Profilbild von Minijane

Minijane

Lesejury Star
offline

Minijane ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Minijane über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.07.2022

Weckt Urlaubsgefühle

Mord und Limoncello
0

Elisabeth Horn lässt beim Lesen ihres Cosykrimis „Mord und Limoncello“ herrlich viel Italienflair durch ihre Zeilen fließen.

Limone am Gardasee ist unser malerischer Schauplatz. Der deutsche Hauptkommissar ...

Elisabeth Horn lässt beim Lesen ihres Cosykrimis „Mord und Limoncello“ herrlich viel Italienflair durch ihre Zeilen fließen.

Limone am Gardasee ist unser malerischer Schauplatz. Der deutsche Hauptkommissar Jens Stutz und seine Frau sind hier in dem erstklassigen Hotel Palazzo Bianchi abgestiegen und wollen ihren 20. Hochzeitstag nachfeiern. Doch Charlotte Stutz kennt ihren Mann nur zu gut und ist sicher, er verbindet die teure Reise mit einem seiner Fälle. Nur kurze Zeit später ist ihr Gatte tot und Commissario Fabio Angelotti gibt alles daran den Mord in seinem Heimatstädten aufzuklären. Dabei stellt er fest, dass an Charlotte Stutz eine Detektivin verloren gegangen ist, die zudem außerordentlich attraktiv ist.

Der Krimi liest sich flott weg und ist in einem angenehmen Ton mit vielen Dialogen geschrieben. Immer wieder fließt auch ein wenig Italienisch mit ein und verstärkt das Italiengefühl. Der Spuren führen weit zurück in die Vergangenheit bis zur Zeit Mussolinis und haben natürlich etwas mit dem Hotel zu tun.

Die Protagonisten waren mir allesamt sehr sympathisch und der Täter war nicht zu offensichtlich. Der Krimi hatte alles was ein Cosy- und Wohlfühlkrimi braucht. Vielleicht waren die Flirtversuche des Commissario bei einer jungen Frau, die gerade Witwe geworden ist nicht ganz angebracht, aber was soll’s wir befinden uns doch in Italien. ( Hilfe, Klischee! Stimmt. Hat mich hier aber gar nicht gestört.)

Und weil Mama Angelotti natürlich fantastisch kocht, gibt es auch noch das Rezept für ihre Spaghetti alla carbonara. Buon appetito!

Gerade zur Ferienzeit war dieser charmante Regionalkrimi genau das Richtige für mich und hat mich wunderbar unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2022

Resümee eines Lebens, dass von absoluter Pflichterfüllung geprägt wurde

Was vom Tage übrig blieb
0


2017 erhielt Kazuo Ishiguro den Nobelpreis für Literatur. Sein bekanntestes Werk ist das Buch „Was vom Tage übrig blieb“.

Es erzählt die Geschichte des Butlers Mr Steven der sein gesamtes berufliches ...


2017 erhielt Kazuo Ishiguro den Nobelpreis für Literatur. Sein bekanntestes Werk ist das Buch „Was vom Tage übrig blieb“.

Es erzählt die Geschichte des Butlers Mr Steven der sein gesamtes berufliches Leben auf Darlington Hall verbracht hat und nun nach Jahrzehnten aufopferungsvoller Tätigkeit auf sein Leben zurückblickt.

Das Buch beginnt 3 Jahre nach dem Tod seines ursprünglichen Dienstherrn Lord Darlington. Das Anwesen ist inzwischen von einem amerikanischen Millionär Mir Farraday erworben worden,und als dieser aus geschäftlichen Gründen nach Amerika fliegen muss, nötigt er Mr.Stevens schon fast einen einwöchigen Urlaub zu machen und stellt sogar sein Fahrzeug für eine Rundreise zur Verfügung.

Der überkorrekte Butler nimmt das Angebot schließlich an unter dem Vorwand eine frühere Angestellte, die Hausdame Miss Kenton zu besuchen, um sie eventuell zu überreden wieder in Darlington Hall zu arbeiten, wo es einen personellen Engpass gibt.

Die Reise durch den Süden Englands bildet quasi den Rahmen der Geschichte, in deren Verlauf wir die Erinnerungen des Icherzählers Stevens reflektieren. Stevens ist der geborene Butler mit höchsten Ansprüchen an sich selbst, der eigene Befindlichkeiten stets zurückstellt und schon fast gefühlskalt wirkt. Seine absolute Loyalität gehört seinem Arbeitgeber, und er stellt diesen auch nie in Frage.

Aus politischen Diskussionen hält er sich raus. Als sein Vater während einer Schicht stirbt, geht die Arbeit vor. Privates Glück steht nicht zur Diskussion. Doch wenn man im Nachhinein dann auf sein Leben zurückblickt, kann man dann wirklich sagen, dass es ein glückliches Leben war, oder hat man es vielleicht sogar vergeudet?

Dieses sehr ruhige Buch hat keinerlei Spannungsbogen, bietet aber viel Stoff zum Nachdenken. Der knochentrockene Mr Stevens ist ein Butler wie es ihn heute wohl kaum mehr gibt. Seine Dienstzeit fällt in eine politisch sehr spannende Zeit 1923 nach dem 1. Weltkrieg und Lord Darlington pflegte offensichtlich Kontakte zu Nazigrößen. Eine bittersüße Komponente hat die Beziehung von Stevens zur Hausdame Miss Kenton.

Der Schreibstil war etwas antiquiert und gewöhnungsbedürftig, rundete aber den Charakter des Butlers ab und passte einfach perfekt. Stellenweise war mir dieser Klassiker wohl zu langatmig. Trotzdem bin ich froh mich herangetraut zu haben und habe den Roman alles in allem gerne gelesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.06.2022

Multikulti

Liebesheirat
0

„Liebesheirat“ ist eine wunderbare sehr vergnügliche multikulturelle Familiengeschichte, die sich aber ganz anders entwickelt als man zunächst denkt und sich mit einer Vielzahl interessanter Themen auseinandersetzt.

Yasmin ...

„Liebesheirat“ ist eine wunderbare sehr vergnügliche multikulturelle Familiengeschichte, die sich aber ganz anders entwickelt als man zunächst denkt und sich mit einer Vielzahl interessanter Themen auseinandersetzt.

Yasmin Ghorami, Tochter indischer Einwanderer und Joe Sangster , haben sich im Medizinstudium kennengelernt und wollen heiraten. Bevor die Hochzeitsvorbereitungen konkret werden, sollen sich die beiden sehr unterschiedlichen Familien erst einmal kennenlernen. Während im Hause Ghorami das Thema Sex z.B ein großes Tabu ist, ist Joe‘s Mutter Harriet eine überzeugte Feministin und sehr freizügig eingestellt. Entsprechend unwohl fühlt sich Yasmin vor dem Zusammentreffen der Familien.

Natürlich erwartet man als Leser einen Culture Clush , aber weit gefehlt. Die Autorin Monica Ali verarbeitet ganz andere Themen in ihrem Roman wie z.B. dysfunktionale Familien, Alltagsrassismus, Familienstrukturen, Frauenfeindlichkeit und Vieles mehr.

Die anfängliche Sorge, dass die beiden Familien sich vielleicht nicht verstehen könnten ist letztendlich Yasmin‘s kleinstes Problem und zudem völlig unbegründet.

Monica Ali hat für ihre mitreißende Familiengeschichte spannende Charaktere erschaffen, die viele Facetten haben, durch positive aber auch negative Eigenschaften sehr lebensecht wirken. Yasmin‘s Vater z.B ist ein stolzer Mann aus einfachen Verhältnissen , der es trotzdem zum Mediziner gebracht hat. Er diskutiert mit Yasmin, die zu seiner größten Freude auch Ärztin geworden ist, immer wieder erdachte Fallstudien, damit er und seine Tochter mehr Diagnosesicherheit erlangen. Auf der anderen Seite lässt er an seinem Sohn kein gutes Haar. Ihn hält er für faul und antriebslos und wirft ihm vor, dass er in dessen Alter schon eine Familie ernährt hat.

Die Autorin schreibt flüssig und einfühlsam und mit viel Situationskomik auch eine Gesellschaftsstudie des multikulturellen Großbritannien. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und werde auf jeden Fall auch wieder zu Büchern der Autorin greifen.

Große Empfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.06.2022

Solide

Das Haus am Rand der Klippen
0

Das Setting dieses Romans ist einTraum und versetzt einen sofort in Urlaubsstimmung. An der Küste von Cornwall steht ein hochmodernes, stylisches Haus direkt auf den Klippen mit einer sensationellen Aussicht ...

Das Setting dieses Romans ist einTraum und versetzt einen sofort in Urlaubsstimmung. An der Küste von Cornwall steht ein hochmodernes, stylisches Haus direkt auf den Klippen mit einer sensationellen Aussicht aufs Meer. Es gehört der Schriftstellerin Elle Fielding. Da sie für einige Zeit auf Lesereise nach Frankreich verreist, hat sie ihr Traumhaus bei Airbnb an eine junge Familie vermietet. Bei ihrer Rückkehr fühlt sie sich nicht mehr wohl in ihrem Haus. Sie hört nachts Geräusche und hat das Gefühl, dass jemand während ihrer Abwesenheit ihr abgeschlossenes Schreibzimmer betreten hat. Sie fühlt sich verfolgt und ihr passieren merkwürdige Dinge.

Das Haus, dass immer Elle‘s Traum gewesen ist und das sie sich dank ihres Debütromans, der ein Bestseller geworden ist, jetzt leisten kann, scheint ihr kein Glück zu bringen. Erst zerbricht ihre Ehe, dann droht ihre Vergangenheit sie einzuholen und ohne einen weiteren Bucherfolg droht ihre Finanzierung für das Haus zu platzen.

Der Abgabetermin für Elle‘s neues Buch rückt immer näher doch Schlaflosigkeit und Schreibblockaden, dazu das ständige unterschwellige Gruselgefühl , dass sich vielleicht ein Fremder im Haus befindet, behindern ihre Kreativität und erhöhen ihren Druck. Beim Lesen ist man sich oft nicht sicher, ob die Icherzählerin die Realität beschreibt, oder ob ihre Nerven ihr einen bösen Streich spielen.

Die Autorin hat das Rad nicht neu erfunden. Man kann auch irgendwann erahnen, wie die Geschichte ausgehen wird. Trotzdem war das Buch ausgesprochen atmosphärisch, unterhaltsam und spannend. Leider hat mir die Stimme der Sprecherin so gar nicht gefallen. Deshalb empfehle ich das Buch eher selbst zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2022

Karrierefrau in den 60erJahren

Eine Frage der Chemie
0

Elisabeth Zott ist Chemikerin und dass, in den spießigen 60erJahren, einer Zeit, in der man für Frauen nur die drei Ks (Küche, Kirche und Kinder) vorgesehen hatte. Elisabeth ist nicht nur clever, sie ...

Elisabeth Zott ist Chemikerin und dass, in den spießigen 60erJahren, einer Zeit, in der man für Frauen nur die drei Ks (Küche, Kirche und Kinder) vorgesehen hatte. Elisabeth ist nicht nur clever, sie weiß auch, dass sie gut ist in ihrem Job als Wissenschaftlerin und so manchen Chemikerkollegen locker in die Tasche stecken kann. Sie ist auch eine Einzelgängerin, denn selbst ihren Geschlechtsgenossinnen ist sie suspekt. In dem über das Institut hinaus bekannten, hochbegabten Chemikerkollegen Calvin Events erkennt Elisabeth einen Seelenverwandten, als sie in sein Labor stolpert. Die Liebesgeschichte, die sich zwischen den beiden Außenseitern entwickelt wird ihnen im Kollegenkreis zutiefst mißgönnt. Unter den Augen ihrer empörten Umgebung führen die beiden eine sehr moderne und gleichberechtigte Beziehung, in der sie auch über wissenschaftliche Fragestellungen diskutieren, sich gemeinsam dem Herrensport Rudern widmen und gar nicht daran denken den Bund der Ehe einzugehen.

Bonnie Garmus hat mit ihrer Protagonistin Elisabeth Zott eine Figur geschaffen, die in die falsche Zeit geboren wurde und die man als Leser einfach ins Herz schließen muss, denn sie ist zwar einerseits knochentrocken aber auch absolut ehrlich. Falschheit ist ihr völlig fremd und sie hat die erfrischende Eigenschaft deutlich zu sagen, was sie denkt, ohne sich um mögliche Konsequenzen zu scheren. Calvin Events ist genauso und deshalb passt dieses nerdige Paar auch wirklich perfekt zusammen, bis das Schicksal zuschlägt und Elisabeth als alleinerziehende Mutter alleine weitermachen muss. Sie wird ausgerechnet fürs Fernsehen entdeckt und soll die Kochshow „Essen um 6“ moderieren , die sie kurzentschlossen in eine Chemiestunde umwandelt. Herrlich! „Eine Frage der Chemie“ ist eine witzige aber nie seichte oder alberne sehr unterhaltsame Lektüre zum Thema Emanzipation. Das Hörbuch, gelesen von Luise Helm ist wirklich wunderbar und ein wahrer Hörgenuss. Der Schreibstil ist locker und spritzig und das Buch hat wirklich das Potential zu einem der Top Lieblingsbücher in diesem Jahr für mich zu werden..

Große Empfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere