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Veröffentlicht am 25.07.2021

Ein Zufluchtsort für Frauen

Das Haus der Frauen
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Laetitia Colombani verknüpft in ihrem Roman "Das Haus der Frauen" das Leben der Blanche Peyron, eine heute vergessene Vorkämpferin für Frauen, die 1926 in Paris mit dem "Palais de la femme" den ersten ...

Laetitia Colombani verknüpft in ihrem Roman "Das Haus der Frauen" das Leben der Blanche Peyron, eine heute vergessene Vorkämpferin für Frauen, die 1926 in Paris mit dem "Palais de la femme" den ersten Zufluchtsort für Frauen aus prekären Verhältnissen geschaffen hat, mit ihrer fiktiven Protagonistin Solène, einer gutsituierten Anwältin aus der Jetztzeit, die nach einem Burnout mit diesem ersten Frauenhaus in Paris in Berührung kommt.

Solène, Tochter aus gutem Hause, wurde Anwältin, weil es der Wunsch ihrer Eltern war, die ebenfalls diesen Beruf ausübten. Es scheint , sie hat sich in ihrem Leben immer dem gefügt, was Andere von ihr erwarteten. Als sich ein Mandant nach einem verlorenen Prozess vor ihren Augen das Leben nimmt, ist Solène am Ende und versinkt in einer tiefen Depression. Ihr Psychologe rät ihr zu einem Ehrenamt, und als in dem Pariser Frauenhaus "Palais de la femme" ein/e öffentliche/r Schreiber/in gesucht wird, sagt sie zu. Schreiben aufzusetzen bedeutet keine allzu große Mühe für sie, ganz im Gegenteil, es bereitet ihr Freude. So kommt sie in Kontakt mit den Schicksalen von Frauen, die Armut , Vergewaltigung und Flucht erlebt haben, die sich aber und, das fand ich bemerkenswert, ihre Würde bewahrt haben.

Der historische Teil des Buches, das Leben der Blanche Peyron und ihrem Mann Albin gefiel mir beonders. Ich fand ihn hervorragend recherchiert und sehr interessant. Blanche war eine zähe und sehr sture Frau, die ihr ganzes Leben den Ärmsten in ihrer Gesellschaft widmete . Als Offizierin der Heilsarmee gelang es ihr durch Spenden schließlich die immensen Kosten für ein leerstehendes palastähnliches Gebäude zusammenzubekommen ,um dort sagenhafte 700 Zimmer für bedürftige Frauen einzurichten.

Solène's Geschichte war leider etwas kitschig und klischeelastig. Trotzdem berrührten mich die Lebensgeschchten der Bewohnerinnen und die Briefe, die sie sich von Solène erbaten. Gelesen wurde das Hörbuch abwechselnd von Andrea Sawatzki und Ruth Reinecke. Beide Sprecherinnen haben mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 23.07.2021

60 Jahre Mauerbau

Dreieinhalb Stunden
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Die Worte des DDR Staats-und Parteichefs Walter Ulbricht: " Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen", entpuppen sich am 13. August 1961 als Lüge, als genau das passiert. Das historische Ereignis des ...

Die Worte des DDR Staats-und Parteichefs Walter Ulbricht: " Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen", entpuppen sich am 13. August 1961 als Lüge, als genau das passiert. Das historische Ereignis des Mauerbaus mitten durch Deutschland, jährt sich im August diesen Jahres zum 60.Mal. Das Buch " 3 1/2 Stunden" von Robert Krause erzählt von den letzten Stunden vor der Granzschließung und den Menschen , die eine Lebensentscheidung treffen mussten: Familie und Freunde oder die Freiheit in einer ungewissen Zukunft.

In der Geschichte begleiten wir ganz unterschiedliche Menschen in dem letzten Interzonenzug von München Richtung Ost-Berlin. Sie alle haben 3 1/2 Stunden Zeit als sich die Nachricht von der Grenzschließung in Windeseile in den Abteilen verbreitet. Die Hintergründe der Reisenden sind spannend zu lesen. Es sind aber zu viele unterschiedliche Personen, als dass der Autor allzu sehr in die Tiefe gehen könnte. Als Buch zum Film, der im August von der ARD ausgestrahlt wird, sind die Kapitel szenisch aufgebaut. Der Roman ist durchaus interessant geschrieben, und ich habe ihn auch gerne gelesen. Die Charaktere konnten mich allerdings in ihrer eher oberflächlichen Beschreibung nicht wirklich berühren. Allerdings hat die Vielzahl der Figuren den Vorteil, dass der Leser immer wieder eine andere Perspektive einnehmen kann. Ob es nun die Familie ist, die durch die Entscheidung Ost oder West auseinanderzubrechen droht, oder die Lokführerin, die sich Freiheit wünscht, aber gar nicht weiß, ob es im Westen weibliche Lokführer gibt, es ist spannend zu sehen, welchen inneren Konflikten jeder einzelne Reisende ausgesetzt war.

Ich mochte das Buch und bin gespannt auf den Film.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Lesens- bzw. Hörenswert

Wie die Sonne in der Nacht
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Die 17jährige Mara verbringt ein Austauschjahr in einer Kleinstadt in New Mexico bei einer netten Gastfamilie, die am Ende der gemeinsamen Zeit selbst auf Europareise geht und Mara ihr Haus und ihren Pickup ...

Die 17jährige Mara verbringt ein Austauschjahr in einer Kleinstadt in New Mexico bei einer netten Gastfamilie, die am Ende der gemeinsamen Zeit selbst auf Europareise geht und Mara ihr Haus und ihren Pickup überlässt. Mara's Plan mit ihrem Freund Nils, der aus Deutschland zu Besuch kommen sollte selbst ein bisschen auf Reisen zu gehen, scheitert allerdings daran, dass ihr Freund erstens verletzt ist und gar nicht kommt und zweitens auch keine Interesse mehr an der Beziehung mit Mara hat.

Mara beschließt die Zeit trotzdem bestmöglich zu nutzen und dann halt alleine das Abenteuer zu suchen. Sie begegnet Kayemo, einem indianischen Jungen, der verletzt am Straßenrand liegt, sein Gedächnis verloren hat und auch nicht spricht. Mara ist fasziniert von Kayemo und möchte ihm unbedingt helfen. Sie folgt ihm auf dem Weg in die Berge, wo er sein Zuhause vermutet und seine Erinnerungen und seine Sprache langsam zurückkehren. Mara eröffnet sich eine völlig neue und unbekannte Welt. Sie erhält Einblick in die Kultur der Puebloindianer und verliebt sich in Kayemo, der so anders ist als alle Jungen, die sie kennt.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Mara'a und aus Kayemo's Perspektive erzählt. Es prallen wirklich die Kulturen aufeinander, denn das Leben der beiden Protagonisten könnte unterschiedlicher nicht sein. So nervig Mara zu Beginn mit ihrer ständigen Ausfragerei auch ist, gefällt sie mir im Laufe der Geschichte immer besser. Sie ist eine hilfsbereite, selbstbewusste junge Frau, die mit Staunen und großem Respekt Kayemo in seine Welt folgt. Allerdings erfährt man irgendwann, dass der junge Indianer erst 15 ist, als er von Mara zum Sex verführt wird. Das hätte es für mich jetzt gar nicht gebraucht. Die Liebesgeschichte der beiden war auch so schon süß. Das ist aber auch mein einziger Kritikpunkt. Antje Barbendererde hat einen tollen Schreibstil. Auch ihre Naturbeschreibungen ließen wunderbare Bilder in meinem Kopf entstehen. Super recherchiert waren die vielen Informationen, die man als Leser über die Kultur der Puebloindianer bekommen hat. Ich habe das Buch gehört und hatte viel Freude an den sehr passenden Stimmen von Jodie Ahlborn und Aleksandar Radenkovic.

Nicht nur für Jugendliche ist das Buch ein Genuss!

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Veröffentlicht am 17.07.2021

Erinnerungen an eine belastende Kindheit

In diesen Sommern
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Das harmonische, sommerliche Foto auf dem Cover, eine kleine Straße am Waldrand mit einem einsamen Fahrrad, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Buch kein locker, flockiges Sommerthema behandelt. ...

Das harmonische, sommerliche Foto auf dem Cover, eine kleine Straße am Waldrand mit einem einsamen Fahrrad, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Buch kein locker, flockiges Sommerthema behandelt. Janina Hecht erzählt in ihrem Debütroman über das Aufwachsen in einer Familie mit einem alkoholkranken Vater. Sie beschreibt sehr gut diese stetig wachsame Atmosphäre zu Hause, dieses Ausloten, ob der Vater gerade seine guten Momente hat, oder ob der Tag wieder eskalieren würde. Die extrem kurzen Kapitel sind Schnipsel aus Teresa‘s Erinnerungen, die nicht immer zusammenhängen aber doch ein gutes Gesamtbild der Familie abgeben. Viele Jahre ertragen Teresa, ihre Mutter und ihr kleiner Bruder Manuel die Launen und Gewaltausbrüche ihres Vaters, bevor sie sich aus diesem für alle so belastendem Leben befreien können.

Trotz des schweren Thema‘s liest sich das Buch gut und flüssig. Der Erzählton ist ruhig und sachlich und es hat mir gefallen, dass auch viele schöne Momente der Kindheit erzählt werden und die Alkoholsucht des Vaters als das dargestellt ist, was sie ist, eine Krankheit.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Unter Wasser

Water Rising (Band 1) - Flucht in die Tiefe
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Im Jahre 2099 hat die Menschheit eine Naturkatastrophe überlebt, indem sie die nun lebensfeindliche Erdoberfläche verlassen und sich einen neuen Lebensraum unter Wasser geschaffen hat. Die heute 16jährige ...

Im Jahre 2099 hat die Menschheit eine Naturkatastrophe überlebt, indem sie die nun lebensfeindliche Erdoberfläche verlassen und sich einen neuen Lebensraum unter Wasser geschaffen hat. Die heute 16jährige Leyla hat die Überflutung der Erde selbst gar nicht miterlebt. Sie ist aufgewachsen in einer faszinierenden Unterwasserwelt und glücklich bis zu dem Tag, als ihr Vater verhaftet wird. Das Verbrechen, dass man ihm vorwirft , kann er so wie sie ihn kennt niemals begangen haben. Sie versucht den vermeintlichen Justizirrtum aufzuklären und entdeckt , dass der eigenen Regierung nicht zu trauen ist.

Die Gesellschaft, in der Leyla lebt, ist immer wieder Bedrohungen ausgesetzt. Es gibt Seebeben und Angriffe von genveränderten Menschen, den bösartigen Anthropoiden, Außerdem leiden viele Menschen unter der Seekrankheit, die mit einer schweren Depression vergleichbar ist. Innerhalb der Stadtgrenzen fühlt sich Leyla einigermaßen sicher, aber um ihren Vater nach Hause zu holen, muss sie ihre Komfortzone verlassen und sich in ein Abenteuer begeben.

Die Icherzählerin Leyla wirkt äußerst erwachsen für ihre 16 Jahre. Sie ist Muslima, was erwähnt aber nicht überthematisiert wird. Sie ist eine sympathische, hilfsbereite junge Frau, die man schnell ins Herz schließt. Ihre Liebe zu Rennbooten ist erfrischend und verleiht ihr Fähigkeiten, die sie bei ihrer Rettungsmission gut gebrauchen kann. Ich musste mich in die Geschichte etwas einfinden, aber dann war ich absolut begeistert von der fantasievollen Wasserwelt, die die Autorin London Shah in ihrem Debütroman entworfen hat. Im Herbst erscheint der 2. Teil der Dilogie, denn Leyla's Abenteuer ist noch nicht zu Ende erzählt.

Neben den Themen, Freundschaft, Liebe und Toleranz fordert der Roman auch dazu auf, Dinge zu hinterfragen und kritisch zu sein. "Water rising " ist eine tolle Jugenddystopie, die auch erwachsenen Lesern Spaß macht.


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