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Veröffentlicht am 30.09.2022

Beeindruckend und erschütternd

Die Optimisten
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Zum Inhalt:

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen.

Der Einstieg ins Buch beginnt direkt mit einer Trauerfeier. Wir befinden uns im Jahr 1985, dem Beginn der 1. großen Aidswelle in Chicago und Nico, ein ...

Zum Inhalt:

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen.

Der Einstieg ins Buch beginnt direkt mit einer Trauerfeier. Wir befinden uns im Jahr 1985, dem Beginn der 1. großen Aidswelle in Chicago und Nico, ein junger Mann aus der Schwulencommunity ist ein Opfer des Virus geworden. Von den Eltern geächtet, der jüngeren Schwester Fiona jedoch geliebt und umsorgt, muß er viel zu früh, ohne dass es vernünftige Medikamente gegeben hätte auf grausame Weise sterben.

Im Anschluss lernen wir Chicago‘s „Boystown“ näher kennen, insbesondere Nico‘s engen Freund Yale, der ein Kunstexperte ist und gerade dabei ist, die Gemäldesammlung einer alten Dame, die ihren Nachlass regeln möchte, in den Besitz der Galerie zu übertragen. Gleichzeitig geht natürlich die Angst vor dem Virus um. Immer mehr Freunde von Yale stecken sich an, werden krank und versterben.

Eine zweite Erzählebene führt uns ins Jahr 2015 nach Paris, wo die inzwischen 50jährige Fiona nach ihrer verschollenen Tochter sucht. Diese war zunächst in einer Sekte, aus der sie aber wohl ausgestiegen ist und soll sich jetzt mit einem Kind,(Fiona‘s Enkeltochter) in Paris aufhalten. Fiona hat einen Privatdetektiv beauftragt ihre Tochter, zu der sie nie ein besonders inniges Verhältnis hatte, zu finden und sich mit ihr auszusöhnen.

Auf den ersten Blick haben die beiden Erzählstränge wenig miteinander zu tun. Sie nähern sich aber im Laufe der Zeit an und hängen natürlich zusammen.



Was soll ich sagen?! Das Buch war erschütternd, berührend und großartig.

Die Protagonisten dieses Romans habe ich allesamt ins Herz geschlossen. Obwohl das Thema Aids, über das im Übrigen viel zu wenig in der Literatur zu finden ist, ein wirklich bedrückendes ist, ist die Geschichte keineswegs trübsinnig. Dafür sorgen schon die klugen, oft humorvollen Dialoge. Die Krankheit, die in den 80erJahren ein klares Todesurteil war, ist ja nach wie vor eine existierende Erkrankung. Trotzdem ist sie völlig aus dem öffentlichen Fokus gerückt. Das Buch jetzt zur Zeit der Corona Pandemie zu lesen, deckt natürlich auch gewisse Parallelen zu der 1. Covidwelle auf, wo es noch keine Impfstoffe gab und die Todeszahlen täglich in die Höhe schossen. Somit reflektiert man mit dem Buch auch ein bisschen den Umgang mit Seuchen von Seiten der Politik und der Bevölkerung. Außerdem zeigt der Roman auch auf, was diese Krankheit mit Menschen macht, die zurückbleiben, die auf diese schreckliche Weise ihre Lieben oder Angehörigen verloren haben und danach irgendwie weiter leben müssen.

Im Gegensatz zu COVID hatte Aids allerdings immer auch das Stigma eine Sexkrankheit der Homosexuellen zu sein, was massive Vorurteile und Ausgrenzung zur Folge hatte. Auch das ist im Buch deutlich spürbar und einfach nur furchtbar.

„Die Optimisten“ von Rebecca Makkai ist wie ich finde ein wichtiges Buch, dass ich nur wärmstens empfehlen kann. Vielleicht ist es ein wenig zu lang geraten, aber andererseits hatte die Autorin auf diese Weise auch viel Zeit ihre Geschichte und ihre Charaktere abzurunden.

Für mich war es auf jeden Fall ein Jahreshighlight.

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Furchtbar

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
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Ganz ehrlich, wenn ich das Buch nicht im Urlaub gelesen hätte, hätte ich es wohl frühzeitig abgebrochen. So habe ich mich durchgequält, manchmal allerdings auch quergelesen.

Inhalt:

Robert und seine ...

Ganz ehrlich, wenn ich das Buch nicht im Urlaub gelesen hätte, hätte ich es wohl frühzeitig abgebrochen. So habe ich mich durchgequält, manchmal allerdings auch quergelesen.

Inhalt:

Robert und seine Schwester Elsa betreiben einen Landgasthof im Elsass. Während der schrullige und menschenscheue Robert für Küche und Gemüseanbau sowie die Hof eigenen Tiere verantwortlich ist, kümmert sich seine Schwester um die handfesteren Aufgaben wie Organisation, Buchhaltung und Gästebetreuung.

Der eigenbrötlerische Griesgram Robert scheut jeglichen Kontakt zu den Gästen, verlässt den Hof nie und unterhält sich am liebsten mit seinem Gemüse. Echt jetzt?



Nur ein Beispiel:

„ Niemand außer ihm versteht sich darauf, die Haarpracht der Möhren zu liebkosen. Er ist derjenige, der sie morgens zärtlich frisiert, der sorgsam mit einer Federspitze den Staub von ihren hübschen Häuptern entfernt. Sie sind die Damen im Gemüsegarten und wollen mit Höflichkeit und Feingefühl behandelt werden.“



Dererlei schwülstige Sätze gibt es zuhauf.

Der Versuch Robert aus seinem Schneckenhaus herauszuholen gelingt schließlich der patenten Maggie, die voller Lebensfreude, immer mit einem Liedchen auf den Lippen eine wundersame Wandlung an Koch und Gemüsefreund Robert vollzieht.



Autsch! Schlimm fand ich auch, dass sich Robert in seinem gesetzten Alter aufführt wie ein Kleinkind. Daneben wirken die Zwillinge, seine kleine Nichte und sein kleiner Neffe regelrecht altklug.

Dieser Roman , bei dem man sich als Leser nicht für vollgenommen fühlt, geht gar nicht, finde ich.

Fazit:

Plot: welcher Plot?

Sprache: schwülstig und schwer zu ertragen

Charaktere : einfältig und lebensfremd

Botschaft: Sei achtsam - Vermittelt per Holzhammermethode

Ich vergebe einen Stern für das Cover und die Rezepte im Anhang.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Hat mich nach und nach verloren

Der Plan – Zwei Frauen. Ein Ziel. Ein gefährliches Spiel.
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„Es ist viel leichter einem Feind ein Messer in den Rücken zu stecken, wenn man ihn umarmt.“


Julie Clark kann fesselnd schreiben, das hat sie schon in „Der Tausch“ bewiesen . Auch in diesem Spannungsroman, ...

„Es ist viel leichter einem Feind ein Messer in den Rücken zu stecken, wenn man ihn umarmt.“


Julie Clark kann fesselnd schreiben, das hat sie schon in „Der Tausch“ bewiesen . Auch in diesem Spannungsroman, auf dem fälschlicherweise Thriller draufsteht, folgt man den Protagonistinnen Meg und Kat gerne. Meg ist eine Trickbetrügerin, die sich in das Vertrauen ihrer Opfer (alles Männer) schleicht und sie dann nach Strich und Faden ausnimmt. Sie war lange von der Bildfläche verschwunden. Doch als sie jetzt in Los Angeles wieder auftaucht, hat sie einen großen letzten Coup vor, und Kat eine Investigativjournalistin, will sie entlarven.

Kat hat ein persönliches Motiv, warum sie Meg unbedingt das Handwerk legen will. Doch nachdem sie ihrem Zielobjekt näher kommt und eine persönliche Beziehung zur ihr aufbaut, wird ihr Meg auch sympathischer und Kat ertappt sich, dass sie eigentlich ihr Scheitern gar nicht mehr will. Doch Meg ist natürlich auch eine Meisterin der Verstellung . Dass sie Menschen um den Finger wickeln kann, hat sie immer wieder bewiesen. Sie recherchiert akribisch, studiert ihre Opfer und ihr Umfeld genau und wird so ganz schnell zu einer Vertrauensperson.

Aber auch Kat legt ihre wahren Gefühle nie ganz offen. Ich mochte dieses Katz und Mausspiel. Die Einzelheiten von Meg‘s großem Coup gegenüber einem korrupten Politiker, waren allerdings nur schwer verständlich, wenn man sich mit dem amerikanischen Immobilienmarkt und insbesondere den Feinheiten der Abwicklung von Immobiliengeschäften in den USA nicht auskennt.

Hier hat mich der Roman dann auch verloren. Auch das Ende war nicht besonders spektakulär wie ich fand. Schade, es hat so gut angefangen!

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Bleiben oder gehen?

Der Papierpalast
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Der Papierpalast“ ist der mitreißende Debütroman der amerikanischen Autorin Miranda Cowley Heller, die so scheint es, einige Gemeinsamkeiten mit ihrer Protagonistin Elle hat.


Diese reflektiert an einem ...

Der Papierpalast“ ist der mitreißende Debütroman der amerikanischen Autorin Miranda Cowley Heller, die so scheint es, einige Gemeinsamkeiten mit ihrer Protagonistin Elle hat.


Diese reflektiert an einem Tag ihr bisheriges Leben, die vielen Sommer, die sie im Ferienhaus der Familie in Cape Cod verbracht hat. Über die Autorin liest man, dass auch sie viele Sommer in dem beliebten Sommerurlaubsziel in Massachusetts verbracht hat. Vielleicht sind ihr ihre Naturbeschreibungen deshalb so plastisch nachfühlbar und einfach toll gelungen. Elle ist um die 50 Jahre alt, eine weitere Gemeinsamkeit mit der Autorin, die mit 50 begonnen hat diesen Roman zu schreiben. Sie ist verheiratet, hat 3 Kinder und führt eigentlich ein glückliches Leben an der Seite ihres Mannes Peter. Wenn da nicht noch Jonas wäre, ihre Liebe aus Kindertagen und zugleich ihr Seelenverwandter, mit dem sie ein schreckliches Geheimnis teilt. Am Ende des Tages muss sie sich wohl entscheiden.


Man merkt, dass die Autorin aus dem Filmbereich kommt. Immer wieder werden Szenen herangezoomt und bis auf kleinste Details beleuchtet, bevor wir wieder einen Blick auf das große Ganze werfen. Die Zeitsprünge waren zuweilen verwirrend, aber mit Fortgang der Geschichte gewöhnte man sich daran. Ich wurde auch zunehmend in die Geschichte hineingezogen und konnte das Buch oft nur schwer aus der Hand legen. Es geht um erschütternde Themen wie dysfunktionale Familien, Inzest und Vergewaltigung , so dass es verwundert, dass eine Triggerwarnung komplett fehlt. Der Klappentext lässt auch eher eine leichtere Geschichte erwarten. Es ist eine Dreiecksgeschichte, in der es um mehr geht als um die Wahl des richtigen Mannes. Es geht vielmehr um traumatische Erfahrungen und ihre Auswirkungen im Erwachsenenleben, um Schuld und Vergebung.


Das Ende lässt zwar Interpretationsspielräume zu, hat mir aber trotzdem nicht so gut gefallen. Insgesamt fand ich den Roman aber wirklich gut, auch wenn er sich ganz anders entwickelt hat, als ich anfänglich erwartet hatte.

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Veröffentlicht am 08.09.2022

Spritzige „ enemies to lovers“ Liebesgeschichte

Zehn Jahre du und ich
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Becca und Charlie mögen sich eigentlich überhaupt nicht. Dass sie trotzdem den Kontakt zueinander haben, liegt an Ally, die Becca‘s beste Freundin und Charlie‘s Verlobte ist. Becca, das erfährt man gleich ...

Becca und Charlie mögen sich eigentlich überhaupt nicht. Dass sie trotzdem den Kontakt zueinander haben, liegt an Ally, die Becca‘s beste Freundin und Charlie‘s Verlobte ist. Becca, das erfährt man gleich zu Beginn des Buches, ist allerdings todkrank und verstirbt leider viel zu jung. Sie hinterlässt ihren beiden engsten Vertrauten eine Liste an Erlebnissen, die sie selbst nicht mehr hat erleben können. Becca und Charlie sollen ihre Bucketlist abarbeiten und dabei ihre Asche verstreuen, so dass sie im Geiste irgendwie dabei sein kann. Die beiden beschließen sich einmal im Jahr für einen Punkt auf der Liste zu treffen. Das sollte auch möglich sein, wenn man sich leidenschaftlich hasst.

Die Geschichte ist wirklich spritzig und humorvoll geschrieben, und ich hatte besonders an den flotten Dialogen meinen Spaß. Auch emotional war der Roman immer wieder sehr berührend.

Becca hat als Schauspielerin einfach kein Glück und ergattert immer wieder ganz seltsame Rollen, die mich laut auflachen ließen. Im Gegensatz zu der etwas chaotischen jungen Frau, die jeden Cent zweimal umdrehen muss, scheint Charlie alles in den Schoß zu fallen. Allerdings kann er überhaupt keine Entscheidungen treffen.

Das Gespann gerät bei den jährlichen Treffen immer heftigst aneinander.

Ob das wirklich der Grundstein für eine Liebe sein kann, wird hier natürlich nicht verraten.

Es geht in dem Buch aber auch um Trauerbewältigung, Freundschaft und Loyalität.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, auch wenn ich ein paar kleine Kritikpunkte habe. Das Lektorat hat leider ein paar Namensfehler schlichtweg übersehen. Außerdem war mir im hochemotionalen letzten Teil des Roman‘s ein bisschen zu viel Drama.

Die Autorin hat das Rad nicht neu erfunden. Erinnerungen an „Zwei an einem Tag“ und andere Romane mit ähnlichem Strickmuster wurden auf jeden Fall bei mir geweckt.

Trotzdem war es eine schöne, runde Liebesgeschichte, die mich richtig gut unterhalten hat.

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