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Veröffentlicht am 12.06.2022

Doppelleben

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
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Für den prominenten Schriftsteller Manuel Ortigosa bricht eine Welt zusammen, als er vom Unfalltod seines Ehemannes Àlvaro erfährt. Nicht nur das Manuel die Liebe seines Lebens verloren hat, er erfährt ...

Für den prominenten Schriftsteller Manuel Ortigosa bricht eine Welt zusammen, als er vom Unfalltod seines Ehemannes Àlvaro erfährt. Nicht nur das Manuel die Liebe seines Lebens verloren hat, er erfährt plötzlich Dinge über ihn, die Ihn zweifeln lassen seinen Mann wirklich gekannt zu haben. Àlvaro fuhr offensichtlich mehrmals im Jahr zum Landsitz seiner adeligen Familie, wo er ein zweites geheimes Leben führte.

Die spanische Autorin Dolores Redondo hat ein fesselndes Familienepos geschrieben, dass gleichzeitig eine Kriminalgeschichte beinhaltet. Ich mochte nicht nur ihre wunderschönen Landschaftsbeschreibungen, sondern auch ihre ungewöhnlichen und sehr authentischen Charaktere. Man spürt die Sonne Galiciens auf der eigenen Haut und ist ganz nah bei Manuel, der mit wechselnden Gefühlen versucht die 2. Seite seines toten Ehemannes vor Ort kennenzulernen und der sich verzweifelt fragt, wer dieser Mann war und ob Àlvaro’s Liebe zu ihm auch wirklich echt war.

Zusammen mit dem pensionierten Polizisten Nogueira und dem ehemaligen Schulfreund und heutigen Priester Lucas begibt sich Manuel bei der Adelsfamilie seines Mannes auf Spurensuche, denn hinter dem Unfall scheint mehr zu stecken als man anfänglich meint. Der gute Ruf der Adelsfamilie darf keinesfalls beschädigt werden und wird hier um jeden Preis geschützt wie sich schnell herausstellt, aber Manuel und Nogueira sind nicht bereit sich an diese Spielregel zu halten. Die Verflechtung von Adel und Kirche, Missbrauch und Vertuschung , Aberglaube und Traditionen und viele weitere spannende Themen greift die Autorin auf und lässt keine Minute Langeweile aufkommen.

Ich mochte den Roman sehr. Mein einziger Kritikpunkt ist, es hätte etwas straffer erzählt werden können.Ein Buch über 600 Seiten hätte dieser Roman nicht unbedingt werden müssen.

Wer literarisch gerne dunklen Familiengeheimnissen auf der Spur ist und sich nicht von der Seitenzahl schrecken lässt, dem kann ich diesen spannenden und tiefgründigen Roman auf jeden Fall empfehlen.

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Veröffentlicht am 03.06.2022

Geschmacksache

Die Bienenhüterin
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Zum Inhalt
Die Geschichte spielt in den 60er Jahren in den Südstaaten der USA. Martin Luther King plädiert für den zivilen Ungehorsam und will so auf friedlichem Wege mehr Rechte für die afroamerikanischen ...

Zum Inhalt
Die Geschichte spielt in den 60er Jahren in den Südstaaten der USA. Martin Luther King plädiert für den zivilen Ungehorsam und will so auf friedlichem Wege mehr Rechte für die afroamerikanischen Mitbürger und die Aufhebung der Rassentrennung bewirken. Die schwarze Feldarbeiterin Rosalee, die sich seit 10 Jahren um die mutterlose Weiße, Lily, kümmert, will sich in das Wählerverzeichnis der Kleinstadt eintragen lassen, was ein bedeutsames und wichtiges Ereignis für sie ist, dem sie mit Stolz entgegensieht.
Lily, die sie begleitet wird Zeugin eines Zusammenstoßes ihrer Kinderfrau mit ein paar rassistischen Farmern und letztendlich, wie sollte es anders sein, der Festnahme von Rosalee.
Von ihrem lieblosen Vater kann Lily keine Hilfe erwarten, eher eine drastische Züchtigung. Ihr gelingt es mit Rosalee, die inzwischen zusammengeschlagen im Krankenhaus gelandet ist aus der Heimatstadt zu fliehen. Lily hat nie verwunden, dass ihr Vater ihr erzählt hat, ihre Mutter hätte sie als Kleinkind verlassen wollen, und der Unfalltod ihrer Mutter, die durch einen Schuß gestorben war, der sich aus einer Waffe gelöst hatte, würde ihre Schuld sein. Das Ganze ist passiert als Lily erst 4 Jahre alt war und sie hat keine richtige Erinnerung an die Tragödie. Lily und Rosalee fliehen nach Tiburon in ein Haus von schwarzen Bienenzüchterinnen, die in irgendeinem Zusammenhang mit Lily‘s Mutter stehen. Zumindest hat Lily immer ein Foto von ihrer Mutter dabei, dass sie auf diese Idee gebracht hat. Im pinkfarbenen Haus von Augusta und ihren Schwestern finden die beiden nicht nur Schutz und Geborgenheit, sie werden auch in die Kunst des Imkerns eingewiesen.

„Die Bienenhüterin“ war eine warmherzige Wohlfühlgeschichte über die Kraft der Liebe, die sich gut liest und die man sich auch verfilmt gut vorstellen kann.. Allerdings sollte man diesen Roman nicht allzu sehr an der Realität der damaligen Zeit messen und ihn als das nehmen was er ist :ein Märchen!
Es wird nicht erklärt, wie 3 schwarze Frauen in den Südstaaten der 60erJahre an ein Anwesen kommen konnten, wie es hier beschrieben wird und wie sie unbehelligt von dem rassistischen Irrsinn um sie herum friedlich leben konnten und dazu noch der ihnen vielfach feindlich gesinnten weißen Bevölkerung erfolgreich ihren Honig verkaufen konnten. Die Geschichte ist chronologisch und sehr ruhig , ohne großen Spannungsbogen, aus Sicht der 14jährigen Lily geschrieben. Die Sehnsucht nach ihrer Mutter und die Angst von ihr vielleicht doch nicht geliebt worden zu sein, wird zunehmend zum zentralen Thema im Buch. Mehr noch hätte mich das Rassismusthema, die Einflechtung der Rassenunruhen in den Roman interessiert.
Auch das Ende war mir zu sehr Hollywood- like. Etwas weniger Honigsüße hätte mir besser gefallen. Trotzdem denke ich, dass gerade der gefühlsbetonte Schreibstil viele Fans haben wird.

Bei der Bewertung tue ich mich etwas schwer. Ich fand Buch jetzt nicht schlecht, aber halt auch nicht richtig gut. Deshalb entscheide ich mich für eine mittlere Bewertung von 3 Sternen.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Weckt Erinnerungen an die eigene Kindheit

Urmel: Urmel aus dem Eis
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Zum 100. Geburtstag von Max Kruse ist sein allseits bekanntes und beliebtes, von der Augsburger Puppenkiste aufgegriffenes Kinderbuch „Urmel aus dem Eis“ vom Thienemann-Esslinger Verlag neu aufgelegt worden. ...

Zum 100. Geburtstag von Max Kruse ist sein allseits bekanntes und beliebtes, von der Augsburger Puppenkiste aufgegriffenes Kinderbuch „Urmel aus dem Eis“ vom Thienemann-Esslinger Verlag neu aufgelegt worden. Günther Jacobs hat die farbigen und bezaubernden Illustrationen beigesteuert, so dass eine sehr ansprechende Neuauflage entstanden ist.

Zum Inhalt:
Auf der kleinen Insel Titiwu lebt Professor Habakuk Tibatong mit dem Waisenjungen Tim Tintenkleks, den er einst aufgenommen hat und seinen Tieren, denen er erfolgreich das Sprechen beigebracht hat. Eines Tages wird ein Eisblock mit einem eingeschlossenen Ei vor der Insel angeschwemmt. Man beschließt gemeinsam das Ei auszubrüten, und siehe da, ein Urmel erblickt das Licht der Welt. Der Professor hatte schon immer die Theorie, dass es Urmel gegeben haben muss und kann das jetzt endlich beweisen. Leider hat er nicht bedacht, dass der König ein großer Jäger ist, der das Urmel tot oder lebendig nach Pumpolonien bringen will. Ein aufregendes Abenteuer beginnt.

Diese Vorlesegeschichte für Kinder ab 5 Jahren macht viel Freude, da jedes der Tiere einen anderen Sprachfehler hat, was den/die Vorleser*in vor Herausforderungen stellt und den Kindern einen Heidenspaß macht. Schusch, der Schnuhschnabel hat z.B Schwierigkeiten mit dem I. Das hört sich dann so an : „Äch fläge, du flägst, er flägt.“ Der Pinguin, der Seeelefant und Waran Wawa kämpfen mit anderen Schwierigkeiten der Sprache. Am besten versteht man das Schwein Wutz, dass immer ein Öff Öff an seine Sätze hängt. Die liebevollen Charaktere werden von Groß und Klein jedenfalls ganz schnell ins Herz geschlossen und auch die Bösewichte sind am Ende natürlich eines Besseren zu belehren.

Bei mir hat das Buch jedenfalls schöne Kindheitserinnerungen geweckt und die tollen Illustrationen haben die Geschichte wunderbar untermalt.
Ich hoffe dieses tolle und zeitlose Kinderbuch wird auch in dieser wunderschönen Neuauflage noch viele Kinder und Erwachsene begeistern. Ich empfehle es gerne.

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Für Feminismus ist es nie zu spät

Die Wut, die bleibt
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Die Familie sitzt scheinbar friedlich am Esstisch, als Helene plötzlich aufsteht, den Raum verlässt und sich vom Balkon in den Tod stürzt.

Keiner hat es kommen sehen. Die Restfamilie befindet sich im ...

Die Familie sitzt scheinbar friedlich am Esstisch, als Helene plötzlich aufsteht, den Raum verlässt und sich vom Balkon in den Tod stürzt.

Keiner hat es kommen sehen. Die Restfamilie befindet sich im Schockzustand.

Und während Sarah, Helene‘s beste Freundin sich mit Schuldgefühlen quält und dem überforderten Vater ihre Hilfe anbietet, hat die Teenager- Tochter der Familie, Lola, nur ein vorherrschendes Gefühl: Wut.

Wir befinden uns in der Jetztzeit, wo tatsächlich die Mütter die Hauptlast in der Pandemie tragen. Während die Männer im Homeoffice die Tür zumachen, stemmen die Frauen neben dem eigenen Job noch den Großteil der Hausarbeit und können schauen, wie sie die Kinderbetreuung im Lockdown organisiert bekommen.

Mareike Fallwickl erinnert in ihrem Buch daran, dass wir auch in der heutigen Zeit immer noch eine durch und durch patriarchalische Gesellschaft sind.

Den Löwenanteil der kostenlosen Carearbeit tragen die Frauen. Sie verdienen schlechter. Kochen und Putzen ist immer noch Frauensache, genauso wie Kinder hüten oder Großeltern im Alter pflegen. Frauen müssen sich Sorgen machen, wenn sie nachts alleine durch den Park laufen, und wenn ihnen ein Mann Gewalt antut, wird ihnen unterstellt, dass sie die Tat durch ihre offenherzige Kleidung womöglich selbst provoziert haben.

Natürlich traut Sarah Helene’s Mann die Betreuung von zwei Kleinkindern und einer pubertierenden Tochter zunächst nicht zu. So ist ihr erlerntes Rollenbild und das alleine regt Lola schon auf, die immer radikaler mehr Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern fordert. Fallwickl ist eine Meisterin im Beschreiben von Zwischenmenschlichem und schafft es, dass sich Lola‘s Wut auf den Leser überträgt, man ihren Argumenten einfach rechtgeben muss.

Die Veränderung von Lola ist wirklich krass, von dem traurigen, fast magersüchtigen jungen Mädchen, dass sie nach dem Tod der Mutter ist, ist am Ende des Buches nichts mehr übrig. Nicht zuletzt durch einen starken Freundeskreis und Sarah‘s Liebe, hat sie sich in eine selbstbewusste , kämpferische junge Frau verwandelt, die zwar findet dass Sarah noch viel zu wenig feministisch ist, die aber einsieht, dass die Freundin ihrer Mutter einer anderen Generation angehört. Und schließlich ist es für Feminismus nie zu spät.

Mir hat dieses kämpferische Buch von Mareike Fallwickl sehr gefallen und auch wenn ich Gewalt nie für eine gute Lösung von Problemen halte, waren die beschriebenen Racheakte doch erschreckend befriedigend.

Es war ein Buch über nachvollziehbare Wut, über Solidarität unter Frauen. Es wirbt für mehr Verständnis und deshalb darf es auch mal gerne bei den Männern auf dem Nachttisch landen.

Eine bessere Vertonung als diese von Marie-Isabel Walke und Ulrike Kapfer hätte ich mir auch gar nicht vorstellen können. Als Hörbuch ist dieser Roman absolut empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 27.05.2022

Durchhalten lohnt

Up to Date – Drei Dates machen noch keine Liebe – oder doch?
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Drei ganz unterschiedliche Frauen freuen sich am Valentinstag auf ein Date und werden versetzt. Was die Frauen jedoch nicht wissen ist, dass der Mann, auf den jede von ihnen vergeblich gewartet hat, ein ...

Drei ganz unterschiedliche Frauen freuen sich am Valentinstag auf ein Date und werden versetzt. Was die Frauen jedoch nicht wissen ist, dass der Mann, auf den jede von ihnen vergeblich gewartet hat, ein und derselbe ist: Joseph Carter.

Die Geschichte wird im Präsens ( was ich gewöhnungsbedürftig fand) , aber im gewohnt locker und lustig, leichten Stil der Autorin abwechselnd aus der Perspektive von Geschäftsfrau und Lifecoach, Siobhan, der Baumpflegerin, Miranda und der Verkäuferin in einem Second Handshop, Jane, erzählt. Alle 3 Frauen sind überzeugt den nahezu perfekten Mann gefunden zu haben. Nur die Leser*innen haben einen Wissensvorsprung. Das ist natürlich eine spannende Ausgangslage bei der ich unbedingt hinter Joseph‘s Geheimnis kommen wollte, und natürlich habe ich mir so meine Theorien zurechtgelegt und wurde dann von Beth O‘Leary mit einer Wendung überrascht, auf die ich nie gekommen wäre.

Zugegeben die Geschichte hat echt lang gebraucht, um in Fahrt zu kommen, manch einer wäre vielleicht sogar versucht abzubrechen, und auch ich war anfänglich sehr verwirrt und ein bisschen gefrustet, weil ich die Vorgängerromane doch so mochte. Wenn man aber dran bleibt, macht die Auflösung der Geschichte umso mehr Spaß und ich bin froh dass ich nicht zu früh das Handtuch geworfen habe.

Die Protagonistinnen sind alle sehr sympathisch und haben interessante Hintergrundgeschichten und auch die Nebenfiguren waren liebevoll gezeichnet.

Insgesamt hat Beth O‘Leary erneut einen überzeugenden Liebesroman geschrieben, der meiner Meinung nach aber nicht ganz an ihre ersten beiden Bücher „Love to share“ und „Time to Love“ heranreicht. Für die Fans der Autorin, die ihre keinesfalls seichten Liebesromane, die immer auch Tiefgang besitzen, schätzen und für Neuentdecker empfehle ich „Up to date“ mit kleinen Einschränkungen dennoch gerne weiter.

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