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Veröffentlicht am 09.06.2024

Verführende Technik

Hundert Augen
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Innerhalb kürzester Zeit bin ich durch das Buch „Hundert Augen“ der argentinischen Autorin Samantha Schweblin geflogen.

Es hört sich zunächst nach einer Dystopie an, bei genauerer Beleuchtung fällt jedoch ...

Innerhalb kürzester Zeit bin ich durch das Buch „Hundert Augen“ der argentinischen Autorin Samantha Schweblin geflogen.

Es hört sich zunächst nach einer Dystopie an, bei genauerer Beleuchtung fällt jedoch auf, dass es das technische Spielzeug ,um das es hier geht zwar nicht gibt, aber durchaus geben könnte. Die Geschichte ist also gegenwartsnäher als uns lieb sein kann.



Im Fokus des Buches stehen unschuldig wirkende kleine Plüschtiere wie Pandas, Kaninchen, Drachen und weitere, ausgestattet mit Kameras und Mikrofonen sowie Rädern, damit sie sich überall gut bewegen können.

Das Besondere an dieser technischen Spielerei ist, dass man sich entscheiden kann ein solches Kentuki zu kaufen und damit Herrin oder Herr zu werden oder das Kentuki zu sein, dass am anderen Ende sitzt und durch ein fremdes Zuhause steuert. Auch der Zugangscode um das Wesen zu sein ist käuflich erwerbbar. Zugangscode und Kentucki werden per Zufall miteinander verbunden. Man weiß also überhaupt nicht, wo auf der Welt der Kentuki zum Einsatz kommt oder wer auch immer ihn steuert. Sprechen können die Kentukis nicht. Wie zu erwarten gibt es von den Besitzern aber einfallsreiche Ideen doch eine Kommunikation zu ermöglichen.



S.44 „ Man könne ja wohl kaum auf die Vernunft der Menschen bauen, und einen Kentuki zu haben, der frei bei einem herum lief, war, als würde man einem Fremden seine Haustürschlüssel geben.“



Der Roman ist episodenhaft erzählt. Wir begleiten 5 Personen, erfahren ihre Beweggründe zum Kauf eines Kentuckis, bzw. warum sie jetzt eines dieser Plüschtiere steuern wollen, und welche Erfahrungen sie daraufhin machen.

Unabhängig davon gibt es kurze, verstörende Kapitel mit Personen, die nur einmal auftauchen.

Man spürt unterschwellig immer einen leichten Horror und kommt natürlich ins Grübeln wie über die Fazination neuer Technik, die eigene Privatsphäre schnell mal ins Hintertreffen gerät. Auch Neugier, Einsamkeit oder einfach Voyeurismus sind natürlich Gründe dass die Kentukis in der Bevölkerung immer beliebter werden.

Dann lässt man sie mit den kleinen Kindern durch die Wohnung spazieren und hat vielleicht einen Pädophilen, der das Ding steuert.

Das Gedankenexperiment der Autorin hat etwas Beunruhigendes, weil man einfach merkt wie nah es an uns dran ist.

Vom mir gibt es eine große Leseempfehlung. Ich habe das Buch wirklich gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 08.06.2024

Besser den Film anschauen

The Idea of You
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Solène Marchand Galeristin ,geschieden , liebevolle Mutter für ihre Teenagertochter Isabelle begleitet ihre Tochter auf ein Meet & Great ihrer Lieblingsboybandgruppe „August Moon“, weil ihrem Ex kurzfristig ...

Solène Marchand Galeristin ,geschieden , liebevolle Mutter für ihre Teenagertochter Isabelle begleitet ihre Tochter auf ein Meet & Great ihrer Lieblingsboybandgruppe „August Moon“, weil ihrem Ex kurzfristig ein Termin dazwischengekommen ist.

Sie erregt die Aufmerksamkeit des Frontmanns Hayes und es entwickelt sich tatsächlich eine Liebesgeschichte zwischen der fast 40jährigen Solène und dem halb so alten Boybandsänger. Solène hat natürlich ein schlechtes Gewissen, denn das Poster des Popstars hängt in Isabelle’s Kinderzimmer. Doch gegen ihre Gefühle kann sie sich nicht wehren. Aus der anfänglich rein körperlichen Anziehung entwickelt sich schnell mehr. Es war sehr süß die zunehmende Liebe zwischen den beiden Protagonisten zu spüren. Solène wird aber durch ihre Liebe zu Hayes auch unweigerlich selbst reingezogen in den ganzen Fanwahnsinn den die Band umgibt . Und nicht nur das, ihre Tochter muß sich in der Schule beleidigende Kommentare über ihre Mutter anhören.

Ich mochte das Hörbuch, die Sprecherin Emilia Wallace hat einen guten Job gemacht. Das Ende fand ich leider wirklich plump. Habe mir zwischendurch die Verfilmung ( Als Du mich sahst) angesehen, die mir sehr gut gefallen hat und auch ein bisschen anders endet. Fazit: Das Buch war insgesamt unterhaltsam aber der Film ist in diesem Fall besser.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Im falschen Körper gefangen

Birthday - Eine Liebesgeschichte
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Meredith Russo erzählt sehr einfühlsam und nachfühlbar die Geschichte eines Transteenagers. Sie lässt bei ihrer Geschichte mit Sicherheit auch ihre eigenen Erfahrungen als transgender Frau mit einfließen.

Morgan ...

Meredith Russo erzählt sehr einfühlsam und nachfühlbar die Geschichte eines Transteenagers. Sie lässt bei ihrer Geschichte mit Sicherheit auch ihre eigenen Erfahrungen als transgender Frau mit einfließen.

Morgan und Eric sind von Kindesbeinen an eng befreundet. Sie leben in einer amerikanischen Kleinstadt in unterschiedlichen Verhältnissen, was ihre Freundschaft allerdings nicht schmälert.

Die Freunde, die am gleichen Tag, sogar zur gleichen Uhrzeit geboren wurden, sind sich sehr verbunden und feiern ihre Geburtstage auch zusammen, zumindest versuchen sie sich an dem Tag zu sehen. Beginnend mit dem 13. Geburtstag springen wir mit den Protagonisten von einem Geburtstag zum nächsten und erfahren was Morgan und Eric so bewegt und wie sie sich weiterentwickeln. Schon früh beginnt Morgan seinen Körper zu hassen und wäre sehr viel lieber ein Mädchen. Dass er diesen Wunsch nicht laut äußern darf, lernt er schnell. Er ist sowieso schon ein Außenseiter, denn seine Mitschüler merken, dass er anders ist. und grenzen ihn aus. Nur Eric ist ihm ein wirklich guter Freund, weiß aber auch nicht so genau warum Morgan so unglücklich ist. Es dauert viele Jahre, bis Morgan den Mut findet sich seinem Freund anzuvertrauen. Bis dahin hat Morgan schon unglaublich viel mitmachen müssen.

Struktur und Sprache des Romans haben mir gut gefallen. Man kann sich gut in Morgan einfühlen und wird ebenfalls von Trauer und Wut erfasst über die Art und Weise, wie die Umwelt mit Menschen umgeht, die nicht ganz der gängigen Norm entsprechen.

Es war ein interessanter Jugendroman, der für ein wichtiges Thema sensibilisiert und für mehr Toleranz wirbt. Trotz einiger Längen fand ich die Geschichte sehr berührend und lesenswert und empfehle sie gerne weiter.

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Veröffentlicht am 27.05.2024

Radfahrerregionalkrimi vom Niederrhein

Mordsradler
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Fahrradfreak Manni stolpert auf einer seiner Radtouren, die er als Tourenleiter mit seiner Radsportgruppe unternimmt über einen toten Mountainbiker. Und das soll nicht der einzige Tote bleiben, denn Manni‘s ...

Fahrradfreak Manni stolpert auf einer seiner Radtouren, die er als Tourenleiter mit seiner Radsportgruppe unternimmt über einen toten Mountainbiker. Und das soll nicht der einzige Tote bleiben, denn Manni‘s Hund Pakko apportiert in den kommenden Tagen noch eine blutige Luftpumpe, die zu einem weiteren Toten führt. Jetzt ist Manni, alarmiert und neugierig zugleich. Hat es da jemand etwa auf Radfahrer abgesehen?

Wie gut, dass er im Freundeskreis so gute Kontakte zur Polizei hat und diese zu nutzen weiß.

Mit seinem kriminalistischen Gespür hilft er der etwas lahmen Dorftruppe von Polizisten immer wieder auf die Sprünge. Dazu radelt er beinahe täglich durch die malerischen Orte am Niederrhein im Grenzgebiet zu unseren holländischen Nachbarn. Diese Heimatliebe macht dann wohl auch den Großteil des Charmes dieses Regionalkrimis aus. Wer hier wohnt, freut sich an den bekannten Schönheiten der Umgebung und am Lokalkolorit. Da sind Spannung und der Kriminalfall an sich schon fast nebensächlich. Auch beim Schreibstil darf man nicht allzu hohe Erwartungen haben. Die Geschichte ist flüssig geschrieben, hat einige humorvolle Szenen ist aber recht einfach gehalten.

Am Ende zieht das Tempo nochmal an und der Autor versucht sich an einem Showdown, der dann aber mangels Spannung nicht ganz gelingt.

Ich verstehe absolut, dass es Fan‘s für dieses Genre gibt und möchte den Unterhaltungswert von Regionalkrimis auch gar nicht klein reden.

Für mich kann ich nur feststellen waren die „Mordsradler“ leider nicht so das Richtige.

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Veröffentlicht am 23.05.2024

Das Leben ist kein Nullsummenspiel

Vom Ende der Einsamkeit
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Die unbeschwerte Kindheit der Geschwister Jules, Liz und Marty endet abrupt als die Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen. Sie kommen auf ein Internat und müssen irgendwie mit ihrer Trauer klarkommen ...

Die unbeschwerte Kindheit der Geschwister Jules, Liz und Marty endet abrupt als die Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen. Sie kommen auf ein Internat und müssen irgendwie mit ihrer Trauer klarkommen und ihr Leben weiterleben.

Benedict Wells zeigt in berührender Weise, dass jeder anders mit Verlust und Trauer umgeht und für Kinder ist die Erfahrung besonders schwer. Aus dem fröhlichen Jules wird ein verschlossener, trauriger Einzelgänger. Die große Schwester Liz stürzt sich ins Leben und verliert sich dabei fast und Marty wird zum Nerd und Streber, unnahbar für jeden. Die Geschwister nähern sich erst im Erwachsenenalter wieder an.

Deshalb ist es für Jules, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, um so wichtiger in Alva eine Freundin zu finden, die ihn versteht, weil auch sie eine große Traurigkeit in sich trägt.

In dem Roman begleiten wir die Geschwister auf ihrem Lebensweg, der immer wieder neue Überraschungen mit sich bringt. Es war ein Buch voller Gefühl aber auch voller Traurigkeit und Melancholie, dass den Leser bei allen Schicksalsschlägen aber nicht hoffnungslos zurücklässt. Der Autor zeichnet seine Personen sehr liebevoll und lebensecht und man kommt ihnen beim Lesen sehr nah.

Ich habe mich am Anfang etwas schwer getan in das Buch hineinzukommen. Das hat sich aber zum Glück schnell gegeben.

Alles in allem kann ich den Roman wirklich empfehlen. Er bringt den Leser dazu über das Leben nachzudenken, über das was wirklich wichtig ist und glücklich macht.

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