Profilbild von Minijane

Minijane

Lesejury Star
offline

Minijane ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Minijane über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2024

Berührende Familiengeschichte

Hallo, du Schöne
0

„Die ersten sechs Tage seines Lebens war William Waters kein Einzelkind.“



Mit diesem dramatischen Satz beginnt der Familienroman der Autorin Ann Napolitano. William‘s Kindheit ist geprägt von der Trauer ...

„Die ersten sechs Tage seines Lebens war William Waters kein Einzelkind.“



Mit diesem dramatischen Satz beginnt der Familienroman der Autorin Ann Napolitano. William‘s Kindheit ist geprägt von der Trauer in seiner Familie. Mit dem Tod seiner Schwester ist auch die Fröhlichkeit und Liebe in seinem Elternhaus gestorben und für William ist keine Liebe mehr übrig geblieben. Lediglich beim Basketball spielen in der Schule und später am College erfährt der groß gewachsene Junge Bestätigung und Lob.

Als er im College Julia Padavano kennenlernt und mit ihr ihre quirligen Schwestern und deren chaotisches, liebevolles Zuhause, ist er fast ein bisschen überfordert.

Er verliebt sich in Julia, doch William‘s Kindheit wirkt nach und sein Trauma belastet die Beziehung.

Der Familienzusammenhalt der Padavanos steht im krassen Gegensatz zu dem, was William als Familie kennengelernt hat. Auch Julia‘s drei Schwestern habe eine sehr enge und innige Beziehung zueinander. Diese Fürsorge füreinander und die komplikationslose Aufnahme von William in die italo-amerikanische Großfamilie war so toll beschrieben und einfach schön zu lesen. Die Kapitel sind zeitlich überlappend aus verschiedenen Perspektiven geschrieben. Mit dem Erwachsenwerden von William, den Schwestern und dem Versterben des Padavano -Vaters gibt es einen Bruch in der Familie mit teilweise sehr drastischen Lebensentscheidungen.

Der Roman war spannend, hatte einen sehr angenehmen, warmherzigen Sprachstil und war besonders zum Ende hin sehr emotional. Ich habe das Buch einfach unheimlich gerne gelesen und die Padavonos sofort in mein Herz geschlossen.



Das Buch nimmt mehrfach Bezug auf den Klassiker „ Little Women“ von Louisa May Alcott, den ich jedoch nicht gelesen habe bisher. Möglicherweise ist die Geschichte für Kenner dieses Werkes etwas vorhersehbar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.02.2024

Eintauchen ins Mittelalter

Saeculum
0

Das Setting dieses Jugenthrillers fand ich mal wieder eine tolle Idee von Ursula Poznanski. Insgesamt ist Saeculum nach meinem Empfinden eher ein schwächeres Buch der Autorin.



Einmal für ein paar Tage ...

Das Setting dieses Jugenthrillers fand ich mal wieder eine tolle Idee von Ursula Poznanski. Insgesamt ist Saeculum nach meinem Empfinden eher ein schwächeres Buch der Autorin.



Einmal für ein paar Tage in einem Live Rollenspiel ins Mittelalter abtauchen, ist vielleicht irgendwie reizvoll, zumindest interessant. Für Bastian ist die Convention, zu der er eingeladen wird ein Abenteuer, auf dass er sich nur einlässt, weil ihm ein Mädchen aus der Szene den Kopf verdreht hat. Der etwas biedere Medizinstudent hofft darauf Sandra nöherzukommen. Doch kaum sind sie mit einer Gruppe junger Leute in einer einsamen Waldgegend angekommen, haben sich in ihre Gewandung geworfen und sind in ihre ausgedachten Rollen geschlüpft, zeigt ihm Sandra ziemlich deutlich die kalte Schulter. Außerdem passieren merkwürdige Dinge. Erfüllt sich möglicherweise ein uralter Fluch, der auf diesen Ländereien liegt und führt er, wie es in der Sage steht dazu, dass keiner der Rollenspieler wieder nach Hause zurückkehren kann?



Die Autorin bemüht sich nach Kräften ein Gruselszenario aufzubauen, was ihr leider nur mäßig gelungen ist. Auch fand ich das Buch recht langatmig und die Charaktere nicht besonders tiefgründig. Das Ende war dann etwas an den Haaren herbeigezogen und recht unglaubwürdig.

Schade, die Grundidee fand ich wirklich toll und bin voller Vorfreude in das Buch gestartet. Es war dann insgesamt auch ganz unterhaltsam, aber für mich dennoch enttäuschend, da ich anderes von Ursula Poznanski gewöhnt bin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2024

Wenn die Kinder ausziehen

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
0

Doris Knecht hat eine ganz besondere Art zu schreiben, die mir sehr gefällt, sehr ehrlich , sehr angenehm, sehr warm. Man kann ihre Gedanken gut nachvollziehen und hat Dinge , die sie beschreibt vielleicht ...

Doris Knecht hat eine ganz besondere Art zu schreiben, die mir sehr gefällt, sehr ehrlich , sehr angenehm, sehr warm. Man kann ihre Gedanken gut nachvollziehen und hat Dinge , die sie beschreibt vielleicht schon selbst so erlebt, sie nur nie so gut in Worte gefasst.

Worum geht es?

Die Protagonistin steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Ihre Kinder sind flügge geworden und werden in Kürze ausziehen. Für sie selbst ist die geräumige Mietwohnung nicht mehr finanzierbar, wenn die Alimente des Vaters ihrer Zwillinge wegfallen. Sie wird sich eine kleinere Wohnung suchen müssen und muß rigoros ausmisten. Das macht sie dann auch, und mit dem Aussortieren, erinnert sie sich an eigene Kindheitserlebnisse, vergangene Freundschaften, Entscheidungen, die ihrem Leben die Richtung gegeben haben. Sie mistet ihre Erinnerungsräume sozusagen gleich mit aus. Schön fand ich, dass die Protagonistin in dem Buch nicht verbittert ist, weil sie in eine deutlich kleinere Wohnung ziehen muss, eine Veränderung, die ihr die Umstände aufzwingen. Nein, sie freut sich auf ihren neuen Lebensabschnitt , sieht das Positive, z. b die Nähe zu ihrer Freundin. Auch bei der Gestaltung der neuen Wohnung braucht sie auf niemanden mehr Rücksicht zu nehmen. Pech, wenn den Kindern der Beige oder besser gesagt Greigeton der Wandfarbe zu langweilig ist. Das Buch beschreibt die innere Zäsur der Protagonistin in der Mitte des Lebens mit einem feinen Humor und einer Spur Selbstironie, was ich sehr mochte und gerne gelesen, bzw. gehört habe, denn ich hatte das Buch als Hörbuch vorliegen. Das ist im Übrigen sehr zu empfehlen. Jutta Seifert hat eine tolle und für den Text sehr passende Stimme und hat es perfekt vorgelesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.02.2024

Toxische Freundschaften

Dunkelgrün fast schwarz
0


Dieses Debüt der österreichischen Autorin Mareike Fallwickl lag schon viel zu lange ungelesen im Regal, und ich bin froh es jetzt endlich gelesen zu haben.

Es handelt sich grob gesagt um eine toxische ...


Dieses Debüt der österreichischen Autorin Mareike Fallwickl lag schon viel zu lange ungelesen im Regal, und ich bin froh es jetzt endlich gelesen zu haben.

Es handelt sich grob gesagt um eine toxische Freundschaftsgeschichte. Moritz und Raffael lernen sich schon mit drei Jahren kennen, als sich ihre Mütter zufällig auf dem Spielplatz des Dorfes begegnen. Charakterlich könnten die beiden Jungen unterschiedlicher nicht sein, aber das ist es wahrscheinlich auch, was sie vom Beginn ihrer Freundschaft an zueinander zieht. Moritz ist der liebe, freundliche und schüchterne Junge, der sich von dem eher draufgängerischen Raffael , der gerne bestimmt, was gemacht wird, mitziehen lässt. Als im Teenageralter Johanna noch dazustößt , sind weitere Konflikte vorprogrammiert.

Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt, der von Moritz, der von Johanna und zusätzlich noch aus der Sicht von Marie, der Mutter von Moritz.

Der Roman beginnt im Jahr 2017, in dem Moritz kurz davor ist selber Vater zu werden und sein Kindheitsfreund ,zu dem er seit 16 Jahren keinen Kontakt mehr hat, plötzlich und unerwartet auf der Matte steht. Moritz‘s Frau ist nur mäßig begeistert und regelrecht sauer, als Raffael gar nicht wieder gehen will.

Stück für Stück dröselt Mareike Fallwickl ein kompliziertes Beziehungsgeflecht aus Manipulation und Machtspielchen auseinander, dem Moritz schon als kleiner Junge nicht entkommen konnte. Wir springen zwischen den Jahren und den Protagonisten hin und her und nach und nach wird das Bild wie ein Puzzle vervollständigt.

Das macht die Autorin wirklich toll. Sie benutzt eine sehr bildhafte, flüssige Sprache. Manchmal wird es auch etwas derb, was an den Stellen aber auch passt. Die Spannung hält sie konstant hoch.

Moritz ist ein sehr feinfühliger und sensibler Mensch, der eine außergewöhnliche Begabung hat. Er kann nicht nur wunderbar zeichnen und mit wenigen Pinselstrichen die Gefühle von Menschen auf das Papier bringen, er erfasst sein Gegenüber auch in Farbtönen. Diese Idee der Autorin fand ich klasse und diese farbliche Wahrnehmung fließt dann auch immer bei dem Erzählstrang von Moritz mit ein. Das erklärt im Übrigen auch den Buchtitel.

Das Buch lässt die eigenen Gefühle hochkochen. Ich war empört und wütend, traurig und fassungslos. Ich konnte als Mutter so gut Marie‘s Ohnmacht nachfühlen, die merkt, dass diese Freundschaft nicht gut ist für ihren Sohn und doch machtlos dagegen ist.

Mich konnte das Buch wirklich begeistern. Ich fand es spannend, sehr emotional und die Figuren absolut authentisch. Es war ein literarischer Pageturner mit Psychthrillerflair ohne ein Thriller zu sein. Ganz toll! Ich habe es supergern gelesen und frage mich, warum ich solange damit gewartet habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.02.2024

Spannend und unblutig

Wenn sie wüsste
0

Auf diesen spannenden Psychothriller mit dem auffälligen grünen Buchschnitt war ich schon eine ganze Weile sehr gespannt.



Der Klappentext verrät nur soviel, dass eine junge Frau ( Millie) sich sehr ...

Auf diesen spannenden Psychothriller mit dem auffälligen grünen Buchschnitt war ich schon eine ganze Weile sehr gespannt.



Der Klappentext verrät nur soviel, dass eine junge Frau ( Millie) sich sehr freut, als man ihr die Chance gibt eine Stelle als Hausmädchen anzufangen. Millie hofft auf einen Neuanfang nach einer schwierigen Vergangenheit. Doch ihre neue Arbeitgeberin Nina entpuppt sich als eine furchtbare Person, die ihr das Leben zur Hölle macht.



Dabei fängt alles so gut an. Nachdem Millie längere Zeit in ihrem Auto gelebt hat, scheint ihr neues Zuhause ein Traum zu sein. Nur, dass die anfänglich so sympathische Nina ein zweites Gesicht hat und sie schikaniert, wo es nur geht. Auch der Umgang mit der kleinen Tochter Cecilia ist nicht einfach. Sie ist zickig und unverschämt, ohne das ihr Verhalten von den Eltern sanktioniert wird. Lediglich Ehemann Andrew ist freundlich zu Millie. Ihn bekommt sie aber selten zu Gesicht, weil er sehr viel arbeitet. Millie fragt sich die ganze Zeit, was mit dieser Familie nicht stimmt.

Viel mehr will ich gar nicht verraten , nur soviel, dass immer wenn man denkt man hat durchschaut, wo die Geschichte sich hinentwickelt, gibt es einen überraschenden Twist und es geht plötzlich in eine ganz andere Richtung. Es war sehr spannend, kurzweilig und unterhaltsam, ein Pageturner, den man ruckzuck weggelesen hat. Hat mir Spaß gemacht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere