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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2019

Im Namen der Achtsamkeit - Entschleunigt auf der Überholspur

Achtsam morden
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Wie hab ich dieses Buch genossen! Wer einen wunderbar sarkstischen Krimi aus dem Mafiamilieu lesen möchten, wird mit dem Debütroman " Achtsam Morden" von Karsten Dusse seine Freude haben. Ich habe das ...

Wie hab ich dieses Buch genossen! Wer einen wunderbar sarkstischen Krimi aus dem Mafiamilieu lesen möchten, wird mit dem Debütroman " Achtsam Morden" von Karsten Dusse seine Freude haben. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und immer noch ein Grinsen im Gesicht.

Björn Diemel sorgt in seiner Kanzlei für gute Umsätze, vertritt er doch den Mafioso Dragan in allen Lebenslagen. Trotzdem hat er sich gleichzeitig alle Chancen in dieser Kanzlei noch etwas zu werden verspielt, denn er gilt als "Bäh Anwalt", mit dem keiner der ehrenwerten Kollegen gesehen werden will. Björn merkt, dass ihn sein Assiklient und seine Schergen stressen. Außerdem droht seine Ehe auseinanderzubrechen und er hat Sorge dadurch auch den Kontakt zu seiner geliebten Tochter Emily zu verlieren. Ein Achtsamkeitscoach ist die Lösung und soll ihm helfen sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Die Regeln von Joschka Breitner, werden zu Björn's Mantra und durch seine eigenwillige Interpretation der Glaubensätze seines Coach's kommen Björn's Probleme eine ganz neue Bewertung zuteil und können "achtsam" gelöst werden.

"Machen Sie folgende Übung: Gehen Sie spazieren. Sowohl körperlich, als auch in Gedanken. Laden Sie Ihr Problem ein, Sie zu begleiten. Warten Sie ab, bis Ihnen das Problem erzählt hat, was es braucht, um zu verschwinden. Bewerten Sie diese Angebote nicht. Jedes dieser Angebote ist eine Lösung.....Am Ende des Spaziergangs werden Sie zu dritt zurückkommen: Sie. Ihr Problem - und die passende Lösung."

Das Buch macht wirklich Spaß. Sehr witzig z.B. auch Herrn Dusses sarkastische Kritik am Kindergartenplatzvergabesystem, ( hier abgekürzt KOTZ), das in den Roman mit einfließt. Ich habe manchmal wirklich schallend gelacht und gebe dem Buch sehr gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Der 2. Teil der Tom Babylon Reihe

Zimmer 19
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Anstelle des Eröffnungsfilms, wird auf der Berlinade vor einem riesigen Publikum ein Snuff Film, nämlich die Vergewaltigung und Ermordung einer jungen Frau gezeigt. Schnell stellt sich heraus, dass es ...

Anstelle des Eröffnungsfilms, wird auf der Berlinade vor einem riesigen Publikum ein Snuff Film, nämlich die Vergewaltigung und Ermordung einer jungen Frau gezeigt. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem Opfer um die Tochter des Bürgermeisters Otto Keller handelt. Die Spuren führen zurück in die DDR Vergangenheit.

Tom Babylon vom LKA ermittelt gemeinsam mit der Polizeipsychologin Sita Johanns, von deren schwieriger Vergangenheit immer wieder in Rückblenden erzählt wird. "Zimmer 19" ist der 2. Teil dieser Reihe. Den Vorgänger "Schlüssel 17" habe ich noch nicht gelesen, deshalb kenne ich Tom Babylon's Geschichte natürlich nicht so ausführlich, wie Leser, denen der 1. Band bekannt ist. Auf jeden Fall leidet der Ermittler immer noch darunter, dass seine kleine Schwester Viola vor 20 Jahren verschwunden ist und führt oft Gespräche mit ihrem imanigären Ich.

Der Thriller ist flüssig und spannend geschrieben. Schnell gerät man als Leser in den Sog der Geschichte. Die Zahl 19, die in dem Snuff Film deutlich gezeigt wird, scheint der Schlüssel zur Lösung zu sein, und die Zeit drängt denn weitere Kinder bekannter Persönlichkeiten im Umfeld des Bürgermeisters sind ebenfalls bedroht.

Alles, wirklich Alles scheint miteinander verwoben.Und das ist auch schon mein Kritikpunkt. Die Zufälle häufen sich und machen die Geschichte damit ein Stück weit unglaubwürdig. Davon abgesehen ist dieser Thriller auf jeden Fall ein Lesegenuss, spannend und Einblick gebend über die alten Seilschaften in der DDR. Am Schluss gibt es noch einen kleinen Cliffhanger, so dass ich gespannt einen nächsten Fall von Tom Babylon erwarte.

Veröffentlicht am 01.09.2019

Poetisch und tiefsinnig, ein absoluter Hörgenuss

Wie man die Zeit anhält
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Tom Hazard ist ein Geschichtslehrer der für seine Schüler Geschichte lebendig werden lässt. Wenn er erzählt, fühlt es sich für sie so an, als wäre er dabei gewesen, und das ist er tatsächlich. Er hat nämlich ...

Tom Hazard ist ein Geschichtslehrer der für seine Schüler Geschichte lebendig werden lässt. Wenn er erzählt, fühlt es sich für sie so an, als wäre er dabei gewesen, und das ist er tatsächlich. Er hat nämlich einen Gendefekt, der sich Anagerie nennt. Dieser lässt ihn nur sehr langsam altern, und so sieht er zwar aus, als wäre er etwa 40 Jahre alt, ist aber tatsächlich vor über 400 Jahren geboren worden im Jahre 1581. Gegenüber anderen Menschen hat er zudem ein stabileres Immunsystem, welches ihn vor Krankheiten schützt. Somit ist er einfach langlebiger, aber nicht unsterblich. Die Menschen in seinem Umfeld macht sein Anderssein natürlich mißtrauisch, und so hat sich Tom vor langer Zeit, als er entdeckt hat nicht der Einzige zu sein, sich einer Gesellschaft angeschlossen, die es sich zum Ziel gemacht hat Ihresgleichen zu schützen. Diese Albatrosgesellschaft sorgt etwa alle 8 Jahre, denn dann wird das "Nichtalternkönnen" offensichtlich, für eine neue Identität und erteilt dem Schützling kleine Aufträge, denn man möchte Menschen, die ebenfalls diesen Gendefekt haben, finden und sie dazu bringen in die Gesellschaft einzutreten.

Es macht großen Spaß mit Tom durch die Jahrhunderte zu reisen. Es gibt immer wieder Rückblicke in seine Kindheit und Jugend.Er hat Berümtheiten wie Shakespeare und Captain Cook kennengelernt. Die Zeiten und Orte wechseln ständig, und Christoph Maria Herbst versteht es als Sprecher, wie kein anderer den Charakteren in diesem Buch eine Stimme zu geben.

Tom ist kein glücklicher Mensch. Er trauert der Liebe seines Lebens seit Jahrhunderten nach, ist seine geliebte Rose doch schon so lange an der Pest gestorben. Der einzige Grund, für den es sich seiner Meinung nach noch zu leben lohnt, ist die Suche nach seiner Tochter, die seinen Gendefekt geerbt hat. Doch dann begegnet er der bezaubernden Camille in der Jetztzeit, in der er Geschichtslehrer in London ist und sie behauptet ihn von irgendwoher zu kennen.

Ich bin total begeistert von dem Buch, dass auch viele philosophische Elemente enthält, tolle Zitate und Weisheiten. Es ist ein wirklich klug gemachter Roman der leisen Töne, der einen über das Leben nachdenken lässt und der als Hörbuch unbedingt zu empfehlen ist.

"Die Menschen, die Du liebst sterben nie."

Veröffentlicht am 31.08.2019

Im Schatten der Vergangenheit

Hope Again
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"Hope again" ist Teil der Again Reihe von Mona Kasten, in die ich ohne Vorkenntnis der vorherigen Bücher quereinsteige, was gut gelingt.

Die Geschichte wird aus Sicht der 21jährigen Everly Penn erzählt, ...

"Hope again" ist Teil der Again Reihe von Mona Kasten, in die ich ohne Vorkenntnis der vorherigen Bücher quereinsteige, was gut gelingt.

Die Geschichte wird aus Sicht der 21jährigen Everly Penn erzählt, die sich in ihren Dozenten Nolan Gates (28 Jahre) verliebt. Wer denkt genau hier liegt das entscheidene Problem und diese Liebe verstößt halt gegen ethische Grundsätze und kann deshalb nur schwierig werden, wird schnell feststellen, dass es vielmehr die Vergangenheit ist, die ein Zusammensein dieses Paares scheinbar unmöglich macht. Sowohl Everly, als auch Nolan, haben traumatische Erlebnisse hinter sich und unverarbeitete Ängste, die ihnen im Wege stehen. Das ist einerseits nachvollziehbar, andererseits hat mich das ewige Hin und Her der Beziehung ein bißchen genervt, und ich hatte die Autorin im Verdacht, dass sie so das Ende künstlich hinauszögert.

Neben ihrer eigenen Liebesgeschichte hat auch Everly's Mutter eine neue Liebe gefunden, und mit diesem Mann möchte sie jetzt gerne zusammenziehen. Auf diese Ansage reagiert die Protagonistin nahezu pubertär, hat für ihre Ausraster natürlich Gründe, aber eine etwas erwachsenere Reaktion hätte ich mir schon gewünscht.

Mona Kastens Schreibstil ist gewohnt flüssig und sehr gefühlvoll. Man merkt der Autorin an, dass sie in dem Genre New Adult zu Hause ist. Der Einstieg in die Geschichte war für mich etwas schleppend, der Lesefluss wurde aber mit der Zeit besser. Ich musste mich in Everly's Charakter erst einlesen. Sie war mir zunächst auch nicht 100% sympathisch. Nolan blieb leider etwas blass. Als Nebencharakter gefiel mir Blake am besten. Er entpuppte sich als toller Freund für Everly und wird im Folgeband wieder auftauchen, wie ich gelesen habe.

"Hope again" ist aus meiner Sicht ein gefühlvoller New Adult Roman, der auf jeden Fall unterhaltsam ist und bei der Zielgruppe junge Erwachsene sicher gut ankommt. Er hat in meinen Augen ein paar Schwächen, macht aber trotzdem Spaß. Meine Tochter hat ihn in 2 Tagen verschlungen.(Ich habe aus angeführten Gründen etwas länger gebraucht!)

Veröffentlicht am 22.08.2019

Be my eyes

Blind
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Nathaniel ist blind, kommt aber dank verschiedener Hilfsmittel gut zurecht mit seiner Einschränkung. Sehr dankbar ist er für die Erfindung der App "Be my eyes", bei der ihm ein Sehender zugeschaltet wird, ...

Nathaniel ist blind, kommt aber dank verschiedener Hilfsmittel gut zurecht mit seiner Einschränkung. Sehr dankbar ist er für die Erfindung der App "Be my eyes", bei der ihm ein Sehender zugeschaltet wird, der für ihn das Sehen übernimmt. Möchte er z.B ein bestimmtes Hemd anziehen,kann ihm der Mensch, den er zur Hilfe kontaktiert bei der Farbauswahl helfen. In einer dieser banalen Alltagssituationen hat er plötzlich das Gefühl, dass der Frau, mit der er gerade noch telefoniert hat etwas Schreckliches passiert ist. Er hat einen Schrei gehört, bevor die Verbindung abgebrochen ist. So sehr er selbst seinen Instinkten vertraut, so schwierig ist es für ihn nach außen Gehör zu finden. Nur eine ältere Dame , die im selben Haus wohnt und seine Journalistenfreundin Milla glauben ihm, während er für die Polizei nach und nach selbst als Verdächtiger in den Fokus rückt.

Christine Brand hat sich sehr gut in den blinden jungen Mann hineingedacht. Da Nathaniel fest davon überzeugt ist, der fremden Frau helfen zu müssen, stellt er im Rahmen seiner Möglichkeiten selber Ermittlungen an und fordert dafür von Milla, der er vor nicht allzu langer Zeit eine Reportage über sein Leben ermöglicht hat den ein oder anderen Gefallen ein. Neben seiner Perspektive gibt es noch eine völlig andere Sicht auf den Fall von Seiten der Polizei, deren führender Ermittler der Lebensgefährte der Journalistin Milla ist. Das ist spannend gemacht ,und als Leser wird man auch immer unsicherer, ob Nathaniel wirklich so unschuldig ist, wie es zunächst den Anschein hat. Außerdem muss sich die Polizei noch mit einem 2. Fall, in dem es um mysteriöse Aidsinfizierte geht beschäftigen und man fragt sich natürlich die ganze Zeit, ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen gibt.

Ich habe diesen Thriller sehr gerne gelesen. Die Geschichte war wirklich spannend gemacht, die Charaktere wirkten authentisch und der Schreibstil der Autorin flüssig und angenehm. Außerdem waren die einzelnen Kapitel recht kurz gehalten, die Perspektiven wechselten sich ab, es gab Rückblenden, die weitere Puzzleteilchen offenbarten, so dass es stets spannend blieb.

Ich habe Nichts zu meckern und wünsche diesem tollen Thriller einfach nur viele Leser!