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Veröffentlicht am 29.05.2021

Hommage an Spiekeroog

Das Stranddistelhaus
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Gerade in diesen Zeiten, wo Urlaub aufgrund der Pandemie erst ganz langsam wieder möglich wird, habe ich es sehr genossen mit einem Buch ein bisschen Inselfeeling einzuatmen. Die Dünen, das Meer und das ...

Gerade in diesen Zeiten, wo Urlaub aufgrund der Pandemie erst ganz langsam wieder möglich wird, habe ich es sehr genossen mit einem Buch ein bisschen Inselfeeling einzuatmen. Die Dünen, das Meer und das mehrfach thematisierte Friederikenwäldchen ließen Urlaubsstimmung bei mir aufkommen und mich auf Spiekeroog neugierig werden lassen, eine Insel, die ich bisher noch gar nicht kenne.

Die Autorin, Lina Behrens, entführt ihre Leser in drei Zeitebenen, und wir lernen drei Frauen kennen, deren Verbindung einzig und allein ein Haus, nämlich das titelgebende Stranddistelhaus auf Spiekeroog ist. Erst ganz am Ende werden die Verknüpfungen zwischen den Protagonistinnen sichtbar. Bis dahin fühlt es sich beim Lesen an, wie 3 unabhängige Geschichten.

Da ist zum einen die Geschäftsfrau Rieke, die nach einem Hörsturz auf die Insel kommt, um zur Ruhe zu kommen und über ihre Ehe nachzudenken.

Dann gehen wir in der Zeit zurück ins Jahr 1962, wo wir Viola treffen, die sich um ihre kranke Mutter kümmert und eine Beziehung zu einem verheirateten Mann unterhält.

Im Jahr 1933 treffen wir Silvia und ihren Mann, einem Journalisten,der nach der Machtergreifung Hitler‘s Sorge hat, verhaftet zu werden. Das alles verbindende Element ist die kleine Nordseeinsel , die geruhsame Lebensweise und eine Dorfgemeinschaft, die sich umeinander kümmert. 1933 war diese eher kleine Gemeinschaft allerdings nicht unbedingt ein Vorteil wenn man verschwinden wollte, zumal die Nazis selbst in dieser Idylle ihre Anhängerschaft hatten.

Die locker, leichte Erzählsprache entspricht dem Genre, und die Protagonisten waren mir sympathisch, so dass man sich gut mit ihnen identifizieren konnte. Natürlich werden auch Klischees bedient. „ Das Stranddistelhaus“ ist ein schöner Wohlfühlroman, den man im Liegestuhl mit einer Tasse Ostfriesentee genießen kann, der zwar vorhersehbar ist, bei dem man sich aber auch wegträumen kann.



Bewertung 3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 29.05.2021

Tolles Reihenfinale

Vanitas - Rot wie Feuer
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Bitte bei dieser unterhaltsamen, wenn auch unrealistischen Reihe, (was für mich den Spaß nicht geschmälert hat), unbedingt bei Band 1 anfangen!

Zum Inhalt werde ich nicht allzu viel verraten, da ich nicht ...

Bitte bei dieser unterhaltsamen, wenn auch unrealistischen Reihe, (was für mich den Spaß nicht geschmälert hat), unbedingt bei Band 1 anfangen!

Zum Inhalt werde ich nicht allzu viel verraten, da ich nicht spoilern möchte. Anna alias Caro hat ihre Tarnnachnamen, die wenn man es mit der Mafia zu tun hat schon mal gewechselt werden müssen an Schachfiguren angelehnt, und genau wie in einem Schachspiel versucht sie ihre mächtigen Gegner von der russischen Mafia Stück für Stück auszuschalten, um selbst wieder angstfrei leben zu können. So wurde aus Caro Bauer aus dem letzen Teil jetzt Caro König, und ich fand es wieder sehr unterhaltsam wie einfallsreich Ursula Poznanski ihre Protagonistin agieren lässt, ohne sich selbst allzu sehr die Hände schmutzig zu machen. Es geht nicht unblutig zu aber irgendwie haben die Opfer ihr Schicksal doch auf jeden Fall verdient.

Als Hörbuch ist die Reihe unbedingt zu empfehlen, da die Sprecherin Luise Helm einfach grandios ist, Stimmungen perfekt vertont und besonders bei den Akzenten, deren sich Caro bedient, austoben konnte. Viel zu schnell waren die fast 13 Stunden Hörzeit vorbei, und ich habe mich nur ungern von Caro, der ehemaligen Passfälscherin, die zur Informantin der Polizei wurde, dann zur Blumenhändlerin und letzendlich im Schachspiel ihres Lebens zum weißen König transformierte, mit dem Ziel den schwarzen König zu schlagen, getrennt. Für mich war Band 3 der beste Teil dieser fesselnden Reihe, und die Autorin schaffte es auch dieses Mal wieder mich in einen Sog zu ziehen, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.

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Veröffentlicht am 23.05.2021

Mutige Frauen

Die Erfindung der Flügel
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Zu ihrem 11 Geburtstag bekommt Sarah Grimké ein menschliches Geschenk, nämlich ihr eigenes Sklavenmädchen, Hetty geschenkt, die ihr als Kammerzofe dienen soll. Wir befinden uns zu Beginn des 19.Jahrhunderts ...

Zu ihrem 11 Geburtstag bekommt Sarah Grimké ein menschliches Geschenk, nämlich ihr eigenes Sklavenmädchen, Hetty geschenkt, die ihr als Kammerzofe dienen soll. Wir befinden uns zu Beginn des 19.Jahrhunderts in den Südstaaten von Amerika in Charleston, wo die Sklaverei zum Alltag gehört. Sarah möchte Hetty bzw. Handful, wie sie von ihrer Mutter genannt wird, am liebsten die Freiheit schenken. Doch als ihr dieser Wunsch versagt bleibt, lehrt sie Handful heimlich lesen und schreiben, was den Sklaven verboten ist. Als sie erwischt werden, folgt eine schmerzhafte Bestrafung für beide Mädchen und Sarah's innigster Wunsch einmal einen Beruf zu ergreifen, am liebsten dem Vater als Anwältin beruflich nachzufolgen, rückt durch den Vorfall in unerreichbare Ferne, wobei sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht begriffen hat, dass auch ihr Geschlecht dem Berufswunsch entgegensteht.

In dem Roman "Die Erfindung der Flügel" beschreibt Sue Monk Kidd eindrucksvoll und nach realen Vorbildern das unfassbare, menschenverachtende Gesellschaftssystem der Sklavenhaltung am Beispiel der wohlhabenden, kinderreichen Familie Grimké. Abwechselnd aus Sicht von Sarah und aus Sicht von Handful taucht der Leser für mehrere Jahrzehnte in den Alltag beider Protagonistinnen ein, die beide auf so unterschiedliche Weise nach persönlicher Freiheit streben.

In der afrikanischen Kirche lernt Handful: "Gebt acht, denn ihr könnt zweifach versklavt werden, einmal mit eurem Körper, und einmal mit eurem Geist." Zu Sarah sagt sie: " Mein Körper mag ein Sklave sein, aber nicht mein Geist. Bei dir ist es umgekehrt."

Je älter Sarah wird, desto weniger kann sie die Sklaverei mit ihrem Gewissen vereinbaren, und eine Reise in den Norden des Landes festigt ihre Einstellung bis sie schließlich den Mut findet für ihre Überzeugungen einzutreten. Ihre jüngste Schwester für die sie in jungen Jahren zur Patin wird, teilt ihre Meinung, und so werden beide Schwestern Pionierinnen gegen die Sklaverei und Kämpferinnen für Frauenrechte.

Für Handful gibt es nur einen Kampf, den des Überlebens und die beständige Suche der Sklaverei zu entkommen um endlich frei zu sein.

Das Buch erzählt von zwei starken Frauen, wobei Handful schon früh als starker Charakter erkennbar ist, auch wenn sie als Sklavin in der schwächeren Position ist und viel weniger Möglichkeiten hat als die Plantagenbesitzertochter Sarah. Während Handful, genau wie ihre Mutter oft Kopf und Kragen riskiert, wenn sie mal wieder die Regeln ihrer Besitzer brechen, erscheint Sarah lange sehr zögerlich.

Ich fand das Buch sehr interessant und lesenswert und empfehle es gerne weiter, auch wenn der letzte Stern zum absoluten Highlightbuch für mich noch gefehlt hat.

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Veröffentlicht am 22.05.2021

Leben retten

Zwischen zwei Herzschlägen
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Es beginnt wie eine Teenie- Liebesgeschichte. Fußballass und Mädchenschwarm Joel scheint für Kerry unerreichbar. Er ist einfach ein anderes Kaliber als ihr liebster Freund, Kumpel und Nachbar Tim, mit ...

Es beginnt wie eine Teenie- Liebesgeschichte. Fußballass und Mädchenschwarm Joel scheint für Kerry unerreichbar. Er ist einfach ein anderes Kaliber als ihr liebster Freund, Kumpel und Nachbar Tim, mit dem sie alle Geheimnisse teilt, in den sie aber nicht verliebt ist. Tim dagegen hofft auf mehr und will den Silvesterabend nutzen Kerry endlich zu küssen.

Es kommt aber ganz anders, denn Joel kippt auf dem Fußballplatz plötzlich um und ist auf erste Hilfe angewiesen. Kerry zögert keine Sekunde und beginnt mit der Herzdruckmassage und der Beatmung, bis der Krankenwagen endlich erscheint. Tim, ebenfalls ausgebildeter Ersthelfer steht erstarrt daneben und kann Kerry erst helfen, als die Rettungskräfte fast da sind. Was sagt das über ihn aus? Genau wie für Kerry, war es immer sein Ziel Arzt zu werden.

Dieser Vorfall zum Ende des Jahres 1999 beeinflusst die Leben der 3 Protagonisten nachhaltig und hat Auswirkung auf ihr weiteres Leben, dass wir als Hörer viele Jahre verfolgen.

Ich habe den 3 Sprechern Marian Funk, Maditha Kelling Bergner und Jacob Weigert gerne zugehört, die den Roman perfekt eingesprochen haben.

Kerry ist eine zupackende, hilfsbereite Person, die oft zurücksteckt und bedingungslos für ihre Freunde da ist. Manchmal war sie mir ein bisschen zu "heilig". Tim musste früh im Leben Verantwortung übernehmen, als sein Vater die Familie verließ und ihn mit seiner kranken Mutter zurückließ. Er geht oft den Weg des geringsten Widerstandes und ich hatte öfter das Bedürfnis ihn mal zu schütteln. Joel verändert sich nach der Lebensrettung sehr zum Negativen, kommt überhaupt nicht damit klar, dass seine Fußballkarriere vorbei ist und versinkt im Selbstmitleid. Er braucht ziemlich lange bis er sein neues "Ich "nach dem Unfall reflektiert und versucht sich zu ändern.

Es sollte eine Triggerwarnung zum Thema Drogenmissbrauch geben,

Auch wenn ich Dreiecksgeschichten normalerweise nicht so mag, hat mir die Geschichte ganz gut gefallen. Das Thema "Erste Hilfe" ist ein zentrales Thema und Anliegen der Autorin. Es gibt auch noch ein sehr eindrückliches Nachwort dazu.

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Schwarzhumorig

Töchter
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Martha und Betty verbindet eine lange Freundschaft, deshalb lehnt Betty auch nicht ab, als Martha sie um einen besonderen Gefallen bittet. Martha's Vater Kurt ist todkrank und möchte zum Sterben in die ...

Martha und Betty verbindet eine lange Freundschaft, deshalb lehnt Betty auch nicht ab, als Martha sie um einen besonderen Gefallen bittet. Martha's Vater Kurt ist todkrank und möchte zum Sterben in die Schweiz gebracht werden. Da Martha nach einem traumatischen Unfall nicht mehr Auto fährt, soll ihre beste Freundin Betty als Fahrerin diese Reise begleiten. Im Grunde empfindet Martha die Bitte ihres Vaters als Zumutung, denn in ihrem Leben war er eigentlich immer nur abwesend. Jetzt zum Sterben meldet er sich wieder und appelliert an ihr Mitgefühl und ihre Liebe.


Ich muss gestehen, ich habe eine ganz andere Geschichte bekommen, als die, die ich erwartet hatte. Der Roadtrip mit dem röchelnden Vater auf der Rückbank seines klapprigen Golfs endet doch nicht so schnell im Sterbehilfeinstitut wie die beiden Frauen und auch ich gedacht haben. Stattdessen wird es eine Reise in die Vergangenheit, auch in die von Betty und eine intensive Aufarbeitung der eigenen Kindheit, mit Vätern, die ihre Töchter so oder so verlassen haben.


Während Martha ihr Kindheitstrauma kompensiert hat, indem sie permanent aber bisher erfolglos versucht hat noch schwanger zu werden ( mit 40 wird es langsam immer schwieriger), weil sie es unbedingt besser machen will, hat Betty einer eigenen Familie völlig abgeschworen. Als ruhelose Schriftstellerin jettet sie durch die Welt , vermietet ihre teure Berliner Wohnung derweil über Airbnb und kann nicht verwinden, dass ihr Ziehvater Ernesto sie und ihre Mutter von heute auf morgen verlassen hat. Die Ich-Erzählerin Betty ist so zynisch, dass es schon weh tut. Je hoffnungsloser die Situation ist desto öfter blitzt der schwarze Humor zwischen den Zeilen auf.


"Ich wollte hier nicht zur asozialen Alkoholikerin verkommen und wusste sehr genau, dass es von der sozialen zur asozialen Trinkerin nur ein Schritt war, und dieser Schritt war die Uhrzeit. Nicht grundlos war ich ein Nachtmensch, so hatte ich mehr Zeit für den Alkohol."


Leider hat das Buch zur Mitte hin ein paar Längen und der letzte Reiseabschnitt, der auf eine griechische Insel führt, war nach meinem Geschmack etwas zu abgedreht. Der Schreibstil, wie es im Klappentext, wie ich finde treffend beschrieben ist als Humor aus Notwehr, macht das Buch schon zu einem Lesegenuss, auch wenn mich der Plot nicht 100% überzeugen konnte.

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