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Veröffentlicht am 03.04.2024

Reihenauftakt mit Potenzial

Höllenkalt
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„Höllenkalt“ ist der 1. Band einer neuen Krimireihe ( die Áróra - Reihe), die auf Island spielt.

Die Protagonistin Áróra, die Halbisländerin ist aber in London lebt, wird von ihrer besorgten Mutter angerufen, ...

„Höllenkalt“ ist der 1. Band einer neuen Krimireihe ( die Áróra - Reihe), die auf Island spielt.

Die Protagonistin Áróra, die Halbisländerin ist aber in London lebt, wird von ihrer besorgten Mutter angerufen, die sich Sorgen um die ältere Tochter Ísafold macht, von der sie schon viel zu lange nichts gehört hat.

Sie bittet Áróra nach Island zu reisen, um herauszufinden, ob etwas passiert ist. Áróra selbst hat zur Zeit selbst keinen Kontakt zu der älteren Schwester, verspricht der Mutter aber sich zu kümmern. Sie war schon immer die stärkere Schwester und hat Ísafold schon häufig beschützen müssen. Während Àròra eine zupackende Art hat und rein äußerlich eine richtige „Wikingerfrau“ ist, ist ihre Schwester das genaue Gegenteil. Ìsafold‘s Freund Björn ist auch nicht gerade vertrauenserweckend.

Von Beginn an scheint es nicht unwahrscheinlich, dass Ìsafold einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.



Àròra hat einen interessanten Beruf. Sie lässt sich anheuern, um nach verschwundenen Geldern zu fahnden. Hinterzogene Steuern oder versteckte Vermögen, die im Ausland auf dubiosen Konten schlummern, jagt sie sehr erfolgreich hinterher und streicht sich satte Provisionen als Lebensunterhalt ein. Während sie auf Island nach Spuren sucht, um ihre Schwester ausfindig zu machen, weckt eine Begegnung auch ihre berufliche Intuition, die sie nicht einfach ignorieren kann.

Ausgesprochen gut hat mir übrigens das Setting gefallen. Island lässt sich wirklich gut fühlen, dieses karge und dünn besiedelte Land, in dem die Menschen schon gewisse Eigenarten entwickeln können.

Áróra bekommt bei ihren Nachforschungen nach der verschwundenen Schwester auch Hilfe von dem sympathischen Polizisten Daniel, der wie die Mutter sagt Verwandtschaft ist.


Ich mochte diesen Krimi ganz gerne, denke aber die Geschichte wird sich im nächsten Band noch entwickeln. Das Buch endet jedenfalls mit einem krassen Cliffhanger, was ich eigentlich nicht so gerne mag. Auf jeden Fall werde ich mich wohl bald dem nächsten Teil widmen.

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Veröffentlicht am 28.03.2024

Schwere Kost

Durch das große Feuer
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„Durch das große Feuer“ von Alice Winn war ein Buch, dass ich ein paar Mal fast abgebrochen hätte und dann doch wieder nicht zur Seite legen konnte. Es weckte zwiespältige Gefühle in mir, hat mich an mancher ...

„Durch das große Feuer“ von Alice Winn war ein Buch, dass ich ein paar Mal fast abgebrochen hätte und dann doch wieder nicht zur Seite legen konnte. Es weckte zwiespältige Gefühle in mir, hat mich an mancher Stelle fasziniert an anderer Stelle angeekelt und erschüttert.

Die Autorin platziert ihre Geschichte kurz vor Beginn des 1.Weltkrieges. Die Eliteschüler Henry Gaunt und Sidney Ellwood leben zu dieser Zeit im renommierten englischen Internat Preshute. Es ist ein Internat ausschließlich für Jungen und was mich beim Lesen gleich zu Beginn irritiert hat, war, dass hier gefühlt jeder homosexuelle Neigungen hatte und diese , natürlich heimlich, ( man durfte sich halt nicht erwischen lassen) auslebte. Das erschien mir schon reichlich übertrieben und unrealistisch.

Auch die Freunde „Gaunt“ und „Elly“ sind verliebt , sind sich gegenseitig aber ihrer Liebe nie ganz sicher. Als sich der etwas ältere Henry Gaunt freiwillig zum Kriegsdienst verpflichtet, obwohl er eigentlich noch zu jung ist, ist Ellwood verzweifelt und will ihm schnellstmöglich nachfolgen. Es war erschütternd zu lesen, mit welchem Enthusiasmus diese jungen Männer damals in den Krieg zogen.

Die Schülerzeitung „The Preshutian“ druckt ab Beginn der Kämpfe immer länger werdende sogenannte „Ehrenlisten“ ab , auf denen die Gefallenen gewürdigt werden und feuert den Wunsch der Jungen sich als Helden zu beweisen nach Kräften an.

Sydney Ellwood schafft es in das Regiment von Henry Gaunt, der durch die vielen Verluste schon im Rang aufgestiegen ist und nun sein Vorgesetzter wird .

Wenn man vom Grauen an der Front liest, darf man nicht zimperlich sein. Die Autorin beschreibt die unzähligen abgerissenen Körperteile und die von Blut durchtränkten Ackerböden nur allzu bildhaft. Sie erzählt auch sehr anschaulich , wie aus den einst fröhlichen jungen Männern seelische Wracks werden. Nach ein paar Monaten, wenn man denn so lange überlebt, gehen fast jedem Soldaten die Nerven durch. Kriegszittern hieß es damals, von posttraumatischen Belastungsstörungen spricht man heute.

Sydney und Henry sorgen sich natürlich auch permanent umeinander und bei einer weiteren furchtbaren Schlacht im „Niemandsland „ wird „Gaunt“ dann auch tatsächlich getroffen und kann nicht einmal mehr in die englische Stellung geborgen werden. Für Sydney, der davon ausgeht, dass sein geliebter Freund tot ist, gibt es von da ab keinen Grund mehr den Krieg überleben zu wollen.

Ich habe diesen Roman, der das Debüt der Autorin ist , als unfassbar intensiv empfunden. Alice Winn fängt, wie ich finde sehr gut die Stimmungen und Gefühle und das furchtbare Grauen, ja die Sinnlosigkeit des Krieges ein, der letztendlich nur Verlierer hinterlässt. Die Frauen, die die zu Hause gebliebenen Männer mit dem Überreichen einer weißen Feder als Feiglinge bloßstellten, stehen am Ende des Krieges alleine in den Trümmern. Die wenigen Männer, die aus dem Krieg zurückkehren sind schwerst traumatisiert. Die zarte Liebesgeschichte zwischen Henry und Sydney bildet ein starkes Gegengewicht zu der Brutalität an der Front.

Es war ein Buch, dass mir einiges abverlangt hat, über dass ich aber sicher noch eine Weile nachdenken werde.

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Veröffentlicht am 25.03.2024

Die Burg des Grauens

Die Burg
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Der Milliardär Nevio hat keine Kosten und Mühen gescheut sein Herzensprojekt „Die Burg“ auf den Weg zu bringen. In der restaurierten Burg Greifenau ist ein Escape Room Paradies der Extraklasse entstanden. ...

Der Milliardär Nevio hat keine Kosten und Mühen gescheut sein Herzensprojekt „Die Burg“ auf den Weg zu bringen. In der restaurierten Burg Greifenau ist ein Escape Room Paradies der Extraklasse entstanden. Dank der eingesetzten KI , LED Wänden und der Möglichkeit Gerüche und auch Nebel in den Räumen einzusetzen wird die Illusion perfekt . Die Besucher können die Burg immer wieder neu entdecken, da sie sich quasi jedes Szenario wünschen können, dass dann mit der modernen Technik umgesetzt wird.

Vor der Eröffnung gibt es noch einen Probelauf mit ausgewählten Gästen, die für ihr Kommen und ihre Mithilfe eventuell noch Fehler zu finden, großzügig entlohnt worden sind. Nicht vorgesehen ist ein Horrortrip, bei dem es sogar Tote gibt. Doch genau das passiert bei dieser Generalprobe.

Ich liebe die Bücher von Ursula Poznanski. Sie hat immer tolle Ideen und spannende Plots , die meistens viele unterhaltsame Stunden garantieren.

Leider bin ich von „der Burg „ enttäuscht. Es fängt ohne Zweifel spannend an, aber diese Spannung fällt im Mittelteil in sich zusammen. Eine Schrecklichkeit nach der anderen wird den eingeschlossenen Protagonisten präsentiert, aber so eklig die Projektionen auch sind, es sind Projektionen. Sie können den Besuchern gar nicht gefährlich werden .Ich war noch in keinem Escape Room, aber einen Besuch in einem solchen stelle ich mir ganz anders vor. Rätsel hatte man den Eindruck spielten eine eher untergeordnete Rolle und wenn dann waren sie sehr persönlich, Seelenstriptease sozusagen. Und die Auflösung, nun ja , da fehlte mir der Wow Moment. So oder so ähnlich hatte ich mir das Ende selbst schon vorgestellt. Schade, dass es den Charakteren zudem auch an Tiefe fehlte. Ich fand sie recht oberflächlich gezeichnet.



Ich hatte das Buch als Hörbuch vorliegen.. Die Stimme des Sprechers hätte vielleicht noch etwas rausreißen können, aber sie hat mir leider überhaupt nicht zugesagt. Sehr schade.



Für mich leider nicht der große Wurf.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Clarisse und Ève

Die Definition von Glück
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Den Romantitel „Die Definition von Glück“ hätte die Autorin Catherine Cusset für ihr Buch nicht passender wählen können, finde ich.

Es geht in diesem Buch nämlich um zwei sehr unterschiedliche Frauen, ...

Den Romantitel „Die Definition von Glück“ hätte die Autorin Catherine Cusset für ihr Buch nicht passender wählen können, finde ich.

Es geht in diesem Buch nämlich um zwei sehr unterschiedliche Frauen, deren Leben rückwirkend beginnend in den 60er Jahren bis in die Jetztzeit erzählt werden und deren Vorstellungen von einem glücklichen Leben sehr variieren.

Wir begleiten die Frauen Clarisse und Ève abwechselnd auf ihrem Lebensweg, teilen sowohl ihre Sehnsüchte und Glücksmomente als auch ihre schweren Stunden und erleben ihre Entwicklung vom Heranwachsen zum Erwachsensein, erfahren von ihren Partnerschaften und ihren eigenen Erfahrungen mit der Mutterschaft und mit dem Älterwerden.

Es ist ein Buch über das Leben, wie unterschiedlich man es anpacken kann, aber auch wie nachhaltig Erlebtes die weitere Entwicklung beeinflusst.

Clarisse ist ein Freigeist. Sie reist in der Welt umher, sucht das Abenteuer, ist ständig neu verliebt. Wenn sie nicht gerade wieder im Flugzeug auf dem Weg nach Asien sitzt, lebt sie in Paris.

Ganz anders ist Ève. Sie hat sich mit ihrer Leidenschaft fürs Kochen eine Existenz mit einer eigenen Cateringfirma aufgebaut, ein Job der allein die Familie schon gut ernähren kann. Sie lebt mit ihrem Mann und der kleinen Tochter im quirligen New York.

Die Verbindung, die es zwischen den beiden Frauen gibt, wird erst im Laufe der Geschichte aufgedeckt. Man sollte den Prolog , der viel vorweg nimmt allerdings erst nach Beenden des Buches lesen, finde ich.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Die Figuren wirkten äußerst lebendig und der Sprachstil der Autorin konnte mich durchweg fesseln.

Toll fand ich auch, dass geschichtliche Eckdaten wie z,B das Attentat am 11.September, die Wahl von Trump zum Präsidenten oder die Corona Pandemie klug in die Geschichte verwoben wurden.

Nicht immer waren mir die Protagonistinnen sympathisch. Manch getroffene Entscheidung war sicher auch fragwürdig, aber das machte die Figuren nur umso lebensechter.

Ich habe den Roman wirklich gerne gelesen und empfehle ihn wärmstens weiter.

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Hilfe, Hormone außer Kontrolle

Morden in der Menopause
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Zum Inhalt:

Die 48jährige Liv Steinhammer ist Ehefrau und Mutter von drei pubertierenden Kindern, muß sich neben ihrem Job als Küchenplanerin auch noch um ihre Schwiegereltern kümmern und ist schlicht ...

Zum Inhalt:

Die 48jährige Liv Steinhammer ist Ehefrau und Mutter von drei pubertierenden Kindern, muß sich neben ihrem Job als Küchenplanerin auch noch um ihre Schwiegereltern kümmern und ist schlicht weg überfordert. Ausgerechnet jetzt gerät ihr eigener Hormonhaushalt aus den Fugen. Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen ,Vergesslichkeit und Schlafstörungen sind die Vorboten der Wechseljahre, die sie mit voller Wucht ereilen. Als sie ihren Sohn beim Drogenkauf erwischt, eskaliert die Situation und sie hat plötzlich ganz andere Probleme. Wie entsorgt man eine Leiche? Natürlich findet sich da eine kreative Lösung. Nur leider kommt da ein Rattenschwanz an Problemen gleich hinterher.



Mit „Morden in der Menopause“ hat Tine Dreyer genau meinen Nerv getroffen. Ich teile ihren schwarzen Humor und hatte wirklich großen Spaß mit diesem Buch. Die Autorin hat diesen Tabu behafteten Lebensabschnitt wunderbar beschrieben.



„ Progesteron sorgt dafür, dass wir gelassen sind und gut schlafen können. Progesteronmangel hält uns dagegen nächtelang wach und macht uns dünnhäutig, nervös und verursacht Kopfschmerzen. Und plötzlich wird Mama zur Furie.“



Neben einer wirklich lustigen, ja natürlich auch überspitzten Kriminalgeschichte erfährt man vor jedem Kapitel ein bisschen Grundwissen zur Menopause. Das ist klug gemacht und hat mir gut gefallen. Gerade wenn man sich in einer ähnlichen Lebenssituation wie Liv befindet, wird man sich hier oft z.b in den Dialogen mit den Kindern, die in der Pubertät auch nicht gerade feinfühlig sind, wiederfinden, auch wenn man nicht direkt einen Mord begeht.



Alle Fans der „Achtsam Morden“ Reihe werden auch an „Morden in der Menopause“ ihre Freude haben. Ich habe so gelacht, und der sympathischen Liv konnte man ihr tödlichen Ausraster nicht übel nehmen. Es gab immer gute Gründe. Zum Glück sind die Wechseljahre ja irgendwann überstanden.

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