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Veröffentlicht am 22.02.2020

Ein schwieriges Thema kindgerecht umgesetzt

Hannah Arendt
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Ich finde die Reihe Little People, BIG DREAMS einfach großartig. Sehr mutmachend und inspirierend ist es doch schon für die Kleinen an Beispielen von tollen Persönlichkeiten darzulegen, dass ganz normale ...

Ich finde die Reihe Little People, BIG DREAMS einfach großartig. Sehr mutmachend und inspirierend ist es doch schon für die Kleinen an Beispielen von tollen Persönlichkeiten darzulegen, dass ganz normale Kinder es geschafft haben in ihrem Leben Großes zu leisten und ihre Träume zu verwirklichen.

Hannah Arendt hatte es als Kind natürlich überhaupt nicht leicht. Sie ist als Jüdin in der rassistischen Zeit aufgewachsen, in der es Hitler geschafft hat an die Macht zu kommen. Sie ließ sich nicht unterkriegen, und floh schließlich nach Frankreich und später nach Amerika. Sie hat ihr Leben lang gegen Ungerechtigkeiten gekämpft und ist als studierte Philosophin der Frage nachgegangen, wieso es zum Holocaust kommen konnte.

Das ist sicher ein schwieriges Thema für ein Kinderbuch. Diese Reihe ist aber für verschiedene Alterklassen gedacht. Kleinere Kinder werden sich an den tollen Illustrationen erfreuen und ihren Spaß daran haben die kleine Hannah auf jeder Seite, gut erkennbar im roten Kleid, wiederzuentdecken. Für größere Kinder ist auch der Text interessant, der auf jeder Seite nur wenige kurze Sätze beinhaltet und eine gute Möglichkeit für Eltern ist, mit ihren Kindern ins Gespräch zu kommen. Die schlimme Zeit des 3. Reiches darf niemals vergessen werden. Dieses Buch hilft mit, schon bei den Kleinen den Grundstein dafür zu legen, dass ihnen Ungerechtigkeiten und Rassismus frühzeitig auffallen und man sich mit aller Kraft dagegen wehren muss. Und auch als Erwachsene habe ich sehr viel Spaß an den Illustrationen von Sophia Martineck und dem gelungenen Texten von Isabel Sanchez Vegara, die das Leben von Hannah Arendt kurz und knapp, aufs Wesentliche beschränkt, zusammenfasst. Am Ende gibt es für den interessierten Leser noch einen Fotolebenslauf der porträtierten Hannah.

Ich bin sehr begeistert, vergebe natürlich alle Sterne, die zur Verfügung stehen und freue mich schon auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 14.02.2020

Emmy und Leah

LITTLE LIES – Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht
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Emmy und Leah sind froh sich zu haben. Fliehen sie doch beide aus ihrem bisherigen Leben und können so gemeinsam einen Neustart wagen. Ein Dartpfeil auf einer Landkarte markiert ihren neuen Lebensmittelpunkt, ...

Emmy und Leah sind froh sich zu haben. Fliehen sie doch beide aus ihrem bisherigen Leben und können so gemeinsam einen Neustart wagen. Ein Dartpfeil auf einer Landkarte markiert ihren neuen Lebensmittelpunkt, eine Kleinstadt in West Pennsylvania. So unterschiedlich die beiden Frauen auch sind, das Zusammenleben funktioniert gut. Die Journalistin Leah arbeitet in ihrer neuen Wahlheimat als Lehrerin und Emmy, eher der Nachtmensch, arbeitet in einem Motel an der Rezeption. So ist es nicht verwunderlich , dass Leah das Verschwinden ihrer Freundin zuächst gar nicht bemerkt. Als sie sie als vermisst melden möchte, wird eine schwer verletzte Frau aufgefunden, die ihr selbst, Leah, stark ähnelt.

Dieser, wie ich fand, gut durchdachte Psychothriller wird in der Ich-Perspektive der Protagonistin Leah geschrieben. Direkt zu Beginn wird klar, dass sie nicht grundlos mit Emmy einen Neuanfang will. Aus ihrem alten Job als Journalistin ist sie rausgeflogen, da sie offenbar einen Artikel geschrieben hat, der nicht ganz koscher war. Über Emmy erfährt der Leser nur dass, was Leah im Rückblick über sie weiß, und das ist weniger als sie dachte über ihre Freundin zu wissen. Nach der verletzten Frau gibt es noch eine Leiche, und die sitzt unglücklicherweise in Emmy's Auto. Jetzt ist die Polizei am Zug und nimmt Leah's und Emmy's Umfeld ganz genau unter die Lupe und Leah's Glaubwürdigkeit wird immer weiter erschüttert.

Leah war mir jetzt nicht wirklich sympathisch aber sie war schlau und der Polizei irgendwie immer ein paar Schritte voraus. Auch wenn sie jetzt eine Lehrerin war, waren ihr die Recherchemethoden als Journalistin so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie gar nicht anders konnte als den Hinweisen, die ihr zugetragen wurden weiter nachzugehen. Das Buch wird immer spannender und führt letztendlich in eine völlig andere Richtung als man anfänglich dachte.

Mir hat dieser psychologische Spannungsroman gut gefallen, nachdem das erste Drittel des Buches vielleicht etwas mühsam war, hatte mich die Geschichte spätestens dann aber gepackt, und ich war überrascht und gefesselt von den Wendungen, die die Geschichte letztendlich noch genommen hat und empfehle es gerne weiter.

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Ein bisschen zuviel Drama

Der Engelsbaum
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"Der Engelsbaum" von Lucinda Riley ist ein Frühwerk der Autorin, und ich hatte die Hörbuchfassung, gelesen von Simone Kabst vorliegen.

Die Familiengeschichte, die über mehrere Generationen der Familie ...

"Der Engelsbaum" von Lucinda Riley ist ein Frühwerk der Autorin, und ich hatte die Hörbuchfassung, gelesen von Simone Kabst vorliegen.

Die Familiengeschichte, die über mehrere Generationen der Familie Marchmont berichtet, beginnt mit der Ankunft Greta's auf dem Familienanwesen Marchmont Hall kurz vor dem Weihnachtsfest 1985. Greta leidet unter einem Gedächnisverlust nach einem Unfall, der über 20 Jahre zurückliegt und hofft ihrem Gedächnis hier auf die Sprünge helfen zu können. Der Roman spielt in mehreren Zeitebenen und führt den Leser für lange Zeit zurück in Greta's Jugend, wo sie als Tänzerin im Nachkriegs-London im Windmills Theatre darauf wartet, entdeckt zu werden. Dort lernt sie nicht nur David kennen, der ihr ein guter Freund wird und der sie heimlich liebt, sondern beginnt auch eine Affaire mit einem amerikanischen Soldaten, von dem sie prompt schwanger wird und der auch schnell wieder aus ihrem Leben verschwindet. David hilft ihr aus ihrer verzweifelten Lage und bietet ihr an, die Zeit ihrer Schwangerschaft und Entbindung bei seiner Mutter L.J. auf dem Familiensitz zu verbringen. Die Familie Marchmont, in die Greta schließlich einheiratet, ihre Kinder und Enkel müssen in Lucinda Riley's Roman etliche Schicksalsschläge erleiden. Nachdem es mit der Greta's Karriere im Showgeschäft nicht geklappt hat und ihre Ehe gescheitert ist, wird ihre Tochter Cheska als Kinderstar entdeckt und erreicht den Ruhm, den ihre Mutter nie erringen konnte. Die Protagonistin bemerkt nicht wie dieser Druck ihrem Mädchen die Kindheit stiehlt und ihren Charakter verändert.

Riley ist eine großartige Erzählerin, aber irgendwann folgte in dieser Geschichte ein Drama dem Nächsten, und es war einfach nur noch unglaubwürdig. Soviel Pech kann eine Familie gar nicht haben! Dass es am Ende trotzdem noch so etwas wie ein Happy End gibt, hat der Geschichte eher geschadet. Nachdem die Autorin zuvor soviel Prozellan zerschlagen hat, hat sie versucht auf den letzten Seiten die Reste schnell noch zu kitten.

Auch ist das Hörbuch, dessen Vertonung durch Simone Kabst mir gut gefallen hat etwas zu lang geraten. Der in rund 17 Stunden erzählte Roman hat dann doch einige Längen.

Insgesamt war es dennoch spannend, aber sicher eins der schwächeren Bücher von Lucinda Riley.

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Veröffentlicht am 07.02.2020

Mensch und Aal

Das Evangelium der Aale
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Patrick Svensson hat in seinem Debütroman "Das Evangelium der Aale" alles Wissenswerte über diesen geheimnisvollen Fisch zusammengetragen und mit einer Geschichte seiner Kindheit verknüpft. Ich denke, ...

Patrick Svensson hat in seinem Debütroman "Das Evangelium der Aale" alles Wissenswerte über diesen geheimnisvollen Fisch zusammengetragen und mit einer Geschichte seiner Kindheit verknüpft. Ich denke, das Buch ist in gewisser Weise auch eine Liebeserklärung an seinen verstorbenen Vater, mit dem er als Kind immer zum Aalangeln gegangen ist.

Es ist ein leises, eindringliches Buch mit einer tollen Sprache. Sind Sachbücher zuweilen eher trocken,hat es der Autor verstanden, bei mir, die ich keine Ahnung von Aalen hatte, Fazination und Erstaunen zu wecken. Die Wanderung des Aals, seine Metamorphosen, die Art seiner Fortpflanzung, sein Geburtsort und der Ort, an den er letztendlich zum Laichen zurückkehrt, haben die Wissenschaft jahrzehntelang beschäftigt. Die Aalfrage konnte nie 100% geklärt werden. Heute gilt dieser rätselhafte Fisch , den es seit mindestens vierzig Millionen Jahren gibt, als vor dem Aussterben bedroht, und es ist fraglich, ob sein Verschwinden von unserer Erde noch verhindert werden kann.

Das stimmt mich nach dem Lesen dieses Romans besonders traurig, denn ich bin ein Aalfan geworden.

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Veröffentlicht am 04.02.2020

Kreisen ums eigene Ich

Nicht mein Ding
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Ich muss zugeben, ich hatte mit diesem Buch von Jami Attenberg so meine Schwierigkeiten. Es erzählt von Andrea, die im Klappentext als Heldin bezeichnet wird, für mich aber eher eine Antiheldin ist, die ...

Ich muss zugeben, ich hatte mit diesem Buch von Jami Attenberg so meine Schwierigkeiten. Es erzählt von Andrea, die im Klappentext als Heldin bezeichnet wird, für mich aber eher eine Antiheldin ist, die ihr Leben nicht in den Griff bekommt. Wir erleben eine selbstsüchtige, unzufriedene Person, die in einem Job feststeckt, den sie hasst und deren Leben eigentlich nur aus Drogen, Alkohol, Parties und Sex mit wechselnden Partnern besteht.

Ichbezogen ist auch ihre Reaktion auf den Wegzug ihrer Mutter, die Andreas Bruder und dessen Frau bei der Pflege ihres todkranken Kindes unterstützen will. Sie macht ihr Vorwürfe und fühlt sich alleingelassen und das mit fast 40 Jahren.

Der Roman spielt mit Zeitsprüngen. Immer wieder sind Episoden aus verschiedenen Lebensphasen von Andrea mit der Vergangenheit verknüpft worden. So versteht man als Leser natürlich nach und nach , wie prägend bestimmte Erlebnisse für das weitere Leben der Protagonistin sein mussten. Denn sie hatte wahrlich einen schweren Start, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und musste erleben wie der Vater früh an einer Überdosis starb. Auch die Mutter konnte ihr nicht den nötigen Halt geben, war sie doch den ganzen Tag damit beschäftigt, die Familie durchzubringen. So ist aus Andrea eine Person geworden, die jeglicher Entscheidung und Verantwortung aus dem Weg geht. Jeder in ihrem Umfeld, sei es Verwandte, Bekannte oder Freunde ziehen an ihr vorbei , entwickeln sich weiter. Nur ihr eigenes Leben stagniert.

Überraschenderweise kommt es am Ende doch noch zu einem Umdenken und Ausbrechen aus ihrem üblichen Verhaltensmuster, was man als kleinen Hoffnungsschimmer für das Leben der Protagonistin deuten kann.

Der Roman von Jami Attenberg regt auf jeden Fall zum Nachdenken über den eigenen Lebensweg an. Zwischendurch blitzte immer etwas Sarkasmus durch. Der Charakter von Andrea war in großen Strecken unsympathisch aber authentisch gezeichnet. Ein Buch mit Nachhall, deshalb 4 Sterne von mir.

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