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Veröffentlicht am 05.04.2023

Neri wird wohl müde

Verschwunden
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Commissario Neri ist ein bisschen arbeitsmüde. So langsam denkt er an die Pensionierung und mit seiner Frau von einem Altersruhesitz am Meer. Doch die Träumerei muss warten, denn ein kleiner deutscher ...

Commissario Neri ist ein bisschen arbeitsmüde. So langsam denkt er an die Pensionierung und mit seiner Frau von einem Altersruhesitz am Meer. Doch die Träumerei muss warten, denn ein kleiner deutscher Junge ist verschwunden und das geht Neri sehr nahe. Er will ihn unbedingt finden. Da taucht er plötzlich völlig verstört wieder auf. Neri ist enorm erleichtert, doch dann kommt etwas Verstörendes ans Licht. Zudem muss Neri zum neuen Dottore, der ein ambulatorio eröffnet hat, denn eine Wunde an seiner Hand hat sich erschreckend entzündet. Währenddessen lebt die Maklerin Elena, die für Neri ein Häuschen finden soll, ein eigenartiges Hobby aus, trauert um ihren Vater und zofft sich mit dessen neuer Frau. Und dann überschlagen sich die Ereignisse!

Ich mag die Bücher von Sabine Thiesler eigentlich sehr. Dieses hier war allerdings eine Herausforderung. Der Klappentext greift viel zu weit voraus und bis die Story so richtig in Fahrt kommt, hatte sie mich schon fast komplett verloren. Gewisse Dinge werden zu sehr ausgedehnt, manches zu deutlich beschrieben und noch dazu kommt die Sprache der Autorin diesmal unendlich altbacken rüber, sehr einschläfernd und irgendwie als würde sie ein Märchen erzählen. Spannung fehlt mir sehr, an deren Stelle rücken Beschreibungen von brutalen Szenen, die ich nicht so deutlich brauche.

Die eine oder andere Figur ist mir einfach zu naiv. Alle wirken ein bisschen schläfrig und einfach nicht wirklich realistisch. Das hat dann dazu geführt, dass ich sehr lange brauchte, um die 479 Seiten zu lesen. Dabei sind die meisten Kapitel schön kurz gehalten, sodass man an sich gut voran kommen müsste. Neri kam für mich zu kurz und er konnte auch nicht mit Leistung glänzen. Der Zufall spielt ihm zu sehr zu, von Eigenleistung ist wenig zu sehen. Sein privates Leben steht mir zu sehr an erster Stelle. Ermittlungsarbeit ist hier irgendwie der Darstellung menschlicher Ausschweifungen, Abgründe, Abartigkeiten und Befindlichkeiten gewichen.

Der Plot hätte sehr viel mehr hergeben können, würde ich mal behaupten. Hier wirkt alles etwas müde, hölzern und gelangweilt. Die Story entgleitet der Autorin ein bisschen, denke ich. Vieles ist einfach nur absurd und unrealistisch. Ich hoffe, es geht mit der Reihe schwungvoller weiter. Diesmal reicht es leider nur für drei Sterne.

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Veröffentlicht am 24.03.2023

Hilde

Siegfried
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Eine namenlose Ich-Erzählerin erkennt an einem Morgen, dass ihr alles über den Kopf wächst und sie einfach nicht mehr weiter kann. Also lässt sie alles stehen und liegen – sogar Schuhe und Handtasche – ...

Eine namenlose Ich-Erzählerin erkennt an einem Morgen, dass ihr alles über den Kopf wächst und sie einfach nicht mehr weiter kann. Also lässt sie alles stehen und liegen – sogar Schuhe und Handtasche – und fährt in die Psychiatrie, um sich dort helfen zu lassen. Auf dem Weg und im Wartezimmer zieht quasi ihr ganzes Leben an ihr vorbei. Ein Leben, das sehr freudlos und vor allem lieblos war.

Der Anfang war sehr vielversprechend. Nicht einfach, nicht locker, nicht so leicht zu lesen, aber enorm interessant, vielsagend, man spürte die Verzweiflung, Angst, Sorge und konnte nachempfinden, dass es der Ich-Erzählerin einfach zu viel wurde. Man wünschte sich, dass sie Hilfe findet, wollte sie begleiten.

Doch im Laufe der Erzählung wurde es für mich immer schwieriger, allem zu folgen. Ich konnte nicht mehr sehen, wohin es führt. Siegfried wurde kaum erwähnt, dafür war Hilde, Siegfrieds Mutter, fast immer irgendwie anwesend und überlagert alles. An der Art der Sätze konnte man die Gefühlswelt der Erzählerin erkennen. Mal sehr kurz, fast stakkatoartig. Dann unfassbar lang und verschachtelt, sodass man gar nicht mehr wusste, um was es gerade eigentlich ging. Das Lesen zog sich deshalb irgendwann in die Länge, weil ich ab einem gewissen Punkt nur noch ein paar Seiten am Stück ertragen konnte. Das wurde durch die wenigen Absätze und ewig langen Kapitel nicht besser.

Achtung, Spoilergefahr! Ganz schlimm ist für mich aber das Ende. Das Buch hört einfach auf. Nichts ist geregelt, nichts ist geklärt, erklärt ist auch nichts und ich bleibe als Leser mit Angst und Fragen zurück und auch die Erzählerin ist noch immer da, wo sie von Anfang an war. Warum sie nicht einfach zu Siegfried gefahren ist, sondern in die Psychiatrie, bleibt mir ein Rätsel. Wie so vieles.

Vielleicht liegt es ja an mir und ich habe die Aussage des Buches schlicht nicht verstanden. Vertrauen in die Psychiatrie weckt es jedenfalls schon mal nicht. Ich gebe drei Sterne.

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Veröffentlicht am 13.03.2023

Der Schwerpunkt liegt bei veganen Rezepten

Silvis leichte Küche für alle Tage
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Ein paar Kalorien sparen, weniger Fleisch essen, gesünder leben, ja, das ist das, was ich möchte. Es ist auch klar, dass man da an sich selbst arbeiten muss und die Umstellung nicht ohne ein wenig Anstrengung ...

Ein paar Kalorien sparen, weniger Fleisch essen, gesünder leben, ja, das ist das, was ich möchte. Es ist auch klar, dass man da an sich selbst arbeiten muss und die Umstellung nicht ohne ein wenig Anstrengung möglich ist. Dennoch habe ich mir von diesem Buch doch etwas anderes erhofft. Es ist nicht, wie der runde Aufdruck verspricht, jetzt veggie, nein, es ist fast komplett vegan. Das ist leider so gar nicht das, was ich möchte! Ich verzichte gern auf Fleisch, aber Milchprodukte und Eier lasse ich mir dann doch nicht nehmen. Auch kann ich nicht so ganz verstehen, warum fast alles ausgetauscht werden muss, um leicht zu sein. Ich nutze gern Getreide und Mehl, da möchte ich keine Ersatzprodukte, auch kein Mandelmehl. Zuckerersatz möchte ich ebenfalls nicht zu mir nehmen – weniger Zucker ja, nicht-raffinierten Zucker auch, aber keine Süßstoffe, Zuckeraustauschstoffe, Ersatzstoffe. Leider ist das Buch voll davon.

Der Theorieteil ist ausführlich und informativ, das streite ich nicht ab. Die Entwicklung von Silvia Gasser bzw. wie sie dazu kam, ihre Ernährung im Laufe der Jahre komplett auf links zu drehen und die Erkenntnis, dass nichts im Leben beständig ist, außer der Veränderung ist nachvollziehbar und regt auch zum Nachdenken an. Gar keine Frage, ich finde Silvia Gasser ist eine großartige Frau, von der man viel lernen kann. Trotzdem bin ich ein bisschen traurig, denn für mich geht das Buch zwei Schritte über mein Ziel hinaus. Ja, es steht auf dem Cover, dass die 80 Rezepte kohlenhydratarm und glutenfrei sind, das zu überlesen, ist mein persönliches Problem. Aber nicht jeder Vegetarier möchte Veganer werden!

Die Rezepte selbst gefallen mir entsprechend nur teilweise. Manche kann ich problemlos auf meinen Geschmack umstellen, bei anderen ist das zu kompliziert. Natürlich mag man bei kaum einem Rezeptbuch alle Rezepte, aber doch mehr, als ich hier finde. Genial ist jedoch auf alle Fälle die Zucchiniroulade! Schon allein für dieses Rezept hat sich für mich das Buch gelohnt! Warum man aber bei Schupfnudeln Pfeilwurzelmehl und Leinsamenmehl nehmen muss und sie nicht ganz normal mit Kartoffeln zubereiten kann, verstehe ich nicht. Kartoffeln sind von Natur aus glutenfrei.

Der Aufbau der Rezepte ist klassisch. Zunächst erzählt die Autorin mal mehr, mal weniger darüber, dann kommt die Zutatenliste, daneben die Zubereitungsschritte. Ganz oben finden sich die Symbole, die anzeigen, ob ein Rezept glutenfrei, vegetarisch, vegan ist, für wie viele Personen oder Portionen es ist und wie viel Zeit benötigt wird. Sehr lobenswert finde ich, dass es wirklich zu jedem Rezept ein Foto gibt. Das ist mir immer sehr wichtig, da ich dazu neige, Rezepte ohne Bild zu ignorieren. Auch mag ich die Fotos im Theorie-Teil sehr. Sie wirken nicht wie eine Selbstdarstellung, sondern geben den Texten eine Seele. Sehr sympathisch!

Zwischendurch gibt es immer wieder Kapitel „Silvie on Tour“. Diese sind zwar auch relativ informativ, aber doch auch ordentlich Werbung für die entsprechenden Unternehmen bzw. Personen, nicht zuletzt auch für Produkte der Autorin.

Was ist also mein Fazit? Für mich persönlich ist dieses Buch nicht das richtige. Zu sehr vegan, zu viele Ersatzprodukte. Für alle, die sich im Übergang zwischen Vegetarier und Veganer befinden, ist es jedoch geradezu perfekt, vor allem, wenn man dazu noch glutenfrei kochen und backen möchte. Deshalb gebe ich drei Sterne, lege es aber der Zielgruppe definitiv ans Herz.

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Veröffentlicht am 01.03.2023

Gemächlicher, ruhiger Schmunzelkrimi

Mord im Kurhotel
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Anne-Maj Mortensen verbringt nach einer OP die Reha-Zeit in einem Kurhotel. Wellness ist so gar nicht ihr Ding und sie versteht nicht, was die anderen Gäste freiwillig in so eine Einrichtung treibt. Gemüse ...

Anne-Maj Mortensen verbringt nach einer OP die Reha-Zeit in einem Kurhotel. Wellness ist so gar nicht ihr Ding und sie versteht nicht, was die anderen Gäste freiwillig in so eine Einrichtung treibt. Gemüse zum Trinken oder aufs Gesicht ist nichts für die neugierige Spürnase. Da kommt ihr die Unterbrechung der Langeweile ganz recht, auch wenn der Tod eines weiblichen Gastes der Grund ist. Als auch noch ihre Schmerzmittel verschwinden, kommt Leben in die Hobby-Spürnase und sie legt in gewohnter Manier los.

Ach ja, Anne-Maj macht exakt da weiter, wo sie im ersten Band aufgehört hat! Sie kann es eben einfach nicht lassen! Und obwohl sie ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge hat, muss man sie einfach mögen. Ich würde sie nicht unbedingt als dänische Miss Marple sehen – denn diese Romanfigur war doch etwas gerissener, resoluter und irgendwie auf andere Weise neugierig. Aber sie ist unschlagbar unterhaltsam. Und sie lehrt den Leser auch ein Stückchen Hygge, trotz ihrer Neigung, alles besser zu wissen und zu können und alle korrigieren zu wollen.

Ein bisschen nervt das Thema Covid/Corona. Ja, da stecken wir noch immer drin, trotz Lockerungen und ja, das Buch wurde geschrieben, als Corona auf dem höchsten Punkt war. Dennoch muss ich das nicht immer wieder lesen. Die ewigen Kämpfe von Corona-Leugnern und den Verfechtern alles Guten bin ich ein wenig leid.

Ansonsten muss man hier sehr viel schmunzeln und die Gemächlichkeit tut auch mal richtig gut. Die Spannung ist nicht sehr hoch, aber vorhanden und die eine oder andere Spitze hat sie dann doch mal. Besonders gelungen sind die eingestreuten Pointen und Running Gags. Dass Anne-Maj hin und wieder auch ein bisschen auf der Leitung steht, ist sehr charmant.

Dennoch kann ich diesmal nur drei Sterne geben. Mir war das zu viel Schmunzeln und zu wenig Krimi, zu viel Corona und zu wenig Schnüffelei, zu viel Schmerzmittel und zu wenig Spontanität. Sabine Mièl Fischer hat beim Einsprechen einen großartigen Job gemacht, konnte das Ruder aber leider nicht herumreißen. Mir trat die Geschichte zu lang zu sehr auf der Stelle, die Hinweise waren zu plump, Anne-Maj war mir diesmal zu wenig der Polizei voraus und das eine oder andere Thema wurde zu sehr ausgelutscht. Da wurden die zwölf Stunden doch arg lang. Dennoch bin ich gespannt, wie es mit ihr und ihrer Spürnase wohl weitergeht und werde auch in einen Folgeband eintauchen.

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Veröffentlicht am 22.02.2023

Vampire in der Stadt?

Viral. Blutrausch
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Im wahrsten Sinne des Wortes blutleer sind die beiden Leichen, die kurz hintereinander gefunden werden. Natürlich wird schnell von der Presse alles extrem aufgebauscht und schon ist die Rede von Vampirismus. ...

Im wahrsten Sinne des Wortes blutleer sind die beiden Leichen, die kurz hintereinander gefunden werden. Natürlich wird schnell von der Presse alles extrem aufgebauscht und schon ist die Rede von Vampirismus. Bastian Becker und seine Partnerin Janina Funke werden von Christine Peterson beauftragt, bei den Ermittlungen zu helfen. Doch das gestaltet sich nicht so leicht, wie anfangs gedacht und die beiden Privatermittler geraten immer tiefer in die Sache und damit in Gefahr.

So ganz nebenbei werden in diesem kleinen Krimi nicht nur (zwischen)menschliche Probleme, sondern auch diverse brisante Themen angeschnitten. Selbst Querdenker und Verschwörungsmärchen werden zum Thema. Das finde ich teils anstrengend, teils aber auch einfach nur lebensnah und damit realistisch.

Benecke zeichnet keine korrigierte Welt, sondern spiegelt die reale Welt in seinem Buch sehr gut wider, mitsamt aller Details – aber ohne es zu übertreiben und damit zu langweilen. Seine Beobachtungsgabe kommt sehr gut rüber. Nur seine Figuren sind manchmal extrem naiv oder haben eine fürchterlich lange Leitung, stehen auf dem Schlauch, sind betriebsblind. Gerade gegen Ende nimmt das Ausmaße an, die leider zum Sterneabzug führen. Nachdem die Ermittlungen lange Zeit auf der Stelle traten, geht es ganz unerwartet und plötzlich und rasant auf die Zielgerade.

Mir fehlt leider auch einiges an Information zur Figur Bastian Becker. Man erfährt schnell, dass er eine Vergangenheit hat, die ihn irgendwie zu einer Art Outlaw gemacht hat, aber was genau, das bleibt ungewiss. Ein paar Brocken mehr wären da doch wichtig gewesen, finde ich.

Ich mag Mark Benecke, aber an diesem Krimi merkt man doch, dass es nicht ganz sein Metier ist und Fachbücher ihm sehr viel mehr liegen. Dennoch habe ich das dumpfe Gefühl, da könnte doch noch was draus werden. Vielleicht nicht meine Lieblingsserie, aber doch Lektüre für zwischendurch, für Tage, die anstrengend waren und an denen man sich einfach nur berieseln lassen möchte. Von daher gebe ich drei Sterne.

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