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Veröffentlicht am 28.01.2022

Der Report der Magd

Der Report der Magd
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Spätestens durch die Verfilmung hat wohl fast jeder von dieser erschreckenden Dystopie der kanadischen Autorin Margaret Atwood gehört. Auch ich habe zumindest Teile der Serie gesehen, wollte das Buch aber ...

Spätestens durch die Verfilmung hat wohl fast jeder von dieser erschreckenden Dystopie der kanadischen Autorin Margaret Atwood gehört. Auch ich habe zumindest Teile der Serie gesehen, wollte das Buch aber immer unbedingt noch lesen. Jetzt habe ich das Hörbuch gehört und mir die Geschichte quasi vorlesen lassen.

Ich muss sagen, es war grandios, aber kein Buch, dass gute Laune macht. Im Gegenteil, ich brauchte schon Pausen, weil die Lektüre mich ganz schön runtergezogen hat. Auch wenn die Geschichte fiktiv ist, braucht es nicht viel Fantasie sich vorzustellen, dass ein totalitäres, theokratisches Regime auf ähnliche Ideen kommen könnte, wie in dem Buch dargestellt. Selbst 40 Jahre nach seinem Erscheinen ist das Buch noch top aktuell.

In dem Staat Gilead sind die Frauen all ihrer Rechte beraubt, das Deckmäntelchen des Glaubens rechtfertigt alles. Regimegegner werden konsequent verfolgt und getötet. Jeder könnte ein Spitzel sein und nur einigen höhergestellten Persönlichkeiten, wie z.B den sogenannten Kommandanten werden gewisse Privilegien zugestanden, um sie bei Laune zu halten.

Der Roman wird aus Sicht der Protagonistin Desfred erzählt, die in einem Kommandantenhaushalt lebt, weil sie zu der Minderheit der noch fruchtbaren Frauen gehört und deren einzige Aufgabe es ist, dem Kommandanten und seiner Frau Nachwuchs zu bescheren. Sollte sie tatsächlich schwanger werden, würde man ihr das Kind wegnehmen, sie in den nächsten bedürftigen Haushalt als Gebärmaschine weitergeben.

Im Laufe der Erzählung erfahren wir immer mehr über die Anfänge und Entstehung des Regimes. Durch Erinnerungen von der Zeit davor und danach entsteht aus vielen Puzzleteilchen ein komplexes Bild. Immer schwingt bei Desfred‘s Schilderungen die Hoffnung mit, es möge doch eine Untergrundbewegung geben, so dass Liebe und Menschlichkeit am Ende doch siegen würden.

Ich kann diesen eindringlichen und erschreckenden Roman von Margaret Atwood nur wärmstes empfehlen. Ein Vergleich mit George Orwell drängt sich förmlich auf. Der „Report der Magd“ ist ein ebensolches literarisches Meisterwerk, wie ich finde.

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Eiskaltes Lesevergnügen

Das Chalet
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Schauplatz ist ein Luxus- Chalet in den französischen Alpen. Dieses Chalet kann z.B für Firmenevents oder private Feiern gemietet werden und ist voll bewirtschaftet. Auch das hippe Start-Up Unternehmen ...

Schauplatz ist ein Luxus- Chalet in den französischen Alpen. Dieses Chalet kann z.B für Firmenevents oder private Feiern gemietet werden und ist voll bewirtschaftet. Auch das hippe Start-Up Unternehmen Snoop hat sich hier mit einem ausgewählten Mitarbeiterstab eingemietet, um ein paar entspannte Tage zu verbringen. Doch nicht nur das Wetter macht der Gruppe einen Strich durch die Rechnung. Abgeschnitten von der Außenwelt entpuppt sich ein Skiunfall als Mord, und der Killer muß mitten unter ihnen sein. Weitere Morde folgen.

Das Szenario hat mich total angesprochen, auch wenn ich sofort an Bücher mit ähnlichem Setting wie Offline von Arno Strobel oder Neuschnee von Lucy Foley denken musste. Die Grundidee ist also nicht so originell und einzigartig. Egal, ich wollte wissen, wie Ruth Ware ihren Plot entwickelt und ob sie mich fesseln könnte.

Sehr gut gefallen hat mir auf jeden Fall, dass die Geschichte aus 2 Perspektiven erzählt wird. Einmal folgen wir Erin, die in dem Chalet angestellt ist und deren Aufgabe es ist, sich um das Wohl der Gäste zu kümmern. Ihr zur Seite steht der exzellente, aber manchmal etwas undiplomatische Koch Danny.

Desweiteren schlüpfen wir in die Haut von Liz. Sie ist etwas widerstrebend mitgekommen auf dieses Event, da sie aber 2% der Geschäftsanteile von Snoop besitzt, blieb ihr wohl nichts anderes übrig, auch wenn sie längst nicht mehr zum Unternehmen gehört.

Beide Erzöhlstimmen sind nicht unbedingt zuverlässig. Jede hat so ihre Geheimnisse. Das macht es spannend. Die Göste benehmen sich oft rüpelhaft und herablassend und sind alles andere als sympathisch.Die Stimmung wird zunehmend angespannter.

Motive gibt es reichlich, und so gerät auch fast jeder der Anwesenden mal in Verdacht der Täter zu sein. Ich hatte großen Spaß mit dem Buch. Zum Ende hin wird es richtig rasant. Ruth Ware erzählt so atmosphärisch, dass man die Kälte förmlich spürt und den Kamin anzünden möchte.

Wer noch Lust auf einen gut gelungenen Winterthriller hat, dem sei „Das Chalet“ wärmstes empfohlen.

4,5 Sterne

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Veröffentlicht am 22.01.2022

Eindrucksvolle Lebensgeschichte eines geflüchteten Afghanen

Im Winter Schnee, nachts Sterne. Geschichte einer Heimkehr
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Der italienische Autor Fabio Geda hatte für diese wunderschöne und sehr emotionale Geschichte einen Co-Autoren, seinen afghanischen Protagonisten Enaiatollah Akbani. Es ist das 2. Buch, dass die beiden ...

Der italienische Autor Fabio Geda hatte für diese wunderschöne und sehr emotionale Geschichte einen Co-Autoren, seinen afghanischen Protagonisten Enaiatollah Akbani. Es ist das 2. Buch, dass die beiden zusammen schreiben. Der Vorgängerband „Im Meer schwimmen Krokodile“ war ein großer Erfolg und handelte von Enaiat’s Flucht als 10jähriger aus seinem Heimatland.

Inzwischen ist er erwachsen, anerkannter Flüchtling mit Wohnsitz Italien, wo er sich gut eingelebt hat. Hier beginnt Band 2 , dass auch ohne Vorkenntnis des 1 Buches gut gelesen werden kann. Nach den vielen Jahren fern seiner Heimat, quält den Protagonisten die Sorge um seine Familie. Zu seiner Mutter, seiner Schwester und seinem kleinen Bruder hatte er seit so vielen Jahren keinen Kontakt mehr. Wie durch ein Wunder spürt er von Italien aus seine Mutter auf und kann Kontakt aufnehmen zu ihr. In der Folge bemüht er sich um ein Wiedersehen und versucht alle bürokratischen Hürden zu überwinden, um seine Liebsten nach all den Jahren wieder in die Arme schließen zu können.

In einer einfachen aber sehr eindringlichen und bildhaften Sprache erfährt der Leser erfährt der Leser mehr über Afghanistan und seine Menschen und seine Kultur. Das Buch beginnt mit einem kurzen Abriss der Geschichte und auch Landkarten helfen zur besseren Orientierung.

Man wird beim Lesen ganz demütig und dankbar für all die Privilegien, die wir in unserem Land genießen dürfen. Soviel im Leben ist bestimmt von dem Ort, an dem wir geboren werden, und Frieden und Freiheit können gar nicht hoch genug geschätzt werden.

Das Buch hat mich sehr berührt, und ich habe Hochachtung vor diesem jungen Mann , der es geschafft hat sich nach einer furchtbaren Odyssee fern der Heimat eine Zukunft in Europa aufzubauen. Es war spannend in eine mir fremde Kultur einzutauchen, erschreckend von Krieg, Armut und Korruption zu lesen. Trotzdem hat das Buch einen sehr hoffnungsvollen und positiven Grundton. Es wirbt auch für mehr Verständnis gegenüber Flüchtlingen und ist mit seiner eher einfachen Sprache auch gut für Jugendliche zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 19.01.2022

Oft etwas drüber für meinen Geschmack

Ende in Sicht
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Juli hat sich zum Sterben eine Grünbrücke ausgesucht, die den Wildtieren helfen soll sicher die Autobahn zu queren. Diese war aber nicht hoch genug, so dass der Sprung nicht zu mehr als ein paar leichten ...

Juli hat sich zum Sterben eine Grünbrücke ausgesucht, die den Wildtieren helfen soll sicher die Autobahn zu queren. Diese war aber nicht hoch genug, so dass der Sprung nicht zu mehr als ein paar leichten Verletzungen bei der 15jährigen Teenagerin geführt hat, als sie auf dem Asphalt landet.

Ausgerechnet Hella, der sie fast auf die Motorhaube ihres Passats gesprungen wäre, darf sich um die Bescherung kümmern und die Leichtverletzte ins Krankenhaus bringen, wo man sie für Juli‘s Oma hält. Dabei kann die alternde Sängerin so gar nicht mit „Kindern“ und hat auch eigentlich besseres zu tun, als sich um eine suizidgefährdete Jugendliche zu kümmern.

Pikanterweise ist sie selbst in Todesmission unterwegs. Ihr Ziel ist eine Sterbehilfeklinik in der Schweiz. Mit 69 Jahren , einer Karriere als Sängerin, die mit Auftritten in Baumärkten und Ähnlichem ihren traurigen Tiefpunkt erreicht hat, meint sie dem Leben nichts mehr abgewinnen zu können.

Die beiden bleiben aneinander hängen auf einem skurrilen Roadtrip in einem vermüllten Auto, in dem sie sich abwechselnd angiften oder auch mal miteinander singen. Sie geraten dank Hella‘s unverfrorener Dreistigkeit in grotesk, komische Situationen und auch Juli sorgt als begabte Lügnerin für Planänderungen und Stimmungswechsel. Während Hella immer wieder durch fehlende Empathie auffällt, mangelt es Juli oft an Respekt.

Trotzdem gab es auch berührende Momente mit Tiefe in dem Buch, wenn z.B von Juli‘s Kindheit die Rede war, wo ein sehr fürsorglicher Vater stets versuchte den Schmerz zu kompensieren, den die fehlende Mutter bei der Tochter auslöste. Er schickte dann fingierte Briefe und Pakete mit Schneckenhäusern aus aller Welt und behauptete darin, die Mutter sei als vielbeschäftigte Schneckenforscherin leider immer unterwegs , würde aber stets an Juli denken. Leider waren diese Passagen zu selten in dem Roman, wie ich fand.

Beide Figuren, das kann ich abschließend sagen, erzeugten bei mir allerhöchstens Mitleid, aber keine Sympathie. Sie waren auch zu überzeichnet, als dass sie echt gewirkt hätten.

Der Schreibstil war flüssig, modern und ein bisschen schnoddrig . Ich hatte das Buch ruckzuck in 2 Tagen durch. Die Autorin Ronja Rönne ist auch bestimmt eine begabte Autorin , die schreiben kann. Trotzdem hat ihr Buch bei mir keinen Nerv getroffen. Es hat mich nicht wirklich erreicht, was ich sehr schade finde.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Roadtrip mit dem EX

Drive Me Crazy – Für die Liebe bitte wenden
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„Drive me Crazy“ ist Beth O‘Leary‘s dritter Roman. Aufgemacht wie seine beiden Vorgänger, die ich sehr mochte, lässt der Klappentext eine weitere lockere, leichte Liebesgeschichte erwarten.

Da dem aber ...

„Drive me Crazy“ ist Beth O‘Leary‘s dritter Roman. Aufgemacht wie seine beiden Vorgänger, die ich sehr mochte, lässt der Klappentext eine weitere lockere, leichte Liebesgeschichte erwarten.

Da dem aber ganz und gar nicht so ist, sind Cover und Klappentext schon nicht besonders gut gewählt worden vom Verlag. Es geht zwar auch um eine Liebesgeschichte, ich würde den Roman als 2nd Chance - Liebesroman bezeichnen, es geht aber auch um eine toxische Freundschaft, Depression und vieles mehr.

Ausgangspunkt der Geschichte ist eine längere Autofahrt von England nach Schottland, wo Addie und ihre Schwester Debbie zu einer Hochzeit ihrer gemeinsamen Freundin Cherry eingeladen sind. Die beiden nehmen darüberhinaus noch Rodney mit, der ebenfalls eine Mitfahrgelegenheit zu der Hochzeitsfeier gesucht hatte. Ein Autounfall ( etwas unglaubwürdig, Mercedes gegen Mini und Mini gewinnt ) führt dazu, dass ihr Mini plötzlich 5 Personen befördern muss. In dem jetzt reparaturbedürftigen Mercedes saßen ausgerechnet Dylan ( Addie‘s Ex) und sein bester Freund Marcus, die ebenfalls zu der Hochzeit wollten.

Spannungen sind also vorprogrammiert und es macht Spaß der skurrilen Gruppe auf ihrer Fahrt mit Hindernissen zu folgen. Allerdings macht dieser Roadtrip nur einen kleinen Teil der Geschichte aus, die immer wieder zwischen dem Hier und Jetzt und Damals wechselt. Wir erfahren die Kennenlerngeschichte von Addie und Dylan , einer Sommerliebe , die zum Scheitern verurteilt war, weil es eine Liebe unter ungleichen Bedingungen war, in der die einzige einigermaßen erwachsene Person Addie war. Die Protagonisten sind sehr polarisierend, insbesondere Marcus ist unfassbar ätzend so dass man sich immer weniger vorstellen kann, dass sich Addie und Dylan noch einmal annähern könnten.

Das ist jetzt auch ein bisschen mein Problem, dass ich Addie‘s Faszination für Dylan, der zwar lieb aber immer ein bisschen schwach und ohne Selbstbewusstsein daherkam, nicht richtig nachfühlen konnte.

Es gab auch einige Augenrollmomente, die nicht ganz realistisch waren.

Ansonsten hat mich die Geschichte letztendlich doch gut unterhalten. Der Schreibstil von Beth O‘Leary ist wie gewohnt richtig toll.

Im Vergleich zu den beiden Vorgängerbüchern hat dieser Roman etwas schlechter abgeschnitten. Ich würde ihn aber dennoch empfehlen und vergebe 3,5 Sterne.

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