta, geboren 1920 in Chile, blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Jetzt , ein ganzes Jahrhundert später, reflektiert sie kurz vor ihrem Tod das Erlebte, indem sie ihrem Enkel in Briefen ihre Memoiren schreibt.

Es war ein Leben zwischen 2 Pandemien. Zu Beginn ihres Lebens hat die spanische Grippe gewütet. 2020 bekommt sie vor ihrem Tod noch die Corona-Pandemie mit. Als Kind muß Violeta erleben, wie die gerade noch wohlhabende Familie in der Weltwirtschaftskrise alles verliert und mit nur wenigen Habseligkeiten in die Verbannung aufs Land ziehen muss., ein Ort, den sie später als Zuflucht bezeichnen wird.

Als junge Frau heiratet sie einen Mann, den sie nicht wirklich liebt, der ihr aber Sicherheit bietet. Als der zwielichtige Juliàn Bravo in ihr Leben tritt, verliebt sie sich leidenschaftlich und verlässt ihren Mann schließlich, um einen neuen Lebensabschnitt mit ihrem Liebhaber zu beginnen.

Violeta war eine sehr temperamentvolle und eigensinnige Protagonistin, die einige gute Eigenschaften hatte, mit deren Handeln ich mich aber oft auch gar nicht identifizieren konnte. Doch gerade ihre Charakterschwächen liessen die Figur auch authentischer wirken.Sie war eine kluge Geschäftsfrau, die es mit der Zeit gelernt hat ihre Eigenständigkeit zu verteidigen und sich noch im fortgeschrittenen Alter für Frauenrechte einsetzte..

Ich mochte den mitreißenden Sprachstil der Autorin, die es immer auch verstand, die politischen Strukturen im Land mit zu erzählen. So erlebt man z.B. mit Violeta den Sturz der Demokratie, Jahre der Militärdiktatur, die Entstehung einer paramilitärischen Kolonie namens Colonia Esperanza ( ganz offensichtlich die Colonia Dignidad) und vieles mehr.

Es hat mir großen Spaß gemacht, diese fiktive Lebensgeschichte einer spannenden Frau zu lesen. Allerdings hätte ich mir an manchen Stellen etwas mehr Tiefe gewünscht.

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Veröffentlicht am 21.01.2023

Politthriller mit Insiderwissen

State of Terror (ungekürzt)
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Wenn eine bekannte kanadische Krimiautorin sich mit einer ehemaligen First Lady der USA zusammentut, um einen politischen Thriller zu schreiben, sind die Erwartungen natürlich hoch.

Ich habe es dann auch ...

Wenn eine bekannte kanadische Krimiautorin sich mit einer ehemaligen First Lady der USA zusammentut, um einen politischen Thriller zu schreiben, sind die Erwartungen natürlich hoch.

Ich habe es dann auch nicht bereut zu diesem Buch gegriffen zu haben, soviel sei vorneweg schon mal gesagt.

Mehrere Bombenattentate werden in europäischen Städten verübt und erschüttern die Welt. Doch dann stellt sich heraus, dass diese Anschläge von dem eigentlichen Ziel, den Vereinigten Staaten von Amerika ablenken sollten, wo vermutlich an mehreren Standorten nukleare Bomben versteckt wurden.

Nach den Attentaten in Europa gibt es keine Bekennerschreiben und so tappen der amerikanische Präsident Williams, seine Außenministerin Ellen Adams und der Sicherheitsstab zunächst einmal völlig im Dunkeln.

Doch schon bald führen Spuren zu einem international operierenden Waffenhändler, der sich in Pakistan unter Hausarrest befinden sollte, hätte sich die amerikanische Vorgängerregierung nicht für seine Freilassung stark gemacht.

Der Thriller bietet so einiges, was mir richtig gut gefällt. Er ist spannend und unterhaltsam. Die Geschichte profitiert mit Sicherheit auch von dem Hintergrundwissen des Politikbetriebs im Weißen Haus, zu dem Frau Rodham Clinton beigesteuert hat. Außerdem ist die Geschichte erschreckend aktuell. Mit der beschriebenen Vorgängerregierung, wird ganz unverhohlen die Trump Präsidentschaft beschrieben und scharf kritisiert. Der Thriller wurde vor dem Sturm des Capitols veröffentlich und hat die Stimmung im Land im Vorfeld aber ziemlich genau eingefangen. Im Gegensatz zu anderen Büchern dieses Genres spielen hier nicht die Männer die Helden, sondern es gibt starke Frauen, die im Fokus der Geschichte stehen.

Erwartungsgemäß ist die Geschichte allerdings sehr patriotisch und sehr amerikanisch. Die Außenministerin agiert ein bisschen wie Superwoman.

Obwohl die ersten Anschläge in London, Paris und Frankfurt stattfinden, übernehmen die Amerikaner automatisch das Kommando.Die Europäer selbst kommen kaum zu Wort.

Mich hat das Buch aber durchaus gut unterhalten. Es war wirklich spannend bis zum Schluss. Mit großem Unbehagen lässt man nochmal die Ära Trump Revue passieren.

Ich hatte diesen Thriller als Hörbuch vorliegen. Charlotte Puder, die das Buch eingelesen hat, hatte für die weiblichen Personen eine sehr angenehme Stimme. Für die Männer war ihre Stimmlage für mein Empfinden aber zu hoch. Da hätte mir ein weiterer Sprecher besser gefunden.

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Entwurzelt

Dschinns
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Nach 30 Jahren Schufterei als Gastarbeiter in Deutschland will Hüseyin Yilmaz jetzt endlich seinen Ruhestand genießen. Er hat lange gespart, um sich seinen Traum von einer Eigentumswohnung in Istanbul ...

Nach 30 Jahren Schufterei als Gastarbeiter in Deutschland will Hüseyin Yilmaz jetzt endlich seinen Ruhestand genießen. Er hat lange gespart, um sich seinen Traum von einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllen zu können. Doch ein Herzinfarkt macht alle seine Träume zunichte. Er verstirbt in der Türkei, noch bevor er auch nur eine Nacht in der neuen Wohnung hat verbringen können.

Seine Frau Emine, ihre 4 erwachsenen Kinder Sevda, Hakan, Peri und Ümit und ihre 2 Enkelkinder reisen übereilt nach Istanbul zur Beerdigung des Familienoberhaupts.

Mit den einzelnen Charaktere, die Fatma Aydemir sehr authentisch und vielschichtig angelegt hat, treten wir in den folgenden Kapiteln in Kontakt und lernen sie recht gut kennen. Nachdem im ersten Kapitel die Einführung in die Geschichte ausschließlich aus Hüseyin‘s Sicht beschrieben wird und der Leser live miterlebt, wie in seinen letzten Minuten die Stationen seines Lebens nochmal an ihm vorbeiziehen, sind die folgenden Kapitel jeweils aus der Perspektive eines seiner Kinder geschrieben.

Die Persönlichkeiten der Kinder, die sehr unterschiedlich sind, spiegeln sich auch in dem Erzählton wieder, den die Autorin dem jeweiligen Charakter anpasst. Das machte für mich die Figuren noch glaubwürdiger.

Gemeinsam scheint allen Familienmitgliedern zu sein, dass sie ihr Glück in Deutschland nicht gefunden haben. Ihre Migrationsgeschichte spiegelt die missglückte Integrationspolitik der 90er Jahre bis heute wieder und macht betroffen.

Es geht in diesem Buch aber auch um Missverständnisse, Familientraumata, Akzeptanz und sexuelle Orientierung. Im letzten Kapitel wird auch Mutter Emine‘s Geheimnis aufgedeckt und die Autorin lässt alle Stränge der Geschichte kunstvoll zusammenlaufen. Am Ende wird es nochmal sehr dramatisch, was mir dann schon fast eine Spur too much war, aber das ist wirklich meckern auf hohem Niveau.

Der Roman ist auf jeden Fall eine Empfehlung und sehr lesenswert.

4,5 Sterne

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